Spieltriebe - Burgtheater

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Magazin 28 REDEN ÜBER EUROPA 4 What Holds a Society Together? Eine Gesellschaft ist mehr als die bloße Summe ihrer Mitglieder. Dass Gemeinschaften nicht im Kampf aller gegen alle versinken und in Einzelwesen zerfallen, hängt unter anderem an Rechtsprinzipien, Glaubenssätzen und einer Kultur, der sich alle mehr oder weniger verpflichten. Migrationsprozesse und Immigration scheinen – vordergründig – die gemeinsamen Grundsätze zu stören. Gerne wird auch die Angst gegen den Fremden instrumentalisiert. Wie sähe eine gute gesellschaftliche Integration kultureller Unterschiede aus? Was ist der Boden, der eine Gesellschaft trägt? Die Reihe ist eine Initiative der Allianz Kulturstiftung in Zusammenarbeit mit dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM), dem Tanzquartier Wien, dem <strong>Burgtheater</strong> und dem STANDARD. Giuliano Amato, Anthony Giddens, Alfred Gusenbauer, Jennifer L. Hochschild Wie viel Zusammenhalt – vor allem aber welche Art von Zusammenhalt – brauchen Gemeinschaften? Es diskutieren Giuliano Amato, seit 2006 italienischer Innenminister, der britische Soziologe Anthony Giddens, Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Jennifer L. Hochschild, Professorin für Government und African American Studies an der Harvard Universität. Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt. Am 27. April 2008 um 11:00 Uhr im BURGTHEATER Wo sitzen Sie First Class? Unter den Flügeln des Löwen. Generali First Class An jedem letzten Samstag im Monat* sitzen acht Zuschauer zum Preis einer Galeriekarte auf den besten Plätzen im <strong>Burgtheater</strong>! Mehr Informationen unter www.burgtheater.at oder Tel. 01/51444-4140 * bei Samstags-Premieren verschiebt sich die Aktion auf den letzten Freitag im Monat. 2007/2008 Saison
SUCHERS LEIDENSCHAFTEN Thomas Mann Thomas Mann (1875-1955) wurde berühmt durch seine Erzählungen und Romane, doch er schrieb auch Gedichte und ein Drama, das von den Bühnen längst verschwunden ist. Er versuchte sich in allen literarischen Gattungen; und er war ein fleißiger Briefeschreiber und führte akribisch Tagebuch. Hierin finden sich seine Sehnsüchte, seine Leidenschaften und seine Ängste – unverschlüsselt, offen. In seinen Werken chiffriert er sie. Aus erlebten Lieben werden verdichtete Leidenschaften. In vielen Figuren tritt der Autor auf, versteckt und zuweilen auch in Frauengestalten. Sein homosexuelles Begehren wird verwandelt in ein heterosexuelles. Wer indes genau liest, wird erkennen, wie stark das literarische Vermächtnis (auch) Lebensbericht ist: literarisierte Autobiographie. Am 17. April 2008 im KASINO Honoré de Balzac Honoré de Balzac hat ein Romanwerk hinterlassen, das größer und reicher ist als das von Dostojewski und Proust. In 91 Romanen zeichnet er die französische Gesellschaft der ersten Hälfte des 19.Jahhunderts: den Adel, die Bourgeoisie, die Bauern. Emporkömmlinge und Untergeher. Damen und Dirnen, Herren und Kerle. Er zeichnet diese Gesellschaft, er analysiert sie, er kommentiert sie. Seine »Comédie humaine«, die »Menschliche Komödie«, ist ein Zauberwerk. 2000 Personen treten darin auf – und 593 von diesen Darstellern und Selbstdarstellern verbinden die einzelnen Werke, sodass ein Zyklus daraus wird. Einer, der es mit Shakespeares dramatischem Kosmos oder mit Dantes Welt aufnehmen kann. C. Bernd Sucher wird sich in seinem Balzac-Vortrag nicht allein mit diesem Werk beschäftigen, sondern auch mit Balzacs journalistischen Arbeiten. Und mit seinem Leben. Das heißt: mit Balzacs vielen Amouren und den vielen finanziellen und unternehmerischen Debakeln. Denn so genau er das Verhalten seiner Figuren erklären, beurteilen und verurteilen konnte, sein eigenes Verhalten konnte er nicht vernünftig regeln. Er verstand es nicht einmal. Am 15. Mai 2008 in der KASINOBar Saison 2007/2008 WANDERER IN LOVE Die Brüder Wladigeroff präsentieren ihr Debüt-Album Magazin Seit 2004 firmieren die beiden in Wien lebenden Musiker Alexander und Konstantin Wladigeroff als »Wladigeroff Brothers & Band« und führen auf faszinierende Weise die musikalischen Welten der bulgarischen Folklore und des modernen Jazz zusammen. Dabei haben sie sich in die höchsten Ränge der nationalen wie internationalen Jazzszene hochgespielt. Ihr Debüt-Album, das die Brüder Wladigeroff zusammen mit ihrer Band präsentieren werden, verbindet Spielfreude und Virtuosität auf mitreißende Art. Dazu wird der Maler Iskren Iliev, seit langem ein Weg gefährte der Brüder, ihre Musik in Bildern visualisieren. »Wanderer in Love ist auch eine Balkan-Jazz-CD. Man hüte sich allerdings davor, Alexander und Konstantin Wladigeroff auf dieses Etikett zu beschränken. Denn da sind auch andere Seiten zu hören: Die der Jazzmusiker, die ohne Bezug auf osteuro- päische Traditionen auskommen. Und die der cinema tografisch inspirierten, kammermusikalischen Stimmungsmaler. Wanderer in Love deutet vielfältige Entwicklungs- möglichkeiten und Zukunftsperspektiven für zwei hochtalentierte junge Musiker an.« Andreas Felber, ORF Am 9. April 2008 im KASINO UNSER KAMPF 1968 - EIN IRRITIERTER BLICK ZURÜCK Götz Aly liest aus seinem neuen Buch Der Historiker und Zeitzeuge Götz Aly zieht in seinem neuen Buch »Unser Kampf 1968« Analogien zwischen den 33er und 68er Studentenprotesten. Götz Aly wirft einen irritierten und irritierenden Blick auf die Bewegung zurück, deren Teil er selbst war. Neben Utopismus und Revolutionsgeist verweist Aly aber auch auf Gemeinsamkeiten mit der Generation der Väter, von denen die 68er sich gerade absetzen wollten. Wie sehr ist der emanzipatorische Gestus der tabula rasa auch von totalitären Zügen unterwandert gewesen? – diese Frage sucht Aly in seinem neuen Buch zu beantworten. Es wurde über 68 bereits sehr viel Papier produziert, mit dem die einstigen Akteure sich selbst bespiegeln. Zudem veröffentlichten die 68er in ihrer aktiven Zeit ständig Broschüren, Zeitungen und Bücher, weil der Offsetdruck gerade billig geworden war. Aber diese Texte bieten immer dasselbe, sie sind langweilig und in einem hypertrophen Ton gehalten, den heute niemand mehr hören will. Ich bin dann einfach ins Bundesarchiv gegangen und habe mir die Akten der Bundesregierung durchgesehen, um in den von den Veteranen elend flach gemalten Historienschinken »Wir, die Helden von 1968« mehr Tiefenperspektive hineinzubekommen. Dabei bin ich auf recht erstaunliche Dinge gestoßen. Götz Aly im Standard Götz Aly lebt als freier Autor (»Die Endlösung, Völkerverschiebung und der Mord an den eropäischen Juden«, »Hitlers Volksstaat, Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus«) und Forscher in Berlin. 2002 erhielt er den Heinrich Mann-Preis für Essayistik, 2003 den Marion Samuel-Preis. Im Mai 2008 im KASINO 29
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