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Genossenschaftsblatt 2/2010 - RWGV

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NRW-WAHL <strong>2010</strong><br />

verantwortung einen derartigen markt- und<br />

bürgergerechten Ansatz in der nordrheinwestfälischen<br />

Energiepolitik fördern?<br />

Dr. Gerhard Papke: Die FDP ist bestrebt,<br />

mehr Wettbewerb auf dem Energiemarkt zu<br />

schaff en. Dazu müssen vor allem die Erzeugungsstrukturen<br />

diversifi ziert werden. Die<br />

Rekommunalisierungstendenzen sehen wir<br />

kritisch, da auf der einen Seite damit das fi -<br />

nanzielle Risiko für die Kommunen und für<br />

die Bürger steigt und andererseits der Wettbewerb,<br />

der im Bereich des Angebots von<br />

Strom bereits existiert, verzerrt wird. Daher<br />

erachten wir gerade die genossenschaftlichen<br />

Zusammenschlüsse als wichtige<br />

Alternative für mehr Wettbewerb im Energiemarkt.<br />

Aus unserer Sicht ist eine fi nanzielle<br />

Förderung aus haushaltspolitischen Gesichtspunkten<br />

nicht möglich. Aber gerade im<br />

Bereich der erneuerbaren Energien gibt es<br />

bereits ausreichende Förderung durch das<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetz. Wir möchten<br />

aber gerne nach der Wahl Gespräche darüber<br />

führen, wie man Genossenschaften, die<br />

dem liberalen Verständnis von Bürgerengagement<br />

absolut entsprechen, auch im Energiebereich<br />

unterstützen kann.<br />

Die landwirtschaftlichen Genossenschaften<br />

verstehen sich als Partner der Landwirte auch<br />

in schwierigen Zeiten. Sowohl die Klein- und<br />

Mittelbetriebe in der Landwirtschaft als auch<br />

die genossenschaftliche Selbsthilfe sind gemäß<br />

Artikel 28 der nordrhein-westfälischen Landesverfassung<br />

zu fördern und zu unterstützen.<br />

Wie will Ihre Partei diesen Verfassungsartikel<br />

nach der Wahl mit Leben füllen?<br />

Dr. Gerhard Papke: In der vergangenen<br />

Legislaturperiode haben wir in unserer Regierungskoalition<br />

mit der CDU viel für die<br />

Landwirtschaft und den ländlichen Raum<br />

erreicht. Die FDP will im Rahmen der anstehenden<br />

Verhandlungen auf europäischer<br />

Ebene dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen<br />

für landwirtschaftliche Betriebe<br />

weiter verbessert werden. Landwirte sind<br />

zunehmend Unternehmer und können und<br />

wollen einen großen Teil ihrer Einnahmen<br />

am Markt erwirtschaften. Dazu brauchen<br />

sie Planungssicherheit. Gleichzeitig muss<br />

klar sein, dass eine fl ächendeckende Landbewirtschaftung<br />

zum Erhalt der Kulturlandschaft<br />

angestrebt wird. Diese Aufgabe, die<br />

von der Landwirtschaft für die Gesellschaft<br />

geleistet wird, hat ihren Preis, und deshalb<br />

bedürfen gerade die kleinen und mittleren<br />

Betriebe für diese gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe einer Förderung.<br />

Ende 2009 veröff entlichte die Bertelsmannstiftung<br />

Umfrageergebnisse, die belegen, dass<br />

viele Bürgerinnen und Bürger bereit sind,<br />

sich gesellschaftspolitisch zu engagieren. Die<br />

Genossenschaft bietet die Möglichkeit, im<br />

Sinne der Hilfe zu Selbsthilfe gemeinschaftlich<br />

wirtschaftlich tätig zu werden, um bei-<br />

Sehr geehrte Frau Löhrmann, es gibt Pläne<br />

in NRW, die Kreditwirtschaft an der<br />

Finanzierung der Verbraucherberatung<br />

in Finanzfragen zu beteiligen. Der <strong>RWGV</strong><br />

lehnt dies ab. Wie steht Ihre Partei zu dieser<br />

Th ematik? Welchen Umlageschlüssel<br />

würden sie gegebenenfalls wählen?<br />

Sylvia Löhrmann: Die Finanzkrise hat<br />

bei vielen Verbraucherinnen und Ver-<br />

Sylvia Löhrmann<br />

brauchern zu erheblichen Verunsicherungen<br />

und einem beträchtlichen Vertrauensverlust in die Seriosität<br />

und die Stabilität der Finanzmärkte ausgelöst. Die Krise hat dabei<br />

spielsweise Dorfl äden oder Schwimmbäder<br />

wirtschaftlich nachhaltig zu führen oder um<br />

sich als kleine Unternehmen an europaweiten<br />

Ausschreibungen zu beteiligen. Inwieweit<br />

wird Ihre Partei die Bemühungen des Genossenschaftsverbandes,<br />

über die Möglichkeiten<br />

der genossenschaftlichen Rechtsform zu informieren,<br />

unterstützen?<br />

Dr. Gerhard Papke: Die Liberalen sind der<br />

Auff assung, dass in der Rechtsform der Genossenschaft<br />

Unternehmertum mit sozialer<br />

Verantwortung und Gemeinschaftssinn positiv<br />

verbunden ist. Daher werden wir uns<br />

dafür einsetzen, dass die Genossenschaften<br />

im zukünftigen Wirtschaftsleben und im<br />

Rahmen der Mittelstandspolitik eine größere<br />

Rolle spielen und die Attraktivität der Genossenschaften<br />

im Rahmen der Wirtschafts-<br />

und Arbeitsmarktpolitik gestärkt wird. Dabei<br />

wollen wir die Gründung neuer Genossenschaften<br />

in allen Bereichen des Handwerks,<br />

der Dienstleistungen, der Forschung und<br />

Entwicklung, der Freien Berufe, der Industrie,<br />

der Wohnungswirtschaft sowie der Sozial-,<br />

Kultur- und Gesundheitswirtschaft<br />

unterstützen. Um dies in der nächsten Legislaturperiode<br />

umzusetzen, möchten wir gerne<br />

mit dem Genossenschaftsverband ausloten,<br />

was getan werden kann, um besser über<br />

die Möglichkeiten der genossenschaftlichen<br />

Rechtsform zu informieren.<br />

Herzlichen Dank!<br />

Finanzstandort NRW nachhaltig verbessern“<br />

Nachgefragt bei Sylvia Löhrmann, Vorsitzende der Landtagsfraktion der GRÜNEN<br />

auch kritikwürdige Methoden in der Banken- und Finanzwirtschaft<br />

bei der Einwerbung von Risiko-Abschlüssen off engelegt. Wir haben<br />

uns in der Folge intensiv mit der Th ematik befasst und nach Lösungsstrategien<br />

gesucht, wie das Vertrauen der Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher dauerhaft wieder hergestellt werden kann. Denn<br />

nur dies kann den Finanzstandort NRW letztlich dauerhaft sichern.<br />

Ein zentrales Ergebnis war: die Verbraucherinnen und Verbraucher<br />

sind auf der Suche nach tatsächlich unabhängigem Rat. Die Verbraucherzentralen<br />

waren und sind dabei erste Anlaufstelle vieler verunsicherter<br />

und geschädigter Verbraucher. Bundesweit wird ein Bedarf<br />

von knapp 500 unabhängigen Finanzberaterinnen und -berater geschätzt.<br />

Auf NRW runtergerechnet sind dieses 150 bis 200 fehlende<br />

Stellen. Wir halten es daher für notwendig, die anbieterunabhän- ><br />

26 GENOSSENSCHAFTSBLATT 2 | <strong>2010</strong>

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