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Ausgabe - 06 - 2012 - Produktion

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28 · Management · <strong>Produktion</strong> · 9. Februar <strong>2012</strong> · Nr. 6<br />

Finanzierung<br />

Forderungsverkäufe bei Krediten<br />

Michael Vetter, <strong>Produktion</strong> Nr. 6, <strong>2012</strong><br />

Der Handel mit ‚leistungsgestörten‘ Krediten soll zunehmen. Das heißt:<br />

Zahlt der Kreditnehmer seine Raten beispielsweise unpünktlich, neigt<br />

der Kreditgeber unter Umständen zum Verkauf seiner Forderungen.<br />

Landsberg (gk). Laut einer Studie<br />

der PricewaterhouseCoopers AG<br />

(PwC) wird der Handel mit so genannten<br />

‚leistungsgestörten‘ Krediten<br />

2011 wieder anziehen. Vor<br />

allem die zukünftig strengeren Eigenkapitalanforderungen<br />

an die<br />

Finanzbranche (Basel III) wird<br />

Banken dazu zwingen, ihre Kreditengagements<br />

sorgfältig zu prüfen<br />

und sich vor allem von notleidenden<br />

Forderungen zu trennen.<br />

Nachdem der Bundesgerichtshof<br />

(BGH) die Praxis privater und<br />

Check-Liste: Kreditverträge<br />

▶ Unternehmer sollten sich ihre bestehenden<br />

Darlehensverträge auf<br />

Formulierungen bezüglich eventueller<br />

Kreditverkäufe sowie die<br />

bankseitigen Voraussetzungen<br />

bis zu einem tatsächlichen Verkauf<br />

genau ansehen und das eigene<br />

Zahlungsverhalten darauf<br />

abstellen.<br />

▶ Dazu gehört auch eine rechtzeitige<br />

Information des jeweiligen<br />

Kreditgebers über zu erwartende<br />

Liquiditätsprobleme, um gemeinsam<br />

mögliche Lösungen herbeizuführen.<br />

<strong>Produktion</strong> Nr. 6, <strong>2012</strong><br />

Kreditbewilligungen bei Miele<br />

sind Gemeinschaftssache von Vertrieb<br />

und Rechnungswesen. Bei<br />

ihren Entscheidungen stützen sie<br />

sich auf aussagekräftige Daten zu<br />

Bonität und Umsatz, die ihnen ein<br />

voll integriertes IT-System für das<br />

Debitorenmanagement liefert.<br />

Landsberg (ilk). Miele benötigte<br />

ein automatisiertes Verfahren zur<br />

Risikoeinstufung seiner sehr großen<br />

Anzahl von Debitoren. Viele<br />

Fragen galt es im Vorfeld zu klären,<br />

beispielsweise das Vorgehen bei<br />

Bonitätsveränderungen und welche<br />

Risikoklassen gelten. Robert<br />

Grote, Leiter Kreditmanagement:<br />

„Jeder Kunde bekommt die Chance<br />

eines persönlichen Gesprächs, wir<br />

kürzen nicht so ohne weiteres das<br />

Limit. Das verstehen wir unter fairer<br />

Kooperation, denn wir sehen<br />

den Debitor als Partner und nicht<br />

als anonymen Käufer.“ Dabei diskutieren<br />

er und seine Kollegen nie<br />

ins Blaue hinein, sondern argumentieren<br />

mit konkreten Fakten.<br />

Das hat auch mit der höheren Datenqualität<br />

im Debitorenmanagement<br />

zu tun, die mit den Softwarelösungen<br />

Crefosprint und<br />

Kvsprint von Cormeta erzielt wurde.<br />

Seit 2008 sind die beiden SAP-<br />

Add-Ons bei Miele aktiv. Bewusst<br />

genossenschaftlicher Bankinstitute,<br />

Kredite weiterzuverkaufen, bereits<br />

2007 bestätigte, sorgt ein weiteres<br />

BGH-Urteil für zusätzliche<br />

Klarheit. Der XI. Zivilsenat hat mit<br />

seiner Entscheidung (AZ: XI ZR<br />

225/08) deutlich gemacht, dass es<br />

auch bei Darlehen von Sparkassen<br />

keine diesbezügliche Sonderbehandlung<br />

für Kreditnehmer gibt.<br />

Mut macht betroffenen Kreditnehmern<br />

dagegen ein aktuelles<br />

Urteil des BGH, mit dem es Kreditkäufern<br />

zukünftig schwerer fallen<br />

▶ Vor allem bei Neuverträgen kann,<br />

gegebenenfalls mit sachkundiger<br />

Formulierungshilfe eines Anwalts,<br />

über eine Verpflichtung<br />

zum Verzicht auf Kreditverkäufe<br />

der jeweiligen Bank diskutiert<br />

werden. Dies sollte grundsätzlich<br />

aber nicht mit zusätzlichen Kosten<br />

wie einer Zinserhöhung des<br />

Neudarlehens verbunden sein.<br />

▶ Bei einem beabsichtigten Kreditverkauf<br />

ist es ratsam, dass sich Unternehmer<br />

mit damit verbundenen<br />

Folgen auseinandersetzen und sich<br />

den Kreditkäufer genau ansehen.<br />

dürfte, betroffene Schuldner ohne<br />

weiteres zu pfänden. Zum Schutz<br />

der Bankkunden, so argumentiert<br />

der BGH, muss eine amtliche Stelle<br />

erst einmal prüfen, ob dem Käufer<br />

das Recht auf eine Zwangsvollstreckung<br />

überhaupt zusteht. Im Ergebnis<br />

macht dieses Urteil wieder<br />

einmal deutlich, dass die Diskussion<br />

um den Verkauf von Krediten<br />

für eine Vielzahl von Bankkunden<br />

und damit auch für Unternehmer<br />

noch längst nicht beendet ist. Dennoch<br />

müssen Bankkunden offensichtlich<br />

zur Kenntnis nehmen,<br />

dass der Verkauf bzw. die Abtretung<br />

von Kreditforderungen nach<br />

wie vor nicht der Vergangenheit<br />

angehört, sondern eher im Gegenteil<br />

von Bankinstituten als Teil ihrer<br />

unternehmenspolitischen Optionen<br />

genutzt wird.<br />

Dies gilt auch vor dem Hintergrund<br />

des so genannten „Risikobegrenzungsgesetzes“,<br />

das 2008 in<br />

Kraft trat und in verschiedenen<br />

Artikeln Regelungen zum Schutz<br />

von Kreditnehmern bei Kreditverkäufen<br />

enthält. Dieser zusätzlichen<br />

gesetzlichen Grundlage gingen<br />

teilweise hitzige Debatten nicht<br />

zuletzt deshalb voraus, weil Bankkunden<br />

im Verkauf von Krediten<br />

einen je nach Blickwinkel erheblichen<br />

Eingriff in das ohnehin häufig<br />

als weitgehend durchlässig empfundene<br />

deutsche Bankgeheimnis<br />

Damit es nicht zum ‚Schulden-Dilemma‘ kommt, sollten Banken und Kreditnehmer<br />

auch in ihrer Kommunikation enger zusammenrücken. Bild: Fotolia<br />

befürchteten. So sollte mit dem<br />

Risikobegrenzungsgesetz Kreditnehmern<br />

vor allem eine bessere<br />

Transparenz bei Kreditverkäufen<br />

und ein angemessener Schutz bei<br />

Zahlungsrückständen bei Kreditverpflichtungen<br />

verschafft werden.<br />

Banken und Sparkassen können<br />

selbstverständlich über den gesetzlichen<br />

Rahmen hinaus Maßnahmen<br />

ergreifen, den in der Vergangenheit<br />

häufig strapazierten<br />

Missverständnissen im Zusammenhang<br />

mit Kreditverkäufen die<br />

Grundlage zu entziehen und ihrerseits<br />

beispielsweise auf diese Geschäfte<br />

verbindlich zu verzichten.<br />

Für eine ganze Reihe von Kreditinstituten<br />

sind Kreditverkäufe ohnehin<br />

kein Thema. Es wäre vor dem<br />

Hintergrund einer Stabilisierung<br />

der Kunde-Bank-Beziehung insge-<br />

Bei Miele erfolgt das Debitorenmanagement jetzt auf Basis valider Daten aus SAP-Add-ons. Eine dafür eingerichtete<br />

Lösung auf Basis von Microsoft Access hat ausgedient. Bild: Miele<br />

hat man sich für diesen Softwarestandard<br />

entschieden, denn der<br />

Hausgeräteproduzent setzt in den<br />

betriebswirtschaftlichen Kernbereichen<br />

seit Jahren eine SAP-Lösung<br />

ein. Ralf Lewe, ORG-Koordinator<br />

und Projektverantwortlicher:<br />

„Wir wollten ein Kreditmanagement,<br />

das in SAP integriert ist, um<br />

damit die bisherige dezentrale Datenhaltung<br />

endlich abzulösen.“<br />

Mit Crefosprint besitzt Miele ein<br />

Frühwarnsystem, das schleichende<br />

Veränderungen im Zahlungs-<br />

und Umsatzverhalten rechtzeitig<br />

erkennt. Das System registriert jede<br />

Veränderung (neue Faktura,<br />

Mahnung, Zahlungseingang, geänderte<br />

Wirtschaftsauskunft) auf<br />

Verkauf der Forderungen<br />

noch keine Geschichte<br />

samt wünschenswert, wenn der<br />

Entscheidungsprozess der Finanzbranche<br />

bei diesem sensiblen Thema<br />

weiterginge.<br />

Aber auch Unternehmer können<br />

dazu beitragen, die Haltung ihrer<br />

Hausbanken zu Kreditverkäufen<br />

zu thematisieren. So muss selbst<br />

bei Kreditgebern, die sich mit Erklärungen<br />

zu einem Verkaufsverzicht<br />

eher schwer tun, dieses Verhalten<br />

kundenseitig nicht gleich<br />

zu Irritationen oder gar zu Kontokündigungen<br />

durch den Unternehmer<br />

führen. Ist das Vertrauensverhältnis<br />

zwischen Bank und<br />

Betriebsinhaber nämlich tatsächlich<br />

vorhanden und auch entsprechend<br />

umgesetzt, sollten mögliche<br />

Kreditverkäufe auch bei einem<br />

vorübergehenden Zahlungsverzug<br />

des jeweiligen Kreditnehmers<br />

kein Thema sein.<br />

Debitorenmanagement<br />

Miele: Hohe Datenqualität macht Kreditvergabe einfach<br />

einem Kundenkonto. Ändern sich<br />

dadurch die Risikoklasse und damit<br />

der Kreditrahmen, schlägt die<br />

Software entsprechende Maßnahmen<br />

vor, wie die Limiterhöhung/reduzierung<br />

oder Anfordern von<br />

zusätzlichen Sicherheiten.<br />

Das wichtigste Kriterium für<br />

die Bonitätsbeurteilung sind die<br />

eigenen Zahlungserfahrungen.<br />

Hinzu kommen externe Informationen.<br />

Das sind in erster Linie<br />

Auskünfte von Wirtschaftsauskunfteien,<br />

aber auch veröffentlichungspflichtige<br />

Bilanzen mit<br />

wichtigen Kennzahlen wie Umsatzrentabilität<br />

und Eigenkapitalquote.<br />

Anhand aller Daten ermittelt<br />

das System einen Score-<br />

wert, der die Risikoklasse bestimmt.<br />

„Die Qualität unseres<br />

Kreditmanagements hat sich wesentlich<br />

erhöht“, nennt Robert<br />

Grote den Hauptnutzen der IT-<br />

Umstellung. Besonders der Umstand,<br />

alle für die Kreditentscheidung<br />

notwendigen Daten in einer<br />

Bildschirmmaske zur Verfügung<br />

zu haben, sei ein großes Plus des<br />

neuen Systems. Jede Änderung<br />

im Zahlungsverhalten oder neue<br />

externe Wirtschaftsauskünfte<br />

werden sofort im Arbeitsvorrat<br />

des zuständigen Sachbearbeiters<br />

angezeigt.<br />

Auch die Verwaltung der Warenkreditversicherung,<br />

für die<br />

Miele speziell das Tool Kvsprint<br />

einsetzt, ist einfacher geworden.<br />

Früher mussten Grote und seine<br />

Mitarbeiter die Monatssalden aus<br />

verschiedenen Anwendungen<br />

zusammentragen und noch einmal<br />

in MS Access erfassen. Heute<br />

sind Überwachung, Datenerhebung<br />

und Meldung an den Versicherer<br />

automatisiert. Droht beispielsweise<br />

eine Zahlungszielüberschreitung,<br />

erscheint vor<br />

Ablauf der Frist eine Meldung im<br />

Kreditmanagement. Auch bei der<br />

Kontrolle der Limits spielt das<br />

neue System seine Stärken aus.<br />

Wird der Rahmen überschritten,<br />

erfolgt ein Hinweis. Umgekehrt<br />

fließen deren Entscheidungen in<br />

das WKV-Modul und damit in das<br />

ERP-System. Somit stehen die<br />

Informationen auch dem Vertrieb<br />

Debitorensachbearbeiter und<br />

Vertriebler früh informiert<br />

und der Buchhaltung zur Verfügung.<br />

Der Debitorensachbearbeiter<br />

und der Außendienstmitarbeiter<br />

sehen also schon in der<br />

Geschäftspartnerübersicht und<br />

dem Kontoauszug, ob und in welcher<br />

Höhe der Kunde versichert<br />

ist, ob und wann eine Fristenüberschreitung<br />

oder eine Kreditzielüberschreitung<br />

gemeldet<br />

wurde. Früher musste immer erst<br />

die entsprechende Akte herausgesucht<br />

oder in ein anderes Programm<br />

gewechselt werden.

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