Chorweiler entdeckt seine NS-Geschichte - Köln-Vernetzt

Chorweiler entdeckt seine NS-Geschichte
sind, verbrachten wir viel Zeit damit, einfach zu erzählen. Die Schüler wussten
oft gar nicht genau, wie ihre Familie eigentlich nach Deutschland gekommen
war.
Neugierig geworden von unseren Fragen fragten sie ihre Eltern und Großeltern
„Wann seit ihr eigentlich nach Deutschland gekommen – und warum?“. Alle
Schüler brachten Fotos von sich und ihrer Familie mit, was neue Erzählanlässe
schuf. Die damit verbundenen Erzählstunden waren für uns alles sehr interessant,
manchmal lustig, oft auch traurig. Vielen Schülern war nicht bewusst,
dass manche Mitschüler bereits ein bewegtes Leben mit vielen Umzügen hinter
sich hatten. Besonders betroffen waren wir von den Schilderungen eines Jungen,
der mit seiner Familie aus Somalia geflohen war.
Indem die Schüler sich gegenseitig von ihrer Geschichte und der Geschichte
ihrer Familien erzählten, wuchsen auch langsam das gegenseitige Verständnis
und die Anerkennung in dem noch sehr lockeren Gefüge des Kurses.
Leider hat die Einbindung in den normalen Unterricht nicht immer die Flexibilität
und Intensität geboten, die ein solches Projekt noch fruchtbarer gemacht
hätte. Aber dennoch ermöglichte uns diese Arbeit, für die Schüler und uns Lehrerinnen,
einen neuen Blick auf die anregende Vielfalt an der Schule.
Gesine Hopstein
Ein Stadtteil entdeckt seine NS-Geschichte
Gespräch mit Herrn Hans Stahl
Ein Zeitzeuge erinnert sich an seine Jugend in Merkenich
Vielfalt-tut-gut / Chorweiler
Als der Krieg ausbrach war Herr Stahl 10 Jahre alt. Er kann sich noch gut an
die Führerreden erinnern. Er war bereits mit 10 Jahren an Politik interessiert,
in der Familie wurde abends viel über Politik diskutiert. Er hatte zwei Onkel,
die bei dem Bauunternehmer Johann Rübel arbeiteten. Die Familie hat ihren
Ursprung im Westerwald. Sein Vater und der Bruder von Herrn Rübel, Ja-
Seite 79