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Die Inszenierung der Popliteratur im Literaturbetrieb der Gegenwart

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<strong>Die</strong> <strong>Inszenierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Popliteratur</strong> <strong>im</strong> <strong>Literaturbetrieb</strong> <strong>der</strong> <strong>Gegenwart</strong><br />

Als äußerst kompliziert erweist sich die Frage nach dem tatsächlichen Begehren des<br />

Subjekts und dem künstlich wie<strong>der</strong>um durch die Medien geweckten. „<strong>Die</strong>ses Literaturvermittlungssystem,<br />

das insgesamt über das Dasein und Sosein unserer Literatur verfügt,<br />

ist kein rational funktionieren<strong>der</strong> Apparat. Es kontrolliert und regelt sich in einem<br />

unüberschaubaren Spiel von persönlichen Interaktionen selbst und ist in kaum min<strong>der</strong><br />

komplizierter Wechselwirkung über den Markt mit dem Lesepublikum verbunden,<br />

<strong>im</strong>mer gleichzeitig Herr & Knecht dieses Publikums.“ 159<br />

Es erscheint offensichtlich, dass das Label ‚Pop’ den Verlagen als umsatzför<strong>der</strong>nde<br />

Marke gelegen kommt. Und dennoch ist es zu kurz gegriffen, die entsprechenden Autoren<br />

einzig als „Erfüllungsgehilfen von Marktstrategen“ 160 zu bezeichnen. Wäre dies <strong>der</strong><br />

Fall, wäre die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit einem solchen Thema vorrangig Sache <strong>der</strong><br />

Wirtschaftswissenschaftler. Da dies sich jedoch eine literaturwissenschaftliche bzw.<br />

literatursoziologische Arbeit ist, liegt den folgenden Ausführungen die Annahme<br />

zugrunde, dass es sich bei <strong>der</strong> großen Beliebtheit, <strong>der</strong>er sich die <strong>Popliteratur</strong> erfreut, um<br />

mehr als um eine Folge des neoliberalen Zeitgeistes (Was auffällt, verkauft sich. Was<br />

sich verkauft, ist gut.) handelt. 161<br />

Das Interesse an <strong>der</strong> Nacherzählung des täglichen Wahnsinns deutet auf eine Unsicherheit<br />

des Publikums – auf den Wunsch hin, <strong>im</strong> eigenen Dasein bestätigt zu werden.<br />

„Hinter dem Appetit auf das Eigentliche verbirgt sich fast <strong>im</strong>mer die Sehnsucht nach<br />

verwurzelter Identität.“ 162 <strong>Die</strong> zunehmende mediale <strong>Inszenierung</strong> aller Lebensbereiche<br />

bringt Unsicherheit über das eigene Dasein mit sich. Langweilig ist etwas nur für denjenigen,<br />

<strong>der</strong> sich nicht damit identifizieren kann. So stellt sich die Frage, was <strong>im</strong> Zentrum<br />

<strong>der</strong> Kritik <strong>der</strong> <strong>Popliteratur</strong> steht: Ist das die Realität o<strong>der</strong> die Wahrnehmung und Beschreibung<br />

<strong>der</strong>selben?<br />

Wie unter Punkt 1.2.2 bereits angedeutet, erscheint das Publikum <strong>der</strong> neusten deutschen<br />

Literatur insgesamt schwer kategorisierbar. <strong>Die</strong> Beschreibung des Publikums muss daher<br />

<strong>der</strong> Versuch einer Beschreibung <strong>der</strong> jeweiligen Zielgruppen sein, für die best<strong>im</strong>mte<br />

Autoren schreiben. <strong>Die</strong> Zielgruppe <strong>der</strong> <strong>Popliteratur</strong> bzw. <strong>der</strong> Popliteraten ist we<strong>der</strong><br />

159 Frank, Dirk: Zwischen Deliterarisierung und Polytextualität. In: Erb, A. (Hg.): Baustelle <strong>Gegenwart</strong>sliteratur:<br />

<strong>Die</strong> neunziger Jahre. Opladen 1998, S. 75.<br />

160 Tuschick, J.: <strong>Die</strong> Trickser des Sekundären. In: taz 11.6.2000.<br />

161 Vgl. Jung, T.: Vom Pop international zur Tristesse Royal. <strong>Die</strong> <strong>Popliteratur</strong> zwischen Kommerz und<br />

postmo<strong>der</strong>ner Beliebigkeit. In: Jung, T. (Hg.): Alles Pop? Anmerkungen zur populären und Pop-<br />

Literatur seit 1990. Frankfurt/M., S. 29-55.<br />

162 Saltzwedel, J.: Dämon <strong>der</strong> Echtheit. In: Der Spiegel 45/2000, S. 286ff.<br />

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