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Die Inszenierung der Popliteratur im Literaturbetrieb der Gegenwart

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<strong>der</strong> Entwicklung, die <strong>der</strong> Fußball genommen hat, nämlich hin zu einer restlos ökonomisierten<br />

und internationalisierten Entertainment-Sparte. 37<br />

Auch <strong>der</strong> Autor scheint zunehmend darauf aus, herauszufinden, was den Subjekten<br />

entgegenkommt, um zu verkaufen. Als relativ neu ist das Selbstverständnis des als<br />

mediale Marke gehandelten Autors zu bezeichnen, <strong>der</strong> dazu steht, dass es letztlich um<br />

den Verkauf des Buches, um das Geldverdienen geht. Erfolg scheint an Auflagenzahlen<br />

gekoppelt, die wie<strong>der</strong>um abhängig sind von öffentlicher Präsenz und Präsentation. 38<br />

Somit wird tendenziell nicht mehr auf dem Feld <strong>der</strong> Moral und Politik, son<strong>der</strong>n auf dem<br />

<strong>der</strong> Ökonomie entschieden, welcher Einfluss einem Schriftsteller zuteil wird. <strong>Die</strong> öffentliche<br />

Aufmerksamkeit, die erreicht wird, wenn man es versteht, sich zu vermarkten,<br />

bedeutet, gehört zu werden. „Der Schriftsteller von heute ist jung, schick, heiter, gibt<br />

sich abgeklärt-illusionslos und mit allen Wassern des Umgangs mit <strong>der</strong> virtuell verdoppelten<br />

Wirklichkeit unserer Medien und Konsumgesellschaft gewaschen.“ 39 Und das<br />

Publikum möchte erkennen, wer sich hinter einem Autorennamen verbirgt. Es stehen<br />

„Photogenität und Physiognomie des jungen Künstlers gemeinsam zur Diskussion.“ Der<br />

Künstler soll als Mensch Stellung beziehen, sich kenntlich machen. „Er soll sagen, an<br />

was er glaubt, wen er liebt, wovon er sein Leben finanziert, was er von <strong>der</strong> deutschen<br />

Einheit erwartet…“ 40<br />

22<br />

Es ist also folgende Tendenz auszumachen: Um ein möglichst breites Publikum zu<br />

erreichen, sind die Autoren in <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>te Medienlandschaft gezwungen in <strong>der</strong>selben<br />

als Person präsent zu sein. „Literatur hat sich dann durchgesetzt, wenn sie anhaltend für<br />

Kommunikation gesorgt hat, wenn sie – luhmannscher Idealfall – semantische Potentiale<br />

bewegt, die Lesergruppen zu beschäftigen versteht.“ 41 <strong>Die</strong> werbewirksame mediale<br />

Aufmerksamkeit, die eine direkt konvertierbare Form ökonomischen Kapitals darstellt,<br />

ist von wachsen<strong>der</strong> Bedeutung und wird mit unterschiedlichen Mitteln erkämpft. Auf<br />

welche Art und Weise um Marktanteile gekämpft wird, soll <strong>im</strong> Folgenden an drei<br />

Beispielen verdeutlicht werden.<br />

37<br />

Hettche, T.: Nowa Huta o<strong>der</strong> von Lämmern, die sich neben Wölfe legen. In: FAZ 5.1.2000.<br />

38<br />

Hörner, W.: Das faszinierende St<strong>im</strong>mengewirr. In: die tageszeitung 5.6.2000.<br />

39<br />

Herzinger, R.: Jung, schick, heiter. In: <strong>Die</strong> Zeit 25.3.1999.<br />

40<br />

Schaub, M.: Phantombil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kritik. In: Döring, C. (Hg.): Deutsche <strong>Gegenwart</strong>sliteratur. Wi<strong>der</strong> ihrer<br />

Verächter. Frankfurt/M. 1995, S. 173.<br />

41<br />

Jung, W.: Was war, was bleibt, was wird? Unfrisierte Thesen zur <strong>Gegenwart</strong>sliteratur. In: Dennmann,<br />

M./McIsaac, P./Jung, W. (Hg.): Was bleibt – von <strong>der</strong> deutschen <strong>Gegenwart</strong>sliteratur? Zeitschrift für<br />

Literaturwissenschaft und Linguistik, Heft 124. Stuttgart/We<strong>im</strong>ar 2001, S. 8.

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