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BÜHNE<br />
tanz in. bern<br />
Von Kristina Soldati - Frische o<strong>der</strong> eine Neuaufl age des alten Festivals? Bild: Anna Huber / Foto: Caroline Minjolle<br />
■ TANZ IN. BERN löst das Festival Berner Tanztage<br />
ab. Mit dem neuen Festivalleiter Roger Merguin<br />
und anschliessend mit drei beteiligten Choreografen<br />
sprach ensuite - kulturmagazin. Vom Festivalleiter<br />
wollte es wissen, was er am Konzept weiterzuführen<br />
und was er zu erneuern gedenke.<br />
Roger Merguin: Innerhalb von zwanzig Jahren<br />
haben es die Berner Tanztage geschafft, sich als<br />
eine Art Institution in <strong>der</strong> Schweiz zu etablieren.<br />
<strong>Sie</strong> entwickelten eine grosse Dynamik, weckten die<br />
freie Tanzszene, die sich vor zwanzig Jahren erstmals<br />
wirklich manifestierte.<br />
Diese Frische möchte ich dem Festival wie<strong>der</strong><br />
zurückgeben. Ich werde neben etablierten Choreografen<br />
wie Susanne Linke und Jean-Claude<br />
Gallotta auch internationale Neuentdeckungen<br />
präsentieren, die ich gerne mit dem Berner Publikum<br />
teilen möchte. Es wird eine stilistische Vielfalt<br />
geboten, die experimentelle Werke, Installationen<br />
aber auch bewährten Tanz umfasst. Damit das<br />
Publikum nicht nur die namhaften Produktionen<br />
herauspicken muss, haben wir einen Festival-Pass<br />
eingeführt, <strong>der</strong> während drei Wochen erlaubt, so<br />
viele Stücke zu schauen wie man will. Das soll die<br />
Lust am Experiment erhöhen und zum Ausprobieren<br />
ermutigen. Die Bandbreite des zeitgenössischen<br />
Tanzes, von den neuen Choreografen über<br />
die Grand Dame des Tanztheaters, Susanne Linke,<br />
bis hin zu einem Tanzparcours in <strong>der</strong> Stadt Bern<br />
soll erlebbar und bezahlbar sein.<br />
ensuite - kulturmagazin: Und das drei Wo-<br />
chen lang. Mit bis zu zwei Vorstellungen täglich<br />
ist TANZ IN. BERN anspruchsvoller als das vorangehende<br />
Festival. Wie schafft Ihr das?<br />
Der Beitrag <strong>der</strong> Stadt Bern wurde schon vor<br />
dem Ende <strong>der</strong> Berner Tanztage von 80’000 auf<br />
200’000 Schweizer Franken aufgestockt und wir<br />
können auch auf die Unterstützung des Kantons<br />
Bern zählen. Dann haben wir ein Fundraising für<br />
TANZ IN. BERN gemacht. Wir wollten uns aber<br />
nicht nur in die Abhängigkeit von Sponsoren begeben<br />
und setzen auf die Zusammenar<strong>bei</strong>t mit lokalen<br />
Institutionen wie <strong>der</strong> Tanzaktiven Plattform,<br />
dem Institut für Theaterwissenschaften, <strong>der</strong> HKB,<br />
dem Stadttheater und an<strong>der</strong>en. Auch Botschaften<br />
<strong>der</strong> Gastlän<strong>der</strong> konnten wir für das Programm<br />
begeistern. Wir nutzen auch Synenergien mit <strong>der</strong><br />
Dampfzentrale, ihrer Verwaltung und technischem<br />
Personal.<br />
Dem Festivalzentrum rund um die Dampfzentrale<br />
wird ein neues Gesicht verliehen, das Publikum<br />
wird sofort die Festivalstimmung erleben<br />
können – hier sei nur die Geisterbahn vor <strong>der</strong><br />
Dampfzentrale erwähnt. Zur Auffrischung des Festivals<br />
gehört wohl auch, dass ihm durch die neue<br />
Leitung eine neue Handschrift verliehen wird. Ich<br />
schätze Iro<strong>nie</strong>, Intelligenz und Humor <strong>bei</strong>m Zugang<br />
zu Tanzstücken. Das Gesamtkunstwerk, in dem <strong>der</strong><br />
Tanz sich vertieft an verschiedenen Kunstformen<br />
wie Installationen, bilden<strong>der</strong> Kunst, Video, Literatur<br />
und Musik bedient, sich also in einen zeitgenössischen<br />
Kontext stellt, ist ein Schwerpunkt, den ich<br />
da<strong>bei</strong> setze.<br />
Veranstaltungen<br />
Nun, das tat auch schon das Tanztheater;<br />
und <strong>der</strong> neue Konzepttanz, <strong>der</strong> so ar<strong>bei</strong>tet, befriedigt<br />
nicht alle Zuschauer.<br />
Ich setze auf eine gute Information über das<br />
Programm und hoffe, dass Qualität einfach geschätzt<br />
wird. Deshalb bieten wir Publikumsgespräche<br />
an, Stückeinführungen öffnen Einblicke in die<br />
Werke. Stückausschnitte sind auch auf unserer<br />
Website zu fi nden - <strong>nie</strong>mand soll auf eine falsche<br />
Fährte geleitet werden. Transparenz ist uns sehr<br />
wichtig.<br />
■ Jean-Claude Gallotta und <strong>der</strong> Optimismus<br />
<strong>der</strong> Jugend Copyleft ist das Motto <strong>der</strong> ersten Ausgabe<br />
des TANZ.IN BERN Festivals, <strong>der</strong> Nachfolge<br />
<strong>der</strong> Berner Tanztage. Was soll kopiert werden, was<br />
aufgefrischt, um kein Abklatsch zu sein? Nicht nur<br />
Festivalleiter Roger Merguin, son<strong>der</strong>n auch viele<br />
Künstler scheinen sich mit ihrer Tradition auseinan<strong>der</strong>setzen<br />
zu wollen. Jean-Claude Gallotta,<br />
seit über 25 Jahren Leiter des Centre Choréographique<br />
National de Grenoble, hat sein frühes Stück<br />
Ulysses, das grosse Beachtung erfuhr, wie<strong>der</strong> hervorgeholt.<br />
Der Choreograf erzählt ensuite - kulturmagazin,<br />
wie das Anknüpfen und Neuschöpfen im<br />
jüngsten Werk «Cher Ulysses» inhaltlich und stilistisch<br />
bedeutsam ist.<br />
Jean-Claude Gallotta: Ulysses habe ich 1981<br />
kreiert, nach meinem USA-Aufenthalt, wo Cunningham<br />
und seine Neubehandlung des Raums und <strong>der</strong><br />
Zeit einen grossen Eindruck auf mich machten.<br />
ensuite - kulturmagazin Nr. 70 | Oktober 08 11