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PR 46 PariserCommune

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Marx an die Adresse der<br />

Anarchisten: „Wenn die<br />

Arbeiter an Stelle der Diktatur<br />

der Bourgeoisie ihre<br />

revolutionäre Diktatur setzen,<br />

dann begehen sie das<br />

schreckliche Verbrechen<br />

der Prinzipienbeleidigung,<br />

denn um ihre kläglichen<br />

profanen Tagesbedürfnisse<br />

zu befriedigen, um den<br />

Widerstand der Bourgeoisie<br />

zu brechen, geben sie<br />

dem Staat eine revolutionäre<br />

und vorübergehende<br />

Form, statt die Waffen niederzulegen<br />

und den Staat<br />

abzuschaffen.“ (MEW 18,<br />

p.299-308)<br />

Die Anarchisten verwechseln<br />

auch ständig die<br />

Existenz eines Staates<br />

überhaupt mit einer bestimmten<br />

Staatsmacht mit<br />

einem bestimmten politischen<br />

und Klassencharakter.<br />

Dass die Commune<br />

selbstverständlich die von<br />

der Reaktion ins Leben<br />

gerufene „Nationalversammlung“<br />

in Bordeaux<br />

nicht anerkannte, sondern<br />

bekämpfte, hat mit deren<br />

Klassencharakter zu tun,<br />

aber nicht damit, dass sie<br />

sich Nationalversammlung<br />

nannte und eine „zentralstaatliche<br />

Institution“<br />

war. Kropotkin, für den<br />

sich alles nur abspielt als<br />

Widerspruch zwischen<br />

„föderalistischem dezentralen<br />

Volk“ und „zentraler<br />

Staatsmacht“, ohne Rücksicht<br />

auf deren Klasseninhalt,<br />

ist ganz begeistert<br />

darüber. „Wenn es (das<br />

revolutionäre Paris) seine<br />

Unabhängigkeit (Anm.:<br />

nämlich von der „Krautjunkerversammlung“<br />

in<br />

Bordeaux!) forderte, wenn<br />

es die Einmischung der<br />

Zentralgewalt in seine Angelegenheiten<br />

abwehren<br />

wollte…“, legt Kropotkin<br />

das als „anti-staatliche<br />

Haltung“ der Commune,<br />

als „Verneinung des Staates“<br />

und als Verneinung<br />

einer Zentralmacht durch<br />

die Commune aus. Es war<br />

aber die Verneinung und<br />

Bekämpfung der Reaktion,<br />

dies sich als „legitimer<br />

Staat“ ausgab.<br />

Kropotkin lobt die Commune<br />

nicht etwa wegen<br />

ihrer Taten, sondern nur<br />

wegen ihres Mutes und ihrer<br />

Opferbereitschaft und<br />

angesichts ihrer Schlächter.<br />

Die Kommunisten ehren<br />

die Commune darüber<br />

hinaus dafür, dass sie<br />

erstmals in der Geschichte<br />

die Aufgaben der Diktatur<br />

des Proletariats in Angriff<br />

nahm und Maßnahmen in<br />

diesem Sinne setzte. Dass<br />

sie die „endlich entdeckte<br />

politische Form, unter der<br />

die ökonomische Befreiung<br />

der Arbeit sich vollziehen<br />

konnte“ (Marx) war,<br />

also der endlich gefundene<br />

Form der Diktatur des Proletariats,<br />

vor deren grundsätzlicher<br />

Notwendigkeit<br />

Marx bereits nach der Revolution<br />

von 1848 (im „18.<br />

Brumaire“) gesprochen<br />

hatte. Über das alles kann<br />

sich ein Kropotkin nur abfällig<br />

äußern: „Sie wagte<br />

es nicht, sich vollständig<br />

auf das ökonomische Gebiet<br />

zu werfen… Sie brach<br />

nicht einmal mit der Tradition<br />

des Staates.“ (p.25)<br />

Statt vom gewonnenen<br />

Pariser Stützpunkt aus<br />

die Revolution im ganzen<br />

Land zu entfachen, „die<br />

Provinz zu erobern“, wie<br />

es mehrfach während der<br />

Großen Revolution geschehen<br />

war und was damals<br />

sicher noch jeder im<br />

Kopf hatte, und der Revolution<br />

eine gesamtnationale<br />

Perspektive zu geben<br />

(wozu der Commune<br />

im konkreten Fall die Zeit<br />

nicht blieb, was sie aber<br />

wohl unterschätzte und<br />

vernachlässigte), hatten<br />

die Anarchisten im Auge<br />

eine „freie und spontane<br />

Föderation unabhängiger<br />

Gemeinden“.<br />

Marx zu solchen „reaktionären“Interpretationen<br />

der Commune: „Es ist<br />

das gewöhnliche Schicksal<br />

neuer geschichtlicher<br />

Schöpfungen, für das Seitenstück<br />

älterer und selbst<br />

verlebter Formen des gesellschaftlichen<br />

Lebens<br />

versehn zu werden, denen<br />

sie einigermaßen ähnlich<br />

sehen. So diese neue Commune,<br />

die die moderne<br />

Staatsmacht bricht, für<br />

eine Wiederbelebung der<br />

mittelalterlichen Kommunen,<br />

welche jener Staatsmacht<br />

erst vorausgingen<br />

und dann ihre Grundlage<br />

bildeten. … Die Kommunlaverfassung<br />

ist versehn<br />

worden für einen Versuch,<br />

einen Bund kleiner Staaten<br />

an die Stelle (der) Einheit<br />

großer Völker zu setzen…<br />

Der Gegensatz der Commune<br />

gegen die Staatsmacht<br />

ist versehn worden<br />

für eine übertriebene Form<br />

des alten Kampfes gegen<br />

Überzentralisation…<br />

Die Kommunalverfassung<br />

würde im Gegenteil dem<br />

gesellschaftlichen Körper<br />

alle die Kräfte zurückgegeben<br />

haben, die bisher<br />

der Schmarotzerauswuchs<br />

‚Staat’, der von der Gesellschaft<br />

sich nährt und ihre<br />

freie Bewegung hemmt,<br />

aufgezehrt hat.“ Und: „Die<br />

Einheit der Nation sollte<br />

nicht gebrochen, sondern<br />

Proletarische Revolution <strong>46</strong><br />

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