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Die Inszenierung der Popliteratur im Literaturbetrieb der Gegenwart

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2 <strong>Die</strong> <strong>Inszenierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Popliteratur</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Inszenierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Popliteratur</strong> <strong>im</strong> <strong>Literaturbetrieb</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong><br />

Im Folgenden sollen auf diesem Hintergrund insbeson<strong>der</strong>e die <strong>Inszenierung</strong>, die Formen<br />

symbolischen Kapitals sowie das Selbstverständnis <strong>der</strong> Autorschaft untersucht werden.<br />

<strong>Die</strong> Autoren erinnern in ihrem Auftreten an Popstars, Lesungen werden als mediengerechte<br />

Performance inszeniert, das Publikum ist zahlreich, vielschichtig und will unterhalten<br />

werden. <strong>Die</strong> mediale Präsenz führt dazu, dass die <strong>Popliteratur</strong> in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

häufig als die neue deutsche Literatur wahrgenommen wird. Um die <strong>Inszenierung</strong>sformen<br />

zu beschreiben, ist es zunächst notwendig, den Begriff ‚<strong>Popliteratur</strong>’ genauer zu<br />

best<strong>im</strong>men. Der Versuch einer Definition macht deutlich, dass nicht eindeutig ist, was<br />

sich hinter diesem Label verbirgt.<br />

2.1 Ursprünge <strong>der</strong> <strong>Popliteratur</strong><br />

„Doch irgendwann sind sie dran, und dann kennt sie keiner mehr, gestern niemand,<br />

morgen tot und dazwischen was? Populär! Pop pop pop populär!“ 83 lautet ein Refraintext<br />

<strong>der</strong> Hip Hop Gruppe ‚<strong>Die</strong> Fantastischen Vier’. <strong>Die</strong>se Textzeile verweist darauf, dass<br />

das eigenständige Lexem ‚Pop’ zurückzuführen ist auf den Begriff ‚populär’. Populär<br />

bedeutet ursprünglich zunächst zweierlei: nämlich, dass etwas zum einen allgemein<br />

bekannt, beliebt, mit an<strong>der</strong>en Worten breitenwirksam und zum an<strong>der</strong>en allgemeinverständlich<br />

ist. 84 In diesem Begriff vereint sich also die ästhetische Kategorie (für viele zu<br />

verstehen) mit <strong>der</strong> ökonomischen Kategorie (hohe Verkaufszahlen).<br />

Kulturtheoretisch verwendet stammt <strong>der</strong> Begriff aus dem Kontext <strong>der</strong> englischen<br />

Geistes- und Sozialwissenschaften. <strong>Die</strong> ‚popular culture’ gilt in diesem Zusammenhang<br />

seit Ende des 19.Jh. als Gegenstück zur elitären o<strong>der</strong> Hochkultur. 85<br />

<strong>Die</strong> heute so genannte populäre Literatur hat einiges gemein mit <strong>der</strong> hier zu beschreibenden<br />

<strong>Popliteratur</strong>. Beide weisen einfache Strukturen, stereotype Charakterzeichnungen,<br />

enttabuisierten Sprachgebrauch und einen hohen Anteil an Zitaten aus <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong><br />

Musik, <strong>der</strong> Medien und <strong>der</strong> Marken auf. Während sich die populäre Literatur jedoch<br />

dadurch auszeichnet, dass sie vorrangig darauf angelegt ist, möglichst hohe Verkaufszahlen<br />

zu erzielen, hat sich die <strong>Popliteratur</strong> aus einem post- o<strong>der</strong> auch popmo<strong>der</strong>nen<br />

83 http://www.elektrolurch.com/lyrics/titel/511.html (22.3.2004).<br />

84 Vgl. Krämer, H./Z<strong>im</strong>mermann, H.: Brockhaus Wahrig. Deutsches Wörterbuch. Suttgart 1980.<br />

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