Genossenschaftsblatt 2/2010 - RWGV
Genossenschaftsblatt 2/2010 - RWGV
Genossenschaftsblatt 2/2010 - RWGV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
NRW-WAHL <strong>2010</strong><br />
wirtschaftlich nachhaltig zu führen oder um<br />
sich als kleine Unternehmen an europaweiten<br />
Ausschreibungen zu beteiligen. Inwieweit<br />
wird Ihre Partei die Bemühungen des Genossenschaftsverbandes,<br />
über die Möglichkeiten<br />
der genossenschaftlichen Rechtsform zu informieren,<br />
unterstützen?<br />
Sehr geehrte Frau Kraft, es gibt Pläne in<br />
Nordrhein-Westfalen, die Kreditwirtschaft<br />
an der Finanzierung der Verbraucherberatung<br />
in Finanzfragen zu beteiligen. Der<br />
Rheinisch-Westfälische Genossenschaftsverband<br />
lehnt dies ab. Wie steht ihre<br />
Partei zu dieser Th ematik? Welchen Umlageschlüssel<br />
würden sie gegebenenfalls<br />
wählen?<br />
Hannelore Kraft: Die Finanzkrise hat<br />
Hannelore Kraft<br />
gezeigt, dass zum einen die Finanzkompetenz<br />
der Verbraucherinnen und Verbraucher, zum anderen auch<br />
die Position von unabhängigen Beratungsstellen für Finanzfragen<br />
gestärkt werden muss. Diese Organisationen sollen nach Willen der<br />
SPD künftig als „Marktwächter“ die Menschen informieren, warnen<br />
und bei der Durchsetzung ihrer Rechte unterstützen.<br />
Weiterhin hat die Krise deutlich gemacht, dass die Beratungsleistung<br />
der Kreditwirtschaft vielfach lückenhaft bis fahrlässig war und laut<br />
Stiftung Warentest auch weiterhin ist. Die gesamte Kreditwirtschaft<br />
trägt bei der Bewältigung der Finanzkrise eine große Verantwortung.<br />
Dieser Verantwortung müssen die Unternehmen nachkommen, in<br />
dem sie den Opfern dieser Krise helfen. Dabei halten wir die Unterstützung<br />
einer qualifi zierten Verbraucher, Schuldner- und Insolvenzberatung<br />
für richtig. Zentral ist für uns die Unabhängigkeit der Verbraucherzentralen<br />
– diese darf durch die Art der Finanzierung nicht<br />
gefährdet werden.<br />
Wie wird ihre Partei die krisenbewährte Sicherungseinrichtung der<br />
Kreditgenossenschaften vor Plänen einer bundes- oder europaweiten<br />
Zusammenlegung mit Sicherungseinrichtungen anderer Bankengruppen<br />
schützen?<br />
Hannelore Kraft: Auf EU-Ebene gibt es Pläne zur Errichtung eines<br />
EU-Haftungsfonds, in dem die Sicherungsfonds der genossenschaftlichen,<br />
öff entlich-rechtlichen und privaten Kreditinstitute zusammengelegt<br />
werden. Aus unserer Sicht wäre zur Absicherung der<br />
bewährten Strukturen in Deutschland parallel zu den bereits vor-<br />
Helmut Stahl: Wir wollen, dass politische<br />
Entscheidungen möglichst nah an den Bürgerinnen<br />
und Bürgern getroff en werden.<br />
Deswegen tritt die CDU für eine Stärkung der<br />
kommunalen Selbstverwaltung ein. Wir sind<br />
der Überzeugung, dass die Kommunen aus<br />
ihrer spezifi schen Ortskenntnis am besten<br />
entscheiden können, wie sie den Interessen<br />
ihrer Bürger gerecht werden können. Dazu<br />
gehört auch die Entscheidung, in welcher<br />
Rechtsform kommunale Unternehmen betrieben<br />
werden sollen.<br />
Herzlichen Dank!<br />
„Finanzkompetenz stärken“<br />
Nachgefragt bei: Hannelore Kraft, Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion und Kandidatin für das Amt der<br />
Ministerpräsidentin in Nordrhein-Westfalen<br />
handenen Fonds die Einrichtung eines zusätzlichen Haftungsfonds<br />
eine diskussionswürdige Lösung. Dieser neue Haftungs- oder Sicherungsfonds<br />
sollte allerdings nicht zu Lasten, sondern zusätzlich zu<br />
bestehenden Sicherungseinrichtungen eingeführt werden. Des Weiteren<br />
sollten sich die Zahlungen in den Fonds an der wirtschaftlichen<br />
Leistungsfähigkeit der Institute sowie an dem Geschäftsmodell<br />
und der wirtschaftlichen Ausrichtung der Institute orientieren. (Je<br />
risikoreicher die Geschäftsausrichtung desto höher auch die Einzahlungen).<br />
Es sollte parallel sichergestellt sein, dass die Einzahlungen<br />
der Kreditinstitute verzinst werden, damit zumindest Erträge an die<br />
Institute zurückfl ießen können.<br />
Im Rahmen des Ausbaus der regenerativen Energien bietet die genossenschaftliche<br />
Rechtsform die Möglichkeit einer gemeinsamen dezentralen<br />
Energieerzeugung und -nutzung von Bürgerinnen und Bürgern,<br />
Unternehmen und Kommunen, gerade auch im ländlichen Raum.<br />
Wie würde ihre Partei in Regierungsverantwortung einen derartigen<br />
markt- und bürgergerechten Ansatz in der nordrhein-westfälischen<br />
Energiepolitik fördern?<br />
Hannelore Kraft: Wir begrüßen ausdrücklich den stetigen Ausbau<br />
der erneuerbaren Energien und setzten uns für mehr Wettbewerb<br />
ein. Deshalb müssen neue Wettbewerber bessere Chancen erhalten.<br />
Hierbei kommt es zum Beispiel auf eine Stärkung unserer kommunalen<br />
Unternehmen ebenso an, wie darauf, dass sich neue Rechtsformen<br />
einer gemeinsamen dezentralen Energieerzeugung und -nutzung,<br />
zum Beispiel Energiegenossenschaften, bilden. Dabei können<br />
Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Kommunen besonders<br />
im ländlichen Raum wichtige Beiträge liefern. Die fi nanzielle Unterstützung<br />
eines solchen markt- und bürgernahen Ansatzes in der<br />
nordrhein-westfälischen Energiepolitik ist grundsätzlich möglich<br />
über eine entsprechende Gestaltung von Förderprogrammen für die<br />
Energieberatung, das Contracting oder die Erstellung von Energiekonzepten.<br />
Als wichtige Finanzierungsgrundlage für solche Programme<br />
sehen wir die Mittel aus dem Emissionshandel an. Es spricht<br />
viel dafür, dabei auch genossenschaftliches Engagement besonders<br />
zu fördern.<br />
24 GENOSSENSCHAFTSBLATT 2 | <strong>2010</strong><br />
>