brennpunkt 2-2011 .indd - Edition dibue
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Galerien<br />
Max Scheler<br />
»Photographien«<br />
Max Scheler hat es verstanden, auf die<br />
Zwischentöne im Umgang mit den Menschen<br />
zu achten. Auch seine Aufnahmen<br />
von Prominenten oder von zeithistorischen<br />
Momenten zeichnen sich durch<br />
diese Gabe aus, die kleinen, unscheinbaren<br />
Gesten und Regungen des Gegenübers<br />
zu bemerken und im richtigen, im<br />
entscheidenden Augenblick im Bild festzuhalten.<br />
Das Schauspiel der menschlichen<br />
Reaktionen beobachtete er aus der<br />
Perspektive distanzierter Gelassenheit.<br />
Eine besondere Fähigkeit zur Empathie<br />
und ein ausgeprägtes Interesse an der<br />
Psychologie von Personen und Situationen<br />
zeichneten bereits die frühesten<br />
Reportagen für die Illustrierte Heute<br />
zu Beginn seiner Karriere aus. »Mein<br />
Hauptinteresse ist die ‚Reportage mit<br />
dramatischem Inhalt’«, bekannte Scheler<br />
1958 anlässlich eines Portraits über<br />
seine Arbeit. »Da, wo das Geschehen in<br />
der Reaktion, im Gesicht des einzelnen<br />
und der Masse fixiert werden kann. Das<br />
menschliche Antlitz in der Emotion, in<br />
der Freude, Trauer, Begeisterung, Hysterie,<br />
Gläubigkeit, Verzweiflung, wie<br />
etwa in Reportagen über Königskrönungen<br />
oder Hochzeiten, über Naturkatastrophen<br />
oder Bergwerksunglücke,<br />
über sportliche Erfolge, über Massendemonstrationen<br />
oder politischen Fanatismus,<br />
religiöse Ereignisse oder Prozessionen,<br />
über den Wahnsinn kriegerischer<br />
Verheerung. Das Psychologische interessiert<br />
mich dabei mehr als das rein<br />
Lichtbildnerische, Ästhetische. Gute<br />
Bildkomposition, graphische Qualitäten,<br />
Verteilung des Lichtes betrachte<br />
ich als Vorraussetzung für jedes gute<br />
Foto. Sie beschäftigen mich höchstens<br />
im Unterbewusstsein«.<br />
Schelers Reportagestil befand sich voll<br />
im Trend der »human interest«-Fotografen,<br />
deren wichtigster Vereinigung, der<br />
Gruppe Magnum, er mehrere Jahre als<br />
Mitglied angehörte.<br />
Ulrich Pohlmann<br />
30 <strong>brennpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
© Max Scheler, »John Lennon mit Fan-Post«, London, 1964<br />
© Max Scheler, »Alfred Hitchock auf der<br />
Reeperbahn«, Hamburg, 1963<br />
Ausstellungseröffnung am Freitag, dem<br />
17. Juni <strong>2011</strong> von 19 bis 21 Uhr<br />
18. Juni bis 20. August <strong>2011</strong><br />
Johanna Breede<br />
PHOTOKUNST<br />
Fasanenstraße 69<br />
10719 Berlin-Charlottenburg<br />
Di – Fr 11 – 18 Uhr<br />
Sa 11 – 16 Uhr