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Georg Wydra Sportpädagogik zwischen schulischer Pflicht ...

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Sportunterricht <strong>zwischen</strong> <strong>schulischer</strong> <strong>Pflicht</strong> und freizeitlicher Spaßorientierung 36<br />

3.2.2.1 Sportorientierte Konzepte<br />

3.2.2.1.1 Das Intensivierungskonzept<br />

Das Intensivierungskonzept, wie es von Stiehler (1973) vertreten wird,<br />

sieht den Sportunterricht als intensive und rationell organisierte körperliche<br />

Grundausbildung. „Die Hauptaufgabe des Sportunterrichts ist die<br />

körperliche Grundausbildung“ (Stiehler, 1973, S. 60). Die Didaktik/Methodik<br />

des Sportunterrichts ist auf die Anwendung trainings- und<br />

bewegungswissenschaftlicher Grundprinzipien reduziert. Eingebettet war<br />

das Konzept in der DDR in die Ideologie der sozialistischen Gesellschaft.<br />

Es hat aber aufgrund der Langlebigkeit von Gewohnheiten nach<br />

wie vor einen Stellenwert nicht nur im Bereich der Neuen Bundesländer,<br />

sondern auch im Bereich der Alten Bundesländer. Als Grund hierfür<br />

kann die Tatsache herangezogen werden, dass viele der heute tätigen<br />

Sportlehrer zu einem Zeitpunkt ihre Ausbildung absolvierten, zu der die<br />

Ausbildung sich vor allem auf DDR-Literatur stützte, weil vergleichbare<br />

bundesrepublikanische Literatur aufgrund des damaligen Entwicklungsstandes<br />

der Sportwissenschaft noch nicht vorlag.<br />

Das Konzept war in hohem Maße von der herrschenden Ideologie des sozialistischen<br />

Apparates bestimmt. Sportpädagogen mussten sich den Erkenntnissen<br />

der „marxistisch-leninistischen Pädagogik“ (Stiehler, 1973,<br />

S. 108) orientieren. Diese ging von der „wissenschaftlichen Erkenntnis“<br />

aus, dass die individuelle Entwicklung des Menschen in erster Linie<br />

„durch seine bewußte aktive Tätigkeit, durch seine Auseinandersetzung<br />

mit der gesellschaftlichen Umwelt bestimmt wird“ (Stiehler, 1973, S.<br />

108). Die Aufgabe des Sportunterrichts besteht darin, die Schüler zu<br />

„charakterfesten, klassenbewußten sozialistischen Persönlichkeiten“ zu<br />

erziehen (Stiehler, 1973, S. 109). Typisch für DDR-Bücher waren auch<br />

Zitate der jeweiligen Vorsitzenden der SED. So wird der langjährige<br />

Staatsratvorsitzende Erich Honecker mit folgenden Worten aus dem Bericht<br />

des Zentralkomitees an den VIII. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei<br />

Deutschlands zitiert:<br />

„Sozialistische Persönlichkeiten entwickeln sich in ihren Arbeitskollektiven,<br />

im Ringen um höchste Ergebnisse im sozialistischen Wettbewerb,<br />

beim Lernen, im Sport und bei der Aneignung der Schätze der Kultur, bei<br />

der Teilnahme an der Leitung und Planung unserer Gesellschaft auf allen<br />

Gebieten“ (Honecker, 1971, S. 70; zitiert nach Stiehler, 1973, S. 15).<br />

Man kann diesem Konzept keinen sportpädagogischen Status beimessen.<br />

Dagegen spricht zum einen die einseitige Orientierung an biologischen<br />

Bezugsgrößen und die daraus resultierende Reduzierung der Didak-

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