brennpunkt 2-2011 .indd - Edition dibue
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Sibylle Mundt,<br />
Claudia Prokop<br />
Michael Magdeburg<br />
»Poesie der<br />
Architekturen«<br />
Die zentrale Herausforderung des Fotografierens<br />
von architektonischen Gebäuden<br />
als Ganzes oder im Detail, die Darstellung<br />
räumlicher Gebilde, hat immer<br />
wieder zu äußerst kreativen Arbeiten<br />
angeregt. Vielen Fotografen geht es<br />
dabei nicht mehr um eine rein sachliche<br />
Präsentation architektonischer Formen.<br />
Viel mehr scheint sie zu interessieren,<br />
wie Gebäude in Synthese mit den<br />
gestalterischen Möglichkeiten des Mediums<br />
zu ganz neuen Erfahrungsräumen<br />
werden können. So lösten sich schon<br />
in der Frühzeit der Fotografie Fotografen<br />
von der reinen Sachaufnahme hin<br />
zum künstlerischen Abbild architektonischer<br />
Bauwerke und Ensembles. Diese<br />
Wahrnehmung von Architektur im urbanen<br />
Umfeld STADT und im Zusammenklang<br />
mit ganz individuellen Sichtweisen<br />
spielt dabei eine große Rolle, und<br />
es ist überraschend zu sehen, wie viele<br />
künstlerische Ansätze es dabei gibt. In<br />
dieser Tradition stehen die drei Aussteller,<br />
auch weil sie sich weniger den »heroischen«<br />
als den »alltäglichen« Architekturen<br />
widmen. Gemeinsames Ziel ihres<br />
Abbildens ist meist nicht das ganze Bauwerk,<br />
sondern die ebenso wichtige Darstellung<br />
von Details als ästhetisch-poetisches<br />
Bild.<br />
© Michael Magdeburg<br />
Michael Magdeburg (in Berlin geboren,<br />
lebt in Berlin) steht in seinen frühen Fotografien<br />
der minimalistischen Auffassung<br />
von Sibylle Mundt nahe. Menschenleer<br />
wirkt die Szenerie einer Bushaltestelle<br />
bei Michael Magdeburg, wie eine zart<br />
verblassende Kulisse. Mit seinen Arbeiten<br />
spürt der Fotograf nach der Seele<br />
eines Ortes.<br />
An die Auffassung der malerischen Fotografie<br />
des 19. Jahrhunderts mit ihrer<br />
optischen Verklärung knüpft Michael<br />
Magdeburg mit seiner Handhabung der<br />
Unschärfe und dem bewussten Einsatz<br />
des Gegenlichtes in seinen jüngsten Bildern<br />
an.<br />
Sein Abstraktionsweg geht hin zur Raumauflösung,<br />
bis zu vibrierenden Farbflächen<br />
mit der Ahnung von Räumlichkeit<br />
und in der Unschärfe verschwimmenden<br />
Farbflächen. Magdeburgs monochrome<br />
Bilder und zarte Farbimpressionen<br />
bestechen mit ihrer stillen, meditativen<br />
Ausstrahlung.<br />
© Sibylle Mundt<br />
Bei Sibylle Mundt (1970 in Berlin geboren,<br />
lebt in Halle) sind es immer wieder<br />
die Abschlüsse von Giebelwänden, oft<br />
vor dem Hintergrund des blauen Himmels,<br />
als konstruktivistische transzendente<br />
Raumbilder. Das fein ausdifferenzierte<br />
Flirren und optische Vibrieren<br />
des Bildraumes kommt in der nuancierten<br />
Dualität der Farbflächen zum Ausdruck.<br />
Die Silhouettenlinie erscheint als<br />
schmaler bewegter Streifen in der Bildmitte.<br />
Dagegen werden ihre kahlen<br />
Parkhausräume mit den aufgebrachten<br />
© Claudia Prokop<br />
<strong>brennpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
Piktogrammen zu nüchternen Zeichenbildern<br />
Claudia Prokop (in Berlin geboren, lebt<br />
in Berlin) faszinieren die Raumdimensionen<br />
großer Bauwerke, gefunden auf<br />
vielen Reisen oder hier in der Stadt,<br />
denen sie in Weitwinkelaufnahmen mit<br />
ihren stürzenden und tiefen Perspektiven<br />
nachspürt. So blickt sie monoperspektivisch<br />
mit einem Objektiv großer<br />
Brennweite mitten hinein in de Weiten<br />
der architektonischen Räumlichkeit.<br />
der fotografische Blick ist sowohl<br />
ästhetischer- als auch kritischer Natur.<br />
Die enorme Verdichtung des Raumes<br />
sowohl in der Horizontalen als auch<br />
in der Senkrechten wird auf eindrückliche<br />
Weise sinnfällig. Dabei werden<br />
viele Ihrer Bilder zu Sinnbildern bis hin<br />
zu Metaphern. Das Treppenhaus wird<br />
etwa zur Metapher für ständige Bewegung,<br />
für ständigen Auf- und Abstieg.<br />
Die drei Künstler finden in der Auseinandersetzung<br />
mit Architektur zu einer<br />
jeweils ganz eigenen Sprache. Die<br />
Fotografien sind sachlich und virtuos<br />
zugleich. Oberflächeneigenschaften<br />
und Lichtspiele werden zum Gegenstand<br />
eines sinnlichen Genusses.<br />
bis 6. Mai <strong>2011</strong><br />
galerie ratskeller<br />
Galerie für zeitgenössische Kunst<br />
Möllendorffstraße 6<br />
(im Rathaus Lichtenberg)<br />
10367 Berlin-Lichtenberg<br />
www.kultur-in-lichtenberg.de<br />
Mo – Fr 10 – 18 Uhr<br />
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