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Die Inszenierung der Popliteratur im Literaturbetrieb der Gegenwart

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<strong>Die</strong> <strong>Inszenierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Popliteratur</strong> <strong>im</strong> <strong>Literaturbetrieb</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong><br />

kaum Grund zur Sorge. 65 Auch unter ästhetischen Gesichtspunkten zeigt sich eine<br />

Vielzahl <strong>der</strong> Kritiker opt<strong>im</strong>istisch und entdeckt „bei einer Reihe jüngerer Autoren aus<br />

Ost und West, männlichen wie weiblichen Geschlechts, ein vitales Interesse am Erzählen,<br />

an guten Geschichten und wacher Weltwahrnehmung.“ 66 Und doch ist die alte Klage<br />

über die Krise <strong>der</strong> Literatur auch <strong>im</strong> <strong>Literaturbetrieb</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong> wie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong><br />

zu vernehmen. Eine Krise ist <strong>im</strong> Falle <strong>der</strong> Literatur kaum objektiv zu beschreiben,<br />

son<strong>der</strong>n wird von demjenigen ausgemacht, <strong>der</strong> mit den bestehenden Verhältnissen<br />

unzufrieden ist und dessen Erwartungen nicht erfüllt werden.<br />

Wer sich gegen zuviel Schwarzseherei wehrt und das Wort Krise für unangebracht<br />

hält, wird jedoch nicht abstreiten, dass sich <strong>im</strong> <strong>Literaturbetrieb</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong> etwas<br />

verän<strong>der</strong>t. <strong>Die</strong>se Verän<strong>der</strong>ung ist zwar in Abhängigkeit von den zuvor ausgeführten<br />

ökonomischen Einflüssen, jedoch auch unter ästhetischen Gesichtspunkten zu beschreiben.<br />

Mit an<strong>der</strong>en Worten handelt es sich sowohl um die Verän<strong>der</strong>ung dessen, was unter<br />

Literatur zu verstehen ist, als auch um eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gesellschaftlichen Erwartung<br />

an und Funktion von Literatur. „Was wie schnöde Anpassung an die Marktmecha-<br />

nismen aussieht, enthält auch die tastende Suche nach einem neuen Selbstverständnis,<br />

einem neuen gesellschaftlichen Raum für die Literatur.“ 67<br />

Diskutiert wird die Bedeutung <strong>der</strong> Literatur, da die hohen Auflagezahlen nicht darüber<br />

hinwegtäuschen, dass ein grundlegen<strong>der</strong> Wandel <strong>der</strong> gesellschaftlichen Funktion<br />

auszumachen ist, <strong>der</strong> in den Reihen des <strong>Literaturbetrieb</strong>s für Unbehagen sorgt. Wie<br />

Enzensberger bereits feststellte, ist sie zu einer minoritären Angelegenheit geworden. 68<br />

„Das öffentliche Interesse an ihrem Erscheinungsbild ist so gering, dass sie sich so<br />

ziemlich alles erlauben kann. Von politischen und moralischen Normen redet kaum noch<br />

jemand.“ 69 Besser gesagt, <strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong>er, die sich dafür interessieren und darüber<br />

sprechen, ist klein. „Literatur, von <strong>der</strong> vieles zu erwarten ist, aber eben nicht für viele.“ 70<br />

Der Vergleich mit zu messenden Einschaltquoten macht deutlich, dass die Tatsache,<br />

dass Bücher gekauft werden, noch nichts über die gesellschaftliche Funktion von Lite-<br />

65 Knobloch, Jörg: Was bleibt? Eine Polemik. In: Dennmann, M./McIsaac, P./Jung, W. (Hg.): Was bleibt –<br />

von <strong>der</strong> deutschen <strong>Gegenwart</strong>sliteratur? Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik, Heft 124.<br />

Stuttgart/We<strong>im</strong>ar 2001, S. 54.<br />

66 Hage, V.: <strong>Die</strong> Enkel kommen. In: Spiegel 41/1999, S. 244 ff.<br />

67 Herzinger, R.: Jung, schick und heiter. In: <strong>Die</strong> Zeit 25.3.1999.<br />

68 Vgl. Enzensberger, H.-M.: Rezensenten Dämmerung. In: Meyer, M. (Hg.): Wo wir stehen. Dreißig<br />

Beiträge zur Kultur <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne. München 1988, S. 89 ff.<br />

69 Winkels, H.: Was ist los mit <strong>der</strong> deutschen Literatur? In Köhler, A./Moritz, R. (Hg.): Maulhelden und<br />

Königskin<strong>der</strong>. Zur Debatte über die deutschsprachige <strong>Gegenwart</strong>sliteratur. Stuttgart 1998, S. 50.<br />

70 Ebd. S. 51.<br />

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