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21(5 Wiiliclni Kul>itscliek<br />
Miijor Richter ist, wie so manclies andere Mitglied unserer Gesellscliaft, und<br />
darunter die besten, aus einem Beruf zu uns gelangt, der wenig Zusammenhang mit<br />
den geschichtlichen oder ästhetischen Zielen haben kann, die die Numismatik ver-<br />
folgt. Er war seiner Fachrichtung nach Mathematiker und Techniker, seinem Beruf<br />
nach Militär, und war noch obendrein — w'cr weiß zu sagen, ob das seinen Ent-<br />
wicklungsgang glücklicher oder weniger günstig bestimmt hat? — durch die Laune<br />
des Schicksals lange Jahre von Wien oder anderen Kulturzentren ferngehalten<br />
worden, bis er durch den Übertritt in den Ruhestand alle äußeren Fesseln durchbrechen<br />
und sich ganz seinen literarischen und Philanthropen Idealen widmen<br />
konnte.<br />
Richter ist im Jahr 184G zu Wien geboren und 18G6 als Leutnant aus der<br />
Militärakademie von Wiener- Neustadt ausgemustert worden. Er hat den Feldzug<br />
dieses Jahres mitgemacht und trat nach seinem Abschluß, erst 2]jährig in den<br />
Militärschuldienst, für den er sich durch Neigung und Begabung sowie durch die<br />
Freundlichkeit seiner ])ersönliclien Erscheinung besonders em))fehlen mochte. Näher<br />
bin icli darüber lücht unterrichtet, vor allem weil Major Richter in seiner großen<br />
Bescheidenheit von seiner Person am allerwenigsten sprach, so mitteilsam er sonst<br />
auch aus dem Schatz seiner Erfahrungen geschöi)ft hat. Lediglicli aus seiner Militär-<br />
beschreibung (Grundbuehsblatt) her habe ich die Daten seiner Verwendung während<br />
des Militärdienstes kennen gelernt. Sie zeigen wieder ein Beispiel des häufigen<br />
Wechsels von Garnison, Trupjjendienst und Schule, durch den der Offizier praktische<br />
Erfahrung sammeln und damit selbst wieder der Ausbildung und Schlagfertigkeit<br />
unseres Heeres nützlicher werden soll. Seinem besonderen Wunsch entsprach es,<br />
daß er in den Jahren 1873 und 1874 in den Stand gesetzt wurde, ausschließlich<br />
seinen Studien an der Technik iu Wien sich zu widmen. Nicht weniger als fünf<br />
Zuweisungen an die Schule: zuerst an die Truppendivisionssehule in Lemberg,<br />
dann an die Kadettcnschnle in Kaschau, die Militär-Oberrealschule in Weißkirchen,<br />
die Kadettenschule in Karistadt und endlich an die Militärunterrealschule in Kaschau,<br />
wechseln immer wieder mit der Verwendung bei der Truppe. 15eim Austritt aus<br />
dieser Schule (1899) wurde Richter mit dem Militärverdienstkreuz für vorzügliche<br />
Dienste in Erziehung und Unterricht ausgezeichnet. Seine letzte Zuweisung erfolgte<br />
1892 nach Nevesinje. Dort blieb er bis zum Jahre 1890, in welchem er über seineu<br />
Wunsch und mit besonderer Anerkennung seiner pflichtbewußten und vorzüglichen<br />
Dienstleistung in den Ruhestand versetzt wurde.<br />
Der Ruhestand gab ihm zurück, wonach er sich gesehnt hatte, die Freiheit<br />
seiner <strong>Ze</strong>it und seiner Bewegung, die er um so höher einschätzte, als eine unbe-<br />
zwingliche Sehnsucht ihn erfaßt hatte, Völker Länder Städte kennen zu lernen<br />
und das, was Sprache Geschichte und Kunst dort geschaffen oder erhalten hatte,<br />
nachdenkend zu betrachten. Noch 189,") trat er eine ausgedehnte Reise nach Rußland<br />
an, ISOC) besuchte er Griechenland und den Orient. Es folgten andere Fahrten und<br />
Reisen, zum Teil recht abseits der Linien, die der Reisestrom zu nehmen pflegt;<br />
allein oder in 15egleitung seiner Gattin, wie z. B. auf seinen beiden Bereismigen<br />
Spaniens und Nordafrikas, oder von Freunden, wie auf seiner Japanfabrt 1910. Er<br />
liewalirte sich bis zu seinen letzten Reisen eine beneidenswerte Aufn.ahmslTdiigkeit<br />
und liraclifc Scjiiitze der Erinnerung heim, die freilich nun mit ihm ins Grab gesunken