Jahresbericht | 11 - Caritasverband Braunschweig eV
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Migrationsdienst<br />
halts, der wohnung, einschulung der Kinder, Krankenversicherung,<br />
Job oder Klärung von allgemeinen<br />
rechts fragen etc.<br />
bei vielen Zuwanderern und Zuwanderinnen macht<br />
sich in Laufe der Zeit das sogenannte „Odysseus-syndrom“<br />
2 bemerkbar. die anzahl von ratsuchenden mit<br />
gesundheitlichen oder psychosozialen Fragen nimmt<br />
proportional zu je länger der Migrant sich mit seiner<br />
realität und der „neuen“ auseinandersetzt. Migranten,<br />
bei denen die berufliche, wirtschaftliche, soziale und<br />
kulturelle integration nicht gelingt, fallen in ein Loch und<br />
somatisieren ihren Frust. die anzahl von Menschen,<br />
die bei uns über ihren seelischen gesundheitszustand<br />
klagt, umfasst mehr als ein drittel der gesamten Klientel.<br />
ausweglosigkeit, Perspektivlosigkeit, identitätsverlust,<br />
Frust, Kommunikationsprobleme, trennung, depressionen,<br />
Krankheiten etc. treten auf und treiben diese Personengruppe<br />
von hausarzt zu hausarzt oder zum spezialisten<br />
auf der suche nach einem heilmittel ihres un-<br />
Konversationskurs (Kontakte knüpfen)<br />
34 J ahresbericht 20<strong>11</strong> caritasverband braunschweig e. v.<br />
heilbaren dramas. gerade diese situation ist alarmierend,<br />
denn wir haben kaum Fachleute vor Ort, die auf<br />
diese Problematik eine antwort geben können.<br />
im bericht des Jahres 2010 der Migrationsberatung für<br />
erwachsene Zuwanderer des caritasverbandes braunschweig<br />
wurde die berufsanerkennungsproblematik<br />
der hoch qualifizierten Migranten angesprochen. das<br />
thema hat uns seit vielen Jahren beschäftigt und ist<br />
heute immer noch brisant, denn viele gut qualifizierte<br />
Migranten bleiben jahrelang sitzen und warten vergeblich<br />
auf die anerkennung ihres berufes oder abschlusses.<br />
die meisten von ihnen verpassen die integration<br />
auf dem arbeitsmarkt und erhalten keine Möglichkeit,<br />
eine umschulung zu machen. das neue gesetz der<br />
bundesregierung schien ein Licht am ende dieses tunnels<br />
zu sein. das gesetz, das am 04. november 2010<br />
vom bundesrat verabschiedet wurde, wird am 01. april<br />
2012 in Kraft treten. dieses gesetz regelt die Fristen für<br />
die entscheidungen der anträge und bestimmt eine<br />
Frist von maximal drei Monaten für die anerkennungsentscheidung<br />
(artikel 62 abs. 2). das ist eine gute<br />
nachricht und gewiss ein schritt in die richtige richtung.<br />
es muss aber abgewartet werden, um feststellen<br />
zu können, ob dieses gesetz die erhofften wirkungen<br />
zeigt und ob sich damit die chancen der hoch qualifizierten<br />
Migranten auf dem arbeitsmarkt tatsächlich erhöhen<br />
werden.<br />
2 Achotegui, Joseba (2007): El síndrome de Ulises. El síndrome del inmigrante con estrés crónico y múltiple. Barcelona. - Aufgrund psychischer<br />
Belastungen leiden Einwanderer und Asylsuchende (Migranten) zunehmend an Stress, Depressionen, Nervosität, Schlaflosigkeit und Realitätsverlust.