Spieltriebe - Burgtheater
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Rund um die Uhr<br />
24<br />
Das <strong>Burgtheater</strong> vor der Vorstellung – 17 bis 20 Uhr<br />
Das <strong>Burgtheater</strong>, eines der größten Sprechtheater Europas, ist ein gewaltiger Betrieb, eine große Maschinerie, in der mehr als 600<br />
Menschen sieben Tage pro Woche arbeiten, fast rund um die Uhr. In der Vorspiel-Reihe werfen wir einen Blick in das Innere des<br />
Hauses und hinter die Kulissen und berichten in insgesamt fünf Folgen, was dort zwischen 6 und 24 Uhr passiert.<br />
17 Uhr: Im Kassenfoyer schaut Paul Glaser<br />
konzentriert auf den Sitzplan auf seinem<br />
Computerbildschirm. Momentan stehen nur<br />
zwei Kunden um Karten an. Wenn eine Stunde<br />
vor Vorstellungsbeginn die Abendkasse<br />
öffnet und Kurzentschlossene in letzter Minute<br />
versuchen, noch einen Platz zu ergattern,<br />
herrscht hier deutlich mehr Andrang.<br />
»Dass sich die Leute hier um die letzten Stehplätze<br />
streiten, ist selten, kommt aber durchaus<br />
vor.« Paul Glaser zwinkert seinem Kollegen<br />
vom Publikumsservice Adolf Franta<br />
verschmitzt zu, der gerade die Abendzettel,<br />
Mäanderplakate und Programmhefte richtet<br />
und die reservierten Karten alphabetisch<br />
sortiert. Heute steht die 33. Vorstellung von<br />
Shakespeares »Viel Lärm um nichts« auf<br />
dem Spielplan des <strong>Burgtheater</strong>s, im Vestibül<br />
feiert »Das Leben der Bohème« nach Aki<br />
Kaurismäki Premiere.<br />
Vor dem Haus hängt Angelika Loidolt, Mitarbeiterin<br />
im Pressebüro, das Foto zum<br />
neuen Stück in den Schaukasten. In den Fo-<br />
yers und Garderoben beginnen die insgesamt<br />
45 Billeteure und Billeteurinnen ihren Dienst.<br />
Peter Buichl ist für die Feststiege auf der<br />
Volksgartenseite zuständig: Neben der Kontrolle<br />
der Eintrittskarten ist er für das Wohl<br />
und die Sicherheit der Gäste verantwortlich<br />
und muss u.a. dafür sorgen, dass die Fluchtwege<br />
frei sind und die Beleuchtung eingeschaltet<br />
ist. Im oberen Teil der Stiege brennen<br />
noch nicht alle Luster und Buichl greift<br />
zum Telefon, um die E-Zentrale zu informieren.<br />
Wenige Minuten später wird es heller.<br />
Seine Kollegin Ingeborg Buchta kontrolliert<br />
die Logen im Parkett und rückt die Sessel in<br />
die richtige Position. Sie ist eine von jenen<br />
10 Billeteuren, die zusätzlich zum Hausfeuerwächter<br />
ausgebildet wurden, um in Notfällen<br />
direkt helfen zu können. »Einen kleinen<br />
Brand kann ich schon löschen, bis die<br />
Feuerwehr da ist; und stabile Seitenlage ist<br />
auch kein Problem«, erklärt Buchta. Ernste<br />
Zwischenfälle sind zum Glück selten, häufiger<br />
sind allerdings Zuschauer mit Husten-<br />
anfällen, die ins Foyer fliehen, um die Vorstellung<br />
nicht zu stören. Mit Zuckerln und<br />
einem Glas Wasser leisten die Billeteure auch<br />
hier »Erste Hilfe«.<br />
Sicherheit wird im <strong>Burgtheater</strong> großgeschrieben:<br />
Jeden Abend, 55 Minuten vor Vorstellungsbeginn,<br />
machen ein Vertreter der Magistratsabteilung<br />
36, der Polizei und der<br />
Hausfeuerwehr einen Rundgang durch alle<br />
Winkel des Hauses, um zu kontrollieren, ob<br />
auch alles den Vorschriften entspricht. Notbeleuchtungen<br />
werden kontrolliert, Notausgänge<br />
überprüft.<br />
Auch die Bühne wird beim Rundgang nicht<br />
ausgelassen: Der Eiserne Vorhang trennt im<br />
Falle eines Brandes Bühne und Zuschauerraum<br />
feuersicher voneinander ab. Jeden<br />
Abend wird überprüft, ob die Kurtine auch<br />
problemlos fährt und nicht durch Bühnenbildteile<br />
blockiert wird. Auf zwölf Meter<br />
Höhe ist Feuerwehrposten Josef Wernhart<br />
auf Position und meldet: »Schnürboden in<br />
Ordnung.« Am Ende des Rundgangs veran-<br />
2007/2008 Saison