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Wohnungssuche: Darf der<br />
Vermieter Fragen zu Bonität,<br />
Familienstand, Kinderwunsch,<br />
Haustieren etc. stellen?<br />
„Recht auf Lüge“ bei der<br />
Wohnungssuche.<br />
Vermieter legen verständlicherweise<br />
viel Wert darauf, ihr<br />
Wohneigentum an seriöse und<br />
vor allem solvente Interessenten<br />
zu vermieten. Schließlich<br />
haben sie ein berechtigtes Interesse<br />
daran, vom Mieter regelmäßig<br />
die Miete zu erhalten. So<br />
versuchen Vermieter schon im<br />
Vorfeld durch gezielte Fragen<br />
die Spreu vom Weizen, sprich<br />
den Mietnomaden vom seriösen<br />
Mieter zu trennen. Einige<br />
Vermieter schießen dabei aber<br />
regelmäßig über das Ziel hinaus,<br />
denn nicht jede Frage ist zulässig.<br />
Denn auch Mieter haben<br />
eine grundrechtlich geschützte<br />
Privatsphäre. Ihr Recht auf<br />
informationelle Selbstbestimmung<br />
ist über Artikel 2 Absatz<br />
1, Artikel 1 Grundgesetz (GG)<br />
geschützt.<br />
Zulässige Fragen<br />
Welche Fragen zulässig sind,<br />
ergibt sich aus dem Bürgerliches<br />
Gesetzbuch (BGB). Ein<br />
berechtigtes Interesse liegt<br />
meist bei Fragen vor, die für das<br />
Mietverhältnis wesentlich sind<br />
und nicht in das Persönlichkeitsrecht<br />
des Mieters eingreifen.<br />
Ist eine Frage unzulässig,<br />
muss der Mieter sie nicht beantworten.<br />
Antwortet er allerdings<br />
nicht, dürft e es auch mit<br />
der ersehnten Wohnung nichts<br />
werden. In einem solchen Fall<br />
darf der Interessent dem Vermieter<br />
erzählen, was dieser<br />
hören will, Gerichte sprechen<br />
dem Mietbewerber in dieser<br />
Situation ein so genanntes<br />
72 wirtschaftinform.de<br />
„Recht auf Lüge“ zu, das man<br />
aus dem Arbeitsrecht übertragen<br />
hat. Das gilt aber nur bei<br />
unzulässigen Fragen. Zulässige<br />
Vermieterfragen muss er wahrheitsgemäß<br />
beantworten. Bei<br />
seinen Einkommensverhältnissen<br />
kann der Mieter sogar<br />
eine Auskunft spfl icht haben,<br />
bei der er den Vermieter ungefragt<br />
informieren muss. Wo<br />
für zukünft ige Mieter eine Auskunft<br />
spfl icht besteht, was Vermieter<br />
fragen dürfen und was<br />
Mieter gerne für sich behalten<br />
können, hat die ARAG in einer<br />
Übersicht aufgeführt.<br />
Fragen zur Bonität<br />
Fragen nach Beruf und Einkommen<br />
sind zulässig! Welchen<br />
Beruf der Mieter ausübt,<br />
sagt etwas über seine Bonität<br />
aus. Das gilt ebenfalls für Fragen<br />
nach dem Arbeitgeber und<br />
nach dem durchschnittlichen<br />
Nettoeinkommen. Schließlich<br />
stellt die Mietzahlung die wesentliche<br />
Hauptleistungspfl icht<br />
des Mieters dar (LG München,<br />
Az.: 14 S 18532/08). <strong>Die</strong> Einkommensverhältnisse<br />
von Angehörigen<br />
gehen den Vermieter<br />
nur etwas an, wenn der Angehörige<br />
selbst mit in das Mietverhältnis<br />
involviert ist; z. B.<br />
wenn er für den Mieter bürgt.<br />
Nach Gehaltspfändungen darf<br />
sich der Vermieter erkundigen.<br />
Dabei ist nicht nur der Mieter<br />
zur wahrheitsgemäßen Beantwortung<br />
verpfl ichtet. Auch der<br />
Arbeitgeber kann sich schadensersatzpfl<br />
ichtig machen,<br />
wenn er auf Nachfrage des<br />
Vermieters lügt (OLG Koblenz,<br />
Beschluss vom 06.05.2008, Az.:<br />
5 U 28/08). Mietinteressenten,<br />
die von Sozialleistungen abhängig<br />
sind, müssen dies dem<br />
potenziellen Vermieter sogar<br />
RECHTSANWÄLTE & STEUERBERATER<br />
Bei manchen Fragen darf gelogen werden<br />
ohne Nachfrage mitteilen (LG<br />
Gießen, Az.: 1 S 590/00).Ist über<br />
das Vermögen des Mietinteressenten<br />
ein Insolvenzverfahren<br />
eröff net, besteht die Gefahr,<br />
dass der Vermieter zukünft ige<br />
Mietforderungen gar nicht<br />
oder nur zu einem geringen<br />
Teil wiedererstattet bekommt.<br />
Es besteht <strong>als</strong>o Auskunft spfl<br />
icht seitens des Mieters (AG<br />
Hamburg, Urteil v. 06.05.2003,<br />
Az.: 48 C 636/02). Eine wichtige<br />
Frage für den Vermieter ist<br />
allerdings, ob aus dem vorigen<br />
Mietverhältnis Mietschulden<br />
bestehen; denn diese können<br />
Auswirkungen darauf haben,<br />
ob der Mieter zukünft ig den<br />
Mietzins bezahlen kann (LG<br />
Itzehoe, Urteil vom 28.03.2008,<br />
Az.: 9 S 132/07).<br />
Persönliche Fragen<br />
Unzulässig sind hingegen Fragen,<br />
die unverhältnismäßig in<br />
das allgemeine Persönlichkeitsrecht<br />
des Mieters eingreifen.<br />
Auch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz<br />
(AGG) spielt<br />
bei der juristischen Beurteilung<br />
der Zulässigkeit inzwischen zunehmend<br />
eine Rolle. Ist eine<br />
Frage unzulässig, muss der<br />
Mieter sie nicht (wahrheitsgemäß)<br />
beantworten. Fragen zur<br />
Identität des Mieters (Namen,<br />
Anschrift und Telefonnummer)<br />
sind selbstverständlich<br />
rechtens.<br />
<strong>Die</strong> Frage nach dem Familienstand<br />
wurde bislang ebenfalls<br />
grundsätzlich für zulässig erachtet<br />
(z. B. LG Landau, Urteil<br />
vom 22.01.1985, Az. 1 S 226/84).<br />
Allerdings könnte dies seit der<br />
Anerkennung von Lebenspartnerschaft<br />
en problematisch werden.<br />
Bei der Formulierung der<br />
Frage sollte der Vermieter darauf<br />
achten, die wertungsfreie<br />
Möglichkeit „verheiratet/in einer<br />
Lebenspartnerschaft “ <strong>als</strong><br />
Antwort zu benutzen. Fragen,<br />
ob man geschieden ist, in einer<br />
nicht ehelichen Beziehung lebt<br />
oder verlobt ist, sind dagegen<br />
genau so unzulässig wie Fragen<br />
nach Beziehungen, ihrer<br />
Dauer, Fragen zum persönlichen<br />
Lebenswandel u.s.w. Nach<br />
der Anzahl der Kinder, die mit<br />
in die Wohnung ziehen sollen,<br />
darf der Vermieter fragen.<br />
Schließlich hat er ein berechtigtes<br />
Interesse daran, wie viele<br />
Personen in seiner Immobilie<br />
wohnen.<br />
<strong>Die</strong> Frage nach dem Alter der<br />
Kinder ist heikel. Möchte der<br />
Vermieter Lärm durch Kleinkinder<br />
ausschließen, kann es<br />
rechtlich problematisch werden.<br />
<strong>Die</strong> Gerichte halten Kinderlärm<br />
im Treppenhaus regelmäßig<br />
für zulässig - ob es<br />
sich nun um einen Jugendlichen<br />
oder ein Kleinkind handelt<br />
(LG München I, Az.: 31 S<br />
20796/04).<br />
Fragen nach einem Kinderwunsch,<br />
einer geplanten oder<br />
bestehenden Schwangerschaft<br />
sind unzulässig! <strong>Die</strong>se verletzen<br />
das allgemeine Persönlichkeitsrecht<br />
des Mieters und müssen<br />
nicht wahrheitsgemäß beantwortet<br />
werden. Auch Fragen<br />
nach dem Gesundheitszustand<br />
müssen nicht wahrheitsgemäß<br />
beantwortet werden. Kein Mieter<br />
muss „fi t“ genug sein, um<br />
Schnee zu räumen oder Laub<br />
zu kehren. Dabei handelt es<br />
sich lediglich um Nebenpfl ichten<br />
des Mieters.<br />
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