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Cinéma<br />

FILM-TIPP<br />

THE LOVE GURU<br />

Von Sonja Wenger<br />

■ Von wegen Namaste! Wenn man sich Mike<br />

Myers neuestes, von seinen Fans vermutlich<br />

lange ersehntes Machwerk «The Love Guru» angesehen<br />

hat, ist man we<strong>der</strong> erleuchtet noch mit<br />

mehr Weisheit gesegnet. Vielmehr möchte man<br />

einfach Myers, den Hauptdarsteller, Drehbuchautor<br />

und Produzenten dieses sogenannten Films,<br />

am falschen Bart rupfen und sein Werk in die<br />

Luft schmeissen, um es dort mit scharfen Sushimessern<br />

in kleine Häppchen zu zerteilen.<br />

Denn nur in dieser Form wäre Myers Anein-<br />

an<strong>der</strong>reihung dümmlicher Ulknummern, die<br />

gespickt sind mit Versatzstücken aus geistigen<br />

Tieffl ügen und Fäkalhumor, vielleicht noch erträglich.<br />

Vielleicht. Doch da dies dem Publikum<br />

nicht vergönnt ist, muss es <strong>bei</strong> einem eventuellen<br />

Kinobesuch von «The Love Guru» wohl Übles in<br />

Kauf nehmen: Die schlimmsten Symptome zeigen<br />

sich darin, dass bereits nach zwei Minuten<br />

die Gesichtsmuskulatur erschlafft, die Hirnaktivität<br />

aussetzt und es im Weiteren ein gigantisches<br />

Wohlwollen erfor<strong>der</strong>t, diesen Mist auf Zelluloid<br />

bis zum Ende durchzustehen.<br />

Da<strong>bei</strong> wäre die Grundidee von «The Love<br />

Guru» nicht mal so übel, obwohl je<strong>der</strong> Anfl ug<br />

von möglicher Sympathie o<strong>der</strong> echtem Humor<br />

bereits im Keim erstickt wird. Guru Maurice Pitka<br />

(Myers) leidet darunter, dass er im Geschäft mit<br />

<strong>der</strong> Erleuchtung nur an zweiter Stelle steht und<br />

als <strong>der</strong> «Deepak Chopra <strong>der</strong> armen Leute» gilt.<br />

Um das zu än<strong>der</strong>n, will er in die Show von Oprah<br />

Winfrey. Und um dieses Ziel zu erreichen, nimmt<br />

er den medienwirksamen Auftrag an, die ehelichen<br />

Probleme des Starspielers eines Eishockeyteams<br />

zu lösen. Da<strong>bei</strong> verliebt er sich in Jane<br />

Bullard (Jessica Alba), die Besitzerin des Teams,<br />

und muss sich deshalb endlich seinen eigenen<br />

Ängsten stellen.<br />

Dazwischen wird jede Menge gefurzt, über<br />

die Penisgrösse Witze gemacht und die Schmerzgrenze<br />

des Brachialhumors neu ausgelotet. Allerlei<br />

Rückblenden zeigen zudem, weshalb Guru Pitka<br />

zu Guru Pitka wurde und beweisen, dass auch<br />

die besten Schauspieler eine grottenschlechte<br />

Geschichte nicht zu retten vermögen. So hat das<br />

Mitwirken von Gandhi-Darsteller Ben Kingsley<br />

als Guru Tugginmypudha (!), Pitkas schielendem<br />

Lehrer, wenig mit <strong>der</strong> «Vertreibung <strong>der</strong> geistigen<br />

Dunkelheit» zu tun, für die Gurus bekannt<br />

sind. Vielmehr muss es sich um eine temporäre<br />

geistige Umnachtung gehandelt haben, <strong>der</strong> aber<br />

wohl je<strong>der</strong> anheimfällt, <strong>der</strong> sich diese 87 Minuten<br />

Stuss zu Gemüte führt.<br />

Der Film kommt lei<strong>der</strong> am 2. Oktober ins Kino.<br />

30<br />

KINO<br />

elegy<br />

Von Sonja Wenger Bild: zVg.<br />

■ Die Einsamkeit endet mit <strong>der</strong> Liebe. Das ist<br />

wohl wahr. Doch wie soll ein Mensch die Liebe<br />

erkennen und festhalten, <strong>der</strong> Zeit seines Lebens<br />

die Fahne <strong>der</strong> Unabhängigkeit hochgehalten hat<br />

und entsprechend aus je<strong>der</strong> Beziehung gefl üchtet<br />

ist, sobald sie zu intim wurde?<br />

«Die Einsamkeit endet mit <strong>der</strong> Liebe» ist auch<br />

<strong>der</strong> Titel eines Musikstücks, das die Geschichte<br />

von «Elegy» begleitet. Die spanische Regisseurin<br />

Isabel Coixet hat sich an die Verfi lmung des Romans<br />

«Das sterbende Tier» von US-Schriftsteller<br />

Philip Roth gewagt. Es ist ihr gelungen, trotz des<br />

dominanten Untertons männlicher Ängste und Eitelkeiten,<br />

daraus einen überaus feinfühligen,<br />

berührenden und teilweise sinnlichen Film zu machen.<br />

Die Regisseurin von «The secret life of words»<br />

und «My life without me» erzählt da<strong>bei</strong> in streckenweise<br />

intimen Bil<strong>der</strong>n und mit schonungsloser<br />

Nähe die Geschichte <strong>der</strong> Beziehung zwischen<br />

dem Literaturprofessor David Kepesh (Ben Kingsley)<br />

und seiner ehemaligen Studentin Consuela<br />

Castillo (Penélope Cruz). Als Consuela in Davids<br />

Leben tritt, führt er ein komfortables Leben in<br />

einer berufl ich und fi nanziell privilegierten Position<br />

und einem geistigen Kokon. Für seine emotionale<br />

Freiheit hat David seine Ehe aufgegeben. Für<br />

den Sex gibt es seine langjährige Geliebte Carolyn<br />

(brilliant: Patricia Clarkson), wo<strong>bei</strong> <strong>bei</strong>de glauben,<br />

über Besitzansprüche aneinan<strong>der</strong> erhaben zu<br />

sein. Und für die Inspiration gibt es die pointierten<br />

Gespräche mit seinem besten und einzigen Freund<br />

George (Dennis Hopper) sowie gelegentliche Affären<br />

mit seinen Studentinnen.<br />

Doch mit Consuela än<strong>der</strong>t sich alles. Obwohl er<br />

sich zuerst und vor allem von ihrer Schönheit angezogen<br />

fühlt, schmelzen seine so solid geglaubten<br />

Prinzipien dahin. Consuelas Offenheit und Liebe<br />

for<strong>der</strong>n von David Dinge, die er nicht geben kann.<br />

Seine offene Eifersucht geht zudem Hand in Hand<br />

mit einer unterschwelligen Angst vor dem Alter<br />

und einer wachsenden Panik davor, dass ihn Consuela<br />

eines Tages verlassen könnte. Doch we<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> grosse Altersunterschied noch Davids Miss-<br />

trauen lassen die Beziehung zerbrechen. Es ist<br />

seine Unfähigkeit, für Consuela über sich selbst<br />

hinauszuwachsen. Als sie ihn verlässt, ist er ein<br />

gebrochener Mann. Erst als sich Consuela Jahre<br />

später wie<strong>der</strong> meldet, erhält David nochmals eine<br />

Chance.<br />

Das «Elegy» trotz einer melancholischen, <strong>bei</strong>nahe<br />

traurigen Grundstimmung durchgehend zu<br />

packen und zu unterhalten vermag, ist dem exzellenten<br />

Zusammenspiel zwischen <strong>der</strong> Regisseurin<br />

und den Schauspielern zu verdanken. Mal lässt<br />

Coixet es zu, dass die Figuren intellektuell abschweifen,<br />

manchmal gar nerven und kalt wirken.<br />

Dann versöhnt sie das Publikum wie<strong>der</strong> mit humorvollen<br />

und warmherzigen Momenten o<strong>der</strong> intelligenten<br />

Dialogen.<br />

Der von jeglichem Ballast befreite Erzählstil<br />

vermag es, die verschiedenen Charaktere schnell<br />

und präzise zu zeichnen, und lässt doch stets dort<br />

Zeit, wo ein ruhiger Grundton notwendig ist. Beinahe<br />

scheint das Metronom, welches die vielen<br />

Klavierstücke <strong>der</strong> Filmmusik begleitet, auch den<br />

Rhythmus des Films anzugeben. Die Regisseurin<br />

verliert zudem <strong>nie</strong> die Balance zwischen Betrachten<br />

und Teilhaben, zwischen Nachdenken und<br />

Mitfühlen.<br />

Doch wahre Hochachtung ist in «Elegy» Ben<br />

Kingsley und Penélope Cruz zu zollen. Beide wachsen<br />

als Schauspieler wie auch in ihren Rollen über<br />

sich hinaus. So wie David seine Augen nicht von<br />

Consuela lassen kann, starrt man gebannt auf die<br />

Nuancen ihres Spiels und hofft da<strong>bei</strong>, dass sich die<br />

Vergänglichkeit von Liebe und Leben nicht bereits<br />

im eigenen Körper festgesetzt hat.<br />

Der Film dauert 108 Minuten und kommt am 9.<br />

Oktober ins Kino.<br />

ensuite - kulturmagazin Nr. 70 | Oktober 08

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