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Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären ... - GRH e. V.

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Maßnahmen im Hochleistungssport“. Gleich zu Beginn erläuterte der damalige Vorsitzende<br />

des Sportausschusses Dr. Evers von der CDU/CSU: “Diese etwas schwer verständliche<br />

Umschreibung ist für das einfachere Wort Doping gewählt worden, um eine möglichst<br />

weitgehende Abgrenzung zu ermöglichen“.<br />

Als Sachverständige traten unter anderem der Sportmediziner Prof. Reindell, der bereits 1966<br />

das Doping staatlich verbieten lassen wollte, Sportwissenschaftler Prof. Ommo Grupe, der<br />

Präsident des deutschen Leichtathletikverbandes Prof. August Kirsch, der Mittelstreckler<br />

Thomas Wessinghage, sein Sprintkollege Manfred Ommer <strong>und</strong> das Mitglied der<br />

Antidopingkommission des Leichtathletikverbandes Horst Klehr auf.<br />

Der heutige Innenminister Wolfgang Schäuble kam auch zu Wort <strong>und</strong> gab die Richtung vor,<br />

wobei er einen der bedeutendsten Hinweise überhaupt gab: „Wir wollen diese Mittel nur sehr<br />

eingeschränkt <strong>und</strong> nur unter der absolut verantwortlichen Kontrolle der Sportmediziner“<br />

einsetzen. da es offenbar Disziplinen gäbe, „ in denen heute ohne den Einsatz dieser Mittel<br />

der leistungssportliche Wettbewerb in der Weltkonkurrenz nicht mehr mitgehalten werden<br />

kann“.<br />

Manfred Ommer gab damals zu verstehen, dass 90 Prozent der Leichtathleten schlucken oder<br />

spritzen. Es gäbe an dieser Stelle noch eine Reihe von Zitaten aus dieser Sitzung anzuführen,<br />

ich will es aber mit den Bemerkungen des Ausschussvorsitzenden am Ende der 7-stündigen<br />

Veranstaltung belassen, weil sie bezeichnend für das Ergebnis <strong>und</strong> für die daraus<br />

abzuleitenden Maßnahmen waren.<br />

Er fasste lakonisch zusammen, dass die geladenen Sachverständigen den Wissensstand der<br />

Abgeordneten verbessert hätten…<br />

Im Klartext bedeutete dies nicht nur eine Nichtverurteilung des Dopings in der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik durch den Sportausschuss, sondern eher eine Ermunterung, so weiter zu<br />

machen.<br />

Inzwischen sind mehr als 30 Jahre vergangen <strong>und</strong> es scheint sich nicht viel geändert zu haben,<br />

denn auf einer jüngst zu Ende gegangenen Sitzung hat der inzwischen neue Vorsitzende des<br />

Sportausschusses zum gleichen Thema formuliert, dass das zentrale Thema<br />

Dopingbekämpfung in der Umsetzung überhaupt nicht funktioniert.<br />

Bereits 7 Jahre früher, also nur 22 Jahre nach dieser aufschlussreichen Tagung äußerte sich<br />

der ehemalige DDR-Sportler <strong>und</strong> zu diesem Zeitpunkt noch aktive B<strong>und</strong>esschwimmer <strong>und</strong><br />

inzwischen selbst Mediziner Mark Warnecke, folgendermaßen:“ Man kann das mit Hilfe<br />

eines guten Sportmediziners so einstellen, dass man das ganze Jahr unter Stoff steht. Wenn<br />

das richtig gemacht wird, fällt man bei keiner Kontrolle auf“.<br />

Ergänzen darf ich diese Worte mit den jüngsten Aussagen eines Olympiasiegers von 1984,<br />

der darauf bestand, nicht namentlich genannt zu werden. Auf die Frage, ob ein Dopingsystem<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik bestand, gab er zu verstehen, dass es alle gewusst haben, die Kollegen,<br />

Heimtrainer, der Chef der Nationalmannschaft <strong>und</strong> auch der Verbandsboss. Es war klar, dass<br />

es nicht ohne Pillen ging. Bei denen im Osten schien es etwas kontrollierter gewesen zu sein,<br />

aber im Gr<strong>und</strong>e genommen waren sie auf gleichem Niveau. Auch bei der sportärztlichen<br />

Untersuchung wurde geschaut, ob die Leberwerte in Ordnung waren <strong>und</strong> manchmal wurde er<br />

vom Doc aufgefordert, etwas „Gas herauszunehmen“.<br />

Willy Daume, bis 1992 NOK-Präsident der BRD, schlug eine etwas feinere Klinge <strong>und</strong><br />

meinte: „Ich besitze blindes Vertrauen zu unseren Sportärzten <strong>und</strong> weiß, dass sie nichts tun,<br />

was den ihnen anvertrauten Athleten oder dem Ansehen des Sports schaden könnte.“ Dieses<br />

Zitat könnte allerdings auch vom NOK-Präsidenten der DDR, Manfred Ewald stammen.<br />

Vom November 2009 bis April 2010 fand in Leipzig eine Ausstellung zum Sport im geteilten<br />

Deutschland statt. Wenn auch der Eintritt frei <strong>und</strong> damit die politische Absicht nicht zu

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