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Die Inszenierung der Popliteratur im Literaturbetrieb der Gegenwart

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Das Publikum besteht zwar noch <strong>im</strong>mer zu einem Großteil aus Lesern, bekannt sind<br />

die Popliteraten jedoch auch den Zuschauern, den Zuhörern und manchen, die möglicherweise<br />

nicht mehr nachvollziehen können, in welchem Zusammenhang sie ihnen<br />

begegnet sind. <strong>Die</strong> Massenmedien ermöglichen, transportieren und basteln am Image des<br />

Schriftstellers. Wie viel Macht die Medien und hier vorrangig das Fernsehen haben,<br />

zeigt sich, einmal abgesehen von den Popliteraten, beispielsweise beson<strong>der</strong>s eindrücklich<br />

an internationalen Sendekonzepten wie ‚Deutschland sucht den Superstar’, die<br />

beweisen, dass die Medien die Macht besitzen, jeden zum Sternchen zu machen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Popliteratur</strong> hat sich dem massenmedialen Spektakel jedoch nicht nur gewissermaßen<br />

angepasst, son<strong>der</strong>n sie ist durch die Sozialisation ihrer Vertreter, sowie durch den<br />

Einfluss des Fernsehens auf die Erzählweise eng mit diesem verbunden, wenn nicht<br />

sogar verwandt. 117<br />

40<br />

Neben <strong>der</strong> medialen <strong>Inszenierung</strong> gehört die assoziative Verbindung eines Autors mit<br />

<strong>der</strong> Popwelt zu dem, was den Popliteraten ausmacht. <strong>Die</strong> Autoren werden nach Muster<br />

<strong>der</strong> Popstars aufgebaut. Sie haben ein best<strong>im</strong>mtes Styling, ein Outfit – eben ein best<strong>im</strong>mtes<br />

Image. 118 <strong>Die</strong>ses soll Schlagfertigkeit, Szenennähe und vor allem Jugendlichkeit<br />

vermitteln.<br />

Da das gekonnte Auftreten, die Sprachgewandtheit und eben die Jugend von den Medien<br />

als erstrebenswerteste Werte dargestellt werden, sprechen die Popliteraten ein<br />

Publikum an, das sich mit diesen Werten und somit bis zu einem gewissen Grad mit <strong>der</strong><br />

Person des Autors identifiziert. Das äußere Erscheinungsbild und <strong>der</strong> Habitus waren<br />

zwar schon <strong>im</strong>mer von Bedeutung, „aber noch nie war das Verhältnis zwischen dem was<br />

außerhalb <strong>der</strong> Buchdeckel und dem was innerhalb dieser stattfindet, so eklatant apropor-<br />

tional.“ 119<br />

Benjamin von Stuckrad-Barre: So viele Menschen wie möglich sollen unsere Bücher<br />

kaufen und lesen – darum geht es. Beschlusslage in Deutschland ist aber ja: Literatur ist<br />

nichts für die so genannte Masse. Literatur hat in kleinen miefigen Literaturhäusern<br />

stattzufinden, wird subventioniert, geduldet, ertragen. Sich dann innerhalb dieser Nische<br />

allerdings so laut wie möglich zu verhalten und tatsächlich eine schnöde Buchveröffent-<br />

116 Duckers, T.: Bin ich schön, schreib ich schön. In: <strong>Die</strong> Welt 25.3.2000.<br />

117 „Massenmedien <strong>im</strong> Ganzen [sind] heute in gewissem Sinne Pop, sofern sie flächendeckend dem Diktat<br />

des ‚peppig’, ‚jugendlich’ und ‚trashig’ unterliegen, ausstrahlend bis in die pop-choreographierten<br />

Parteitage, Autopräsentationen o<strong>der</strong> Aktionsversammlungen.“ Ullmaier 2001, S. 25.<br />

118 Interessanterweise lässt sich dieses Phänomen am kürzesten und treffendsten eben mit diesen Anglizismen<br />

des popkulturellen Kontextes beschreiben.<br />

119 Duckers, T.: Bin ich schön, schreib ich schön. In: <strong>Die</strong> Welt 25.3.2000.

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