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Spieltriebe - Burgtheater

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lasst Löschmeister Wolfgang Klaus noch eine<br />

Sprechprobe durchs ganze Haus und nimmt<br />

Funkkontakt zu allen Hausfeuerwächtern<br />

auf. »Gibt es Einwände von Seiten der Behörde<br />

oder der Polizei?« fragt er anschließend<br />

seine beiden Begleiter. »Keine Einwände«<br />

kommt unisono zurück. »Das Haus ist<br />

freigegeben«, spricht Klaus daraufhin in sein<br />

Funkgerät. Erst nach dieser Mitteilung darf<br />

das Einlasspersonal die Zuschauer, die bisher<br />

in der Kassenhalle warteten, zu den Garderoben<br />

und zu ihren Plätzen lassen.<br />

Mittlerweile ist es 18.30 Uhr. Im Foyer hat<br />

sich schon eine Gruppe junger Theaterbesucher<br />

versammelt, die heute Gast der Aktion<br />

»Kostenlos ins <strong>Burgtheater</strong>« sind. Durch eine<br />

Kooperation zwischen dem <strong>Burgtheater</strong>, der<br />

Firma Magna und den Österreichischen Bundesbahnen<br />

kommen die Schüler, Lehrlinge<br />

und Studenten in den Genuss einer kostenlosen<br />

Anreise und eines Vorstellungsbesuchs.<br />

Bevor die Vorstellung losgeht, werden sie<br />

auf der Feststiege begrüßt. Die Dramaturgieassistentin<br />

Britta Kampert informiert die 40<br />

jungen Menschen noch mit Hintergrundwissen<br />

zum Stück und zur Inszenierung und beantwortet<br />

interessierte Fragen.<br />

Hinter der Bühne laufen die Vorbereitungen<br />

für die Vorstellung. Im Gang zwischen den<br />

Saison 2007/2008<br />

Schauspielergarderoben und dem Eingang<br />

zur Seitenbühne hat die Requisite schon<br />

drei Särge für Nicholas Ofczarek, Christian<br />

Nickel und Joachim Meyerhoff bereitgestellt<br />

– eine Minute vor Stückbeginn werden<br />

die Techniker sie auf die Bühne tragen.<br />

Aus den verschlossenen Särgen werden die<br />

drei Schauspieler in der ersten Szene überraschend<br />

hervorspringen. Doch bis dahin ist es<br />

noch Zeit, es ist 18.45 Uhr, und Nicholas Ofczarek<br />

sitzt noch in der Maske. Während der<br />

Maskenbildner ihn mit der Puderquaste bearbeitet,<br />

geht der Schauspieler noch einmal<br />

seinen Text durch.<br />

Eine Etage tiefer betritt Patrick O. Beck gerade<br />

seine Garderobe. Er spielt heute Abend<br />

die Rolle des Schaunard in »Das Leben der<br />

Bohème«. Bis zu seinem ersten Auftritt hat er<br />

eine halbe Stunde länger Zeit als die Kollegen<br />

von »Viel Lärm um nichts«, denn die Premiere<br />

im Vestibül beginnt erst um 20 Uhr.<br />

»Es ist 19 Uhr, das ist das erste Zeichen«,<br />

schallt es durch das Bühnenhaus und die<br />

Garderoben. Sonja Schmitzberger hat pünktlich<br />

ihren Platz am Inspizienten-Pult an der<br />

Bühnenseite eingenommen und die Gegensprechanlage<br />

und die Monitore eingeschaltet.<br />

Beim »ersten Zeichen« wissen alle an der<br />

Produktion Beteiligten, dass sie bis zum Vor-<br />

Rund um die Uhr<br />

stellungsbeginn noch eine halbe Stunde Zeit<br />

haben. Spätestens jetzt müssen alle Schauspieler<br />

im Haus und alle Requisiten an ihrem<br />

Platz sein. Gemeinsam mit den beiden Regieassistentinnen<br />

Cornelia Rainer und Carina<br />

Riedl kontrolliert die Inspizientin, ob vor<br />

und hinter der Bühne alles bereit ist. Nur das<br />

Becken im Bühnenbild wird gerade erst befüllt,<br />

damit das Wasser noch warm genug ist,<br />

wenn die Schauspieler in der zweiten Hälfte<br />

der Inszenierung »baden gehen«.<br />

Im Garderobengang warten Dorothee<br />

Hartinger und Christian Nickel fertig geschminkt<br />

und im Kostüm auf ihren Auftritt<br />

und nutzen die Zeit zum Einsingen. Wenige<br />

Minuten später kommt der Durchruf »Die<br />

Vorstellung hat begonnen.« Während Shakespeares<br />

Verse auf der großen Bühne zum Leben<br />

erweckt werden, regiert hinter den Kulissen<br />

des Vestibüls noch das Lampenfieber<br />

bei Schauspielern und Team. Regisseur Philip<br />

Jenkins spuckt allen beim »Toitoitoi«-<br />

Wünschen noch schnell über die linke Schulter,<br />

während sich der Zuschauerraum des<br />

Vestibüls füllt. In wenigen Augenblicken beginnt<br />

die erste Vorstellung von »Das Leben<br />

der Bohème«. Es ist 20 Uhr.<br />

Britta Kampert und Judith Liere<br />

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