Demokratische Sozialisation in der Schule - Initiative Bildung in ...
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je<strong>der</strong> Jugendlichenbiographie stellt sich entsprechend die Frage neu, „ob diese Überfor<strong>der</strong>ung<br />
den jungen Menschen zerbricht o<strong>der</strong> gerade se<strong>in</strong> Ich herausbildet.“ (ebd.) Dieser<br />
Grundkonflikt kann aber nur <strong>in</strong>dividuell gelöst werden. Die Jugendphase ist entsprechend<br />
nicht mehr <strong>der</strong>jeniger Lebensabschnitt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> lediglich „kollektiv geltende und vorgegebene,<br />
<strong>in</strong>stitutionell abgestützte kulturelle Regeln und Normen“ (ebd.) <strong>in</strong>dividualgeschichtlich<br />
übernommen werden. Die Jugendphase ist heute eher „e<strong>in</strong> entwicklungsoffener Prozess“ ohne<br />
klaren Zielbezug, <strong>in</strong> dem „lediglich unverb<strong>in</strong>dliche Möglichkeiten von Lebens- und<br />
Handlungskonzepten zur Wahl“ (ebd.) stehen. (vgl. auch Beck 1986)<br />
Unter Individualisierungsbed<strong>in</strong>gungen wird für Jugendliche die „Aufgabe <strong>der</strong> Selbstf<strong>in</strong>dung,<br />
<strong>der</strong> Ausbildung von Ich-Identität“ zentral. (Brater 1997, S. 151). Das heißt die Aufgabe<br />
besteht dar<strong>in</strong>, das „eigene Ich als Handlungs- und Orientierungszentrum“ (ebd., S. 153)<br />
auszubilden. (vgl. auch Schäfers 2001, S. 80-100)<br />
Hier<strong>in</strong> kommt zum Ausdruck, dass die Jugend als e<strong>in</strong>e Lebensphase zu verstehen ist, die<br />
biologisch mitbestimmt (E<strong>in</strong>setzen <strong>der</strong> Pubertät o<strong>der</strong> Sexualreife), aber auch sozial und<br />
kulturell „überformt“ ist und „<strong>in</strong> <strong>der</strong> das Individuum die Voraussetzungen für e<strong>in</strong><br />
selbständiges Handeln <strong>in</strong> allen gesellschaftlichen Bereichen erwirbt“. (Schäfers 2001, S. 17)<br />
Die Jugendphase gilt dann als abgeschlossen, „wenn e<strong>in</strong> Individuum se<strong>in</strong>e persönliche und<br />
soziale Identität gefunden hat.“ (ebd.) Indikatoren dafür s<strong>in</strong>d die „ökonomische<br />
Selbständigkeit durch Berufsausbildung und eigenes E<strong>in</strong>kommen und die soziale<br />
Verselbständigung, z. B. durch Gründung e<strong>in</strong>es eigenen Haushaltes und/o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er eigenen<br />
Familie“. (ebd.) Es ist allerd<strong>in</strong>gs (empirisch) schwer entscheidbar, „ob die Jugendphase eher<br />
e<strong>in</strong> Schonraum o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Phase beson<strong>der</strong>er Belastungen ist.“ (ebd.) Hierzu gehen die<br />
„E<strong>in</strong>stellungen <strong>der</strong> älteren Generation und <strong>der</strong> Jugend […] weit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, weil die ältere<br />
Generation e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Jugendzeit erlebt hat.“ (ebd.; vgl. auch Hurrelmann 1994, S. 87)<br />
Entsprechend können Erwachsene, als Vertreter <strong>der</strong> Gesellschaft, Jugendlichen „niemals Ziele<br />
des Handelns, bestimmte Lösungen <strong>der</strong> Suchfragen anbieten, son<strong>der</strong>n immer nur<br />
Vorgehensweisen, Methoden, je persönliche Weisen, sich den Orientierungsproblemen zu<br />
stellen.“ (Brater 1997, S. 150) So ist das Jugendalter zugleich „das ‚Wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>den’ <strong>der</strong> Welt <strong>in</strong><br />
Bewußtheit“ und „e<strong>in</strong> Stück <strong>in</strong>dividuelle ‚Konstruktion von (sozialer) Wirklichkeit’.“ (ebd.)<br />
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