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Demokratische Sozialisation in der Schule - Initiative Bildung in ...

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Zukunftsgestaltung; um Misstrauen <strong>in</strong> eigene Fähigkeiten; um „Unfähigkeit, mit den<br />

gesellschaftlichen Wi<strong>der</strong>sprüchen zurecht zu kommen“ (Hurrelmann 1994, S. 185); sowie um<br />

e<strong>in</strong> Gefühl <strong>der</strong> „Konkurrenz <strong>der</strong> Erfolgreichen“ (ebd.), wobei Aggressionen gegen<br />

verme<strong>in</strong>tliche „Sündenböcke“ aufkommen. Menschen, die ihr Leben so erfahren und<br />

empf<strong>in</strong>den, entwickeln E<strong>in</strong>stellungen, die e<strong>in</strong>e „Ideologie <strong>der</strong> Ungleichheit“ (ebd.), Gewalt<br />

und „Bereitschaft zur Gewaltanwendung“ (ebd.) akzeptieren. Solche Menschen s<strong>in</strong>d anfällig<br />

für Vorurteile gegenüber Fremden, die sie – aus subjektiver Sicht – als Bedrohung des<br />

eigenen sozialen Status wahrnehmen. Weiterh<strong>in</strong> besteht e<strong>in</strong>e Anfälligkeit für Versprechen,<br />

e<strong>in</strong>e „alte Ordnung“ wie<strong>der</strong>herzustellen. Es ist dies „e<strong>in</strong>e Ausgangslage, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich<br />

Jugendliche unter ungünstigen Konkurrenzbed<strong>in</strong>gungen gegenüber den privilegierten ‚Oberen<br />

Zwei Dritteln’ fühlen und glauben, ke<strong>in</strong>e Chance zu haben, sich sozial und beruflich<br />

durchzusetzen.“ (ebd.)<br />

Die Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Individualisierung und Freiheit stehen hier für Statusverunsicherungen,<br />

e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>kenden Berechenbarkeit von Lebens- und Berufswegen und Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

Flexibilität. Diese Bed<strong>in</strong>gungen motivieren die Suche nach Gewissheiten, das heißt nach<br />

e<strong>in</strong>deutigen Normanweisungen, nach e<strong>in</strong>er Identifikation mit Symbolen und Ritualen <strong>der</strong><br />

Stärke, nach E<strong>in</strong>ordnung <strong>in</strong> natürliche Hierarchien, nach Zugehörigkeit zu mächtigen<br />

Institutionen, nach Anb<strong>in</strong>dung an sche<strong>in</strong>bar natürliche Pr<strong>in</strong>zipien, die die Situation klären und<br />

den e<strong>in</strong>zelnen entlasten sollen. In diesem Falle ist z. B. das „Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Stärke als klares und<br />

klärendes Pr<strong>in</strong>zip“. (Hurrelmann 1994, S. 186; vgl. Heitmeyer 1987, S. 5)<br />

In gewisser Weise stellen „die politischen Orientierungen <strong>der</strong> Jugendlichen […] die<br />

‚psychosozialen Kosten’ des Individualisierungsprozesses <strong>in</strong> Rechnung, den unsere<br />

Gesellschaft ihnen aufbürdet.“ (Hurrelmann 1994, S. 187) Von ihrer Ausgangssituation her<br />

stellen rechtsextremistische und auslän<strong>der</strong>fe<strong>in</strong>dliche Aktivitäten „e<strong>in</strong>en Jugendprotest <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em demokratischen Staat“ (ebd.) dar. Dabei handelt es „sich um politische<br />

Artikulationsformen als Ausdruck von Problemverarbeitung – wie tauglich o<strong>der</strong> untauglich,<br />

wie sozial angemessen o<strong>der</strong> unangemessen sie auh immer se<strong>in</strong> mögen.“ (ebd.)<br />

Differenzierte Analysen zeigen, dass sich „das Ausmaß bei verschiedenen Elementen <strong>der</strong><br />

Gruppenbezogenen Menschenfe<strong>in</strong>dlichkeit“ (Heitmeyer 2006) deutlich unterscheidet<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Wohngeme<strong>in</strong>de (Land vs. Stadt), dem Ausmaß <strong>der</strong> Abwan<strong>der</strong>ung<br />

aus e<strong>in</strong>er Region sowie <strong>der</strong> wirtschaftlichen Entwicklung. So s<strong>in</strong>d fe<strong>in</strong>dselige Mentalitäten<br />

vor allem <strong>in</strong> jenen Regionen zu beobachten, die stark von Abwan<strong>der</strong>ung gut ausgebildeter<br />

junger Menschen, von Familien, Arbeitsplätzen und Ausbildungsplätzen betroffen s<strong>in</strong>d sowie<br />

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