PR 46 PariserCommune

1850: Bündnis der Blanquisten
mit dem „Bund
der Kommunisten“: „Weltgesellschaft
der revolutionären
Kommunisten“
(unterzeichnet von Marx,
Engels, Willich für den
„Bund“ und Vidal für die
Blanquisten), welche nach
Abdriften von Willich etc.
von der „Diktatur der Proletarier“
und wegen des
Lavierens der Blanquisten
zerbricht.
1870: August und Oktober:
Aufstandsversuche
niedergeschlagen/neuerlich
verhaftet/neuerlich
zum Tode verurteilt, aber
wieder begnadigt (Angst
der Reaktion!)
1871: Verhandlungen der
Commune mit Versailles,
Blanqui gegen 67 Geiseln,
darunter den Erzbischof
von Paris auszutauschen,
scheitern
1872 (noch immer im Gefängnis):
Verurteilung zur
Deportation nach Neukaledonien
(Kanakien, französische
Kolonie in Ozeanien),
aber diese wird wegen
des angeschlagenen
Gesundheitszustands und
aus Angst vor dadurch
evt. ausgelösten neuen
Arbeiter„unruhen“ ausgesetzt
1878: Kampagne für Freilassung/1879:Abgeordneter
von Bordeaux (obwohl
im Gefängnis!)/Wahl wird
annulliert/Juni 1879 Begnadigung
1881: Herzinfarkt bei einer
Versammlung und kurz
darauf Tod. Begräbnis in
Paris mit 200.000 Teilnehmern.
Blanqui fi el nicht vom Himmel,
sondern steht in einer
langen Reihe von französischen
Revolutionären:
- J.Roux, Th.Leclerc,
J.F.Varlet und auch schon
eine Frau, Claire Lacombe
während der Großen Revolution
(« Les enragés »,
auf deutsch in etwa „die
Wütenden“)
- G. Babeuf („Die Verschwörung
der Gleichen“):
Aufstand 1796 war der
Höhepunkt der Revolution
und Babeuf , bereits weit
über die Enragés hinausgehend,
war ein Bindeglied
zur modernen kommunistischen
Bewegung
- F.Buonarotti, Schüler Babeufs,
der die Lehren Babeufs
in seiner „Geschichte
der Gesellschaft der Jahreszeiten“
der Nachwelt
übermittelte.
Wenn man von Vorläufern
der revolutionär-kommunistischen
Bewegung, also
vor der Begründung des
wissenschaftlichen Sozialismus
durch Marx und Engels,
spricht, spricht man
mit Recht von den theoretischen
Vorläufer des wissenschaftlichenSozialismus,
von den utopischen
Sozialisten (St.Simon, Fourier,
Owen und einige andere
7 ). Zugleich muss man
aber unbedingt auch auf
die praktisch-politischen
Vorkämpfer verweisen,
auf die kämpfenden Revolutionäre
von Roux über
Babeuf bis Blanqui.
Blanqui knüpft an das
revolutionäre politische
Erbe der Jakobiner an,
aber auch an die Agitation
der Enragés für die soziale
Revolution und an Babeuf
an, ist aber natürlich schon
ein gutes Stück weiter. Die
Revolution kann für ihn
nur eine sozialistische sein,
die Bewegung daher nur
eine kommunistische. Der
Weg der Revolution geht
nur über bewaffnete Aufstände,
organisiert und
ausgelöst von einer illegalen
revolutionären Kaderorganisation
(von Berufsrevolutionären),
die die
Massen mitreißen und zur
Eroberung der politischen
Macht und zur Errichtung
einer „Diktatur der Proletarier“
führen. Er ist strikt
gegen utopische Plänemacherei,
gegen Vorstellung
eines friedlichen Wegs
zum Sozialismus, gegen
die „Genossenschaftsbewegung“
(Lassalle, Proudhon)
bzw. Gewerkschaftskretinismus.
Keinesfalls
aber war er nur ein „Verschwörer“,
Putschist oder
Abenteurer, wie ihn die
Opportunisten aller Schattierungen
(von Proudhon
bis Kautsky beschimpften),
weder von den Zielsetzungen,
noch von den strategischen
Einschätzungen
her. Schwergewicht und
Stärken liegen in Fragen
der Strategie und Taktik
des Aufstandes, incl. der
Militärfrage, Schwächen
v.a. in der Kapitalismusanalyse
und in der Frage
der Verbindung der Partei
mit den Massen. Heftiges
Wirrwarr in der Politischen
Ökonomie, vormarxische
Unklarheit über Kapital
und Mehrwert, Überbetonung
von Zins, Wucher,
Steuern gegenüber der
eigentlichen Ausbeutung
in der Produktion, daher
Mängel in der Klassenanalyse,
Elemente eines utopistisch-egalitärenVerteilungskommunismus
(wo
ein Produktionskommunismus
notwendig wäre),
idealistisch-voluntaristische
Einschläge in der Revolutions-
und Aufstandstheorie.
Proletarische Revolution 46
31