PR 46 PariserCommune

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Pariser Commune 16 er waren, war eine der größten Schwierigkeiten, mit der die junge Sowjetunion und die kommunistische Partei konfrontiert waren, die Einbeziehung der Massen in das gesamte politische Leben. Denn in der Sowjetunion war das Bildungsniveau der Massen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehr niedrig und jene „Köchin, die den Staat lenken“ sollte, musste zuerst lesen und schreiben lernen. Immer wieder betont Lenin die Tragik, dass die Massen gleich nach der Revolution vielfach gerade nicht in der Lage waren, die Verwaltungsaufgaben des Staates selbst in die Hand zu nehmen und dass dafür Beamte aus dem Zarenreich herangezogen werden mussten, die natürlich andere Klasseninteressen vertraten und Bürokratismus beförderten. Auch für den wirtschaftlichen Aufbau mussten Spezialisten aus dem imperialistischen Ausland geholt werden. Diese Beamten und Spezialisten bekamen höhere Löhne als „die einfachen Arbeiter“. Eine der wesentlichen Forderungen der Kommune war also in der Sowjetunion nicht gleich einzulösen. „Wir müssen jetzt zu dem alten, bürgerlichen Mitteln greifen und uns mit einer sehr hohen Bezahlung der „Dienste“ der bedeutendsten bürgerlichen Schichten einverstanden erklären. Alle, die die Dinge kennen sehen das, aber nicht alle überlegen sich die Bedeutung einer derartigen Maßnahme des proletarischen Sta- ates. Es ist klar, dass eine solche Maßnahme ein Kompromiß, eine Abweichung von den Prinzipien der Pariser Kommune und jeder proletarischen Macht ist, die fordern, daß die Gehälter dem Lohn des Durchschnittsarbeiters angeglichen werden und dass man den Kampf gegen den Karrierismus mit Taten und nicht mit Worten führe. Noch mehr. Es ist klar, daß eine solche Maßnahme nicht nur eine Unterbrechung auf einem gewissen Gebiet und in einem gewissen Grade – der Offensive des Kapitals bedeutet (denn Kapital ist nicht eine Summe Geldes, sondern ein bestimmtes gesellschaftliches Verhältnis), sondern auch einen Schritt zurück für unsere sozialistische sowjetische Staatsmacht.“ (LW Bd. 27, S. 239) Ein anderes Problem war das der delegierten Personen. Schon 1918 warnte Lenin sowohl vor der Gefahr der Verwandlung der Mitglieder der Sowjets in „Parlamentarier“, als auch vor der Gefahr ihrer Verwandlung in „Bürokraten“ (ebd. S. 264) Lenin spricht hier die Schwierigkeit bei der Überwindung der Trennung von gesetzgebender und vollziehender Macht an. Parlamentarier nämlich beschließen zwar Gesetze, kümmern sich aber nicht um deren Ausführung, sie haben nicht wirklich die Verpfl ichtung, die Verwaltung zu kontrollieren und an der Durchführung der Beschlüsse teilzunehmen. Die Sowjets hingegen haben diese Aufgaben, denn sie sind sowohl gesetzge- bende als auch ausführende Organe. Das heißt nicht, dass in einem Staat der Sowjets keine Aufteilung von Kompetenzen erfolgen müsste, aber die Aufteilung wird anders. Anstelle der bürgerlichen Gewaltenteilung, die vorgaukelt, dass alle gleichermaßen und unabhängig von ihrer Klassenlage die gleichen Rechte hätten, verwirklicht der proletarische Staat durch die jederzeitige Abwählbarkeit der Delegierten eine direkte Kontrolle durch die Massen. Mit der Gefahr der Verwandlung in Bürokraten meinte Lenin, dass die Delegierte der Sowjets mit der Verwaltung verschmelzen und sie somit ebenfalls nicht im Interesse ihrer Wähler/innen kontrollieren, sondern in ihrem eigenen. „Die Abteilungen der Sowjets verwandeln sich an vielen Orten in Organe, die nach und nach mit den Kommissariaten verschmelzen“. Dagegen muss erreicht werden, dass alle Mitglieder der Sowjets zur praktischen Teilnahme an der Verwaltung herangezogen werden. Denn der Kampf gegen Bürokratismus kann nur von den Massen selbst geführt werden, die sich bewusst am sozialistischen Aufbau beteiligen, die bewusst ihre demokratischen Rechte wahrnehmen, die den Sozialismus wollen. Ohne diese Beteiligung der Arbeiter/innenklasse und ihrer Bündnispartner kann der Aufbau nicht gelingen.
Eine Lehre aus der Rätebewegung ist, dass die Massen, wenn sie kämpfen, sich selbst geeignete Organe schaffen – Räte oder (auf russisch) Sowjets. Das bedeutet jedoch nicht, dass die spontanen Formen, eine revolutionäre Partei überfl üssig machen – im Gegenteil. Kein bisheriger Versuch eines Rätesystems hat bisher den vollständigen Aufbau geschafft, nicht in der Pariser Kommune, nicht in Bayern oder Ungarn, und auch nicht in der Sowjetunion. Doch sind die Räte eine Weiterentwicklung der Demokratie und der demokratischste Ansatz, den bisher die Arbeiter/innenklasse hervorgebracht hat. Daher müssen wir diesen Ansatz weiter verfolgen und lernen aus den Versuchen und Fehlern! „Proletarische Revolutionen dagegen ... kritisieren beständig sich selbst, unterbrechen sich fortwährend in ihrem eignen Lauf, kommen auf das scheinbar Vollbrachte zurück, um es wieder von neuem anzufangen, verhöhnen grausamgründlich die Halbheiten, Schwächen und Erbärm- lichkeiten ihrer ersten Versuche, scheinen ihren Gegner nur niederzuwerfen, damit er neue Kräfte aus der Erde sauge und sich riesenhafter ihnen gegenüber wieder aufrichte, schrecken stets von neuem zurück vor der unbestimmten Ungeheuerlichkeit ihrer eignen Zwecke, bis die Situation geschaffen ist, die jede Umkehr unmöglich macht...“ (MEW Bd. 8, S. 118) Eine weitere grundlegende Lehre aus der Niederlage der Pariser Commune wurde ebenfalls in Russland gezogen. Das als Avantgarde organisierte Proletariat braucht eine Partei, eine „Partei neuen Typs“, wie Lenin formuliert hat. „Das Proletariat besitzt keine andere Wafe im Kampf um die Macht als die Organisation. Durch die Herrschaft der anarchischen Konkurrenz in der bürgerlichen Welt gespalten, durch die unfreie Arbeit für das Kapital niedergedrückt, ständig in den „Abgrund“ völliger Verelendung der Verwilderung und Degradation hinabgestoßen, kann und wird das Proletariariat unbedingt nur dadurch eine unbesiegbare Kraft werden, dass seine ideologische Vereinigung auf Grund der Prinzipien des Marxismus gefestigt wird durch die materielle Einheit der Organisatione, die Millionen Werktätiger zur Armee der Arbeiterklasse zusammenschweißt“. (LW 7, S.419, Ein Schritt vorwärts…) Sie muss eine Avantgardepartei sein, die demokratisch zentralistisch aufgebaut ist: das heißt in ihr gilt die „Einheit der Aktion und die Freiheit der Diskussion und Kritik“. und sie muss verfolgen was die Maoisten „Massenlinie“ nennen, also die engste, auch inhaltliche Verbindung mit den Massen. „Die Avantgarde erfüllt nur dann die Aufgaben einer Avantgarde, wenn sie es versteht, sich von der unter ihrer Führung stehenden Masse nicht loszulösen, sondern die ganze Masse wirklich vorwärts zu führen.“ LW 33 S. 213 Soweit meine kurze Zusammenfassung. Proletarische Revolution <strong>46</strong> 17
Seite 1 und 2: Proletarische Nr.46 unabhängig von
Seite 3 und 4: Ich begrüße euch zum „Tag der P
Seite 5 und 6: Das Schulwesen ist gänzlich der Ki
Seite 7 und 8: gerlichen Republik, die bürgerlich
Seite 9 und 10: ohne dass aber die Kommune sich des
Seite 11 und 12: Fabrikherren, derzufolge sie Arbeit
Seite 13 und 14: Das Proletariat kann nicht die alte
Seite 15: aus einem Stadtviertel wählt eine/
Seite 19 und 20: quem zu machen, wenn der Kampf nur
Seite 21 und 22: Ziel der Arbeiterklasse, die prolet
Seite 23 und 24: nismus und Imperialismus überginge
Seite 25 und 26: Marx an die Adresse der Anarchisten
Seite 27 und 28: anarchistischen Ideen nur sehr spä
Seite 29 und 30: der Versailler neigte, blieb nur de
Seite 31 und 32: 1850: Bündnis der Blanquisten mit
Seite 33 und 34: Nach der Niederlage der Commune war
Seite 35 und 36: den Produktionsmitteln, in der Herr
Seite 37 und 38: Endnoten 1 Kautsky: „Terrorismus
Seite 39 und 40: Für die Orientierung in der heutig
Seite 41 und 42: 300.000 Prole tarier/innen unter Wa
Seite 43 und 44: Lest, studiert und diskutiert: Zeit

PR 46 PariserCommune

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?