Aktuell: Tiger-Hunter am Zigermeet - SkyNews.ch
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SkyHeli<br />
CH-53-Heli im Titlisgebiet geborgen – der letzte Flug der 84+36<br />
Beim Anheben von der Unfallstelle bringt die<br />
immer no<strong>ch</strong> rund 3,6 Tonnen s<strong>ch</strong>were Zelle<br />
den CH-53G nahe an seine Leistungsgrenze.<br />
Mehr als ein halbes Jahr lang hat im Titlisgebiet,<br />
zwis<strong>ch</strong>en Graustock und Engstlensee,<br />
das Wrack eines grossen deuts<strong>ch</strong>en Transporthelikopters<br />
gelegen. Am 28. November 2008<br />
ist der Sikorsky CH-53G der Deuts<strong>ch</strong>en Heeresflieger<br />
bei einer Bugradlandung auf rund<br />
2600 Metern Höhe ausser Kontrolle geraten,<br />
ruts<strong>ch</strong>te 500 Meter im S<strong>ch</strong>nee talwärts und<br />
k<strong>am</strong> s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ädigt zum Stillstand.<br />
Von den se<strong>ch</strong>s Besatzungsmitgliedern wurde<br />
ein Bordme<strong>ch</strong>aniker lei<strong>ch</strong>t verletzt.<br />
Unmittelbar na<strong>ch</strong> dem Unfall begannen<br />
Spezialisten aus Deuts<strong>ch</strong>land und der S<strong>ch</strong>weiz<br />
d<strong>am</strong>it, die ges<strong>am</strong>te Elektronik und die Triebwerke<br />
zu demontieren und ins Tal zu transportieren.<br />
Sofort wurden au<strong>ch</strong> Treibstoff und<br />
Öle abgepumpt. Für die Bergung des s<strong>ch</strong>weren<br />
Wracks, der CH-53G hat ein Leergewi<strong>ch</strong>t<br />
von12’650 Kilogr<strong>am</strong>m, wurde au<strong>ch</strong> die Option<br />
eines Abtransportes mit einem Mil Mi-26 ins<br />
Auge gefasst. Wegen der hohen Kosten für<br />
den grössten Heli der Welt, die si<strong>ch</strong> in der<br />
Grössenordnung von rund einer Million Franken<br />
bewegt hätten, ist diese Lösung allerdings<br />
verworfen worden.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Wintereinbru<strong>ch</strong> mit sehr viel<br />
S<strong>ch</strong>nee in der Region wurden die Bergungsar-<br />
30 August 2009<br />
beiten erst im Frühling wieder aufgenommen.<br />
Der auf S<strong>ch</strong>weizer Seite für die Koordination<br />
der Bergung zuständige Hugo Ettlin, Chef<br />
Support Flugbetrieb auf dem Militärflugplatz<br />
Alpna<strong>ch</strong>, erklärte, dass für den Abtransport<br />
kleinerer Teile wie des abgetrennten Hecks<br />
Super Pumas und Alouette III der S<strong>ch</strong>weizer<br />
Luftwaffe zum Einsatz k<strong>am</strong>en. Im April wurde<br />
mit einem CH-53 das über drei Tonnen s<strong>ch</strong>were<br />
Getriebe des verunglückten Helikopters aus<br />
dem Wrack gehoben und ins Tal geflogen.<br />
Am Morgen des 26. Juni startete Hauptmann<br />
Mike Maly als Pilot mit seiner Crew<br />
mit einem CH-53 in Alpna<strong>ch</strong>, um das Wrack<br />
der S<strong>ch</strong>westermas<strong>ch</strong>ine <strong>am</strong> Graustock abzuholen.<br />
Nur die erfahrensten Besatzungsmitglieder<br />
k<strong>am</strong>en dabei zum Einsatz, zwei<br />
Piloten, ein Bordme<strong>ch</strong>aniker zur Unterstützung<br />
der Piloten und zwei Bordme<strong>ch</strong>aniker<br />
zur visuellen Überwa<strong>ch</strong>ung der Unterlast. Um<br />
die Leistungspar<strong>am</strong>eter unter den gegebenen<br />
Wettereinflüssen zu verifizieren, flog der CH-53<br />
zuerst einige S<strong>ch</strong>webemanöver in der Nähe,<br />
bevor er si<strong>ch</strong> mit dem 36-Meter-Lastseil der<br />
Unfallstelle näherte. Wie s<strong>ch</strong>wer das Wrack<br />
genau sein würde, konnte au<strong>ch</strong> mit Hilfe von<br />
Konstruktionsplänen des Herstellers nur ges<strong>ch</strong>ätzt<br />
werden, denn es war unklar, wie viel<br />
Wasser si<strong>ch</strong> in den unzähligen Hohlräumen der<br />
Zelle anges<strong>am</strong>melt hatte. Der CH-53 verfügt<br />
ni<strong>ch</strong>t über eine Lastenwaage, do<strong>ch</strong> anhand<br />
der bere<strong>ch</strong>neten Leistungswerte hat die Besatzung<br />
s<strong>ch</strong>nell erkannt, dass das Wrack mehr<br />
wog als angenommen.<br />
«Wir waren hart an der Leistungsgrenze<br />
beim Anheben der Last», erklärte Mike Maly<br />
na<strong>ch</strong> der geglückten Operation. Der Flug ins<br />
Tal hat seine Tücken in si<strong>ch</strong> geborgen und<br />
gestaltete si<strong>ch</strong> sehr anspru<strong>ch</strong>svoll. «Wir konnten<br />
mit der grossen Unterlast nur mit einer<br />
Ges<strong>ch</strong>windigkeit von maximal 20 Knoten (37<br />
km/h) Airspeed fliegen, hatten dabei aber<br />
Mühe, die Höhe abzubauen, denn sobald die<br />
Sinkges<strong>ch</strong>windigkeit grösser wurde, gab es<br />
Interferenzen und der Heli begann zu vibrieren.<br />
Wir mussten uns in diesem ungünstigen<br />
Flugberei<strong>ch</strong> in der Übergangsphase zwis<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>webe- und Vorwärtsflug bewegen, wo zusätzli<strong>ch</strong><br />
no<strong>ch</strong> der Rotorabwind auf die Unterlast<br />
einwirkt,» so Mike Maly.<br />
Für den Fall der Fälle führte die vom BAZL<br />
bewilligte Flugroute auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> über unbewohntes<br />
Gelände. 25 Flugminuten na<strong>ch</strong><br />
dem Aufnehmen der Last ist das ungewöhnli<strong>ch</strong>e<br />
Gespann auf dem Flugplatz Alpna<strong>ch</strong><br />
eingetroffen und die Zelle der 84+36 landete<br />
zum letzten Mal und für immer auf dem Boden.<br />
Inzwis<strong>ch</strong>en ist das Wrack auf der Strasse<br />
weiter zur Luftwaffenwerft 23 Diepholz in<br />
Norddeuts<strong>ch</strong>land transportiert worden. No<strong>ch</strong><br />
ist ni<strong>ch</strong>t definitiv ents<strong>ch</strong>ieden, was d<strong>am</strong>it passieren<br />
wird, do<strong>ch</strong> haben bereits mehrere Stellen<br />
Bedarf für ein entspre<strong>ch</strong>endes Objekt für<br />
Ausbildungszwecke angemeldet. Die Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />
zur Unfalluntersu<strong>ch</strong>ung laufen no<strong>ch</strong>,<br />
do<strong>ch</strong> die Trainingsflüge der Heeresflieger im<br />
Rahmen der Ausbildungskooperation zwis<strong>ch</strong>en<br />
Deuts<strong>ch</strong>land und der S<strong>ch</strong>weiz werden<br />
im gewohnten Rahmen weitergeführt.<br />
«Ohne die Unterstützung der S<strong>ch</strong>weizer<br />
Fa<strong>ch</strong>leute wäre diese Bergung ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong><br />
gewesen», erklärt Hauptmann Markus<br />
Brennfleck, Presseoffizier bei der Division<br />
Luftbewegli<strong>ch</strong>e Operationen des Deuts<strong>ch</strong>en<br />
Heeres und lobt die ausgezei<strong>ch</strong>nete Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
mit den S<strong>ch</strong>weizer Kollegen. Unter<br />
den besonderen Bedingungen im Gebirge seien<br />
Material und Know-how der S<strong>ch</strong>weizer sehr<br />
willkommen gewesen.<br />
Fotoreport Eugen Bürgler<br />
Es goss bereits «wie aus Kübeln», als die Zelle des CH-53G 84+36 von ihrem letzten Flug auf den<br />
Flugplatz Alpna<strong>ch</strong> zurückkehrte.