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Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären ... - GRH e. V.

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24<br />

Wie beurteilen Sie die neue Situation?<br />

Julius Beucher:<br />

Die Frage, ob es flächendeckendes Doping gegeben hat, muss neu gestellt werden. Denn<br />

wenn es dies in der DDR gegeben hätte, dann wären – ob der Gefährlichkeit der Substanzen –<br />

mehr als 31 geschädigt.<br />

Neues Deutschland:<br />

Überinterpretieren Sie die derzeitige Faktenlage damit ein wenig?<br />

Julius Beucher:<br />

Nein, sie ist höchst aussagekräftig: Es gibt nämlich nur ganz wenige Menschen- <strong>und</strong> da ist der<br />

Ost- wie der Westmensch – die Geld nicht in Anspruch nehmen, wenn sie es in Anspruch<br />

nehmen könnten.<br />

Neues Deutschland:<br />

Was schlagen Sie vor?<br />

Julius Beucher:<br />

Dieses Kapitel deutsch – deutscher Sportgeschichte muss neu aufgerollt <strong>und</strong> geschrieben<br />

werden. Die Pauschalisierung DDR gleich flächendeckendes Doping, BRD gleich vereinzelte<br />

Dopingfälle – die lässt sich nicht mehr aufrecht halten.<br />

Neues Deutschland:<br />

Was müsste praktisch geschehen?<br />

Julius Beucher:<br />

Ich erwarte, dass die wissenschaftlichen Untersuchungen, die Anhörungen <strong>und</strong> Befragungen,<br />

im Interesse von Klarheit <strong>und</strong> Wahrheit überprüft werden.<br />

Neues Deutschland:<br />

Sie haben das Opfer-Hilfegesetz im B<strong>und</strong>estag maßgeblich mit auf den Weg gebracht. Fühlen<br />

Sie sich heute hintergangen oder instrumentalisiert?<br />

Julius Beucher:<br />

Ja, ich habe das mit verantwortet. Doch wir mussten damals des wissenschaftlichen Diskurses<br />

davon ausgehen, dass eine Unmenge von Anspruchsfällen auf uns zu kommen. Aber in einem<br />

wissenschaftlichen Diskurs hat eben auch jeder das Recht auf Irrtum.<br />

Neues Deutschland:<br />

Ihr damaliger Parlamentskollege <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong> Gustav-Adolf Schur von der PDS war diesem<br />

Irrtum nicht aufgesessen.<br />

Julius Beucher:<br />

Dafür zolle ich Täve heute meinen vollen Respekt.<br />

Eigentlich bedarf es hierzu keines Kommentars, aber man kann sich sehr gut vorstellen, wo<br />

<strong>und</strong> wie überall so kurz vor Meldeschluss die Alarmglocken läuteten.<br />

Es wird wohl ein Geheimnis bleiben, warum sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Sportler<br />

meldeten, obwohl das Gesetz im § 6 Absatz 2 mehr als großzügig folgendes formuliert:<br />

“Zur Anerkennung eines erheblichen Ges<strong>und</strong>heitsschadens genügt die Wahrscheinlichkeit<br />

eines ursächlichen Zusammenhangs mit der Verabreichung von Dopingsubstanzen.“<br />

Es reichte also die Wahrscheinlichkeit, nicht ein Beweis!<br />

Ganz in diesem Sinn äußerte sich als Befürworter in der B<strong>und</strong>estagsdebatte Klaus Riegert,<br />

der damalige sportpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, indem er sagte, dass in der<br />

Regel ein Plausibilitätsnachweis genüge, <strong>und</strong> die Hilfeleistung nicht durch medizinische- <strong>und</strong><br />

Rechtsgutachten zerrieben werden sollte, denn für viele Opfer wäre ein solches Verfahren<br />

entwürdigend.

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