PR 46 PariserCommune

quem zu machen, wenn der
Kampf nur unter der Bedingung
unfehlbar günstiger
Chancen aufgenommen
würde.“ (Brief an Kugelmann
vom 17.4.1871).
Und Lenin ergänzt: „Marx
vermochte auch zu erkennen,
dass es Augenblicke
in der Geschichte gibt, wo
ein verzweifelter Kampf
der Massen sogar für eine
aussichtslose Sache notwendig
ist um der weiteren
Erziehung dieser Massen
und ihrer Vorbereitung
zum nächsten Kampf
willen.“ Und nochmals
Marx: „Die bürgerlichen
Kanaillen von Versailles
stellten die Pariser in die
Alternative, den Kampf
aufzunehmen oder ohne
Kampf zu unterliegen. Die
Demoralisation der Arbeiterklasse
in dem letzteren
Fall wäre ein viel größres
Unglück gewesen als der
Untergang einer beliebigen
Anzahl von ‚Führern’.“
„Marx, der im September
1870 den Aufstand
eine Torheit genannt hat,
bringt im April 1871, da er
eine Volksbewegung, eine
Massenbewegung sieht,
dieser die größte Aufmerksamkeit
eines Teilnehmers
an gewaltigen
Ereignissen entgegen, die
in der weltgeschichtlichen
revolutionären Bewegung
einen Schritt vorwärts bedeuten…
‚Welche Elastizität,
schreibt er, welche historische
Initiative, welche
Aufopferungsfähigkeit in
diesen Parisern!... Die Geschichte
hat kein ähnliches
Beispiel ähnlicher Größe!’
Marx stellt die historische
Initiative der Massen über
alles.“ (Lenin: „Vorwort
zur russischen Übersetzung
der Briefe von Marx
an Kugelmann“)
Dem Lamentieren des
Zeitgenossen entsprechen
- mit einiger zeitlicher Distanz
- das nachträgliche
Heruntermachen des Aufstands
und „gute Ratschläge“
an die französische
Arbeiterklasse. Vollmar:
„Die französischen Arbeiter
hätten ihrer Sache
wohl kaum schlechter gedient,
wenn sie diese Zeit
verschlafen hätten.“ Ganz
ähnlich übrigens Plechanow
angesichts der russischen
Revolution 1905:
„Man hätte nicht zu den
Waffen greifen dürfen.“
Viel gefährlicher allerdings
war der Opportunismus,
der nicht offen
gegen die Commune auftrat,
sondern „nur“ falsche
oder (gegenüber der
Marx’schen Analyse) verfälschte
und verfälschende
„Lehren der Commune“
in der Staatsfrage, der
Aufstandsfrage und der
Klassen- und Bündnisfrage
zog. Hier sind historisch
v.a. die Positionen Kautskys
von Interesse, der
ja nicht offen gegen die
Commune auftrat. Lenin
hat den Kampf gegen die
Kautsky’schen Positionen
in vielen Schriften geführt
(„Staat und Revolution“,
„Der Renegat Kautsky…“,
einige Schriften über die
Pariser Commune).
Zunächst Kautskys Räsonnements
über die Commune:
In seinem Buch 1
stellt er die Oktoberrevolution
der Commune und
- personalisiert - die bösen
Bolschewiki den zwar etwas
dummen, aber guten
Communards gegenüber.
Angesichts der Lobeshymnen
von Marx und Engels
über die Commune kann
er natürlich - als „Marxist“
- sich nicht wie ein Vollmar
offen gegen die Commune
stellen. Also muss auch er
sie loben. Entlarvend ist
aber, was er lobt, wie er es
lobt und wie er dabei die
Commune und ihre Lehren
völlig entstellt.
Er sagt zunächst, dass die
Commune spontan „ausbrach“,
nicht vorbereitet
und nicht organisiert war,
dass sie kein Programm
und keine starke Führung
hatte, dass sie zögerte und
schwankte. Er sagt nicht
direkt, dass er das alles für
supergut fi ndet, er lässt es
- sagen wir - offen. Die Oktoberrevolution
war demgegenüber
ein „wohlvorbereiteter
Staatsstreich,
der ihnen (den Bolschewiki)
mit einem Schlage die
gesamte Staatsmaschinerie
auslieferte, die sie sofort
aufs energischste und
rücksichtsloseste zur politischen
und ökonomischen
Enteignung der Gegner …
ausnutzten.“ Gut ist also,
was spontan ausbricht
und nicht zum revolutionären
Ziel führt, schlecht
ist eine energisch durchgeführte
und womöglich
noch erfolgreiche Revolution.
Die Bolschewiki sind
für ihn „gewaltbereite“
Putschisten, während die
Communards unschuldig
in die Geschichte verwickelt
wurden: „Durch die
Erhebung der Commune
wurde dagegen niemand
mehr überrascht als die
Revolutionäre selbst. Und
einem großen Teil unter
ihnen kam der Konfl ikt
äußerst unerwünscht.“
Daran stimmt nur, dass
die Commune für alle unerwartet
kam, allerdings
keineswegs unerwünscht,
Proletarische Revolution 46
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