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IOEW-SR 182 Kooperative Regionalentwicklung.pdf, pages 1

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18 | F. BUCHHOLZ<br />

„Instrument staatlicher Modernisierung, welches zeitlich befristet für eine Problemlösung im räumlichen<br />

Kontext eingesetzt wird, die von den bestehenden Gebietskörperschaften mit ihren räumlichen<br />

und fachlichen Zuständigkeitsbereichen, mit ihren Strukturen und Routinen so nicht geleistet<br />

werden könnte“.<br />

Eine hierarchisch intervenierende Steuerung durch den Staat galt seit Beginn der 1980er Jahre<br />

zunehmend als ineffektiv, da die Adressaten zu passiven Befehlsempfängern degradiert und nicht<br />

zur konstruktiven Mitarbeit motiviert waren (vgl. Kapitel 3.2.2). Aus diesem Grund hat sich in den<br />

vergangenen zwei Jahrzehnten zunehmend ein partizipativer Führungsstil durchgesetzt. Der Staat<br />

findet sich heute verstärkt in der Rolle eines „kooperativen“ und „aktivierenden“ Akteurs wieder<br />

(Knieling 2003: 16). Die Herausforderungen der Globalisierung gilt es verstärkt durch regionsspezifische<br />

Entwicklungsansätze zu beantworten. Dabei wird zwischen einer Regionalisierung „von<br />

oben“, einer Regionalisierung „von unten“ sowie einer „sektoralen“ Regionalisierung unterschieden.<br />

Bei der „Regionalisierung von oben“ zieht sich der Staat aus der Bearbeitung der ihm übertragenen<br />

Aufgaben selektiv zurück und überträgt die Mitwirkung an der Problembearbeitung den Akteuren<br />

der Region. Regionale Akteure werden in die Vorbereitung staatlicher Entscheidungen einbezogen.<br />

Die „Regionalisierung von unten“ basiert auf der Initiative von Akteuren aus der Region. Oftmals<br />

wird ein projektbezogener Kooperationsansatz verfolgt, der zunächst nur auf diejenigen beschränkt<br />

bleibt, die sich vom Problem betroffen fühlen. Bezogen auf die „sektorale Regionalisierung“ geht es<br />

darum, dass einzelne Fachpolitiken sich nach regionalen Besonderheiten stärker ausdifferenzieren<br />

und den Regionen mehr Mitsprache bei der Bestimmung der fachplanerischen Inhalte gewährt wird<br />

(Fürst 1999a: 351).<br />

Die Region hat sich gegenüber dem Staat vom Objekt zum Subjekt, d.h. einem eigenständigen<br />

Handlungsraum für verschiedene gesellschaftliche Aktivitäten gewandelt (Meise 1998: 67). Neben<br />

dem Staat und der Wirtschaft wird die Zivilgesellschaft als dritte Säule des Gemeinwesens von zunehmender<br />

Bedeutung angesehen.<br />

Wegener unterscheidet den Prozess der Regionalisierung in eine vertikale und eine horizontale<br />

Regionalisierung. Als vertikale Regionalisierung betrachtet er die Verlagerung staatlicher Trägerschaftskompetenzen<br />

auf die Regionsebene. Die Kompetenzbündelung durch die Kooperation verschiedener<br />

regionaler Akteure gilt für ihn als horizontale Regionalisierung (Wegener 2000: 117f.).<br />

Ein Beispiel für die vertikale Regionalisierung stellt die regionalisierte Wirtschafts- und Strukturpolitik<br />

dar, wonach die Trägerschaft für den Einsatz regionalwirtschaftlicher Strategien auf die regionale<br />

Ebene verlagert wird (vgl. Kapitel 3.3). Fürst (1999a: 352) sieht in der regionalisierten Wirtschafts-<br />

und Strukturpolitik ein gutes Beispiel für die Kombination von Regionalisierung „von oben“<br />

und „sektoraler“ Regionalisierung.<br />

Die Region übernimmt neue Funktionen intermediärer Kooperation zwischen Staat, Kommunen<br />

und Privaten. Hierfür sieht Fürst einen zunehmenden Bedarf, da in den sektoralisierten Politikstrukturen<br />

der Bundesrepublik die räumliche Integrations- und Innovationsfunktion zu kurz kommt (Fürst<br />

1999a: 351). Eine regionale Steuerung kann dieses Defizit kompensieren. Regionalisierung findet<br />

dabei meist über „weiche“ Formen der Organisation statt, etwa über Runde Tische, Regionalkonferenzen,<br />

Regionale Entwicklungsagenturen oder ähnlichem. Fürst stellt fest, dass die „weichen“ Organisationsstrukturen<br />

die seit langem etablierten regionalen Institutionen nicht unberührt lassen.<br />

Vielmehr werden diese in die Regionalisierung einbezogen und geben Kompetenzen an die neuen<br />

Strukturen ab.<br />

Nach Fürst erzeugt Regionalisierung „ein neues Handlungskollektiv auf regionaler Ebene, das Verantwortung<br />

für die regionale Entwicklung übernehmen kann und folglich darüber mitentscheiden<br />

soll. Sie ist Ausdruck von Anpassungsprozessen an neue Aufgaben und Probleme, wobei neue<br />

Themen, neue Aktoren-Kombinationen, neue Handlungsformen und neue Problemlösungen Zugang<br />

zur Politik erhalten können.“ (Fürst 1999a: 351) Dabei ist nach Benz et al. (1999: 25) Regio-

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