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Die Inszenierung der Popliteratur im Literaturbetrieb der Gegenwart

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<strong>Die</strong> <strong>Inszenierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Popliteratur</strong> <strong>im</strong> <strong>Literaturbetrieb</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong><br />

und von guten Manieren, Musterschüler des Zeitgeistes, Kleinbürgerschreck in Filialleiteranzügen,<br />

elitär, intelligent, beweglich und deswegen von allem auch das Gegenteil.<br />

Dandys <strong>der</strong> Popmo<strong>der</strong>ne, aber vielleicht auch Abgesandte eines neuen Zeitalters.“ 113<br />

<strong>Die</strong> <strong>Popliteratur</strong> wie auch die Popliteraten bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen<br />

Globalisierung und Lokalisierung einerseits sowie zwischen Hochkultur und<br />

Unterhaltungskultur an<strong>der</strong>erseits. 114 <strong>Die</strong> Sprache und die Hinwendung zur Populärkultur<br />

verweisen auf die zunehmende Amerikanisierung, während die Alltagswelt, die geschil<strong>der</strong>t<br />

wird, die verwendeten Konnotationen kaum außerhalb Deutschlands einen Wi<strong>der</strong>erkennungseffekt<br />

hätten. <strong>Die</strong> Autoren verhalten sich durchaus elitär und bestehen auf <strong>der</strong><br />

Abgrenzung zu allen schlecht gekleideten und sich aus ihrer Sicht sonst wie unmöglich<br />

o<strong>der</strong> allzu gewöhnlich Benehmenden. An<strong>der</strong>erseits haben sie durchaus das Ziel, ein<br />

möglichst großes Publikum zu erreichen. Thomas Ernst wählt für den Titel eines Aufsatzes<br />

über das Auftreten <strong>der</strong> Popliteraten den bezeichnenden Titel „Popper- und Poserlite-<br />

ratur“ 115 .<br />

Pop sind auch die <strong>Inszenierung</strong>s- und Promotionsform sowie die Gestaltung <strong>der</strong> Produkte,<br />

das Format, das Selbstverständnis und <strong>der</strong> Habitus des Autors, dessen Positionierung<br />

innerhalb des literarischen Feldes bzw. die Verbindung, die er zu an<strong>der</strong>en Fel<strong>der</strong>n<br />

verkörpert. <strong>Die</strong> Formen und Funktionen dieser <strong>Inszenierung</strong> sollen <strong>im</strong> Folgenden beispielhaft<br />

am Auftreten des „popkulturellen Quintetts“ und vorrangig an dessen bekann-<br />

testem Mitglied Benjamin von Stuckrad-Barre dargestellt werden.<br />

2.3 <strong>Inszenierung</strong>sformen<br />

„Wer weiß noch, ob das blonde Jungengesicht auf <strong>der</strong> Peek & Cloppenburg – Reklame<br />

zu einem Keyboar<strong>der</strong>, einem Radiomo<strong>der</strong>ator o<strong>der</strong> gar zu einem Literaten gehört?“ 116<br />

Der Autor hat durch die verän<strong>der</strong>te Medienlandschaft, wie bereits unter 1.2 beschrieben,<br />

zunehmend seine Person zu präsentieren. <strong>Die</strong>s tut er bei Live-Auftritten, <strong>im</strong> Radio, in<br />

Zeitschriften, <strong>im</strong> Fernsehen o<strong>der</strong> auch <strong>im</strong> Internet. <strong>Die</strong> Popliteraten nutzen diese Medien,<br />

besser gesagt: diese Nutzung ist Teil des Phänomens Pop.<br />

113 Radisch, I.: Mach den Kasten an und schau. In: <strong>Die</strong> Zeit 42/1999.<br />

114 Vgl. Schäfer, J.: „Neue Mitteilungen aus <strong>der</strong> Wirklichkeit“. Zum Verhältnis von Pop und Literatur in<br />

Deutschland seit 1968. In: Arnold, H. (Hg.): Text und Kritik. Zeitschrift für Literatur. Son<strong>der</strong>band<br />

Pop-Literatur. München 2003, S. 14.<br />

115 Ernst, T.: Popper- und Poserliteratur. Benjamin von Stuckrad-Barre, Christian Kracht & Co. – eine<br />

popkulturelle Jungburschenschaft verkauft Literaturwürstchen. In: Chlada, M./Dembowski, G. (Hg.):<br />

<strong>Die</strong> neuen Heiligen. Reportagen aus dem Medienh<strong>im</strong>mel. Aschaffenburg 2000, S. 96-136.<br />

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