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Georg Wydra Sportpädagogik zwischen schulischer Pflicht ...

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Sportunterricht <strong>zwischen</strong> <strong>schulischer</strong> <strong>Pflicht</strong> und freizeitlicher Spaßorientierung 42<br />

Grössing (1997a) liefert drei Begründungen für sein Konzept der Bewegungskultur:<br />

♦ Gründe, die in der veränderten Lebenswelt der Kinder zu suchen sind<br />

und eine andere Form der Bewegungserziehung erfordern,<br />

♦ Anthropologische Gründe, die aufzeigen, dass der Mensch als kulturell<br />

geprägtes und kulturschaffendes Lebewesen auch den Kulturbezirk<br />

Bewegungskultur sich nur über Erziehung zu eigen machen kann,<br />

♦ Fachwissenschaftliche Gründe, die für eine Ablösung des zu schmalen<br />

Sportbegriffes und Zuwendung zum zentralen Phänomen Bewegung<br />

sprechen.<br />

Die Lebenswelt von Kindern hat sich in den letzten Jahrzehnten vollkommen<br />

verändert. Kinder wachsen relativ behütet in einem nie gekannten<br />

Wohlstand auf. Auf der anderen Seite werden Kinder aber auch mit<br />

zahlreichen Belastungen konfrontiert: Gewalt, Drogen, Bewegungsarmut,<br />

Reizüberflutung etc. Kinder erleben ihre Kindheit heute vorwiegend aus<br />

zweiter Hand über den Konsum. Selbst in ländlichen Bereichen leben die<br />

Kinder heute nicht anders als in den Städten. Authentische Naturerlebnisse<br />

werden kaum noch gesammelt. Sinneseindrücke werden reduziert<br />

auf optische und akustische Wahrnehmungen, während Geschmacks-,<br />

Tast-, Muskel-, Tiefen-, Geruchs- und Hautsinn kaum noch gefordert<br />

werden. „Kindern wird viel erlaubt und wenig untersagt, viel in die Eigenentscheidung<br />

übertragen und wenig aufgetragen“ (Grössing, 1997a, S.<br />

41). Ein Zuviel an Freiheit kann auch zu Überforderungen führen, wodurch<br />

Aggressivität entstehen kann. Die Zeit der Kinder ist verplant. Neben<br />

dem Schulstress ist bei vielen Kindern am Nachmittag der Freizeitstress<br />

zu beobachten. Das Leben der Kinder spielt sich an verschiedenen<br />

räumlich voneinander zum Teil weit entfernten Orten ab. Kinder erobern<br />

ihre Umwelt nicht mehr mit eigener Kraft und den eigenen Sinnen (vgl.<br />

Hurrelmann, 1994).<br />

Aus dieser Analyse der Lebenswelt ergeben sich vier Prinzipien für die<br />

Gestaltung des Unterrichts (Grössing 1997a, S. 42 - 43):<br />

♦ Prinzip der Vielseitigkeit: Die Vielfalt der menschlichen Bewegungskultur<br />

hat sich im Unterricht zu spiegeln, wobei die Sinn-, Situations-<br />

und Sozialvielfalt menschlicher Bewegungstätigkeiten in exemplarischer<br />

und didaktischer Auswahl an den Schüler heranzubringen<br />

sind. „Vielseitige Bewegungserziehung soll verhindern, daß Bewegungskarrieren<br />

nicht so verlaufen, daß aus der Vielfalt des bewegungskulturellen<br />

Handelns im Kindesalter die Einseitigkeit des Alterssports<br />

wird“ (Grössing 1997a, S. 43).

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