Demokratische Sozialisation in der Schule - Initiative Bildung in ...
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3.7.3.1 Lehrer-Schüler-Beziehungen aus Schülersicht<br />
In se<strong>in</strong>er Untersuchung ermittelte Holtappels (1987, S. 133) (Problem-)Erfahrungen von<br />
SchülerInnen gegenüber LehrerInnen. Danach wurden Beziehungen zu LehrerInnen von<br />
SchülerInnen als versachlichte und weniger persönliche Beziehungen erlebt, was durchaus<br />
den formalen Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> entspricht. (Ulich 2002, S. 385f.) Weiterh<strong>in</strong> spürten<br />
SchülerInnen Lehrermacht, wenn es um die Durchsetzung von Situationsdef<strong>in</strong>tionen und<br />
Entscheidungen g<strong>in</strong>ge. „Erwartungen <strong>der</strong> Lehrer und ihre Formen <strong>der</strong> sozialen<br />
Kontrolle“ (ebd., S. 386) wurden von SchülerInnen „überwiegend als restriktiv“ (ebd.)<br />
erfahren. Das pädagogische Engagement <strong>der</strong> LehrerInnen wurde <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e kritisiert<br />
h<strong>in</strong>sichtlich des mangelnden E<strong>in</strong>gehens auf schwächere und auffällige SchülerInnen.<br />
Insgesamt ließ sich e<strong>in</strong>e ambivalente Schülersicht <strong>der</strong> Beziehung zu LehrerInnen konstatieren:<br />
„E<strong>in</strong>erseits legen die Schüler Wert auf Gleichberechtigung und demokratische<br />
Entscheidungen, an<strong>der</strong>erseits erwarten sie von den Lehrern Autorität und<br />
Durchsetzungsfähigkeit; e<strong>in</strong>erseits möchten die Schüler e<strong>in</strong>e persönliche, je <strong>in</strong>dividuelle<br />
Beziehung zu Lehrern, an<strong>der</strong>erseits wollen sie gleich und gerecht behandelt werden – für die<br />
Lehrer e<strong>in</strong>e offenkundig schwer zu lösende Erwartungsdivergenz“. (ebd.; vgl. Furtner-<br />
Kallmünzer & Sardei-Biermann 1982, S. 34; zum „emotionalen Defizit“ <strong>der</strong> Lehrer-Schüler-<br />
Beziehung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kollegstufe vgl. Schmied 1982b) Als „positiv bewerten (hier:<br />
unterprivilegierte) Jugendliche ihre Beziehung zu Lehrern, wenn ihnen gewisse Freiheiten<br />
und Tätigkeitsmöglichkeiten e<strong>in</strong>geräumt werden“ (Ulich 2002, S. 386; vgl.<br />
Bietau/Breyvogel/Helsper 1981)<br />
Das Erleben von LehrerInnen fällt bei „beliebten Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern“ (Ulich 2002, S.<br />
386) deutlich positiver aus als bei unbeliebten. Beliebte SchülerInnen erleben LehrerInnen als<br />
weniger streng und strafend. Diese SchülerInnen „fühlen sich sicherer und s<strong>in</strong>d sich <strong>der</strong><br />
Lehrersympathie auch bewußt. Solche Erfahrungen hängen unter an<strong>der</strong>em mit dem<br />
Leistungsstand und <strong>der</strong> Anerkennung <strong>der</strong> Mitschüler zusammen, aber auch mit dem<br />
Selbstkonzept und <strong>der</strong> Ängstlichkeit; je günstiger die Lehrerbeziehung desto höher die<br />
psychische Stabilität“ (ebd.; zur Reduzierung von Schülerangst durch Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Lehrer-Schüler-Beziehung vgl. Bohse-Wagner 1985)<br />
Als e<strong>in</strong>zige Längsschnittstudie zur Entwicklung <strong>der</strong> Lehrer-Schüler-Beziehung untersuchten<br />
Tillmann et al. (1984) 2500 GesamtschülerInnen und ihre Bewertung <strong>der</strong> Beziehung zu<br />
LehrerInnen. E<strong>in</strong> Ergebnis war, dass die Tendenz <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Beziehung zu<br />
LehrerInnen unabhängig war von <strong>der</strong> Leistungsentwicklung <strong>der</strong> jeweiligen SchülerInnen.<br />
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