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Die Inszenierung der Popliteratur im Literaturbetrieb der Gegenwart

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2.4 Funktion <strong>der</strong> <strong>Inszenierung</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Inszenierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Popliteratur</strong> <strong>im</strong> <strong>Literaturbetrieb</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong><br />

2.4.1 Let me entertain you! – Unterhaltung durch Selbstinszenierung<br />

<strong>Die</strong> Sprache und Struktur <strong>der</strong> <strong>Popliteratur</strong> sowie die <strong>Inszenierung</strong> <strong>der</strong> Leseperformance<br />

kommen dem Rezipienten entgegen, da sie ihm we<strong>der</strong> eine hohe Konzentration noch<br />

viel Vorstellungskraft abverlangen. „Stuckrad-Barre, Kracht und ihre Freunde verstehen<br />

sich als Mitarbeiter <strong>der</strong> Kulturindustrie. Ihre gut verkäufliche Trendliteratur mit schnellem<br />

Verfallsdatum dient einer Yuppieschicht zur Unterhaltung.“ 148<br />

Let me entertain you! <strong>Die</strong>se Prämisse wird offen nach außen getragen und gilt nicht<br />

als Zeichen für qualitativ min<strong>der</strong>wertigen Kulturgenuss. 149 Das Buch an sich verlangt<br />

dem Leser <strong>im</strong> Vergleich zu dem neueren Medium Fernsehen o<strong>der</strong> dem Internet insofern<br />

mehr ab, als dass es linear aufgebaut ist und das Hin- und Herzappen wie <strong>im</strong> Hypertext<br />

nicht o<strong>der</strong> nur selten möglich ist. Das in <strong>der</strong> Regel passive und einsame Konsumieren<br />

macht das Buch <strong>im</strong> Vergleich zu an<strong>der</strong>en Medien zu einem trägen Informationssystem.<br />

150 Dem wi<strong>der</strong>spricht die Leseperformance <strong>der</strong> <strong>Popliteratur</strong> generell und vor allem in<br />

Form des Poetry Slam.<br />

Leslie Fiedler schreibt in seinem bereits erwähnten Aufsatz: „Ein Kommunikationsmedium<br />

muss, wenn es aus <strong>der</strong> Mode gerät, zu einer Form <strong>der</strong> Unterhaltung werden<br />

(…)“. 151 <strong>Die</strong>se Entwicklung, die sich Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre am Phänomen <strong>Popliteratur</strong><br />

beson<strong>der</strong>s deutlich abzeichnete, gilt für den gesamten Bereich <strong>der</strong> Literatur sowie Kultur<br />

<strong>im</strong> Allgemeinen. Dabei ist es schwer zu sagen, ob die Literatur aus <strong>der</strong> Mode gekommen<br />

ist. Das Publikum jedenfalls ist weniger lesewillig, da sich das Konsumverhalten, von<br />

den Bildmedien beeinflusst, dahingehend entwickelt hat, dass <strong>der</strong> Einzelne keine große<br />

Anstrengung mehr auf sich nehmen möchte, um einen Inhalt zu erfassen. <strong>Die</strong> Oberflächlichkeit<br />

hat Hochkonjunktur, was sich auch <strong>im</strong> Kulturkonsum <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

148 Ernst 2001, S. 75.<br />

149 <strong>Die</strong> For<strong>der</strong>ung nach einer unterhaltsamen, kurzweiligen Literatur, die sich den neuen Medien öffnet,<br />

wurde auch innerhalb <strong>der</strong> Literaturkritik diskutiert. <strong>Die</strong> For<strong>der</strong>ungen, die Wittstock, Biller, Hielscher<br />

und an<strong>der</strong>e formulierten, stießen jedoch auf Wi<strong>der</strong>stand. <strong>Die</strong>se Diskussion ist ein deutliches Beispiel<br />

für die von Bourdieu für soziale Fel<strong>der</strong> beschriebene Definitionsmacht. Vgl. Beiträge in Maulhelden<br />

und Königskin<strong>der</strong>.<br />

150 Vgl. Frank, Dirk: Zwischen Deliterarisierung und Polytextualität. In: Erb, A. (Hg.): Baustelle <strong>Gegenwart</strong>sliteratur:<br />

<strong>Die</strong> neunziger Jahre. Opladen 1998, S. 76.<br />

151 Fiedler 1994, S. 60.<br />

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