Gruppenhaltung ohne Ferkelschutzstand Wir lassen ... - Schweine.at
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DI Hans Stinglmayr<br />
Koordin<strong>at</strong>or Ausschuss<br />
Recht und Politik<br />
Der VÖS, die LK Österreich und das LW-Ministerium<br />
sind sich in ihren Stellungnahmen darüber<br />
einig, dass vor allem der Verzicht auf den<br />
Ferkelschutzkäfig unmöglich ist und lehnen<br />
deshalb den Verordnungsentwurf ab.<br />
Verzweifelte Sauenhalter<br />
Die heimischen Sauenhalter stehen in einer tiefen<br />
Sinnkrise. Schuld daran trägt die aktuelle<br />
Tierschutzdiskussion über Kastenstände. Diese<br />
Verunsicherung der Bauern führte in den letzten<br />
6 Mon<strong>at</strong>en zu einem völligen Stillstand im<br />
Investitionsgeschehen auf den Bauernhöfen.<br />
Die möglichen Auswirkungen dieser Entwikklungen<br />
haben dram<strong>at</strong>isches Potential, wenn<br />
man weiß, dass noch ca. 40 – 50% aller heimischen<br />
Sauenhalter ihre Warteställe auf <strong>Gruppenhaltung</strong><br />
umstellen müssen und nur mehr 18<br />
Mon<strong>at</strong>e Zeit verbleiben bis zum Ende der Übergangszeit<br />
31.12.2012.<br />
Viele von ihnen haben bereits fertige Konzepte,<br />
die sie in den letzten Jahren erarbeitet haben<br />
und so umsetzen wollten. Völlig überarbeitete<br />
Raumkonzepte in allen Produktionseinheiten<br />
waren häufig notwendig, um zukünftig den<br />
deutlich höheren Pl<strong>at</strong>zbedarf für die tragenden<br />
Sauen bewerkstelligen zu können. Zahlreiche<br />
Bäuerinnen und Bauern standen unmittelbar<br />
vor der Umsetzung ihrer Planungen. Und dann<br />
passierte zu Jahreswechsel der Supergau für die<br />
heimische <strong>Schweine</strong>branche: mitten in die sehr<br />
sensiblen Betriebsentwicklungsmaßnahmen von<br />
tausenden Betrieben wurde eine neue Dimension<br />
der Tierschutzdiskussion eröffnet. Mit brachialer<br />
Gewalt versuchen selbsternannte Tierschützer<br />
gemeinsam mit der Volksanwaltschaft<br />
und populistischer Parteifunktionären eine<br />
ganze Produktionssparte in den Ruin zu treiben,<br />
indem sie Änderungen von Verordnungen<br />
anstreben, die eine wirtschaftliche Sauenhaltung<br />
für die heimischen Bauern innerhalb der<br />
europäischen Union unmöglich machen würde.<br />
Konkret wird gefordert, dass der Ferkelschutzkäfig<br />
und die Einzelhaltung im Deckzentrum in<br />
Kastenstanddiskussion setzt unsere<br />
Ferkelproduktion aufs Spiel!<br />
Die Möglichkeit zur Stellungnahme zum Abänderungsentwurf der 1. Tierhalteverordnung,<br />
den Minister Stöger herausgegeben h<strong>at</strong>, ist seit 4. April 2011 abgelaufen.<br />
Im Entwurf wurde weitgehend das „Schweizer Modell“ übernommen, das bis auf<br />
wenige Ausnahmen die freie Abferkelung <strong>ohne</strong> Ferkelschutzkäfig und die <strong>Gruppenhaltung</strong><br />
der Sauen bereits unmittelbar nach dem Decken vorschreibt.<br />
einem Alleingang Österreichs verboten werden<br />
soll, und dies nur mit wenigen Jahren Übergang.<br />
Auswirkungen<br />
n<strong>at</strong>ionaler Alleingänge<br />
Weil eben die praktizierenden Bauern am<br />
besten wissen was das für sie bedeuten würde,<br />
macht sich immer mehr Verzweiflung breit. Diese<br />
Verzweiflung ist nachvollziehbar, wenn man<br />
die Auswirkungen ähnlicher Vorgehensweisen<br />
in England und vor allem Schweden betrachtet.<br />
Schweden - das immer als Musterland des Tierschutzes<br />
herhalten muss, h<strong>at</strong> 1988 den Ferkelschutzkorb<br />
verboten. Mehr über die Entwikklung<br />
der <strong>Schweine</strong>produktion im nächsten<br />
Beitrag, Seite 11.<br />
England<br />
Auch in England bestehen seit 1999 deutlich<br />
höhere Tierschutzstandards als in der übrigen<br />
EU. Neben der Einzelhaltung von Sauen ist auch<br />
die Ferkelkastr<strong>at</strong>ion verboten. Diese Auflagen<br />
führten innerhalb weniger Jahre zu einer Halbierung<br />
der Zuchtsauenpopul<strong>at</strong>ion in England.<br />
1997 wurden noch 800.000 Zuchtsauen gehalten.<br />
2010 waren es nur mehr 400.000 Sauen.<br />
Die Selbstversorgung an <strong>Schweine</strong>fleisch liegt<br />
aktuell nur mehr bei 49 %. Die fehlende Menge<br />
kommt zur Gänze aus Holland, Deutschland und<br />
Spanien.<br />
Schweiz<br />
Auch die Schweiz kann nur mehr einen Teil der<br />
höheren Produktionskosten, die durch das Verbot<br />
des Ferkelschutzkäfiges auftreten, über<br />
höhere Produktpreise abdecken. Auch in diesem<br />
Nicht-EU-Land bröckelt zunehmend die Bereitschaft<br />
der Konsumenten höhere Preise als in<br />
anderen Nachbarländern zu bezahlen. Die Preise<br />
stehen von Jahr zu Jahr mehr unter Druck.<br />
Und dies obwohl die Schweiz nicht am freien<br />
Warenverkehr der EU beteiligt ist.<br />
Schlechter Markt kommt dazu<br />
Neben diesem schwierigen rahmenpolitischen<br />
Thema bricht nun auch noch der europäische<br />
Ferkelmarkt innerhalb weniger Wochen völlig<br />
ein. Der Abs<strong>at</strong>z gestaltet sich äußerst schwierig<br />
und der Preis geht in den Keller. Auch die heimischen<br />
Ferkelerzeuger sind voll und ganz von<br />
diesen Entwicklungen betroffen.<br />
Schon heute kann festgehalten werden, dass<br />
das Jahr 2011 wirtschaftlich gesehen ein Krisenjahr<br />
für die heimischen Ferkelerzeuger wird.<br />
Es wird weit unter dem langjährigen Durchschnitt<br />
zu liegen kommen.<br />
Derzeitige Situ<strong>at</strong>ion<br />
ist unerträglich<br />
Wenn es nicht innerhalb weniger Wochen zu<br />
einer vertretbaren Lösung in der Tierschutzdeb<strong>at</strong>te<br />
zum Kastenstand kommt, werden viele<br />
Sauenhalter in ganz Österreich eine klare Entscheidung<br />
gegen die Fortführung ihrer Ferkelerzeugung<br />
treffen. Die derzeitige Rechtsunsicherheit<br />
ist für die betroffenen Bauern unerträglich<br />
und macht es ihnen unmöglich langfristig<br />
abzuschreibende Investitionen zu tätigen.<br />
Die Situ<strong>at</strong>ion scheint derzeit fast ausweglos<br />
zu sein. Auf der einen Seite steht das<br />
Verbot des Ferkelschutzkäfiges, dem die Landwirtschaft<br />
nicht zustimmen kann, weil selbst<br />
wissenschaftliche Arbeiten belegen, dass es<br />
derzeit kein praxistaugliches Altern<strong>at</strong>ivmodell<br />
gibt. Auf der anderen Seite steht die Androhung<br />
der Volksanwaltschaft vor den Verfassungsgerichtshof<br />
zu ziehen, um dort die Sachlage<br />
klären zu <strong>lassen</strong>. Diese rechtliche Klärung<br />
könnte bis zu 2 Jahre dauern.<br />
Obwohl die Landwirtschaft den Gang zum Verfassungsgerichtshof<br />
nicht scheut, ist auch<br />
klar, dass vielen betroffenen Betrieben, vor<br />
allem in der Umstellung auf die <strong>Gruppenhaltung</strong>,<br />
die Zeit davonläuft.<br />
Recht und Politik<br />
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