Spieltriebe - Burgtheater
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<strong>Spieltriebe</strong> 28<br />
Lichtscheu<br />
von Stephan Lack<br />
Jan: Hören Sie auf, die Natur zu manipulieren.<br />
Hören Sie auf, uns Menschen als Versuchskaninchen<br />
zu benutzen. – Schließen<br />
Sie Ihre Firma.<br />
Anton: Denken Sie an die ganzen Probleme,<br />
die wir lösen könnten. Den<br />
Welthunger etwa, hm? Robuste Pflanzen<br />
unter allen Bedingungen. Getreide in<br />
der Wüste. – Ich dachte, Sie sind Wissenschaftler.<br />
Was geschieht, wenn bioethische Entscheidungen<br />
unser Leben in Frage stellen? Die<br />
Frau des Bioethikers Unis versucht mit<br />
beunruhigenden, dessen Prinzipien verletzenden<br />
Forschungen die Stoffwechselkrankheit<br />
ihres Sohnes zu heilen. Stellt sich<br />
der Bioethiker auf die Seite seiner Familie<br />
oder bleibt er seinen Grundsätzen treu?<br />
Gene sind berechenbar, Menschen nicht.<br />
Professor Unis hat einen kranken Sohn,<br />
aber eine feste Überzeugung sowie eine<br />
Schwiegermutter, die von Helden träumt.<br />
<strong>Spieltriebe</strong> 29<br />
Mein Arm<br />
von Tim Crouch<br />
Saison 2007/2008<br />
Seine Frau fragt sich, wie viel Heldentum<br />
ihr Kind erträgt. Und ein gewisser Anton<br />
verstreut die goldene Saat.<br />
Stephan Lack, geboren 1981 in Wien, studierte<br />
Theater- und Kommunikationswissenschaft<br />
an der Universität Wien. 2006<br />
erhielt er den Dramatikerpreis des Landestheaters<br />
Niederösterreich. Mit seinem<br />
Ich kam mir vor wie ein Superheld. Mir<br />
war, als würde es jetzt viel anstrengender<br />
sein, mit gesenkter Hand zu leben als mit<br />
hocherhobenem Arm. Am folgenden Montag<br />
brüllte mein Vater mich an, gab mir ein<br />
paar Ohrfeigen, schüttelte mich durch und<br />
ging mit mir zum Arzt. Innerhalb eines<br />
Monats bekam ich meine eigene Kinderpsychologin<br />
gestellt. Ich war der Junge mit<br />
dem Arm.<br />
Ein Mann tritt vor das Publikum und erzählt<br />
seine Lebensgeschichte, die ganz unspektakulär<br />
beginnt. Geboren in Ostfriesland,<br />
aufgewachsen in einer ganz normalen<br />
Familie – Vater, Mutter, zwei Kinder, Hund,<br />
zwei Autos – folgt er mit zehn Jahren einer<br />
plötzlichen Eingebung und hebt seinen linken<br />
Arm, streckt ihn in die Höhe und lässt<br />
ihn nie wieder fallen.<br />
Was aus dieser lapidaren Bewegung folgt,<br />
gleicht einem absurden Martyrium. Er wird<br />
<strong>Spieltriebe</strong><br />
Stück »Lichtscheu« war er Autor bei den<br />
Werkstatttagen 2007.<br />
Leitung: Barbara Nowotny, Viktoria Rautscher,<br />
Angelika Höckner, David Müllner<br />
Mit Ulli Fessl, Alexandra Henkel; Daniel Jesch,<br />
Christian Nickel<br />
H Premiere / Uraufführung<br />
am 23. April 2008 in der KASINOBar<br />
zum Außenseiter und durchläuft psychiatrische<br />
Kliniken, in denen er Gleichaltrige<br />
mit ähnlichen »idiosynkratischen Manifestationen«<br />
trifft. Zuhause angefeindet folgt<br />
er seinem Bruder, der sich zum Künstler<br />
berufen fühlt, nach Berlin und wird dort<br />
vom Kunstbetrieb entdeckt. Sein hochgestreckter,<br />
allmählich abfaulender Arm<br />
macht ihn zu einem begehrten Kunstobjekt.<br />
Schließlich wird ein berühmter Kunsthändler<br />
in New York auf ihn aufmerksam<br />
und will die Rechte über die künstlerische<br />
Verwertung des Lebenden und die Vermarktung<br />
der Leiche erwerben.<br />
Der britische Autor Tim Crouch hat mit<br />
»Mein Arm« eine bissige Satire auf den<br />
Kunstmarkt und zugleich eine berührende<br />
Lebensgeschichte geschrieben.<br />
Leitung: Anik Moussakhanian, Aurel Lenfert<br />
Mit Markus Meyer<br />
H Premiere am 6. Mai 2008 im Vestibül<br />
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