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Die Inszenierung der Popliteratur im Literaturbetrieb der Gegenwart

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<strong>Die</strong> <strong>Inszenierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Popliteratur</strong> <strong>im</strong> <strong>Literaturbetrieb</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong><br />

Abbildung 2: Das popkulturelle Quintett<br />

2.3.2 <strong>Die</strong> <strong>Inszenierung</strong> <strong>der</strong> Lesung – Performance und <strong>Popliteratur</strong><br />

Das Phänomen <strong>der</strong> <strong>Inszenierung</strong> einer Lesung ist keinesfalls neu. Der Raum, die Accessoires,<br />

die beabsichtige Atmosphäre wurden seit jeher inszeniert und dem Habitus und<br />

Image des jeweiligen Autors angepasst bzw. gewählt, um dieses zu unterstreichen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Inszenierung</strong> <strong>der</strong> Pop-Lesung hat jedoch eine neue Qualität. In Anlehnung an die<br />

<strong>Inszenierung</strong> <strong>der</strong> Stars des Popgeschäfts arbeiten die Techniker mit verschiedensten<br />

Licht- und Soundeffekten, um den Popliteraten als Popstar entsprechend zu präsentieren.<br />

Darüber hinaus scheint <strong>der</strong> Text als solcher nicht mehr genug und es werden eine Reihe<br />

von Überschreitungs- und Entgrenzungsformen gewählt, um das Publikum zu unterhalten<br />

und den Text zu vervollständigen. Es geht also nicht einzig und allein um den Effekt.<br />

<strong>Die</strong> gewählten Songeinspielungen beispielsweise sind auch inhaltlich von Bedeutung.<br />

Im Sinne Genettes vervollständigen sie den Text zwischen den Buchdeckeln, sind, einen<br />

erweiterten Textbegriff zugrunde legend, Teil desselben.<br />

Auffälliges Element <strong>der</strong> <strong>Inszenierung</strong> ist <strong>der</strong> starke Publikumsbezug, <strong>der</strong> die Sponta-<br />

neität und Nähe zu den ‚Fans’ unterstreichen soll. So for<strong>der</strong>t Benjamin von Stuckrad-<br />

Barre seine Zuhörer beispielsweise auf, die entsprechenden Stellen in den mitgebrachten<br />

Büchern (dies setzt er voraus) 138 mitzulesen. Er kommentiert Lacher und interagiert auf<br />

verschiedene Weise mit dem Publikum.<br />

Benjamin von Stuckrad-Barre: Ich sehe gerade, dass wir gar kein schwarzes Tuch hier angebracht<br />

haben und Sie alle meine Socken sehen können! Mal kurz kucken, ob ich die hochgezogen<br />

habe. Das ist <strong>im</strong>mer das Tolle bei Lesungen, eigentlich <strong>im</strong>mer ein schwarzes Tuch und<br />

Socken egal, aber heute geht’s.<br />

138 „Für die, die meine Bücher nicht besitzen, habe ich vieles, jedoch kein Verständnis.“ Stuckrad-Barre,<br />

B. v.: Liverecordings. Live-Mitschnitte. Der HörVerlag 1999.<br />

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