Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären ... - GRH e. V.
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Ohne gesetzliche Regelung ist bei aller moralischen Verwerflichkeit Doping im Sport<br />
juristisch kaum anfechtbar. Wenn es so einfach wäre, wie es sich die 38. Strafkammer des<br />
Berliner Landgerichts bei der Verurteilung von DDR Sportfunktionären, Trainern <strong>und</strong><br />
Medizinern gemacht hat, dass die Vergabe unterstützender Mittel, gleich Doping <strong>und</strong> damit<br />
gleich Körperverletzung sind, wobei davon ausgegangen wurde, dass die Sportler davon keine<br />
Kenntnis hatten, brauchten wir tatsächlich kein Antidopinggesetz.<br />
Ein dritter Gr<strong>und</strong> besteht darin, dass Weltspitzenleistungen vor allem in den<br />
medienwirksamen Sportarten aufgr<strong>und</strong> der zunehmenden Annäherung an die Grenzen der<br />
natürlichen menschlichen Leistungsfähigkeit immer schwieriger zu erreichen sind, so dass<br />
die Sportler den Versuchungen unterliegen, ihre Leistungen mit unerlaubten Mitteln zu<br />
steigern.<br />
Ein nicht unbedeutender vierter Gr<strong>und</strong> ist in der angestrebten Chancengleichheit<br />
untereinander zu sehen. Eine Vielzahl von Ländern hat das Dopingkontrollsystem wesentlich<br />
verschärft <strong>und</strong> das Strafmaß bei Vergehen erhöht. Anderen wiederum wird bis in die jüngste<br />
Vergangenheit ungestraft gestattet, die Meldepflicht für Trainingskontrollen zu umgehen. Bei<br />
den einen gehört die Zentrifuge <strong>zur</strong> Sportausrüstung wie die Laufschuhe, andere ohne<br />
Forschungsbasis <strong>und</strong> fehlende wissenschaftlich technische Geräte haben kaum<br />
Möglichkeiten, sich ebenso an Grenzwerte heranzudopen. Das führt zu Misstrauen <strong>und</strong><br />
Suchen nach eigenen Lösungen.<br />
Übrigens verpassten 2006 sieben Olympiasieger, 32 Welt- <strong>und</strong> 28 Europameister<br />
Dopingkontrollen – ohne jegliche Folgen.<br />
Und nicht zuletzt sehe ich einen fünften Gr<strong>und</strong> in den immer noch un<strong>zur</strong>eichend<br />
entwickelten nationalen <strong>und</strong> internationalen Kontrollsystemen. Obwohl die Gejagten den<br />
Jägern immer noch etwas voraus sind, steht das Nichtnachweisbarkeits-Versprechen von<br />
Dealern wegen der immensen Fortschritte bei der Dopingbekämpfung auf immer wackligeren<br />
Beinen. So wird sich sicher das Geheimnis der unglaublichen Weltrekorde im Sprint der<br />
Leichtathleten <strong>und</strong> im Schwimmen von Peking <strong>und</strong> einigen Spitzenleistungen von Vancouver<br />
noch eine Weile in den eingefrorenen Dopingproben halten, bis es vielleicht gelüftet werden<br />
kann.<br />
Nicht unberücksichtigt sollte auch das unterschiedliche Interesse von Sportverbänden,<br />
Vereinen <strong>und</strong> Ländern an einer konsequenten Aufklärung von verschiedenen Dopingfällen<br />
bleiben.<br />
Die Gründe ließen sich fortsetzen, letztendlich mündet alles aber immer wieder in ein <strong>und</strong><br />
demselben Punkt: Die eigentlichen Wurzeln des Dopingmissbrauchs werden zu wenig<br />
angegangen. Man kann Kontrollen durchführen, so viel man will, man kann neue Regelungen<br />
schaffen, man kann appellieren - das Problem muss an seinem Ursprung gepackt werden.<br />
Seit Jahrh<strong>und</strong>erten wird manipuliert<br />
Doping ist Jahrh<strong>und</strong>erte alt. Selbst, als 393 nach der Zeitenwende Kaiser Theodisius die<br />
Durchführung dieser „heidnischen Spiele“ verbot, sollen bereits Manipulationen des Körpers<br />
im Spiel gewesen sein. Es ist überliefert, dass die Wettkämpfer in den Ruhepausen gehackte<br />
Stierhoden aßen, um Dank des männlichen Hormons mehr Aggressivität zu erlangen.<br />
Es ist nicht nur ein Problem des Sports, vielmehr ein Problem der gesellschaftlichen<br />
Verhältnisse des Menschen im Wettbewerb des Lebens.<br />
Aus der Geschichte des Sports <strong>und</strong> der Olympischen Spiele gibt es unzählige Beispiele der<br />
Manipulation des Körpers von Athleten. Auf den Hochleistungssport hat sich das besonders<br />
seit dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert unaufhaltsam aus der Dopingszene von Pferderennen übertragen.<br />
Die zusätzliche Leistungssteigerung durch biologische Experimente ist vor allem seit Beginn<br />
der Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 zu einem ständigen Begleiter sportlicher<br />
Spitzenleistungen geworden.