Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären ... - GRH e. V.
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Belastungsverträglichkeit <strong>und</strong> <strong>zur</strong> schnelleren Wiederherstellung der Belastungsfähigkeit<br />
Mittel <strong>und</strong> Methoden eingesetzt wurden, die diesen Prozess beschleunigten. Das schloss auch<br />
die Anwendung von Arzneimitteln in entsprechender Dosierung ein.<br />
Es ist davon auszugehen, dass wir in der Sportmedizin den Begriff „Unterstützende Mittel“<br />
auch in Bezug auf die Vergabe von Pharmaka verstanden. Zu ihnen zählten aber auch das<br />
Höhentraining bzw. die Nutzung der Barokammer in der Sportschule Kienbaum, das Training<br />
einschließlich reproduzierbarer Leistungstests in Strömungskanälen, besonders in den<br />
Sportarten Schwimmen <strong>und</strong> Kanu, autogenes– <strong>und</strong> ideomotorisches Training,<br />
Elektrostimulation <strong>und</strong> nicht zuletzt auch sportartspezifische Ernährungs- <strong>und</strong><br />
Substitutionsprogramme, wie die Vergabe von Vitaminen <strong>und</strong> Mineralien <strong>und</strong><br />
Elektrolytlösungen <strong>zur</strong> Energieanreicherung.<br />
Der Einsatz dieser Mittel war international üblich <strong>und</strong> wurde von einer Vielzahl von Ländern<br />
ebenso genutzt.<br />
Die Anwendung „Unterstützender Mittel“ wurde von den Experten wie folgt vertreten: „ Der<br />
Einsatz U.M. (unterstützende Mittel) im Sport erfolgt nur dann, wenn den neuesten<br />
Erkenntnissen entsprechend die Ges<strong>und</strong>heit der Sportler weder physisch noch psychisch<br />
geschädigt wird. … U.M. sind Medikamente <strong>und</strong> können nur von Medizinern auf der<br />
Gr<strong>und</strong>lage der entsprechenden Gesetzgebung der DDR verabreicht werden. U. M. können nur<br />
auf der Gr<strong>und</strong>lage wissenschaftlich - trainingsmethodisch <strong>und</strong> medizinisch begründeter<br />
Konzeptionen eingesetzt werden. U.M. sind in Abhängigkeit von ihrem<br />
Wirkungsmechanismus zu spezifizieren <strong>und</strong> zu limitieren nach Alter, Geschlecht,<br />
Leistungsniveau <strong>und</strong> Sportart. Der Einsatz der U.M. bedingt systematische medizinische Vor-,<br />
Verlaufs- <strong>und</strong> Nachkontrollen.“<br />
Der Einsatz dieser Mittel war ausschließlich für ausgewählte Kadersportler vorgesehen, die<br />
in der Regel erwachsen waren. Ausnahmen bestanden zum Beispiel im Schwimmen, einer<br />
Sportart mit einem geringen Höchstleistungsalter, wobei nur Sportler einbezogen wurden, die<br />
nach einem mehrjährigen Trainingsprozess <strong>zur</strong> Leistungsspitze zählten. Wenn Sportler bereits<br />
ab dem 16. Lebensjahr beteiligt wurden, geschah das unter Beachtung ihres biologischen<br />
Reifegrades <strong>und</strong> in besonderer Verantwortung <strong>und</strong> Kontrolle ihrer Sportärzte.<br />
Jede Anwendung von Anabolika bei jüngeren Sportlern war gr<strong>und</strong>sätzlich nicht gestattet. Die<br />
Leistungsentwicklung von Nachwuchssportlern, die noch keine Spitzenbelastungen<br />
erreichten, wurde ausschließlich über das sportliche Training gesteuert.<br />
Inzwischen hat sich gezeigt, dass es Verstöße gegen diese Festlegungen gab. Informationen,<br />
die auf eine vermutliche Vergabe von Anabolika an Spartakiadesportler hinweisen,<br />
überraschten auch mich. Für mich ist es unvorstellbar, dass Trainer <strong>und</strong> Übungsleiter, die mit<br />
einem großen Vertrauensvorschuss ihre zu betreuenden Kinder von den Eltern übergeben<br />
bekamen, ihrer Verantwortung nicht umfassend nachgekommen sein sollen.<br />
In meiner Funktion als einer der Verantwortlichen für den Leistungssport der DDR, gehört es<br />
zu meinen Versäumnissen, Abweichungen nicht erkannt bzw. hinterfragt zu haben, um<br />
Maßnahmen zu deren Vermeidung einzuleiten.<br />
Der Sportmedizinische Dienst der DDR (SMD), der im Gegensatz zu anderen medizinischen<br />
Einrichtungen vordergründig nicht kranke Menschen, sondern ges<strong>und</strong>e Athleten betreute,<br />
war sowohl für die allgemeine sportmedizinische Betreuung der sporttreibenden<br />
Bevölkerung, als auch im speziellen für die Betreuung der Leistungssportler zuständig.<br />
Als am 7.Mai 1998 Widor Hollmann als Präsident des Deutschen Sportärzteb<strong>und</strong>es der BRD,<br />
der ca. 13 000 Sportärzte vereint, nach 14 Jahren abtrat, lobte er die Sportmedizin der DDR<br />
mit folgenden Worten: „ In meinem Bestreben, das sportmedizinische Versorgungsnetz der<br />
DDR zu erhalten, habe ich von Funktionärsseite keinerlei Unterstützung erfahren“. Die<br />
Berliner Zeitung reagierte erwartungsgemäß darauf am 16.5.1998: “ Als habe das