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Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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<strong>Hohenzollerlsche</strong> <strong>Heimat</strong><br />

Vierteljahresblätter für Schule und Haus<br />

Schriftleitung:<br />

Fritz S c h o d e r, Hauptlehrer<br />

7451 Rangendingen, Mühlweg 22<br />

4 P 3828F<br />

Preis halbjährlich 1.40 DM<br />

Druck und Verlag:<br />

Buchdruckerei S. A c k e r, Gammertingen<br />

Postscheckkonto Stuttgart 35 892<br />

Bank: Hohenz. Landesbank Gammertingen 15<br />

Nummer 1 Gammertingen, Januar 1967 17. Jahrgang<br />

5um Fleujaljr 1967: Jn ©ottee Flamen fatjren tnic,<br />

auf feine Ucöftung Ijoffen toic.<br />

enö oon une alles Ifiecgeleib!<br />

föycie eleifon.<br />

Opfer des Hexenwahns in Hohenzollern<br />

Als Hexen bezeichnete der Volksaberglaube (meist) alte zugezogene<br />

Frauen, die angeblich mit dem Teufel im Bunde<br />

stünden und mittels geheimer Kräfte und Salben dem Nebenmenschen<br />

an Leib und Gut schaden, auch sich selbst in<br />

verschiedene Gestalten (Katzen, Hasen etc.) verwandeln und<br />

durch die Luft fahren könnten. Hexe bedeutet eigentlich Hagpfahl-Reiterin.<br />

Der Hexenglaube reicht in die germanische<br />

Zeit zurück und ist heute noch nicht ganz ausgestorben. Von<br />

der Kirche wurde er im Frühmittelalter bekämpft, später<br />

aber durch verschiedene Theorien von Theologen jedoch gefördert<br />

und wuchs schließlich im 15. Jahrhundert zu einer<br />

wahren Epidemie aus, vor allem durch den sog. Hexenhammer<br />

der Inquisitoren Institor und Sprenger. Die Prozesse<br />

gegen die unglücklichen Opfer des Hexenwahns aus Reich<br />

und Arm, Gelehrten und Ungelehrten, Protestanten und Katholiken,<br />

gleichen sich, wie ein Ei dem andern. Durch Folterung,<br />

verschleiernd „peinliche Frag" genannt, erpreßte man<br />

den Opfern die erwünschten Schuldbekenntnisse (Urgichten):<br />

Hexentänze, Buhlen mit dem Bösen, Verleugnung Gottes und<br />

der Heiligen, Schädigung von Vieh und Leuten, Gewittermachen,<br />

Bestreichen mit Hexensalbe und ähnliche Ausgeburten<br />

krankhafter Gehirne. (Vgl. Hohz. JHeft 1961, 79—82.)<br />

Seit Mitte des 16. Jahrhunderts führten Männer der verschiedensten<br />

Richtungen, wie Weyer 1563, Loos 1592, Friedrich<br />

von Spee 1631, Ad. Tanner, B. Bekker 1691 und Thomasius<br />

1701 einen erbitterten Kampf gegen die Hexenverfolgung.<br />

Noch 1749 fiel ihr in Würzburg eine Person zum Opfer<br />

und 1782 eine andere in Glarus. (Vgl. „Hohenzoll. <strong>Heimat</strong>"<br />

1965, 15.<br />

Im folgenden wird versucht, die Opfer des Wahns aus Hohenzollern<br />

zusammenzustellen. Schnell hat in „Mitteilungen<br />

des Vereins f. Gesch. i. Hohenzollern", Bd. 7, 80 ff., eine<br />

Reihe von Prozessen veröffentlicht, andere Hebeisen in seinem<br />

„Hohenzoll. <strong>Heimat</strong>blatt" 1931—33, Zimmermann solche<br />

aus Empfingen, andere finden sich in Archivalien zu Sigmaringen,<br />

die jedoch noch lange nicht ausgeschöpft sind<br />

(Rub. 167, Nr. 5—13).<br />

Als Versammlungsplätze der Hexen werden erwähnt: Bollemer<br />

Käppelin, Poschenbühl gen Hirrlingen, Gallenwieslin,<br />

im Kuhholz, Ohmengraben, Münchgraben, Laible bei Oberndorf,<br />

Wolfental und Werenberg bei Haigerloch, Ldndihshalde,<br />

Auchtert, Markarts Täle, Hirrlinger Käppelin, Rammert aufm<br />

Reitenberg, Tanbach, Butzenweiher, Kornberg (-bühl) bei<br />

Salmendingen, Köhlberg und Bürgle bei Jungingen, Saya<br />

(Seeheimertal) bei Ringingen, Hexeneiche auf Seeheimerberg,<br />

Mettenberg bei Burladingen, Heufeld bei Ringingen, Alte<br />

Reute gegen Staufenberg, Fichtenwäldle bei Rangendingen,<br />

auf Hohenburg daselbst, am Weilerberg usw.<br />

1) Laut Zimmerischer Chronik (4, 311) hatte der alte Vogt<br />

Scheffermichel zu Burladingen ein Weib namens Ursel, die<br />

Hebamme war, und sich dem Satan ergab. Sie stiftete in der<br />

Grafschaft Zollern viel Böses an Leuten und Vieh. Zuletzt<br />

trieb sie es so arg, daß Graf Jos Nikiaus (1538—58) sie ergreifen<br />

und in die Tortur legen ließ. Sie sträubte sich lange<br />

zu bekennen, aber schließlich sagte sie einen ganzen Kalender<br />

von Untaten, doch habe sie keine kleinen Kinder umgebracht,<br />

sondern sich ihrer erbarmt, weswegen sie vom bösen<br />

Feind viel Schmach und Schläge habe aufnehmen müssen.<br />

Sie wurde zum Feuertod verurteilt. Da sagte man wunder,<br />

was für ein großes und grausliches Unwetter eintraf, als man<br />

sie hinrichtete. Zuvor hatte sie dem Nachrichter noch einen<br />

Trunk gebracht, den er annahm. Ich weiß nicht, was sie damit<br />

getrieben, doch sobald er getrunken hatte, sagte er: „Das<br />

wurt mir mein Leben gestehen." Tatsächlich hat er in Kürze<br />

hernach sterben müssen. (Die Hechinger Chronik von Egler-<br />

Ehrenberg berichtet diese Geschichte irrig zum Jahr 1533.)<br />

2) 1576 Jergs Unterheinzen, des Schützen Weib von Jungingen<br />

ist wegen Zaubereiverdachts ausgetreten (geflüchtet)<br />

und daher des Landes verwiesen worden.<br />

3—5) 1583 Katharina Paderin Daikerin, Margaretha Sattlerin<br />

des Lehlins Weib und Katharina die Schultheißin von<br />

Hechingen wurden peinlich beklagt (gefoltert!) und wenigstens<br />

2 davon hingerichtet.<br />

6) 1588 Katharina Zeiler von Hörschwag „besiebnet"<br />

(= von 7 Zeugen der Hexerei überführt) und vermutlich<br />

hingerichtet.<br />

7) 1588 Sebastian Steublin von M e 1 c h i n g e n am 29.<br />

März in Trochtelfingen hingerichtet (Lauchert-Zeitung 1937,<br />

104 vom 8. Mai).<br />

8) 1588 Agnes Widmayerin von Rangendingen, Landesverweis.<br />

9—12) 1589 2. August: Marg. Lehnlin, Gertrud Weißarm<br />

des Diebold Greinen sei. Hausfrau, Dorothea Heßin (Has)<br />

des Jakob Gilgen Witwe, alle drei von Hechingen, und<br />

Dorothea Hagenbuchin des Jörg Kollers Weib zu Owingen,<br />

alle gefoltert, besiebnet.<br />

13—23) 1596 wurden 10 Hexen zu Trochtelfingen hingerichtet:<br />

Von Melchingen: Katharina Memlerin, Adlerwirtin,<br />

die von Pfullingen stammte, Agatha Huber und Anna<br />

Burkhart. Von Salmendingen: Barb. Schmid, Marg.<br />

Krommer, Barbara Emele und Anna Felekin (Völkin), Von<br />

R i n g i n g e n : Anna Klinglerin und Barbara Schweizerin.<br />

Dazu ein fremder Schneider Georg Bressamer aus Feuchtwangen.<br />

Verbrannt: Memmler und Bressamer am 1. August,<br />

die andern am 27. Juni zu Trochtelfingen „Lauchert-Zeitung<br />

wie oben Nr. 6; Zollerheimat 1938 S. 29).<br />

24) Ca. 1600 Hans Pfeiffer von Hörschwag hat Unwetter<br />

gemacht, Tiere gelähmt usw., ist 67 Jahre alt, vermutlich<br />

hingerichtet worden (H.JHeft 1961, 81).<br />

25) 1598 Margaretha Hauttin von S i c k i n g e n, am 17.<br />

und 18. Juli gefoltert, am 25. Juli versiebnet, am 4. August<br />

nochmal.<br />

26) 1598 Magdalena Armlin, verheir. Hipp, von Bechtoldsweiler,<br />

peinlich gefragt 20. Juli, versiebnet 4. Aug.<br />

27) 1598 Mangen Anna, genannt Oster, von Rangendingen,<br />

peinlich befragt und gesiebnet am 4. August.<br />

28) 1598 Ella, des Besteis Teinlin (Teumlin), genannt Rauchhez,<br />

von Rangendingen, am 4. August versiebnet.


2 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

(Die Hechinger Chronik bringt diese letzten vier teils unter<br />

anderem Namen. Sie seien schon 1594 verbrannt worden! Wo<br />

liegt der Irrtum?)<br />

29) 1598 Hexenbekenntnis der Barbara Biener von Trills<br />

fingen.<br />

30) 1603 Apollinar Teufels von Bietenhausen, Hexenbekenntnis.<br />

31) 1604 Barbara Tollmaierin von Onstmettingen,<br />

zu Hechingen gerichtet (Hohz. JHeft 1961, 804).<br />

32) 1609 16. November Untersuchung der wegen Hexerei<br />

verhafteten Pfarrmutter zu Weilheim (Mutter des Magisters<br />

Enderlin Ludi?); hingerichtet.<br />

32) 1609 Anna Feckerin von W e i 1 h e i m, Jakob Bechtolds<br />

Witwe, am 3. Dezember als Unholdin verbrannt.<br />

34) 1610 Agnes Kraißin des Hans Hermanns Witwe zu<br />

Rangendingen bekennt am 13. August sich der Hexerei<br />

schuldig.<br />

35) 1610 Agnes Martin Herbsten Hausfrau von Rangendingen,<br />

26. 7. gefoltert, vorher schon am 21. Juli „peinlich"<br />

verhört.<br />

36) 1610 Am 19. Juli wegen Hexereiverdacht verhört: Hans<br />

Maysings Weib, Georg Riesters Weib, des Schwieles Witwe,<br />

Jakob Walters Witwe, die Vögtin, Althans Heckenhauers<br />

Witwe und Stefan Halders Witwe, alle vor dem Amt in<br />

Hechingen. Ergebnis unbekannt.<br />

37) 1610 Apollonia Kaspar Ruofen Weib von Rangendingen,<br />

peinlich verhört 26. 7.<br />

38) 1610 Anna Balthäs Widmaiers Weib von Rangendingen,<br />

ebenso 14. 8.<br />

39) 1610 Anna Saurin genannt Minchanna, des Klaus Zoppen<br />

Weib von Rangendingen, peinlich 12. August.<br />

40) 1610 Margaretha Hirlingerin, Witwe d. Ludw. Schweinler<br />

zu W e i 1 h e i m, beim Verhör von der Pfarrmutter angegeben<br />

und am 19. Juli zum drittenmal angeklagt, am 11.<br />

August verhandelt. Ihre Urgicht (= Bekenntnis) bei Hebeisen<br />

abgedruckt.<br />

41) 1610 Jakob Hecken Weib, Anna Wiestin, von Höfend<br />

o r f, zu Haigerloch justifiziert ( = hingerichtet).<br />

42) 1610 Scholastika Heysch, Andreas Seyfers Weib, von<br />

T r i 11 f i n g e n, ebenso!<br />

43) 1614 Adelheid Reeßin von Heiligenzimmern, früher<br />

zu Fluorn und Lautlingen, über 60 Jahre alt, peinlich<br />

verhört und verbrannt!<br />

(Die Chronik von Hechingen nennt sie Adelheid Stausin<br />

zum Jahr 1615!)<br />

44) Um 1615 Barbara Biechelin, Hans Birkles Hausfrau zu<br />

Stetten bei Haigerloch, wurde von 1616 zu Haigerloch<br />

hingerichtet.<br />

45) 1615 Barbara des Frieden Jockelens von G r u o 1 Weib<br />

ist 1615 zu Haigerloch gerichtet worden.<br />

46) 1615 Magdalena Gfrörer, Frau des Melchior Blocher von<br />

Empfingen, gefoltert, justifiziert 4. Juni (Z.Heim. 1939, 61).<br />

47) 1616 Barbara Beck, Witwe des Michel Kammerer zu<br />

Owingen, vergebens gefoltert. Ebenso Agnes Mauser, Weib<br />

des Benedikt Bürkle von da.<br />

48) 1617 Prozeß gegen Agatha Eberhard von I m n a u, die<br />

bekennt.<br />

49) 1617 Ebenso gegen Maria Münzer; hingerichtet.<br />

50) Um 1620 Margaretha Brendin, Witwe des Vogts Wendel<br />

von Ofterdingen, peinlich zu Hechingen verhört und<br />

hingerichtet (verbrannt). Katharina Karrerin von Hausen<br />

i. K. angeklagt.<br />

51) 1625 Anna Lömmelin von Haigerloch als Hexe hingerichtet.<br />

52) 1626 Katharina Hauser, Ehefrau am 27. Mai zu Empfingen<br />

verhaftet und verhört, am 5. Juni zu Horb gefoltert,<br />

dann hingerichtet.<br />

53) Um 1626 Etliche Hexen zu Haigerloch hingerichtet.<br />

54) 1626 zu Hec hingen angeklagt: des Althans Stotzen<br />

Bärbelin geb. Aichgasser, ihr erster Mann war Alex Berner<br />

gewesen, sie ist über 80 Jahre alt. Am 6. Juni wird ein Gutachten<br />

der Universität Tübingen über sie eingeholt, am 8.<br />

Juli sie wieder guetlich verhört; sie sei schwermütig!! (An<br />

anderer Stelle heißt sie „des alten T h o m a Stötten Weib".<br />

55) 1626 Anna Pfassler genannt Zeyen-Annele. Witwe von<br />

Schemberg, des Pfeifer Michels Schwieger von Hechingen,<br />

am 21. Juli peinlich verhört und am 8. August verbrannt.<br />

56) 1626 Das Riester Anneli von W e i 1 h e i m am 19. und<br />

21. und 27. August gefoltert.<br />

57) 1626 die Vögtin Sabina Schauer von W e i 1 h e i m, Frau<br />

des Vogts Stefan Halder, gebürtig von Lautlingen, wird am<br />

11. August 1626 oder 1627 verhandelt.<br />

58) 1626 Des Kernen Jakob Witwe ebenso am 4. Sept. 1626.<br />

59) 1627 Barbara Haltin, genannt Miller-Bärbelin, Martin<br />

Rebstocks Weib zu Hechingen, peinlich verhört.<br />

60) 1627 Apollonia Krebin, Lienhard Klotzen Weib von<br />

Rangendingen, gefoltert und am 21 August verhört, am<br />

10. September enthauptet und dann verbrannt.<br />

1627 Eingabe der Grosselfinger: „Man soll die Hexen alle<br />

ausrotten, die Unwetter machen etc."<br />

61) Anna Kipft, genannt Strobel-Anna, Barthle Strobels<br />

des Bürgermeisters Frau zu Hechingen, zum Schwert<br />

begnadigt! Ebenso<br />

62) 1627 Anna Schärin, des Seilers Barthle Gegauffen Weib<br />

daselbst.<br />

63) 1627 Katharina Fattlin, genannt Schwickkätterlin von<br />

Jungingen, des früheren Pfarrers Schwester, Bekenntnis<br />

und wohl Hinrichtung.<br />

64) 1630 Prozess gegen Anna Schuler von Dettensee.<br />

65) 1630 Prozess und Bekenntnis der Maria Flaitz von<br />

Bittelbronn b. Haig.<br />

66) Um 1640 Eva Bechtin des alten Schützen Hans Mayers<br />

Weib zu Wessingen am 29. Oktober verhandelt.<br />

67) 1642 Untersuchung gegen Kaspar Dröschers Witwe, genannt<br />

Sau-Kätherle zu Hechingen.<br />

68) 1643 Daniel Sartoris Witwe Anna Kadis zu Hechingen<br />

verbrannt.<br />

69) 1643 Anna Fünckin, Jakob Aichgassers Weib zu H e -<br />

c h i n g e n im März verhört, am 4. April enthauptet und<br />

verbrannt.<br />

70) Katharina Zieglerin des Malers Martin Friesen Witwe<br />

von Hechingen, am 18. 3. verhört, peinlich am 30. 3. e i n e<br />

Stunde gefoltert, am 1. April „ohne Geschrei" eine Stunde<br />

auf der Leiter gelegen, am 3. April (Karfreitag!) gesiebnet,<br />

am 8. April neu angeklagt, am 9. legt sie Geständnis ab. „Im<br />

Angesicht häßlich verpfeitet, schwarz und blau abscheulich<br />

anzusehen, aber zuerst ohne Red. Ist dann auf den Kopf<br />

geschoren und mit Weihwasser gelabet worden. Nach dem<br />

Aufbinden: Ausziehen ihrer Kleider und Anlegung einer<br />

Albe. Jetzt bekennt sie ..."<br />

71) 1643 Des Gegauffs Weib von Hechingen verdächtig.<br />

72) 1646 Zweimalige Tortur einer 70jährigen Frau zu<br />

Hechingen durch den Meister (-Henker) Hans Ullder von<br />

Oberndorf, der pro Tag einen Gulden und das Essen bekommt.<br />

Sie bekennt nicht! Seit 8 Tagen wird sie verhört. Am<br />

23. März wieder. Wohl dieselbe wird am 13. und 18. April<br />

dieses Jahres gefoltert, hier 3 Stund! Am 8. Juni Verhör<br />

einer Frau (dieser?). Sie wird, da sie nicht gestanden, am<br />

13. Juni zu ewigem Karzer verurteilt.<br />

73) 1648 Katharina Weyht, Kaspar Schneiders Frau von<br />

Hausen i. K., am 27. und 28. Juli verhört, besiebnet und<br />

am 29. enthauptet und verbrannt.<br />

74) 1648 Anna Kuenzlerin, Marte Speidels Weib von Jungingen,<br />

im Februar verbrannt. (In Mitt. Hohz. 15, ist der<br />

ganze Prozess veröffentlicht.)<br />

75) 1648 Anna Fischessin von Burladingen verhandelt.<br />

Schicksal?<br />

76) 1649 Anna Mutscheller geb. Spenner von Krauchenwies,<br />

wegen Hexerei in Untersuchung und Folter.<br />

77) 1650 Maria Koch von Burladingen, Witwe des<br />

Hechg. Spitalmeisters Jakob Fixlin, 76 Jahre alt, nach unmenschlicher<br />

stundenlanger Folter am 8. Juli verbrannt.<br />

78) 1651 Untersuchung gegen mehrere Weiber zu Jungingen.<br />

79) 1651 Am 6. Juli Verhör des Hans Fladen Weib, genannt<br />

Schneider Hans, von Hausen i. K. namens Barbara Dogmännin,<br />

über 70 Jahre, ihre ersten Ehemänner waren Gall<br />

Flad von Jungingen und Hans Dietmann von Trochteifingen<br />

gewesen.<br />

80) 1651 Hebamme Anna Fladin, Urban Gairlins Weib zu<br />

Jungingen, über 70, verhört.<br />

81) 1651 Witwe Felizitas des Simon Wolf von Empfingen,<br />

28. 10. verbrannt.<br />

82) 1652 Prozess gegen Konrad Hubers Weib zu Haigerloch.<br />

83) 1652 Zeugenprotokoll gegen die sog. Nagel-Anne von<br />

B e t r a wegen Hexerei.<br />

84) 1654 Am 25. August Untersuchung gegen eine Frau zu<br />

Hechingen. Name nicht ersichtlich.<br />

85) Am 6. Nov. wird Maria Wullin von R i n g i n g e n<br />

gebürtig, Hans Winters sei. Hausfrau von Jungingen, besiebnet.<br />

86) 1657 Peinliches Verfahren gegen Anna Acker, Witwe<br />

des Johann Unmut zu Feldhausen.<br />

87) 1658 Dasselbe gegen Johann Schmid von Feldhausen<br />

wegen Hexerei und Zauberei.<br />

88) Peinliches Verfahren gegen Bernhard Barts Weib zu<br />

Gammertingen namens Agatha Vögtin von Schlatt.<br />

89) 1663 Inquisition gegen die Töchter des Hechinger<br />

Weißgerbers Andreas Härtung aus dem Schweizerland, Anna<br />

Maria und Christine.


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 3<br />

90) 1663 Peinl. Prozess gegen Maria Stöckle von Vilsing<br />

e n wegen Verdacht der Hexerei.<br />

91) 1665 Anna Beck von Engelswies, zu Sigmaringen<br />

verhandelt und enthauptet.<br />

92) 1665 Katharina Rupprecht von Engelswies. Todesurteil<br />

!<br />

93) 1666 Barbara Kaufmann von H a g e n w y 1 bei St. Gallen,<br />

wegen Hexerei verhandelt.<br />

94) 1666 Witwe Kath. Steb, Pfandelschererin von Sigmaringen<br />

und ihrer Tochter Maria Stephan, beide zum Tode<br />

verurteilt.<br />

95) 1668 Prozess gegen den 11jährigen Hirtenknaben Franz<br />

Schneider v. Rapperschwyl (Schweiz) zu Laiz, wegen Hexerei<br />

und Tötung seiner Geschwister. Todesstrafe: Aderöffnung<br />

im Bad und Verbrennung.<br />

96) 1669 Marta Schetter von Ofterdingen im Hechinger<br />

Spital, Hans Schäfer sei. Witwe von Beuren, peinlich<br />

gefragt, muß 30. August Urfehde schwören, sich nicht zu<br />

rächen und wird des Landes verwiesen.<br />

97) 1669 Am 3. Sept. wird Sara Balingerin zu Hechingenais<br />

Hexe verhört.<br />

98) 1670 Die 6jährige Maria Spen von Engelswies wird<br />

der Hexerei angeklagt, aber entlassen. Ihre Mutter war 1665<br />

hingerichtet worden.<br />

99) 1698 Bekenntnis der 18jährigen Maria Westhauser zu<br />

Dettingen.<br />

100) 1698 Untersuchung daselbst zu Dettingen wegen<br />

Zauberei.<br />

101) 1742 Ebenso gegen Maria Knör von Steinhilben<br />

wegen Teufelsbündnis und Sakrileg usw.<br />

102) 1743 Katharina Geiger von Straßberg wegen Zauberei<br />

in Untersuchung gezogen, auf dem Galgenberg erdrosselt<br />

und verbrannt.<br />

Noch 1773 hat man in Tailfingen einen Hexenprozeß in die<br />

Wege geleitet Krs.<br />

Ein Rangendinger Auswanderer berichtet in einem Brief vom 20. 6. 1852<br />

über seinen Reiseweg nach Amerika<br />

Immer wieder trieben in früheren Jahrhunderten Not,<br />

Mißernten, Uebervölkerung, Zwangsherrschaft und Freiheitsdrang<br />

zahlreiche Bewohner unserer <strong>Heimat</strong> zur Auswanderung.<br />

Eine alte Urkunde vom 4. Mai 1691 berichtet,<br />

daß in diesem Jahre aus Rangendingen „82 Persohnen<br />

durch die Armendey von Haus und Hof weggezogg und in<br />

das Ungarland begeben" haben. Der Strom der Auswanderer<br />

riß in der Folgezeit nie ganz ab. Seit Anfang des letzten<br />

Jahrhunderts ging er vor allem nach Amerika, „in das<br />

Land der unbegrenzten Möglichkeiten". Er schwoll besonders<br />

in den fünfziger Jahren an. Diese Jahre waren durch<br />

Mißernten gekennzeichnet. Der Hunger saß nahezu an jedem<br />

Tisch mit zu Gast. Für eine „Mühlefahrt", etwa vier<br />

bis 5 Sack Korn, konnte man damals '"ien besten Acker kaufen.<br />

In diesem und den beiden folgenden Jahrzehnten sind<br />

aus Rangendingen, wie die Kirchenbücher ausweisen, über<br />

70 Personen beiderlei Geschlechts allein nach Amerika ausgewandert.<br />

Wie hart und schwer in jener Zeit noch so eine Reise<br />

war. berichtet der Auswanderer Theodor Haug, der im<br />

Frühjahr 1852 mit mehreren Bürgerssöhnen die <strong>Heimat</strong><br />

verließ. Er war ein Sohn des Franz Seraph Haug, der i0<br />

Kinder hatte. Dieser war der Großvater vom „Wangerbarthle"<br />

im Kirchgäßle.<br />

Der aufschlußreiche Brief von Theodor Haug sei nachstehend<br />

in heutiger Schreibweise wiedergegeben:<br />

„Hanoverton, den 20. Juni 1852<br />

Liebe Mutter und Geschwister!<br />

Es sind schon vier Monate verflossen, seitdem ich von<br />

Euch fort bin, und in dieser Zeit habe ich das schon<br />

längst gewünschte Land Amerika betreten, welches mich<br />

gefreut, Euch aber, wie ich denke, schon manche Kümmernisse<br />

gegeben hat. Nun will ich Euch in den ersten<br />

Zeilen meines Schreibens meine Reise erzählen. Den Anfang<br />

bis nach Mannheim werdet Ihr von den Fuhrleuten erfahren<br />

haben, und weiter sind wir auf dem Rhein mit einem Dampfschiff<br />

bis nach Köln gefahren. Da mußten wir ein und einen<br />

halben Tag warten, bis wir mit der Eisenbahn nach Antwerpen<br />

fahren konnten. Nun sind wir in die Seestadt Antwerpen<br />

gekommen, wo es uns viel Schwierigkeiten gegeben<br />

hat, bis wir zum Einschiffen gerichtet waren. Auch da mußten<br />

wir zwei Tage verweilen, denn wir wollten unsere Kost<br />

selbst kaufen, wie wir's auf unsern Akkordzetteln gehabt<br />

haben. Da gingen wir zu dem Schiffe, um zu sehen, wie<br />

man's machen müsse. Allein da hieß es, alles müsse die<br />

Kost vom Schiffmann nehmen, denn die Kost werde von der<br />

Obrigkeit untersucht und es dürfe keine Kost auf dem Schiff<br />

genossen werden, die nicht von dem Doktor gutgeheißen sei,<br />

denn das Schiff stehe unter der Obrigkeit, welches aber alles<br />

Geschwätz und Betrug war. Es haben schon viele, welche<br />

den Akkord gehabt haben wie wir, Nahrungsmittel eingekauft,<br />

welchen man's gewogen und alles auf einen Haufen<br />

geworfen. Ich und viele aus unserem Orte haben nichts<br />

wiegen lassen, weil man nur die Hälfte Gewicht und die<br />

Hälfte Wert bezahlt hat. Allein, weil wir die Kost nicht<br />

haben selbst anschaffen dürfen, so mußten wir für eine<br />

Person auf dem Büro noch 18 Gulden und 40 Kreuzer bezahlen,<br />

wo wir die Kost noch von dem Schiffmann bekamen.<br />

Und mein Reisegeld beläuft sich, bis ich zur Abfahrt fertig<br />

v. J. Wannenmacher<br />

war, auf 82 Gulden. Nun waren wir zwei Tage in Antwerpen<br />

und schifften dann am 15. März vom Lande ab und<br />

dauerte bis Newyork 39 Tage (Segelschiff). Wir waren zwei<br />

Tage auf dem Schiff, so wurde ich so heftig von der Seekrankheit<br />

befallen, daß ich wenige Zeit die Bettstelle verlassen<br />

konnte, viel weniger ans Verdeck zu gehen, welches<br />

gedauert hat 14 Tage, wo ich wieder ein wenig umherlaufen<br />

und essen konnte, aber nie war ich ganz gesund,<br />

immer etwas von der Seekrankheit behaftet, solange wir<br />

auf der See waren, denn die Kost schmeckte mir nicht,<br />

weil alles zu süß war und einen üblen Geschmack hatte.<br />

Und das Wasser hatte eine rote Farbe, welches einem den<br />

Appetit genommen hat zu trinken. — Auch die Reinlichkeit<br />

war auf dem Schiff wenig, denn es waren 340 Personen auf<br />

demselben Schiff, und die Sauerei war so groß, daß man<br />

nirgends hat mit den Schuhen gehen können, wegen dem<br />

Morast und Wasser, denn es war ein altes, verfaultes<br />

Schiff, wie wir gehört haben, war es «chon gegen 200 Jahre<br />

alt. Sturm hatten wir bloß zweimal gehabt, aber jedesmal<br />

nur einen Tag, sonst haben wir oft starken Gegenwind und<br />

Seitenwind gehabt, welche das Schiff manchmal wieder zurück<br />

getrieben haben. — Nun sind wir am 22. April, abends<br />

um 8 Uhr in Newyork angekommen, wo wir noch selbige<br />

Nacht auf dem Schiff übernachteten. Am Morgen verließen<br />

wir das Schiff, wo wir dann unsere „Kufer" (Koffer) in ein<br />

Wirtshaus führen ließen."<br />

Im weiteren Teil seines Briefes berichtet Theodor Haug,<br />

wie er und seine mitausgezogenen Bürgerssöhne aus Rangendingen<br />

nach Arbeit suchten und über seine ersten Eindrücke<br />

von Amerika. Er schreibt weiter: „Ich und andere<br />

aus unserem Orte suchten Bekannte auf, wo ich dann zu<br />

unserem Vetter Anton Schenk gekommen, wo ich ihn, sein<br />

Weib, die zwei Kinder Wilhelm und Regina in guter Gesundheit<br />

angetroffen habe, und daß sie ein gutes Leben und<br />

Fortkommen führen können, wie sie es in Deutschland nicht<br />

hätten. Nun setzen Damian, Barnabas, Philipp und ich die<br />

Reise fort bis Z o a r, wo wir anlandeten und gleich den<br />

Franz Strobel, Küfer, und auch den Heinrich Strobel antrafen.<br />

Wir reisten weiter bis zu dem Andreas, des Barnabas<br />

Bruder, und da verweilten wir einige Tage, und suchten<br />

Arbeit. Allein keiner fand etwas. Nun gingen wir nach<br />

Hanover zu dem Thomas Strobel, und da verweilte ich lange<br />

Zeit, bis ich Arbeit bekam, denn ich wollte zu einer Schreinerprofession,<br />

welches mir nicht gelang. Jetzt war ich in<br />

Hanover zu einem Deutsch-Amerikaner in Arbeit gestanden,<br />

wo ich den ersten Monat sechs Taler, die anderen neun bis<br />

zehn Taler, der Taler nach dem deutschen Geld ist zwei<br />

Gulden und 30 Kreuzer — verdient habe, samt Kost und<br />

Wasch. Der Philipp arbeitet auf der Schuhmacherei, zwei<br />

Meilen von mir, etwa 50 Schritte von einer katholischen<br />

Kirche, wo ich jeden Sonntag besuche. Der Damian und der<br />

Barnabas lernen ein jeder ein Handwerk, fünf Meilen von<br />

der katholischen Kirche entfernt, welche auch jeden Sonntag<br />

in die Kirche kommen. Ich habe in zwei oder drei<br />

Monaten auch im Sinne, zu einem Handwerker zu gehen,<br />

denn es scheint mir besser, mit einem Handwerker zu arbeiten<br />

als immer bei den Bauern oder da und dort arbeiten.<br />

Liebe Mutter, es wird mich sehr freuen, mein Schreiben<br />

werde Dich und alle Geschwister bei Gesundheit antreffen.<br />

Ich war, seit mich die Seekrankheit verlassen hatte, immer


4 HOHEN Z Ö L L E R I S C H E HEIMAT Jahrgang 1967<br />

gesund und wohlauf und Heimweh habe ich noch niemals<br />

gehabt, denn wenn ich an die <strong>Heimat</strong> denke, so denke ich an<br />

ein Sklavenland gegen dem freien Land Amerika, auch<br />

wollte ich wünschen, Ihr alle wäret bei mir, denn wer hier<br />

arbeiten will, so kann man etwas verdienen, und wenn<br />

man's verdient hat, so darf man's nicht gleich den Herren<br />

geben. So darfst Du, liebe Mutter, nicht so arg bekümmert<br />

sein, denn wenn ich noch bei Euch wäre, so müßte ich in<br />

einem halben Jahre auch in das Preußenland von Euch<br />

Abschied nehmen und Soldat sein. Nun will ich mein<br />

Schreiben enden und Euch bitten, mir die neuesten Begebnisse<br />

und wie es bei Euch im Haushalt steht, mitzuteilen.<br />

Ich habe gehört, die Not sei dort sehr groß. Wie steht es<br />

auch mit dem Soldatenausheben? Uebrigens Neuigkeiten,<br />

Euren Wunsch zu erfüllen, kann ich von Handel und Wandel<br />

hier noch wenig schreiben, denn in der Stadt, wo ich<br />

mich befinde, kann es drei oder vier Tage anstehen, bis ich<br />

einen Deutschen treffe, der Deutsch mit mir redet. Deswegen<br />

ist es anfangs auch sehr hart, denn man muß alles lernen,<br />

was man arbeiten will. Bis man ein wenig Englisch kann,<br />

muß man sich beim Arbeiten von den Englischen viel gefallen<br />

lassen, denn sie spotten und lachen immer über die<br />

Deutschen, aber ich glaube, daß es werde bei mir in kurzer<br />

Zeit ein Ende nehmen, wenn man sie versteht, wenn sie<br />

miteinander reden und man bei jeder Arbeit antworten<br />

kann. Zum Schluß, liebe Mutter, grüße ich Dich und alle<br />

Geschwister vielmals und habe nur den Wunsch, Euch noch<br />

einmal wiederzusehen! Euer getreuer Theodor Haug "<br />

Anmerkung: Theodor Haug hat seine <strong>Heimat</strong> nicht wiedergesehen. Er<br />

arbeitete später in einer Küferei in der Nähe von Newyork. Beim<br />

Heimgang von der Arbeit wollte er den Weg abkürzen und einen<br />

zugefrorenen Fluß überqueren. Das Eis brach jedoch ein — und er ertrank<br />

am 15. 12. 1857. Sein Bruder Jakob, der in Washington arbeitete,<br />

berichtete hierüber in rührender Weise an seine Mutter und<br />

Geschwister. Ihr Vater war schon 1849 gestorben<br />

Zur Geschichte der Kaplanei Gammertingen<br />

Seit 1933 erhebt sich an Stelle des abgebrochenen Kaplaneihauses<br />

ein neues Pfarrgebäude. Es dürfte daher, nachdem<br />

die Kaplaneipfründe mit der Pfarrei vereinigt ist, von Interesse<br />

sein, einige Tatsachen aus der Geschichte der Kaplanei<br />

zu veröffentlichen.<br />

Am 3. September 1769 ließ Marquard Carl Anton Speth<br />

die beiden Gammertinger Bürgermeister zu sich rufen und<br />

eröffnete ihnen, daß er entschlossen sei, eine „Fruehmesser<br />

oder Capploney hierhero zu verschaffen." Der Kaplan soll<br />

verpflichtet sein, wöchentlich 4 heilige Messen und zwar 3<br />

für die Speth'sche Herrschaft und 1 für die Bürgerschaft zu<br />

lesen. Die Frühmesse soll an allen Sonn- und Feiertagen,<br />

an denen die „regierende gnädige Herrschaft" in Gammertingen<br />

anwesend ist, in der Schloßkapelle, sonst in der Pfarrkirche<br />

gelesen werden. Bei der Besetzung der Kaplanei würden<br />

Gammertinger Bürgerssöhne im geistlichen Stande bevorzugt<br />

werden. Die Gemeinde müßte jedoch ein Wohnhaus<br />

mit daran liegendem Galten erstellen und das Haus immerfort<br />

in gutem Zustande erhalten. Die am folgenden Tage zusammengerufene<br />

Bürgerschaft genehmigte einstimmig den<br />

Bau des Kaplaneihauses mit Garten und die dauernde Instandhaltung<br />

des Gebäudes. Sie genehmigte dem Inhaber der<br />

Pfründe, alljährlich zwei Stück Vieh unter die bürgerliche<br />

Herde auf die gemeine Weide gegen Reichung des üblichen<br />

Hirtenlohnes unentgeltlich auszuschlagen.<br />

Aus unbekannten Ursachen unterblieb die Einrichtung<br />

einer Kaplanei und die beschlossene Erbauung eines Kaplaneigebäudes.<br />

Die Gründe dürften wahrscheinlich auf finanziellem<br />

Gebiete zu suchen sein, denn es erfolgte durch Anstellung<br />

eines Vikars ohne besondere Einkünfte eine Zwischenlösung.<br />

Im Januar 1769 richtete Vikar Wagner an die gesamte<br />

Bürgerschaft die Bitte, ihn, da er keinerlei Einkünfte habe<br />

und lediglich auf die Güte des Pfarrers angewiesen sei, mit<br />

Geldmitteln zu unterstützen. Als Gegenleistung wolle er<br />

wöchentlich für die gesamte Bürgerschaft eine hl. Mese lesen<br />

und damit Gottes Segen über die Gemeinde herabrufen. Die<br />

Stadtverwaltung genehmigte einstimmig für Vikar Wagner<br />

50 Gulden unter der Bedingung, daß er wöchentlich eine hl.<br />

Messe für die Bürgerschaft und jeden Sonn- und Feiertag<br />

eine Frühmesse lese, außerdem bei allen geistlichen Arbeiten<br />

zur Schonung des Stadtpfarrers willigst mitarbeite. In der<br />

Folgezeit wurden dem Vikar jährlich diese 50 Gulden bewilligt,<br />

im Jahre 1777 für Vikar Reiser das letzte Mal. Die<br />

Einrichtung der Kaplanei und die Erstellung eines Kaplaneihauses<br />

unterblieben demnach bis zu diesem Jahre und machten<br />

keine Fortschritte. Ueber die weitere Geschichte der Kaplanei<br />

berichtet Kaplan Binder folgendermaßen:<br />

Im Jahre 1777 hatte der von hier gebürtige Bürgermeister<br />

von Aichach in Bayern, namens Reiser, zur Gründung einer<br />

Kaplanei in seiner Vaterstadt Gammertingen ein Kapital von<br />

5000 fl. gestiftet. Reiser legte in der Folge sein Amt freiwillig<br />

nieder, zog in die <strong>Heimat</strong> und erlegte hier 2 500 fl. Die andere<br />

Hälfte des Stiftungskapitals blieb noch vorderhand in<br />

Aichach zinsbar angelegt. Dieser letztere Umstand gab zu<br />

sehr lebhaften Streitigkeiten Veranlassung, die erst im Jahre<br />

1787 endültig beigelegt worden sind. Nach bayerischem Recht<br />

verlangte der Stadtrat von Aichach die sogen, quarta pauperum,<br />

d. h., den vierten Teil des Stiftungskapitals zu Gunsten<br />

der dortigen Stadt-Armen und außerdem 500 fl. Erbschaftssteuer,<br />

also zusammen die bescheidene Summe von<br />

1 750 fl. Zudem drohte der Stadtrat, seinen ehemaligen Bürgermeister<br />

noch gerichtlich zu belangen, weil er, ohne sich<br />

bei den Behörden abzumelden, Bayern verlassen hab. Es<br />

stand darum sehr zu befürchten, daß schließlich die ganze<br />

Summe von 2 500 fl. verloren gehen könnte. Da alle Vorstellungen<br />

beim Stadtrat nichts fruchteten, wandte sich der<br />

Freiherr Marquard von Speth persönlich an den Kurfürsten<br />

Carl Theodor von Bayern und es gelang endlich nach vielen<br />

Mühen und endlosen Schreibereien, wenigstens 2 500 fl. zu<br />

retten, während 500 fl. als Erbschaftssteuer zurückbehalten<br />

wurden. Folglich bestand das Stiftungskapital nur noch aus<br />

4 500 fl.<br />

Nachdem diese Schwierigkeit behoben war, entstanden<br />

gleich mehrere andere, besonders bezüglich der Gründung<br />

der eigentlichen Kaplanei und bezüglich der Beschaffung<br />

einer passenden Wohnung für den künftigen Kaplan. Nach<br />

dem Vertrage von 1616 sollte die Stelle eines Frühmessers<br />

an der Michaelskapelle und die Schloßkaplanei nur solange<br />

mit der Stadtpfarrei vereinigt bleiben, bis eine neue Kaplanei<br />

gegründet würde. Dieser Zeitpunkt war jetzt gekommen.<br />

Nun aber weigerte sich der damalige Stadtpfarrer Reiser,<br />

die beiden Pfründen herauszugeben, umso mehr als die<br />

Stadtpfarrei ohne dieselben kaum 700 fl. trug. Auch behauptete<br />

die Gemeinde, sie hätte die Michaelskapelle gebaut, und<br />

müsse darum ebenfalls gehört werden. Allein eine Kommission<br />

vom Jahre 1789, die aus einem Abgesandten der<br />

bischöflichen Behörde, dem Obervogt Merhart und einigen<br />

Deputierten der Stadtgemeinde bestand, überwies die Gemeinde<br />

des Irrtums und konstatierte, daß die Gemeinde beim<br />

Bau der genannten Kapelle Frondienste geleistet hätte, und<br />

daß die Herren von Bubenhofen die Erbauer gewesen wären.<br />

Nach dreizehnjährigen, allerdings oft unterbrochenen Unterhandlungen<br />

kam man endlich dahin überein, daß die Michaelskapelle<br />

für immer mit der Pfarrei verbunden werden<br />

solle, während die Einkünfte der Schloßkaplanei zu der neu<br />

zu gründenden Kaplanei geschlagen wurden. Außerdem erhielt<br />

die Pfarrei zum Kapitalstock noch 1000 fl., welche erspart<br />

worden waren; damit stieg das Einkommen des künftigen<br />

Kaplans um 102 fl., das des Pfarrers um 58 fl 44 Kr.<br />

und 40 fl. Zinsen aus den 1000 fl.<br />

Da die Gemeinde den Hauptvorteil von der neuen Kaplanei<br />

hatte, wurde sie angegangen, auch ihrerseits etwas<br />

zum Einkommen des Kaplans beizutragen, und zwar ein „ein<br />

Hanfländl, ein Hedäpfelländl und eine bürgerliche Holzgerechtigkeit."<br />

Allein der Stadtrat bewilligte nur ein Hanfländl<br />

und das Recht, 3 bis 4 Stück Vieh auf die Gemeindeweide<br />

treiben zu dürfen, wobei aber der Kaplan den Hütelohn<br />

aus seiner Tasche bezahlen müsse.<br />

Noch viel mehr Schwierigkeiten machte die Wohnung des<br />

neuen Kaplans. Freiherr Marquard von Speth hatte der<br />

Kaplanei bereits ein Krautland geschenkt, und erklärte sich<br />

weiter geneigt, einen Bauplatz und vom Kirchengarten ein<br />

Stück zu einem Garten unentgeltlich herzugeben. Außerdem<br />

versprach er, dem sofort anzustellenden Kaplan bis zur<br />

Vollendung des Neubaues freies Quartier, Tisch, Licht und 8<br />

Klafter Holz zu geben. Daraufhin wurde der Geistliche Keller<br />

sofort als Kaplan angestellt, der nun auch seinerseits<br />

erklärte, ein Viertel seines Einkommens zum Bau des neuen<br />

Kaplanei-Hauses alljährlich beizuschießen. Allein alle diese<br />

schönen Pläne scheiterten an der standhaften Weigerung der<br />

Gemeinde, die notwendige Instandhaltung der Kaplaneiwohnung<br />

für alle Zeiten zu übernehmen. Zu Frondiensten<br />

beim Bau hatte sie sich bereit erklärt. Nun wurde ein anderer<br />

Weg eingeschlagen. Die Pfarrei besaß ein Mesnerhaus,<br />

das seit seiner Erbauung im Jahre 1761 Schulhaus und zugleich<br />

Mesner- und Lehrerwohnung war. (Das jetzige Wißmann'sche<br />

Haus.) In diesem Hause kaufte sich die Kaplanei


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 5<br />

im Jahre 1791 um 1 400 fl. eine Wohnung, sodaß der Pfarrei<br />

nur ein Teil der Scheuer und ein Teil der oberen Bühnenräume<br />

verblieb. Zudem wurde dem jeweiligen Kaplan das<br />

Recht beigelegt, die Schule im unteren Stock noch weiter zu<br />

dulden oder aber der Gemeinde zu kündigen. Die Gemeinde<br />

sträubte sich selbstverständlich gegen diesen Beschluß; allein<br />

es half nichts, weil eben die Gemeinde absolut kein Recht<br />

auf das Haus hatte. Die Pfarrei legte die 1 400 fl. zinsbar an,<br />

um später ein neues Mesnerhaus zu bauen. Bis dahin wollte<br />

sie dem Mesner jährlich 5 fl. Wohnungsentschädigung zahlen.<br />

Der Kaplan war verpflichtet, jährlich einen Bauschilling von<br />

5 fl. an die Herrschaft zu entrichten, wofür diese das Haus<br />

immer im guten Stande zu halten versprach.<br />

Allein die Wohnungsfrage war hiermit noch nicht definitiv<br />

gelöst, und es wurde auch tatsächlich ein vollständiger<br />

Neubau nie aus dem Auge gelassen; umsomehr, als das Zusammensein<br />

der Schule und der Kaplaneiwohnung sicherlich<br />

mancherlei Unzulänglichkeiten mit sich brachte. Um Geld zu<br />

beschaffen, ließ man einfach die Kaplaneipfründe unbesetzt<br />

und sammelte die Ueberschüsse, die bis zum Jahre 1804<br />

schon so angewachsen waren, daß man mit dem, Neubau<br />

beginnen konnte.<br />

Leider ist das Aktenmaterial über die Baugelder etwas<br />

mangelhaft. Denn da die Kaplanei ihre Wohnung im alten<br />

Mesnerhause aufgab, mußten ihr doch sicherlich die 1 400 fl.,<br />

welche sie für jene Wohnung früher bezahlt hatte, wieder<br />

heraus gegeben werden. Meine Vermutung geht dahin, daß<br />

die Stadt jenes Haus angekauft hat, um es als Schulhaus und<br />

Lehrerwohnung zu benützen, und daß dann in der Tat die<br />

1400 fl. zum Neubau-Fonds der Kaplanei geschlagen wurden.<br />

Drei Meister gaben Entwürfe ein: der hiesige Zimmermeister<br />

Lorenz Acker, der Hettinger Zimmermeister Ignaz<br />

Schneider und der Maurermeister Anton Schneider von Baach<br />

bei Zwiefalten. Des Letzteren Plan wurde sofort verworfen;<br />

denn einmal wäre die Ausführung seines Entwurfes viel zu<br />

teuer gekommen, dann aber hatte sich Schneider beim Kirchbau<br />

in Gammertingen als wenig zuverlässig erwiesen, da er<br />

immer Nachrechnungen brachte. Dagegen wurde der Plan<br />

In der, geschichtlich mit Hohenzollern oft eng verbundenen,<br />

großen Kreisstadt Ebingen wurde der Beweis erbracht, daß<br />

Altehrwürdiges aus vergangener Zeit auch in unserem, ach<br />

so „modernen Zeitalter" geachtet und erhalten werden kann.<br />

Hast und Eile der Zeit fanden längst schon in unserem alten<br />

Marktbrunnen einen Stein des Anstoßes, den man beiseitigen<br />

wollte. Steht doch der altehrwürdige Brunnen, mit dem<br />

von noch unbekanntem Meister sauber gearbeiteten Ritterstandbild<br />

im Renaissancestil, welches von den Bürgern der<br />

Stadt 1545 gestiftet wurde, fast mitten in der Marktstraße.<br />

Hart angeschlagen vom Wetter, Erdbeben, auch von den Abgasen<br />

moderner Antriebsmotoren, war der „Marktbrunnenmann",<br />

wie ihn die alten Ebinger nennen, keine reine Zierde<br />

mehr. Etwas mußte geschehen und für die Erhaltung dieses<br />

Brunnens im Markt war nur Einer von den Gemeinderäten.<br />

Doch war man sich in dieser Sache klar, daß die „Alten"<br />

Einspruch erheben werden und darum hat man sich<br />

noch zu einer endgültigen Abstimmung entschlossen, die nach<br />

einer Rückfrage erfolgen soll. Von berufener Seite um meine<br />

Meinung gefragt, habe ich klar und in knapper Form, sowohl<br />

die geschichtliche Vergangenheit des Brunnens, soweit<br />

ich diese kannte, wie auch die Verkehrsbelastung heute und<br />

der nahen Zukunft klar gelegt. Die Beseitigung hätte hier<br />

keinerlei Entlastung gebracht, sondern neue Gefahrenquellen<br />

an dieser Stelle für den Fußgänger. Das „Erstrecht" des<br />

Brunnens im Markt, mithin seiner geschichtlich so harten<br />

Vergangenheit in Kriegen, Plünderungen, Bränden, Erdbeben<br />

und dem Bombenhagel waren Grund genug, die Erhaltung<br />

eines der wenigen noch vorhandenen Kunstdenkmäler aus<br />

vergangener Zeit zu befürworten. Und das fast Unglaubliche<br />

geschah, in der Abstimmung vom 17. Oktober 1961 wurde<br />

einstimmig beschlossen: der Brunnen bleibt im Markt,<br />

muß jedoch etwa 2 Meter gegen den Bürgersteig zurück,<br />

Brunnentrog und Ritterstandbild werden in getreuer Kopie<br />

in Sandstein neu gefertigt!<br />

Diese harte Kehrtwendung in der Brunnenfrage im Stadtrat<br />

bewog mich, das Dunkel um diesen unseren „Marktbrunnen"<br />

etwas zu durchleuchten; denn jede urkundliche Unterlage<br />

fehlt uns. Rückläufig, von heute in die Vergangenheit,<br />

suchte ich mehr als 3 Jahre und spärlicher als erwartet, fanden<br />

sich kleine und kleinste Hinweise, die einzeln ausgewertet,<br />

wohl etwas Licht brachte, doch noch keinerlei Lösung.<br />

des Hettinger Zimmermeisters genehmigt und ihm auch der<br />

Neubau um 1600 fl. zugeschlagen, da Lorenz Acker erklärt<br />

hatte, um diesen billigen Preis den Neubau nicht übernehmen<br />

zu können. Die Speth'sche Herrschaft war bei ihrem<br />

früheren Versprechen, einen Bauplatz und einen Garten unentgeltlich<br />

hergeben zu wollen, beharrt. So begann der Neubau<br />

des Kaplaneihauses im Frühjahr 1805 und war bis zum<br />

beginnenden Herbst vollendet. Im Jahre 1882 wurde das<br />

kleine Gärtchen vor dem Kaplaneihause angelegt. Die Kaplaneipfründe:<br />

Das Patronat über die neue Kaplanei besaß anfänglich<br />

die Speth'sche Herrschaft; mit dem Verkauf der<br />

letzteren ging es an den Fürsten von Sigmaringen über.<br />

Schon im Jahre 1780 hatte die bereits erwähnte Kommission<br />

im Einverständnis mit dem Stifter der Kaplanei folgendes<br />

festgestellt: Bei gleicher Würdigkeit haben auf diese Pfründe<br />

Anspruch: 1.) Verwandte des Stifters; 2. wenn solche nicht<br />

vorhanden sind, Bürgerssöhne hiesiger Stadt. 3.) Untertanen<br />

der Speth'schen Herrschaft. Erst nach diesen drei Klassen<br />

findet allgemeine Bewerbung statt.<br />

Der jeweilige Inhaber der Kaplanei ist verpflichtet, nicht<br />

weniger als 208 hl. Messen alljährlich für den Stifter zu lesen<br />

und zwar ohne jede weitere Entschädigung. Das Einkommen<br />

der Kaplanei setzt sich folgendermaßen zusammen:<br />

Gemüsegarten am Haus; Krautland in der Baindt; Sechsachtel<br />

Morgen Wiesen in den Graswiesen; Fünfachtel Morgen<br />

Acker unter der Staig; Vierachtel Morgen Acker in der Gaß:<br />

Einachtel Morgen Acker in der Bronner Gaß. Diese Grundstücke<br />

mit Ausnahme des Gartens, aber der Scheuerraum<br />

eingeschlossen, wurden für 102 Mark verpachtet. Von der<br />

fürstlichen Herrschaft in Sigmaringen bezieht die Kaplanei<br />

alljährlich 20 Meter Buchenscheitholz. Die Zinsen aus Kapitalien<br />

betragen 1 007 Mark, folglich beläuft sich das Gesamteinkommen<br />

auf 1 109 Mark nebst 20 Meter Buchenholz.<br />

Seit Juli 1927 war die Kaplanei infolge Priestermangels<br />

nicht mehr besetzt. Am 21. Februar 1933 hob Papst Pius XI.<br />

die Kaplanei St, Katharina und St. Anna auf und vereinigte<br />

sie mit der Pfarrpfründe. Der Pfarrer muß jährlich eine hl.<br />

Messe in der Meinung des Stifters lesen. Die Holzlieferung<br />

des Patronatsherrn bleibt bestehen. W.<br />

Christian Großbayer<br />

Baumeister zu Haigerloch, arbeitete auch für Ebingen<br />

Und so wäre ich dankbar, wenn diese Zeilen bei den <strong>Heimat</strong>freunden<br />

Hohenzollerns dazu beitragen könnten, etwaige bereits<br />

gefundene kleine Hinweise, oder solche, die noch in<br />

ihrer Arbeit über unseren Marktbrunnen gefunden werden,<br />

mir freundlicherweise zur Verfügung zu stellen. Nun zu der<br />

Arbeit Großbayers am Marktbrunnen in Ebingen im Jahr 1754.<br />

In einem kaum beachteten Hinweis ist von einer muschelverzierten<br />

Säule die Rede, auf der die Ritterfigur steht. Schon<br />

die „alten" Bürger haben von einer Säule erzählt, die bis<br />

1880 als Standplatz des Ritters gedient habe, wurde aber von<br />

Fachseite aus angezweifelt. Somit könnte die Fertigung dieser<br />

Säule in der Zeit des Rokoko liegen und da mir für diese<br />

Zeit noch die alten Stadtrechnungen zur Durchsicht bereit<br />

liegen, nahm ich die Mühe auf mich und fand auch wirklich<br />

1754/55....<br />

„Nach deme der Fuoß an der Steinernen Statue auf dem<br />

Markt Bronnen alters halber, und weil die Rohr nur in<br />

hölzernen Mündungen eingesteckt geweßen, war durch<br />

das Waßer heraußdringen müßam, daß es zu Winterzeit<br />

sehr vieles Eis daran gegeben, mithin durch die geföhrs<br />

gantz mürb, so daß ein Stuck des 4 „Theils von selbsten<br />

heraus gefallen, und zu Besorgen geweßen, daß die kostbare<br />

Statue gar herunter sturtzen und großen Schaden<br />

nehmen dörfte . .. und da sich allhier in Ebingen kein<br />

solcher Steinhauer befunden, so sich unterstehen können<br />

die so nothwendige Reparation vorzunehmen, als war man<br />

Benöthiget, sich um einen dergleichen erfahrenen nun zu<br />

sehen, Wozu sich nun Christian Groß Bayer von<br />

Haigerloch hier zu gebrauchen zu laßen entschlossen...<br />

Nach dem hier vorgenommen Augenschein wurde ein Vertrag<br />

gemacht:<br />

1) einen guten dauerhaften Stein zu einem Bronnenstock,<br />

der in der Höhe 8 Schuh, und in der Dickhe 3 1 , i Schuh haben<br />

müße, als worin die Rohr zu steckhen ausfindig machen,<br />

mit behöriger Bildung aushauen, nach erforderlicher Architecktur<br />

der Zeichnung, 4 Waßergottisch gesichter auch neben<br />

und zwischen diesen zu mehrer Zierde, so viel muschelen nach<br />

Bildhauerkunst aushauen und in die Mäuler der gesichter<br />

von Eisen gemachen Mundungen einkitten solle, damit dem<br />

durchdringenden Waßer an dem Stock Einhalt gethan werden<br />

möchte ...


6 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

3) Zu mehrer Zierde des gantzen Bronnenstocks selbigen<br />

behörig ausschweifen, noch weitere Bildhauer Arbeit mit<br />

Muschelen und abhängenden Blumen daran machen, worauf<br />

endlich die Statue, welche mit 3 Dibel in den Stein ein zuelaßen...<br />

5) ... das Bild, welches hin und wider zerstümmelt, besonders<br />

ohne Nasen gewesen reparieren . ..<br />

Einen Betrag von 95 Gulden erhielt Großbayer für seine<br />

Arbeit, die er aber erst nach mehrmaligem Besuch des Stadtrechners,<br />

als Mahner für den Termin zur Einhaltung der<br />

abgemachten Lieferung, ausbezahlt bekam. Kein Wunder,<br />

wenn man bedenkt, daß Großbayer zur gleichen Zeit mit<br />

dem Bau der St. Annakirche zu Haigerloch sehr überlastet<br />

Johann Evangelist Stauß<br />

war. Die Arbeit wurde fertig und sie wurde auf einem besonders<br />

verfertigten Wagen von 8 Pferden in 7 Stunden<br />

sicher nach Ebingen gebracht. Hier war alles gut vorbereitet,<br />

so daß die neue Säule mit der reparierten Statue zur Zierde<br />

der Stadt neu aufgerichtet werden konnte. Großbayers Brunnenstock<br />

wurde 1880 von dem Bildhauer und Zeichenlehrer<br />

Ziegler durch einen neuen ersetzt, der im Stil der damaligen<br />

Zeit als Block geformt war, und auch für den neuen<br />

Brunnenstock übernommen wurde. Leider ist die, von alten<br />

Ebingern oft erwähnte Säule urkundlich zu spät gefunden<br />

worden, so daß man diese bei der Neugestaltung hätte wieder<br />

verwenden können. Ein erneuter Beweis, daß im Volksmund<br />

erhaltenen Ueberlieferungen mehr Glauben geschenkt<br />

werden kann, als man es oft tut. Joseph Halm.<br />

Zum 90. Todestag eines eifrigen Seelsorgers und verdienstvollen Schulmannes<br />

Am 9. Oktober 1966 waren 90 Jahre verflossen, seit im<br />

Pfarrhaus in Bingen nach kurzer Krankheit der Pfarrer und<br />

Geistl. Hat Johann Ev. Stauß, ehemaliger Schul-Commissär<br />

für das Oberamt Sigmaringen und einstiger Direktor des<br />

SchuJlehrerseminars Habsthal, im 75. Lebensjahr für immer<br />

seine leiblichen Augen schloß, um die geistigen im ewigen<br />

Lichte in der Anschauung Gottes wieder zu öffnen.<br />

Was hat uns Heutigen dieser Mann noch zu bedeuten?<br />

Unter der Spalte „Landsleute" werden in der Beilage „Vom<br />

See zum Main" der Monatsschrift „Mann in der Zeit" ehemals<br />

bedeutende Persönlichkeiten aus dem Badnerland den<br />

Zeitgenossen wieder in Erinnerung gebracht, um ihnen zu<br />

zeigen, wie ihre Väter und Großväter zu ihrer Zeit gehandelt,<br />

gewirkt und sich für Land und Volk verdient gemacht<br />

haben. Dieses Bestreben dürfte auch für uns in Hohenzollern<br />

gelten, getreu dem alten Spruch: „Wohl dem, der seiner Väter<br />

gedenkt!"<br />

Der Mann und sein Werk<br />

Ueber den Werdegang, die Tätigkeit als Priester, Religionslehrer,<br />

Direktor des Lehrerseminars Habsthal, zweimaliger<br />

Schul-Commissär (Schulinspektor) des Oberamtes Sigmaringen<br />

und über den Menschen J. E. Stauß hat sein ehemaliger<br />

Schüler (Archivrat Eugen Schnell) anläßlich des goldenen<br />

Priesterjubiläums in den Nummern 129—131 der „Hohenzollerischen<br />

Volkszeitung" vom Jahre 1875 (die ich in dankenswerter<br />

Weise in der Fürstl. hohenz. Hofbibliothek in<br />

Sigmaringen einsehen konnte), so ausführlich und eingehend<br />

berichtet, daß ich seine Ausführungen nur in verkürzter Fassung<br />

wiedergeben kann. Er schreibt:<br />

„Ein 50 jähriger Priester"<br />

„Johann Evangelist Stauß wurde am 28. Dezember 1801<br />

in Benzingen geboren. Seine Eltern waren einfache Landleute,<br />

welche ein kleines Lehengut besaßen, bei dessen Umtrieb<br />

auch die Kinder schon frühzeitig Hand anlegen mußten.<br />

Bald aber machte sich die geistige Begabung des jungen<br />

Knaben bemerklich. Im Herbst 1813 kam er nach Gammertingen,<br />

um von dem Benefiziaten und späteren Stadtpfarrer<br />

Ludwig K i e n e r, vielj ähriger Schul-Commissär des Oberamtes<br />

Gammertingen, den Vorbereitungsunterricht zum Gymnasium<br />

zu erhalten, den er auch durch 2 Jahre genoß. Im<br />

Herbste 1817 bezog er das Gymnasium Rottweil, das er in 4<br />

Jahren mit so günstigem Erfolge absolvierte, daß er beim<br />

Schlüsse mit einer öffentlichen Belobigung entlassen wurde.<br />

Seine philos. und theol. Studien machte er in den Jahren<br />

1821—1824 an der Universität Freiburg i. B. Nach bestandenem<br />

Concurs wurde er am 3. November 1824 in das (Priester)Seminar<br />

Meersburg aufgenommen und am 24. September<br />

1825 vom Bischof J. B. v. Keller in Rottenburg zum Priester<br />

geweiht. Nach seiner am 11. Oktober 1825 in Benzingen erfolgten<br />

Primiz begann seine praktische Tätigkeit und Laufbahn<br />

als Vikar in Sigmaringen mit der Verpflichtung, die<br />

beiden Filialen Ober- und Unterschmeien zu versehen.<br />

Neben dem Vikariate erteilte Stauß jungen Knaben,<br />

zu denen auch der Schreiber (E. Schnell) gehörte, den Vorbereitungsunterricht<br />

zum Gymnasium. Im Juli 1827 erstand er<br />

in Sigmaringen die Staatsprüfung als Pfarrer (eine Folge des<br />

im Fürstentum herrschenden Staatskirchentums) mit dem<br />

Zeugnisse der „vorzüglichen Befähigung" und erhielt schon<br />

am 15. Oktober 1827 die Pfarrei Betra, welche bei einem<br />

geringen Einkommen eine starke Bevölkerung und 2 Filialen<br />

umschloß. Da er überdies den Unterricht in der ersten Klasse<br />

der Volksschule und vielerlei Aushilfen bei benachbarten<br />

Pfarrherren übernommen hatte, war im Jahre 1834 seine Gesundheit<br />

so erschüttert, daß er mit seinem Freund, dem<br />

Von Josef Deschler<br />

nachherigen Reg.-Rat Mock, eine Erholungsreise nach Italien<br />

und an das südliche Frankreich (Riviera) unternehmen mußte.<br />

Körperlich gestärkt und geistig erfrischt kehrte Stauß in<br />

sein Vaterland zurück. Nachdem er auf die präsentierte<br />

Pfarrei I m n a u resigniert hatte, erhielt er am 6. November<br />

1835 die von mehreren Bewerbern begehrte Pfarrei W a 1 -<br />

bertswej 1er, die er 8 Jahre versah, und welche Zeit er<br />

zu der glücklichsten seines Lebens rechnete.<br />

Durch seine kluge Seelsorge, seine Schultätigkeit erregte<br />

er die Aufmerksamkeit und das Vertrauen des damaligen<br />

Fürsten Karl und des Reg.-Direktors Freiherrn von Laßberg,<br />

der in Verbindung mit dem geistlichen Rate Engel und dem<br />

Professor Miller durch seine Organisation das Schulwesen<br />

von Hohenzollern-Sigmaringen auf einen allseits anerkannten<br />

blühenden Stand gebracht hatte. Nach dem Tode des<br />

Direktors Lorenz Maier in Habsthal erschien Stauß die geeignetste<br />

Persönlichkeit, und er erhielt deshalb auf den Antrag<br />

zur Uebernahme der Pfarrei Habsthal mit der<br />

Pfarrei die Leitung der seit kurzer Zeit bestehenden Staatsanstalten<br />

für Waisen, für Blinde und Taubstumme und zur<br />

Ausbildung für Schullehrer im Mai 1843 in provisorischer<br />

und ein Jahr darauf, nachdem er auf die Pfarrei Walbertsweiler<br />

verzichtet und von der geliebten Pfarrgemeinde einen<br />

herzlichen Abschied genommen hatte, in definitiver Weise.<br />

Trotz mannigfacher Schwierigkeiten verwaltete Stauß die<br />

verschiedenen Anstalten mit einer musterhaften Ordnung,<br />

wobei er sich der wirksamen Unterstützung der trefflichen<br />

Lehrer Blessing, Fischingen und Schreiner zu erfreuen hatte.<br />

Er würde gewiß die Anstalten auf einen noch höheren Grad<br />

der Vollkommenheit gebracht haben, wenn nicht die Stürme


Jahrgang 1967 H O H E N Z O L L E R I S C H E HEIMAT 7<br />

des Jahres 1848 diesen Anstalten den Todesstoß versetzt hätten.<br />

Von seinen vielen Zöglingen des Lehrerseminars, von<br />

denen die meisten seit 25 Jahren und darüber als tüchtige<br />

Schulmeister wirken (Beck-Sigmaringendorf, Eger-Veringendorf,<br />

Hartmann-Inzigkofen, Lacher-Sigmaringen, Locher-Sigmaringen,<br />

Reiser-Gammertingen, Lehmann-Hechingen, u. a)<br />

rühmen, von einer Strenge der Disziplin und einem etwas<br />

herben Urteile abgesehen, alle seine musterhafte Ordnung<br />

und Pünktlichkeit, seinen streng rechtlichen und unparteiischen<br />

Sinn, seinen klaren und praktischen Verstand und<br />

seine reichen pädagogischen Erfahrungen. Mit Schmerz trennte<br />

sich Stauß von dem ihm liebgewordenen Berufe und übernahm<br />

am 9. November 1848 die ihm verliehene Pfarrei B i ng<br />

e n, wo er seit 27 Jahren (bis zu seinem Tode im Jahre<br />

1876) eifrig und tätig wirkt.<br />

Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die sich aus den liberalen<br />

Tendenzen eines Teils der Bewohner und den streng<br />

konservativen Gesinnungen des Pfarrers ergaben, (er bat<br />

im Jahre 1850 um Enthebung von der Pfarrei, aber das Gesuch<br />

wurde abgeschlagen) kam es aber bald zu einem guten<br />

Einvernehmen, wie sich das bei dem am 26. Dez 1873 gefeierten<br />

25jährigen Pfarr-Jubiläum und am 26. September<br />

1875 gefeierten goldenen Priester-Jubiläum in ehrenvoller<br />

Weise zeigte. Mit neuem Eifer widmete sich Stauß nach Beilegung<br />

der Meinungsverschiedenheiten der Seelsorge in dem<br />

großen Orte Bingen mit den beiden Filialen Hitzkofen und<br />

Hornstein, verwaltete nebenbei durch 6 Jahre die Kaplanei<br />

und pastorierte das Zuchthaus Hornstein. Nebenbei fand er<br />

Zeit genug, dem Schulwesen seine unausgesetzte Sorgfalt zu<br />

widmen, wobei er durch den allgemein verehrten, eifrigen<br />

Lehrer Hieber in Bingen kräftigst unterstützt wurde. Schon<br />

im Jahre 1850 bestellte ihn die damals noch fürstliche Regierung<br />

zum Schul-Commissär (Schulinspektor) für das Oberamt<br />

Sigmaringen, welche Stelle er auch unter der königl.<br />

preußischen Regierung mit steter Anerkennung fortführte,<br />

bis ihn Kränklichkeit im Jahre 1854 zur Niederlegung des<br />

Amtes nötigte. Fast zu gleicher Zeit erhielt er den Auftrag,<br />

die Religionsprüfungen in den Elementarschulen vorzunehmen.<br />

Auf besonderen Wunsch des damaligen Reg.-Präsidenten<br />

Seydel übernahm Stauß später noch einmal die Stelle<br />

eines königl. Schul-Commissärs, bis er 1865 wegen Augenleidens<br />

um Enthebung von dieser Stelle nachsuchen mußte.<br />

Für die Hebung des Schulwesens wurde Stauß 1865 durch<br />

Verleihung des roten Adlerordens IV. Klasse und am 18.<br />

Januar 1873 der III. Klasse ausgezeichnet. Eine Anerkennung<br />

seiner ersprießlichen Leistungen in der Seelsorge und in der<br />

Bearbeitung kirchlicher Angelegenheiten wurde im Jahre<br />

1857 durch die Ernennung zum erzbischöflichen, geistlichen<br />

Rat ausgesprochen.<br />

Neben seiner regen und beinahe rastlosen Tätigkeit als<br />

Priester und Seelsorger bildete die Schule ein Lebenselement<br />

des unermüdlichen Mannes. Von anderen ihm durch<br />

Vertrauen übertragenen Aemtern ist noch die Stelle eines<br />

Vorstandes des Verwaltungsausschusses für die Witwen- und<br />

Waisenanstalt der Volkschullehrer und die Stelle eines Mitgliedes<br />

der Prüfungskommission für Schullehrer zu erwähnen.<br />

Ueberdies war Stauß auch schriftstellerisch tätig. Viele<br />

Aufsätze von ihm finden sich über das Schul- und Unterrichtswesen<br />

in der pädagogischen „Quartalsschrift" von Heim<br />

und in theologischen Zeitschriften. Für die vaterländische<br />

Geschichte hat Stauß viele Notizen gesammelt. Auch die<br />

Kunstschätze der Kirche in Bingen hat er mit größter Pietät<br />

bewahrt."<br />

Soweit Eugen Schnell.<br />

Schon ein Jahr später mußte die Pfarrgemeinde den Tod<br />

ihres Jubelpriesters beklagen. In Nr. 155 der „Hohenz. Volkszeitung"<br />

1876 erschien die Todesanzeige, in der mitgeteilt<br />

wurde, daß der Hochw. Herr Geistl. Rat und Pfarrer Joh.<br />

Ev. Stauß nach 14tägiger Krankheit am Montag, den 9. Okt.<br />

1876 in die Ewigkeit abgerufen wurde. In Nr. 156 vom 12.<br />

Oktober 1876 erfolgte ein mit einem X signierter Nachruf auf<br />

die beiden in kurzer Zeit verstorbenen Geistl. Räte Prof.<br />

Dr. Dieringer und Pfarrer Stauß, „welche eine Zierde des<br />

Klerus und ein Stolz des ganzen Landes Hohenzollern waren.<br />

Die größten Verdienste hat Stauß um das Schulwesen<br />

der einzelnen Pfarreien, denen er vorstand und als Direktor<br />

der früheren Anstalten in Habsthal um das ganze Land sich<br />

erworben. Stauß besaß einen klaren und scharfen Verstand,<br />

er fällte immer ein kurzes, aber ganz richtiges Urteil, beobachtete<br />

eine musterhafte Ordnung und Gründlichkeit, und<br />

sein heftiges Temperament, das sich früher besonders bei der<br />

Erziehung der Schuljugend äußerte, verwandelte sich später<br />

in einen milden Ernst."<br />

In Nr. 158 vom 15. Oktober 1876 wurde unter dem gleichen<br />

Zeichen das feierliche Leichenbegängnis für den verstorbenen<br />

Pfarrherrn geschildert, wobei nochmals das Lob und<br />

die hohe Verehrung für den Toten und die allseitige Dankbarkeit<br />

seiner Pfarrkinder rühmend hervorgehoben wurden.<br />

Das Bild<br />

Nicht nur Bücher, auch Bilder haben ihre Geschichte und<br />

Geschicke. Da hing vor 63 Jahren, als der Schreiber in Bingen<br />

in die Schule kam, im Klassenzimmer ein Bild an der<br />

Wand, das einen älteren hageren Geistlichen mit ernstem<br />

Blick und klugem Gesicht darstellte. Leider erfuhren wir<br />

Schüler während der ganzen Schulzeit nie etwas Näheres<br />

über die Person des Dargestellten. Das Bild hing einfach da<br />

und gehörte zum Schulinventar wie das Lehrerpult, die<br />

Wandtafel, das Kruzifix, das Bildnis des Landesvaters, der<br />

Tatzenstecken und das Harmonium, mit welchen zwei Gegenständen<br />

vom Lehrer ab und zu Töne erzeugt wurden. Es<br />

wanderte während des Abbruchs des alten und dem Bau des<br />

neuen Schulhauses mit in die Holzbaracke als Notschule und<br />

von dort wieder in das neue Schulhaus und blieb dort<br />

im Klassenzimmer der Oberstufe bis zu den Tagen des tausendjährigen<br />

Reiches, in denen sich dann Kruzifix und religiöse<br />

Bilder oft am falschen Platze befanden.<br />

Kam da eines Tages der Herr Schulrat (Mi.) zum Schulbesuch<br />

und bemerkte mißbilligend unser altes Bild, das im<br />

Laufe der Zeit etwas unansehnlich und verblichen aussah,<br />

sonst aber noch genau so ernst auf die Schüler herunterblickte<br />

wie seit eh und je. Auf die Frage des Herrn Schulrats,<br />

wen das Bild darstelle, kam prompt die Antwort:: „Das ist<br />

der Turnvater Jahn!" womit die Sache vorerst ihre Erledigung<br />

fand. Nachdem die Schüler das Klassenzimmer verlassen<br />

hatten, bedeutete der Herr Schulrat dem Herrn Hauptlehrer<br />

(Re), er (Re) wisse wohl, daß der Dargestellte nicht<br />

der Turnvater Jahn sei, und daß das Bild im Schulhaus<br />

nichts zu suchen hätte. Also wanderte das Gemälde auf die<br />

Schullaube und wäre dort mit der Zeit ganz verkommen und<br />

abhanden gekommen, wenn nicht der Verein für Geschichte<br />

im Jahre 1939 zur Erfassung von Bildnissen hohenzollerischer<br />

Persönlichkeiten aufgerufen hätte. Nun fiel mir das<br />

alte Oelgemälde des greisen Pfarrherrn in der Schule in Bingen<br />

wieder ein. Alsbald setzte ich mich mit dem Kollegen<br />

(Re) in Verbindung und bei einem Besuch im Schulhaus erzählte<br />

er mir den Zwischenfall mit dem Herrn Schulrat, und<br />

daß das Bild den ehemaligen Pfarrer Stauß von Bingen darstelle,<br />

daß es sich auf dem Dachboden der Schule befinde,<br />

sehr brüchig und undeutlich sei und mit dem anderen Gerümpel<br />

demnächst auis dem Schulhaus verschwinde, da es<br />

nicht mehr im Schulinventar geführt würde. Auf meine Bitte<br />

holte er das Bild vom Dachboden und schenkte es mir zur<br />

beliebigen Verwendung. Ich zeigte das stark beschädigte Gemälde<br />

einer sachverständigen Bekannten und diese brachte<br />

es zur Kunstmalerin Frau Luise Hoff in Sigmaringen, die es<br />

dann, so gut es ging, auffrischte und ergänzte. Da die Gesichtszüge<br />

noch am besten erhalten und nur die Halspartie,<br />

die Soutane und der Hintergrund stärker beschädigt waren,<br />

kann es noch fast als Originalporträt bezeichnet werden. Es<br />

ist ein Oelgemälde auf Leinwand mit 37 cm Breite und 56 cm<br />

Höhe. Auf der Rückseite ist zu lesen:<br />

Joh. Evangl. Stauß, Erzb. Geistl. Rath Pfarrer in Bingen,<br />

geb. in Benzingen den 26. Dezemb. 1801.<br />

p. Jos. Bräuchle in Ehingen 1863.<br />

Es zeigt Stauß als Geistlichen in der Soutane im<br />

höheren Alter mit einem schmalen, schlanken Kopf, schütren<br />

fast asketischen Zügen, energischem, strengem Mund und<br />

kräftigem mit einem Grübchen versehenen Kinn. Die Charakteristik,<br />

die E. Schnell s. Zeit von dem Verstorbenen gab,<br />

scheint auch das Bild zu bestätigen.<br />

Ein Trochtelfinger Naturschutzgebiet nördlich der Stadt<br />

zum Schutze der dortigen „Egertennägele" oder Steinrösle<br />

(Daphne cneorum) wurde vom Landratsamt Sigmaringen<br />

geschaffen. (Vgl. Hhz. <strong>Heimat</strong> 1957, 20!)<br />

Die Wasserscheide zwischen der Ablach und der Stockacher<br />

Ach, also zwischen Donau und Rhein, wurde zum zweitenmal<br />

innerhalb 160 Jahren geändert. Man hat nämlich aus den<br />

Gemarkungen Mindersdorf und Liggersdorf ein großes Wiesenland<br />

entwässert. Dort bildete bis 1805 das bei Kalkofen<br />

entspringende Bächlein den Oberlauf der Ablach, wurde aber<br />

auf Veranlassung der damaligen französischen Besatzung<br />

zugunsten der Stockacher Ach umgeleitet, da der Höhenunterschied<br />

kaum merklich ist. Nun wurde mittels eines<br />

kleinen Dammes das damalige Unrecht wieder gutgemacht<br />

und nur ein fünftel des Wassers durch einen Stichgraben<br />

der Stockacher Ach zugeleitet, der Rest aber wieder der<br />

Ablach.


8 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

Nach der bisherigen Annahme wurde der Name Trochtelfingens,<br />

des hohenzollerischen Städtchens an der Seckach,<br />

erstmals im Jahre 1161 bei der Entscheidung eines Zehntstreites<br />

um Engstingen durch den Bischof Hermann von<br />

Konstanz erwähnt, trotzdem der Ort schon seines Namens<br />

und der großen Gemarkung wegen viel älter sein muß. Er<br />

reicht wahrscheinlich ins 4. oder 5. Jahrhundert nach Christus<br />

zurück. Besiedelt war freilich die Gegend und die Haid aber<br />

schon Jahrhunderte vor Christus, wie verschiedene Bodenfunde<br />

beweisen. Nun finden sich im Codex Laureshamensis,<br />

einem Kopial- bzw. Traditionsbuch des Klosters Lorsch an<br />

der Bergstraße aus dem 12. Jahrhundert, das den Inhalt der<br />

ältesten Urkunden des Klosters aufzeichnet, unterm 5. Nov.<br />

767 eine Schenkung eines Liupher in Trogolfinger<br />

Mark im Alemannengau ans genannte Kloster. Es heißt<br />

Nr. 3278: „In Christi Namen: Am 5. November des 16. Jahres<br />

des Königs Pippin schenkte ich Lipher an den hl. Märtyrer<br />

Nazarius, dessen Leib im Kloster Lorsch ruht, welchem der<br />

verehrungswürdige Gundeland als Abt vorsteht, alles was<br />

ich im Alemannengau in Trogolfinger Mark besitze und<br />

bestätige, daß dieses Geschenk durch rechtliche Uebergabe<br />

ewige Dauer habe. Geschehen im Kloster Lorsch." Nr. 3279<br />

„Schenkung eines Hecko in Trogolfinger Mark. In Christi<br />

Namen: Am 1. Oktober des siebenten Regierungsjahres des<br />

König Karl (des Großen) schenke ich Hecko zum Heil meiner<br />

Seele dem hl. Nazarius etc. (wie oben) all meinen Besitz im<br />

Alemannengau in Trogoffinger Mark. Geschehen im Kloster<br />

Lorsch zu der angegebenen Zeit" (775). Die beiden Männer<br />

Liupher (Lipher = Leipert?) und Heck sind nicht weiter<br />

bekannt.<br />

Gustav Bossert sen., der die Einträge des Lorscher Codex<br />

aus unserer Gegend für Band II. der „Württembergischen<br />

Geschichtsquellen" 1895 bearbeitete (obige zwei Einträge S.<br />

169), und dem auch Glöckler in der Neuausgabe der<br />

ganzen Quelle und alle andern ohne Bedenken oder Erweiterung<br />

folgten, wollten beide Einträge auf den Ort Trailfingen<br />

(3 km nördlich von Münsingen) beziehen, trotzdem<br />

Bossert selbst zugeben muß, daß dieser Ort mit 1 Kirche<br />

und der Münsinger Mark in seiner Edition S. 150 und S. 170<br />

als Dragolfingen bzw. Dragolvingen erscheint, sich also<br />

sowohl durch den Anfangsbuchstaben D als auch durch das<br />

A gegenüber dem O bedeutend unterscheidet. Zweifellos<br />

steht Trogolfingen unserm Trochtelfingen sprachlich wesentlich<br />

näher. Und wenn Bossert mit guten Gründen die<br />

„Hephinger Mark" des Codex ohne Bedenken mit „E r p f i ng<br />

e rM a r k" gleichsetzt, also ein R einschiebt, oder Hein-<br />

Gleich wie auf alabasterner Schale trägt der Abend die<br />

Ruhe ins Land.<br />

Bethlehems Bewohner und das Heer von Fremden, das<br />

seit Tagen die Stadt belagert, nehmen sie mit Würde entgegen.<br />

Der Abend fällt in die Nacht.<br />

In dem geräumigen Bau am Ende der Stadt geschieht die<br />

Zählung des Volkes. Der letzte Fremde tritt aus dem Hause<br />

in die Nacht, der Herberge zu.<br />

Die Ampeln verlöschen. In nüchterner Blässe liegt Haus<br />

an Haus. Bethlehem schläft.<br />

Mitternacht aber wirft ihr Feierkleid über. Und silberne<br />

Leuchten hält sie bereit.<br />

Die Schöpfung staunt ob der Fülle des Lichtes. Ein flüsterndes<br />

Ahnen geht um.<br />

Fächerpalmen breiten weit ihre Arme. Sie greifen nach<br />

dem Silber, als wollten sie ihm ein Ungekanntes entlocken.<br />

Terebinthen entsenden den süßen Duft wie zu froher Erwartung.<br />

Und Sträucher und Gräser halten voll Zartheit den<br />

perlenden Tau.<br />

Ueber welliges Gefilde geht das Schweigen, das Geheimnis<br />

hütend, das sie ahnen. Nahe der Stadt aber, auf sanftgrünen<br />

Auen wandelt das Schweigen sich zu einförmigen Lauten:<br />

Ein Maultier trabt noch willig seinen Weg. Es trägt die<br />

lieblichste Last, eine junge, werdende Mutter.<br />

Die Frauengestalt umschließt ein faltenreicher, blauer<br />

Mantel. Eng schmiegt sie ihn an sich, um der Kälte zu<br />

wehren, die empfindsam an ihren Körper rührt.<br />

Der Mann an ihrer Seite schreitet fürsorglich neben ihr<br />

aus. Traurigkeit hängt an seiner Seele, seit er mit seinem<br />

Weibe Bethlehem verlassen. Noch kann er es nicht verwinden,<br />

daß ihnen die Vaterstadt keine Herberge gab, daß ihr,<br />

der fast zu Tode ermüdeten, die Lagerstatt verweigert wurde.<br />

Maria, den Kummer Josefs wissend, spricht Worte des<br />

Trostes zu ihm.<br />

1200 Jahre Trochtelfingen<br />

Joh. AdamKraus<br />

^ a s 7 3 z a u t g a s c k a n k<br />

Weihnachtslegende von Maria F. F 1 a d<br />

gen als Ehingen an der Donau erklärt, dann zögern wir<br />

nicht, Trogolfingen als verhört aus Trogtolfingen aufzufassen,<br />

und dies ergibt mühelos unser Trochtelfingen, unbeschadet<br />

der Tatsache, daß es im Jahre 1161 als Truhdolfingen<br />

überliefert ist. Die Namen wurden ja rein<br />

nach dem Gehör von landfremden Mönchen<br />

geschrieben! Die Verfasser unseres Schenkungsverzeichnisses<br />

suchten geichklingende Orte gegendweise<br />

zusammenzufassen! Eutingen erscheint als Huodingen,<br />

Empfingen bzw. die Amphinger Mark hat neun Einträge.<br />

Dann folgen Schopfloch, Dornstetten, Mühlheim am Bach,<br />

oben genanntes Erpfingen, zwei Einträge betr. Burchinger<br />

Mark und Burladingen, Maigingen, Merioldingen (Flur Mertingen<br />

zwischen Melchingen und Stetten), Mälchingen (irrig<br />

als M u lichingen), Willmandingen, Genkingen, Gauselfingen.<br />

Einer Nummer betr. Mundelfingen folgen die beiden erwähnten<br />

Einträge betr. Trog(t)olfingen, worauf sich nochmal<br />

Dragolwingen anschließt, dann Glatten, Mössingen, Bisingen,<br />

Bissingen, Reistingen (abgeg. b. Herrenberg), Gültstein, Seeburg<br />

usw.<br />

Bosert bemerkt zu Trogolfingen, das er als Trailfingen<br />

ansieht: „Doch würde Trochtelfingen bei Gammertingen<br />

besser zu den vorangehenden Namenpassen,<br />

aber der Name Trochtelfingen setzt als älteste<br />

Form Troctulfingen voraus." Ich meine jedoch, sie kann<br />

ebenso gut Trogtolfingen gelautet haben, weil das U doch<br />

schnell zu O abgeschliffen worden wäre, und Trogolfingen<br />

(selbst ohne das einzuschiebende T) ist noch lange nicht<br />

gleich Dragolfingen! Vielmehr schrieb schon die 1909 erschienene<br />

Oberamtsbeschreibung von Urach des Statistischen<br />

Landesamtes uci iioiiÄugin S. 715 in Anmerkung: „Ob die<br />

S. 169 bei Bossert genannten Schenkungen in Trogolfinger<br />

marca und die (anschließende) in Dragolvinger marca hierher<br />

nach Trailfingen gehören, ist sehr zweifelhaft."<br />

Ich dagegen sage: nicht nur „sehr zweifelhaft", sondern<br />

bezüglich T r o g (t) o 1 f i n g e n ganz unwahrscheinlich,<br />

und ich stehe nicht an zu behaupten: In<br />

Trogolfingen ist ein T ausgefallen und es ist als Trochtelfingen<br />

an der Seckach zu erklären, wie ich schon vor Jahren<br />

in einem Schreiben an den Trochtelfinger <strong>Heimat</strong>forscher<br />

Hans Schoser mitteilte. Somit hätten wir als erste urkundliche<br />

Nennung von Trochtelfingen den 5. November 767, also<br />

vor 1200 Jahren. Später hat das Kloster Lorch seine Besitzungen<br />

in unserer Gegend, weil viel zu weit entlegen, schnell<br />

abgestoßen, worüber freilich keine Urkunden vorliegen.<br />

Ein felsiger Hügel tritt in der Einsamen Weg. Ihm klebt<br />

ein von Brettern erbauter Stall an. Volles Mondlicht hebt<br />

ihn aus der Nacht den Wanderern entgegen:<br />

„Siehe Josef!" spricht Maria innig, „dies ist der Ort, an<br />

dem wir rasten sollen! Die Hütte, die dir wertlos scheint,<br />

wird uns und aller Welt ein Tempel werden. Meine Stunde<br />

ist gekommen!"<br />

Rascher trabt das Maultier seinen Weg.<br />

Josef hat Mühe, ihm zu folgen.<br />

Vor der Hütte aber steht es still.<br />

Josef hebt Maria sacht zur Erde. Dann tritt er in den<br />

Stall. Unwirtliche Leere grinst aus ihm. Nur ein paar Krippen<br />

halten Futter für das Tier.<br />

Josef, in geschäftiger Eile, bereitet das Lager. Er ordnet<br />

und säubert. In seiner Seele wird es licht und lichter.<br />

Maria aber ruht. Ihre sonnigen Blicke folgen ihm. Schon<br />

prasselt ein lustiges Feuer. Und wohlige Wärme erfüllt den<br />

Raum:<br />

„Josef, laß mich allein!" bittet Maria den Geschäftigen.<br />

„Grüße das Heil, das zu den Menschen kommt!"<br />

Auf Josefs Antlitz legt sich die Sorge um das Weib. Doch<br />

schweigend verläßt er den Raum.<br />

Maria kniet an der Erde. Unter ihrem Herzen glüht es<br />

auf, gleich wie ein Rubin von Sonne durchdrängt.<br />

Das Gotteskind tritt in die Welt. —<br />

Das Siegel des Leibes der Jungfrau Maria hält unverletzt<br />

stand. — Marias Seele ist lautere Liebe und helles Frohlocken.<br />

Das wimmernde Kindchen drückt sie ans Herz.<br />

Josef vernimmt das Wimmern des Kindes. In seligem<br />

Jubel eilt er herbei. Er sieht nicht den ärmlichen Stall, die<br />

Wände, die Krippen, das Stroh. Er schaut nur das Eden,<br />

darin die bräutliche Jungfrau, die ihr Brautgeschenk hält<br />

an die Welt. —<br />

Er sinkt an die Erde und betet es an. —•


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 9<br />

Von der Veringendorfer Michaelskirche<br />

Die Pfarrkirche in Veringendorf im Tal der Laudiert, deren<br />

Doppeltürme im unteren Teil mit kleinen Apsiden (Ausbuchtungen,<br />

Nebenchören) und zwischen ihnen ein Teil des langen<br />

Chores aus der romanischen Zeit (ca. 1130—1200) stammen,<br />

dagegen die östliche Verlängerung des gerade geschlossenen<br />

Chors aus der gotischen Periode (um 1300), das Schiff aus<br />

der Barockzeit 1723, wurde in den letzten Jahren außen und<br />

innen renoviert, bzw. innen umgestaltet. Besucher, welche die<br />

Kirche von früher kannten, waren beim Betreten zunächst<br />

schockiert: Der neuromanische Hochaltar, Kommunionbank,<br />

Kanzel und die vier barocken Seitenaltäre im Querschiff<br />

(d. h. von den zwei westlichen waren nur noch die Rückwände<br />

da; vergl. Kunstdenkmäler 1948, S. 382 f.) sind völlig verschwunden,<br />

ersterer angeblich auf ausdrückliches Drängen<br />

des Landeskonservators. Die Kanzel und die beiden barocken<br />

Seitenaltäre von 1730 habe mit Freude der Pfarrherr von<br />

Langenenslingen für seine alte Mauritiuskirche übernommen,<br />

die beiden Rückwände der anderen seien beim Renovator.<br />

Im Chor, dessen Wände in ihrer derzeitigen Unvollendetheit<br />

etwas düster wirken, steht jetzt nah gegen das Kirchenschiff<br />

ein neumodischer Theken-Altarblock, östlich dahinter<br />

an der Stelle des bisherigen Allerheiligsten der dem<br />

Bischofsthron nachgeahmte Priestersitz. In der nördlichen<br />

Seitenapsis ist der alte kufenförmige Tauf stein (nicht „die<br />

Taufe", wie eine Zeitung berichtete) aufgestellt. Dessen neuer<br />

Kupferdeckel in Treibarbeit nach ungelenker Art einer<br />

Gisela Bär zeigt die Szene „Christus mit Nikodemus" und<br />

die Inschrift: „Wenn jemand nicht wiedergeboren wird aus<br />

dem Wasser und dem Hl. Geist. . ." Der Hals des Herrn<br />

scheint an einer morbus deformans zu leiden. Besucher<br />

stellten fest, daß der Tabernakel in der südlichen Apsis<br />

nicht gut sichtbar und nicht durch besondere Zier hervorgehoben<br />

sei, wie es dem Herzstück der Kirche geziehme, was<br />

sich wohl noch verbessern ließe. Das Untergestell freilich —<br />

kein Altar sondern eine steingewordene Astgabel mit langen<br />

Enden — wirkt nüchtern, sodaß sich ein Vergleich mit den<br />

spätmittelalterlichen reichgeschmückten Sakramentshäuslein<br />

anderer Kirchen nahelegt. Sagt doch Art. 95 der<br />

Liturgiereform des Konzils: „Die hl. Eucharistie soll in einem<br />

sicheren Tabernakel in der Mitte des Hochaltars oder<br />

einem besonders ausgezeichneten Nebenaltar aufbewahrt<br />

werden. Wenn rechtmäßige Gewohnheiten vorliegen,<br />

und in besonderen Fällen mit Zustimmung des Bischofs, ist<br />

die Aufbewahrung auch an einer anderen wirklich<br />

vornehmenundwürdighergerichtetenStelle<br />

in der Kirche zulässig."<br />

Das einzig erhaltene Siegel Gebhards von Pitengau (d. i.<br />

Peiting in Oberbayern), der sich später Graf von Sigmaringen<br />

nannte, ist vom 9. Januar 1244 leider sehr beschädigt erhalten.<br />

Es zeigt einen heraldisch rechts (also vom Beschauer aus<br />

nach links) galoppierendes künstlerisch erstklassig durchgebildetes<br />

Pferd, dessen Reiter einen Topfhelm mit Büffelhörnern<br />

trägt, die Rechte mit dem Schwert ist erhoben, so<br />

daß dieses wagrecht hinter dem Helm sichtbar wird. Die<br />

Linke führt den Wappenschild gegen den Beschauer gewandt.<br />

Doch dieser ist leider nach Auskunft des Hauptstaatsarchivs<br />

München unkenntlich, was auf dem von dort übersandten<br />

Foto nicht ganz deutlich wird. Herr Helmut Rischert, der s.<br />

Zt. in der „Hohenz. <strong>Heimat</strong>" über den Adel von Burladingen<br />

berichtete und jetzt am genannten Archiv angestellt ist, teilte<br />

ergänzend am 26. Sepember 1966 mit, auf dem Schild des<br />

gewappneten Reiters sei tatsächlich nichts mehr zu erkennen,<br />

da die Oberfläche des Schildchens vom Betrachter aus<br />

rechts abgeblättert und links abgerieben sei. Von der Umschrift<br />

sei nur noch erhalten: „ + S. GEBHARDI.." In der<br />

Urkunde selbst bietet Gebhard von Byedingowe (nicht Graf<br />

genannt) zu Ulm der Kirche von Bamberg 100 Mark Silber<br />

an, um innerhalb eines Jahres Lehensgüter desselben Wertes<br />

zurückzuerhalten (Reg. boic. II. 345: Hauptstaatsarchiv<br />

München Abt. I. Bestand HU Bamberg Nr. 623). Den ganzen<br />

Umständen nach (Reitersiegel mit Lehenantrag für eine solch<br />

hohe Summe) muß es sich um einen Angehörigen des Hochadels<br />

handeln, wozu auch der spätere Grafentitel paßt (Hhz.<br />

JHeft 1951, 28 f.). Ich möchte Gebhard für ein Glied des<br />

Grafenhauses von Hirschberg (bei Beilngries in Niederbayern)<br />

rechnen, das einen stehenden Hirsch im Wappen führte und<br />

1306 ausstarb. Angemerkt sei, daß ein Graf von Nellenburg-<br />

Veringen 1267 im Schild seines Siegels einen mit einer<br />

Hirschstange besteckten Topfhelm führte (WUB 6, 330). K.<br />

Th. Zingeler hat 1888 behauptet, Graf Gebhard von Sigma-<br />

Zu Gebhard von Peitingau<br />

Zu den schon 1941 aufgedeckten Fresken im Chorgewölbe<br />

aus dem 14. Jahrhhundert sind wieder neue aus verschiedenen<br />

Epochen gekommen aber noch nicht konserviert. Der<br />

Steinboden (keine Ziegelplatten) unter den Bänken wirkt<br />

nobel, dürfte aber kalt sein! Einige wertvolle gotische Figuren<br />

sind in der Kirche verteilt.<br />

Anläßlich der Grabungen zur Einrichtung einer Heizung<br />

fand sich wieder das schon 1886 festgestellte Fundament der<br />

alten runden Chorapsis und inmitten derselben das Grab<br />

eines Mannes mit gut erhaltenem Skelett, vermutlich des<br />

Erbauers der romanischen Kirche, was auf den Grafen M a rquard<br />

von Altshausen passen könnte, der sich 1134/37<br />

erstmals „Graf von Veringen" nannte und bis 1172 vorkommt.<br />

Nördlich davon fand sich ein zweites Grab mit spärlichen<br />

Gebeineresten. Ganz leer war eine aus Ziegeln aufgemauerte<br />

Grabgrube neuerer Zeit, die vielleicht für den hiesigen Pfarrer<br />

Meinrad von Hohenzollern bestimmt war, aber nie belegt<br />

wurde. Innerhalb der jetzigen Kirche fanden sich schließlich<br />

die Fundamente einer viel kleineren vorausgehenden, die<br />

schätzungsweise um 900—1000 entstand. Unter deren Grundmauern<br />

trat merkwürdigerweise früheres Totengebein zutage.<br />

Diese Frühkirche scheint also auf einem alten Friedhof<br />

errichtet worden zu sein, dessen Alter freilich so lange<br />

problematisch bleibt, als diese Gebeine nicht durch andere<br />

Funde datiert werden können. Von einer früheren Holzkirche<br />

scheint nichts gefunden worden zu sein, wie sie in<br />

einem so alten Ingen-Ort wie Veringen seit ca. 580—600 n.<br />

Chr. angenommen werden müßte. Längere Grabarbeiten in<br />

einer laufend benützten Kirche sind freilich unmöglich. Eine<br />

Krypta war wegen des nahen Lauchertbaches wohl nicht<br />

praktisch. Die alte Burg Veringen stand bekanntlich südlich<br />

der Kirche auf den Felsen links des Baches und der Landesbahn,<br />

wo sich jetzt Aecker ausbreiten. Später bauten die<br />

Grafen von Veringen dann lauchertaufwärts eine neue Burg,<br />

in deren Ruinen noch die Peterskapelle erhalten ist, unterhalb<br />

deren sich als Burgflecken Veringenstadt entwickelte.<br />

Man muß die Möglichkeit erwägen, die bereits im Oktober<br />

1966 in einer Zeitung geäußert wurde, daß die älteste Michaelskirche<br />

aus Holz nicht hier unten an der alten Furt, mit<br />

der einige sogar den Namen Veringen-Faringen in Zusammenhang<br />

bringen wollen, sondern auf dem nahen „Kirchb<br />

e r g" rechts der Laudiert stand, wie dies bei Kirchen des<br />

Erzengels ja gewöhnlich der Fall war. Es wäre eine lohnende<br />

Aufgabe der <strong>Heimat</strong>forscher, dieser Frage näher nachzugehen. <br />

ringen habe die drei Veringer Hirschstangen im Wappen<br />

gehabt wie Württemberg, was sicher nicht stimmt. Er will<br />

sie auf die alten Eritgaugrafen zurückführen. Zum Unterschied<br />

habe man (wer ist dies?) für die Stadt Sigmaringen<br />

den Hirsch gewählt und für die Grafschaft als Helmzier zwei<br />

goldene Hirschstangen. Nach Schwarzmann soll diese letzteren<br />

Graf Karl von Zollern-Sigmaringen 1559 vom Kaiser<br />

Ferdinand wegen der Grafschaft Sigmaringen erhalten haben.<br />

Doch gehören diese zwei Stangen als Helmzier offenbar zum<br />

Sigmaringer Hirsch, wie ihn neben dem Zollerwappen z. B.<br />

Graf Karl II. führte. Graf Gottfried von Sigmaringen-Helfenstein<br />

hatte 1231 ein gespaltenes Siegel: Auf einer Hälfte<br />

einen halben Elefanten (Helfenstein) auf der andern eine<br />

aufrechte Hirschstange (wohl aus dem Wappen seiner Gattin<br />

Adelheid, einer geborenen von Wirtemberg-Grüningen. Diese<br />

selbst hatte noch 1289 und 1291 ein Siegel mit den drei wirtembergisch-veringischen<br />

Hirschstangen). Nach Hansmartin<br />

Maurer müßte Graf Gebhard als angeblicher Graf von Helfenstein<br />

einen Elefanten geführt haben. Aber warum nannte<br />

er sich dann 1241 und 1244, also nach dem Tod seines angeblichen<br />

Vaters noch von Pitengau? Die Helmzier der Grafen<br />

von Helfen stein war teils ein Elefant oder Elefantenrumpf,<br />

teils ein mit Pfauenspiegeln besteckter Fächer, manchmal<br />

mit einem Ball obenauf; die der Grafen v. Hirschberg<br />

dagegen ein weiß-schwarz gegittertes oder mit Blättern<br />

bestreutes Schirmbrett mit schwarzen Federn, die je<br />

eine weiße Perle tragen (Merz-Hegi). Die Unterschiede<br />

rühren meist von verschiedenen Linien der Familie her,<br />

weswegen die Helmzier kein dauerndes Unterscheidungszeichen<br />

sein kann, also auch nicht gegen unsern Gebhard<br />

von Peitinggau spricht. Die zwei goldenen Hirschstangen der<br />

Helmzier der Grafschaft Sigmaringen im großen fürstlich<br />

hohenzollerischen Wappen scheinen auf Konrad Grünenbergs<br />

Wappenbuch von 1483 zurückzugehen. J. A. Kraus


10 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten in der Mundart von Rangendingen<br />

Der Mensch hat im Laufe der Zeiten allen Dingen umund<br />

in sich ihren Namen gegeben. Als denkendes und fühlendes<br />

Wesen stößt er in seinem Leben, bei all seinem Tun<br />

und Lassen, aber auch immer wieder auf Erkenntnisse,<br />

die in seiner Lebenshaltung und Betrachtung oft in gleicher<br />

Weise wiederkehren und denen der Charakter der Allgemeingültigkeit<br />

zukommt. Der einfache bäuerliche Mensch hat<br />

diese dann nicht selten in ansprechende sprachliche Formen<br />

gefaßt, die den Mitmenschen gefielen, die sie gebrauchten<br />

und so immer mehr in Umlauf brachten. Als Sprichwörter<br />

und sprichwörtliche Redensarten beleben und bereichern sie<br />

unsere Sprache bis auf den heutigen Tag. —• Ihr Gewand ist<br />

oft hart und derb, denn ihre Schöpfer waren ja in der Hauptsache<br />

bäuerliche, erd- und naturverbundene, einfache Mensehen.<br />

Der Kampf ums Dasein, harte und beschwerliche<br />

Arbeit haben sie geformt, und dies alles hat sich auch in<br />

ihrer Sprache, ihrem Denken und Fühlen entsprechend niedergeschlagen.<br />

Die Sprichwörter sind gleichsam ein Spiegel,<br />

in dem man die Seele unserer Vorfahren und ihre besonderen<br />

kulturellen Verhältnisse wiedererkennen kann.<br />

Es ist verständlich, daß sich viele Sprichwörter mit der<br />

Lebensgrundlage, dem Besitz, dessen Erwerb, Erhaltung und<br />

Verlust beschäftigen. So hört man in der Mundart hierüber:<br />

„Wear nontz (nichts) verheirat und nontz erbt, dear bleibt<br />

arm, bis daß er stirbt! Erst kommt dann dr Erber, dr Erwerber,<br />

und no dr Verderber! A Kuah deckt d' Armuat zua! Wenns<br />

Sach am auwärtesta ist, no muaß mas (man es) am ärgsta<br />

heba! 'S bleibt koa Zeit, wia se ist! Man muaß nontz wegwerf<br />

a, nau (nur) numloana! A Weib ka em Sehu(r)z aus em<br />

Haus naustraga, was a Ma(nn) mit em Waga reiführt! Dr<br />

Sparer muaß en Nauser hau! (d. h. einen Nachkommen) der<br />

„das Sach" wieder vertut. „Dear kommt no om Sack und<br />

Bendel!"<br />

Wenn einer nichts mehr hat, dann meint das Sprichwort<br />

sehr drastisch: „Ama (einem) näckete Ma ka ma it en Sack<br />

nei länga!"<br />

Junge Leute, die bald auf Freiersfüßen gehen, mahnen die<br />

Eltern kurz und bündig: „Bettest guat, no leischt guat!<br />

D' Armuat ist a Haderkatz!" Und hat ein junger Mann die<br />

Aussicht auf eine gute Partie, dann heißt es: „Dear hot da<br />

Finger em reachta Loch!"<br />

Des ischt doch allerhand<br />

von Maria E. F1 a d<br />

D' Fränze, die alt Wäschere, schtoht scho seit em früeha<br />

Morga oma sechse an dr Gelta ens Doktors Wäschkuche. Sie<br />

wäscht ond schwätzt vür se na, wie wenn sie nemma ganz<br />

bacha wär. Des goht nemlich über ihren Horizont, daß so<br />

überschpannte, hautragne Leit da Mond einehma wendt:<br />

Wie wenn die net gnueg Platz auf dr Welt hette. Wenn do<br />

onser Herrgott net eingreift — no woiß i nemme, wa i saga<br />

soll. Bei dene Gedanka hot sie grad a hemmad vom Herr<br />

Doktor en dr Kur. Sie reibt so fescht an ehm rum, daß eas<br />

oim verbarma mecht: „Bis jetzt ischt dr Herr Doktor ällaweil<br />

no en vernenftiga Ma gsei. Aber jetzt haun i ghert, daß dear<br />

au dean Deiflswonsch hot, mit seine Freind en da Mond<br />

rauf z' segla. Wenn i dean jetzt triff, will i ehm scho saga,<br />

was i davo dank!" So werklet d' Fränze vür se na bis auf<br />

oimol Tür aufgoht ond dr Doktr sein Kopf rei schtreckt.<br />

D' Fränze schtellt se schnell en Positur, loßt ihra Schtuck,<br />

des sie grad en de Fenger hot, falla, ruckt ihra Schnitzkapp<br />

z'reacht ond sait grätich: „Gueta Morga!" Da Titel loßt sie<br />

heit weg.<br />

„Ja, Fränze, was ischt eich heit scho übers Leberle krocha?<br />

Sind ihr mit em lenka Fueß übers Bett na?"<br />

„O, Herr Doktr", seifzt d' Fränze: „Wenn ihr wüßte, was<br />

i über eich jetzt denka mueß!"<br />

„Ja, was denn, Fränze? Des wär doch s' erschtmol en dene<br />

zwanzig Johr, seit Ihr en meim Haus schaffet, daß i Eich<br />

gärgret hett!" vrwondret sich ihra Herr: „Schwätzet doch,<br />

was ischt los — was hau i Eich dau?"<br />

„Noehama Weile schtotteret d' Fränze daher: „Ischt....<br />

ischt des wohr, daß Ihr zu dene kheret, die da Mond einehma<br />

wendt? Hont ihr net gnueg Platz auf dera Welt? Müesset<br />

Ihr dene Lompa nochelaufa! Ond überhaupt ischt des dr<br />

Weag zom Hemmel! Merket ui des! Des ischt a Send, wenn<br />

ma mit so Böller gega da Mond schuißt. I mueß Ihne des<br />

saga. Des derf i doch?"<br />

„Hajo, derfet Ihr des!" sait dr Doktr ond lachet: „Do geits<br />

nonz z' lachet!" sait Fränze beleidigt: „Ihr Herra wendt scho<br />

seha, wie weit ihr kommet! S' kennt au amol vo oba böllere.<br />

No däte Ihr s' Kreiz eiziecha! Denn do dät onser Herrgott<br />

sei Reich verteidiga. Do mecht i nocha mit ui koi Hemmelfahrt<br />

macha!"<br />

Zahlreiche Sprichwörter belegen recht bildhaft und im übertragenen<br />

Sinn den Charakter des Menschen und seine Lebensführung<br />

auf den verschiedensten Gebieten. So hört man:<br />

.Pack schlägt sich, Pack vertrait sich! Wenn's dr Goaß z'wohl<br />

ist, no scherret se! De kleinea Grotta hend am meista Gift!.<br />

Ama (einem) bissiga Hund muaß ma zwoa Stücker Brot na<br />

werfa! Ma ka da Teufel it bei seinera Graußmuater verklaga!<br />

Wear hao (hoch) nuff steigt, fällt hao ra! Ma muaß it no<br />

(nach) älla Mucka Schlaga! Hitzeg ist it witzeg! Ma muaß<br />

Kirch im Dorf lau! Mit ama Tropfa Honig fängt ma mai<br />

(mehr) Fliaga als mit ama Faß voll Essig! A Rüahle goht<br />

über a Brüahle! Da eschta Schub (beim Essen) muß ma blosa,<br />

mit em zweita ka ma macha wa ma will! Dear ist SO' auwert,<br />

wia dr Gockel uf dr Miste! Schmiara ond salba hilft ällethalba,<br />

hilfts it bein Herra — no bein Karra! Dr Aepfel fällt<br />

it weit vom Stamm! Mos (wo es) Brauch ist, legt ma Kuah<br />

ens Bett, aber Brauch muaß sei! Voar jedem Haus leit a<br />

Stoa, ist er it grauß, no ist er kloa! Gutheit ist a Stückle<br />

vo dr Liadrigkeit!"<br />

Wenig schmeichelhaft sind folgende Sprichwörter:<br />

„Ma ka ama Mädle nontz en Schu(r)z neiwerfa, wenn sa<br />

it uffhebt! A alte Kuah schlecket au no ge(r)n Salz!"<br />

Einem unruhigen Geist, der bald da, bald dort sein Fortkommen<br />

sucht, rät man: „Veil Rutscha, geit blaida (dünne,<br />

fadenscheinige) Hosa! Liaber da Spatz e dr Hand, als Taub<br />

uff em Dach!"<br />

Einen alten kulturellen Hintergrund hat das Sprichwort:<br />

„'S Käme ka am Ofaloeh nontz voarwerfa!" Es erinnert an<br />

die Zeit, da man den Kachelofen in der Stube noch von der<br />

Küche aus heizte durch das Ofenloeh, über das anschließend<br />

der offene Kamin aufstieg. Bildhaft hat es den Sinn: Jeder<br />

Teil, ob hoch oder nieder, sieht in solch engem Beisammensein<br />

alles, was beim anderen vorgeht, drum muß bei Verstimmtheit<br />

oder gar bei Streitgefahr jeder am besten „sei<br />

Maul halta!"<br />

Sprichwörter sind das kernige Brot unserer Mundart und<br />

Umgangssprache. Wer „Gelenk im Hirn" hat und sie bei<br />

gegebener Situation treffend anzubringen weiß, sagt oft mit<br />

wenigen Worten mehr als mit langen Darlegungen, schafft<br />

sprachlichen Genuß, schlagartige Erkenntnis und Belehrung<br />

zugleich. J. Wannenmacher<br />

Dr Herr Doktr schtoht schtomm do ond loßt sei Wäschere<br />

ausschwätza. Nocha seit ear: „Laß guet sei, Fränze! I bleib<br />

auf deara Welt, bis mi dr Herrgott arieft!"<br />

„Des loßt se höra! Älla Reschpekt voar ui! Jetzt ben i<br />

zfrieda! Jetzt kan i jo weiter wäscha!"<br />

Hohenzoilerisclte Studenten an der Uni'<br />

versität Freibnrer 1460—1806 — (Nachtrag)<br />

Auf den Hinweis von H. Pfr. Kraus in Freiburg i. Br., daß<br />

in den gedruckten Matrikeln eine Reihe von Studierenden<br />

aus Veringenstadt irrtümlich unter Vöhringen, Krs. Horb<br />

a. N. — ein weiteres Vöhringen liegt im Krs. Illertissen —<br />

aufgeführt seien, werden nachstehende Ergänzungen gebracht.<br />

Außerdem wird noch vermerkt, daß die unter Ringingen<br />

genannten: Johannes Schwartz und Xaverius Strehle<br />

nach Ringingen ü. Ehingen gehören.<br />

Veringendorf - und Stadt: 1548 Joachimus Maurer<br />

de Feringen, lai. dio. Const. - 1561 Helias Murrer<br />

Veringen. an der Locher (Lauchert) laic. Const. - 1540 Eustachius<br />

Camerer ex Veringen laicus dioc. - 1607 Joonnes<br />

F a u 11 e r Veringanus Constantien. — 1613 Joannes<br />

G a e r i n g Veringanus. - 1503 Caspar Günthart de Feringen<br />

eod. dioc. - 1503 Johannes Sop (Soep) de Feringen.<br />

Constant. dioc. - 1608 Joannes Heittfelder Veringensis.<br />

- 1581 Jacobus P r i m e u s Veringensis laicus dio. Constantiens.<br />

— 1581 Valentinus K n a u ß laicus Feringensis<br />

eiusdem diocesis. - 1569 Jacobus K n o u s Feringensis clericus<br />

dioeces. Const. - 1468 Johannes Luz de Feringen Constanc.<br />

dioc. penultima April. - 1513 Johannes M o 1 i t o r i s<br />

de Veringen 2. Mai. - 1499 Balthasar Piscatoris de Feringen<br />

clericus dioc. Constans. 10. mensis Augusti. - 1500<br />

Jacobus P i s t o r i s de Feringen die 18. Julii dioces. Const. -<br />

1512 Dns Georgius R a i s c h r de Feringen 27. Julii. - 1490<br />

Johannes R i c h 1 i n ex Feringen 12. die Februarii. - 1460<br />

Johannes Teschelman de Veringen XXV. die Octobr. -<br />

1607 Marcus Weiler Veringensis d. Constantiensis. - 1752<br />

D. Fidelis H u e b e r Veringanus Suevus iur. utr. - 1741<br />

Joann Michael L e n d 1 e Veringanus Suevus iur utr. - 1759/60<br />

Valentius Hochspach, Veringensis Suevus log. - 1781/82<br />

Joan. Bapt. G o e g g e 1 Voehringanus Suevus. - 1781/82<br />

Paulus Tscheppe Theoph. Voehringanus Suevus. - 1798<br />

Sebast. Le n d 1 e Voehringanus Suev. M. Sch.


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 11<br />

In der Not des Krieges 1914—18 wurden in Ringingen wie<br />

auch anderwärts den Bauern für ihre schwere Arbeit gefangene<br />

Russen zugeteilt. Sie waren in Jergamichels Haus<br />

(Kreben Nr. 35) untergebracht. Das Heimweh plagte sie jedoch<br />

ebenso, wie unsere Soldaten in fremden Ländern. Eines<br />

Nachts sind sie entflohen. Das gab am Morgen ein großes<br />

Geschrei: ,,D' Rueßa sind ausbrocha!" (Man sprach ihren<br />

Namen in Angleichung an den Ringinger Familiennamen<br />

„Rueß"!) Eine Suchaktion wurde eingeleitet und die Ausreißer<br />

tatsächlich in einigen Tagen bis auf einen, der fließend<br />

deutsch sprach, in der Mössinger Gegend wieder eingefangen.<br />

Sie hatten sich ja immer in der Nähe herumgetrieben und<br />

sagten auf Befragen, wo sie denn hin seien, sie wären „dr<br />

hinder dr hinder" gelaufen. Die Griffe eines auf dem Felde<br />

stehenden Pfluges hatten sie mit Kot beschmiert. Meines<br />

Dettes „Feodor", auch einer der Ausreißer, wurde zurückgebracht<br />

und dem bisherigen Herrn wieder zugestellt. Da<br />

jedoch niemand zu Hause war, setzte sich der hungriege<br />

Russe auf den „Haustrappen" und weinte wie ein Kind. Es<br />

war ein Bild des Erbarmens! An sich war er nämlich ein<br />

gutmütiger Bursche und hatte sich nur aus Heimweh den<br />

Abenteurern angeschlossen, war dann aber froh, daß der<br />

Dette ihn wieder aufnahm. Er hat fleißig gearbeitet und sich<br />

unter anderem an Samstagen, wenn die Haushaltungen nach<br />

alter Sitte die Hofräume und Gassen zu „fürben" pflegen,<br />

kräftig zugepackt und mit mir um die Wette, freilich auf der<br />

anderen Straßenseite mit Besen und Schaufel hantiert, bevor<br />

das „Beattläuten" uns Ruhe gebot und wir innehaltend<br />

unsere Kappen zogen. Damals hat man noch allgemein beim<br />

Avcläuiten und besonders am Donnerstagabend bei der „Todesangst<br />

Christi" mit der Arbeit eingehalten, weil man<br />

wußte, daß Schaffen allein ohne Segen von oben nichts<br />

nützen kann. Uebrigens nicht nur im Hof, sondern auch<br />

in der Stube wurden wir angehalten, der Mutter mit „Kairwisch"<br />

und Besen zu helfen und nach dem Spielen auch<br />

unsere Sachen wieder selber pünktlich aufzuräumen. Abends<br />

waren wir rechtschaffen müde, wenn wir um 9 Uhr das<br />

Weihwasser nehmend den Angehörigen Gute Nacht wünschten<br />

mit dem Anfügen „Schlofet gsund" und die Antwort<br />

erfolgte: „Wens Gotts Will ist, ihr au!" Da war man am<br />

andern Morgen frisch, um auch werktags die Messe zu besuchen.<br />

Faule Ausreden, die heute bei jung und alt üblich<br />

sind, gab es nicht.<br />

Am Sonntag, wo die Russen auch am katholischen Gottesdienst<br />

teilnahmen und durch ihr großes andächtiges Kreuzzeichen<br />

hier und beim Tischgebet auffielen, pflegten sie bei<br />

ihrer Unterkunft schwermütige Volksweisen in uns unverständlicher<br />

Sprache in mächtigen Akkorden zu singen. Es<br />

klang wie: „Ucher kupez unda lai malitjez, raia raiara, ucher<br />

kupez unda lai malijez." Unser Prokopee Malzef, den wir<br />

zu anderer Zeit zugeteilt erhielten, war ein Hüne von Gestalt<br />

und grobschlächtig. Trat gerade jemand in die Stube,<br />

wenn wir beim Essen waren und mit dem alten Wunsche<br />

„Gseang Gott" (Segne es Gott!) und wir antworteten „Gott<br />

Dank", dann wunderten sich jedesmal die Besucher über den<br />

Schilpen Brot, der so groß war wie ein „Roßzaih" (Roßhuf),<br />

den der Prokopee zu Knöpfle, Kraut und Fleisch noch zusätzlich<br />

„ums Numgucka" verdrückte. Ihm brauchte man<br />

wahrhaftig keinen gesegneten Appetit wünschen! Ob er<br />

wirklich bei der Arbeit so unbeholfen war oder sich nur so<br />

stellte, als verstehe er nichts, „Nix bonimai" hieß es gleich.<br />

Einmal fuhr er mit dem Ochsengespann zum Pflügen auf<br />

den Acker, den ich ihm zeigen sollte, ließ aber den Pflug<br />

daheim neben dem Beerengärtle stehen. Als Gymnasiast in<br />

den Ferien hatte ich den Fehler auch nicht bemerkt, meinte<br />

vielmehr, der Pflug stehe noch im Feld. (Unser Religionslehrer<br />

pflegte in solchen Fällen immer zu sagen: „Der Meiner<br />

ist ein Esel!") Es gab ein Donnerwetter über unsere „Dummheit".<br />

Nach dessen Abzug konnten wir immerhin einen<br />

Nachbarpflug benutzen.<br />

Ganz das Gegenteil zu unserem Prokopee wurde der uns<br />

später zugeteilte Franzose Ferdinand Philippon aus Tours,<br />

der Stadt des heiligen Martin, unseres Kirchenpatrons. Wir<br />

nannten ihn nur „Ferdi". Er war von mittlerer Größe mit<br />

schwarzem Haar und kleinem Schnurrbärtchen und zu allen<br />

Arbeiten willig und sehr geschickt. Angeblich von Beruf<br />

Weißputzer oder so etwas ähnliches — wir brachten es nie<br />

sicher heraus — brauchte er nur eine „G r a s s e a g e s" oder<br />

ein Habergeschirr zur Hand zu nehmen und schon<br />

konnte er damit mähen. Ebenso lernte er spielend das Dreschen<br />

mit dem Pflegel. Aus geschlitzten Haselstecken fertigte<br />

er überaus praktische und wohlgeformte Körbchen. In Haus<br />

und Stall und Acker wie auch in Scheuer und auf der Wiese<br />

war man mit ihm bestens versorgt, sobald man ihm eine<br />

Prokopee und Ferdinand<br />

Arbeit nur gezeigt hatte: Er konnte einfach alles!<br />

Neue Hauen- oder Rechenstiele bildeten für ihn kein Problem,<br />

ebenso wenig das Nachschlagen des Schafpferches zur<br />

Ackerdüngung. Wenn man bedenkt, wie damals fast alle<br />

Männer und Ledigen, wie auch mein eigener Bruder — der<br />

Vater war schon 10 Jahre tot — fern der <strong>Heimat</strong> im Krieg<br />

weilen mußten, begreift man die Nützlichkeit unseres Ferdi.<br />

Selbstverständlich rechneten wir ihn zur Familie, nicht wie<br />

es die Nazi im Hitlerkrieg mit den gefangenen Polen und<br />

Ukrainern machten, die zwar schaffen durften, aber nicht<br />

mit am Tisch essen! Ueberhaupt ging es schon damals nicht<br />

in mein Bubenhirn, warum man eigentlich mit andern Völkern<br />

Krieg führe. Wir kannten keinen Haß oder auch nur<br />

Abneigung gegen die Russen oder Franzosen. Wozu also die<br />

Menschen aus der <strong>Heimat</strong> wegholen und gegenseitig einander<br />

zu zerfleischen? Wer hatte denn Nutzen davon? Das gewöhnliche<br />

Volk am allerwenigsten, das man wie Schlachtvieh in<br />

den Kampf trieb. Und wenn man das unglückliche Kriegsende<br />

bedenkt oder den wenige Jahrzehnte später mutwillig<br />

vom Zaun gebrochenen Hitlerkrieg, eine Ausgeburt des Größenwahnsinns!<br />

Was hatten die Völker davon, außer einem<br />

Meer von Tränen und Blut?!<br />

Als Ferdi zu uns kam, lernte ich gerade am Gymnasium<br />

die ersten französischen Brocken und suchte sie in den Ferien<br />

anzuwenden. Das begeisterte auch meine Schwester Lisbeth<br />

und unsem Vetter Isidor diese Sprache zu lernen. Ein Buch<br />

hatte ich schnell besorgt, aber mit der Lernzeit und der<br />

Ausdauer haperte es. Der Ferdi konnte zudem in kurzer Zeit<br />

soviel deutsche Ausdrücke des täglichen Lebens, daß es überflüssig<br />

schien, französisch zu lernen. Das erste Wort lernte<br />

Ferdi bei der Stallarbeit. Als die Mutter die Kühe molk und<br />

diese immer mit dem Schwanz die Fliegen abwehrend ihr<br />

ins Gesicht wedelten, konnte sie im Unmut schimpfen: „Du<br />

Lumpatier, hairscht jetz amol auf!" Das hat der Franzos<br />

gleich aufgeschnappt und bald bei jeder Gelegenheit vom<br />

Lumpatier geredet. Einmal titulierte er sogar ohne böse<br />

Absicht meine Schwester. Es bedurfte einiger Mühe ihm klarzumachen,<br />

daß dies ein Schimpfwort und nicht für Menschen<br />

bestimmt sei. In helles Entzücken versetzte mich Dreizehnjährigen,<br />

als Ferdi mir aus „Kistabrittle" ein kleines Haus<br />

mit Windmühle bastelte, an der ein primitives Holzmännle<br />

unentwegt Holz sägte. „Unentwegt" ist freilich zuviel gesagt,<br />

denn der kleine Mann sägte nur, wenn „der Luft" ging, und<br />

dann mußte man auch das Häusle auf der Stange nach dem<br />

Wind stellen. Ich wurde um des Männleins willen viel beneidet,<br />

später, als Ferdi schon nicht mehr bei uns war, wollte<br />

ich „Dummine" einmal etwas ganz gescheites tun und<br />

schmierte die Welle der Windmühle zu besserem Lauf mit<br />

Karrensalbe. Der Erfolg war jedoch völlig negativ: Das Holz<br />

schwoll auf und die Welle drehte sich überhaupt nicht mehr.<br />

Es kostete ziemlich Mühe, den angerichteten Schaden wieder<br />

zu beheben. Ferdi muß daheim sehr vermöglich gewesen sein.<br />

Er bekam nämlich in Abständen immer wieder regelmäßig<br />

je einen großen Sack, gut 1 Meter hoch, voll von steinharten<br />

Bisquits in Mutschelgröße, nur nicht so hoch, die man mit<br />

dem Beil oder Hammer zerschlagen mußte. Jedoch in Kaffee<br />

oder Milch aufgeweicht ergaben sie ein herrliches Weißbrot.<br />

Wir alle durften daran unseren Teil haben und von den<br />

Ferien konnte ich sogar noch ein Paket voll mit nach Sigmaringen<br />

nehmen. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf<br />

uns dann die Versetzung Ferdis an die Murgtalsperre, wo er<br />

als Spezialist gebraucht würde. Da hieß es Abschied nehmen;<br />

es war nichts zu machen. Statt des Franzosen erhielten wir<br />

wieder einen Russen, dessen Name mir entfallen ist. Er arbeitete<br />

leidlich gut, wurde aber bald gegenüber meiner<br />

Schwester frech und widerspenstig, sodaß ich einmal beim<br />

Abladen im Barn mit meiner Gabel mich bereit machen<br />

mußte, meiner bedrängten Schwester Lisbeth zu Hilfe zu<br />

kommen. Glücklicherweise kam dann die Mutter dazu.<br />

Etwa ein halbes Jahr nach Ferdis Versetzung, als ich schon<br />

wieder am Gymnasium weilte, gab es einen Auflauf im Ort.<br />

Der Hund des Hannes im Neuen Weg schlug im Heufelderweg<br />

an einem Haberfeld wütend an. Der Hannes ging dem<br />

Grunde nach und fand den Ferdi, der sich dort nach seiner<br />

Flucht aus' Murgtal versteckt hielt. Der Hundebesitzer wollte<br />

nun auch wie die Männer im Feld zum Endsieg beitragen<br />

und alarmierte als guter „Patriot" den Landjäger in Burladingen,<br />

der den Franzosen gefangen nahm und in den Ortsarrest<br />

im Rathaus steckte. Ferdi hatte sich, als er die Grenze<br />

nach seinem <strong>Heimat</strong>land nicht überschreiten konnte, bei uns<br />

im Land herumgetrieben. Als dann vor ihm die Zollerburg<br />

auftauchte, wußte er, da muß Ringingen irgendwo auf der<br />

Höhe liegen. Denn von hier aus sieht man den Bergkegel ja<br />

deutlich im Westen aufragen. Nun dachte er, da könne er


12 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

sich bei seiner ehemaligen „Patronin", meiner Mutter, neu<br />

verproviantieren. Er machte allerdings den Fehler, statt sich<br />

an den Waldrändern gegen das Dorf hin zu bewegen, über<br />

die weite baumlose Fläche des Heufelds geradewegs auf das<br />

Ziel loszusteuern und sich im Haberfeld vor den Leuten<br />

versteckt zu halten. Dies wurde sein Verhängnis. Der Entdecker<br />

erntete für seine „Heldentat" nun nicht viel Lob, denn<br />

die Dorfbewohner mochten den Gefangenen recht wohl<br />

leiden. Vetter Isidor und andere steckten dem Armen denn<br />

auch reichlich Lebensmittel zum Arrestfenster hinein. Nach<br />

kurzer Zeit wurde er abtransportiert und seitdem nicht mehr<br />

gesehen.<br />

Als ich im Hitlerkrieg mit meiner Sanitätseinheit in<br />

Guingamp in der Bretagne lag, hatte ich mehrfach Gelegenheit<br />

mit der als sehr religiös gerühmten Bevölkerung des<br />

Landes in Berührung zu kommen und sie schätzen zu lernen.<br />

Freilich machte ich auch kein Hehl aus der Abneigung gegen<br />

die Nazi. Beim Klerus sowohl, bei dem ich täglich Messe<br />

lesen konnte, wie auch bei den Leuten im Städtchen und<br />

der Umgegend, wohin ich öfter allein spazierte, habe ich nur<br />

beste Erfahrungen gemacht, was für mich wieder ein Beweis<br />

war für die Unsinnigkeit von Völkerhändeln und Kriegen.<br />

Aus dem Leben der Fürstäbtissin M^ria Franziska von Buchau, Herrin von Straßberg<br />

Die reichsritterliche Herrschaft Straßberg mit Kaiseringen<br />

und Frohnstetten gehörte bis zur Säkularisation im Anfang<br />

des 19. Jahrhunderts zum adeligen Damenstift Buchau am<br />

Federsee. Die Aebtissin dieses Stiftes hatte schon im Mittelalter<br />

die reichsfürstliche Würde. (1347 wird sie vom Kaiser<br />

„unsere liebe Fürstin" genannt.) Sie führte vor ihrem Familiennamen<br />

den Titel: „Erbfrau der Herrschaft Straßberg".<br />

Manche dieser Aebtissinnen haben in kriegerischen Zeiten<br />

und in den Jahren des Aufbaues nach den Kriegen Großes<br />

geleistet. Man denke an die Fürstin Katharina, geb. Gräfin<br />

von Spaur und Valor, die 1650 auf Schloß Straßberg starb.<br />

Als die Witwe des Georg Dietrich von Westerstetten, Barbara<br />

geb. von Stauffenberg, für ihre Familie das Lehen in<br />

Straßberg in Anspruch nahm, erschien die mutige Frau in<br />

der Herrschaft, ließ sich den Huldigungseid leisten und rettete<br />

durch diese mutige Tat die Rechte des Stiftes. Einem<br />

Gelübde von ihr verdankte die Schloßkirche ihr Entstehen.<br />

(Heute Ruine.) Unter ihrer Herrschaft sah Straßberg mitten<br />

im 30jährigen Krieg die Hochzeit der Nichte dieser Fürstin,<br />

Maria Isabellas von Spaur mit dem berühmten Reitergeneral<br />

Jan von Werth. (Siehe Hohenz. Kalender 1928 Seite 54.) Die<br />

Grafen von Fürstenberg und von Zollern waren Trauzeugen<br />

(21. Oktober 1637). Raub, Brand und Pest hatten in jenen<br />

Kriegs jähren so im Stift Buchau aufgeräumt, daß nach dem<br />

Tod dieser Fürstin nur noch eine Stiftsdame und ein Geistlicher<br />

vorhanden waren und man zur Neuwahl eine eigene<br />

Kommission von benachbarten Geistlichen ernennen mußte.<br />

Heute ist das Andenken an die einstigen Beherrscherinnen<br />

in Straßberg nahezu erloschen, obwohl sie gern im Sommer<br />

auf der schöngelegenen Burg und später im „neuen Schloß",<br />

dem heutigen Amtshaus, sich aufhielten. Immerhin erinnern<br />

an die alte Zeit noch einige Wappen: am Eingang in den<br />

Bauhof und an der Zunftlade das Wappen der Fürstäbtissin<br />

Maria Theresia von Montfort (1693—1742) und am Portal<br />

des Amtshauses das der Fürstäbtissin Maria Carolina von<br />

Königsegg-Rotenfels (1742—1774).<br />

Die in obiger Ueberschrift genannte Fürstin Maria Franziska<br />

regierte nur von 1692—1693. Sie war eine geborene<br />

Gräfin zu Zeil-Waldburg. Ueber ihr Leben gibt eine gedruckte<br />

Leichenrede einige interessante Angaben. Die Rede,<br />

die am 30. Tag nach dem Tod, anscheinend bei Enthüllung<br />

des Grabmals der Fürstin gehalten wurde, ist für die Pfarrei<br />

Straßberg auch deshalb bemerkenswert, weil der Redner Johann<br />

Heinrich Biermann, Ss. Th. Lic. und Kanonikus des<br />

Stifts Buchau später Pfarrer in Straßberg wurde und dort<br />

begraben ist (1716—1731). Das Titelblatt der Rede: Eclipsis<br />

solis Truchsaessiani, das ist Truchsässischer Sonnen Finsternuß<br />

oder: Schuldigste Leich- Lob- und Ehren-Red von dem<br />

... Christlichen Wandel und . . . seeligen Abieiben ... der<br />

Hochwürdigst. . . Reichsfürstin und Frawen .. deren Kayserl.<br />

Frey-weltlichen Stifter Buchaw und Essen Respective Fürstin,<br />

Äbtissin und Pröbstin Erbfrawen der Herrschaft Straßberg<br />

... 1693 den 15 December ... Typris Marchtaliensibus.<br />

Die „von Wort zu Wort" in der Stiftskirche Buchau vorgetragene<br />

Rede umfaßt 48 Druckseiten in Quart. Das Thema:<br />

Isaias 13, 10: Die Sonn ist verfinstert bey ihrem Aufgang. —<br />

(Man liebte in damaliger Zeit die Vergleiche von Sonnenauf-<br />

und Untergang.)<br />

Schon in ihrer Jugend kam die Grafentochter von Zeil an<br />

das adelige Frauenstift Essen, wo sie die „Oberdeutsche"<br />

genannt wurde. Die andern Stiftsdamen waren in Norddeutschland<br />

beheimatet. Immerhin hatte sie eine Tante im<br />

gleichen Stift. Bald wurde sie Präsidentin im Gräflichen<br />

Kapitel des Stiftes.<br />

Der Prediger rühmt die Frömmigkeit der Verstorbenen.<br />

„Laßt uns nur ein wenig näher hinzutreten<br />

und in Obacht nehmen, wie tief in dem Gemüt Ihrer Hochfürstlichen<br />

Gnaden die Frucht der Göttlichen Majestät eingepflanzt?<br />

Mit welcher Ergebenheit ihres Herzens und untertäniger<br />

Neigung ihrer Seele die gottesfürchtige Fürstin<br />

sich für eine Dienerin ihres Erschaffers erkannt? Wie sie<br />

sich gut in acht nahm, daß, wo sie so große Gelegenheit<br />

und Macht hatte, viel zu tun, sie gleichwohl nichts täte, was<br />

dem Göttlichen Willen mißfiele? Wie sie, wo jedermann ihr<br />

gehorchte, sich selbst in den Gehorsam des großen Gottes<br />

stellte .... Könnte ich hier zeigen und zur Prob auflegen die<br />

vielen von ihrer Hand geschriebenen kräftigen Schutzgebete<br />

und Betrachtungen; die vom täglichen Gebrauch ganz verblätterten<br />

und abgenutzten Bücher, Betschnur oder Rosenkranz;<br />

könnte ich die fürstlichen und gräflichen Zeugen vorbringen,<br />

denen die Fürstin gemäß ihrer bekannten Offenheit,<br />

vertraulich (doch ohne einige eitle Ehrsucht) kecklich<br />

sagen und beteuern konnte, daß in 43 Jahren von der<br />

Zeit an nämlich, da sie das große Brevier und die kleinen<br />

Tagzeiten der Unbefleckten Empfängnis gelernt zu beten, sie<br />

nie dieselben unterlassen habe.<br />

Bei Maria Franziska ist wahr, was sonst von dem unüberwindlichen<br />

Weltenmonarchen Carl V. hinterlassen ist: er<br />

habe öfter mit Gott als mit Menschen gesprochen. Ihre tägliche<br />

Gewohnheit war, bei dem kanonischen Offizium von<br />

Anfang bis zum Ende zu verharren. Ihre Freude war, täglich<br />

zwei, drei, vier und noch mehr Aemtern und Messen<br />

beizuwohnen. Ihre Lust und Begierde schien zu sein, die<br />

Predigten und das Wort Gottes anzuhören. Darum fuhr<br />

sie auch bei ihrer jährlichen Anwesenheit zu Köln am Rhein<br />

... alle Sonn- und Feiertage nicht allein frühmorgens in die<br />

hohe Domkirche, sondern auch den Tag durch bisweilen in<br />

die sechste und siebente Kirche. Wer aus Gott ist, der hört<br />

gerne Gottes Wort. Joan. 8, 47 (S. 13/15).<br />

Nun lege einer auf die Waage das in so vieler Jahren<br />

Zeit von J. fürstl. Gnaden bei der Dekane! sowohl als bei<br />

der Probsteilichen Verwaltung in immer notwendigen Geschäften,<br />

vielfältigen Reisen, bei mühsamer Regierung beständig<br />

verrichtetes Gebet, der alle Sonn- und Feiertage<br />

auch noch in letzter tätlicher Krankheit fortgesetzte Empfang<br />

des hochheiligen Sakramentes des Altars, die morgendliche<br />

tägliche Betrachtung, die schönen geistlichen Diskurse<br />

und Schutzgebete, das in allen Geschäften durch heldenmütige<br />

Uebung schier stündlich erhebte Herz und Gemüt zu<br />

Gott: lege dies, sage ich auf die Waage deiner Gedanken<br />

und sieh, ob ich nicht im Namen der toten Fürstin sagen<br />

könne mit dem Propheten David: Ich sah immer vor mir den<br />

Herrn (Ps. 15, 8)."<br />

Aus dieser Liebe zu Gctt entsprang, so fährt Canonicus<br />

Biermann weiter aus, eine große Liebe zu den Mitmenschen.<br />

Maria Franziska wollte alle zur Bekenntnis Gottes,<br />

zum alleinseligmachenden Glauben und zu christlichem Wandel<br />

führen. Bevor sie Dekanin im Kloster Essen wurde, sei<br />

in der Stadt eine furchtbare Gleichgültigkeit in religiösen<br />

Dingen gewesen. (Anm.: Essen a. d. Ruhr unterstand<br />

— vergl. Buchau — dem freiweltlichen Kaiserlichen Stift.<br />

Noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts hatte Essen aber nur<br />

3 000 Einwohner. Während der Reformation gab es im Fürstentum<br />

einige hundert Wiedertäufer, nach dem 30jährigen<br />

Krieg war der Wohlstand vernichtet. ... „Aber sobald die<br />

ober-teutsche Dechantin ankommen,... da seyend auß underschiedlichen<br />

Dorfschaften die irrende Lehrer, auß den<br />

Händen der Unterthanen die verführende Bücher, auß denen<br />

übelberichteten Gemüthern die Fehler und Irrthumb, auß<br />

den Kalt-Catholischen Hertzen die Faul- und Trägheit verschwunden."<br />

(S. 18.) Die Dechantin habe da mit ihrem Vermögensanteil<br />

„auß Schwabenland" so wenig gespart, wie mit<br />

der ansehnlichen Erbschaft einer Tante, die auch Stiftsfräulein<br />

war, oder mit dem Einkommen der Dechantei; all<br />

das sei ihr nichts gewesen gegen die Vermehrung der Ehre<br />

Gottes. Sie habe die Väter des Seraphischen Ordens<br />

unterstützt, besonders aber die Jesuiten, die nach dreimaliger<br />

Vertreibung zurückgerufen wurden. Maria Franziska<br />

habe zwei Jesuiten fünf Jahre hindurch Wohnung und Nahrung<br />

gestellt. Außerdem versah die Dekanin drei Priester<br />

schon vor 20 und mehr Jahren mit beständigem Einkommen,<br />

dotierte 2 Kaplaneien, war eine Beschützerin derer,<br />

die wegen ihres Glaubens zu leiden hatten. Die Bruderschaften<br />

des Hl. Rosenkranzes und des Scapu-


Jahrgang 1967 13<br />

1 i e r s richtete sie im Münster zu Essen auf ihre Kosten<br />

„mit annoch continuirendem Flor und Eyffer" auf,<br />

stiftete dort und in St. Ursula zu Köln Jahrtäge, 4 musikalische<br />

Aemter zur Himmelskönigin, zwei Christenlehrkurse,<br />

eine Predigt auf alle Sonntage des ganzen Jahres; endlich<br />

sorgte sie für die nötigen Professoren „zur Erlernung der<br />

freyen Künste". (Seit 1546 war die Stiftsschule ein sechsklassiges<br />

Gymnasium.)<br />

Als besondere Tugend rühmt man der Verstorbenen ihre<br />

Demut und Bescheidenheit nach. Jeder Untertan<br />

hatte das Recht zu ihr zu gehen und die Anliegen vorzubringen.<br />

Weltliche Ehren lehnte sie ab. 1680 trug die Erzherzogin<br />

Maria Anna in Düsseldorf, Herzogin der Pfalz und<br />

Neuburg ihr wiederholt die Charge einer obersten Hofmeisterin<br />

an. (In dem freiweltlichen Stift hatte nur die Aebtissin<br />

die ewigen Gelübte abzulegen. Ein kirchliches Hindernis<br />

bestand also nicht.) Maria Franziska blieb ihrem Stande<br />

treu. Da aber die Erzherzogin den Umgang der frommen<br />

Chorfrau suchte, wurde Maria Franziska jährlich auf etliche<br />

Wochen in die Residenz nach Düsseldorf „mit Chur-Pfälzischen<br />

Gutschen abgeholt."<br />

1682 wünschten der Kurfürst Maximilian Heinrich von<br />

Köln und Cardinal von Fürstenberg die Wahl der damaligen<br />

Kapitularin zur Aebtissin der gräflichen Abtei St.<br />

Ursula in Köln. Maria Franziska vereitelte durch fluchtartige<br />

Abreise ihre Wahl. 1688 und 1691 schlug sie ebenfalls<br />

die Candidatur zur Fürstäbtissin zu Essen aus.<br />

Dagegen nahm sie, 62 Jahre alt, „auf einhellige Wahl der<br />

gesamten Capitularen die mühwaltige Regierung des Stiftes<br />

Buchau an. Nur ein Jahr sollte diese dauern. Aber<br />

in diesem Jahr habe sie außerordentlich viel geleistet. Vier<br />

teure Prozesse wurden zum Nutzen des Stiftes, von denen<br />

einer über 100 Jahre gedauert und 40 000 Gulden gekostet<br />

hatte, eine Schuld von etlichen tausend Gulden, die im<br />

Anfang des Jahrhunderts auf die Herrschaft Straßberg<br />

gemacht wurde, konnte gelöscht werden, versetzte Lehengüter<br />

wurden ausgelöst, neue Güter gekauft, unterschiedliche<br />

Differenzen mit Nachbarstaaten wurden aufgehoben.<br />

Besonders aber eines muß noch erwähnt werden. „Ihr, dieses<br />

Stifts liebe Untertanen, ihr, der Herrschaft Straßberg Untergebenen<br />

wißt es. Ach, wie manchmal hat es euern teuren<br />

Schweiß und Blut gekostet, bei diesen höchst bedrängten<br />

Kriegszeiten... bei den kostbaren Sommer- und schädlichen<br />

Winterpflanzungen. Es war viele Jahre inständig von vielen<br />

in der Reichsmatrikel zu hoch angeschlagenen Ständen um<br />

Verminderung angehalten worden, von Seiten Buchaus schon<br />

immerfort die Unmöglichkeit des unbilligen schweren Kontingents<br />

gefordert worden. Aber es half nichts. Endlich bei<br />

glücklicher Regierung Maria Franziskas, durch Nachdruck<br />

Ihr. Hochgräfl. Exzellenz, Herrn Sebastian Wunibald, Grafen<br />

zu Zeil-Wurzach, Vizepräsident und Kaiserl. Gesandter auf<br />

dem löblichen schwäbischen Kreis zu Ulm, hast du bedrängtes<br />

Stift vor allen anderen auch vielfach anhaltenden Ständen<br />

erhalten die sogenannten Moderation, da schier 2 /s<br />

deines Ordinarii Contingents auf alle verfallende Kriegsund<br />

Friedensforderungen nachgesehen wurden." (Mit Kontingent<br />

ist der Beitrag zum Unterhalt des Heeres gemeint,<br />

der durch die Reichsmatrikel auf die einzelnen Staaten umgelegt<br />

wurde. Seit dem 30jährigen Krieg wurden die geistlichen<br />

Fürstentümer besonders schwer zu diesen Lasten<br />

herangezogen. Auch nach obiger Moderation, d. i. Ermäßigung,<br />

waren diese Lasten so groß, daß das Stift fast beständig<br />

in Geldnöten war.)<br />

Eine schwere, neunwöchige Krankheit riß die Fürstin aus<br />

ihrer Arbeit. Weder die Gebete der Stiftsdamen, noch die<br />

Kunst der Aerzte konnte die Gesundheit wiederbringen.<br />

In der rechten Hand das Kruzifix, in der linken das zu<br />

Maria-Einsiedeln geweihte Wachslicht (Sterbekerze) sprach<br />

sie kurz vor dem Tod noch die Worte: „Jesus, Maria. O<br />

Jesu! Dir leb ich. O Jesu! Dir sterb ich. Jesu! Durch Dein<br />

bitteres Leyden und Sterben, laß meine arme Seele nit verderben.<br />

Jesu, in Deine Hände befihle ich meinen Geist!"<br />

Ein von ihr „geistreich concipiertes und in täglicher Uebung<br />

practiciertes Betrachtungsbüchlein, „Geistliches Senfkörnlein"<br />

genannt, kam einst einem Prinzen zu Gesicht, der<br />

das Büchlein im Jahre 1688 drucken ließ zu Köln bei Sebastian<br />

Ketterer, Buchhändler vor St. Paul im Rosenkranz.<br />

Soweit die Leichenrede.<br />

Die Vaganten-Familien von Benzingen<br />

Soziales Elend auf der Alb vor 125 Jahren bei denen, die<br />

weder Bauern noch Handwerker, sondern Tagelöhner waren;<br />

Arbeitslosigkeit besonders bei der ledigen weiblichen Bevölkrung;<br />

Machtlosigkeit der Behörden, hier tatkräftig zu<br />

helfen; patriarchalische Bevormundung der Untertanen und<br />

der Gemeinden durch den Staat; schließlich ein lebendiges<br />

briefliches Bild vom Leben und Vorwärtskommen vieler<br />

Schwaben in Ober-Ungarn: Das sind die Einblicke, die uns<br />

ein Aktenstück des ehemaligen Oberamts Gammertingen<br />

betreffend „die Auswanderung der Vaganten zu Benzingen",<br />

1837/1841, vermittelt 1 ).<br />

In Benzingen lebten auf engstem Raum zusammen vier<br />

Familien ohne Besitz und ohne Mittel, die der Gemeinde<br />

zugewiesen waren, weil sie dort <strong>Heimat</strong>recht hatten. Es<br />

waren dies:<br />

I. Familie des t Long in Koch von Benzingen und<br />

der f Ursula Eisenhut von Bischofszell/Schweiz, bestehend<br />

aus den verwaisten unverheirateten Kindern: 1) Marianne<br />

(* 26. 10. 1809 Otterswang) mit 2 unehelichen Kindern a) Willibald<br />

(* 22. 6. 35 Osrtrach) und b) Annemarie (* 29. 6. 38 Benzingen),<br />

2) Engelberta (* 7. 11. 1812 Frohnstetten) mit ihrem<br />

unehelichen Roman Friedrich (* 27. 2. 35 Benzingen), 3) Joseph<br />

(25. 5. 15 Wuppenau/Schweiz), 4) Monica (29. 4. 19 Ruhstetten)<br />

und ihre Zwillingsschwester 5) Elisabeth, 6) Matthäus<br />

(* 8. 5. 23 Feldhausen), 7) Juliana (* 13. 2. 26 Benzingen),<br />

= 10 Personen;<br />

II. Familie Johann Kleinmann (* 21. 2. 1776<br />

Benzingen) - Maria NN. v. Veringendorf. Kinder: 1) Theresia<br />

(* 8. 10. 1800 Heudorf/Baden) mit unehelichen a) Paulina<br />

(* 28. 6. 23 Thalheim), und b) Ursula (* 19. 10. 28 Benzingen),<br />

2) Marianna (* 17. 4. 04 Heudorf) mit unehelichem Theodor<br />

(* 9. 1. 33 Benzingen), 3) Barbara (* 4. 12. 05 Tigerfeld), 4)<br />

Conrad (* 08 Nesselwang/Bad.), 5) Franziska (* 25. 11. 11.<br />

Rast/Bad.), 6) Josepha (* 17. 3. 13 Laiz) mit 3 unehelichen<br />

Kindern (a. Josef * 25. 4. 34, b. Karolina * 17. 5. 36, c. Jo-<br />

und ihre versuchte Auswanderung nach Ungarn<br />

Bis zum Jahre 1716 amtete Kanonikus Biermann noch im<br />

Stift Buchau. Dann zog er nach Straßberg, wo er 1731 starb.<br />

Sein Grabstein, einst innerhalb der Kirche, weil die heutige<br />

Nordwand damals noch die Südwand der alten Kirche bildete,<br />

oder später erst in die Mauer eingelassen, ist heute<br />

morsch; ein Ornament um das andere fällt ab. Auch die<br />

Inschrift ist nicht mehr ganz leserlich. Um so mehr freute<br />

ich mich, ein gedrucktes Andenken an ihn zu finden, ein<br />

Kind seines Geistes, eben diese Predigt auf den Tod der<br />

Fürstäbtissin Maria Franziska von Buchau. Nik. M a i e r.<br />

hann (* 19. 8. 38, alle Benzingen), 7) Jacob (* 18. 17. Ringenbach,<br />

8) Justina (* 26. 9. 19 Kreenheinstetten/Bad (= 16<br />

Köpfe).<br />

III. Familie Gottfried Kraft (* 20. 12. 1781<br />

Schmidheim/Württ.) - Agathe Koch von Hausen a. d. Donau-<br />

Württ. mit 1) Pius (* 5. 5. 1802 Langenenslingen), 2) Simon<br />

(* 30. 9. 03 Benzingen), 3) Johann Nepomuk (* 22. 5. 06 Benzingen),<br />

4) Anna (* 2. 5. 10 Benzingen), 5) Magdalena (* 20.<br />

7. 12 Benzingen), 6) Josef (* 10. 4. 14 Benzingen) = 8 Köpfe.<br />

IV. Familie der ledigen Maria Anna Saible, * vor<br />

etwa 40 Jahren in Hölzle bei Meßkirch, mit ihren zwei illegitimen<br />

Kindern a) Catharina Nierengart, auch „Legat" genannt<br />

(* 11. 9. 14 Riedetsweiler), b) Matthäus, genannt Scheck<br />

(* 20. 9. 16 Engelswies) (= 3 Köpfe). Zusammen (Stand<br />

1839) 37 Personen.<br />

Diese Vagantenfamilien versucht die Gemeinde loszuwerden.<br />

Es geht das Gerücht, sie wollten nach Ungarn auswandern.<br />

(Das veranlaßt allerdings auch eine von Conrad<br />

Kleinmann (s. oben II, 4) geschwängerte Marianne Teufel,<br />

sich über das Oberamt Strasberg an sein Amt mit der Bitte<br />

zu wenden, vor seiner Abreise nach Ungarn ihre Alimentenforderung<br />

sicherzustellen.) Das Oberamt Gammertingen teilt<br />

der fürstl. Regierung in Sigmarigen mit, die Gemeinde sei<br />

bereit, „alle Kosten aufzuwenden, um das Vorhaben der Auswanderung<br />

zu bewerkstelligen", und fragt, ob man der Gemeinde<br />

bewilligen könne, „die erforderlichen Mittel" aufzuwenden,<br />

und ob man auf diplomatischem Wege die Auswanderung<br />

einleiten solle (23. 5. 1837). Damit gerät die Angelegenheit<br />

in die Mühlen der Bürokratie und insbesondere<br />

der Diplomatie; die mahlen bekanntlich langsam (und nicht<br />

einmal sicher).<br />

Die Regierung wendet sich an die landesfürstliche Geheime<br />

Konferenz und diese an den Geschäftsträger in W;en, ob Ansiedler-<br />

auf Krongüter (Weshalb diese Beschränkung?) noch<br />

angenommen würden. Er berichtet, daß die Entscheidung nur


14 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

bei der Ungarischen Statthalterei und erfahrungsgemäß nicht<br />

vor einem halben Jahr zu erhalten sei (15. 6. 37). (Sie kam<br />

in diesem Falle niemals). Die Regierung fordert Sicherheit<br />

gegen eine Rückkehr der Auswanderer. Sehr vorsichtig stellt<br />

sie in Aussicht, man werde, „wenn die Kosten nicht unverhältsnismäßig<br />

hoch seien, der Gemeinde die Verwendung der<br />

notwendigen Mittel wohl gestatten können" (31. 5. 37).<br />

Die amtliche Förderung der Emigration kam nicht vom<br />

Fleck; alle Erinnerungen bleiben fruchtlos, so auch die des<br />

Gesandten in Wien auf seine Anfrage bei der Statthalterei<br />

in Ungarn. Einige Angehörige der Vagantenfamilien (Pius<br />

und Simon Kraft, Conrad Kleinmann) reisen 1838 mit Paß,<br />

aber ohne Entlassung, nach Ungarn und versuchen dort Fuß<br />

zu fassen in Preßburg, wo offenbar bereits Bekannte wohnen,<br />

wie sich aus dem unten mitgeteilten Brief ergibt.<br />

Pfarramt und Gemeinderat schicken unterdessen am 15. 1.<br />

1839 über das Oberamt ein bewegliches Schreiben an die<br />

Regierung, das wegen seiner Milieuschilderung hier auszugsweise<br />

mitgeteilt sei:<br />

„Man erwarte sehnlichst die Auswanderung der hiesigen<br />

Vagantenfamilien nach Ungarn, doch scheine die Aufnahme<br />

dort mit Schwierigkeiten verbunden! Es wäre also an der<br />

Zeit, für anderweitige Unterbringung der Vagantenkinder zu<br />

sorgen und Verpflegungs- und Erziehungsverträge abzuschließen.<br />

Allein Pfarramt und Gemeinde können sich nicht<br />

von der traurigen Voraussicht abbringen, daß hiesige Gemeinde<br />

vcn der immer drückenderen Last des in ihrer Mitte<br />

stationierten Vaganten-Gesindels mittels bloß vorübergehender<br />

Trennung der noch unerwachsenen Kinder nichts<br />

weniger als für die Dauer werde befreit werden.<br />

Wenn man bedenkt, daß die aus vier Familien bestehende<br />

Vagantenkolonie nicht weniger als 13 mannbare Mädchen<br />

zählt, unter denen 8 schon jedes 1, 2 oder 3 Kinder geboren<br />

hat und ohne Zweifel auch die noch übrigen 5 kinderlosen<br />

nach und nach ihre Beiträge liefern werden; wie kann wohl<br />

bei solcher Aussicht eine Entledigung für die Dauer erwartet<br />

werden?<br />

Bekanntlich ist die ehemalige Kapelle, die diesen Leuten<br />

als Wohnung eingeräumt wurde, für so viele Individuen dieser<br />

Kolonie viel zu beengt, als daß nicht der Geschlechtstrieb,<br />

abgesehen von auswärtigen Anlässen auf ihren häufigen<br />

Wanderungen, durch das unvermeidliche Zusammenwohnen<br />

mit Gewalt aufgeregt werden müßte. Der Pfarrer<br />

hatte schon öfter bei Krankenbesuchen die betrübende Gelegenheit,<br />

sehen zu müssen, wie aus Mangel an Raum die<br />

Betten sogar übereinandergeschichtet stehen, und groß gewachsene<br />

Burschen und Dirnen, unmündige Knaben und<br />

Mädchen, alle neben-, unter- und übereinander in der nämlichen<br />

Stube zusammengedrängt lagen! Mögen nun auch die<br />

unglücklichen Kinder vorübergehend von ihren Eltern (unwürdigen<br />

Namens) entfernt werden, so werden sie doch nach<br />

erstandener Lehrzeit wieder zurückkehren. Auch bleibt sehr<br />

in Zweifel, ob die eingefleischte Vagantennatur der in dieser<br />

mephytischen Cloake geborenen Kinder derart werde umgewandelt<br />

werden können, daß ihnen nie mehr die Lust ankommen<br />

dürfte, zu den Ihrigen zurückzukehren. Naturam<br />

expellas furca, tarnen usque recurret!<br />

So hat man vor mehreren Jahren den Matthäus S c h e c k 2 ),<br />

unehelichen Sohn der Maria Saible, einem Müller in die<br />

Lehre gegeben. Allein nirgends tut er als Geselle auf die<br />

Dauer gut, kommt alle Augenblicke zurück, und wurde seitdem<br />

als 20jähriger Bursche der Vater des dritten unehelichen<br />

Kinds der 30jährigen Anna Koch 3 ). Ebenso wurde der<br />

Knabe Matthäus Koch und dessen Schwester Elisabeth<br />

4 ) bei ehrbaren Familien untergebracht; allein nach<br />

kurzer Zeit entliefen sie wieder und nach wiederholten Aufnahmen<br />

zum 2. Mal.<br />

Es liegt also die Voraussicht nahe, daß das vorübergehende<br />

Unterbringen dieser Kinder nur ein Palliativum und einseitige<br />

Abhilfe gewähren würde, weil immerhin zur Rückkehr<br />

der auswärts Unbrauchbaren, Erkrankten, Unzufriedenen<br />

pp. eine Tür offen bliebe und auch dahier offenbleiben<br />

müßte.<br />

Nach allseitiger und reiflicher Erwägung der Sachlage<br />

können daher Unterzeichnete einzig in der Voraussetzung<br />

sämtlicher Vagantenfamilien von hier auf ganz fremden<br />

Boden weit entfernter Gegenden eine radikale Entledigung<br />

erblicken. Die Gemeinde dahier ist mit größter Bereitwilligkeit<br />

entschlossen, um jeden Preis diesen Zweck zu erreichen,<br />

und um so mehr, als die betreffenden Familien<br />

selbst mit aller Ungeduld auf ihre baldmöglichste Auswanderung<br />

drängen."<br />

Das Oberamt möge daher „bei der Landesregierung in<br />

Antrag bringen, von der Versetzung einzelner Vagantenkinder<br />

abzugehen, dagegen stützende Hand zu gewähren,<br />

sämtliche Vaganten mittels Auswanderung in weit entfernte<br />

Gegenden zu entfernen." Benzingen sei noch 1835 eine<br />

Familie nach Polen losgeworden, deren ökonomischer Verfall<br />

große Belästigung zu bringen drohte; könnte nicht hier<br />

ebenso eine Auswanderung' nach Polen bewirkt werden, wo<br />

die Aufnahme weniger schwieriger sei als in Ungarn? „Da<br />

diese Familien wegen gänzlicher Mittellosigkeit sich in keinem<br />

fremden Land mittels Ankauf häuslich niederlassen<br />

könnten, so bleibt kein anderer Ausweg übrig, als daß die<br />

Gemeinde einen Teil der erforderlichen Ankaufssumme auf<br />

sich übernehme, was sie auch bereitwillig tun wird." Man<br />

möge aber auch die Landeskasse, den Landesspitalfond und<br />

den Armenfond des Oberamts zur Beteiligung an den Auswanderungskosten<br />

bewegen, denn „sie würden bei Verbleiben<br />

dieser Familien und ihrer immer zahlreicher werdenden<br />

Nachkommen in Anspruch genommen werden", während sie<br />

„bei Auswanderung für ewige Zeiten von ferneren Beiträgen<br />

befreit werden."<br />

Hierauf bemerkt die Landesregierung (27. 2. 39), sie könne<br />

sich nicht unmittelbar für die Auswanderung verwenden,<br />

würde aber eine solche gegebenenfalls nach Möglichkeit unterstützen.<br />

Die Auswanderung nur einzelner Personen aus<br />

diesen Familien dürfe indessen nicht mit so großen Kosten<br />

erkauft werden, wie sie im Fälle Simon Kraft und Gen.<br />

erforderlich wären. - Bezüglich der zur Erziehung zu gebenden<br />

Kinder sei inzwischen zu verfahren wie bei anderen<br />

dieser Kategorie. •— Aus der Eingabe des Pfarramts und<br />

Ortsgerichts gehe übrigens hervor, daß für die Wohnung<br />

dieser Leute nicht gehörig gesorgt ist, und daß dadurch ihr<br />

moralisches Verderben noch mehr befördert wird. Das Oberamt<br />

wird „nachdrücklichst angewiesen, diesem Gegenstand<br />

seine besondere Aufmerksamkeit zu widmen und die Gemeinde<br />

streng anzuhalten, daß den Zugewiesenen solche<br />

Wohnungen verschafft werden, welche dem lebhaft ausgesprochenen<br />

Tadel des Pfarramts und Gemeinderats nicht<br />

unterliegen und die aus Rücksicht der Moralität nötige Absonderung<br />

gestatten." Bis 1. September erwarte man Erfolgsbericht.<br />

Das Oberamt gab zwar die Rüge an die Gemeinde weiter,<br />

aber diese veranlaßte in Erwartung baldiger Auswanderung<br />

wohnungsmäßig nichts, konnte es auch wohl kaum, da ihr<br />

alle Handhaben fehlten, etwa Zwangseinquartierungen anzuordnen.<br />

So unbegründet war die Hoffnung der Gemeinde auf<br />

Auswanderung nicht. Denn inzwischen waren Pius und Simon<br />

Kraft sowie Conrad Kleinmann und Marianne Saiblin<br />

nach Preßburg gereist und hatten versucht, dort für ihre<br />

Familien Wohnungen zu beschaffen: Ohne jegliche Mittel<br />

schlossen sie dort einen vor dem Gericht der Schloßhauptmannsherrschaft<br />

unterm 13. 7. 1838 verlautbarten Kaufvertrag<br />

über ein Haus, das ihnen Engelbert Hauser und dessen<br />

Ehefrau Apollonia um 4600 fl W W 5 ) verkaufte; davon sollten<br />

200 fl alsbald bar gezahlt werden, der Rest bei Uebergabe<br />

Michaeli d. J.; bis dahin sollte der Verkäufer sein Quartier<br />

räumen. Als Reugeld für Nichterfüllung war für beide Seiten<br />

200 fl vorgesehen. Die Käufer erwarteten, die Gemeinde<br />

Benzingen werde den Kaufschilling übernehmen entsprechend<br />

der Weisung der Landesregierung. Das will sie aber<br />

nur, wenn alle (damals) 35 Köpfe der 4 Familien durch diesen<br />

Kauf die Ansicdlung und das Bürgerrecht in Ungarn erreichen;<br />

nach Auskunft des Fiscalatamts der Schloßhauptmannschaft<br />

Preßburg sei das aber nicht möglich. (Bericht OA.<br />

vom 20. 1. 39.) Pässe nach Ungarn beantragen nun Therese<br />

Kleinmann für sich und ihre 2 Kinder und für ihre minderjährigen<br />

Geschwister Jacob und Justine 6 ), Monika Koch 7 )<br />

und Simon Kraft 8 ), d. s. 7 Personen (21. 2. 39). Jacob Kleinmann<br />

war bereits militäruntauglich geschrieben; der Schwester<br />

Justine bescheinigt der Pfarrer, daß sie wegen häufiger<br />

Abwesenheit die Schule und Christenlehre nur unregelmäßig<br />

besucht habe, daß aber über ihren sittlichen Zustand bisher<br />

nichts auffallendes bekannt sei. Es lasse sich aber bei Fortbestand<br />

der bisherigen Verhältnisse nichts erfreuliches erwarten.<br />

Die gleiche Bemerkung macht er zu Monika Koch.<br />

Den beiden Mädchen der Therese Kleinmann 9 ) bescheinigt<br />

er, daß sie fleißig und klaglos die Schule besuchten. Er bittet,<br />

„daß allen Individuen die Abreise in weit entfernte Gegenden<br />

gestattet werde."<br />

Die Regierung (27. 2. 39) ordnet Ausfertigung eines anderen<br />

Sammelpasses an, da Ursula Kleinmann nicht mit der Mutter<br />

fortreisen dürfe, sondern zum Schulbesuch angehalten werden<br />

müsse. Obwohl die Mutter Therese Kleinmann erklärt,<br />

sie reise nicht ohne ihre Tochter und werde die Auswanderung<br />

unterlassen, wenn ihre Tochter nicht mitdürfe, lehnt<br />

die Regierung (3. 5. 39) den Paß für Ursula Kleinmann ab,<br />

„da es sich nicht um eine Auswanderung nach vorheriger<br />

Aufnahme in einem fremden Staat handelt, sondern um eine<br />

Reise, deren Erfolg noch sehr zweifelhaft sei."<br />

Im übrigen stellt man bei dieser Gelegenheit fest, daß<br />

gegen niemand dieser Familien etwa eine Strafe wegen


Jahrgang 1967<br />

Vagierens- verhängt Wörden sei; die „Conduite" sei also in<br />

Ordnung.<br />

Das- war wieder wichtig für die Aufnahme in Ungarn. Das<br />

Amt der Schloßhauptmannschaft in Preßburg hatte unterm<br />

18. 2. 39 und später nochmals unterm 4. 9. 39 die Ordnungsmäßigkeit<br />

des Kaufvertrags vom 13. 7. 38 bestätigt und hinzugefügt,<br />

Ausländer könnten rechtsmäßig nur Grundbesitz<br />

kaufen und sich seßhaft machen, wenn sie aus ihrer <strong>Heimat</strong><br />

entlassen sind. Nur unter dieser Bedingung sei die Kaufgenehmigung<br />

und die damit verknüpfte Aufnahme erteilt<br />

worden, wie sich dieser Vorbehalt auch aus der Aufnahmeurkunde<br />

vom 18. 2. 39 ergebe, die diesbezüglich nur vorläufigen<br />

Charakter habe. Mehr als diese bedingte Genehmigung<br />

zu erteilen sei die Grundherrschaft nicht befugt. Die<br />

Aufnahme erstrecke sich im übrigen nicht nur auf die Käufer,<br />

sondern auch auf deren Angehörigen, wenn solche eine<br />

gute Conduite haben.<br />

Danach hätten die Käufer die Familien Kleinmann, Kraft<br />

und Saible im Falle der Zahlung des Kaufpreises mitunterbringen<br />

können, soweit sie als Angehörige galten; bei den<br />

verwaisten Geschwistern wird man das ohne weiteres annehmen<br />

dürfen; die volljährigen Geschwister hätten aber<br />

ihre Entlassung beantragen müssen; Familie Koch wäre nicht<br />

miterfaßt gewesen. Außerdem befürchtete das Oberamt vielleicht<br />

auch, die Angehörigen könnten nur als Beisassen aufgenommen<br />

werden, nicht als Bürger. Dann hätten sie wieder<br />

nach Benzingen abgeschoben werden können.<br />

Inzwischen wurde in Preßburg der Verkäufer unruhig, als<br />

keine Anzahlung erfolgte, und ließ durch seinen Bruder Alois<br />

H a u s e r an das Oberamt Gammertingen schreiben. Der Brief<br />

verdeutlicht, wie dem Schreiber nicht ein entpersönlichtes<br />

Amt vor Augen stand, sondern eine bestimmte und bekannte<br />

Person, und schildert so anschaulich die damaligen Verhältnisse<br />

in Preßburg, daß ich ihn wörtlich bringe 10 ):<br />

„An den Hochwohlgeborenen und Hochverehrten Herr Herr<br />

Oberamtmann im Fürstenthum Sigmaringen Hohenzoller in<br />

Gammertingen — über Win, München, Ulm —<br />

(Erhalten 26. Juni 1839<br />

Hebele) Prestburg den 16ten Juni<br />

Hochwohlgeborener Hochverehster Herr Oberamtmann!<br />

Ich nehme die Freiheit an Sie zu schreiben wie es bei<br />

uns in Preßburg geht. Indem es jetzt Landtag ist geht<br />

es sehr lebhaft zu, den lten Juni sind die Landtagsherren,<br />

Fürsten und Grafen, auch die Edelleite von ganz Ungarn<br />

hier angekommen. Und der Kaiser am 5ten Juni. Es siend<br />

3 Regamenter Infanderie und Gawallerie aufgezogen und<br />

die Bürger der Stadt sind in der Uhneform ausgerückt, und<br />

101 Kanonenschuß hat man los gefeirt; die ganze Nacht<br />

ist die Stadt beleitet gewesen. Und die schöne Triejumfbögen<br />

die erlaubt worden sind, ist merkwirdig zum an<br />

schauen; das Jubeln und Viefat rufen, es lebe der Kaiser,<br />

von dem Bublikum wahr unbeschreilich.<br />

Der Verdienst ist sehr gut, und zu leben sehr wolfeil.<br />

Frucht und Wein wachts im Ueberfluß, aber Obst giebt es<br />

keines, die Würmer haben die Blüh und das Laub alles<br />

abgefressen. Was mich anbelangt bin ich immer gesund<br />

und es geht mir sehr gut.<br />

Ich hab erst vor ein paar Wochen wieder ein Haus gekauft<br />

um 700 Gulden WW 5 ), es sind 4 Zimmer darin, die<br />

tragen in einem Jahr 120 Hauszins, nebst dem anderen<br />

Haus mit 8 Zimmer, und der Wirtschaft, wo ich auch 400 fl<br />

Zins einnehme und von der Wirtschaft mich ernehren<br />

kann, ich brauche mich nicht so zu Plagen wie in Neifra 11 ).<br />

Auch den anderen, die ihn Oberusser angekauft haben,<br />

geht es gut und haben Arbeit genug. Der Christian<br />

Lebhertz, dem Glementz Lebhertz sein Sohn, befindet<br />

sich auch recht gut, nur möchte er Sie bitten, Schrengster<br />

Herr Oberamtmann, daß das Hochlöbliche Oberamt ihm<br />

sein Geld schicken möchte. Indem er schon 2 Jahr verheiradtet<br />

ist, wo er eine gute Bartie getroffen hat, er hat<br />

ein Haus verheiradet und ist als Untertan der Stadt angenommen,<br />

wie er die Aufnahme hinausgeschickt hat. Als<br />

Bürger kann er niemals angenommen werden, weil er<br />

keine Profession kann. Wenn er Bürger werden wollte,<br />

so müßte er wenigstens 6 000 fl besitzen, und ein jeder<br />

kann ja in einer so großen Stadt nicht Bürger werden.<br />

Und das Hochlöbliches Oberamt darf nicht zweifeln daran.<br />

Er hat keinen Taufschein gebraucht, sonder(n) mann (hat)<br />

ihn auf seinem Vater Schriften heiradten lassen, welches<br />

ich bezeige und für ihn gut stehen kann. Seine Frau glaubt<br />

immer, er bekomme nichts mehr von seinem Vater, das er<br />

sie nur vor einen Narren gehalten hat, weil er so lang<br />

nichts von Haus erhalten thut. Deswegen hat er mich ersucht,<br />

das ich es schreiben sollen und hat er eine sehr<br />

gute Aufführung und ist in einer Buchdruckerei als Hausmeister<br />

angestellt, und verdient Mohnatlich 30 fl und man<br />

HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 15<br />

hat ihn recht gern. Und die Benzinger sind alle aufgenommen,<br />

nur das Hochlöbliche Oberamt wird ersucht,<br />

das es die alte Aufnahme zurückschücken und nebstbei ein<br />

Schreiben wie die Aufnahme ausgeferdigt werden und so<br />

lange die Aufnahme nicht zurückgeschückt wird, so wird<br />

keine mehr geschrieben. So möchte ich Sie bitten, schrengster<br />

Herr Oberamtmann, das(s) Sie von der Güte sein<br />

möchten, und die Aufnahme wiederum zurückt senden,<br />

das die Sache einmahl auseinander gemacht wird, denn es<br />

ist schon mit einem großen Unkosten verbunden. Das Haus<br />

das diese schon im Jahr 1838 auf das Vermögenszeignis>,<br />

wo das Hochlöbliches Oberamt ausgestellt hat und die<br />

Schlossgrundische Herrschaft die Erlaubnis gegeben hat,<br />

das sie ankaufen können. Da haben diese meinem<br />

Bruder sein Haus abgekauft mit 16 Zimmer, die<br />

tragen jährlich 600 fl WW und ein Qulbel wo sie mit<br />

allem handeln können, wo schich eine ganze Vammilie auf<br />

dem Qulbel erhalten kann, um 1600 fl WW, wo schon jetz<br />

die ganze 5 Zimmer dann lehr stehen, der schaden gerechnet<br />

um 200 fl WW und haben diese noch ein Haus<br />

angekauft in Oberusser um 1000 fl WW wo eim schöner<br />

Obstgarten und ein Greitelgarten und das(s) man vor<br />

2 Kühe das ganze Jahr Futter machen kann, und Aeckern<br />

können sie genug kaufen, um ein wolfeiles Geld, wo sie<br />

sich gut fortbringen können, besonderlich mit Ihrem Professionen<br />

die sind recht angenehm und können sich Geld<br />

genug verdienen. Der Pius Kraft, Zimmermann, könnte<br />

sich gut verheiradten auf ein Haus, wenn er nur den Taufschein<br />

hätte, oder das(s) seine Eltern kommen möchten;<br />

er ist schon das ganze Jahr bei einem Zimmermeister in<br />

der Arbeit, und verdient sich viel, und der K o n r a d<br />

K 1 e i n m a n n desgleichen; der Siemon Kraft und<br />

die anderen haben die Häuser schon angetreten und betreiben<br />

die Sachen schon. Denn aufgenommen sind sie<br />

schon, und bei der Herrschaft haben sie die Aufnahme<br />

schon bezahlt und als Bürger und als Unterthanen angenommen.<br />

Geld haben sie aufgenommen, und mein Bruder<br />

ist dafür gutgestanden, das sie die Uhnkosten bezahlen<br />

haben können, die in dieser ganzen Zeit gemacht worden<br />

sind auf die Aufnahme. So bitte ich Sie, strengster Herr<br />

Oberamtmann, sind Sie von der Güte und übersenden<br />

Sie die Aufnahme, das(s) die Leite einmahl in die Ordnung<br />

kommen, dann seit in 7 Tagen ist die neue Aufnahme<br />

draußen, und wie Sie es verlangen wenn das Hochlöbliches<br />

Oberamt hereinschreiben tut, die Briefat Antworten nemt<br />

der Herrschaftliche Kiesgall nicht an. Nebenbei hat er<br />

ihnen zur Antwort gegeben, wo der Vamiliens-Vater aufgenommen<br />

ist, ist auch die ganze Vamilie angenommen,<br />

denn zurückgeschückt wird keines meh(r), wenn nur viele<br />

hereinkommen möchten. Denn Ungarn ist ein freies Land<br />

und wird jeder angenommen, wenn nur einer seine gute<br />

Schneiten hat, wo ich dafür gut stehen kann. Sollten die<br />

garnicht auswandern können, so belaufen sich die Unkosten<br />

schon auf 188 fl WW, wo bezahlt werden müssen,<br />

wenn sie nicht kommen. Kommen sie aber, so ist das<br />

Trankgeld schon bezahlt. Und so bitte ich Sie, strengster<br />

An das<br />

Postamt<br />

in


IG<br />

Herr Oberamtmann, sind Sie von der Güte und betreiben<br />

Sie es, das es einmahl zu ende geht. Wir alle müssen alle<br />

darunter leiden, weil alle unter einer Herrschaft stehen.<br />

Der Lorenz Holsche von Benzingen hat auch<br />

ein Haus angekauft und wird mit nächstem auch eine<br />

Aufnahme hinauf schücken. In der Hoffnung, das(s) Sie<br />

mir strengster Herr Oberamtmann einige baldige Antwort<br />

schreiben werden. Ich grüsse Sie vielmahl Ihner ergebenst<br />

Diener Allowies Hauser Wirt und Bürger<br />

auf dem Schlossgrund No. 225.<br />

einen gruss an meine Johannes Herrn s, Bäckermeister<br />

und Johan Buch, Weber.<br />

Bezeigt Lorenz Hölsche.<br />

Die Benzinger haben also zwei Häuser in Preßburg gekauft,<br />

für die sie die Mittel offenbar von der Gemeinde<br />

erwarten.<br />

Die Regierung in Sigmaringen hatte zwar am 25. 9. 39<br />

angeordnet, die erbetenen Entlassungen zu erteilen, eine<br />

geldliche Unterstützung jedoch bereits am 3. 5. 39 abgelehnt,<br />

also auch der Gemeinde untersagt, weil „eine obrigkeitliche<br />

Zusicherung über die Aufnahme in Ungarn nicht vorliegt<br />

und die Gemeinde damit nicht vor einer Rückkehr geschützt<br />

ist."<br />

Das Oberamt fragt (25. 5. 39) trotzdem beim Amt der<br />

Schloßhauptmannschaft Preßburg nochmals an, ob alle 37<br />

Personen, über die es eine Liste beifügt 12 ), dorthin übernommen<br />

werden und welche Mittel dafür erforderlich seien.<br />

Angesichts des vorliegenden Kaufvertrags und der Erklärungen<br />

des Schlossgrundamts vom 18. 2. 39 befremdlich! Und<br />

verständlich, wenn dieses erst nach 3 Monaten die ihm unverständlichen<br />

Fragen beantwortet und dabei auf die früheren<br />

Ausführungen vom 18. 2. 39 verweist. Abermals betont<br />

es unterm 25. 3.1840 nochmals, es bestehe kein Anstand gegen<br />

die Aufnahme, wenn die nötigen Mittel, die Entlassung und<br />

die Condiiitp zur Stelle seien.<br />

Inzwischen hat sich Pius Kraft in Preßburg — offenbar<br />

als wohlsituierter Hausbesitzer sich gerierend — verheiratet.<br />

Am 20. 9. 1841 schreibt seine Frau Elisabeth ans Oberamt<br />

Gammertingen, ihr Mann wolle am 10. 9. von Preßburg<br />

nach Benzingen reisen, um in der <strong>Heimat</strong> sein angebliches<br />

Vermögen abzuholen; man solle ihm den Paß aber<br />

wieder nach Preßburg visieren und ihr und ihren 3 Kindern<br />

den Mann wieder zuschicken, denn vielleicht wolle er nach<br />

Amerika zu seinen Brüdern, die auch in Ungarn<br />

gekauft und nicht bezahlt hätten(!).<br />

Die Landesregierung verfügt (13. 10. 1841), das Oberamt<br />

solle dem namens des Verkäufers vorstellig gewordenen<br />

Fiscalatamt in Preßburg mitteilen, daß die Bedingung einer<br />

Unterstützung der Käufer durch die Gemeinde Benzingen<br />

entfallen sei, weil durch den Kauf nicht alle 35 Köpfe Aufnahme<br />

in Ungarn finden konnten; dies habe das Fiscalamt<br />

am 2. 1. 39 (?fehlt) geradezu abgeschlagen (?). Die Mitteilungen<br />

des Oberamts seien nicht verbindlich gewesen als<br />

BESTELL-SCHEIN<br />

zum Bezug der „Hohenzollerischen <strong>Heimat</strong>"<br />

Ich/wir bestelle(n) ab sofort zum laufenden Bezug<br />

durch die Post Stück „Hohenzollerische <strong>Heimat</strong>",<br />

Verlagspostamt Gammertingen, zum halbjährigen Be-<br />

zugspreis von DM 1.40.<br />

Vor- und Zuname<br />

Genaue Anschrift<br />

Dieser Bestellschein ist bei Neubestellung bzw. Nachbestellungen<br />

der nächsten Poststelle aufzugeben. Um<br />

deutliche Schrift wird gebeten.<br />

Sicherheit für ein Darlehen. Es müsse den Betreffenden<br />

überlassen bleiben, ihre Befriedigung bei den dortigen Gerichten<br />

zu suchen.<br />

Woraufhin die Betroffenen, der Verkäufer Engelbert Hauser<br />

und sein Bruder Alois, nicht mit Unrecht das Gefühl<br />

gehabt haben werden, Hochstaplern aufgesessen zu sein. Wie<br />

es weiter ging, wissen wir nicht; die Akten hören hier auf.<br />

Wer ist nun in Ungarn geblieben und wer nach Amerika<br />

gegangen? Hat die Elisabeth ihren Mann Pius Kraft wieder<br />

bekommen?<br />

Daß eine Gemeinde ihren <strong>Heimat</strong>berechtigten, nur um sie<br />

loszuwerden, nicht ein oder zwei Häuser im fremden Land<br />

bezahlt, ohne Sicherheit dagegen, sie später doch wieder auf<br />

dem Halse zu haben, hätten sich die Leute eigentlich selbst<br />

sagen können. Aber das sagen wir heute von unserem<br />

Standpunkt aus. Damals aber ließ sich der Staat die Abschiebung<br />

seiner Arbeitslosen etwas kosten; oft genug bezahlte<br />

er die Ueberfahrt nach Amerika und auch die Gemeinden<br />

schössen hierbei zu. Das dürften die „Vaganten"<br />

gewußt und den Wert ihrer Emigration für die Gemeinde<br />

entsprechend hoch veranschlagt haben. Sie als asoziale Elemente<br />

in heutigem Sinne anzusehen, haben wir kein Recht<br />

trotz der moralischen Entrüstung des Pfarramts und Gemeinderats.<br />

Die Zahl der unehelichen Kinder ist nicht höher<br />

als anderswo unter ähnlichen Verhältnissen in jener Zeit.<br />

Die Kinder wuchsen als Waisen oder Halbwaisen heran. Daß<br />

die Väter mal hier mal da hatten arbeiten müssen, um sich<br />

und ihre Familien durchzubringen, läßt sich entnehmen aus<br />

dem häufigen Ortswechsel, wie er sich aus den verschiedenen<br />

Geburtsorten der Kinder der gleichen Familie ergibt. Die<br />

guten Führungsatteste des Pfarrers (S. ob.) sprechen auch<br />

zugunsten der Eltern, auch der ledigen Mutter. Der Preßburger<br />

Brief beweist, daß Conrad Kleinmann als Zimmermann<br />

brav arbeitete. Wohl aber scheint bei allen Beteiligten<br />

ein Mangel an Verständnis für die hoffnungslose Lage insbesondere<br />

der ledigen Mädchen geherrscht zu haben, die<br />

nichts hatten lernen können und für die es keinen Verdienst<br />

gab, zum mindesten nicht auf dem Dorf.<br />

Es wäre interessant, die späteren Schicksale der hier in<br />

Rede stehenden Gruppe zu ermitteln.<br />

Werner Hacker, 7015 Korntal, Fraschstr. 3<br />

Anmerkungen: 1) Staatsarchiv Sigmaringen, Akten 1/10675<br />

(noch nicht repertorisiert). 2) siehe oben IV b. 3) siehe oben IIb.<br />

4) siehe oben I, 6 und 5. 5) Gulden Wiener Währung. 6) siehe oben<br />

II 1 a, b, 7, 8. i) siehe oben I 4. 8) siehe oben III 2. 9) II 1 a, b.<br />

1») Unterstreichungen und Interpunktion oftmals hier zugesetzt.<br />

11) Neufra bei Gammertingen. 12) Aus dieser Liste stammen die<br />

eingangs gemachten Namen- und Datenangaben der 4 Familien.<br />

Heimaliteratur<br />

In der Briefmarken-Zeitschrift „Der Sammlerdienst" Heft<br />

20 vom 1. Okt. 1966 S. 1164 bringt A. Riest einen aufschlußreichen<br />

Aufsatz über die Laufzeit der farbigen Thum- und<br />

Taxis'schen Orts-, Ringnummern-, Postablage- und Postkollektions-Stempel<br />

in Hohenzollern seit der Ausgabe der<br />

ersten Briefmarken am 1. Juni 1852 bis zur Zeit der Einführung<br />

von Marken der Deutschen Reichspost am 1. Jan. 1872.<br />

Erwähnt sind dabei Art und Farbe der Poststempel in den<br />

Gemeinden: Empfingen, Gammertingen, Haigerloch, Hechingen,<br />

Hettingen, Sigmaringen, Straßberg, Veringenstadt und<br />

Klosterwald.<br />

Der gleiche Verfasser veröffentlicht im „Sammlerdienst''<br />

Heft 24 am 26. November 1966 einen Aufsatz:<br />

190 Jahre Reichspoststation Gammertingen.<br />

Vergleiche, hierzu: „Geschichte der Stadt Gammertingen unter<br />

der Speth'schen Herrschaft" von Joseph Wiest,<br />

Seite 191 und 192.)<br />

Im Verlag Kohlhammer - Stuttgart erschienen 1966 zwei<br />

Bände: „Dokumente über die Verfolgung der jüdischen Bürger<br />

in Baden-Württemberg durch das Nationalsozialistische<br />

Regime 1933—1945." Bearbeitet von Paul Sauer.<br />

In den 2 umfangreichen Bänden finden wir viele erschütternde<br />

Nachrichten auch aus Hohenzollern.<br />

Vergalopiert hat sich in der Tagespresse vom 30. Oktober<br />

1966 der Pegasus eines E. Z. in einem sonst ansprechenden<br />

Aufsatz über Veringenstadt, wenn er schrieb: „Die apostolischen<br />

Bemühungen des hl. Bonifatius, des eifrigen<br />

Lenkers des Bistums Konstanz, waren sehr erfolgreich",<br />

oder an anderer Stelle: „Durch einen Vertrag vom<br />

Jahre 1482 ging Veringen als österreichisches Lehen a n d a s<br />

Haus Hohenzollern übe r." Krs.


Hohenzollerische <strong>Heimat</strong><br />

Viertel jahresblätter für Schule und Haus<br />

Schriftleitung:<br />

Fritz S c h o d e r, Hauptlehrer<br />

7451 Rangendingen, Mühlweg 22<br />

4 P 3828F<br />

Preis halbjährlich 1.40 DM<br />

Druck und Verlag:<br />

Buchdruckerei S. A c k e r, Gammertingen<br />

Postscheckkonto Stuttgart 35 892<br />

Bank: Hohenz. Landesbank Gammertingen 15<br />

Nummer 2 Gammertingen, April 1967 17. Jahrgang<br />

Die Anfänge von Habsburg und Zollern<br />

Am 1. März 1064 bestätigte König Heinrich IV. in Straßburg<br />

die Bitte der Witwe K u n i g u n d, dem Frauenkloster O 11 -<br />

m a r s h e i m (südlich von Neubreisach) die in mehreren<br />

Gauen und Grafschaften gelegenen, von deren verstorbenem<br />

Gemahl Rudolf und von ihr selbst geschenkten Güter: In<br />

der Grafschaft Hermanns (eines Zähringers) im Breisgau, in<br />

der Grafschaft Werners in der Ortenau, und in der Grafschaft<br />

des Grafen Rudolf und im Gau Scherra<br />

(Scerron) Doderenhusen, Durniwanch, Ebingen, Burchfeld,<br />

Tagolfingen, Ansmutingen mit allem Zubehör (also Dotternhausen,<br />

Dürrwangen, Ebingen, Burgfelden, Tailfingen und<br />

Onstmettingen) 1 ). Es handelte sich um die Frau des bereits<br />

heimgegangenen Stifters des Marienklosters Ottmarsheim,<br />

den Grafen Rudolf aus dem späteren Hause Habsburg, von<br />

dem die Acta Murensia des Klosters Muri in der Schweiz<br />

berichten 2 ). Sein Tod muß schon vor dem Jahr 1059 erfolgt<br />

sein gemäß der Bestätigungsurkunde des Klosters, vom selben<br />

König ausgestellt am 30. Januar 1063 3 ). Im Jahre 1010 wird<br />

Rudolf als Zeuge genannt, hat aber noch zur Zeit seines Verwandten,<br />

des Papstes Leo IX. aus dem Grafenhaus von Egisheim<br />

(1049—1054) gelebt 4 ). Ueber seine Gattin Kunigunde hat<br />

Decker-Hauff 1952 Betrachtungen angestellt 5 ). Als Rudolfs<br />

Brüder kennt die Habsburger Genealogie einen R a d b o t von<br />

Altenburg, der 1023 Graf im Klettgau war und vor 1045 starb.<br />

Dessen Frau war Ida von Lothringen, die 1026/34 erwähnt<br />

wird 6 ). Decker-Hauff wollte trotz ausdrücklicher Ueberlieferung<br />

den Rudolf als Sohn Radbots erklären 7 ). Ein anderer<br />

Bruder Rudolfs war Landolt (Lanzelin), Vogt der Reichenau<br />

992. Dessen gleichnamiger Sohn, der um 1024 starb, hatte<br />

ebenfalls dieses Amt inne. (Als dessen Söhne gelten Adalbert<br />

von Entringen, Landolt von Winzeln 1050 und Ulrich, der<br />

Vogt von Reichenau.) Ein im Jahre 1028 durch Tod abberufener<br />

Bischof Werner von Straßburg wird teils als Bruder,<br />

teils Schwager Radbots und Rudolfs genannt. Werner gilt als<br />

Erbauer der Habsburg, nach der später die Familie ihren Namen<br />

bekam. Als Eltern Rudolfs, Radbots und Lanzelins kennt<br />

man den 991 sterbenden Grafen Landolt von Altenburg, der<br />

angeblich zwei Frauen hatte: Berta von Büren (Stauferin)<br />

und Luitgard von Nellenburg, Eberhards Tochter. Landolts Vater<br />

war Guntrum der Reiche aus dem Haus der Etichonen im<br />

Elsaß. Zwar von Kaiser Otto 952 gemaßregelt, hat letzterer<br />

offenbar später wieder Gnade erlangt. Als Stammvater gilt<br />

Eticho (Atto), der Vater der hl. Odilia von Hohenburg* 1 ). Nach<br />

neueren Forschungen hatte obiger Radbot drei Söhne: Otto I.<br />

(ca. 1000—1050), Albrecht I. (ca. 1010—1050), und Wernher (ca.<br />

1012—1980). Letzterer setzte den Stamm fort mit Werner II.,<br />

1050—1096, wo er am 11. November starb. Seine Gattin hieß<br />

Reginlinde, seine Schwester Richenza, die den Ulrich II. von<br />

Lenzburg ehelichte. Wernhers Nachkommen in der geraden<br />

Linie, die sich dann „von Habsburg" nannten, waren: Otto II.,<br />

* 1111; Wernher * 1167, Adalbert * 1199, Rudolf *1236, Albert<br />

II. * 1240, Rudolf von Habsburg, deutscher<br />

König 1273—1291, mit Frau Anna von Hohenberg-Haigerloch.<br />

Sowohl die Acta Murensia, als auch P. Kläui 8 ) und das<br />

Werk „Rittertum" 9 ) kennen k e i n en Sohn des Stifters von<br />

Ottmarsheim, überhaupt keinen anderen Rudolf um jene Zeit<br />

in dieser Familie. Decker-Hauff allerdings möchte, einer Vermutung<br />

Hektor Ammanns folgend 10 ), in dem Grafen Rudolf<br />

von 1064, der sicher dem Scherragau vorstand, einen Sohn des<br />

Klosterstifters annehmen, der aber erst 1049 oder später geboren<br />

sein könnte, was problematisch klingt. Rudolf scheint<br />

also einer anderen Familie angehört zu haben. Grafen des<br />

Scherra-Gebiets waren nachweisbar: um 830 Karaman (nach<br />

Hodler 797—834), Otto 831, 838 Gerold, ca. 845 Albuin, 854—861<br />

Luithold, 864 Cozpert, 874—885 Adalbert (sonst 852—903 erwähnt),<br />

889—901 dessen Sohn Burkart (der Herzog werden<br />

wollte, aber 911 ermordet wurde), 1064 der eingangs genannte<br />

Rudolf. (Hodler möchte den um 1095 vorkommenden Grafen<br />

Adalbert von Haigerloch als Scherra-Grafen ansehen, weil in<br />

Haigerloch damals eine Schenkung von Gütern zu Wilflingen<br />

bei Rottweil ans Kloster St. Georgen stattfand, und Wilflingen<br />

wohl zum Scherra-gau gehörte). Endlich im Jahre 1113<br />

erscheint als Scherra-Graf ein Friedrich, den man als Zollern<br />

ansehen darf. Von Adalbert und Burkart wissen wir, daß sie<br />

dem schwäbischen Herzogshaus der Burkardinger angehörten.<br />

So läßt L. Schmid in seiner Untersuchung über die Vorfahren<br />

der Zollern auf den 911 umgebrachten Burkart seinen Sohn<br />

Burkart II. folgen, der 918—926 Herzog in Alemannien war,<br />

und dann den Enkel Burkart III. bis 973, als dessen Gattin<br />

man Hadwig vom Hohentwiel kennt.<br />

Zu beachten bleibt, daß der Stifter Ottmarsheims nirgends<br />

Graf im Scherragau heißt. Er hatte darin wohl nur<br />

Grundbesitz in den oben genannten Ortschaften wie auch anderwärts.<br />

Da aber nach L. Schmid unter König Konrad II. im<br />

Jahre 1027 die Grafschaften für erblich erklärt wurden 11 ),<br />

liegt es nahe, in dem Grafen Rudolf von 1064 einen direkten<br />

Vorfahr des Zollergrafen Friedrich von 1113 zu sehen, somit<br />

Verwandten der beiden Burkart und Werner (Wezel) de Zolorin,<br />

die 1061 ums Leben kamen. Diese werden wohl nicht<br />

Vater und Sohn gewesen sein, da dieses Verhältnis vom<br />

Chronisten Berthold, dem Fortsetzer von Hermanns des Lahmen<br />

Weltchronik, sicher dazugesetzt worden wäre. Schmid<br />

und Witte haben die beiden als Söhne des Grafen Burkart IV.,<br />

der 1040 in der Schlacht fiel, darzutun versucht, also eines<br />

Burkardingers, eines angeblichen Bruders der Nellenburger<br />

Grafen Mangold und Eberhard. Dieser Burkart IV. habe eine<br />

ungenannte Tochter des Grafen Werner von Ortenberg im<br />

Elsaß und einer Himeltrud 11 ^) zur Frau gehabt. Wichtig ist die<br />

Annahme, daß Balingen wohl mit der ganzen späteren<br />

Herrschaft Schalksburg durch Judith, Tochter des Markgrafen<br />

Eberhard von Friaul als 843 erhaltenes Erbgut ihrem vermuteten<br />

obigen Gemahl Adalbert II. vom Scherragau, dem<br />

Burkardinger (874—885), zugebracht und sich dann geradewegs<br />

an die Zollern vererbt habe, wobei auch Fürstenberg<br />

als Verwandter noch 1255 gewisse Rechte an der Pfarrei Balingen<br />

hatte 12 ). Diese Ansicht L. Schmids darf hier geäußert<br />

werden, da nach der neuen Kreisbeschreibung Balingen der<br />

Anfall Balingens an die Zollern nicht geklärt sei 13 ). Judiths<br />

Bruder Adalhard schenkte 854 Güter zu Burk-Straßberg und<br />

Umgegend ans Kloster St. Gallen 14 ).<br />

Wie bemerkt, hat König Konrad im Jahre 1027 die Grafschaften<br />

für erblich erklärt und den Inhabern erlaubt, innerhalb<br />

derselben Hochburgen zu errichten 15 ). Somit dürfte, da<br />

dies wohl nur eine Bestätigung einer schon bisher bestandenen<br />

Gewohnheit bedeutete, bald nach den Burkardingern<br />

Adalbert und Burkart der Uebergang des Scherragebiets<br />

erb weise erfolgt sein. Uebrigens möchte Schmid in der Stifterin<br />

Kunigunde eine Schwester von Burkart und Wezel de<br />

Zolorin (t 1061) vermuten 16 ), welche ihrem Gatten Rudolf die<br />

Eigengüter zu Ebingen, Burgfelden, Tailfingen und Onstmettingen<br />

zugebracht hätte. Decker-Hauff freilich ist anderer<br />

Ansicht und weist bezüglich der beiden nicht zum Scherragebiet<br />

gehörigen Orte Dotternhausen und Dürrwangen andere<br />

Wege, ohne freilich auch über Vermutungen hinauszukommen.<br />

Als Vater der beiden Zollern von 1061 sieht Schmid,<br />

wie gesagt, den am 22. August 1040 im Heer des Königs Heinrich<br />

III. im böhmischen Feldzug gefallenen schwäbischen<br />

Grafen Burkart an 18 ). Im Grafen Rudolf von 1064 will er<br />

irrig einen Sohn der Stifterin von Ottmarsheim, und einen


18 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

Neffen Burkarts von Zolorin als Stellvertreter seines noch<br />

unmündigen Sohnes Friedrich von Zollern sehen, welch letzterer<br />

dann 1085—1115 öffentlich auftritt. Allein von Kunigund<br />

sind keine Kinder nachzuweisen. Warum kann Rudolf<br />

kein Angehöriger der Zollern gewesen sein? Erst K. O. Müller<br />

fand z. B. einen bisher unbekannt gewesenen Gero von<br />

Zollern!<br />

Nicht vor Mitte des 13. Jahrhunderts sind die Zollergrafen<br />

auch auf der Schalksburg nachzuweisen, einer Doppelfeste<br />

auf dem 20 Morgen großen Areal einer früheren Volksburg,<br />

von der das nahe Burgfelden wohl den Namen erhielt. Die<br />

Ritter von Schalksburg als ursprünglich hohenbergische Vasallen<br />

scheinen die Namen Schalksburg kurz vor 1250 von der<br />

kleinen Schalksburg bei Straßberg, die später Oedenburg hieß,<br />

auf das Bergmassiv bei Burgfelden übertragen zu haben 183 ),<br />

wo dann auch die Grafenburg entstand. Während der Privatbesitz<br />

des Kl. Ottmarsheim um Burgfelden um 1450 an Wolf<br />

von Bubenhofen verkauft wurde, kamen die Herrschaftsrechte<br />

der Herrschaft Balingen-Schalksburg am 3. Nov. 1403<br />

vom Grafen Mülli von Zollern um 28 000 fl. (Sage vom Hirschgulden!)<br />

an Eberhard von Württemberg. Der Kauf umfaßte<br />

die Feste Schalksburg, Stadt Balingen, die Dörfer Onstmettingen,<br />

Erzingen, Endingen, Engstlatt, Burgfelden, Frommern,<br />

Oberdigisheim, Tailfingen, Truchtelfingen, Pfeffingen, Zillhausen,<br />

Streichen, Heselwangen, halb Dürrwangen, Laufen,<br />

Weilheim, Waldstetten, den Kirchensatz Roßwangen, Hof und<br />

Steuer zu Stockenhausen, Zinsen zu Tieringen, Wannental<br />

und den Zehnten zu Meldungen 19 ).<br />

Der bereits genannte Graf Adalbert von Haigerloch besaß<br />

um 1080 mit dem Grafen Eberhard von Nellenburg zusammen<br />

Güter zu Schaffhausen und Hallau, weswegen Hodler<br />

eine Verwandtschaft beider durch Abstammung von den Burkardingern<br />

annimmt 20 ). Als Adelberts Vater vermutete Hodler<br />

mit Schmid den 1061 umgekommenen Wetzel von Zolorin, was<br />

sehr unsicher bleibt. Emil Krüger nahm die beiden ersten<br />

Zollern von 1061, Burkart und Wetzel, als Brüder an, ließ<br />

sie in Petershausen begraben sein 21 ), und faßte sie als direkte<br />

Nachkommen Hunfrieds von Rhätien (807—823) in folgender<br />

Aufstellung 22 ): Hunfrieds Sohn Adalbert I, Graf im Turgau<br />

833—838, Enkel Udalrich, Graf i. Turgau 845—856, Urenkel<br />

Adalbert II. Gr. i. Turgau 860, im Scherragau 874—885 (Gattin<br />

Judith ca. 1864, Tochter Eberhards von Friaul), Ururenkel<br />

Adalbert III. Gr. i. Turgau t 911; Seine zwei Brüder seien<br />

Burkart I., t 911 und Eberhard I. Graf im Sülchgau 888 gewesen.<br />

Burkarts gleichnamiger Sohn starb 926 und der Enkel<br />

Burkart 973, beide als Herzöge von Schwaben. Adalberts III.<br />

Sohn Eberhard II. 913—929; der Enkel Eberhard III. Gr. im<br />

Turgau 955—971; der Urenkel Mangold I. von Nellenburg 962<br />

bis 991; der Ururenkel Eberhard IV. gestorben vor 1044; dessen<br />

Söhne seien Mangold, Vogt von Reichenau f 1030, und<br />

Burchard t 1040 und Eberhard der Selige, der um 1078 starb.<br />

Dieser Burchard, der 1040 im Kampfe fiel, sei der Vater der<br />

beiden ersten Zollern gewesen, was schon Schmid vermutete.<br />

Da nach letzterem, wie schon bemerkt, der König Konrad II.<br />

im Jahre 1027 die Grafschaften erblich machte, wie sie es<br />

praktisch wohl schon bisher teils waren, und im Jahre 1113<br />

der Graf Friedrich (von Zollern) im Scherragebiet zuständig<br />

war, kann man die Vermutung hegen, daß auch Graf Rudolf<br />

Die Zimmer'sche Chronik berichtet über die alten Adelsgräber<br />

im Kloster Zwiefalten u. a., daß neben den Grafen<br />

Arnold und Mangold von Gammertingen (gemeint ist Ulrich)<br />

„Graf Berchtold von Hettingen, den ich acht ein Grafen von<br />

Veringen sein gewesen" begraben sei. Daß dieser Graf Berthold<br />

von Hettingen tatsächlich im Kloster Zwiefalten begraben<br />

war, geht aus dem Nekrolog hervor, wo steht, Graf Berthold<br />

von Hettingen „hic sepultus" (am 21. Februar zwischen 1150<br />

und 1232). Es ist nun die Frage, ob Berthold von Hettingen<br />

mit einer, schon bekannten Person identisch ist, oder ob es<br />

eine Familie der Grafen von Hettingen gab. Wie wir oben<br />

sahen, war dem, genealogisch sehr gebildeten Grafen von<br />

Zimmern, ein Grafenhaus von Hettingen nicht bekannt.<br />

Bisher hält die „offizielle" Forschung Berthold von Hettingen<br />

für Berthold von Neuffen. Kraus hielt ihn für Berthold<br />

von Ronsberg, da die Grafen von Ronsberg, wie die Herren<br />

von Neuffen, Erben der Grafen von Gammertingen sind.<br />

Gabelkofer sah noch das Wappen Bertholds von Hettingen<br />

in der Vorhalle des Zwiefalter Münsters, einen roten Löwen<br />

in Gold. Das Wappen Bertholds von Neufen zeigte drei Hifthörner.<br />

Mit diesem Wappen kann er nicht Berthold von Hettingen<br />

sein. Aber auch Berthold von Ronsberg scheidet aus,<br />

denn er wurde nicht in Zwiefalten, sondern in Ottobeuren<br />

vom Scherragau 1064 dem Geschlecht des Friedrich angehört<br />

haben kann. Wieso er ein Habsburger gewesen sein müsse,<br />

ist nicht zu ersehen. War Rudolf aber ein Zoller, dann besteht<br />

die Möglichkeit, daß es mit jenem Grafen Rudolf, der<br />

1031 in der Augsburger Zollrolle mit dem später beigesetzten<br />

Geschlechtsnamen „von Zolrn" vorkommt, doch seine Richtigkeit<br />

haben kann 23 ). Im Stammbaum der Habsburger ist ja<br />

außer dem Stifter von Ottmarsheim in der fraglichen Zeit<br />

1064 kein Rudolf bekannt!<br />

Graf Burchard von Zollern, der Sohn des 1113 genannten<br />

Scherragrafen Friedrich, kommt 1125—1150 vor. Er scheint<br />

durch eine Erbtochter Herrschaft und Wappen von Haigerloch<br />

erheiratet zu haben. Seine Söhne Burkart (1179), Friedrich<br />

(1179) und Heinrich (1190) nannten sich dann Grafen von<br />

Hohenberg, also des Scherragebiets. Frühere Grafen dieses<br />

Namens dürften zu der schweizerischen Familie von Homberg<br />

gehört haben.<br />

Man sieht, es handelt sich mangels Urkunden noch um viele<br />

Vermutungen und Hypothesen, die teils Zustimmung, teils<br />

Ablehnung erfahren. Noch viele Gründe für und wider werden<br />

beigebracht werden müssen, um zu einer gewissen Klarheit<br />

und Sicherheit zu gelangen. Krs.<br />

Anmerkungen:<br />

Die Grafen von Hettingen<br />

1) Wirtb. Urkb. 5, S. 370.<br />

2) Acta Murensia: Quellen z. Schweizer Geschichte III, 2, 1881, S. 18.<br />

3) Schöpflin, Als. dipl. 1772 Nr. 216.<br />

J) wie Note 2, Seite 7.<br />

5) Zeitschrift für württ. Landesgeschichte 1952, 65.<br />

wie Note 2, Seite 5 fg.<br />

") wie Note 5, Seite 69.<br />

8) Paul Kläui in Argovia, 72, 1960, S. 26—35.<br />

») Hochadel im Aargau, hgg. v. d. Aargauischen Erziehungsdirektion,<br />

2. Auflage 1964, S. 288 f.<br />

10) Geschichte des Oberamts Haigerloch 1925, S. 29.<br />

11) Mitteilungen d. Vereins für Geschichte in Hohenzollern, 30, S. 93.<br />

Dazu Lud. Schmid: Aelteste Geschichte des Hauses Hohenzollern,<br />

3 Teile, 1884—88.<br />

na) Ueber den Hochadeligen Werner von Ortenburg—Hurningen:<br />

Jänichen Hans, in „Herrschaftsverhältnisse um Tübingen", 1964,<br />

Seite 74.<br />

12) Monumenta Zollerana I. S. 71.<br />

13) Kreisbeschreibung Balingen II, 12.<br />

Ii) wie Note 5, jedoch Jahrgang 1955, Seite 286.<br />

13) wie Note 11.<br />

10) ebenda Seite 104.<br />

17) wie Note 5, Jahrgang 1952, Seite 58—59.<br />

18) wie Note 15 und 11, Seite 199 f.<br />

isa) Hohenzollerische <strong>Heimat</strong> 1960, Seite 19—20.<br />

10) Kreisbeschreibung Balingen I, 225.<br />

20) Hodlers Geschichte d. Oberamts Haigerloch 1925, 23, vergl.<br />

Jänichen in Hohenz. Jahresheft 1961, Seite 14.<br />

21) Petershauser Chronik, hgg. von O. Feger 1956, Seite 105, wo von<br />

dort beigesetzten zwei adeligen Männern Werner und Burkart<br />

erzählt wird.<br />

22) Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 1891, Seite 606.<br />

23) Hohenzollerische Forschungen 1847, Seite 80 und Cr. F. Ställn,<br />

Wirtembg. Geschichte Bd. II, Seite 307.<br />

begraben. Damit ist die Frage nach der Herkunft Bertholds<br />

von Hettingen erneut gestellt.<br />

Der erste Graf, der nach Hettingen benannt wurde, ist<br />

Adalbert, ein Bruder des Grafen Ulrich II. von Gammertingen.<br />

Jedenfalls wird er heute allgemein mit dem, in den<br />

Zwiefalter Chroniken vorkommenden, Adalbert von Hettingen<br />

gleichgesetzt. Die Herausgeber der Zwiefalter Chroniken<br />

(Müller, König) halten ihn zwar für einen Edelfreien, jedoch<br />

dürfte der Superlativ (vir praeclarissimus), den der Chronist<br />

Berthold verwendete, eher für einen Grafen passen. Auch<br />

Ortlieb erwähnt ihn bei den Personen von vornehmer Herkunft,<br />

die ins Kloster eintraten, in einem Satz mit dem<br />

Grafen von Sulmentingen. Ob Hettingen alter Besitz der<br />

Grafen von Gammertingen war, oder ob Adalbert Hettingen<br />

und das Gebiet östlich bis Zwiefalten etwa durch eine Heirat<br />

bekam, ist unklar. Die Nennung nach Hettingen läßt darauf<br />

schließen, daß Hettingen sein Sitz war und daß er vielleicht<br />

schon zu Anfang des 12. Jahrhunderts dort eine Burg baute.<br />

Man könnte dann die Entstehungszeit des Hettinger Schlosses<br />

für etwa 1110—1120 ansetzen. Das würde bedeuten, daß<br />

dieses Schloß seit ca. 850 Jahren bewohnt ist. Adalbert wurde<br />

1101 erstmalig urkundlich genannt. Um 1140 war er schon<br />

Mönch in Zwiefalten. Nach dem Bericht des Chronisten hatte


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 19<br />

er schneeweißes Haar, war damals also schon in höherem<br />

Lebensalter.<br />

Kraus konnte außer Adalbert (I.) einen Adalbert II.<br />

nachweisen, der um 1160 noch als Vogt in Trochtelflngen<br />

auftrat. Dieser Adalbert dürfte nach Aussterben der Grafen<br />

von Gammertingen (mit Ulrich III?) das gesamte Gammertinger<br />

Erbe angetreten haben. Seine Tochter Adelheid bekam<br />

die Grafschaft Achalm, oder wenigstens das, was noch in<br />

Besitz der Grafen von Gammertingen war, als Mitgift. Sie<br />

heiratete Berthold von Neuffen. Ein Teil der Achalm ging<br />

schon früher an die Grafen von Ronsberg, was Kraus (1937)<br />

nachweisen konnte. Es gibt keinerlei Anhalt dafür, daß auch<br />

das Kerngebiet der Grafschaft Gammertingen in die Hände<br />

dieser Erben gekommen wäre. Der einzige Besitzer dieses Gebietes,<br />

der sich nachweisen läßt, ist Berthold von Hettingen.<br />

Er muß die unmittelbare Nachfolge Adalberts II. angetreten<br />

haben und war wohl sein Sohn. Auch durch sein Wappen<br />

weist er sich als Graf von Gammertingen aus. Das (apogryphe)<br />

Wappen der Grafen von Gammertingen zeigt einen<br />

blauen Löwen in Silber, während das Wappen Bertholds von<br />

Hettingen einen roten Löwen in Gold zeigt. Es handelt sich<br />

um eine typische Farbänderung, wie sie zur Unterscheidung<br />

von Nebenlinien üblich war. Im Staatsarchiv Stuttgart befinden<br />

sich die Wappen der Städte Gammertingen und Hettingen<br />

aus dem Jahr 1535. Das Wappen von Gammertingen<br />

zeigt einen blauen Löwe in Silber und das Wappen von Hettingen<br />

einen roten Löwen in Gold (beide Wappen mit der<br />

Veringer Hirschstange). Ich möchte daraus schließen, daß<br />

Graf Berthold von Hettingen Gründer der Städte Gammertingen<br />

und Hettingen war. Bisher wurden die Grafen von<br />

Veringen als Gründer der Städte betrachtet. Dabei war es<br />

immer ein Rätsel, wie das Wappen der Grafen von Gammertingen,<br />

die ja schon längst ausgestorben waren, ins Gammertinger<br />

Stadtwappen kam. Erkennt man aber Berthold<br />

von Hettingen als Stadtgründer an, so erledigt sich die Wappenfrage<br />

von selbst.<br />

Ueber Berthold von Hettingen ist sonst nicht viel bekannt.<br />

Die Hettinger Seelsorger<br />

Von Joh. A. K r a u s<br />

Wer sich für die Vergangenheit unseres Städtchens an der<br />

Laudiert interessiert, kann nicht achtlos an der langen Reihe<br />

der Pfarrer und Kapläne vorübergehen, die sich einst in seinen<br />

Mauern unter dem Patronat des hl. Martinus um das Heil<br />

der Gläubigen bemühten. Hier sei versucht, die series pastorum<br />

zusammenzustellen, soweit mir die Namen in Urkunden<br />

und Akten begegneten. Die früheren Pfarrer von Hermentingen,<br />

das seit dem 16. Jahrhundert Filiale von Hettingen<br />

ist, sollen am Schluß folgen.<br />

1) Henricus, der Priester von Hätingen, begegnet uns<br />

im Jahre 1208 mit seinen Brüdern Hermann und Wernher<br />

von (Ober-)Wilzingen bei Münsingen (WUB II 367). 2) Der<br />

Dekan von Hettingen 1217 (ohne Namensangabe). 3) Hainr<br />

i c u s, der Pleban oder Leutpriester in Hettingen 1220 (Cod.<br />

Salem I, 155). 4) Hartmann, Pleban in Hettingen ca. 1240.<br />

5) Hainricus, Pleban 1252. 6) Albertus, Vikar 1262.<br />

7 Walther der Schenk, Kirdiherr dahier 13. Dezember<br />

1333 in einer Urkunde des Grafen Heinrich von Veringen<br />

(Urk. des. Klosters Stetten Nr. 90; Hohz. JHeft 1955 Anhang).<br />

8) W o 1 f r a d, der Kirchherr 2. April 1345, vermutlich Grafensohn<br />

von Veringen (Zollerheimat 1938, S. 70). 9) Kaplan<br />

Burkart S t o 11, 14. Sept. 1409. 10) Berchtold Almann,<br />

Leutpriester 1414—1420. 11) Heinrich Zimmermann,<br />

Kaplan ca. 1434. 12) Heinrich Frank, Kaplan<br />

am Marienaltar der Pfarrkirche (FDA 68, 377). 13) Jodokus<br />

Haid 3. Mai 1443; hätte als neuer Pfarrer 20 fl dem<br />

Bischof als Erstfrüchte zu zahlen. Die Summe wird aber auf<br />

Bitten des Herrn Konrad vom Stain ermäßigt. 14) Ulrich<br />

Sulger, Plebanus, 17. Dezb. 1448 zahlt 15 fl (FDA 1956, 348).<br />

15. Johannes Tauf laß, Plebanus, zahlt 14. Novb. 1453/58<br />

als Erstfrüchte 15 fl. 16) H e i n r i c h B ü 11 e 1 (Bittel), Kirchherr<br />

1462—91, zahlt 20 fl. 17) Kaplan Johannes Sartoris<br />

1482 (FDA 26, 61). 18) Kaplan Erhard Teffener<br />

1482 (FDA 62, 61). 19) Jodok Beck, Pleban, erhält 1482<br />

am 25. Juni Absenzbewilligung (FDA 68, 377. 20) Gregor<br />

F u 1 e r (Fauler), noch Akkolyt, wird Frühmesser der neugegründeten<br />

Pfründe bis 1487. 21) Mathias Kiferlin tritt<br />

am 25. Aug. 1487 an Stelle von Fuler. 22) Alexander<br />

M o 1 i t o r i s, alias Küchlin, wird Nachfolger des Joh. Sartoris<br />

als Kaplan am Katharinenaltar am 12. Juli 1491 (FDA<br />

68, 377). 23) HeinrichHarthuser resigniert 1491/92 als<br />

Leutpriester, macht 1496 eine Stiftung hierher (wohl als Kaplan).<br />

24) Mag. Arnold Hagg (Hack) von Balingen wird<br />

Nach dem Zwiefalter Nekrolog starb er vor 1232. Als seine<br />

Gemahlin möchte ich die im gleichen Nekrolog stehende Gräfin<br />

Mechtild von Hettingen ansehen (sie wird bisher für die<br />

Frau Adalberts II. gehalten. Diese wäre aber im Nekrolog<br />

eher als Gräfin von Achalm bezeichnet worden).<br />

Zum Nachweis einer Grafenfamilie von Hettingen bedarf<br />

es keiner überraschenden Neuentdeckungen. Es ist nur notwendig,<br />

bereits bekannte Personen und Tatsachen an die<br />

richtige Stelle zu rücken.<br />

Die Grafen von Gammertingen sind nicht, wie bisher angenommen,<br />

in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts ausgestorben.<br />

Bei den Söhnen Ulrichs I. erfolgte eine Teilung in<br />

zwei Linen, die Grafen von Gammertingen und die Grafen<br />

von Hettingen. Die Gammertinger Linie starb wirklich in der<br />

2. Hälfte des 12. Jahrhunderts aus, aber nicht mit Adalbert<br />

II., sondern mit Ulrich II. oder Ulrich III. Dafür spricht auch<br />

der archaeologische Befund am „Alten Schloß" bei Gammertingen,<br />

das damals endgültig abging. Die Familie war aber<br />

damit nicht ausgestorben. Der zweite Graf von Hettingen,<br />

Adalbert, vereinigte nochmals den Gammertinger Besitz in<br />

seiner Hand. Die Tochter Adelheid brachte Berthold von<br />

Neuffen die Achalm zu, während die eigentliche Grafschaft<br />

der Sohn Berthold bekam.<br />

Zu klären wäre noch der Name Berthold, der sonst scheinbar<br />

in der Familie nicht vorkommt. Aber ein Bruder des<br />

Gammertinger „Ahnherren" Arnold soll ebenfalls Berthold<br />

geheißen haben. Auch bei den engen Beziehungen der Grafen<br />

von Gammertingen zum Herzogshaus von Zähringen ist<br />

der Name Berthold (und Konrad!) durchaus erklärlich. (Die<br />

politische Bedeutung dieser Beziehungen wurde übrigens noch<br />

nie untersucht.) Ueber Nachkommen Bertholds von Hettingen<br />

ist bisher nichts bekannt. Zeitlich wäre eine direkte<br />

Erbfolge zu den Grafen von Veringen durchaus möglich.<br />

Fest steht nur, daß die Grafen von Veringen in der Mitte<br />

des 13. Jahrhunderts Hettingen in Besitz hatten und die Burg<br />

ihr bevorzugter Wohnsitz wurde. Dr. Burkarth<br />

am 12. Juli 1492 als Pfarrer proklamiert und am 26. Juli<br />

investiert; zahlt 20 fl Erstfrüchte. Er hatte 1478 bis 1480<br />

in Tübingen studiert und starb 1493 (FDA 1956). 25 Martinus<br />

Dietz zahlt als Pleban am 10. Okt. 1443 20 fl Erstfrüchte.<br />

Seine Kapläne sind Erhard Teffener, Mathias Kiferlin<br />

und Alexander Molitoris (FDA 26, 104—106). 26) S t e -<br />

phanus Strobeli zahlt als neuer Plebanus am 11. Febr.<br />

1495 15 fl Erstfrüchte. 27) Mg. Hans Schönstain aus<br />

Isny wird am 25. Sept. 1503 auf den neuen Kapellenaltar von<br />

Hans Kasp. von Bubenhofen präsentiert. Am 27. Sept. 1503<br />

ist er (und wohl schon bisher) Kirchenrektor und Dekan des<br />

neugestifteten Kollegiatstiftes Hettingen, stellt Statuten auf.<br />

(Gedruckt in FDA 1950, S. 163—178). 28) Ursus Schönstain<br />

ist 1503 Kaplan neben den schon genannten Mathias<br />

Kiferlin und Alexander Mollitoris alias Küchlin. 29) Wendalinus<br />

Wetzstain zahlt am 27. Juni 1504 als neuer<br />

Pleban 15 fl Erstfrüchte. 30) Mg. Konrad Treyer ebenso<br />

am 10. Dezb. 1506. 31) Johannes Jäger resigniert als<br />

Kaplan am 11. Mai 1519. 32) Kaspar Ginthart, Kaplan<br />

am Johannesaltar ist 1519 tot. 33) Johannes Roggenburg<br />

e r wird 1519 durch Joh. Caspar von Bubenhofen als<br />

Kaplan des Johannesaltars präsentiert, am 16. Febr. 1520 investiert<br />

und zahlt als Erstfrüchte 2 fl. Er hatte schon bisher<br />

die Kaplaneipfründe B. Mariä Virg. und Allerheiligen inne.<br />

34) Johannes Haas, bisher Pfarrer in Hermentingen,<br />

wird am 19. Dezb. 1519 Kaplan des neuen Altares in Hettingen.<br />

35) Johannes Häger (wohl obiger Jäger?) folgt<br />

nach dem Tod des Joh. Roggenburger am 25. Oktober 1520 am<br />

Johannesaltar. 36) M a r t in G a i ß 1 i n folgt nach dem Tod<br />

Roggenburgers am 27. Okt. 1520 am Muttergottesaltar. Er<br />

wird am 7. Novb. 1520 investiert. 37) Christoph Ramsp<br />

e r g e r, noch Diakon (!), wird am 25. Juli 1552 für Hettingen<br />

und Hermentingen als Pfarrer präsentiert. Seit dem<br />

19. April 1553 ist er Verweser (offenbar kurz vorher erst zum<br />

Priester geweiht). 38) Jakobus Schöffel wird 1557 als<br />

Pfarrer präsentiert. 39) Johann Georg Beck wird 1557<br />

Verweser, erst 1563 als Pfarrer proklamiert und am 9. Juli<br />

1563 investiert (FDA 22, 222). Er ist 1573 noch hier. 40) Martin<br />

Koch ist 1575 Verweser. 41) Burkart Mittel, resign.<br />

1576. 42) Mg. Justinian Schleh aus Rottweil wird<br />

am 12. Okt. 1576 proklam. u. am 6. Febr. 1577 invest. Stirbt 1611.<br />

43) Helf. JohannesSchump 10. April 1595. 44) L a u r e ntius<br />

Wild aus Mengen, Pfarrer von 1611 bis zum Tod


20 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

am 23. Novb. 1624. 45) Kaplan Alexander Herp aus<br />

Riedlingen 1614. 46) Kaplan Johannes Glattis aus<br />

Kettenacker 1614. 47) Johann Jakob Gotterbarm,<br />

Pfarrer 1624—29, bisher in Kettenacker. 48) Jakob Mayer<br />

aus Schmiechen, Kaplan 1625—31, ging am 21. Juli 1631 als<br />

Pfarrer nach Jungingen. 49) Mg. Johannes Kienlin<br />

aus Riedlingen, Pfarrer vom 3. Juli 1629 bis 31. Dezb. 1636.<br />

50) Verweser und Kaplan Johannes Michel 6. Februar<br />

1637. 51) Pfarrverweser P. Maurus Gulden OSB aus<br />

Kloster Ebersmünster i. Elsaß 1639. 52) Mg. Georg Bolz-<br />

1 i n aus Hayingen, geb. 1601, bisher Kettenacker, hier vom<br />

7. Februar 1639 bis zum Tod am 28. Juli 1658. 53) Verweser:<br />

der Gammertinger Pfarrer Mg. Johannes Dangel 1658<br />

bis 1659. 54) Mg. Michael Eberl e, Pfarrer vom 8. Mai<br />

1659 bis 1664. 55) Verweser Johann Gg. Hundersinger<br />

aus Riedlingen, gb. 1628, hier seit 2. März 1664 bis 1666.<br />

56) Pfarrer Johann Gg. Kreuzer aus Konstanz 1666 bis<br />

1691; präsentiert 27. August 1666, invest. 21. Oktober 1666,<br />

gb. 1640, ist 1685 seit 7 Jahren krank, hat 269 erwachsene<br />

Kommunikanten über 14 Jahre und in Hermentingen 44. Er<br />

starb am 22. Januar 1691. 57) Vikar Mg. Johann Jak.<br />

Brenzinger 1679. 58) Vikar Franz Gerhard Bopsel<br />

1682. 59) Vikar Johann Kieffer (Keuffer) aus Konstanz<br />

1684. 60) Vik. Franz Bernhard Hengenmiller, der<br />

dann „Votivista" in München wurde und dort am 16. Juni 1714<br />

starb. 61) Vikar Johann Kreuzer, Bruder des Pfarrers,<br />

1686, der dann Nachfolger wurde 1691. Geboren in Konstanz<br />

1652, Pfarrer seit 10. März 1691 bis zum Tod am 26. Dezember<br />

1729. 62) Vik. Johann Bapt. Kreuzer 1714. 63) Vik.<br />

Johann Gg. Graf seit 1. Juni 1724. 64) Vik. Johann<br />

Christian Bosch seit 23. Dezb. 1724. 65) Vik. Franz<br />

Dominik Hämmerlin seit 9. November 1728. 66) Pfv.<br />

Fridolin Schweikart 1730. 67) Pfr. Josef Wetzel<br />

aus Neufra seit 29. Jan. 1731, vorher in Kettenacker. Er starb<br />

am 1. Dezember 1739. 68) Pfr. Linus Schupf aus Ratzenried<br />

seit 11. Januar 1740, gest. hier 13. Jan. 1751. 69) Pfr.<br />

Johann Rud. Ign. von Mohr aus Bregenz, seit 8. März<br />

1751, gb. 1725, am 8. September. Er blieb hier bis 8. April 1757.<br />

70) Pfr. Franz Josef Kaudermann aus Sigmaringen,<br />

gb. 6. März 1712, hier seit 7. März 1757 bis zum Tod am 7.<br />

Juli 1775. 71) Vikar FranzJos. Fetscher aus Meersburg<br />

seit 2. Dezember 1771. Er wurde Pfarrer dahier am 4. Juli<br />

1775 und starb am 5. Juni 1818. 72) Pfr. Heinrich von<br />

Wanner aus Börstingen, 1818—1870, gb. 11. August 1783,<br />

gest. hier 11. Novembre 1870 (FDA 1885, 87). 73) Vik. Johann<br />

Bapt. Kohler aus Haigerloch 1864—66. 74) Vik.<br />

Josef Klotz aus Hechingen 1866—69. 75) Vik. Heinrich<br />

Hutmacher aus Haigerloch 1869—1870, dann Pfarrverweser<br />

hier bis 1873. 76) Pfr. Rudolf Zürn aus Hechingen<br />

1873 bis 1908, invest. 13. Mai 1873, nahm Absenz am 29. Sept.<br />

1908 ins Haus Nazareth in Sigmaringen, wo er am 5. März<br />

1913 starb (FDA 1916, 43). 77) JohannKep. S a u t e r aus<br />

Bingen, 1908—1941, zunächst Verweser seit 1. Okt. 1908, invest.<br />

28. August 1910, resignierte am 1. Juli 1941 und starb am 25.<br />

Oktober 1941 (FDA 1950, 190). 78) Vikar P. Tutilo Gro-<br />

Bei einem Vortrag im Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche<br />

Geschichte von Prof. Dr. Theodor Mayer hat am<br />

14. Januar 1967 Herr Dr. Hans Jänichen, Regierungsdirektor<br />

in Tübingen, anläßlich einer Untersuchung über Reichenauer<br />

Urkunden eine für Hohenzollern höchst interessante Feststellung<br />

getroffen. Zwei Aebte des hochadeligen Benediktinerklosters<br />

Reichenau), nämlich Frideloh (1139—1159) und<br />

sein leiblicher Bruder Ulrich von Haideck (1159—1169<br />

bzw. 1174) müssen aus der Gegend Reutlingen—Münsingen—<br />

Trochtelfingen gestammt haben! Die spätere Geschichtsschreibung<br />

des Klosters hat diese Herren freilich auf die Heidegg<br />

im Aargau/Schweiz lokalisiert, aber das dort sitzende Geschlecht<br />

gehörte nachweislich dem Ministeriaistande an,<br />

kommt also für die Reichenauer Konventsherren des 12.<br />

Jahrhunderts nicht in Betracht. Daher haben Lud. Baumann<br />

und Konrad Bayerle den Stammsitz früher auf der Münsinger-Reutlinger<br />

Alb gesucht J ).<br />

Man kennt bisher nur vier Generationen der hochadeligen<br />

freien Herren von Haideck (Heidegg o. ä.). Ein Gerold hatte<br />

im Jahre 1161 mehrere Söhne, von denen Werner um 1195<br />

namentlich bekannt wird. Dieser Gerold war also Zeitgenosse,<br />

wohl Bruder oder Vetter, der beiden Aebte Friedeloh<br />

(t 31. III. 1159) und Ulrich (t 7. XI. 1174). Gerold bestätigte<br />

mit all seinen Söhnen im Jahre 1161 2 ) zu Trochtelfingen in<br />

Gegenwart des Bischofs Hermann v. Konstanz Abmachungen<br />

Burg Haideck bei Trochtelfingen<br />

Joh. Adam Kraus<br />

ne r OSB aus Beuron, geb. Habstal, 1940—1941. 79) Pfarrer<br />

Mathias Bogenschütz aus Stein, Dekan 1941—1944,<br />

bisher in Trochtelfingen, invest. 17. Juli 1941; starb auf dem<br />

Weg nach Kettenacker am 30. März 1944, 59 Jahre alt, beerdigt<br />

in Stein: „Bekenner im Dritten Reich". 80) Pfr. Dr.<br />

Josef Kager aus Bisingen 1944 bis 1950, vorher Religionslehrer<br />

am Hechinger Gymnasium, hier invest. 17. September,<br />

Dekan 1944, ging 1950 weg, da krank, Geistl. Rat 1951, resign.<br />

erst 1951, starb in Hechingen am 27. Februar 1952, 65 Jahre<br />

alt, beerdigt in Bisingen. 81) Pfr. Georg Englert aus<br />

Grünsfeld, Verweser seit 21. April 1950, invest. 1. März 1951.<br />

Ging 27. August 1964 nach Sulzbach im Dek. Mosbach. Hat<br />

hier die Kirche erweitert. 82) Pfr. Gustav Scharm aus<br />

Kleinborowitz, gb. 1921, Verweser seit 27. August 1964, invest.<br />

9. Mai 1965. Ad multos annos!<br />

Die Hermentinger Pfarrer<br />

Die heutige Filiale Hermentingen mit der Galluskirche war<br />

bis ins 16. Jahrhundert eigene Pfarrei. Offenbar muß hier das<br />

Kloster St. Gallen einst begütert gewesen sein, wovon jedoch<br />

nichts bekannt ist. Denn das Galluspatrozinium weist überall<br />

auf das schweizerische Kloster hin, an dessen Stelle einst der<br />

Missionär Gallus seine Zelle errichtete, die der hl. Otmar<br />

dann zum Benediktinerkloster ausbaute.<br />

1) Dietrich von Steinhilben, Kirchherr 1339—49<br />

(Mitt. Hohz. 11, 115). 2) Nikolaus Buri, alias Pur (Baur),<br />

Rektor der Kirche zu H., zahlte am 23. Juli 1442 als Erstfrüchte<br />

6 fl. 3) JakobGräßlin (Gaßlin?) 1452—1468 Rektor.<br />

4) Johannes Ritt er wurde am 28. Mai 1468 als<br />

Pfarrer bzw. Kirchherr proklamiert auf Präsentation des<br />

Grafen Ulrich von Wirtemberg, invest. am 15. Juni 1468 (FDA<br />

68, 373). Noch im Jahre 1480 ist er mit seiner Mutter Katharina<br />

Knörrin, Witwe des Peter Ritter, als Bürgerin zu<br />

Veringenstadt erwähnt. Für die ruinöse Kirche zu Hermentingen<br />

wurde am 25. November 1468 eine bischöfliche Sammelerlaubnis<br />

für 1 Jahr gegeben. 5) Johannes Schulmai<br />

s t e r, resign. 1484 als Kirchrektor und geht als Kaplan<br />

nach Veringen. 6) Johannes Walch wird am 13. März<br />

1484 proklamiert; war noch Subdiakon! Am 5. April 1884 erscheint<br />

er dann als Kirchrektor investiert und wird noch 1494<br />

erwähnt. Ihn hatte Hans Kaspar von Bubenhofen präsentiert,<br />

der offenbar zu Hettingen saß. 7)VitusMang von Babenhausen,<br />

Diözese Augsburg, zahlt am 25. April 1495 als Erstfrüchte<br />

8 fl (FDA 25, 123). Er war 1485 in Tübingen und 1487<br />

in Freiburg auf der Universität immatrikuliert gewesen. Im<br />

Jahre 1508 war er dann Kaplan in Langenenslingen. 8) Johannes<br />

Haas, zahlte am 27. Juni 1504 als Erstfrüchte 8 fl.<br />

Er verzichtete am 15. April 1520 auf die Pfarrei Hermentingen<br />

und ging als Kaplan nach Hettingen (siehe oben). 9)<br />

Johannes Schweizer wurde am 16. April 1520 nach<br />

Präsentation durch Joh. Casp. von Bubenhofen als Leutpriester<br />

proklamiert und am 18. Mai investiert. Er scheint<br />

der letzte Pfarrer des Ortes gewesen zu sein, wenigstens<br />

wurde 1552 ff. dieser von Hettingen aus versehen.<br />

über den Zehnten im benachbarten Bernloch. Gerold muß<br />

ebenfalls naher Nachbar gewesen sein, weil als Zeugen dieser<br />

Streitschlichtung nur lokale Adelige, wie Ernst von Engstingen,<br />

Werner der Vogt und Einwohner dieser Gemeinde fungierten,<br />

ferner Kuno von Pfullingen und sein Bruder Gebene<br />

und alle Freien desselben Ortes, Adelbert von (Ober-)Hausen<br />

und alle Freien von da. Rudolf von (Oeden-)Waldstetten<br />

sowie die beiden Dekane von Pfullingen und Offenhausen<br />

mit all ihren unterstellten Geistlichen.<br />

Gerolds Sohn Werner de Heidegge verkaufte um 1195<br />

einen ererbten Hof zu Baufnang, Kreis Ueberlingen, den er<br />

seit langem besessen, ans Kloster Weißenau unter Abt Ortolf<br />

und erhielt dafür ein Leibgeding aus des Klosters Hof im<br />

erwähnten Bernloch, nämlich an Weizen, Vesen, Haber, Käse,<br />

Lämmern, Salz, Gerste und Gemüse. Nach acht Jahren löste<br />

m m ihm das ab mit 24 Mark Silber. Des Werners Brudersobn<br />

Gerold, Ritter und Freier von Heidegge, besaß in<br />

Buf.'" - ig einen Hof auf dem Berg, den er dem genannten<br />

Kloster Weißenau um 15 Mark Silber abtrat. Andere Besitzungen<br />

daselbst erwarben die Mönche hernach vom Ritter<br />

Heinrich von Haidegge aus der Verwandtschaft Werners<br />

und Gerolds für 30 Mark Silber 3 ). Jänichen stellte mit Recht<br />

fest, daß das obige Leibgeding nur einen Sinn hatte, wenn<br />

Werner gleich seinem Vater in der Nähe von Bernloch<br />

wohnte.


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 21<br />

Bis zum Jahre 1218 hatte unter Oberhoheit des Grafen<br />

Mangold von Nellenburg—Veringen ein Heinrich Monetarius<br />

(Münzmeister) von Ueberlingen, genannt Wint, ein Gut in<br />

Mühlhofen bei Ueberlingen als Lehen des nobilis viri Heinrici<br />

de Haideck 4 ). Laut Urkunde vom 19. Januar 1223<br />

überließen die Grafenbrüder Mangold und Wolfrad von<br />

Nellernburg—Veringen als Oberherren das durch Heinrich<br />

vonHeideck und dessen Sohn Gerold ans Kloster Salem<br />

verkaufte Gut Wälde, Kreis Ueberlingen, das Ritter Burkart<br />

von Wälde von ihnen zu Lehen hatte. Die Haidecker erhielten<br />

vom Kloster 15 Mark Silber und ein Pferd, der Graf wurde<br />

durch Tausch abgefunden 5 ). Zeugen dieses Handels waren<br />

Berthold von Bittelschieß, Walter von Hohenfels, Burkart von<br />

Rosna, Berthold Butzo, Burkhart von Spechtshart, Hermann<br />

von Heggelbach, Marquard von Ruschweiler, Heinrich von<br />

Bitzenhofen, Ulrich von Ahausen (bei Ueberlingen), und Sigfried<br />

Mor. Aus den beiden letzten Urkunden schließt Jänichen<br />

eine enge Zusammenarbeit unseres Geschlechts mit den<br />

Grafen von Veringen.<br />

Schließlich vermittelten Heinrich von Haidegge<br />

und Rudolf, genannt Fochenze, ums Jahr 1240 zu Reutlingen<br />

zwischen dem Kloster Reichenau und dem Ritter Burkart von<br />

Urach, Dienstmann des Grafen Egino von Urach, in einem<br />

Zehntstreit zu Beuren bei Bernloch 6 ). Der Sitz der Familie<br />

von Haideck dürfte also immer noch in der Nähe von Bernloch—Reutlingen<br />

gewesen sein! Noch im Jahre 1262 wird<br />

Heinrich von Heidegg als Lehensherr eines Ritters Ulrich<br />

von Uerzlikon (Schweiz) aufgeführt 7 ). Darf man hieraus<br />

schließen, daß die Familie in die Schweiz verzog und in den<br />

Ministeriaistand herabsank, wie dies bei vielen anderen<br />

Edelfreien des 12. Jahrhunderts der Fall war? Die Forschung<br />

wird sich damit befassen müssen, zumal die niederadeligen<br />

schweizerischen Herren von Heidegg angeblich bis 1274 einen<br />

Eisenhut im Schild hatten, später aber aus unbekannten<br />

Gründen den Schild schwarz-gelb gespalten führten 8 ). Der<br />

Gipfelpunkt wäre freilich, wenn sich jener erste schweizerische<br />

Heinrich von Haidegg von 1185 als schwäbischer Auswanderer<br />

nachweisen ließe! Allein solche Vermutungen helfen<br />

nicht weiter, sondern nur urkundliche Nachrichten.<br />

Im Reichskrieg gegen Württemberg zerstörten die Reutlinger<br />

Bürger 1311 die Burgen R o r bei Bisingen, Jungingen<br />

im Killertal, Haidegg, Lichtenstein und Greifenstein<br />

9 ). Aus der Reihenfolge der Aufzählung darf<br />

man mit Jänichen folgern, daß die Heideck von Reutlingen<br />

aus hinter dem Lichtenstein gesucht werden muß, und nach<br />

obigen Ausführungen unweit von Bernloch 10 ). Aber wo?<br />

Kinkelin suchte in der Nähe des Lichtensteins. Nach Lehrer<br />

Sebastian Locher n ) finden sich in der Nähe der Haidkapelle<br />

Spuren einer Burg, vielleicht derjenigen der Herren von<br />

Haideck. Die Haid zieht sich bekanntlich als waldloses Ge-<br />

Hausen im Killertal. Bei aller landschaftlichen Schönheit<br />

ist die Markung von Hausen vom landwirtschaftlichen Standpunkt<br />

aus eine der ungünstigsten des ganzen Landes. Die<br />

Ackerböden liegen ringsum auf vielfach von Tälern und<br />

Schluchten zerschnittenen Höhen bis fast 200 Meter über dem<br />

Ort und waren früher nur durch halsbrecherische Steigen zu<br />

erreichen. Die schwierigen Verhältnisse mögen ein Hauptanlaß<br />

zur Entstehung des Hausierhandels gewesen sein, der<br />

in Hausen schon früh nachweisbar ist. In einer Reisebeschreibung<br />

aus dem Jahre 1781 wird den Hausenern ein großes Lob<br />

gesungen. Damals zogen sie als Händler in ferne Länder und<br />

machten gute Geschäfte, ohne daß sie fremde Ueppigkeit in<br />

der <strong>Heimat</strong> aufkommen ließen. Ein Denkmal aus den guten<br />

alten Tagen sind die schönen Fachwerkhäuser, die der Hauptstraße<br />

noch heute ein besonderes Gepräge geben. Sie weisen<br />

ganz andere Formen auf als die bei uns einheimischen<br />

Bauernhäuser und zeigen, daß sie von wohlhabenden Leuten<br />

nach fremden Mustern errichtet wurden.<br />

Da steht etwas eingerückt von der belebten Talstraße nach<br />

Ebingen das Rathaus des Killertalortes Hausen. Es wurde um<br />

das Jahr 1750 von einem der weitgereisten Hausierer erstellt.<br />

Es ist ein zweigeschossiger verputzter Fachwerkbau auf Bruchsteinsockel<br />

über einem rechteckigen Grundriß. Das biberschwanzgedeckte<br />

hohe Satteldach hat Krüppelwalm und ladet<br />

an den Traufen wie an den Giebeln nach Schweizer Art weit<br />

aus. An der westlichen Langseite laufen unter dem Dachüberstand<br />

in beiden Geschossen offene Holzgalerien entlang.<br />

Die große ehemals getäfelte Stube (das heutige Amtszimmer)<br />

liegt auf der Nordostecke mit drei Fenstern nach jeder<br />

biet vom Tierental nördlich von Trochtelfingen gut s /i Stund<br />

gegen Norden hin bis zum „Weiler Haid" mit der Marienkapelle<br />

hart an der Großengstinger Grenze, was unsere Karten<br />

leider nicht genügend erkennen lassen! Jänichen dem<br />

diese Tatsache' offenbar nicht ganz klar ist, dachte an eine<br />

befestigte Hofanlage neben der Haidkapelle, die ursprüglich<br />

zur Burg gehört haben könne. Die Kapelle ist jedoch erst<br />

1470 oder kurz vorher erbaut worden.<br />

Wahrscheinlich meinte Locher die Burgstelle auf einem<br />

bewaldeten Berg weiter südlich, 2,5 km nördlich von Trochtelfingen,<br />

hart östlich an der Kreuzungsstelle von Landstraße<br />

und <strong>Hohenzollerischer</strong> Landesbahn 12 ). Die Albvereinskarte<br />

1 : 50 000 von etwa 1920 hat dort unweit des Spitzigen Berges<br />

die Ruine mit dem Namen „Hintere Burg" eingetragen. Name<br />

und Gräben fehlen leider auf den neuen Karten 1 : 25 000! Als<br />

Gymnasiast habe ich selber mit meinen Trochtelfinger Mitschülern<br />

Paul Schoser und Karl Dietrich die Stelle abgesucht.<br />

Die Gräben der Burg waren deutlich zu sehen und<br />

dürften es, da im Walde gelegen, auch heute noch sein. Hier<br />

also hätten wir am Rande oder Eck der Haid die<br />

Stammburg der hochedlen Herren von Haideck anzunehmen!<br />

Nebenbei darf darauf hingewiesen werden, daß in Trochtelfingen<br />

außer dem werdenbergischen Schloß bei der Pfarrkirche<br />

sich noch nördlich der Stadt der Burgberg findet, auf<br />

dem im 17. Jahrhundert die Burgkapelle erbaut wurde 1 - 1 ).<br />

Spuren der Burg sind noch schwach vorhanden, während der<br />

Felsen der einstigen Wetzeisburg gegen Steinhilben nach<br />

1900 zur Gewinnung von Pflastersteinen völlig weggeräumt<br />

ist. Dagegen finden sich noch Spuren von Wall und Graben<br />

auf dem sog. B u r g s t a 11 am Nordrand des Städtchens,<br />

östlich des Elektrizitäts-Umspannwerks. Eine Irmgard von<br />

Trochtelfingen schenkte dem Kloster Blaubeuren einige Fruchtzinsen<br />

in Asch 14 ).<br />

Anmerkungen :<br />

Alte Fachwerkhäuser in Hausen<br />

Ein geschichtlicher und ortskundlicher Beitrag<br />

von Oberlehrer B i e g e r<br />

1) Kultur der Reichennau 1925, I 562, II 1242, und unsere Note 3.<br />

2) Wirtbg. ÜB 2, 137—138.<br />

3) Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins, 29, 1877, 33—34.<br />

4) Mitt. Hohenzoll. II, 47 und Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geschlechterbuch<br />

II, 15.<br />

ä) Codex Salem I, 173; Mitt. Hohenzoll. III, 35.<br />

0) Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 1888, 369.<br />

") K. v. Knobloch, Oberbad. Geschlechterbuch II, 15.<br />

8) Merz—Hegi, Die Wappenrolle von Zürich 1930, S. 154.<br />

8) Württbg. Viertel]ahrsheft 1881, Jg. VI. S. 3 ff.<br />

10) Blätter des Schwab. Albvereins 1932, 209—211.<br />

11) Wirtbg. UB 4, 482.<br />

12) Hohenzollerische <strong>Heimat</strong> 1958, 28.<br />

13) Mitt. Hohenzoll. 38, 1904, 34 f.<br />

14) Annales des Tubingius, hgg. von G. Brösamle 1966, S. 113.<br />

Seite. Die Fenster des Erdgeschosses haben geschwungene<br />

Dächer aus Blech. Neu an das Rathaus wurde das Ortswappen<br />

angebracht, das 1949 vom Innenministerium des Landes<br />

Württemberg-Hohenzollern der Gemeinde Hausen im<br />

Killertal verliehen wurde. Das Wappen ist ein schwarzes<br />

Feld, durch das sich ein silberner Wellenpfahl zieht. Wie<br />

uns die Farben Silber und Schwarz an die Zugehörigkeit<br />

unseres Ortes zur Grafschaft Zollern erinnern, so deutet der<br />

silberne Wellenpfahl an, daß sich auf der Gemarkung<br />

Hausen im Killertal die Flußsysteme Rhein und Donau<br />

scheiden. Etwas oberhalb des Rathauses kommen wir auf das<br />

Fachwerkhaus Nr. 147, das dem Malermeister Gustav Steimer<br />

gehört. Es ist ein Wohnhaus mit zweigeschossigem Aufbau<br />

mit sichtbarem Fachwerk fränkischer Art und biberschwanzgedecktem<br />

Satteldach. Das Erdgeschoß ist verputzt. Der nach<br />

Westen (der Wetterseite) gerichtete Straßengiebel hat über<br />

vier Balkenanlagen mit Ziegeln gedeckte Schutzdächer. Der<br />

Giebel ist in seinem oberen Geschoß durch eine kreisförmige<br />

Verstrebung geschmückt. In dem Rad, das etwa einen Durchmesser<br />

von eineinhalb Meter hat, finden wir die selten schöne<br />

Inschrift: „Ob Burchart gelobt sei — Jesus — JHS — und<br />

Maria. Cituna Lorch. Anno 1756 Jahres."<br />

Die Inschrift ist in die Balken eingehauen und mit weißer<br />

Farbe übertüncht. Jakob Burchart und Cituna Lorch, die beiden<br />

Namen, die in der Inschrift genannt sind, haben das Haus<br />

gebaut, und zwar im Jahre 1756. Das Wohnhaus steht mit<br />

dem Giebel zur Straße. Im Absland von vier Metern dahinter<br />

ist die Scheune mit dem Stall als besonderer Fachwerkbau<br />

mit hohem Satteldach quergestellt, so daß ein kleiner, nach


22 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

der Straße offener Wirtschaftshof entsteht. Die große getäfelte<br />

Wohnstube liegt auf der Südwestecke mit 3 Fenstern<br />

zur Straße und dreien zum Hof. Erst in den letzten Jahren<br />

wurde das ganze Anwesen wieder neu hergerichtet und erhielt<br />

dadurch wieder ein schönes und anmutendes Gesicht.<br />

So recht originell zeigt es jetzt wieder den so anheimelnden<br />

altdeutschen Stil und trägt so auch zur Dorfverschönerung<br />

bei. Einige Grundstücke südlich von Nr. 147 liegt das<br />

Haus Nr. 150, das heute Jakob Flad gehört. Das Fach werk<br />

war in allen Geschossen sichtbar. Der Straßengiebel ist ebenfalls<br />

mit 4 Schutzdächern versehen. Erbaut wurde es im<br />

Jahre 1756. Der Grundriß entspricht ebenfalls dem des Hauses<br />

Nr. 147, nur daß hier Scheune und Stall unmittelbar in<br />

Verlängerung des Wohnhauses angefügt sind. Die südliche<br />

Langseite des Hauses, auf der die Eingänge liegen, ist einer<br />

Nebengasse zugekehrt.<br />

Kommerzienrat Mauser in Oberndorf machte dem Pater<br />

Desiderius in Beuron, dem Haigerlocher Sohn und Begründer<br />

der Beuroner Kunstschule, wiederholt das Anerbieten, er<br />

wolle ihn gern im Auto nach Haigerloch bringen, damit er<br />

den Ort, wo seine Wiege stand, noch einmal sehen könne.<br />

Jedesmal lehnte er dankend ab, aus dem Grunde: ich will<br />

Haigerloch nicht mehr sehen, seitdem die Haigerlocher ihr<br />

altehrwüriges Rathaus abgebrochen haben. Mit Künstleraugen<br />

hatte er oft in der Jugend vom Marktplatz aus das<br />

schöne Idyll betrachtet: Vom Marktplatz führt eine Holzbrücke<br />

über die oft reißende Eyach. In der Mitte der Brücke<br />

erhebt sich am Geländer ein Kreuz, drüben geht der Weg<br />

unter dem Rathaus hindurch, das „Stiegle" hinauf. Der Steig,<br />

eine Steintreppe, führt am Rathaus vorbei hinauf in die<br />

Oberstadt, für Buben eine ideale Kletterpartie, hinunter Gelegenheit<br />

zu allen möglichen tollen Sprüngen. Die Giebelseite<br />

des Rathauses gegen den Marktplatz zu war mit Bildern<br />

geschmückt, auch eine Statue des hl. Johannes Nepomuck,<br />

jetzt an einem Haus auf dem Marktplatz, zierte und belebte<br />

die Mauerfläche. Früher erfreute das Auge auch noch sichtbares<br />

Balkenwerk. Auf der Spitze des Daches ein Türmchen;<br />

der Klang seines Glöckleins weckte aber keine gehobene<br />

Stimmung, denn beim Steuereinzug mahnte es immer wieder:<br />

zahlen, zahlen! Manchen allerdings regte seine Mahnung<br />

nicht auf, er dachte: Läute mein Glöcklein nur zu, mich<br />

bringst du nicht aus der Ruh.<br />

Am unteren Stock des Hauses war ein Schreckbild: Der<br />

Pranger. Wer den guten Ruf seiner Mitbürger mit seinem<br />

Lügenmaul verlästert hatte, wurde auf das Postament hinaufgestellt,<br />

angebunden, eine große Zunge aus rotem Tuch<br />

wurde ihm auf die Brust gehängt, so mußte er stundenlang<br />

seine Lästerreden abbüßen. Sehr heilsame Medizin für böse<br />

Mäuler! — Im Innern des Rathauses war unten ein Raum für<br />

Feuerlöschgeräte, darüber eine Halle zum Abhalten kleiner<br />

Wochenmärkte, im oberen Stock der große Ratssaal und das<br />

Amtszimmer für den Bürgermeister. Da war es auch, wo<br />

man anno 1848 Kugeln austeilte, als wie ein Lauffeuer das<br />

Gerücht von Ort zu Ort eilte: Die Franzosen kommen! Die<br />

Haigerlocher, tapfer wie sie immer waren, einige sagen ja;<br />

Gräfin Adelheid ist wohl eine der interessantesten Persönlichkeiten<br />

aus der Geschichte von Gammertingen. Bisher<br />

wurde ihr Leben und Werk noch nie zusammenhängend dargestellt.<br />

Solange das Kloster Zwiefalten noch bestand, gab<br />

es dort noch Erinnerungen an Adelheid. Seit der Aufhebung<br />

des Klosters ist sie völlig in Vergessenheit geraten. So wird<br />

es gut sein, wenn man sich wenigstens in Gammertingen an<br />

sie erinnert. In Gammertingen, dessen Name sie trug und<br />

wo sie viele Jahre ihres Lebens als Frau und Mutter verbrachte.<br />

Gräfin Adelheid wurde vor mehr als 900 Jahren (um 1060)<br />

als Tochter des Grafen Hartmann von Dillingen geboren.<br />

Die Grafen von Dillingen waren damals eines der mächtigsten<br />

und bedeutendsten Hochadelsgeschlechter in Südwestdeutschland.<br />

Durch seine Frau hatte Graf Hartmann den<br />

reichen Besitz der Grafen von Kyburg geerbt. Sein Sohn<br />

Hartmann d. J. übernahm die Grafschaft. Der zweite Sohn,<br />

Ulrich, wurde Bischof von Konstanz, Eine Tochter, Hadwig,<br />

ging ins Kloster und die Tochter Adelheid heiratete den<br />

Grafen Ulrich von Gammertingen.<br />

Durch die Ausgrabungen beim „Alten Schloß" wissen wir<br />

heute wenigstens, wo Adelheid und Graf Ulrich ihren Wohn-<br />

Das alte Rathaus in Haigerloch<br />

Gräfin Adelheid von Gammertingen<br />

Schräg gegenüber dem Hause von Jakob Flad ist wieder<br />

eine Inschrift zu lesen: Engelbertus Steimer, Vogt und Anna<br />

Seitzin. Anno 1774. Ein dem Rathaus entsprechendes Fachwerkhaus<br />

ist das Haus Nr. 104 am Nordausgang des Dorfes,<br />

das Max Ruff gehört. Das Erdgeschoß ist massiv, darüber das<br />

verputzte Fachwerk des Obergeschosses. Genau wie beim<br />

Rathaus finden wir bei diesem Haus das Satteldach mit<br />

Krüppelwalmen und großen Dachüberständen. Die Verbreiterung<br />

am Giebel hat Dreipaßform. Die ganze Form und das<br />

Aussehen entsprechen einem sogenannten Bernerhaus. Es<br />

wurde etwa um das Jahr 1800 erbaut. Die beschriebenen<br />

Häuser sind typisch für eine größere Anzahl Bauernhäuser<br />

im Dorfe, die jedoch vielfach das Fachwerk verputzt haben.<br />

Sie stammen aus dem 18. Jahrhundert. So drückt sich hier ein<br />

wichtiger Erwerbszweig (Hausiergewerbe) der Einwohner in<br />

einer besonderen Art des Ortsbildes aus.<br />

jener Ritter unter Kaiser Rotbartlobesam, der den „Schwabenstreich"<br />

lieferte, sei aus Haigerloch gewesen — die Haigerlocher<br />

also zogen mutig mit Flinten, Heugabeln, Dreschpflegeln<br />

bewaffnet, Nordstetten zu, dem Feinde entgegen.<br />

Es war Marä Verkündigung im Revolutionsjahr. Einer war<br />

dabei, der hatte auch Kugeln gewollt, hatte aber keine Flinte.<br />

Auf die Frage, wozu er dann Kugeln brauche, wenn er kein<br />

Gewehr habe, antwortete er in feuriger Kampfesfreude: Ich<br />

werfe sie den Franzosen ins Gesicht. Das alte Rathaus könnte<br />

ja viel erzählen; es entstand schon zur Zeit der Entdeckung<br />

von Amerika 1492, denn es war 1468 erbaut worden mit<br />

reichlicher Unterstützung der Gräfin Mechthild, des Fräuleins<br />

von Oesterreich. Zu ihrer Zeit war Unter- und Oberstadt<br />

in einer Gemeinde vereinigt worden, unter ihr wurde das<br />

„Stadtbüchle" verfaßt, in welchem das Stadtrecht zusammengestellt<br />

war. Das Rathaus sah die Greuel der Schweden im<br />

Dreißigjährigen Kriege, die Durchmärsche von Franzosen,<br />

Oesterreichern, Russen zur Zeit Napoleons, es hat Freud und<br />

Leid redlich mit der Bürgerschaft geteilt.<br />

Das Jahr 1872 kam, man baute die neue Straße durch Haigerloch,<br />

eine neue eiserne Brücke mußte erstellt werden;<br />

gewissen Kreisen war das ein willkommener Anlaß, das altehrwürdige<br />

Rathaus abzubrechen, angeblich wegen der neuen<br />

Straße und Brücke, die man beide hätte erstellen können,<br />

ohne dem Rathaus den Todesstoß zu versetzen. Allein wozu<br />

sind die Dummheiten, wenn man sie nicht macht! Jetzt denkt<br />

man anders! Aber die Toten kann man nicht mehr lebendig<br />

machen. Schließen wir mit dem Schlußsatz einer schön geschriebenen<br />

Urkunde aus dem Jahre 1773, in welchem man<br />

das Rathaus gründlich renovierte. Er lautet: „Gott segne<br />

diese Stadt und beschütze sie und bewahre sie vor Wasserund<br />

Feuersnot, auch vor allen anderen Uebeln des Leibes<br />

und der Seele." Ein kleiner Trost ist uns geblieben: Das alte<br />

Rathausglöcklein lebt noch und hängt im Türmchen des<br />

Missionshauses. Die Stadt schenkte es, nachdem das erste<br />

Glöcklein im Kriege mußte abgeliefert werden. Es hat jetzt<br />

eine höhere, schönere Aufgabe als ehedem; es ladet zum<br />

Beten ein. Aber klingt nicht auch noch ein wehmutsvoller<br />

Ton durch, das Heimweh nach seiner alten <strong>Heimat</strong>, dem alten<br />

Rathaus?<br />

sitz hatten. Sicher wurde ein Teil der Mauer, die wir heute<br />

wieder sehen können, in ihrer Zeit errichtet. Auch mancher<br />

der Gegenstände, die in den letzten Jahren dort gefunden<br />

wurden, mag Graf Ulrich und Adelheid gehört haben. Aus<br />

der Ehe gingen zwei Söhne hervor, die in der Geschichte als<br />

Grafen von Gammertingen, Hertingen und Achalm erscheinen.<br />

Graf Ulrich starb wohl zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr,<br />

Er wurde in seiner Eigenkirche in Gammertingen<br />

begraben. Vielleicht stand diese Kirche an der Stelle der<br />

heutigen Michaelskirche. Jedenfalls deutet der Patron St.<br />

Michael auf ein sehr hohes Alter der Kirche hin.<br />

Nach dem Tode ihres Mannes zog Gräfin Adelheid nach<br />

Zwiefalten, wo das neugegründete Kloster mächtig aufblühte.<br />

Viele Mütter und Schwestern der Mönche hatten den Wunsch,<br />

sich hier niederzulassen und ein klösterliches Leben zu<br />

führen. Die Frauen wohnten zunächst in Bretterhütten,<br />

welche die Hirsauer Gründermönche als Notunterkunft gebaut<br />

hatten. Sie durften einen Teil des neuen Münsters als<br />

Chor benützen. Auf die Dauer war dies jedoch ein unguter<br />

Zustand. Mit Genehmigung des Abtes Ulrich übernahm Gräfin<br />

Adelheid die Gründung eines eigenen Frauenklosters. In<br />

der Gegend des heutigen Friedhofes von Zwiefalten baute


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 23<br />

sie auf eigene Kosten ein Kloster und eine Kirche, welche<br />

St. Johannes d. T. geweiht war.<br />

Das neue Kloster wurde 1138 von 62 Nonnen bezogen. Unter<br />

ihnen waren viele Frauen aus dem schwäbischen Hochadel,<br />

u. a. Hadwig, die Schwester von Gräfin Adelheid. Auch<br />

zwei Ekelinnen der Gräfin traten später in das Kloster<br />

ein. Die Frauen lebten nach der Regel des Hl. Benedikt<br />

unter einer Oberin (Magistra). Sie wetteiferten mit den Mönchen<br />

nicht nur in der Frömmigkeit, sondern auch in der<br />

Schreibkunst und Malerei, Besonders geschätzt war ihre<br />

Stickerei und ihre Arbeit an Altären und kirchlichen Gewändern.<br />

Neben den Grafen Cuno und Luithold von Achalm, den<br />

Klostergründern, war Gräfin Adelheid wohl die größte Wohltäterin<br />

von Zwiefalten. Um die Familie der Grafen von<br />

Gammertingen dauernd mit dem Kloster zu verbinden, ließ<br />

sie ihren verstorbenen Gatten von Gammertingen nach Zwiefalten<br />

überführen. Dort wurde er im Kapitelssaal des Männerklosters<br />

beigesetzt. Auch ihr Schwiegervater, Graf Arnold,<br />

war dort begraben. (Es ist nicht bekannt, ob auch er<br />

zunächst in Gammertingen sein Grab hatte.) Der Chronist<br />

Berthold berichtet, daß Gräfin Adelheid, solange sie lebte,<br />

den ganzen Konvent mit Korn und Wein versorgte. Dies<br />

bedeutet, daß ca 200 Personen über drei Jahrzehnte mit<br />

Lebensmitteln beliefert wurden. Auch zur Ausschmückung<br />

des Münsters hat sie viel beigetragen. U. a. stiftete sie die<br />

„Hungertücher". Dies waren die Vorhänge, mit denen in der<br />

Fastenzeit der Chor und die Altäre verhängt wurden. Auch<br />

Schmuck schenkte sie, der zu Reliquienbehältern und kirchlichen<br />

Geräten verarbeitet wurde.<br />

Das Pfarrarchiv Benzingen verwahrt einen Brief des Fürsten<br />

Joseph Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen, den<br />

wir hier in moderner Rechtschreibung wiedergeben. Mehrere<br />

lateinische Zitate aus der hl. Schrift sind übersetzt.<br />

Sie zeigen, daß der Fürst mit ihnen vertraut war.<br />

Der ganze Text atmet eine patriarchalische Verbundenheit<br />

des Landesherrn, der sich als Vater der Untertanen fühlt und<br />

mit ihnen alle Sorgen der Untertanen teilt. Als Landesvater<br />

fühlt er sich auch für die Seelen der Landeskinder verantwortlich.<br />

Er will den Sterbenden, die in den letzten Zügen<br />

liegen, in ihrer Not beistehen, indem alle Ortsbewohner zum<br />

Gebet aufgefordert werden durch das Zügenglöcklein.<br />

Mancherorts nennt man „Zügenglöcklein" ein Glockenzeichen,<br />

wenn der Priester mit der Wegzehrung von der<br />

Kirche weggeht, begleitet vom Mesner oder Ministranten.<br />

Nach altem Brauch kommen daraufhin die Bewohner der<br />

Straße, durch die der Weg zum Kranken führt, aus dem<br />

Haus und beten auf den Knien den Heiland an. Früher<br />

wurden die Leute ermuntert, den Priester betend zum Hause<br />

des Kranken zu begleiten. Es waren besondere Ablässe<br />

damit verbunden. Normalerweise müßte man dieses Glockenzeichen<br />

„Versehglocke" nennen.<br />

Es scheint, daß auch bei nächtlichen Versehgängen ein<br />

Glockenzeichen gegeben wurde. Das mußte begreiflicherweise<br />

wieder abgestellt werden. Ein Glockenzeichen zu geben bei<br />

eingetretenem Sterbefall, „die Scheidung", als Aufforderung,<br />

für die Seele zu beten, wird schon von dem Kirchenschriftsteller<br />

Durandus Ende des 13. Jahrhunderts als bekannter<br />

Brauch erwähnt. Für Frauen wurde damals zweimal, für<br />

Männer dreimal geläutet. In dem Fürstenbrief finden wir<br />

diesen Brauch auch noch angedeutet.<br />

Den Gebetstext, von dem der Fürst spricht, fand ich<br />

nicht im Pfarrarchiv. Es ist mir nicht bekannt, ob der Vorschlag<br />

des Landesherrn durchgeführt wurde. Wie ein Mißklang<br />

findet sich gerade 100 Jahre später der Eintrag: „1846<br />

genehmigt das Oberamt Straßberg, das 13 Pfund schwere<br />

Zügenglöcklein von Benzingen, das seit 30 Jahren unbenützt<br />

im Pfarrhaus dort stehe, nach Blättringen zu schenken, da<br />

die Kapelle dort nur eine Glocke habe."<br />

Ehrwürdiger, besonders lieber Herr Cammerer!<br />

Gleich wie einem regierenden Herrn nebst Beförderung der<br />

Ehre Gottes in seinen Landen nichts mehr angelegen sein lassen<br />

sollte, als das Heil der Seelen seiner lieben getreuen Untertanen,<br />

für welche alle und eine jede insbesondere der einstens<br />

vor einem jetzt noch barmherzigsten, dort aber strengsten<br />

Richter wird Rechenschaft geben müssen, und zwar eine<br />

solche Rechenschaft, die in dem gegenwärtigen blinden finsteren<br />

Lebenslauf nicht kann gefaßt noch begriffen werden, „ein<br />

sehr strenges Gericht wird über die kommen, die vorgesetzt<br />

Das Zügenglöcklein<br />

Als Schwester des Bischofs von Konstanz und als Stifterin<br />

und Wohltäterin genoß Adelheid im Kloster höchstes Ansehen<br />

und Verehrung. Besonders gelobt wird von den Chronisten<br />

jedoch ihre Frömmigkeit. Auf ihr Bitten wurde das<br />

Kloster Neresheim von Zwiefalten aufs neue besetzt und reformiert.<br />

Ob Adelheid selbst Oberin des Frauenklosters war,<br />

ist nicht bekannt. Sie lebte etwa 30 Jahre in Zwiefalten und<br />

wurde über 80 Jahre alt. Am 1. Dezember 1141 ist sie verstorben.<br />

Ihr Grab ist nicht mehr bekannt. Aber ihr Andenken<br />

lebte in Zwiefalten weiter bis zur Aufhebung des Klosters.<br />

In einem Bericht aus dem 18. Jahrhundert wird sie<br />

sogar als die „Heilige Adelheid" bezeichnet.<br />

Ihre Gründung, das Frauenkloster Zwiefalten, hatte leider<br />

keinen Bestand. Auf die Blütezeit im 12. Jahrhundert folgte<br />

ein langsamer Rückgang. Die Einkünfte reichten auf die<br />

Dauer zur Unterhaltung von zwei Klöstern nicht aus. Im<br />

Pestjahr 1349 wird das Frauenkloster zum letzten Mal urkundlich<br />

erwähnt. Wahrscheinlich starben damals viele der<br />

Nonnen. Die Ueberlebenden sollen in das Kloster Mariaberg,<br />

welches seit 1292 der Aufsicht von Zwiefalten unterstand,<br />

versetzt worden sein. Fortan übernahm Mariaberg die Tradition<br />

des Frauenklosters von Zwiefalten.<br />

Die Gebäude des Frauenklosters wurden später abgerissen.<br />

Nur die Klosterkirche steht heute noch. Sie wird jetzt als<br />

Friedhofskapelle benützt. Trotz der später ausgebrochenen<br />

gotischen Fenster sieht man dem Bau sein hohes Alter noch<br />

an. Die Kirche ist das letzte Andenken an eine bedeutende<br />

Frau aus Gammertingen, an Gräfin Adelheid.<br />

Dr. Herbert Burkarth.<br />

sind": Darum ist ganz natürlich, daß ein jeder Regent „dem<br />

vom Herrn Gewalt und Kraft gegeben", zuweilen durch unverdiente<br />

Gnad Gottes auf solche heilsame Gedanken verfalle,<br />

durch welche er auf Mittel und Weg gelange, die kostbaren<br />

Seelen seiner Untertanen nebst ihrer eigenen Mitwirkung in<br />

den Himmel zu bringen. — Folglich die Last einer so schweren<br />

auf ihn wartenden Verantwortung, wo nicht gänzlich ablehnen<br />

doch wenigstens verringern. Eigene Mittel und Wege<br />

gibt es sehr viele, welche alle vorderhand zu erkennen unsere<br />

Kräfte nicht vermögen, drum glauben wir nicht Unrecht<br />

daran zu sein, um vielleicht eines der kräftigsten gefunden<br />

zu haben, welches in folgendem besteht: „So wir unsern in<br />

beiden Herrschaften und hoher Jurisdiction unterstehenden<br />

ehrwürdigen, viel geliebten Herrn Dekanen, Pfarrherren und<br />

Seelsorgern keineswegs als einen Befehl sondern zu einer<br />

willigen Annehmung eröffnen: Die zusagende Einführung<br />

aber uns zu einem großen innerlichen Trost, ihnen aber zu<br />

noch größerem Verdienst gereichen würde. Gewiß und unwidersprechlich<br />

ist, daß die menschliche, aber kostbare Seele<br />

nach so vielen mühseligen, betrübten zurückgelegten Stünden<br />

ihres armseligen zeitlichen Lebens, jedoch den Schatten<br />

noch nicht gesehen, alles dessen jedoch, was mir annoch bevorstehet<br />

auf dem Todbett in der Stunde des Todes, von<br />

welcher die ewig glückliche oder unglückliche Ewigkeit abhängt.<br />

Sie wird daliegen ohne Trost, ohne Hilf zwischen Furcht<br />

und Hoffnung, nichtwissend, ob sie der Liebe oder der Strafe<br />

würdig sei, sie wird zu vergleichen sein einem Baum, der<br />

zum Abhauen wirklich verurteilt, nicht aber durch eine materialische<br />

Not, sondern durch hervorgebrachten guten oder<br />

bösen Werke, als dessen Früchte werden ihnen fallen machen.<br />

„Wie der Baum fällt, bleibt er liegen", bleibt er gegen Mitternacht<br />

liegen, so erbarmet es Gott, damit dieses aber nicht<br />

geschehe, sondern so viele Bäume als Wir Untertanen in unserem<br />

Fürstentum haben, um welche Wir Red und Antwort<br />

geben müssen, gegen Mittag fallen mögen. So ist anders<br />

nichts übrig, als daß man bei diesem allerwichtigsten und<br />

letzten Umstand gleich wie bei allem andern Vorhergegangenen,<br />

die Zuflucht zu dem heiligen Gebet, welches allein<br />

die Wolken durchdringt und der Lebendigen und Toten<br />

strengsten Richter in einen sanftmütig, barmherzigen Gott<br />

verändert. —<br />

Zu diesem Ende werden Wir nächstens, sobald Wir das<br />

Gehörige und bereits Angebrachte von ihrer päpstlichen Heiligkeit<br />

erhalten haben, in Unserer Residenzstadt allhier einführen,<br />

daß sobald ein Kranker in die Züge gerissen würde,<br />

augenblicklich eine Person von dem Haus, in welchem der<br />

Sterbende liegt, zu dem Mesner, oder demjenigen, der die<br />

Schlüssel des Glockenturmes verwahrt, laufen solle, dieser<br />

aber ohne Verzug eines Augenblicks dahin eilen solle, allwo<br />

er mit einer Glocke ein solches Zeichen geben wird, das von<br />

anderen unterschieden: und man aberkennen könne, ob es ein


24 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

Mann oder Weibsperson, welches in den Zügen liegt. Worauf<br />

sodann alles in den Häusern niederknien und dasjenige Gebet<br />

mit möglichster Andacht und Mitleiden gegen den nun<br />

hilfsbedürftigen Nebenmenschen laut abbeten würden. Wir<br />

haben es bereits zum Druck befördern lassen. Dabei ist zu<br />

wissen, daß der Sterbende hierdurch vollkommenen Ablaß erlangt,<br />

die Lebenden aber, denen allen diese schwere Stunde<br />

auch bevorsteht, sich einen solchen Schatz bei Gott sammeln<br />

werden, daß jeder zu seiner Zeit auf dem Totenbett tröstlich<br />

ausrufen wird: ich habe mir Reichtümer im Himmel aufgespart.<br />

Sonderbar, wenn dieses herzdringende und von der<br />

heiligen Kirche approbierte Gebet bedächtig — da es ja einen<br />

jeden treffen wird — auch mit zerknirschtem und demütigem<br />

Herzen wird verrichtet werden, „denn ein zerknirschtes<br />

und demütiges Herz wird Gott nicht verschmähen".<br />

Ersuche also den Herrn Kammerer, sich in Bälde durch<br />

schriftliche Antwort gegen Uns zu erklären, und allenfalls die<br />

Zahl der Pfarrkinder, großen und kleinen, welche des Le-<br />

„Sehr geehrter Verfasser des Artikels über unsere<br />

Michaelskirche!<br />

Sehr gerne würden wir Sie mit dem Namen ansprechen,<br />

doch Sie geben uns die Möglichkeit nicht, da Sie denselben<br />

verschweigen.<br />

Sie haben in Nummer 1 der „Hohenzollerischen <strong>Heimat</strong>"<br />

sich mit der Renovation unserer Pfarrkirche befaßt. Dürfen<br />

wir Sie fragen: Wollen Sie nur kritisieren? Denn auffallend<br />

ist der lieblose Ton und die Tatsache, daß Sie bei Ihrem<br />

Rundgang in der Kirche nichts nennenswert Positives gefunden<br />

haben. Wenn wir allerdings nur Negatives geschaffen<br />

hätten, dann wäre es schade für die vielen Spenden, die Arbeit<br />

der freiwilligen Helfer, die Bemühungen des Erzb. Bauamtes,<br />

des Landeskonservators, des Architekten und unseres<br />

Pfarrers.<br />

Oder wollen Sie die Leser dieser Zeitschrift informieren?<br />

Dann wäre es allerdings notwendig gewesen, sich selbst vorher<br />

richtig informieren zu lassen. Gestatten Sie uns bitte, daß<br />

wir es nachträglich tun.<br />

1. Der von Ihnen erwähnte neuromanische Hochaltar (aus<br />

dem Jahre 1899) stand fast an der Rückwand des beinahe<br />

10,50 m tiefen Chorraumes, der an den romanischen Säulen<br />

sich sehr stark verengt (s. die Kunstdenkmäler Hohenzollerns<br />

Seite 383), sodaß mindestens ein Drittel der Kirchenbesucher<br />

den Altar nicht sehen und damit auch die<br />

Messe nicht mit feiern konnten. Wir werden immer wieder<br />

von unserem Pfarrer und in Zeitschriften aufgefordert<br />

zur aktiven Mitfeier der hl. Messe, dann müssen wir auch<br />

dazu die Möglichkeit haben.<br />

2. Sie schreiben, daß der neuromanische Hochaltar „auf ausdrückliches<br />

Drängen des Landeskonservators" verschwunden<br />

sei. Wir möchten Ihnen sagen, daß er zwar den Vorschlag<br />

dazu gab, wir aber in einer Gemeindeversammlung<br />

den Beschluß dazu faßten. In einer weiteren solchen Versammlung<br />

beschlossen wir, die beiden barocken Seitenaltäre<br />

und die Kanzel an die Mauritiuskirche in Langenenslingen<br />

abzugeben.<br />

3. Sie bezeichnen unseren jetzigen Hochaltar als einen „neumodischen<br />

Theken-Altarblock". Uns hat sich gleich das<br />

Bild von der Biertheke aufgedrängt. Kann man so von<br />

einem Altar sprechen?<br />

Zur Kirche Veringendorf<br />

sens kundig, beizusetzen, damit Wir danach die gedruckten<br />

Gebetter bestellen und ungesäumt einschicken können.<br />

Schließlich empfehlen Wir Uns und Unser ganzes Haus<br />

dem heiligen Meßopfer und verbleiben<br />

des H. Cammerer<br />

Sigmaringen, den 13. März 1746 Wohl affektionierter<br />

J. F. Fürst zu Zollern<br />

manu propria (eigenhändig).<br />

P.S.<br />

Sollte unser wohlmeinendes und hoffentlich verdienstliches<br />

Vorhaben einem angrenzenden Herrn Pfarrer gefallen und zu<br />

Hilf und Trost seiner Pfarrkinder einzuführen gewilligt sein,<br />

so machen Wir uns die größte Freud, mit sovielen hundert<br />

Exemplarien ob ermeldeten Gebetes ihnen anhanden zu geben,<br />

als er vonnöten haben wird<br />

An H. Cammer zu Benzingen<br />

Titel: De causa: Das Zügenglöcklein vor die Sterbenden zu<br />

beten. Nikolaus M a i e r.<br />

4. Nur wenn man mit einer nicht gerade positiv vorgefaßten<br />

Meinung den Priestersitz betrachtet, sieht man darin einen<br />

„nachgeahmten Bischofsthron".<br />

5. Wir möchten uns nicht in Kunstbetrachtungen mit Ihnen<br />

auslassen, doch wissen wir vor allem aus dem Konradsblatt,<br />

daß die Arbeit der Gisela Bär sehr geachtet, geschätzt<br />

und anerkannt wird. Wir würden Ihnen zudem empfehlen,<br />

bei Ihrem nächsten Besuch sich Zeit zu nehmen, um auf<br />

dem Taufsteindeckel die lässige Haltung des Nikodemus<br />

und die fordernde Geste des Herrn zu erkennen. Christus<br />

fordert von Nikodemus letzte Entscheidung als Grundlage<br />

für „das Wiedergeboren werden aus dem Wasser und dem<br />

Hl. Geist. . . ." Wir finden, daß dies sehr ausdrucksvoll dargestellt<br />

ist, allerdings nur für den, der sich Zeit nimmt zum<br />

Betrachten.<br />

6. Wenn man unsere Kirche durch den Haupteingang betritt,<br />

kann man den Tabernakel gut sehen. Im übrigen möchten<br />

wir Sie bitten uns Vorschläge zu machen, wie man hier<br />

noch eine Verbesserung vornehmen könnte.<br />

7. Anerkennenswert ist, daß Sie unseren Steinboden „nobel"<br />

finden. Der kalten Füße wegen brauchen Sie sich keine<br />

Sorgen zu machen, denn wir haben in wochenlanger Arbeit<br />

nach Art der römischen Hypokausten eine Heizung eingebaut<br />

und freuen uns sehr über unsere warme Kirche.<br />

8. Die Aufstellung der wertvollen Figuren tun Sie mit einem<br />

Satz ab. Auch hier würden wir Sie zu einer längeren Betrachtung<br />

ermuntern. Wir erinnern uns an eine Predigt<br />

unseres Pfarrers in der Adventszeit, in der er uns durch<br />

unsere Kirche geführt hat. Wir haben gespürt, daß es keine<br />

planlose Anordnung ist, sondern alles sehr gut aufeinander<br />

abgestimmt wurde. Bitten Sie doch unseren Pfarrer um<br />

eine Abschrift dieser Predigt.<br />

9. Zu Ihrer genaueren Orientierung möchten wir sagen, daß<br />

wir bei den Ausgrabungen zum Heizungsbau im nördlichen<br />

Kreuzarm des Schiffes zwei aus Ziegeln aufgemauerte<br />

Grabgruben gefunden haben. Beide waren leer und durch<br />

Steinplatten abgedeckt. Im südlichen Kreuzarm fanden wir<br />

ein Grab, das gewölbeartig zugemauert war. Wir haben aus<br />

Ehrfurcht dieses Gewölbe nicht geöffnet, sondern den alten<br />

romanischen Grabstein daraufgelegt.<br />

Familienkreis Veringendorf."<br />

Hermann und Klara Fröhlich<br />

Aus den Statuten des Landkapitels Ebingen 1755<br />

Die Statuten des Landkapitels Ebingen sind 1621 und 1705<br />

erneuert worden und wurden dann nach einer Erweiterung<br />

1755 in Konstanz gedruckt. Ein Exemplar dieses Druckes<br />

liegt im Erzb. Archiv Freiburg. Die Aufzählung der Pfarreien<br />

und Kaplaneien mit den Kirchenheiligen mag auch heute<br />

noch von Interesse sein, wenn auch da und dort inzwischen<br />

manches durch die Wissenschaft überholt erscheinen sollte.<br />

1) Schömberg. Pfarrkirche S. Peter und Paul im Friedhof.<br />

Gottesdienst wird hauptsächlich in der Marienkirche gehalten,<br />

wo eine Erzbruderschaft des hl. Rosenkranzes besteht<br />

und eine Bruderschaft st. Anna und Sebastian. Auf<br />

dem Hügel P a 1 m b ü h 1 besteht eine vielbesuchte Wallfahrt<br />

mit Kirche, die der Muttergottes und den 14 Nothelfern<br />

geweiht ist; auch ruht dort der Leib eines hl. Märtyrers<br />

Bonifatius (1705 wohnte hier der Eremit Conrad Weissweiler).<br />

Auch zwei Armenhäuser sind vorhanden. Das Patronatsrecht<br />

und die Pfarrei steht der Kollegiatkirche st. Mar-<br />

garethen in Waldkirch zu. Schömberg selbst gehört zur österreichischen<br />

Herrschaft Hohenberg. Ueber die vier hiesigen<br />

Kapläne siehe unten.<br />

2) Nusplingen im Bäratal hat eine alte Kirche auf<br />

dem Friedhof zu Ehren der Apostel Petrus und Paulus. Die<br />

neue Pfarrkirche jedoch, in der gewöhnlich Gottesdienst gehalten<br />

wird, ist der seligsten Jungfrau Maria und der hl.<br />

Märtyrin Katharina geweiht. (Statt dieser Kirche erscheint<br />

1705 eine Kapelle st. Vitus und st. Sebastians). Paronatsherr<br />

ist der Abt der regulierten Chorherren von Beuron. Der<br />

Ort, ehemals Stadt, gehört zur österreichischen Herrschaft<br />

Kallenberg bzw. dem Lehen des Herren von Ulm.<br />

3) W e h i n g e n. Die alte Kirche Fronhofen liegt im Friedhof,<br />

ist der hl. Dreifaltigkeit und U. Lb. Frau geweiht und<br />

hat eine alte Bruderschaft zu St. Sebastian und Wendelin. Die<br />

neue Kirche im Ort hat die Heiligen Ulrich, Vitus und Gallus<br />

zu Schutzherren. Patron und Landesherr ist Oesterreich


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 25<br />

wegen Oberhohenberg. Zur Pfarrei gehören auch die Arbeiter<br />

und Bewohner von der Offizin Harressen (Hüttenwerk<br />

Harras 1697—1832).<br />

4) Gutenstein. Die Pfarrkirche ist U. Lb. Frau und<br />

st. Gallus geweiht. Der Ort steht unter Herrschaft Oesterreich<br />

und Lehenschaft des Grafen Schenk von Castell, der<br />

auch das Nominationsrecht hat; das Patronatsrecht jedoch<br />

steht dem Abt von St. Gallen zu. Die Filialkirche V i 1 s i n -<br />

gen steht außerhalb des Ortes und hat St. Johannes und<br />

Paulus die Märtyrer als Schutzheilige. Die Herrschaft ist fürstenbergisch.<br />

Auch besteht ein Kapellchen zur hl. Anna.<br />

Wegen dieser Filiale hat der Pfarrer von Gutenstein einen<br />

Vikar. Hierher gehören auch die Weiler Krüeseloch<br />

und vor allem das Dorf Langenhart, wo eine Sebastianskapelle<br />

steht.<br />

5) Stetten am kalten Markt, mit Pfarrkirche st.<br />

Mauritius und Genossen und Rosenkranzbruderschaft. Das Patronatsrecht<br />

und die Ortsherrschaft besitzt Graf Schenk von<br />

Castell. Am Dorfrand findet man eine schöne Marienkapelle.<br />

Auf dem Friedhof außerhalb steht das Leprosenhaus. Filiale<br />

der Pfarrei ist Nusplingen (badisch), einst mit Martinskirche<br />

und dem Gottesacker der Pfarrei, jetzt mit Kapelle<br />

der hl. Drei Könige. Zwei Weiler Ober- und Unter-<br />

Glashütten haben kein Kirchlein. Von einer nichtgeweihten<br />

Feldkapelle „Bey den drei Tritten" ist die Volksverehrung<br />

größer als die authentische Ueberlieferung.<br />

6) Schwenningen hat als Schutzherren der Pfarrkirche<br />

die hl. Columban und Wolfgang, ersterer Abt, letzterer<br />

Bischof. Patronatsherr ist der Abt von Petershausen.<br />

Die Kapelle im Schloß W e r e n w a g ist st. Alexius geweiht.<br />

Beide Orte gehören als österr. Lehen dem Provinzialpräfekten<br />

„von Ulm".<br />

7) Benzingen hat eine Pfarrkirche der hl. Apostel<br />

Petrus und Paulus. Patronats- und Ortsherr ist der Fürst<br />

von Hohenzollern-Sigmaringen. Die Filialkapelle zu Blätteringen<br />

hat st. Dorothea zur Patronin. Dieser Weiler<br />

steht unter Fürstenberg.<br />

Dies sind die Pfarreien erster Klasse (an Vermögen) gewesen.<br />

Jetzt folgen die zweiter Klasse:<br />

8) Schörzingen hat eine Pfarrkirche zum hl. Gallus.<br />

Orts- und Patronatsherrschaft steht wegen Ober-Hohenberg<br />

Oesterreich zu.<br />

9) Obernheim mit Pfarrkirche U. Lb. Frau und st.<br />

Afra und Rosenkranzbruderschaft und Bündnis täglichen<br />

Meßopfers. Eine Feldkapelle zum hl. Wolfgang wird von<br />

einem Eremiten betreut. Patronatsherr ist der Abt von<br />

Beuron, Ortsherr wegen Kallenberg der Herr „von Ulm".<br />

10 Straßberg. Die Pfarrkirche zur hl. Märtyrin Verena<br />

besitzt den Märtyrerleib des hl. Cölestin. Die schöne<br />

Burgkapelle ist U. Lb. Frau geweiht, die Filialkirche zu<br />

Kaiser ingen aber Allen Heiligen. Patronats- und Ortsherr<br />

ist die Fürst-Aebtissin zu Buchau.<br />

11) Hein Stetten, einst Filiale von Ebingen (bis 1524),<br />

mit der Pfarrkirche zur hl. Märtyrin Agatha, gehört zur<br />

Herrschaft Werenwag und als Lehen dem Herrn „von Ulm".<br />

12) Kreenheinstetten hat eine Pfarrkirche zum hl.<br />

Erzengel Michael. Die Filialkapelle in Thiergartenhof<br />

jedoch ist dem hl. Märtyrer Georg geweiht. Patronatsund<br />

Ortsherr ist Fürstenberg.<br />

13) Frohnstetten hat eine Pfarrkirche zum hl. Papst<br />

Sylvester und eine Feldkapelle zum hl. Sebastian. Patronat<br />

und Ortsherrschaft gehört dem Stift Buchau.<br />

14) Harthausen (auf der Scheer) mit st. Mauritiuspfarrkirche<br />

und Sebastianusbruderschaft, gehört nach Patronat<br />

und Herrschaft zu Hohenzollern-Sigmaringen.<br />

Die Pfarrkirchen dritter Klasse:<br />

15) Dotternhausen mit Kirche des hl. Martin. Patronats-<br />

und Ortsherr ist das Jesuitenkolleg in Rottenburg,<br />

das hier auch eine Hauskapelle unterhält. Außerhalb des<br />

Dorfes steht die Kapelle der hl. Anna.<br />

16) Hausen im Tal, oder Hausen st. Nikolaus>, weil der<br />

Kirchenpatron der hl. Bischof Nikolaus ist. Viel Volk strömt<br />

hier zusammen zur Verehrung der hl. Ann a, der Schutzherrin<br />

einer Bruderschaft. In der Filiale N e i d i n g e n besteht<br />

eine Kapelle zur hl. Märtyrin Agatha. Auf dem<br />

Schloß Hausen ist die Kapelle dem hl. Blasius geweiht,<br />

während Langenbronn ein hervorragend schönes<br />

Kirchlein zur hl. Walpurgis besitzt von dem Ortsherrn „von<br />

Ulm" neu gegründet; ist auch geweiht. Orts- und Patronatsherr<br />

ist Graf Schenk von Castell.<br />

17) Lautlingen hat eine Pfarrkirche zum hl. Johannes<br />

dem Täufer und eine Rosenkranzbruderschaft. Auf (der<br />

Burg?) Thierberg bestand einst eine Kapelle zum hl.<br />

Wolfgang. Die Filialkirche (ehem. Pfarrkirche) in Margrethausen<br />

war der hl. Märtyrin Margaretha geweiht.<br />

Patronats- und Ortsherr ist der Baron Schenk von Staufenberg.<br />

18) Dormettingen hat eine Pfarrkirche zur Himmelfahrt<br />

Mariens und eine Rosenkranzbruderschaft. Die Kirche<br />

wurde anno 1753 mit dem Leib des hl. Märtyrers Clemens<br />

ausgestattet. Patronatsherr ist der Baron Ifflinger von Graneck,<br />

Ortsherr wegen Kallenberg der Herr „von Ulm".<br />

19) Storz ingen hat eine Pfarrkirche zum hl. Märtyrer<br />

Zeno, unter dem Patronat und Herrschaft Fürstenberg.<br />

20) E g e s h e i m hat eine alte Kirche, Mutterkirche zur<br />

Himmelfahrt Mariens. Auf dem Berg über dem Dorf steht<br />

ein aus der ganzen Gegend vielbesuchtes „Haus von Loretto"<br />

anstelle der eingefallenen Kapelle von Anhausen zum<br />

hl. Petrus und der Jungfrau Ottilia. Patronatsherr ist der<br />

Abt von Beuron, Ortsherr jedoch Oesterreich wegen Oberhohenberg.<br />

Von den Filialen ist dem Pfarrer noch der Ort<br />

K i n g s h e i m übetragen, früher Königsheim genannt, als<br />

es noch Pfarrei war. Die dortige Kapelle ist st. Agatha geweiht.<br />

Gehört zur Herrschaft von Enzberg.<br />

21) Böttingen hat eine Pfarrkirche st. Martini. Die<br />

Katharinen-Kaplanei wurde mit der Pfarrei vereinigt. Die<br />

Kapelle bei dem Weiler Schäfferhof, der dem Kirchenheiligen<br />

eigen ist, liegt in Trümmern, war einst Pfarrei und<br />

den hl. Abdon und Sennen geweiht. Patron und Ortsherr ist<br />

Baron von Enzberg.<br />

Die Pfarreien vierter Klasse:<br />

22) D e i 1 i n g e n hat eine Pfarrkirche zur Unbefleckt<br />

empfangenen Muttergottes mit Rosenkranzbruderschaft. Die<br />

Filialkirche zu Deikofen hat st. Verena zur Schutzherrin.<br />

Patron und Ortsherr ist Oberhohenberg. Auf dem Oberhohenberg<br />

steht eine Kapelle zum hl. Bischof Nikolaus<br />

und außerhalb des Dorfes ein kleines. Kapellchen der hl.<br />

Apollonia.<br />

23) Dautmergen, einst Dautmeringen geheißen, besitzt<br />

eine Pfarrkirche zur hl. Verena „wie in der Fremde"<br />

(utut exilis) und eine Rosenkranzbruderschaft. Im Dorfbereich<br />

findet sich eine st. Annakapelle. Das Patronatsrecht<br />

hängt von Zimmern ab und gehört z. Zt. der Gräfin von<br />

Welsberg in Balgheim und dem Baron von Neustem. Die<br />

Oberherrschaft gehört Hohenberg.<br />

24) Rosswangen. Pfarrkirche zu den hl. Johannes<br />

Bapt. und Dionysius mit Rosenkranzbruderschaft. Ortsherr<br />

und Patron ist das Jesuitenkolleg in Rottenburg.<br />

25) Bubsheim, einst Buebisheim genannt, hat eine<br />

Pfarrkirche zum hl Apostel Jakobus d. ält. Patron ist der<br />

Abt von Beuron, Ortsherr Hohenberg.<br />

26) Reichenbach mit Pfarrkirche st. Nikolaus, Patronat<br />

von Beuron, Herrschaft Hohenberg. Hier findet sich eine<br />

Antoniuskapelle.<br />

27) G o s h e i m mit st. Cyriakkirche steht ganz unter<br />

österreichisch Hohenberg.<br />

28) Hartheim mit ganz miserabler Pfarrkirche zu den<br />

hl. Jakobus d. ält. und Bischof Konrad von Konstanz (Pfarrei<br />

seit 1695). Patron ist Oesterreich, Herrschaft Werenwag<br />

mit dem Herrn „von Ulm". Als Filiale gehört Unterdigisheim<br />

dazu (siehe unten).<br />

29) Oberhausen oder eher Hausen im Tann, einst<br />

Filiale von Tieringen, hat eine Kirche zu den Aposteln Petrus<br />

und Paulus und Bruderschaft zur hl. Familie. Der Patronat<br />

steht bei der Herrschaft in Oberhausen, d. h. dem<br />

Herrn von Bach, der auch die Herrschaft Bass, von Oberhohenberg<br />

innehat. Im Schloß Oberhausen findet sich<br />

eine Kapelle, in der oft Messe gehalten wird.<br />

Es folgen die Kaplaneien des Kapitels Ebingen:<br />

1) Schömberg: Katharinenkaplanei, Patron: Oesterreich.<br />

2) ebenda St. Johannes Bapt. Patron: Pfarrer und Ortsvorsteher.<br />

3) W e y h 1 e n, Filialkapelle st. Nikolaus mit Allerheiligstem.<br />

Der Kaplan residert am Ort, der hohenbergisch ist.<br />

Außerhalb ein Kapellchen, einst mit vielen Prozessionen.<br />

4) Ratshausen, ein Radotshausen, hat seine Kirche<br />

in Kernhausen, wo auch der Kaplan wohnt. Kirchenheilige<br />

st. Afra, von der viele Reliquien da sind, neben noch<br />

anderen, die im Sommer viel in der Nachbarschaft prozessionsweise<br />

herumg"'.ragen werden. Hohenberger Herrschaft.<br />

Die genannten Kaplaneien gehören zu Schömberg.<br />

6) Stetten a. ! Markt, Marienkaplanei unter Schenk<br />

von Castell.<br />

6) B e n z i n g e n. U. Ib. Frau, Patronin: die Gemeinde, mit<br />

Zustimmung des Pfarrers.<br />

7) Schörzingen, U. Ib. Frau; Nominationsrecht steht<br />

der Gemeinde und Pfarrer zu, Patronat bei Oesterreich.<br />

8) Straßberg, die Kaplanei steht der Fürstin zu<br />

Buchau zu, wie die Pfarrei.<br />

9) Nusplingen, neu erweckte Frühmeßpfründe zur hl.<br />

Katharina. Nominationsrecht abwechselnd dem Abt von Beuron<br />

und dem Herrn von Kallenberg: nach neuerem Abkommen.<br />

Präsentation hat immer der Abt.


26 H O H E N Z O L L E B I S C H E HEIMAT Jahrgang 1967<br />

10) U n t e r d i g i s h e i m, neue Kaplanei zum hl. Wendelin,<br />

dem Kirchenpatron (1752). Der Kaplan steht unter dem<br />

Pfarrer von Hartheim, laut Errichtungsurkunde. Präsentation<br />

steht abwechselnd beim Bischof und beim Herrn zu Werenwag.<br />

Klöster innerhalb des Landkapitels Ebingen:<br />

Das hochberühmte uralte Kollegium der Regularkanoniker<br />

des hl. Augustinus in Beyren oder B e u r o n. Die Kirche<br />

ist U. Lb. Frau und dem hl. Bischof Martinus heilig und hat<br />

Rosenkranzbruderschaft und Marianischen Bund der Unbefleckten<br />

Empfängnis. Auch der Märtyrerleib eines hl. Bonifatius<br />

ist da. Dem Kloster bzw. der Pfarrkirche sind inkorporiert:<br />

Irrendorf: ehemals Pfarrei vierter Klasse mit<br />

Peterskirche, Leibertinge n, einst 3. Klasse mit Kirche<br />

der Apostelfürsten Petrus und Paulus. Bärental, einst 4.<br />

Klasse mit Kapelle des hl. Johannes des Täufers. Hierher<br />

gehört auch der Weiler E n s i s h e i m, gen. „das Schlößle".<br />

Ortsherr ist der Abt bzw. das Kloster. Das österreichische<br />

Eisenwerk „Hammerschmitten" in Ensisheim gehört zu dieser<br />

Filiale Bärental und hat eine Kapelle des hl. Johannes<br />

Nepomuk, die aber nicht konsekriert ist.<br />

Ein anderes Kloster, Schwestern des hl. Franz von Assisi<br />

nach der dritten Regel unter der Pflege von Conventualpatres,<br />

findet man in Margrethausen. Der Beichtvater<br />

ist vom Landkapitel unabhängig. Die neuerbaute Kirche<br />

steht unter dem Schutz der hl. Drei Könige. Von einigen an-<br />

deren Klöstern ist nur eine traurige Erinnerung übrig, wie<br />

auch von den Pfarreien, die zur Glaubensneuerung übergingen,<br />

sowie der Ausstattung, die dem Landkapitel um das<br />

Jahr 1250 durch den Grafen von Schülzburg zugeflossen war,<br />

und durch die Neuerer weggekommen ist.<br />

So gehörten früher zu uns die 14 Pfarreien: Ebingen, Laufen,<br />

Frommern, Weilen unter der Lachen, Meßstetten, Tieringen,<br />

Oberdigisheim, Endingen, Truchtelfingen, Tailfingen,<br />

Austmettingen, Waldstetten und Dürrwangen. Dazu kam<br />

noch Winterlingen.<br />

Acht weitere Pfarreien sind erloschen und werden von den<br />

Nachbarrpfarren versorgt: Hausen Margarethae, Unterdigisheim,<br />

Allensbach auf dem Heuberg (bei Böttingen), Königsheim,<br />

Eystetten (Ehestetten), Irrendorf, Bärental, Leibertingen.<br />

Die Statuten sind unterzeichnet von Dekan Johann Jak.<br />

Moser zu Egesheim, Kammerer Christian Karg zu Hausen im<br />

Donautal, den 4 Deputaten: Paul Wilhelm zu Dautmergen,<br />

Johann Joach. Beck zu Stetten a. k. M., Sebastian Hepp zu<br />

Harthausen auf der Scheer, Josef Anton Feurstein in Böttingen,<br />

und dem Sekretär Christopherus Zembrodt, Pfarrer<br />

zu Storzingen. J. Ad. Kraus.<br />

Zusatz: Neuerdings sind die Patronatsrechte im Erzbistum<br />

Freiburg aufgehoben worden. Die bisherigen Patronatspfarreien<br />

werden künftighin nicht mehr vom Patronatsherrn,<br />

sondern frei durch den Erzbischof von Freiburg verliehen.<br />

Hörschwager Heiligeneinkommen 1544<br />

Im Band „Burladingen von Berthold Hagens Lagerbuch 1 )<br />

des Jahres 1544 sind auch die Einkünfte der Marienkapelle<br />

von Hörschwag S. 306 ff. aufgeführt. Sie bilden eine Ergänzung<br />

und teilweise Richtigstellung der Angaben Elmar Blessings<br />

aus dem Heiligenrodel vom Jahre 1486 in der „Zeitschrift<br />

für Hohenzollerische Geschichte" I. 1965, 291 ff. Wir<br />

geben den Text etwas modernisiert:<br />

I.<br />

1) JergSchnait (dann ca. 1580 Klaus Krauß) gibt jährlich<br />

1 Gulden aus 1 Mm 2 ) Cappelwies an Veit Staimen gelegen.<br />

Ferner aus Vs Mm im Riedt an der Löchert, ans Hans<br />

Stockmaier und Galle Dietmaier gelegen, am Reinlin.<br />

2) Ablösig auf Martini gibt Wernher Haintz aus Haus<br />

und Hof an der Alandgasse 3 ) (sp. Klaus Krauß), hinten an<br />

Conlin Stockmaier stoßend, zwischen Galle Diethmaier und<br />

seiner (Stockmaiers) Gasse, 6 Schilling; ablösig mit 4 fi.<br />

3) Michel Lorchen Witwe (sp. Jakob Kimmich) gibt<br />

jährlich 1 Gulden, aus folgenden, ihm für stets geliehenen<br />

Gütern: Ein Jauchert Bonenacker 4 ) zw. ihm selbst und Hans<br />

Stockmaier gelegen, zwischen der Almandgasse 3 ) und Bläsi<br />

Holzhauer. 2 J bei der Kapelle, vorn auf die Landstraße, hinten<br />

an den ehehaften 5 ) Trieb stoßend. Furchgenoß ist Hans<br />

Stockmaier. 1 J im Wolfental 6 ), stoßt oben auf die Straße,<br />

unten an die Weithalde, zwischen Galle Dietmaier und dem<br />

Gemeinmerk 7 ). Wiesen: Vs Mm beim Bronnen an Galli Dietmaier<br />

gelegen, unten an sich selbst stoßend, zwischen Veit<br />

Stockmaier und ihm selbst. Daraus gehen jährlich 4 ß (Schilling)<br />

Vorzins an die Gauselfinger Heiligen"). Ferner Va Mm im<br />

Leuhele 9 ), unten an die Laudiert, oben an Hans Rindecker<br />

stoßend, zw. dem Randecker und Cunlin Stockmaier. Ein<br />

Garten mit Scheuer drauf, stoßt oben an die Almandgasse 3 ),<br />

unten an Jakob Müller. Daraus gehen jährlich 4 ß an Unsere<br />

Liebe Frau 10 ) zu Stetten u. H.<br />

4) Hans Stockmaier gibt aus Scheuer und Hof an<br />

der Almendgasse 3 ) und hinten an Cunlin Stockmaier stoßend,<br />

zw. der Herrschaftswiese und Cunlin Stockmaiers Gäßle gelegen,<br />

6 ß.<br />

5) Hans Betz zu Trochtelfingen gibt aus 3 Vtl. Wiesen<br />

am Oetenstaig 11 ) und Galli Stainharts Wies, stoßt auf Herrn<br />

Anton Becken, des Pfarrers 12 ), Wiese, jährlich 2 ß.<br />

(S. 311) 6) Wernher Haintz gibt jährlich Vä Gulden<br />

aus: 2 J im Herdle 13 ), an Kleinhans Husers Witwe, am Hausener<br />

14 ) Bann. 3 J. in Langen Kreutern 15 ) am Hörschwager<br />

Wald, stoßt hinten an den Ringinger Weg, zwischen Galle<br />

Dietmaier und dem Heiligenacker. 2 J in Langen Kreutern 15 )<br />

amam Ringinger Weg, unten auf den Wolfberg und Hans<br />

Stockmaier stoßend, ist einerseits Anwander 16 ). 1 J in der<br />

Gfeylen 17 ) hinten auf Melchior Huser stoßend, vorn an Kleinhans<br />

Husers Witwe, liegt beiderseits an Galle Dietmaier. 4 J<br />

in Mittelberg, trett gegen die Linde, anderseits auf Bläsy<br />

Holzhauer, zwischen dem Wald und Hans Stockmaier gelegen.<br />

Dies alles laut Briefs vom Samstag Reminiscere 1533: Wernher<br />

Haintz zu Hörschwag (8. März 1533).<br />

7) Theiß Locher von Guckenloch (Mühle!) gibt jährlich<br />

1 Gulden aus 1 J. auf dem Bühel am Hausener 14 ) Feld. 1 J.<br />

von J. A. K r a u s<br />

auf Schwenkers Bergle an Martin Lorch 16 ), beiderseits an<br />

Klaus Laucher 19 ) gelegen. 1 Mm im Lehenlin 9 ) an Jakob Lorch.<br />

Vs Mm im Wolfental 6 ) an der Landstraß und gemeinen Trieb,<br />

zwischen Martin Lorch und der Almand. Alles laut Briefs<br />

vom Samstag nach Allerheiligen 1526 (3. November).<br />

(Später: Uf Sant Jergentag 1551 hat Theis Miller, der Zinser,<br />

diesen Gulden mit 20 Gulden samt Va Gulden Zins abgelöst.<br />

Uf Pfingsten 1564 hat Stephan Ruoff diesen Gulden zu<br />

verzinsen auf sich genommen.)<br />

Ablösige Hellerzinsen: 8) MichelLorche n 18 ) Witwe (sp.<br />

Jakob Khömich oder Kimmich) zinst jährlich auf Martini 10 ß<br />

aus 1 J in usseren Kreutern 15 ), stoßt auf Burladinger Weg,<br />

anderseits an Galle Dietmaier, zwischen dem Dietmaier und<br />

Hans Husers Witwe. Ferner aus 1 J in Langen Kreutern 15 ),<br />

stoßt auf den Ringinger Weg, anderseits zur Hilde zw. Hainz<br />

Wernher und Hand Randecker. Aus 2 J auf Hauser 14 ) Egerten,<br />

stoßt unten auf den Wald, innen auf das Trieb, zwischen<br />

dem Trieb und den Hecken. Aus 2 J. auf Aichhalden,<br />

stoßt unten auf Jörg Schnaiten, vorn auf den Uchtat 20 ), zwischen<br />

dem Uchtat und dem Gemeinmerk 7 ) gelegen. Diese 10<br />

ß sind ablösig mit 10 Pfd. Heller, oder die 5 ß mit 5 Pfund.<br />

9) Conlin Stockmaier zinst auf Martinsberg 12 ß<br />

aus '/ä Mm Wiesen im Lehelin 9 ), stoßen oben an Michel Lorchen<br />

Witwe, unten an Theiß Lorchen, liegen zw. der Louchart<br />

und der Prädikaturwies 21 ) von Trochtelfingen. (Abgelöst 1548<br />

mit 8 Gulden.)<br />

10) Jakob Müller (sp. Hans Rain) zinst auf Martini<br />

6 ß aus Vi Mm unterm Löhelin"), stoßt oben an Theis Müller<br />

von Guckenloch(-Miihle), unten an Bläsi Holzhauer, zwischen<br />

der Laudiert und der Prädikaturwies 21 ) von Trochtelfingen.<br />

Ist ablöslich mit 4 Gulden. (S. 314.)<br />

11) Wolf Gering (später Urban Gering) von Trochtel-<br />

Neckarhalde an St. Jakobs Pfrundhaus. Ablöslich mit 2<br />

Pfund Heller.<br />

12) Gebhard Träyer (sp. Martin Hegelin) und Michel<br />

Kraus zu Trochtelfingen Zinsen auf Martini 5 ß aus 1 Mm<br />

Wiesen am Tannenhart, einerseits an Hans Benger 22 ) Ist ablöslich<br />

mit 5 Pfund Heller.<br />

(Später: 13) CunradBorhauch zinst jährlich auf Pfingsten<br />

9 Kreuzer aus seinem neu gebauten Häuslein zu Hörschwag,<br />

vor dem Dorf gelegen, laut seines Briefs: Burladingen<br />

uf Mittwoch nach Jeory (25. April) 1554. Solls in 4 Jahren<br />

wieder ledigen und lösen.<br />

14) Stephan Ruoff zu Hausen i. Killertal zinst jährlich<br />

dem Hailigen zu Hörschwag auf Martini 1 fl aus lVä J<br />

Acker im Volkertstal 23 ), stoßt oben und unten an die Almand,<br />

unten auf den Pfarracker, zwischen Kunrad Falck und Galle<br />

Stump, und aus 1 Vtl. Wiesen auf dem Gemauerten Weg 23 ),<br />

stoßt oben Michel Koch von Burladingen, unten auf Jerg<br />

Gerlins Wies, zwischen der Almand und Michel Raubers Wiesen,<br />

laut Briefs Stephan Ruoffs, Vogt zu Hausen, vom Donnerstag<br />

nach Martini (18. Novb.) 1563.<br />

Summa Heiligeneinkommen 3 Pfund 15 ß und ablösige<br />

Hellerzinsen (Hechinger Währung) 4 Pfund 1 ß 9 hl. Im Jahre<br />

1592 soll es 5 Pfund 2 ß und 11 hl ewigen Zins und ablösig<br />

1 Pfund 14 ß und 1 hl betragen haben 24 ). Damit stimmt jedoch


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 27<br />

die Summe des Verzeichnisses von 1591 nicht überein 25 ) die<br />

hier mit 16 Pfund 9 ß und 3 3 /4 hl angegeben wird.<br />

II.<br />

Ein Vergleich mit dem Zinsrodel der Hörschwager Kapelle<br />

vom Jahre 1483 legt sich nahe 2 "). Dr. Elmar Blessing gibt als<br />

Datum den 2. Juli an, wovon jedoch nichts im Original steht.<br />

Dort heißt es nur: „Zu Burladingen uf Sonntag Petri und<br />

Pauli apost. anno domini 1486". Da jedoch Peter und Paul<br />

in diesem Jahr auf einen Donnerstag fiel, was Blessing<br />

nicht beachtete, muß nach dem Wort Sonntag ein Wörtlein<br />

(vor oder nach) ausgefallen sein. Der Sonntag vorher wäre<br />

der 25. Juni, der Sonntag nachher der 2. Juli gewesen. Eine<br />

archivalische Aktennotiz des 19. Jh. nimmt den letzteren Fall<br />

an. Dann hat Blessing die Nachtragsnamen allesamt zu früh<br />

datiert, nämlich spätestens 1516. Ein Vergleich mit unserem<br />

Verzeichnis zeigt, daß Michel Louchers Witwe identisch ist<br />

mit Michel Lorchen Witwe von 1544. Der Eglinger 27 ) ist sicher<br />

nicht schon um 1500 nachgetragen, sondern wohl zusammenhängend<br />

mit dem Trochtelfinger Vogt Josua Eglinger 1536—53.<br />

Der Urban „Zwing" hieß in Wirklichkeit Urban Gering<br />

zu Trochtelfingen und erscheint in unserem Verzeichnis als<br />

Nachtrag nach 1544, nicht schon 1516, ebenso Konrad Huser,<br />

Hans Stockmayer, Heinz Wernher, Jerg Schnait usw., letzterer<br />

zu Stetten wohnhaft 1544! Dagegen sind Jakob Sesselmacher,<br />

Benz Herzog, Hans Frech und die Swälherin vor<br />

das Jahr 1486 anzusetzen. Letzteres ist Margaretha Bergerin,<br />

verwitwete von Sachsenheim, die Gattin des Mettelhans<br />

Scwelher zu Holnstein 28 ). Steckmaier heißen sonst Stockmaier.<br />

Die Namen Rätt und Käß von 1486 sind vielleicht als<br />

Rautt und Kauß zu lesen, wenn die beiden Strichlein über<br />

dem a als u zu deuten wären. Der Geberhart Weher Blessings<br />

entpuppt sich bei uns als Gebhard Träyer = Dreher, ebenso die<br />

Wörtlein „bonenacker also gut", als „also g e n a n n " S.<br />

292). Unverständlich bleibt Blessings Angabe in Note 8, der<br />

Nachtrag betreffe die Jahre 1500/1501, da im Original deutlich<br />

steht: „anno XVC und XVI", d. h. 1500 und 16" (das C<br />

ist hochgestellt und klein, von Blessing als O verlesen).<br />

Der Junker „Jörg von Ow von Zimmern" 29 ) gehörte leider<br />

nicht nach Zimmern bei Hechingen, sondern nach Marschalkenzimmern!<br />

30 ).<br />

Ueber die Flurnamen sagt Blessing außer ihrer Aufzählung<br />

nichts. Nur vom Wyler (S. 292) behauptet er, und illustriert<br />

es auch durch eine Phantasie-Skizze, es handle sich um den<br />

westlich der Laudiert gelegenen Ortsteil von Hörschwag, was<br />

jedoch nicht stimmt. Eine Flur Weiler liegt auf Markung<br />

Erpfingen, 4 km nordöstlich von Höschwag, ein anderer Wei-<br />

ler wird 1538 bei Neufra erwähnt und meint wohl Freudenweiler.<br />

Man möchte mit dem Wyler an einen Hörfehler des<br />

Schreibers statt W y g e r = Weiher denken, wie einer am<br />

südlichen Ortsausgang von Stetten lag! Bruogel meint Brühl,<br />

nasse Wiesen, ist jedoch nicht mehr bekannt. Der Bohnenacker<br />

deutet auf Acker- oder Saubohnen. Der 1486 (S. 293)<br />

genannte Name Uf Feiding am Wolfental erscheint 1580 als<br />

Fellins-äcker 31 ) und bis 1850 kannte man dort Vellingäcker<br />

und einen Vellingschachen 32 ). Den Langen Weg sah Blessing<br />

als Flurnamen an, es heißt jedoch: „die Wiese stoßt den langen<br />

Weg hinaus . . . ", also „der Länge nach". Die Flur I n<br />

Rieb dürfte ebenfalls vom Schreiber verhört sein statt unserem<br />

„Im Riedt". Es gibt in Höschwag ein Oberes und ein<br />

Unteres Ried und auch Riedäcker am Ringinger Weg 32 ).<br />

1 fl oder Gulden war gleich IV2 Pfund Heller, gleich 30 ß<br />

(oder Schilling). Im Jahre 1486 hatte ein Pfund Heller etwa<br />

den Wert von 59.20 Goldmark, im Jahre 1544 dagegen nur<br />

noch 55.20 Goldmark.<br />

Anmerkungen: l) Fürstl. Hohenzoll. Domänenarchiv Sigmaringen.<br />

Die Benützung verdanke ich Herrn Archivrat Dr. R. Seigel.<br />

2) Mm, Mannmahd. 3) Gemeindegasse. 4) wohl der heutige Flurname<br />

Bonkert? 5) rechtmäßigen. 6) Wolfental, zieht sich südlich<br />

von Hörschwag von der Laudiert gegen Burladingen hin. 7) Gemeindegut,<br />

oft Weide. 8) Die Apostel Petrus u. Paulus. ») Leuhele,<br />

Laile, entweder von Lehen (geliehenes Gut) oder Lai, Grabhügel<br />

abzuleiten. io) u. Lb. Frau und Silvester zu Stetten, n) hieß im<br />

Jahre 1486 Outen- oder Uotenstaig, vielleicht von Uohta-Morgenweide.<br />

12) Der Trochtelfinger Pfarrer Anton Beck, 1523 investiert,<br />

noch 1537 erwähnt, heißt dann 1542 „gewester Pleban"; macht 1548<br />

sein Testament (Mitt. a. d. Fürstenbg. Archiv I, Nr. 650). 13) Herdle<br />

von Hart, Weidewald. 14) Hausen a d. Laudiert. 15) Kreuter von<br />

Ge-raute, roden. 16) Anwander, d. h. auf einer Breitseite des Ackers<br />

anwanden andere Aecker, deren Besitzer auf ihm selbst den Pflug<br />

wenden dürfen, 17) sonst auch als Feilen vorkommend. Entweder<br />

zu faul (Wasser) oder zu (Weide-)Feld. 16) "kls erster -des Namens<br />

erscheint 1454 ein „Hans von Lorch" zu Hausen a. d. Laudiert. 1 ») ob<br />

verschrieben für Lorch oder Locher? 20) von uohta-Morgenweide.<br />

21) Prädikatur = Predigerpfründe. 22) sonst Binger geschrieben.<br />

23) wohl im Killertal zu suchen. „Gemauerter Weg" deutet auf eine<br />

Römerstraße, vielleicht am Burladinger Kastell? 24) <strong>Heimat</strong>klänge<br />

des „Zoller", 1934, 67. 25) Erzb. Archiv Freiburg Ha 82, Seite 456 f.<br />

26) Zeitschrift für hohenzoll. Geschichte 1965, Jg. I, Seite 291—297.<br />

2") Blessing a. a. O. Seite 293, Note 5. 28) Hohenz. JHeft 1938, 113<br />

und 138. 29) wie Note 26: Seite 297, Note 27. 30) OA-Beschr. Rottenburg<br />

IX, 1900, S. 296. si) Hohenz. JHeft 1955, 104. 32) Frdl. Mitteilung<br />

von Herrn Bgmstr. Max Heinzelmann, Hörschwag.<br />

190 Jahre Reichspoststation Gammertingen<br />

Die Veröffentlichung von Herrn Dr. Reum, Meiningen,<br />

über „Thum- und Taxis'sche Postjubiläum im Kj. 1966" im<br />

„Rhein-Lahn-Boten" 2/66 ist der Anlaß zu diesem kleinen<br />

Beitrag. Unter anderem ist angeführt, daß Gammertingen<br />

vor 190 Jahren eine Reichspoststation erhielt. Thele nimmt in<br />

„Geschichte des Postwesens in den hohenzollernschen Landen",<br />

Sonderdruck aus dem Archiv für Post und Telegraphie<br />

Nr. 11 bis 13 vom Jahre 1912 zu dieser postalischen Begebenheit<br />

wie folgt Stellung:<br />

„Die lebhaften Verkehrsbeziehungen der Hechinger Einwohnerschaft<br />

mit dem württembergischen Oberlande, besonders<br />

der Gegend von Riedlingen und Ulm, hatten bei der<br />

Regierung zu Hechingen den Wunsch aufkommen lassen, mit<br />

jener Gegend durch einen Postkurs in Verbindung gesetzt zu<br />

werden. Bereits bei Verhandlungen über die Einrichtung der<br />

Poststation hatte die Regierung vorgeschlagen, von Hechingen<br />

aus einen Kurs über Gammertingen nach Riedlingen<br />

anzulegen und ihn in der anderen Richtung über die Reichsstädte<br />

Rottenburg a. N., Weil der Stadt nach Pforzheim weiterzuführen.<br />

Dadurch würde nicht nur eine gute Verbindung<br />

zwischen den beiden Hauptpostlinien Schaffhausen-Hechingen-Stuttgart<br />

und Schaffhausen-Riedlingen-Ulm geschaffen,<br />

sondern auch eine bedeutende Beschleunigung des Briefverkehrs<br />

nach dem südlichen Württemberg und Bayern erzielt<br />

worden sein, der sonst auf dem Umweg über Cannstatt angewiesen<br />

war. Nach Errichtung der Station in Hechingen<br />

wurden die Verhandlungen in diesem Sinne weitergeführt.<br />

Der Plan wurde durch den Reichsfreiherrn von Spaeth, dessen<br />

Herrschaft Gammertingen noch keine Postverbindung<br />

besaß, lebhaft unterstützt. Der Fürst von Thum und Taxis<br />

lehnte aber die Einrichtung ab, weil ihm der Kurs von<br />

Hechingen über Gammertingen nach Riedlingen eine jährliche<br />

Ausgabe von mindestens 450 fl. verursachen würde, der<br />

von Alfred Rist, Sigmaringen<br />

keine genügenden Einnahmen gegenüberständen. Im Jahre<br />

1776 fand er sich schließlich bereit, in Gammertingen eine<br />

Relaisstation für den Extrapostverkehr auf der Straße von<br />

Hechingen nach Riedlingen einzurichten, die sich aber nicht<br />

mit der Annahme von Briefen befaßte."<br />

Selbstverständlich war die Eröffnung einer Posthalterei<br />

und die damit vollzogene Einsetzung eines Posthalters mit<br />

der Ausstellung und Aushändigung einer entsprechenden Ernennungs-<br />

und Bestallungsurkunde durch das fürstliche Haus<br />

von Thum und Taxis an den jeweiligen Posthalter verbunden.<br />

Leider ist das Dokument über die Bestallung des<br />

ersten Posthalters von Gammertingen Franz Xaver Gökel<br />

aus dem Jahre 1776 nicht mehr vorhanden. Jedoch ist aus<br />

einer Abbildung der Bestallungsurkunde des Nachfolgers von<br />

Franz Xaver Goekel aus dem Jahre 1787 zu ersehen, wie dieser<br />

öffentliche Brief ausgeführt war und welchen interessanten<br />

Inhalt er vorwies.<br />

Als weiteres ist der genaue Wortlaut des Textes dieser<br />

Urkunde angefüh i.. Wenn uns auch die Schreibweise und der<br />

Satzbau, wie er vor 179 Jahren üblich war, heute sonderbar<br />

vorkommt, so ist der Briefinhalt doch verständlich. Eine<br />

Uebertragung in das heutige Schriftdeutsch ist deshalb unterblieb.en<br />

Wir von Gottes Gnaden Karl Anselm,<br />

des heil. Rom. Rc'dis Fürst von Thum und Taxis, gefürsteter<br />

Graf zu, Friedberg Scheer, Graf zu Vallasina, Freyherr<br />

zu Impden, Herr der Reichs Herrschaft Eglingen und<br />

der freyen Herrschaften: Dischingen, Demmingen, Balmertshofen,<br />

auch zum Bußen, Roßum und Meußeghen, der souverainenen<br />

Provinz Dennegau, Erbmarschall, Ritter des goldenen<br />

Vlieses, Ihrer Römisch. Kaiserl. Majestät würklicher<br />

geheimer Rath und Principal Commissarius bey der allgemeinen<br />

Reichs-Versammlung, auch Erb-General-Postmeister


28 H O H E N Z O L L E R I S C H E HEIMAT Jahrgang 1967<br />

im Heil. Rom. Reich, Burgund und denen Niederlanden<br />

Thuen kund und zu wissen:<br />

Demnach Uns kraft tragenden Erb-General-Reichs-Post-Lehens<br />

und deswegen habender Kaiserlichen Patenten und<br />

Post-Regals-Privilegien zustehen thut die Postämter, Posten,<br />

deren Verwalter und Posthaltern, zu des Heiligen Römischen<br />

Reichs, deren Herren Kurfürsten, deren Ständen um des<br />

gemeinen Wesens mehreren Dienste, zu Aufnahmen aufzurichten<br />

und zu verordnen, die Oerter, da sie anjetzo geigen<br />

Unserem Gefallen nach zu confirmiren, oder zu verändern,<br />

und dieselbe in andere Oerter zu verlegen, auch diejenige<br />

Postbeamte, welche ihre anbefohlene Schuldigkeit der Gebühr<br />

nach nicht verrichten, zu bestrafen, selbige abzuschaffen<br />

und in ihre Stelle andere einzusetzen. Und da die Kaiserl.<br />

Reichs Posthalterey zu Gammertingen durch tödtlichen<br />

Hintritt Unseres daselbst gewesenen Posthalters Franz Xaverie<br />

Goekel erledigt worden ist, Als haben Wir aus genügsam<br />

empfangenen Bericht deren, dem um besagte Posthaltery<br />

rupplicando eingekommenen Joseph Schmid, dortigem<br />

Sonnenwirth beywohnende Vernunft, Treue und andere erforderliche<br />

Eigenschaften, ihm angedeutete Posthalterey mit<br />

allgewöhnlichen, von Ihro Kaiserlichen Majestät allergnädigst<br />

verliehenen Privilegien, Gerechtigkeiten, Freyheiten<br />

und Exemptionen hinwiederum übertragen und anvertraut,<br />

Ihn Joseph Schmidt zu Unserem Posthalter zu Gammertingen<br />

ernennt und bestellt. Thun solches auch hier und in<br />

Kraft dieses offenen Briefes und geben ihm anbey nebens<br />

vollkommene Macht, Gewalt und Befehl, in Unserem Namen<br />

das Posthorn zu führen, sich dessen bey Hin- und Ausreuten<br />

derer Städten, Schanzen und Pässen, da es nötig seyn wird<br />

um die Eröffnung deren Thoren,, und ungehinderter Paßirung<br />

auf deren Straßen zu gebrauchen.<br />

Worauf dann, und daß er sich sowohl bey Tag als Nachts in<br />

Beförderung seiner Curiers und Paßagier wohl und fleißig<br />

verhalten, und insgemein alle Ordnungen, Befehle und Placcarden,<br />

welche von Uns selbsten, oder Unserem ihm fürgesetzten<br />

Ober-Postamt zu Augsburg allbereits gegeben worden<br />

seynd, oder inskünftige annach zu desto mehreren Nach-<br />

Das Häusle ist, wie die Verkleinerungssilbe „le" ausweist,<br />

ein kleines Haus, das die Römer casa, das heißt Hütte oder<br />

Baracke nannten. Mochte es aber noch so klein sein, so bot<br />

es Schutz gegen jede Art von Unbill. Eine besondere Unbill<br />

war schon den alten Völkern ein Kriegsgeschoß, besonders<br />

der Pfeil. Schutz gegen Pfeile bot ein kleines H=>us, das man<br />

über den Kopf stülpen konnte; es hieß cassida, der Helm,<br />

die Sturmhaube. Die Goten, unsere Vorfahren, nannten den<br />

Helm „hilms", die Griechen Kataitos. Mußte man sich aber<br />

gegen die Giftpfeile der üblen Nachrede wehren, so mußte<br />

man schon den Katakontizo in die Hand nehmen, nämlich<br />

den Wurfspeer. Zur Abwehr gegen härtere Angriffe hatten<br />

die Römer das castello oder Castrum, das Blockhaus, zu dem<br />

man schon Steine verwendete. Merkwürdig ist, daß die Franzosen<br />

unter dem Wort cassis einen Likör nennen, den sie aus<br />

schwarzen Johannisbeeren bereiten, die auch ein besonderes<br />

Heilmittel enthalten. Die Bewohner eines kleinen Hauses nennt<br />

man Häusler oder Hüttler u. eine Abart davon Hitler, was aber<br />

auch mit dialektischem Hüten = hiten zusammenhängen<br />

kann. Das End-la ist auch in dem Namen des zweitletzten<br />

ostgotischen Königs Totila enthalten. Auch das la ist Verkleinerungssilbe.<br />

Ungeklärt aber ist das Toti. Ist es ein Zeitoder<br />

Eigenschaftsbegriff, das „vollends" oder „endlich" bedeutet?<br />

Vielfach ist die Silbe „le" auch Kosenamen;<br />

also Büble, Mädle, Rößle, Kälble, Säule, Mäusle, Fritzle,<br />

Fülle von Fohlen, Rösle, Veigele, Ställe oder Ställele,<br />

Weagele, Brösemle und viele andere. In Grosselfingen wird<br />

das Fülle Huizzele genannt, offenbar von dem Freudenruf<br />

hui, wenn das Fülle seine kapriziösen Sprünge macht. Sein<br />

kleines Haus nannte der niederdeutsche Dialektdichter Fritz<br />

Reuter „Hüsing", das er erhalten hatte, nachdem ihn die<br />

damalige barbarische Politik 10 Jahre in Festungen herumgeschleift<br />

hatte. Da schrieb er in den lebenswahren Roman<br />

„ut mine Festungstit".<br />

Manchmal besteht die Hütte nur aus ein paar Pfosten, mit<br />

einem Reisigdach und ineinander geflochtenen Buchenzweigen<br />

(Faschinen) oder aus Brettern, was schon einen Fortschritt<br />

bedeutet. Solche Hütten nennt man dann Bauden, Buden.<br />

Steht eine solche Baude in einem Garten, so nennt man sie<br />

in der heutigen Hochsprache „Laube". Das Wort hat aber<br />

mit Laub oder Baumlaub nichts zu tun; es ist eine Ableitung<br />

vom mittelalterlichen „loube", was Halle, Vorhalle, Vorbau,<br />

Schutzdach usw. bedeutet. In Frankreich nennt man eine<br />

derartige Hütte Berceau oder Laubgang (auch die Wiege<br />

nennt man so) oder cabinett de verdure, d. h. Gartenlaube<br />

Das „Häusle"<br />

richt und beßeren Versehung schon gemeldeter Posthaltery<br />

zu Gammertingen gegeben werden möchten, observiren, vollziehen<br />

und alles dasjenige, was dem mehr anhängig gebührend<br />

allemalen verrichten solle und wolle, hat Uns er<br />

Joseph Schmid den hierzu erfordert nothwendigen Eid würklichen<br />

geleistet und geschworen; alles mit diesem ausdrücklichen<br />

Vorbehalt, daß Wir diese Unsere Commission Unserem<br />

Belieben nach zu revociren, aufzuheben und Uns derjenigen<br />

Facultaet, welche Uns, vermög Unserer Erb-Generalats-Post-<br />

Patenten und Privilegien eingangs und rechtermaßen zusteht,<br />

zu gebrauchen, Macht und Gewalt haben sollen. Gelanget<br />

derowegen an alle und jede geist- und weltliche Obrigkeiten,<br />

Kurfürsten, Fürsten und Stände des Heil. Römisch Reichs,<br />

auch sonsten an Gubernatoren, Generalen, Lieutenanten,<br />

Amts- und Hauptleute, Pflegern, Vögte, Richtern und alle<br />

andere Befehlshaber und Beamte, was Standes, Condition<br />

und Wesens sie seynd Unser Gebühr und freundliches Bitten<br />

und Ersuchen, obernannten Joseph Schmid für Unserer ihm<br />

gegebenen Commission über die Posthalterey zu Gammertingen,<br />

mit denen dazu gehörig gewöhnlichen Privilegien,<br />

Gerechtigkeit, Freyheiten und Exemtionen, ruhiglich genießen<br />

und sich derselbigen gebrauchen zu lassen, ihm auch<br />

diesfalls keine Hindernis oder Beleidigung zuzufügen, noch<br />

daß solches von andern geschehe, zu gestatten, sondern ihm<br />

hingegen hierrinnen auf sein geziemendes Ansuchen Hülfe,<br />

Beystand und nothwendige Assistenz, um desto bessere Bedienung<br />

solcher Commission und anbefohlenen Posthalterey<br />

zu leisten, welcher um einen jeden nach Standes Gebühr zu<br />

verschulden Wir erbiethig und willig seynd. Den allen zur<br />

wahrer Urkund haben Wir gegenwärtig offenen Brief unterschrieben,<br />

und mit aufgedruckten Unserem fürstlichen Insiegel<br />

bekräftigen, auch contrasignieren lassen.<br />

So geschehen Regensburg den 22 ten Dezembris des tausend<br />

sieben Hundert sieben und achtzigsten Jahres.<br />

Karl Siegel<br />

Auf Seiner Hochf. Durchlaucht<br />

Special gnädigsten Befehl<br />

M:S. Schierstelf<br />

oder treille^ Weinlaube oder feuille = Laubhütte. In Grosselfingen<br />

baute man in der Zeit, als das Härle noch gute Erträge<br />

lieferte, für den Obsthüter die „Härleshütte". Die Hütte war<br />

ein leichter Ziegelsteinbau und hatte nur einen Raum, in<br />

dem sein Bett, zwei Stühle, ein Tisch und eine primitive<br />

Kochgelegenheit standen. Der Härleshirt war zu meiner<br />

Jugendzeit ein alter Mann, der es gerne sah, wenn man ihn<br />

besuchte. Im Schwäbischen wird der Hausgang im zweiten<br />

Stock auch „Laube" genannt; sie ist eine schmale Vorhalle,<br />

aus der man zu den Zimmern und zur Küche gelangt. Der<br />

untere Hausgang heißt „Hausere"; es ist der oft in Rätseln<br />

genannte Ern, (Hausern) in den fränkischen Landgebieten.<br />

Wenn ich schon im zweiten Stock eines Hauses bin, so darf<br />

ich das „Schutzlädle" nicht vergessen. Es ist ein kleiner<br />

Laden, etwa 40 cm im Geviert, durch den man das Essen<br />

von der Küche in das Wohnzimmer, das auch als Essens- und<br />

Empfangszimmer dient, hineinschiebt und dadurch der Hausfrau<br />

den nicht ganz einfachen Weg über die Laube erspart.<br />

Das Bestimmungswort Schutz hat aber nichts mit dem Wort<br />

Schutz = Beschützer (Schutzengel) oder Schütz in Feldschütz<br />

zu tun, sondern kommt von „schieben", ahd. scioban englisch<br />

shelter (schalter), was aber nicht ganz stimmt, weil das<br />

Schutzlädle nicht geschaltet wird, sondern, wie eine Tür, in<br />

Angeln hängt.<br />

Die Hausere scheidet die Wohnungen des unteren Stockes<br />

von den Stallungen. Unter der Hausere liegt in der Regel<br />

der Kear (Keller), den die Römer schon einführten und cellarius<br />

nannten. Dieses Wort hieß aber ursprünglich cela,<br />

womit die Römer auch die Stoffhütte oder Zelle bezeichneten,<br />

die Griechen Kalia. Der Keller war der Raum für die Vorratsaufbewahrung;<br />

denn cellarius heißt Vorratskammer. Der<br />

Kear ist durch eine waagrecht liegende Türe verschlossen, die<br />

man aber nicht Türe, sondern Deckel-Keardeckel nennt.<br />

Die Wohnseite des unteren Stockes enthält in der Regel<br />

zwei Räume. Im Wohnraum stand damals der Webstuhl oder<br />

er war der Aufenthaltsraum für den alten Bauern. Der zweite<br />

Raum war die Wasch- und Backküche. In manchen Häusern<br />

befand sich der Backofen in einem kleinen Anbau an der<br />

Küche. Heute gehören diese Dinge durch die Gemeindebackküche<br />

der Vergangenheit an.<br />

Das französische cabinett de verdure, die grüne Laube,<br />

befand sich zumeist im Garten, 40—50 Meter vom Haus entfernt;<br />

es war eine einfache mit Reisig gedeckte Hütte, deren<br />

Wände aus Flechtwerk bestanden, die aber durch Efeu oder<br />

Lianen zu einer Geheimzelle gemacht war. In diese Hütte


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 29<br />

ging man aber nur, um dort notwendige Lebenszwecke zu<br />

erledigen. In der fortgeschrittenen Kultur nennt man diese<br />

Zelle „Klosett" und ist sie noch fortgeschrittener, so sagt<br />

man einfach Klo. Das Wort kommt vom lat. clausam oder<br />

claves und heißt zu deutsch verschließen oder auch abgeschlossen<br />

usw. Im Schwäbischen wird dieses Geheimgemach<br />

„Häusle" genannt. War kein Garten beim Haus, so baute<br />

man das „Häusle" dicht hinter das Haus; im zweiten Stock<br />

hängte man Mangels eines festen Grundes das „Häule" einfach<br />

an die Hinterseite de:.; Hauses. Von dort aus fiel dann<br />

die übrige Sache in eine Senke unter dem „Häusle", und<br />

um die fallenden Ausschüttungen unsichtbar zu machen,<br />

machte man unter das Häusle als Verbindungsglied einen<br />

kastenartigen Trog oder eine ebensolche Kiste, heute ist dieselbe<br />

durch eine Zementröhre ersetzt. Fuhr man vor 50 Jahren<br />

an der Stadt Engen vorbei, so konnte man am Hinterteil<br />

der anliegenden Häuser die romantische Reihe solcher „Häuslein"<br />

sehen. Auch diese hat die schon vor der „Wirtschaftsblüte"<br />

bestehende Kultur in das Innere der Häuser verbannt.<br />

Die vorgenannte „loube" wurde im Mittelalter klein geschrieben.<br />

Diese Kleinschreibung wird von einer kulturell<br />

offenbar weit vorangeeilten Kultur besonders gepflegt und<br />

liefert damit den Beweis, daß das „finstere" Mittelalter offen-<br />

1. Viehhaltung<br />

Ein Wucherrind oder Hagen, einen Eber und Ran (Zuchthammel)<br />

hatte 1489 der obere Kelnhof in Tuttlingen für die<br />

Stadt zur Verfügung zu halten. Den Hagen mußte der Bauer<br />

jedoch drin behalten und bis 1. Mai (Maitag) nicht auf die<br />

Weide lassen. Von da bis St. Jakobstag (25. Juli) konnte er<br />

dann unter die Herde gehen. Wurde er nach dem 1. Mai<br />

krank, so durfte man ihn unter den Kälbern weiden lassen.<br />

War dies nicht möglich, so bekam er seine Weide auf der<br />

sog. Fronwies, was niemand verhindern durfte, außer daß ihn<br />

einer aus seiner eigenen Wiese in eine benachbarte weisen<br />

konnte. Nach St. Jakobstag bis nächstes Frühjahr durfte der<br />

Hagen nicht mehr bei der Herde laufen. Zur Tränke mußte<br />

er hinaus und hinein geführt werden, damit niemand am Vieh<br />

Schaden litt.<br />

Wenn die „Kuhherter (Hirten) im März mit dem Vieh ausfuhren,<br />

beanspruchten sie von je 2 Stück bis 1. Mai einen<br />

Laib Brot, so wie es jedermann in seinem Hause buk. Vom<br />

Maitag bis St. Gallentag (16. Okt.) erhielten die Hirten von<br />

jedem Stück oder Haupt drei Viertel Haber, von ua an bis<br />

zur endgültigen Einstellung im Herbst gab jeder Stall, ob<br />

groß oder klein, ein Herbstbrot, und nicht mehr. Wenn ein<br />

Stück Vieh behalten wird, bis es die „Winterhälm ergreift"<br />

(frißt), so ist der volle Lohn fällig, vorher nicht."<br />

Wenn einer erst nach St. Gallentag noch Vieh von einem<br />

Teilhaber („Gemeinder") oder sonst woher überkommt, so ist<br />

man dem Hirten davon keinen Lohn schuldig außer dem<br />

Herbstbrot. Erhält einer Vieh vor Gallentag und wills auf<br />

die Weide lassen, so soll er wegen des Lohnes mit dem Hirten<br />

übereinkommen nach Zahl und Billigkeit.<br />

Von einem Schwein gab man dem Hirten als Lohn ein Brachat-Brot<br />

(Juni: Zeit des Brachens) und 2 Imi Roggen, oder<br />

wann der Hirt einverstanden war, drei Imi Roggen ohne Brot.<br />

Bringt man ein junges Schwein nach dem Brächet, so hat der<br />

Besitzer davon 2 Imi und kein Brot zu geben. Wird ein<br />

Schwein so früh im Jahr dazugetan, daß es zur Brachet-Zeit<br />

(Juni) ausgehen soll, so gibt man dem Hirten davon den vollen<br />

Lohn, gleichgültig obs mit auf die Weide geht oder nicht<br />

Wäre ein Schwein so spät im Jahr, daß es erst die Winterhälm<br />

frißt, so hat man davon 1 Imi Roggen zu geben und kein<br />

Brot. Doch soll niemand Gefährde (d. h. Arglist) gebrauchen.<br />

Wenn ein Hirt die Kälber zum Maitag (1. Mai) empfängt,<br />

so soll er sie hüten bis St. Johannistag (24. Juni) zur Sonnenwende,<br />

seien es nun junge Lämmer, Kitzle oder Kälber, um<br />

drei Heller für jedes Haupt. Nach Johannistag gibt jedes Kalb<br />

ein Viertel Vesen bis St. Michaelistag (29. Sept.). Die Kitzen<br />

und Lämmer hat der Hirt nach Johannistag um je 1 Heller<br />

zu hüten. Wenn einer dem Sauhirten zu Johannistag Kitzle<br />

oder Lämmer unterschlägt (zuführt), so hat er den Heller mitzugeben,<br />

andernfalls ist der Hirt nicht verpflichtet auszufahren.<br />

Wenn die Kälberhirten ihre Kälber bis St. Michaelstag behalten,<br />

so sollen die Kuhhirten von da an bis St. Gallentag<br />

sie hüten, wofür ein Kälberhirt dem Kuhhirten zwei Laibe<br />

Brot zu geben hat. Nach Gallentag soll man sie mit dem<br />

Herbstbrot belohnen, wie oben gesagt, sonst aber keinen Lohn<br />

schuldig sein. (Tuttl. <strong>Heimat</strong>blätter 1947, 30—33; J. Forderer,<br />

Tuttlingen im Wandel der Zeit 1949, 283 f.)<br />

(„Wucherrind" kommt von mhd. wucher = Ertrag, Zuwachs;<br />

wuchern Frucht bringen.)<br />

Rechtsbestimmungen früherer Zeit<br />

bar nicht so finster war, wie es die Aufgeklärten einer gewissen<br />

Zeitepoche dargestellt haben. Es gibt ja auch Klassiker,<br />

welche das Latein nicht vom Italienischen unterscheiden<br />

können.<br />

Wir Lausbuben nannten die hoch an den Häusern hängenden<br />

„Häusle" Sternwarten, womit auch die Lautbrechung<br />

von schießen, die Sterne „schießen" ja im Volksmund, zu<br />

erklären ist.<br />

Im Orient gibt es heutzutage auch solche „Häusle". Aber<br />

die Einrichtung ist einfacher. Vor dem Senkrohr ist ein<br />

Pedal angebracht. Hat man die notwendige Sache vor, so<br />

steht man auf das zweiteilige Pedal. Steht man fest, so geht<br />

man in die Hocke •— im Schäbischen sagt man, man„hotteret"—<br />

hin. Das „Häusle" nennt man in Bulgarien z. B. Krypterios<br />

— das heißt Versteck oder Kryphytos = Verborgenheit, aber<br />

auch Kropobolein, kurz Bello = Kloake. In Jamboli ließ unser<br />

Hauptmann in diesen Verstecken deutsche Sitzgelegenheiten<br />

errichten. Aber unser Dolmetscher, der Professor Reinoff,<br />

stellte sie weg mit den Worten: „das ist nicht für meine<br />

Zwecke". Nun könnte ich noch etwas von jener Stallmagd<br />

erzählen, welcha die deutsche Sitzgelegenheit in einem Vers<br />

besonders gepriesen hat. Ich will es aber nicht tun, denn<br />

auch die Ruhe ist ein Lebensnotwendigkeit. J. St.<br />

2. Vom „Fall" oder Hinterlassenschaftssteuer<br />

Wenn einem Tuttlinger Bürger (1489) sein Weib starb, so<br />

durfte der (Leib-)Herr als „Fall" oder Steuer ein Bett und<br />

Kleider beanspruchen, die dieselbe am „Guten Tag" (Montag)<br />

zu tragen pflegte, wenn sie zur Kirche ging. Hinterließ die<br />

Frau eine unberatene (unversorgte) Tochter, so erbte diese<br />

alles von der Mutter, und war kein „Fall" zu geben. Hinterließ<br />

die Frau keine unversorgte Tochter, so hatte der Witwer<br />

das Recht, deren Bett bis zu Ende seiner Tage, solange er auf<br />

dem Witwerstuhl saß, zu benützen, zwar nicht das beste, aber<br />

auch nicht das böseste Bett.<br />

Nahm er ein anderes Weib, so hatte der Leibherr und Erbe<br />

des „Falles" das Recht, den „Fall" zur hinteren Türe hinauszuziehen,<br />

wenn jener das Weib zur vorderen Türe hereinführte.<br />

Wenn ein Mann mit dem Tod abging, so hatte der<br />

(Leib-)Herr den Hauptfall zu beanspruchen. Hatte er<br />

kein Haupt (Stück) Vieh hinterlassen, so bezog er statt dessen<br />

ein Ober- und Untergewand, d. h. einen Mantel, Rock oder<br />

Juppe, wie er es gerade hinterließ. Außerdem war dem Büttel<br />

sein Recht zu geben, nämlich eine Kappe, zwei Schuhe, zwei<br />

Hosen und das Gürtelkleid (Hausrock?), wie ers ehrlich hinterließ.<br />

Von einer Frau dagegen, die von ihrem Herrn „verfallet"<br />

ist, erhielt der Büttel eine „Stuche" (Schleier, Schürze), ein<br />

Gürtelkleid und zwei Schuhe. Fügte es sich, daß einem Herrn<br />

ein Stück Vieh als „Fall zufiel, das an den Pflug g e m a r e t<br />

(zu einem Pfluggespann verdingt) war, so durfte der Herr das<br />

Vieh nicht vom Pflug wegnehmen, bis die „Gemarschaft" zu<br />

Ende war. Damit der Herr aber nicht um sein Erbe kam,<br />

konnte er das Vieh um ein angemessenes Geld veranschlagen,<br />

jedoch mit dem Empfang bis zum Herbst, d. h. bis zum Ende<br />

der Gemarschaft warten. Doch durfte er mit Entgegenkommen<br />

rechnen.<br />

3. Ehrlicher Wandel<br />

Schultheiß und Gericht hatten 1489 in Tuttlingen den Mesner<br />

einzusetzen, möglichst mit Zustimmung des Leutpriesters<br />

(Stadtpfarrers), da dieser ihn am besten kenne. „Wenn ein<br />

Mensch von Touds wegen abgaut, und mit dem Sakrament<br />

gerichtet ist, soll man ihm dem Leutpriester 8 Schilling<br />

und 4 Heller geben, daß er jeden Sonntag desselben Jahres<br />

von der Kanzel seiner gedenke." Wollten von da an dessen<br />

Erben, daß man auch weiterhin seiner gedachte, so hatten<br />

sie dem Leutpriester 1 Schilling für das Einschreiben ins Gedenkbuch<br />

zu geben.<br />

Wo Entzweiung zwischen den Leuten entstand, sollten<br />

Schultheiß und Gericht Frieden und Versöhnung gebieten.<br />

War die Gegenseite so stark, daß sie nicht zum Frieden zu<br />

bringen war, sollten auch andere Leute bei ihrem Eid dabei<br />

helfen. Dasselbe galt auch vom Stadtknecht. War niemand<br />

von der Stadt dabei, so war jedermann der Gemeinde dies zu<br />

tun verpflichtet, und die Sache beim Amtmann zur Anzeige<br />

zu bringen. Wer bei solchem Anlaß einen Auflauf verursachte,<br />

zahlte als Strafe 10 Pfund Heller, falls es ihm nachgewiesen<br />

wurde, es wäre denn, daß er seinen Freund in Not sah, denn<br />

dem durfte er zu Hilfe kommen.<br />

Wenn unrechtmäßig eine Atzung (Flurabweidung) geschah,<br />

so sollte man sie urkundlich bestätigen lassen und konnte sich<br />

wegen des Schadens an das Stadtgericht wenden. (Dr. M.<br />

Eimer und Dr. Forderer redeten an dieser Stelle unmöglicherweise<br />

von einer „Speisung" durch die Stadt!) Wer wegen Ab-


30 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

weidung irgend einer Frucht beklagt und überführt wurde,<br />

zahlte als Buße dem Amtmann drei Schilling.<br />

Wer Weibern, Kindern und Ehehalten (Dienstboten) etwas<br />

abiraufte ohne des Hauswirts oder Meisters Wissen und Willen,<br />

der büßte es mit 3 Pfund Heller, zwei Pfund davon dem<br />

Stadtherin (dem Abt von Reichenau), und 1 Pfund der Stadt.<br />

Schalholz v. ?.r allenthalben verboten außer auf den Widmarken<br />

(offenbar wo man Wieden schneiden durfte!). Wer<br />

solches anderswo abhieb, kam um 3 Pfund Heller. Den Bach<br />

gegen Wurmlingen durfte niemand mit einem Geschirr verlegen<br />

oder ablassen, und kein Körblein (zum Fischfang)<br />

darein legen. Doch dürfte man einmal dort (ohne Hinterlist)<br />

Fische fangen und in seinem Haus verbrauchen, aber nicht<br />

verkaufen. Uebertreter zahlten jedesmal 1 Pfund Heller.<br />

Dann war bestimmt, niemand soll keine Ein (Elle), Maussen<br />

(Maße), Gewicht, Viertelmaße oder anderes verwenden, wenn<br />

es nicht das Eichzeichen der Stadt trug. Wer das übertrat,<br />

mußte büßen nach Erkenntnis des Gerichts.<br />

Wer über offensichtliche Marken „erdte" (pflügte), mayte<br />

(mähte) oder schnitt, und es zur Klage kam oder es der Amtmann<br />

erfuhr, so zahlte der Uebeltäter 3 Pfund Heller. „Doch<br />

soll einer dem andern die Furch feldein geben, andernfalls<br />

darf der Nachbar die Furche sich holen." Wenn einer städtische<br />

Almende einzäunte, oder mit Pflügen oder anderem<br />

nahm, zahlt 3 Pfund Heller Strafe. Wenn eine Mark an der<br />

Ahmende steht, soll der Nachbar den Markstein in Ehren<br />

halten, sonst zahlt er 5 Schilling. Wer des anderen Eigenoder<br />

Lehensgut air; eigen anspricht und den Anfall nicht beweisen<br />

kann, zahlte 10 Pfund, wenn es vor Gericht kam . . .<br />

(Tuttlinger Stadtbuch 1489.) Krs.<br />

Rätselhafte Inschriften finden sich gelegentlich auf alten<br />

Glocken und sind geeignet, Kopfzerbrechen zu bereiten. So<br />

berichtet das alte Kunstdenkmälerwerk Hohenzollerns vom<br />

Jahre 1896 von einer Glocke des 14. Jahrhunderts in Bietenhausen,<br />

die Aufschrift enthalte die Evangelistennamen<br />

und tORE tGLORIEfERISt. Noch Hodler meinte 1925<br />

in seiner „Geschichte des Oberamts Haigerloch" S. 625: „Der<br />

Gießer setzte hier, was auch sonst vorkommt, beliebige<br />

Buchstaben ein, um den Kreis mit der Inschrift ganz auszufüllen".<br />

Nachher entpuppte sich das Ganze jedoch als ein<br />

uraltes Glockengebet: „ O rex glorie Christe, veni cum<br />

pace!" (O König der Glorie, Christus, kommt mit Deinem<br />

Frieden!). Die Aufschrift der zweiten Glocke von Bietenhausen<br />

aus dem 13. Jahrhundert war zuerst gar nicht zu lesen.<br />

Das neue Kunstdenkmälerwerk sagt dann, die rückläufigen<br />

Majuskelbuchstaben ergäben die vier Evangelisten<br />

und das Wort SANCTUS. Es stimmte also- nicht, was einmal<br />

einer vermutete, die Weisheit des Gießers sei zu Ende gewesen,<br />

weswegen er sinnlose Buchstaben einsetzte, vielmehr<br />

war die Weisheit des Deuters zu Ende!<br />

Bis heute ungedsutet ist die Umschrift des alten romanischen<br />

Türsturzes (Tympanon) mit 2 Wölfen und geometrischen<br />

Figuren, das an der südlichen Außenwand der Bietenhauser<br />

Kirche eingelassen ist. Man möchte lesen ... PEC-<br />

CATOR VIR FEMINAE MORTIS AMATOR... und unten<br />

AGMIA. Das Vorausgehende und nachfolgende ist verwischt<br />

und was soll die Uebersetzung: „Der Mann ist ein Sünder<br />

und Liebhaber des Todes der Frau?"<br />

Nicht gedeutet sind auch die Großbuchstaben auf einer<br />

früheren Glocke von Heiligenzimmern: „J.D.B.J.K.B.<br />

J.M.N.B.J.D.H.B, t Domine conserva nos in pace, anno 1655."<br />

Der letzte Satz ist klar: „Herr, erhalte uns in Frieden", was<br />

nach den Schrecken des 30jährigen Krieges nur zu verständlich<br />

klingt Vielleicht darf man daran erinnern, daß im 17.<br />

Jahrhundert gern eine ganze Reihe von Namen der Stifter,<br />

Gönner, Förderer, Beamten usw. auf Glocken erscheinen.<br />

Könnten nicht auch hier die Anfangsbuchstaben des Ortsvorstehers<br />

und von 6 Richtern gemeint sein? Der Name des<br />

damaligen Pfarrers Jakob Walz ist nicht darunter.<br />

Völlig unverständlich, ja sinnlos wollen auf den ersten<br />

Blick Glockeninschriften erscheinen, die einfach das ganze<br />

oder teilweise Alphabet (vor- und rückwärts) zeigen. Auch<br />

an Hauswänden hat Studienprofessor Schilli, der beste Kenner<br />

des Schwarzwaldhauses, das Alphabet eingeschnitten gefunden.<br />

Man denke da an das griechische und lateinische<br />

ABC, das bei der Kirchweihe der Bischof mit dem Stab im<br />

Innern der Kirche in die Form eines X (Anfangsbuchstabe<br />

des griechischen Christusnamens!) gestreute Asche schreibt.<br />

Dieser Ritus findet sich schon im 9. Jahrhundert im Sakramentar,<br />

das auf den Papst Gregor, den Großen (f 604) zurückgeführt<br />

wird. Dies symbolisiert die Besitzergreifung des<br />

Gotteshauses durch Christus. In der Apokalypse des hl. Johannes<br />

wird mehrmals (1, 8; 21, 6; und 22, 13) von Christus<br />

als dem Ewigen gesagt: „Ich bin das Alpha und Omega, der<br />

Anfang und das Ende". Alpha ist nämlich das erste und<br />

Omega das letzte Zeichen des griechischen Alphabets. So ist<br />

dieses zum Sinnbild Christi geworden. Glocken und Häuser<br />

werden durch das ABC ihm anvertraut, wodurch das Alphabet<br />

segnende und unheilabwehrende Bedeutung annahm!<br />

Ganz anderen Charakter trägt die Inschrift eines Witzboldes<br />

an einem Hauseck in Calw. Sie zeigt ein Durcheinander<br />

von Buchstaben, sowie das Bild eines Esels neben<br />

einem Eck- oder Randstein. Nur mit einiger Mühe wird man<br />

entziffern: „Reibestein für Eseleien", eine Erinnerung an die<br />

Zeit, als noch im bucklichen Calw viele dieser Vierbeiner<br />

arbeiten mußten, und am besagten Hauseck sich behaglich<br />

rieben. Kraus.<br />

Glockengießer Johann Bapt. Algeyer von Offenburg (nicht<br />

Offenbach) wie irrig das Kunstdenkmälerwerk des Kreises<br />

Hechingen angibt) schuf 1717 die sog. Mettelgloße (mittlere<br />

Glocke) in Ringingen mit ca. 8,20 Ztr. und dem Ton a. Da<br />

dieser nicht ganz rein ist, soll sie nächstens in den Ruhestand<br />

treten. Auch in Gengenbach befand bzw. befindet sich<br />

eine Glocke von ihm vom Jahre 1718. Für die Offenburger<br />

Pfarrkirche Hl. Kreuz schuf der Meister 1728 zwei Glocken,<br />

nämlich zur Ehre Mariens und des hl. Kreuzes. Karl Walter<br />

gibt in seiner Glockenkunde (1913 Pustet-Regensburg S. 406)<br />

die Aufschrift der letzteren wieder. Nach frdl. Mitteilung von<br />

Dr. Otto Kähni, dem Archivar von Offenburg, ist Johann<br />

Baptist am 27. Mai 1685 daselbst geboren worden als Sohn<br />

des Bürgers Valentin Algeier und seiner Gattin Anna<br />

Maria Kindt. Laut Ratsprotokolls bewarb er sich als Glokken-<br />

und Stuckgießer J. B. Allgeyer am 18. August<br />

1715 um das Bürgerrecht, was ihm unter der Bedingung gewährt<br />

wurde, daß er eine Bürgertochter heirate. Dies geschah<br />

denn auch laut Ehebuchs am 16. Januar 1719 mit<br />

Maria Katharina Küblerin, der Tochter des Anton K. Dabei<br />

ist bemerkt, der Vater Valentin sei bereits verstorben.<br />

Stuck nannte man damals die Kanonen. Wie andere Meister<br />

goß Algeyer also auch Kriegsgeschütze. Umgekehrt hat<br />

man bis in unsere Zeit erbeutete Kanonen zu Kirchenglocken<br />

umgeschmolzen. Wegen des hohen Blei- und Antimongehalts<br />

dieser Geschützbronze kam man jedoch jetzt davon ab.<br />

Nach obigem Buch Walters (S. 677) wird schon 1637 ein<br />

Glockengießer Valentin Algeyer in Konstanz erwähnt. Er<br />

dürfte Vater oder Großvater des Offenburgers gewesen sein,<br />

villeicht identisch mit dem gleichnamigen Gießer von Ulm,<br />

vielleicht identisch mit dem gleichnamigen Gießer von Ulm,<br />

das Ulmer Münster schuf. In Konstanz scheint der genannte<br />

Algeyer der Vorgänger der Gießerdynastie Rosenlächer gewesen<br />

zu sein. Krs.<br />

Ein Wolf vom Stein von Jungingen (vor 1410) hatte unterm<br />

13. Februar im Totenbuch des Benediktinerinnenklosters<br />

Urspring bei Schelklingen einen Jahrtag. Seine Tochter<br />

Anna vom Stain-Jungingen, die an einem 20. Juli starb, ist<br />

in Urspring nach 1410 begraben. Josef Zeller meint (im<br />

Württbg. Vierteljahresheft für Landesgesch. 1926, S. 145 und<br />

158), es handle sich um Jungingen bei Ulm. Dies ist jedoch<br />

reine Vermutung. Die weitverbreitete Adelsfamilie vom Stein<br />

kann sehr wohl zeitweise in unserem hohenz. Jungingen als<br />

Lehensmann Württembergs gesessen haben. Dieses hat im<br />

Jahre 1300 Burg und Dorf Jungingen vom Johanniterorden<br />

erworben und erst im Jahre 1473 an die Zollergrafen vertauscht.<br />

Wolf v. Stein zu Jungingen war 1378 Bürger zu<br />

Ulm (Mitt. Hohz. 63, 16 Anmerk.), was aber nichts beweist.<br />

1306 wird „ein Ritter H. von Winterstetten genannt von<br />

Jungingen" als Zeuge aufgeführt und noch 1409 gab Graf<br />

Eberhard von Wirtemberg einem Diener Rudolf von Baldeck<br />

die Dörfer Jungingen und Starzein mit dem Weiler Killer<br />

gegen 600 fl zur lebenslänglichen Nutzung. Er lebte noch 1442<br />

(a.a.O. 62, 7). Auch eine Elisabeth von Benzingen<br />

findet sich am 26. April, eine andere am 19. September und<br />

eine Nonne Sophie Benzingerin am 12. Januar im genannten<br />

Totenbuch Urspring verzeichnet. Krs.<br />

Schoser, Schoßer, ein in Trochtelfingen und um 1900 auch<br />

in Ringingen vorkommender Familienname, ist uns heutigen<br />

nicht ohne weiteres in der Bedeutung verständlich. Man muß<br />

schon zum Wörterbuch greifen. Nach Math. L e x e r s mittelhochdeutschem<br />

Taschenwörterbuch (19. Aufl. 1930, S. 186)<br />

waren die Namen Schoßmann und Schoßer einst gleichbedeutend<br />

mit Steuereinnehmer, denn „schoß" bedeutet Geldabgabe<br />

und „schoßen" Steuer geben. Dieser Erklärung<br />

folgen die Namenforscher Josef K. Brechenmacher und K.<br />

Linnartz. Letzterer erinnert an vor geschossenes Geld,<br />

Zu s c h u ß (engl. scot). Der Name Schoßer ist auch in Wien,<br />

Frankfurt und Berlin nachzuweisen. Krs.


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 31<br />

Klaiber als Familienname. Das Tuttlinger Stadtbuch vom<br />

Jahre 1489 bestimmt: „Wer ein Haus bauen will, für den soll<br />

jeder Einwohner, der Roß und Karren hat, eine Fahrt in den<br />

Tannwald und eine Fahrt in unsere anderen Wälder tun.<br />

Wer weder Roß noch Karren hat, soll 2 Tage fronen (ohne<br />

Entgeld mitarbeiten), es sei mit Holzhauen, Zünen klaiben<br />

oder anderer Hilfeleistung, ausgenommen Aufrichten;<br />

hierbei soll männiglicher helfen." Aufrichten heißt man bekanntlich<br />

das Aufstellen des Zimmerwerks. Zünen sind<br />

Flechtwerk oder Körbo, schwäbisch Z e i n e n. „Zeinen<br />

klaiben" beim Hausbau bedeutet: Das Flechtwerk der Riegel<br />

mit Lehm verkleben bzw. beiderseits verputzen. Der<br />

Mann, der diese Arbeit als Beruf ausübt, ist der Klaiber.<br />

Er konnte offenbar auch sonst mit Lehm umgehen als Häfner<br />

oder Töpfer usw. Ein Vogel (Sitta europaea) namens Kleiber<br />

hat seinen Namen vom Nestbau, dessen Zugang er mit Lehm<br />

und Speichel passend zurecht klebt. Krs.<br />

Knaupp Kaspar und Hans Ulrich aus dem Schweizerland<br />

heirateten 1653 nach Langenenslingen, wo die Familie des ersteren<br />

heute noch blüht. (Verhörsprotokoll der Grafsch. Sigmaringen-Veringen<br />

Band 18. fol. 122, im Staatsarchiv Sigmaringen.)<br />

Krs.<br />

Das große Wappen der Fürsten von Hohenzollern<br />

Karl Theodor Zingeler hat bei seiner Untersuchung über<br />

das Entstehen des hohenzollerischen Wappens auch eine Beschreibung<br />

des großen fürstlichen Wappens gegeben (Vierteljahresschrift<br />

für Heraldik, Sphragistik u. Genealogie 1888,<br />

Jg. 16, 249 ff: auch seperat erschienen). Er bringt S. 268 eine<br />

farbige Tafel und zugehörige Beschreibung: 1) Herzschild der<br />

Grafen von Zollern, weiß-schwarz geviertet. 2) heraldisch<br />

rechte Oberstelle: in Gold mit einer silber-rot gestückten<br />

Einfassung ohne Rand einen schwarzen aufgerichteten rotbewehrten,<br />

rotbezungten und rotgekrönten Löwen mit gedoppeltem<br />

Schweif (Burggraf von Nürnberg). 3) linke Oberstelle:<br />

in Rot zwei gekreuzte goldene Zepter (Erbkämmereramt).<br />

4) rechte Hüftstelle: von Siilber-Rot quergeteilt (Haigerloch<br />

und Wehrstein). 5) linke Hüftstelle: in rotem Feld<br />

auf grünem Hügel ein schreitender goldener Hirsch (Grafschaft<br />

Sigmaringen). 6) rechte Schildfußstelle: in goldenem<br />

Feld drei rote übereinander mit Grind nach rechts querliegende<br />

Hirschstangen, die oberen 2 vierzinkig, die untere dreizinkig<br />

(Grafschaft Veringen). 7) linke Schildfußstelle: im<br />

silbernen Feld ein roter Löwe, aufgerichtet, goldbewehrt,<br />

goldgezungt und goldgekrönt mit gedoppeltem Schweif, das<br />

Schildfeld mit schwarzem Rand umgeben, auf dem 11 goldene<br />

Kugeln sitzen (Grafschaft Berg). Ueber dem großen<br />

Schild sieht man sieben Helme mit Zieren. Wir beginnen<br />

von links vom Beschauer her: 1) Helm mit 2 mit den Spitzen<br />

gegeneinander neigenden roten Hirschstangen (Veringen).<br />

2) Helm mit zwei silber-rot übereck geteilten Hiefhörnern<br />

(Haigerlioch -' Hohenberg). 3) Helm mit dem zollerischen<br />

Bracken- oder Hundshaupt, rotgezungt, schwarzweiß geviert,<br />

Decken weiß-schwarz. 4) Mittelhelm mit dem goldenen Erbkämmererzepter.<br />

Decken gold-rot. 5) Helm mit schwarzem,<br />

zwischen 2 silber-rot gestückten Büffelhörnern sitzendem,<br />

rotbewehrtem, rotbezungtem und rotgekröntem Löwen<br />

(Burggraf von Nürnberg). 6) Helm mit 2 senkrecht aufsteigenden<br />

goldenen Hirschstangen (Sigmaringen) Helmzier goldrot.<br />

7) Helm mit geschlossenem goldenem Adlerflug (d. h.<br />

zwei Flügeln), Helmdecken silber-rot (Graf von Berg). Als<br />

Schildhalter sieht man zwei zollerische rotbezungte Bracken<br />

(Hunde) mit silber-schwarz und gevierteten Ohren. Krs.<br />

Gliederung der Zollerngrafschaft im 16. Jahrhundert<br />

Im 16. Jahrhundert war die Zollerngrafschaft in 13 Aemter<br />

aufgegliedert, und zwar:<br />

1. Amt Bisingen mit Steinhofen und Thanheim,<br />

2. Amt Hechingen,<br />

3. Amt Grosselfingen,<br />

4. Amt Owingen,<br />

5. Amt Rangendingen,<br />

6. Amt Stein mit Sickingen und Bechtoldsweiler,<br />

7. Amt Stetten bei Hechingen mit Boll,<br />

8. Amt Weilheim mit dem Weiler Hausen,<br />

9. Amt Wessingen mit Zimmern.<br />

(Diese 9 Aemter bildeten die „Untere Grafschaft". Im<br />

Volksmund wird sie heute noch als „Unterland" bezeichnet.)<br />

10. Amt Schlatt mit Beuren, dem Hof Spessart und Weiler<br />

ob Schlatt,<br />

11. Jungingen,<br />

12. Amt Killer mit Hausen und Starzein<br />

13. Amt Burladingen mit Gauselfingen und Hörschwag<br />

(Diese 4 Aemter bezeichnete man als „Obere Grafschaft",<br />

im Volksmund „Oberland".) Wt.<br />

Frohnstetten und die Ebinger Klause. Die Ebinger Klause<br />

der Franziskanerinnen wurde in einem Aufsatz in den „<strong>Heimat</strong>kundlichen<br />

Blättern für den Kreis Balingen" Nr. 13 vom<br />

31. Dezember 1966 von Dr. Walter Stettener beschrieben. Dabei<br />

erfahren wir auch von deren Besitz in Frohnstetten. Er<br />

wurde im Jahre 1544 durch den Stadtschreiber und Notar<br />

Johannes Briegel im Beisein eines Schreibers von Straßberg<br />

und zweier Frohnstetter Einwohner, darunter dem Pächter<br />

(Beständer) Jerg Dreher neu beschrieben. Die andern Namen<br />

gibt Dr. Stettner leider nicht an. Der Frohnstetter Hof umfaßte<br />

41 Jauchert Acker und 10 Mannsmahd Wiesen und einen<br />

Baumgarten. Er zinste jährlich den geistlichen Frauen des<br />

Dritten Ordens nach Ebingen je 2 Malter Vesen und Haber in<br />

Ebinger Meß, 2 Hühner und 120 Eier, die unentgeltlich ins<br />

Klösterlein zu liefern waren. Der Hof ist zu unbekannter Zeit<br />

an die 1344 entstandene Klause gestiftet gewesen. Nach der<br />

württembergischen Religionsumwälzung 1534 beließ man die<br />

Nonnen in ihrer Behausung bis zum Aussterben, womit sie<br />

sich nicht beeilten. Es war eine interessante Situation in dem<br />

Lutherischen Städtchen, da die Schwestern in ihrem Drittordenshabit<br />

treu katholisch blieben und von katholischen Gegenden<br />

aus, sogar Freiburg, von Franiskanern betreut wurden.<br />

Zuletzt waren nur noch 3 Nonnen übrig, von denen Katharina<br />

Lipp im Jahre 1594 das Zeitliche segnete. Sie hatte 70<br />

Jahre in der Klause verbracht. Die restlichen beiden durften<br />

1598 ihre geringe Habe an Hausrat, Bettgewand und etwas<br />

Geld an bedürftige Verwandte verteilen. Ursula Haug starb<br />

dann 1605, worauf ihre Paternoster (Nüster) und Kleinodien<br />

in einem verschlossenen Trüchlein beim Landesherrn in Stuttgart<br />

abgeliefert wurden. Die letzte, Margaretha Beck, kam<br />

noch einige Jahre ins Spital, wo sie nach längerer Krankheit<br />

1608 verstarb. Klause mit Zubehör gingen jahrs darauf für<br />

2150 Gulden an Martin Krimmel über. Das Geld dürfte für<br />

kirchliche Zwecke an die Regierung gegangen sein. Im Bericht<br />

ist die Rede von einer Wachsbreche, was wohl Flachsbreche<br />

heißen soll. Von der Ebinger Klause kam laut Ueberlieferung<br />

die bekannte Pieta im Jahre 1568 nach Laiz in die Pfarrkirche,<br />

wo sie auf der Empore einen Ehrenplatz hat. Krs.<br />

„Schloß Sigmaringen und das fürstl. Haus Hohenzollern"<br />

heißt ein sehr reich bebildertes Werkchen (71 Seiten, 15.80 DM)<br />

des Verlags Thorbecke-Konstanz, als dessen Verfasser W.<br />

Kaufhold (Bilder und Schloßbeschreibung) und R. Seigel (Geschichte)<br />

zeichnen. Die fürstliche Familiengeschichte ist in<br />

knapper Form sehr flott gezeichnet, der Besitzzuwachs und<br />

die Abstammung auf zwei Plänen übersichtlich dargestellt,<br />

der Text teils auch englisch und französisch. Die Bilder zeigen<br />

das Schloß und seine Kunstschätze. S. 59 (Mitte) wäre der<br />

Name des Grafen Gottfried in Gebhard zu ändern. Krs.<br />

Die Namen Schoder, Schoderbeck, Schodermayer, gehören<br />

nach Brechenmacher (Deutsche Sippennamen IV. 1936, 1016)<br />

zum oberdeutschen (bei uns jedoch nicht bekannten) Worte<br />

S c h o d e, der Busch, verkrüppelte Baum, oder zu bayerischem<br />

Schoder, sonst Schotter, zerbröckeltes Gestein. Krs.<br />

An das<br />

Postamt<br />

in


32 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

Von der Klause in Rangendingen<br />

Die erste sichere Urkunde über die Existenz der Klause<br />

in Rangendingen lagert im Fürstl. Archiv in Sigmaringen<br />

(R. 45. Fasz. 253). Die Pergamenturkunde wurde von dem<br />

Haigerlocher Schulmeister Christian Roßhaupter geschrieben<br />

und datiert vom 23. Januar 1431. (Die Klause lag im Dorfteil,<br />

der damals zum Amt Haigerloch gehörte.)<br />

Inhalt der Urkunde:<br />

Die Priorin und die Klause übergaben folgende Güter als<br />

Erblehen an Benz Mösing in Rangendingen:<br />

anderthalb Jauchert Acker im Wolfental,<br />

2 halbe Jauchert Acker auf dem Lindach und in der Zeig<br />

Malmen,<br />

eine halbe Jauchert Acker beim Zefeltbrunnen,<br />

eine h;.ibe Jauchert unter den Weingärten,<br />

2 Jauchert auf dem Hungerberg,<br />

2 Neuwiesen, gelegen auf der Au, eine Mannsmahd,<br />

ein Garten und ein Wiesenplätzchen (Lage nicht angegeben),<br />

eine halbe Mannsmahd Wiesen im Rangendinger Tal.<br />

Mösing mußte als Gült an die Klause liefern:<br />

2 Malter Vosen und 18 Viertel Haber (Haigerlocher Maß),<br />

Lehengeld 30 Schilling Häller. Außerdem hatten Mösing bzw.<br />

seine Nachkommen die Verpflichtung, an die Frühmeßpflege<br />

2 Viertel Roggen und 2 Viertel Haber zu liefern.<br />

Auf die 2 halben Jauchert Acker auf Lindach mußten jährlich<br />

30 Karren Mist gebracht werden. Als Zehntlohn sind 6<br />

Viertel Haber zu. reichen. Wt.<br />

Magnunstab im Breisgau: Die „Hohenz. <strong>Heimat</strong>" berichtete<br />

1951, S. 25, 47, 63 und 1956 S. 13 über die Anwendung des<br />

Magnusstabs gegen Engerlinge, Mäuse und andere Schädlinge.<br />

Das Taufbuch von Kappel b. Freiburg bringt im Anhang<br />

unterm Jahr 1773 einen ausführlichen lateinischen Bericht:<br />

„Die Gemeinden Kirchzarten, Kappel und andere in diesem<br />

Dreisamtal erbaten vom Benediktinerkloster Füssen (Ad<br />

fauces Julias) in Bayern den Stab des hl. Magnus. Man<br />

schreibt dem Segen oder der Berührung dieses ehrwürdigen<br />

Stabes eine besondere Kraft zu zum Vertreiben der Mäuse<br />

und anderer für die Feldfrüchte schädlicher Tiere und Insekten.<br />

Es erschien also der hochw. Pater Ignatius Witsch<br />

vom genannten Kloster am 24. April 1773 und wurde an der<br />

Markungsgrenze Kirchzarten von der Pfarrei samt dem Seelenhirten<br />

in Prozession empfangen und in die Kirche geleitet.<br />

Der Pater segnete im ganzen Tal und auch in Freiburg und<br />

kam schließlich am 13. Mai in die Pfarrei Kappel. In der<br />

Nähe des Gasthauses „Zum Schiff", im Volk auch „Raspelhaus"<br />

genannt, bzw. an der Grenze unserer Pfarrei habe ich<br />

in Begleitung der Pfarrkinder von Littenweiler (das damals<br />

noch zu Kappel gehörte!) ihn in Prozession abgeholt. Nach<br />

Vorbild des Kirchzarter Pfarrers hatte ich das Chorhemd<br />

angezogen, was aber nicht so nötig oder passend gewesen<br />

wäre, da man dies normalerweise nur zur Begleitung des<br />

Allerheiligsten trägt. Der Pater selber trug nur einen Habit<br />

und die Stola während des Segens. Auf den Littenweiler<br />

BESTELL-SCHEIN<br />

zum Bezug der „Hohenzollerischen <strong>Heimat</strong>"<br />

Ich/wir bestelle(n) ab sofort zum laufenden Bezug<br />

durch die Post Stück „Hohenzollerische <strong>Heimat</strong>",<br />

Verlagspostamt Gammertingen, zum halbjährigen Be-<br />

zugspreis von DM 1.40.<br />

Vor- und Zuname<br />

Genaue Anschrift<br />

Dieser Bestellschein ist bei Neubestellung bzw. Nachbestellungen<br />

der nächsten Poststelle aufzugeben. Um<br />

deutliche Schrift wird gebeten.<br />

Wiesen am öffentlichen Weg sang ich die vier Evangelien,<br />

und er gab jeweils den Segen wie anderwärts. Auch in Freiburg<br />

war der Ordensmann mit seinem Stab vom Klerus in<br />

Prozession empfangen worden, was die Geistlichen hinterher<br />

bereuten, so daß er zuletzt den Segen nur noch in Gegenwart<br />

des Pfarrers und zweier Personen vom Stadtrat gab. Von<br />

den Littenweiler Wiesen ging der Pater nach Ebnet, wo er<br />

ebenfalls die vier Segnungen hielt. Ich war auch dabei und<br />

anschließend vom dortigen Pfarrer zum Essen geladen.<br />

Anschließend haben die Pfarrkinder von Kappel uns auf<br />

dem gegen Littenweiler gelegenen Hügel (Hörchersberg) mit<br />

Kreuz und Fahnen erwartet und in Prozession weitergeleitet.<br />

In der Nähe des Dorfes wurde der erste Segen gegeben, der<br />

zweite in den Wiesen und Aeckern des Johann Molz im<br />

Großen Tal, der dritte und vierte im sogenannten Kleinen<br />

Tal. Bei der 4. Station haben sich auch einige fromme<br />

Frauen, die mit Krankheit behaftet sind, versammelt gehabt<br />

und erbaten den besonderen Segen, den ihnen der hochw.<br />

Herr Pater trotz des Hinauszögerns der Prozession auch<br />

gewährte. Sonst hat er beim Segnen der Wiesen den ehrwürdigen<br />

Stab während des ganzen Gebetes in die Erde<br />

gesteckt. Nachher wurde die Prozession in die Pfarrkirche<br />

geleitet und dort vom Pater die Litanei zum hl. Abte Magnus<br />

rezitiert, auch vom Altar aus wieder der Segen gegeben.<br />

Nach Vorbild anderer Orte brachten die Leute in die Kirche<br />

Zweige, Asche, Erde, Wasser und anderes, was alles mit<br />

dem Stabe gesegnet wurde. (Diese Dinge dienten offenbar<br />

dazu, den Segen auch entfernten Feldern und Häusern mitzuteilen.)<br />

— Endlich geleiteten wir den Ordensmann in Prozession<br />

weiter an die Pfarreigrenze bei Romersbruck und<br />

kehrten dann mit Kreuz und Fahnen heim. Ich selber legte<br />

das Chorhemd ab und begleitete den Ordensmann nach<br />

Neuhäuser, wo der Vikar von Kirchzarten ihn mit den Pfarrkindern<br />

empfing. Der Pater und ich waren in gewohnter<br />

Weise der Prozession zu Pferd gefolgt; er hatte mit seinem<br />

Diener eigene Rosse, mir aber hatte die Gemeinde Kappel<br />

und Littenweiler ein Reittier zur Verfügung gestellt, mir<br />

auch für die Bemühungen einen Kaisertaler verehrt.<br />

Wie ich nachher erfuhr, hatten alle Ortsvorsteher des<br />

Kirchzarter Tales ein schriftliches Bittgesuch ans Kloster<br />

Füssen um den ehrwürdigen Magnusstab gerichtet, besonders<br />

auf Anregung des Talvogts Joseph Ruffie in Kirchzarten.<br />

Soviel ich weiß, wurden von letzterem dem hochw. Pater<br />

für seine Mühe als Ehrengeschenk etwa 90 bis 100 Gulden<br />

übergeben, die anteilmäßig auf die Ortschaften umgelegt<br />

worden sind." Soweit der Bericht des Pfarrers.<br />

Leider erfahren wir das Wichtigste nicht, nämlich, ob die<br />

ganze Aktion auch von Erfolg gekrönt wurde!<br />

Das Sigmaringer Schloß besitzt noch einen Magnusstab<br />

vom Jahre 1741 aus dem Kloster Wald, allerdings unter<br />

dem irrigen Namen „Aebtissinnenstab". Er trägt oben die<br />

Silberstatuette des hl. Magnus, wie er den Drachen mit dem<br />

Kreuzstab tötet. Darunter befindet sich im Knauf ein Reliquienbehälter<br />

und unten am Ende eine silberne Spitze zum<br />

Einstecken ins Erdreich. Höhe 87 cm. Abbildung im Kunstdenkmälerwerk<br />

1896 S. 280.<br />

Die Raine (Böschungen zwischen den Aeckern an abfallendem<br />

Gelände) sollten laut Tuttlinger Stadtbuch von 1489 in<br />

allen Eschen umgebrochen werden, beginnend mit dem Brachösch.<br />

Als Aufsicht wurden sechs Bürger bestimmt. Ob die Aktion<br />

überall möglich war? Krs.<br />

Alte Lieder<br />

In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erschien im<br />

Stuttgarter Verlag Karl Göpel von Fr. Jos. Kunkel eine<br />

Sammlung ausgewählter vierstimmiger Gesänge für Männerstimmen.<br />

(Das Erscheinungsjahr ist nicht angegeben.) Unter<br />

den 166 Chören sind einige, die in der <strong>Heimat</strong>zeitung festgehalten<br />

werden sollen:<br />

Nr. 143 Das Kirchlein. Komponist F. W. C., Fürst zu Hohenzollern-Hechingen.<br />

Komponiert in H-Dur, % Takt. Text<br />

von Wilhelm Kilzer.<br />

Nr. 46 Die vaterländischen Gesangvereine. Komponist Th.<br />

Täglichsbeck (A-Dur, *k Takt. Text von J. Blumenstetter.<br />

Nr. 24 Der deutsche Adler, Komponist Täglichsbeck; Es-<br />

Dur, */« Takt.<br />

Nr. 153 Am Grabe. Komponist Täglichsbeck. (f-moll, -/'<br />

Takt.)<br />

(Anmerkung: Thomas Täglichsbeck war von 1828—1857 Dirigent<br />

der Hofkapelle des Fürsten Constantin von Hohenzollern-Hechingen.)<br />

Wt.<br />

Die Verfasser tragen für den Inhalt ihrer Abhandlungen<br />

die Verantwortung.


<strong>Hohenzollerlsche</strong> <strong>Heimat</strong><br />

Vierteljahresblätter für Schule und Haus<br />

Schriftleitung:<br />

Fritz S c h o d e r, Hauptlehrer<br />

7451 Rangendingen, Mühlweg 22<br />

4 P 3828F<br />

Preis halbjährlich 1.40 DM<br />

Druck und Verlag:<br />

Buchdruckerei S.Acker, Gammertingen<br />

Postscheckkonto Stuttgart 35 892<br />

Bank: Hohenz. Landesbank Gammertingen 15<br />

Nummer 3 1 Gammertingen, Juli 1967 17. Jahrgang<br />

120 Jahre Fürst-Carl-Landeskrankenhaus in Sigmaringen<br />

Wer in Sigmaringen vom Bahnhof stadtwärts geht, sieht<br />

rechts der Straße inmitten gärtnerischer Anlagen das Denkmal<br />

des Fürsten Carl von Hohenzollern-Sigmaringen. Es ist<br />

eine große Büste auf einer Marmorsäule. Eine überlebensgroße<br />

Büste desselben Fürsten steht im Treppenhause des Fürst-<br />

Carl-Landeskrankenhauses in Sigmaringen. Dem Fürsten<br />

Carl verdankt diese segensreiche Anstalt ihr Bestehen, 120<br />

Jahre sind seitdem verflossen. Wieviele Kranke haben in<br />

dieser Zeit hier Hilfe gesucht und Heilung gefunden. Man<br />

kann diese Anstalt aus dem heutigen Sigmaringen nicht<br />

mehr wegdenken.<br />

Fürst Carl wurde geboren am 20. Februar 1785 und kam an<br />

die Regierung nach dem am 17. 10. 1831 erfolgten Tode<br />

seines Vaters, des Fürsten Anton Aloys. Fast 17 Jahre regierte<br />

er das Fürstentum. Ihm verdankt Hohenzollern übrigens<br />

auch die Stiftung der Spar- und Leihkasse. Die Carlsstraße,<br />

der Prinzenbau, das Regierungsgebäude und anderes<br />

erinnert an ihn.<br />

Auf seine Initiative, er war noch Erbprinz, wmrde am 29.<br />

März 1828 eine Landesspitalstiftung begonnen und dieses<br />

geplante Spital zur Aufnahme gefährlicher und heilbarer<br />

Irren bestimmt, da die bisherige Irrenanstalt im Schloß Hornstein<br />

dann aufhören werde. Ferner sollte das Haus zur Aufnahme<br />

eckelhafter und ansteckender Kranker dienen, deren<br />

Unterbringung in den Ortschaften oder 1 in ihren Familien<br />

nicht, oder nur mit größter Belästigung stattfinden könne.<br />

Desgleichen Kranke, die sich beschwerlichen Operationen<br />

unterziehen müssen und fremde Kranke, die auf Kosten der<br />

Gemeinde oder von Stiftungen zu verpflegen seien. Bei der<br />

Eröffnung des Landesspitals wurde durch Verordnung vom<br />

19. Juli 1847 noch bestimmt, daß auch Pfründner, aber auf<br />

eigene Kosten, aufgenommen werden sollen.<br />

Es fällt auf, daß der Hauptaugenmerk auf Verwahrung<br />

und Verpflegung solcher gelegt wurde, die in der Familie<br />

oder in der Gemeinde nicht versorgt werden konnten. Besonders<br />

alleinstehende Kranke sind ja oft am übelsten daran.<br />

Erst an dritter Stelle wird die Vornahme von beschwerlichen<br />

Operationen an armen Kranken genannt. In wahrhaft liebevoller<br />

Fürsorge gedenkt der Stifter der „Aermsten der Armen<br />

unter den Untertanen", der Geisteskranken an erster<br />

Stelle. Diese Kranken wurden damals, wenn sie nicht in der<br />

eigenen Familie verwahrt werden konnten oder als gemeingefährlich<br />

zu betrachten waren, im derzeitigen Zuchthaus<br />

zu Hornstein untergebracht, daß sie nicht entweichen konnten.<br />

Von einer ihrem Zustand angemessenen ärztlichen Behandlung<br />

war noch kaum etwas bekannt. Es war darum, ein<br />

großer Schritt vorwärts, als der Erbprinz Carl diese Kranken<br />

unter ärztliche Behandlung verwies.<br />

Vorerst galt es, das geplante Werk in die Wege zu leiten,<br />

Geldmittel zu einem Fond zu sammeln, daß die nötigen Gebäude<br />

erstellt und die Einrichtungen bereitet wurden. An<br />

seinem Geburtstage, 20. Februar 1828, erließ der Erbprinz<br />

folgendes Schreiben an die fürstliche Landesregierung:<br />

„An dem Jahrestage einer mir wichtigen Erinnerung soll<br />

der schon länger gehegte Wunsch, dem Lande aus meinem<br />

Privatvermögen ein Merkmal meiner Vaterlandsliebe zu geben,<br />

in Vollzug kommen. Diesem, Vorhaben gemäß ertheile<br />

ich hiermit der fürstlichen Regierung die feierliche Erklärung,<br />

daß ich ¡unter dem Heutigen ein Kapital im Betrag<br />

von Zehntausend Gulden zur ersten Begründung dieses<br />

Fonds anweise, welcher für die Erichtung eines allgemeinen<br />

Krankenhauses für das Land bestimmt werden soll."<br />

Der Vater des Stifters, Fürst Anton Aloys, spendete am<br />

29. März desselben Jahres ein Kapital von zwanzigtausend<br />

Gulden zu demselben Zweck. Er verordnete, daß das Landesspital,<br />

sobald der gesammelte Fonds für die vorzunehmende<br />

Bauung und den jährlichen Bedarf der Anstalt zureicht,<br />

errichtet werden solle.<br />

Die Fürstin Amalie. Mutter des Stifters, und die Erbprinzessin<br />

Antonia, spendeten im gleich Jahre je dreitausend<br />

Gulden.<br />

Dieses gute Beispiel der fürstlichen Familie weckte auK±i<br />

bei der Bevölkerung des Landes freudigen Widerhall. Bald<br />

größere, bald kleinere Beträge gingen ein. Von Stiftungen,<br />

Heiligenpflegen, Gemeinden, Geistlichen, Privaten wurde<br />

nach und nach die Summe von zwölftausend Gulden beigesteuert.<br />

Im Eingang des Hauptgebäudes sieht man heute<br />

eine Liste von Wohltätern, in Marmor geschnitten.<br />

Die Kosten für den Neubau und die Beschaffung der nötigen<br />

Einrichtung beliefen sich, auf 93 960 Gulden. Durch Verordnung<br />

der fürstlichen Landesregierung vom 19. Juli 1847<br />

wurde der vollendete Bau dem stiftungsmäßigen Gebrauche<br />

überwiesen. Am 8. Mai 1847 hatten zwei Barmherzige<br />

Schwestern aus dem Mutterhause Straßburg, mit welchem<br />

ein Vertrag wegen Uebernahme der Krankenpflege und<br />

Haushaltung für das neue Spital abgeschlossen war, das neu<br />

erbaute Haus bezogen, um, die nötige innere Einrichtung zu<br />

beschaffen, alles für die Aufnahme von Kranken vorzubereiten<br />

und das nötige Personal einzustellen.<br />

In den ersten Jahren des Betriebes der Anstalt war die<br />

Zahl der zu versorgenden Personen an einem bestimmten<br />

Tage nicht über vierzig, Kranke, Pfündner und Geisteskranke<br />

zusammen. Die frühere Landesspitalfonds-Kommission<br />

wurde durch Beschluß der fürstlichen Geheimen Konferenz<br />

vom 14. Mai 1847 aufgehoben und dem Verwaltungsrat<br />

unterstellt. Am 31. August 1874 erfolgte durch königliche<br />

Verordnung die Verwaltung durch den Landeskommunalverband<br />

und seit vier Jahren durch den Kreis Sigmaringen.<br />

Die ärztliche Versorgung erfolgte durch den Anstaltsdirektor,<br />

dem seit 1896 ein Assistenzart beigegeben war.<br />

Die Anstaltsseelsorge übten zuerst die Pfarrgeistlichen,<br />

nach Eröffnung des Klosters Gorheim, von 1852 bis zum, Inkrafttreten<br />

des Jesuitengesetzes 1872 die Väter der Gesellschaft<br />

Jesu aus. Dann wieder meistens die Pfarrgeistlichkeit.<br />

Seit 1892 versorgen die Franziskaner von Gorheim die<br />

Kranken. 1 )<br />

Es war gar nicht leicht, Schwestern für das Spital zu bekommen.<br />

Unsere Mutterhäuser bestanden noch nicht. Ueberau<br />

aber rief man nach „Barmherzigen Schwestern". Jenseits<br />

des Rheines war jetzt wieder ein Mutterhaus, in Straßburg.<br />

Die französische Revolution hatte in Frankreich dem Ordensleben<br />

ein Ende gemacht. Als die Schreckenszeiten vorüber<br />

waren, berief die Stadtverwaltung von Zabern im Jahre 1804<br />

die zerstreuten Schwestern, soweit sie noch lebten, in das<br />

Spital zurück. Idealgesinnte Mädchen stellten sich in den<br />

Dienst der Nächstenliebe. So konnte eine ganze Reihe von<br />

Städte Schwestern erhalten. 1827 entstand das Mutterhaus in<br />

Straßburg und vereinigte die zerstreuten Schwesternstationen<br />

wieder zu einer Kongregation 2 ).<br />

1828 wandte sich König Ludwig der I. von Bayern dorthin<br />

um Schwestern, die der deutschen Sprache mächtig seien.


34 HOHEN Z Ö L LERISCHE H E I M A T Jahrgang 1967<br />

Clemens Brentano bereitete den barmherzigen Schwestern<br />

in einer eigenen Schrift den Weg in die deutsche Oeffentlichkeit.<br />

„Ihr Nutzen war leicht zu erweisen; denn allgemein<br />

waren die Klagen über die Härten, Fahrlässigkeit und Unehrlichkeit<br />

der um Lohn gemieteten Krankenwärter und Krankenwärterinnen"<br />

4 ).<br />

In Bayern hatte Erzbischof Ignaz Demeter von Freiburg<br />

den Orden kennen gelernt und wollte ihn auch in seiner<br />

Diözese einführen. Der Tod hinderte ihn daran. In seinem<br />

Testament jedoch bestimmte er zwei Drittel seines Vermögens<br />

zur Stiftung des Instituts der Barmherzigen Schwestern im<br />

badischen Land 5 ).<br />

An das Mutterhaus in München wandte sich auch Fürst<br />

Carl, um Schwestern für das gegründete Spital zu erhalten.<br />

Fürstin Eugenie von Hohenzollern-Hechingen, die gerade in<br />

München bei ihren Angehörigen, der königlichen Familie<br />

war, sollte auf seine Bitten persönlich bei den Schwestern<br />

(Souers de la Charité) vermitteln. Unterm 28. August 1843<br />

berichtet sie ihrem „Cousin" Fürst Karl nach Sigmaringen:<br />

Ich habe mich sofort mit diesem schönen Plan beschäftigt und<br />

die Superiorin persönlich gesprochen. Man gibt aber keine<br />

Schwestern ins Ausland. Der Fürst müsse junge, geeignete<br />

Mädchen nach München schicken, daß diese für das Ordensleben<br />

und die Krankenpflege vorbereitet werden. Es werden<br />

ihm in Kürze die bestehenden Bestimmungen zugesandt.<br />

Die Fürstin findet den Plan, barmherzige Schwestern für<br />

das neue Spital zu bekommen, großartig. „Dieser Orden ist<br />

ganz religiös aufgebaut", schreibt sie. „Die Schwestern kennen<br />

nur die Statuten in allen Ländern, in denen sie wirken. Ich<br />

beglückwünsche Sie, daß Sie diese fromme Hilfe für Ihr Land<br />

gefunden haben und bin darüber entzückt. Das was Sie für<br />

Ihr Land tun, werden Sie sicher auch eines Tages für das unsere<br />

tun, wenn es Gotteswille ist, daß es ihnen einst gehört" 6 ).<br />

(Die Ehe des Fürsten Constantin von Hohenzollern-Hechingen<br />

mit Fürstin Eugenie war kinderlos. Sie hoffte deshalb,<br />

auf Vereinigung der beiden Fürstentümer Hohenzollern-<br />

Hechingen mit Hohenzollern-Sigmaringen.)<br />

Der Plan mit dem jungen Mutterhaus in München kam indes<br />

nicht zur Ausführung. Fürst Carl schlug darauf einen anderen<br />

Weg ein, um zum Ziele zu kommen. Ein Brief des Historikers<br />

Friedrich von Hurter, K. K. Hofrat aus Bad Peters-<br />

Obwohl ich mein Elternhaus (Hauserhof bei Hechingen)<br />

seit Jahrzehnten verlassen habe, ist die Erinnerung überaus<br />

lebendig geblieben. Mein Großvater mütterlicherseits war<br />

Zacharias Löffler in Boll bei Hechingen, wo er das<br />

fürstliche Hofgut „F r i e d r i c h s t a 1" (auch „Schammental"<br />

genannt) umtrieb. Er war als erfolgreicher Landwirt überall<br />

sehr angesehen und wurde im He chinger Land allgemein<br />

„der Zacher" genannt. Beim Landgericht<br />

Hechingen galt er nach Aussage meines verstorbenen Onkels<br />

(Justizrat Löffler) als der intelligenteste, aber auch eigenwilligste<br />

Bauer von Hohenzollern. Wegen seiner umfassenden<br />

Sachkenntnisse und wegen seines klaren Urteils hatte ihn das<br />

Landgericht oft als Sachverständigen herangezogen.<br />

In Boll gab es mehrere Familien mit dem Namen L ö f f -<br />

1 e r, die sich nach Mitteilung meiner Mutter in wesentlichen<br />

Dingen sehr voneinander unterschieden. Die einen waren<br />

fleißig und strebsam und hatten es zu etwas gebracht. Die andern<br />

waren antriebslos, langsam und machten wenig Fortschritte.<br />

Wie meine Mutter uns sagte, wurden die beiden<br />

Familiengruppen im Dorf „Hirscher" oder „Hörne r"<br />

genannt. Nach dem Grund dieser eigenartigen Bezeichnung<br />

hatte ich meine Mutter nie gefragt; aber vermutlich ging der<br />

Name „H i r s c h e r" zurück auf den geschwinden<br />

Hirsch, den König der Waldtiere, der mit seinem prächtigen<br />

Geweih eine Art Krone trägt. Demgegenüber erinnerten<br />

die „Hörne r" mit ihrem langsamen Wesen vielleicht<br />

mehr an die gehörnten Tiere des Viehstalles,<br />

Kühe und Ochsen.<br />

Boll hatte an „M a r i a Z e 11" einen (wegen seiner prachtvollen<br />

Lage auf halber Höhe vom „Zollerberg") landschaftlich<br />

einmalig schönen Friedhof, dessen Kapelle aus dem<br />

Schmuck des sie umgebenden Waldes weit hinausschaut auf<br />

das im Tal liegende Land.<br />

Hohenzollerische <strong>Heimat</strong>erinnerungen<br />

Die besonders laute Sprache der „Bollemer" soll<br />

von Professor A. M a y e r<br />

emer. Direktor der Frauenklinik Tübingen<br />

thal im Schwarzwald an Bischof Andreas Räß in Straßburg<br />

gibt darüber Auskunft: Am 21. d. (Monats Juli) 1846 werde<br />

ich von hier nach Straßburg kommen und Eurer Hochbischöflichen<br />

Gnaden in Begleitung des Geistlichen Raths Engel von<br />

Sigmaringen meine Aufwartung machen 7 )... Herr Engel<br />

hat von seinem Fürsten den Auftrag, einen neuen Sturm<br />

auf die Barmherzigen Schwestern zu unternehmen, und derselbe<br />

hat es sehr beifällig aufgenommen, daß ich mich als<br />

Volontär dieser Razia anschließen will. Die Gründe sind so<br />

einleuchtend, daß wir, wenn irgendwelche Möglichkeit vorhanden<br />

ist, auf geneigtes Entsprechen hoffen.<br />

Was hat es mit diesem „Sturm" auf die Barmherzigen<br />

Schwestern für eine Bewandtnis? Der Fürst v. Hohenzollern-<br />

Sigmaringen wollte nämlich aus dem Straßburger Mutterhaus<br />

der Barmherzigen Schwestern, das schon mehrere Kolonien<br />

nach Deutschland gesandt hatte, Krankenpflegerinnen<br />

für sein Landesspital gewinnen, aber die Oberin hatte das<br />

Begehren abgewiesen, weil sie nicht genug Schwestern zur<br />

Verfügung hatte, auch wohl, weil sie gehört haben mochte,<br />

daß die damaligen Sigmaringer Radikalen gegen das Vorhaben<br />

des Fürsten Widerspruch erhoben hatten. Der Erzbischöfliche<br />

Kaplan Feßler in Freiburg und der Geistliche<br />

Rat Engel von Sigmaringen, wandten sich daher an Hurter,<br />

dessen Beziehungen zu Räß bestanden, mit der Bitte, er möge<br />

sowohl bei dem Bischof, als bei der Generaloberin seinen<br />

Einfluß geltend machen. Und tatsächlich waren die Schritte<br />

Hurters ... nicht vergebens. Denn am 3. August konnte Hurter<br />

dem Geistlichen Rat Engel von Heidelberg aus mitteilen, daß<br />

die Sache in günstigem Sinne geregelt sei 8 ).<br />

Anmerkungen :<br />

1) Zur Jubelfeier des Fürst Karl-Landesspitals in Sigmaringen 1847-1897.<br />

M. Liehner-Sigmaringen.<br />

2) Die Kongregation der Barmherzigen Schwestern von Straßburg. Separatdruck<br />

aus dem „Elsäßer Kurier" vom 5. und 6. April 1918.<br />

3) La Congrégation des Soeurs de le Charité de Strasburg. 1923 S. 9 ff.<br />

4) Franz Schnabel, Deutsche Geschichte im 19. Jahrh. Kath. Kirche, 1965 S. 261.<br />

5) Wilhelm Burger, Das Erzbistum Freiburg, 1927 S. 141.<br />

8) s' Zollerländle, Hechingen Nr. 5, 1926.<br />

') Fidel Engel, geb. 1769 in Bingen, 1818-1824 Stadtpfarrer in Sigmaringen,<br />

1824-1853 Pfarrer in Venngendorf. Regierungsrat. J. Wetzel, Geschichte<br />

der Kath. Kirche in Schwaben-Hohenzollern. 1928 ünitas Bühl-Baden. S. 367.<br />

8) L. Pfleger. Hurter. 321-322. Nikolaus Maier.<br />

davon herrühren, daß alle aus dem „B r ö 11 e r" (einem rauschenden<br />

Bächlein am Fuß von „Maria Zell") getrunken haben.<br />

Dadurch, daß wir 10 Geschwister waren, bildeten wir<br />

Kinder auf der abgelegenen „Einöd e" vom Hauserhof eine<br />

Art Kleingemeinde für uns. Bei der nicht leichten Führung<br />

ihrer großen Kinderschar erwies sich unsere unvergeßliche<br />

Mutter besonders in zwei Richtungen als gute praktische<br />

Psychologin: Sie war freigebig im Austeilen<br />

von Ohrfeigen und verstand es meisterhaft, uns Kinder<br />

irgendwie zu beschäftigen.<br />

Wenn eines von uns ab und zu der Meinung war, die Ohrfeige<br />

nicht verdient zu haben, lautete die Antwort: „Dann<br />

hast Du sie gestern verdient, was mir entging und Du bekommst<br />

heute die Nachlieferung; oder „Du verdienst eine<br />

Ohrfeige morgen, was mir vielleicht auch entgeht und daher<br />

bekommst Du schon heute die Vorauszahlung." —• Aus ihrer<br />

Herzensgüte heraus besaß unsere Mutter ein großes<br />

Verständnis für unsere kindliche Naschsucht: In<br />

unserem gemeinsamen Schlafzimmer stand eine große, nicht<br />

verschlossene Büchse mit selbsterzeugtem Bienenhonig<br />

und ein Eßlöffel darin. Mit seiner Hilfe hatten wir öfter das<br />

uns von der Mutter aufgetragene Nachtgebet besonders<br />

„andächtig" gestaltet. Wohl hatte die Mutter wiederholt betont,<br />

daß wir „an den Honig gegangen waren", aber trotzdem<br />

hatte sie die Honigbüchse nie verschlossen.<br />

Eine regelmäßige Beschäftigung war für uns das<br />

Schuhewichsen für das ganze Haus am Samstagnachmittag.<br />

Zu diesem Zwecke setzten wir uns gerne auf die von<br />

der Sonne beschienene Bank vor dem „Gesindehaus". Dort<br />

forderte uns eines Tages der auf dem gegenüberliegenden<br />

Dach des Schafstalles beschäftigte „Hofmaurer" Michel<br />

auf, die kurz vorher von ihm geweißte Hauswand<br />

auch zu „wichsen", was wir sofort taten. Unsere Mutter<br />

war darüber natürlich sehr empört und ereilte uns zunächst


Jahrgang 1967 H O E E N Z O L L E R I S C B E H E I M A T 35<br />

die mehr als verdienten Ohrfeigen. Als wir uns darauf<br />

beriefen, der „Hofmaurer" Michel habe uns dazu aufgefordert,<br />

rief sie ihm auf das Dach hinauf zu, daß er eigentlich<br />

auch Ohrfeigen verdient habe. Er hatte das gar<br />

nicht bestritten, war bereit, sie in Empfang zu nehmen, erklärte<br />

aber, daß er nicht hinuterkommen werde, sondern unsere<br />

Mutter soll zu ihm hinaufkommen, womit dann der<br />

ganze Prozeß erledigt war.<br />

Eine mehr als abwechslungsreiche Unterhaltung<br />

brachten uns die verschiedenen Tiere des Hofes:<br />

Katzen, Hunde, Hühner, Enten, Gänse, Schafe, Schweine,<br />

Kühe, Ochsen und Pferde, denen nicht selten die „Stallratten"<br />

den Hafer aus der Futterkrippe wegfraßen.<br />

Unser ganz besonderer Freund war ein uns von unserem<br />

Vater geschenkter kleiner Esel, auf dem wir öfters zu dreien<br />

ritten, obwohl er gar nicht gerne mitging, wenn wir ihn dazu<br />

aus dem Stall holten. Sein Mißfallen hatte er oft dadurch<br />

ausgedrückt, daß er ganz dicht an der Stallmauer entlang<br />

ging, so daß unsere Strümpfe zerrissen. Da die Mutter die<br />

Strumpflöcher stopfen mußte, hatte sie das „E s e 1 r e i t e n"<br />

verboten und nur „strumpflos" gestattet. Auf unseren Hinweis,<br />

daß dann unter Umständen die Haut unserer Beine<br />

reißt, hatte die Mutter erwidert: „Die Hautwunden heilen von<br />

selbst wieder, aber die Strumpflöcher muß ich stopfen."<br />

Eine vom Esel sehr beliebte Tätigkeit, uns loszuwerden, bestand<br />

darin, daß er im anliegenden Obstgarten unter einem<br />

ganz schräg stehenden Baum hindurchging und uns nach<br />

rückwärts abstreifte. Aus Empörung über unsere, mit ihm<br />

getriebene Tierquälerei hatte er dann oft beim Weggehen<br />

mit dem einen Hinterhuf noch nach uns ausgeschlagen.<br />

Aus Freude, uns losgeworden zu sein, stimmte er beim<br />

Weggaloppieren ein überlautes „J-a", „J-a" an. Seine Verachtung<br />

über uns brachte er öfters zum Ausdruck durch<br />

Ausstoßen einer ganzen Serie von überlauten Blähungen.<br />

Vom Pferdestall brachte ich meiner Mutter einmal ein<br />

halbjähriges Fohlen ins Zimmer; zum Empfang bekam ich<br />

zunächst eine der üblichen Ohrfeigen und dann die Aufforderung,<br />

alsbald wieder zu gehen. Beim Abschied hatte<br />

das Fohlen im Zimmer der Mutter zum Andenken<br />

einen frisch gebackenen Pferdeapfel hinterlassen.<br />

Außer den genannten Stalltieren gab es auf dem Hof<br />

eine ganze Anzahl von Vögeln: Spatzen, die täglich in<br />

übergroßer Menge auf der „Tierstallmiste" ihr Futter holten;<br />

ferner Tauben, Schwalben, Nachteulen, Fledermäuse, Lerchen,<br />

Drosseln, Amseln, Finken, Staren, Fledermäuse, Störche vom<br />

Kirchturm des benachbarten Dorfes Weilheim.<br />

Im unmittelbar anschließenden Wald gab es Hasen,<br />

Eichhörnchen, Wiesel, Rehe, und auf den Getreidefeldern<br />

stellten sich zur Erntezeit große Scharen von Rebhühnern<br />

ein.<br />

Nur wenige Minuten von unserem Wohnhaus entfernt lag<br />

in verträumter Stille das fürstliche Schloß Lindich. Da<br />

Bs leer stand, hatten wir Kinder es oft als besonders schönen<br />

Spielplatz benutzt und es als „unser Sehl oß" bezeichnet.<br />

Nach Aussterben des Hechinger Fürstenhauses<br />

wurde das Land Hohenzollern dem Königreich<br />

„Preußen", dem sogenannten „großen Vaterland" einverleibt.<br />

Diesen Staatsakt hatte meine Mutter noch selbst erlebt.<br />

Die Geistlichen sollen die ihnen aufgetragene sonntägliche<br />

Festpredigt nach zwei Punkten ausgerichtet<br />

haben:<br />

Die Burladinger<br />

Das Kapellchen an der Ringinger Straße und dem „Hohen<br />

Steig", unweit der neuen Volksschule, stammt nicht aus dem<br />

Ende des 17. Jahrhunderts, wie W. Genzmer und A. Speidel<br />

angeben, sondern von 1863. Das Heiligenhäusle in Hagens Lagerbuch<br />

des Jahres 1544 stand am Hohen Steig ganz unten,<br />

unterhalb der jetzigen Landesbahn und wurde unter Pfarrer<br />

Benedikt Schmid im Jahre 1689 abgebrochen. Fräulein Maria<br />

Kornelia Hauser hat nun das Erbauungsjahr in ihrer „Goffine"<br />

des „Nähnes" (Großvaters), des Buchbinders Högner<br />

selig, entdeckt. Dort steht: „Ich Katharina Scheu und Georg<br />

Högner haben das Käppele Ringingen zu erbaut im Jahre<br />

1863. Xaver Högner, sein Bruder, brachte den Altar her von<br />

Saulgau. An Mariä Geburt hat man das Heiligtum unter Böllersalven<br />

eingeweiht." (Somit ist die fast unbeachtete Altarinschrift<br />

bestätigt und ergänzt!)<br />

1.) „Von wannen es kam",<br />

2.) „Daß wir es verdient haben um unserer Sünden<br />

willen."<br />

Aber die Ausrichtung der Schulkinder war zu<br />

meiner Zeit ganz preußisch: Die Namen der 12 Kurfürsten<br />

von Brandenburg hatten wir fast früher gelernt als das<br />

Vaterunser. Und schon als Kinder sangen wir voll Stolz: „Ich<br />

bin eine Preuße, will ein Preuße sein."<br />

Die überragende Gestalt von Friedrich dem Großen<br />

wurde uns eindringlich vorgeführt. Seinen Respekt vor<br />

dem „Recht des Volkes" lernten wir kennen an dem „M ü 1 -<br />

ler von Sansouc i", der angesichts der vom König geplanten<br />

Enteignung seiner Mühle sagte: „ja, wenn es das<br />

Kammergericht in Berlin nicht gäbe."<br />

Ueber die persönliche Güte von Friedrich dem Großen<br />

liefen allerlei Anekdoten um: Als ein Berliner Rekrut zur<br />

Verantwortung gezogen wurde, weil er von einem „Mutter<br />

Gottes Altar" etwas hatte mitlaufen lassen, behauptete, die<br />

Mutter Gottes habe ihm den Gegenstand geschenkt, erwiderte<br />

der König: „Diesmal soll noch Gnade vor Recht ergehen;<br />

aber wenn er sich wieder einmal von der Mutter Gottes ein<br />

Geschenk machen läßt, dann bekommt er Arrest."<br />

Die Feldherrnkunst von Friedrich dem Großen<br />

brachte unser Lesebuch zum Ausdruck mit den Worten:<br />

„Wenn der große Friedrich kommt und klopft nur auf die<br />

Hosen, dann läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und<br />

Franzosen."<br />

Als besonderer Schmuck der Stadt Hechingen galt<br />

die „Villa Eugeni a". Die leider so früh verstorbene Fürstin<br />

Eugenie wurde auf Grund ihrer tiefen Frömmigkeit und<br />

ihrer zahlreichen Wohltaten im Volk geradezu als Heilige<br />

verehrt. Nach ihrem in Freudenstadt erfolgten Tod soll beim<br />

Durchfahren ihres Sarges durch Haigerloch durch das<br />

Walten von unsichtbaren Engeln in der St. Anna Kirche<br />

ein wundervolles Orgelspiel und ein prachtvoller Chorgesang<br />

ertönt sein.<br />

Die ausgesprochene <strong>Heimat</strong>liebe der Hohenzollerischen<br />

Bevölkerung geht letzten Endes zurück auf den „Zolle r",<br />

den ich von meinem Elternhause aus den ganzen Tag vor<br />

Augen hatte. Die besondere <strong>Heimat</strong>liebe kommt zum Ausdruck<br />

im allgemein bekannten Zollernlied : „Auf Hohenzollern<br />

steilem Felsen wohnt unverzagt die Eintracht nur."<br />

Das Zollerlied verband auch die zum Militärdienst<br />

eingezogenen Söhne des Landes, wo immer auch die<br />

jeweilige Garnison liegen mochte. — Die nach Beendigung der<br />

Militärzeit auf der Heimfahrt angesichts des aus der Ferne<br />

winkenden Hohenzollern ausgelöste Freude kommt zum Ausdruck<br />

mit den Worten:<br />

Wir rufen aus: o heiliges Land,<br />

wie ist mein Herz an Dich gebannt.<br />

Auf Hohenzollerns steilem Felsen<br />

wohnt unverzagt die Eintracht nur.<br />

Aus den geschilderten kurzen Jugenderinnerungen<br />

heraus möchte ich auch hier sagen:<br />

O wonnevolle Jugendzeit,<br />

Wie bist du fern, wie bist du weit,<br />

An meiner Jugend Tage mit ihrem stillen Glück<br />

denk ich so gern und oft zurück.<br />

Marienkapelle<br />

Aus weiteren Eintragungen geht hervor, daß Georg Högner<br />

schon am 2. Dezember 1865 an „Kopfweh" verstarb und zwar<br />

abends beim Gebetsläuten. Sein Bruder Xaver folgte ihm am<br />

10. Mai (wenn ich recht lese) 1876. Die Witwe Katharina Scheu<br />

fügte hinzu: „O möchten wir einst den Lohn im Himmel finden<br />

für den Kapellenbau!"<br />

Die Eigentümerin des Buches besitzt auch eine kleine, farbig<br />

gefaßte barocke Pieta, die zuerst den Altar geschmückt<br />

habe, bevor sie von der jetzigen Madonna abgelöst wurde. Das<br />

Altärchen setzte W. Genzmer ins ausgehende 17. Jahrhundert,<br />

der frühere Konservator, Professor W. F. Laur, hat gemeint,<br />

diese Madonna sei noch gotisch. Sie wurde jedoch laut Notiz<br />

im Pfarrarchiv erst 1891 neu aus München bezogen. Krs.


36 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

Feld- und Missionskreuze in Rangendingen - L. Heck<br />

Unsere bäuerliche Bevölkerung hat sich seit jeher in gläubigem<br />

Vertrauen dem Willen Gottes untergeordnet und sich<br />

in seinem Schutz und Segen, in Glück und Unglück, geborgen<br />

gefühlt. Diese tiefe, in alle menschlichen Bereiche wirkende<br />

Gläubigkeit gaben ihr festenHalt u. innere Sicherheit, alleNöte<br />

ui. Drangsale menschlichen Schicksals zu überwinden. Die zahlreichen<br />

Feldkreuze, die auf unserer Markung an markanten<br />

Punkten hervortretend, inmitten von Ziersträuchern, Bäumen<br />

oder Baumgruppen in die Landschaft einpaßt stehen, zeugen<br />

vom frommen Sinn vorausgegangener Geschlechter. Zu den<br />

nächstgelegenen in den drei „Zeigen" zog man noch vor<br />

Jahren in feierlicher Prozession an den Bittagen, um durch<br />

inständiges Gebet Gottes Segen über Flur und Feld, über<br />

das Dorf und seine Bewohner herabzuflehen, was leider<br />

heute durch den ständig wachsenden Verkehr nur noch beschränkt<br />

möglich ist.<br />

Am weitesten vom Dorf gelegen steht das Lindachkreuz<br />

in einer weit sichtbaren Baumgruppe am Lindach-<br />

Raiteweg. Es wurde von Johannes Wild, Altvogt und<br />

dessen Ehefrau Anna Maria geb. Schwenk, im Jahre 1881<br />

gestiftet. Inschrift: „Im Kreuz allein ist Heil. Trägst du es<br />

ungern, SO' beschwerst du dich noch mehr und gleichwohl<br />

mußt du es doch tragen. Trägst du dein Kreuz gern, so: wird<br />

es auch dich tragen und zum Ziele führen, wo alle Leiden<br />

aufhören." Der Christuskörper ist sehr schadhaft und erneuerungsbedürftig.<br />

Im Schatten dieser Baumgruppe und in der<br />

Obhut dieses Kreuzes suchten früher Schnitter- und Schnitterinnen<br />

über die Mittagszeit wohlverdiente Rast und warteten<br />

oft mit sehnsüchtigen Blicken auf ihre Essenträger. Für<br />

uns Kinder war es immer ein besonderes Erlebnis, wenn<br />

wir dort mit den Erwachsenen Mittag machen durften. Aber<br />

auch bei plötzlich auftretenden Gewittern und bei einsetzendem<br />

Regen suchten mit Feldarbeit beschäftigte Bauern dort<br />

Schutz, den sie in zweifächer Hinsicht beim Lindachkreuz zu<br />

finden glaubten.<br />

An der Straße nach Haigerloch (Weggabel Harterweg-<br />

Lindachweg) steht das sogenannte „Goldene Kreuz"<br />

zwischen Lindenbäumen. Dieses wurde von Johannes<br />

Wannenmacher, Hafner und seiner Ehefrau J u d i t h a<br />

geb. Strobel, im Jahre 1870 gestiftet. Die Stifter sind Großeltern<br />

von Schulrat a. D. Wannenmacher und seiner Geschwister.<br />

Es mahnt uns: „Rette deine Seele!" Weitere Inschriften:<br />

„Es sei ferne von mir, daß ich mich rühme, außer im Kreuz<br />

Jesu Christi. Wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne<br />

er sich selbst, nehme sein Kreuz täglich auf sich und folge<br />

mir nach!" Im Jahre 1936 wurde dieses ehrwürdige Steinkreuz<br />

wie das im Hitzenried in der Nacht vom 8. zum 9.<br />

Mai von unbekannten Tätern umgeworfen und beschädigt.<br />

Zur Erinnerung an diese Schändung und an die Wiedererrichtung<br />

trägt es die Inschrift: „Aus Liebe wieder errichtet<br />

am 14. 7. 1936."<br />

Am Dorfausgang Haigerlocherstraße-Auweg steht ,,s' H ä fners<br />

Kreu z". Dieses Steinkreuz ist von einer Franziska<br />

Wiest im Jahre 1888 gestiftet worden. Die Stifterin<br />

ist nach Amerika ausgewandert. Inschrift :„Es ist vollbracht!<br />

Christue siegt, Christus regiert, Christus herrscht." Der Christuskörper<br />

ist ebenfalls schadhaft.<br />

Auf der Höhe Hochgesträß-Hirrlingen steht über der Landschaft<br />

erhaben ,,s' Pfeffers Kreu z", auch ,,s' H a u h<br />

Kreuz" genannt. Es ist ein Holzkreuz, welches von Pfarrer<br />

Bernhard Pfeffer, geb. 1816 in Rottweil, Pfarrherr<br />

hier in Rangendingen von 1857—1867, gestiftet wurde. Kurz<br />

nach seinem Wegzug nach Sibratsweiler wurde es von seinem<br />

Nachfolger, Pfarrer Eugen Brucker im Oktober 1867 feierlich<br />

benediziert. Im Jahre 1940 wurde das morsche Holzkreuz mit<br />

dem halbzerfallenen Christuskörper erneuert. Das jetzige<br />

Holzkeuz wurde von Wagner Xaver Strobel (im 2. Weltkrieg<br />

gefallen) gefertigt und der Christus von Bildhauer Josef<br />

Wannenmacher gearbeitet.<br />

Am alten Mühlweg ob der Mühle steht ein gut gepflegtes<br />

Steinkreuz zwischen Rotdorn und Akazien. Vom Weg aus führen<br />

einige Steintreppen zu ihm hinauf. Es ist ein Stiftungsdenkmal<br />

der Mühlenbesitzer Singele-Blickle. Am 7. Juli,<br />

dem 4. Sonntag nach Pfingsten, wurde es von Pfr. Bernhard<br />

Pfeffer im Jahre 1867 feierlich eingeweiht. Fast alle Pfarrangehörigen<br />

beteiligten sich in feierlicher Prozession an den<br />

Einweihungsfeierlichkeiten. Es trägt die Inschrift: „Denkmal<br />

für die Familien Singele-Blickle und deren Verstorbene.<br />

Betet für sie!" Seitlich ist der Spruch zu lesen: „Es gibt kein<br />

Heil, keine Hoffnung für das ewige Leben, außer dem<br />

Kreuz."<br />

Das Steinkreuz an der Talstraße zwischen Akazien stammt<br />

aus dem Jahre 1936 und wurde von Pfarrer Sickler eingesegnet.<br />

Es wurde von den ledigen Schwestern Franziska<br />

und Frieda Wiest, den Basen von Studiendirektor Wiest,<br />

Hechingen, gleichsam als Sühne für die bereits erwähnten<br />

Kreuzschändungen, gestiftet. Inschrift: „Sei heiliges Kreuz<br />

gegrüßt 1936". Das Material stammt aus dem Steinbruch im<br />

Weilenberg. Daraus wurde das Kreuz von Bildhauer Josef<br />

Wannenmacher gearbeitet.<br />

Auf der Höhe des Dorfes, am Wolfental-Kreidenrainweg,<br />

steht ebenfalls ein Steinkreuz zwischen Fliederbüschen und<br />

Akazien. Dieses ist eine Stiftung von den ledigen Schwestern<br />

Katharina und Magdalena Schäfer (Basen von<br />

Bürgermeister Schäfer). Es wurde kurz vor dem ersten Weltkrieg<br />

errichtet und trägt die Inschrift: „Im Zeichen des<br />

Kreuzes wirst du siegen. Durch das Zeichen des Kreuzes<br />

bewahre uns vor unseren Feinden." An dieser Stelle stand<br />

zuvor ein Holzkreuz und es muß seit sehr langer Zeit dort<br />

ein Kreuz gestanden haben. Dies geht aus einer Sage hervor:<br />

„AmRande der breitgelagerten Ortschaft Rangendingen führt<br />

ein Weg ins sogenannte Wolfental. Seit uralten Zeiten steht<br />

dort, wo ein Weg zu den Gipsbrüchen abzweigt, ein Kreuz.<br />

Von dieser Anhöhe aus hat man eine gute Sicht über die<br />

ganze Ortschaft. Dorthin begab sich einst der Nachtwächter,<br />

wenn er die Stunden ausgerufen hatte und ruhte unter dem<br />

Baum beim Kreuz aus. Von hier aus konnte er die ganze<br />

Ortschaft leicht überblicken und eine etwaige Feuersbrunst<br />

frühzeitig beobachten..."<br />

Das erste Steinkreuz an der Hechingerstraße vor dem von<br />

Gipsermeister Schenk in den 20er Jahren erbauten Wohnhaus<br />

wurde von Elias Schmid und dessen Ehefrau<br />

Pauline gestiftet und am Sonntag, den 8. Juli 1894 von<br />

Ortspfarrer Josef Pfister feierlich eingeweiht. Inschrift: „Im<br />

Kreuz allein ist das Heil der Seele. O ihr alle, die ihr an mir<br />

vorübergeht, sehet ob ein Schmerz dem meinen gleicht." Die<br />

Aufstellung dieses Kreuzes machte den Stiftern einige<br />

Schwierigkeiten, denn Schmid wollte es auf den erweiterten<br />

Gottesacker stellen lassen, wozu er aber seitens der Gemeinde<br />

keine Zustimmung fand, obwohl es der Ortspfarrer<br />

wünschte und erlaubte. Vom ehemaligen „Königlichen Landesbauamt"<br />

wurde ihm dann auf ein Bittgesuch der Platz,<br />

auf dem es ursprünglich stand, genehmigt. Es stand am Dorfeingang<br />

zwischen 2 stattlichen Linden. Diese standen unter<br />

Naturschutz, zum Teil brüchig geworden, wurden sie durch<br />

einen Gewittersturm stark beschädigt und daraufhin gefällt.<br />

Durch die einsetzende Bautätigkeit in diesem Ortsteil waren<br />

sie und das Kreuz an ihrem Standort sowieso hinderlich<br />

geworden, weshalb das Kreuz auf den jetzigen Platz versetzt<br />

wurde.<br />

An dem 2. Kreuz an der Hechingerstraße beim Fabrikgebäude<br />

der Fa. Mayer steht die Inschrift: „Es führt kein<br />

anderer Weg zum Leben und zum Frieden als der Weg des<br />

hl. Kreuzes. Im Kreuz ist Heil." Der obere Teil dieses Steinkreuzes<br />

iist im Jahre 1935 erneuert worden. Vom Missionskreuz<br />

auf dem Friedhof wurde das eigentliche Kreuz vom<br />

Sockel abgenommen und auf den Unterbau des 2. Kreuzes<br />

aufgesetzt. Es wurde gestiftet von den selig verstorbenen<br />

Martin Dieringer, Küfer und Ehefrau Walburga<br />

von hier, wohnhaft in Hechingen im Jahre 1882.<br />

Das 3. Steinkreuz an der Hechingerstraße wurde ebenfalls<br />

von den ledigen Schwestern Katharina und Magdalena<br />

Schäfer gestiftet. Es trägt die Inschrift: „Errichtet<br />

im Jubiläumsjahr des Sieges des Kreuzes Christi 1913." Damals<br />

feierte die Kirche die 1600 Jahrfeier über den Sieg des<br />

Kreuzes durch Kaiser Konstantin. Auf ihm sind noch weitere<br />

Inschriften zu lesen: „Christus herrscht, Christus siegt, Chritus<br />

regiert, Christus möge mein Volk von allem Uebel bewahren!"<br />

Die Schändung desselben ist der Nachwelt in folgendem<br />

Schrifttext überliefert: „Vom Haß zerstört am 8./9.<br />

Mai 1936, von der Liebe wieder errichtet am 10. 7. 1936.<br />

Sehet das Kreuz des Herrn, fliehet ihr feindlichen Mächte!<br />

Es siegt der König aus dem Stamme Juda."<br />

Das große Steinkreuz in der Mitte des Friedhofs an der<br />

Mauer und das an der Außenwand der Kirche in der Nähe<br />

des Haupteingangs angebrachte Holzkreuz erinnern an zwei<br />

Volksmissionen und sollen in diesem Zusammenhang nicht<br />

unerwähnt bleiben.<br />

Zur Erneuerung des religiösen Lebens wurde hier vom<br />

8.—16. September 1859 eine überaus starke besuchte Volksmission<br />

durch Jesuitenprediger abgehalten. Nach Aufzeich-


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 37<br />

nungen in der Pfarrchronik — in Hohenz. <strong>Heimat</strong> 1958 veröffentlicht<br />

— mögen sich im Anfang 5 000, beim Schluß sogar<br />

6 000 Personen daran beteiligt haben, darunter waren zahlreiche<br />

Teilnehmer aus dem benachbarten Württemberg und<br />

aus dem Bezirk Haigerloch. Die Predigten mußten meistens<br />

im Freien abgehalten werden, wofür an der Klosterkirche<br />

eine Kanzel angebracht worden war. Insgesamt 28 Geistliche<br />

aus der näheren und weiteren Umgebung wohnten der Mission<br />

bei und leisteten Aushilfe im Gottesdienst und im<br />

Beichtstuhl, darunter waren auch Dr. Franz Xaver Dieringer,<br />

Professor in Bonn von hier und Professor Hafner aus Rottenburg<br />

in Mainz.<br />

Aus Anlaß dieser großen Mission wurde die Klosterkirche<br />

aus bescheiden milden Beiträgen und diurch Meßstipendien<br />

restauriert. Das Lesen von hl. Messen hatten die Geistlichen<br />

entweder gratis oder um weniges Geld übernommen. Die<br />

Gemeinde ließ zur Erinnerung an die Mission ein Kreuz<br />

errichten. Im Jahre 1894 wurde der Friedhof erweitert und<br />

das Missionskreuz an die Mauer versetzt, wo es heute am<br />

Grabe von Kammerer Oskar Witz als Denkmal steht. Im<br />

Missionsjahr 1935 wurde der Sockel des Kreuzes durch Bildhauermeister<br />

Vees, sen. in Haigerloch durch zwei Steinfiguren<br />

(Johannes und Maria) erweitert. Um das maßgerechte<br />

Verhältnis zwischen Unterbau und Kreuz wieder her-<br />

Zollerisches aus Zwiefalter Urkunden<br />

Die Urkunden des ehemaligen Benediktinerklosters Zwiefalten,<br />

die im Hauptstaatsarchiv Stuttgart liegen, sind nur bis<br />

zum Jahre 1300 im Wirtenbergischen Urkundenbuch veröffentlicht.<br />

Anläßlich eines Besuches war es mir möglich, weitere<br />

Daten und Namen, die sich auf Hohenzollern beziehen,<br />

auszuziehen. Aus Zwiefalter Chronik en berichtete die Hohenzollerische<br />

<strong>Heimat</strong> schon 1961, 14 und 28.<br />

1.) 1309 Juni 19: Heinrich Wildmann von Genkingen vermacht<br />

dem Kloster Zwiefalten zwei Wiesen zu Genkingen zu<br />

einem Seelgerät für seine Eltern. Sein beschädigtes Siegel.<br />

(Urkunde 567.) (Die Wildmänner saßen sonst auf der Weilersburg<br />

bei Hausen i. Kill.)<br />

2.) 1311 Nov. 22: Abt Diethelm und Konvent von Reichenau<br />

vertauschen die Burg Sigeberg mit Zubehör, die sie vom<br />

Grafen Wolfrad von Veringen und dessen Bruder Heinrich,<br />

dem Kirchrektor zu Veringen, erhalten und mit der sie der<br />

erstere belehnt hatte, auf Bitten der Brüder gegen das Herrschaftsrecht<br />

zu Gammertingen und den Kirchensatz daselbst.<br />

(U 1117.)<br />

3.) 1311 Nov. 25: Die beiden genannten Brüder, Söhne des<br />

Grafen Heinrich von Veringen, verkaufen an Abt Eberhard<br />

und den Konvent zu Zwiefalten die Burg Sigeberg mit Zubehör<br />

zu Upflamör, Ebenhausen, Meschlinshülwe und die seit<br />

alters zur Burg gehörigen Leute um 540 Pfund Heller, nachdem<br />

sie die Burg wieder vom Kloster Reichenau gelöst und<br />

diesem dafür Stadt, Dorf und Kirchensatz von Gammertingen<br />

zu Mannlehen aufgetragen haben. Sie beurkunden, daß ihre<br />

Schwester Katharina auf ihre Rechte an der Burg verzichtet<br />

habe. Zeugen: Herr Kuon von Stoffeln, Herr Hermann von<br />

Hornstein als Kii^hherr zu Blochingen, Herr Hans von Hornstein<br />

zu Wilflingen, Herr Peter von Hornstein, Herr Hans von<br />

Hornstein zu Zusdorf, Berthold von dem Stein, Konrad von<br />

Hornstein, Goßwin von Hertenstein, Berthold von Hornstein.<br />

Otto von Renolzweiler und Konrad der Vetter. Gegeben zu<br />

Hätingen" auf der Burg (U 1118).<br />

4.) 1315 März 31: Hans von Holnstein ist Zeuge für Kloster<br />

Zwiefalten neben Herrn Burkart von Mälchingen betr. Aichstetten<br />

(U 223.)<br />

5.) 1318 Okt. 18: Für den Herzog von Teck sind folgende<br />

Schwelher Zeuge: Die Ritter Friedrich, Berthold und Heinrich,<br />

sowie der Edelknecht Ulrich Schwelher, ferner die Ritter<br />

Rudolf u. Johann die Kiver (Orig. i. Stadtarchiv Göppingen).<br />

6.) 1319 Nov. 9.: Graf Friedrich von Zollern, Herr zu Mühlheim<br />

a. D. sitzt an des Reiches Straße daselbst mit 7 Rittern<br />

zu Gericht: Konrad v. Blumberg, Hans v. Schilteck, Friedrich<br />

der Vogt von Hattingen (Hettingen), Swänger von Liechtenstein,<br />

Albrecht von Heudorf, Heinrich von Werbenwaag, Albert<br />

sein Bruder. Der Graf urteilt, daß Rudolf von Eglingen<br />

und dessen Frau Juta sowie ihre Söhne Albrecht, Rudolf und<br />

Alber gegen das Kloster Salem auf alle Rechte am Gut zu<br />

Bedungen (bei Riedlingen) um 30 Pfund Hlr. verzichtet haben.<br />

Siegler: Graf Friedrich, Rud. v. Eglingen, Albr. v. Werenwag,<br />

Swänger v. Liechtenstein (U 272). Siegel des letzteren<br />

ist erhalten.<br />

7.) 1329 April 16: Zeugen für Konrad Schätzli zu Zwiefaltendorf,<br />

der sein Haus mit Garten mit Zustimmung seines<br />

Von Joh. Adam Kraus<br />

zustellen, mußte dem Denkmal ein neues Kreuz aufgesetzt<br />

werden und mit dem abgenommenen wurde, wie bereits<br />

erwähnt, das 2. Kreuz an der Hedmngerstraße erneuert.<br />

Zur Erinnerung an die Volksmission im Jahre 1935 ließ<br />

Pfarrer Sickler durch Schreiner Adolf Dieringer ein Eichen-<br />

Kreuz anfertigen und an die Außenwand der Kirche nahe<br />

beim Haupteingang anbringen. Es trägt die Inschrift: „Mission<br />

1935" und der Christuskörper stammt aus einer Kunstwerkstätte.<br />

Ueber dem Kreuz ist ein Schutzdach angebracht.<br />

Diese kulturgeschichtlichen Denkmäler sind lebendige Zeugnisse<br />

einer vom christlichen Sinne durchdrungenen Lebensauffassung.<br />

Diese Kreuze in Erinnerung zu bringen, sind wir<br />

ihren frommen Stiftern und dem mit den Stiftungen verbundenen<br />

heilsamen Zweck, aus dankbarem Herzen schuldig.<br />

Uns und kommenden Geschlechtern ist es als Vermächtnis<br />

aufgetragen, unsere Feld- und Missionskreuze weiterhin in<br />

Ehren zu halten, sie zu erhalten, zu schützen und ZJU pflegen.<br />

Weitere Feldkreuze — inzwischen abgegangen — standen<br />

im Deichenloch links an der Straße nach Hirrlingen (auf<br />

Strobels Wiese) Martin Strobel t (Holzkreuz), ein anderes<br />

Holzkreuz beim Kapelle unter der Linde dem Dorf ziu (Holzkreuz<br />

und ein drittes Holzkreuz am Fußweg zur Mühle<br />

(Haubrunna). Die Stifter waren bis jetzt nicht zu ermitteln.<br />

Herrn, des Ritters Konrad von Bach, ans Kloster Zwiefalten<br />

verkauft, sind: Ritter Burkart von Stein, Konrad der Schenk<br />

(von?), Herr Hermann von Hornstein als Kirchherr zu Seekirch,<br />

Werner von Hertenstein, Heinrich Bosse, Gözwin Bosse<br />

und Konrad der lange Vogt (U 1233). Die Urkunde fehlt im<br />

Hornsteinbuch.<br />

8.) 1329 Juli 4: Gr. Heinrich von Veringen reversiert sich<br />

gegen Kloster Zwiefalten wegen des ihm für 6 Jahre verliehenen<br />

Hofes zu Baldenstein, darüber er Vogt und Herr ist,<br />

bei Wimsen zu suchen. Ist also nicht bei Inneringen abgegangen.<br />

9.) 1331 April 23: Dietrich von Liechtenstein bekennt, daß<br />

nach seinem Tod die Vogtei über Mühle zu Wickental (am<br />

Ortsrand von Mägerkingen!) ans Kloster Zwiefalten zurückfallen<br />

soll. Zeugen: die Ritter Swaninger und Eberhard von<br />

Liechtenstein. Siegel des Ausstellers fehlt (U 1260).<br />

10.) 1341 besteht noch das Frauenkloster Zwiefalten neben<br />

dem Männerkloster (U 1040). Somit könnte es erst später mit<br />

Mariaberg vereinigt worden sein!<br />

11.) 1346 Okt. 16: Ulrich der Truchsess (von Urach), gesessen<br />

zu Stoffeln, überläßt dem Kloster Zwiefalten seine<br />

Hube zu Upfingen, und bittet um Vergebung, wenn er sie anders<br />

genossen haben sollte. Er siegelt mit seinem Bruder<br />

Sibold „dictus Drochsätz" (U 1264).<br />

12.) 1350 Juli 26: Der edle Götz von Burladingen reversiert<br />

dem Abt Johann von Zwiefalten betr. 2 Pfund 5 Schilling aus<br />

einer Wiese zu Bechlingen an der Donau (U 276).<br />

13.) 1351 Okt. 15: Das Kloster Mariaberg („Zu dem Berg")<br />

vertauscht Adelheid, Gerolds Tochter von Hattenhausen, die<br />

seine freie Zinserin war auf St. Michels Altar zu Gammertingen,<br />

an U. Lb. Frauen Fronaltar zu Zwiefalten gegen App<br />

Kouflaip (U 1265).<br />

14.) 1352 Februar 24: Die Trochtelflnger Bürgerin Bet die<br />

Volkin, des Kaiben Witwe, und ihr Sohn Walter Kaib, überlassen<br />

ihre Ansprüche zu Hendenheim und Pfronstetten im<br />

Pfraunstetter Bann um 6 Pfund Heller an den Ritter Walter<br />

von Ehrenfels. Zeugen: Graf Eberhard von Werdenberg,<br />

Diemo von Steinhilben, Götz der Geburg als Schultheiß von<br />

Trochtelflngen und sein Sohn Arnleder Lötsch. Beschädigtes<br />

Siegel der Stadt Trochtelflngen (U 930).<br />

15.) 1352 Februar 25: Götz von Burladingen ist Zeuge für<br />

die Brüder Eglof und Walter von Emerkingen und Ulrich von<br />

Emerkingen, Ulrichs sei. Sohn, betr. Güter zu Bedungen a. D.,<br />

Daugendorf, Mergsingen und Zell.<br />

16.) 1355 März 12: Götz von Burladingen der ältere und sein<br />

Sohn Götz (Gottfried) verzichten gegenüber Kloster Zwiefalten<br />

auf alle Ansprüche an eine Wiese in Bedungen a. D., wogegen<br />

das Kloster ihrer Tochter und Schwester Agatha eine<br />

Pfründe im Frauenkloster (Maria-)Berg und eine jährliche<br />

Gilt von 5 Pfund Heller verliehen habe (U 277).<br />

17) 1359 Juli 11: Gr. Heinrich von Veringen eignet dem Kl.<br />

Salem sein Drittel am Dorfzehnten zu Bechingen a. D., das<br />

Götz der ältere von Burladingen und Götz sein Sohn von ihm<br />

zu Lehen hatten (U 279).<br />

18.) 1359 Juni 21: Götz von Burladingen der ältere verkauft<br />

Vs des Zehnten zu Bechingen um 133 Pfund Heller ans Kl.


38 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

Salem, das schon die übrigen 2 /a besitzt. Siegler: Götz der ältere<br />

und Götz der jüngere und der Tochtermann Konrad<br />

Grämlich, Ammann zu Pf Ullendorf (U 280).<br />

19.) 1361 August 14: Meister Dietrich, Kirchherr zu Genkingen,<br />

Bruder des Lutz Braumber von Hechingen, hat in Genkingen<br />

einen Jahrtag gestiftet, der von den Priestern von<br />

Genkingen, Willmandingen, Mälchingen, Salmendingen, Gönningen<br />

und Brunweiler zu Genkingen zu halten ist. Die Heiligenpfleger<br />

verkaufen 1 Pfund Heller jährlich Zins aus Gütern<br />

daselbst an diesen Lutz Brumber von Hechingen um 19'/2<br />

Pfund Heller. Siegler: Anselm und Werner von Genkingen,<br />

Vögte und Herren daselbst (U 569).<br />

20.) 1367 Januar 10: Manz der Plank von Trochtelfingen<br />

bekennt, daß er mit dem Kl. Zwiefalten wegen des Planken<br />

Gut zu Gauingen sich vertragen habe. Siegel der Stadt<br />

Trochtelfingen fehlt (U 543).<br />

21.) 1373 August 9: Götz von Burladingen siegelt dem Ritter<br />

Walter von Emerkingen betr. Mühle zu Styrelheim bei Zell<br />

und dem Kl. Zwiefalten betr. Güter zu Munderkingen (U 835).<br />

22.) 1379 Juli 21: Elisabeth die Spetin, Heinrich Spets Tochter,<br />

Witwe des Ritters Hertnit von Bartenstein zu Wilsingen<br />

sitzend, vermacht den Kindern ihrer Tochter Ursel, die sich<br />

gegen ihren Willen mit Heinz dem Melchinger, genannt von<br />

Hustenegg (bei Gammertingen) verehelichte, vier Höfe zu<br />

Wilsingen, die sie vom Vater ererbte, ferner ihre Güter zu<br />

Döttingen und Dapfen, Lehen des Hz. Friedrich von Teck,<br />

dazu 1 Schwein oder 2V2 Pfund Heller, die je im dritten Jahr<br />

aus der Mühle ob Seeburg gehen; weiter ihren Zehnten zu<br />

Völlkofen, der ihr halb gehört und Lehen ist von der Herrschaft<br />

Nellenburg, und auf die sie mit Heimsteuer, Morgengabe<br />

und Widerlegung verwiesen ist, aber alles andere vom<br />

Vater erbte. Siegler: Die Ausstellerin, Graf Fritz von Zollern -<br />

Schalksburg, Gerloch von Steinhilben, Heinrich Späth von<br />

Ehestetten (U 1137; OA. Münsingen 780).<br />

23.) 1382 Nov. 6: Graf Eberhard von Werdenberg zu Trochtelfingen<br />

und Sein Sohn Heinrich (U 666).<br />

24) 1385 März 20: Götz von Burladingen siegelt für Hans<br />

von Ehrenfels betr. Gut zu Pfraunstetten und andere zu Hendenheim<br />

(bei Wilsingen), die die Kaibin von seinen Voreltern<br />

und Heinz Rümelin von Trochtelfingen von ihm zu Lehen<br />

hatten. Letzterer erhält 10 Pfund Hlr. Siegel schlecht erhalten<br />

(U 932).<br />

25.) 1385 Januar 5: Ein Hof Laubenhülwen wird bei Steinhilben-Wilsingen<br />

erwähnt (U 1138).<br />

26.) 1391 Februar 1: Heinz Wingart zu Huldstetten verkauft<br />

Markart Gulin zu Trochtelfingen 1 Pfund Heller Zins aus<br />

seinem halben Hof um 14 Pfund Heller. Siegel der Stadt<br />

Trochtelfingen fehlt (U 612).<br />

27.) 1391 August 3: Die Witwe des Truchsessen Kuno (von<br />

Urach-Neuhausen) mit ihren Kindern hat Besitz zu Neuhausen<br />

und Streit mit Zwiefalten, ebenso 1399 (Kopialbuch B:<br />

A 62 und 62 b).<br />

28) 1395 der Vogt Hans Hülwer zu Urach siegelt (U 779).<br />

Die Hülwer hängen mit Steinhilben zusammen.<br />

29.) 1399 Januar 21: Der Trochtelfinger Bürger Albrecht<br />

Volk kauft ein Gut zu Pfronstetten (U 934).<br />

30.) 1400 Januar 24: Der Priester Heinrich Burger von<br />

Urach, Konventbruder zu Zwiefalten, verkauft an Konz Bitterlin<br />

und dessen Frau Mächtild 10 Schilling Zins aus Gütern<br />

zu Stetten unter Holnstein um 5V2 Pfund Heller, worauf die<br />

Käufer den Zins dem Kl. Zwiefalten zu zwei Jahrzeiten<br />

stiften (Kopialbuch B: A 79).<br />

31.) 1400 Juli 2: Heinz Blankenstein, genannt Jäger zu<br />

Steinhilben, und dessen Frau Elsa verkaufen ihre Güter zu<br />

Pfraunstetten und Hendenheim bei Wilsingen, die vormals<br />

Heinz Rümelin gehörten, um 32 Pfund Heller ans Kl. Zwiefalten.<br />

Siegler: Gr. Eberhard von Werdenberg und der Edelknecht<br />

Cun von Burladingen (U 935).<br />

32.) 1401 Januar 15: Bruder Wolf Schenk von Andegg, Komtur<br />

des Hauses zu Rohrdorf, und der Konvent daselbst verpflichten<br />

sich gegen das Kloster Zwiefalten, daß die Stiftung<br />

einer Messe in die Kapelle Rommelsbach, die zu ihrer Kirche<br />

in Oferdingen gehört, durch die armen Leute des Klosters<br />

diesem unschädlich sein soll. Siegel des Schenken hängt an<br />

(U 1034).<br />

33.) 1402 Febr. 25: Truchsess Heinrich zu Neuhausen streitet<br />

um Vogtei und Fischwasser (U 849). Im Jahre 1415 am 18.<br />

Januar wird er von König Sigismund damit belehnt.<br />

36.) 1407 Mai 4: Konz Dilier verkauft an die Kirche ULb.<br />

Frau, St. Michael und alle Heiligen zu Genkingen 1 Pfund<br />

Heller Zins aus Gütern zu Undingen um 14 rheinische Gulden.<br />

Siegler: Heinrich von Hertenstein, Marquard von Meldungen,<br />

und Hans von Meldungen Reinhards sei. Sohn (U<br />

571). Das erste Siegel ist erhalten.<br />

37.) 1411 Juli 20: Elsbeth von Ehrenfels, Konzen von Hornstein<br />

von Ensenheim Witwe, stiftet wie zuvor mit ihrem<br />

Mann dem Kl. Zwiefalten 3 Pfund ewigen Zins aus der Feste<br />

Aesenheim zu einem Seelgerät. Siegler: Die Ausstellerin,<br />

Ritter Georg Truchsess (von Ringingen), Heinrich von Fridingen<br />

und Hans von Stein, genannt Schnellinger (U 525). Der<br />

letztere besaß bis 1429 Straßberg!<br />

38.) 1413 Februar 24: Engel von Meldungen, Frau des Hans<br />

Hut von Hönau, streitet mit Hiltrud Schreiber von Trochtelfingen<br />

betr. zwei Höfe zu Wilsingen. Ritter Konrad vom<br />

Stain zu Monsberg entscheidet zu Gunsten der ersteren in<br />

Hayingen (U 1139). Monsberg und Munsperg ist abgegangene<br />

Burg bei Erbstetten/Münsingen.<br />

39.) 1417 Mai 15: Heinrich von Hertenstein und seine Frau<br />

Adele von Baustetten verkaufen ihren Teil des Laienzehnten<br />

zu Undingen, Muttererbe der letzteren, um II2V2 Pfd. Heller<br />

ans Kl. Zwiefalten und setzen als Bürgen: die edlen Hans von<br />

Hornstein, Hans von Liechtenstein, Kaspar von Killer und<br />

den ehrbaren Albrecht Urach, Richter zu Reutlingen (U 1098).<br />

40.) 1417 Nov. 5: Jörg Trucihsess von Ringingen siegelt, als<br />

Heinzmann von Stein dem Kl. Zwiefalten eine Leibeigene zu<br />

Zell und zwei zu Daugendorf verkauft (U 334).<br />

41.) 1420 Mai 6: Kunz Estetter schenkt der Kirche ULb.<br />

Frau und hl. Kreuz zu Oberstetten seinen Heuzehnten im<br />

Holz zu Eberhardsweiler zu einem Seelgerät. Siegler: Junker<br />

Georg Kaib und Pfaff Heinrich Wagner, Kirchherr zu Oberstetten<br />

(U 884).<br />

42.) 1420 Januar 9: Hans Schwelher der ältere ist Schiedsmann<br />

zwischen Kl. Zwiefalten und Heinz Schür zu Reutlingen;<br />

mit Siegel (U 233).<br />

43.) 1420 Sept. 26: Heinrich Hut, Kirchherr zu Kettenacker<br />

(U 556) und Berchtold Almann, Kirchherr zu Hätingen (Hettingen)<br />

(U 557).<br />

44.) 1421 März 12: Heinrich Pfäler zu Dettingen und seine<br />

Gattin Engel Mälchingerin verkaufen 3 Höfe zu Wilsingen ans<br />

Kl. Zwiefalten um 242 Pfund Heller (U 1141). (Zu Engel vgl.<br />

Nr. 38!)<br />

45.) 1421 Mai 26: Fritz von Sachsenheim, genannt Schwarzfritz.<br />

und seine Frau Anna von Lichtenstein verkaufen an<br />

Hans Schwelher ihr von Annas Vater stamendes Haus zu<br />

Reutlingen bei der Kirche U. Lb. Frau um 120 rh. fl. Ihr<br />

Bruder Werner von Lichtenstein ist Bürge (U 988).<br />

46.) 1421 Nov. 10: Heinz Ruff von Trochtelfingen und Consorten<br />

verkaufen an Benz Schneider von Pfraunstetten ein<br />

Gütle dahier um 10 Pfund Hlr. Siegler: Auberlin Mayger<br />

alter Schultheiß, und Benz Uelin, Schultheiß zu Trochtelfingen<br />

(S. fehlen) (U 939).<br />

47.) 1422 März 13: Abt Georg von Zwiefalten vergleicht<br />

sich mit Heinrich Pfäler und dessen Frau Engel Mälchingerin<br />

betr. Güter zu Wilsingen (U 1142).<br />

48.) 1423 Febr. 24: Priorin Agnes Gaser und Konvent zu<br />

Offenhausen (Lauter) verkaufen mit Benz Uelin, Schultheiß,<br />

und Auberlin Volk d. ält. und Kunz Volk d. jungen, Bürger<br />

zu Trochtelfingen, ihren Hof zu Tigerfeld an Eberlin Blank<br />

um 44 rheinische Gulden. Siegler: Kl. Offenhausen und Stadt<br />

Trochtelfingen (S. fehlt!) (U 1068).<br />

49.) 1424 Sept. 22: Truchseß Ulrich von Ringingen siegelt<br />

einen Vergleich zwischen Kl. Zwiefalten und Wolf von Stein<br />

zu Rechtenstein (U 499).<br />

50.) 1427 Febr. 4: Kl. Zwiefalten und Ritter Wolf v. Stein zu<br />

Rechtenstein werden weiterhin durch die Ritter Hans von<br />

Stadion und Wolf von Stein von Klingenstein, Dieter von<br />

Stein, Hans Truchseß, Vogt zu Urach betr. Vogtrechte zu<br />

Emeringen verglichen (U 500). (Hans war Tr. v. Bichishausen.)<br />

51.) 1428 Aug. 9: Anna Tüfelin von Reutlingen, Klosterfrau<br />

zu Stetten unter Zollern, erhält 5 Pfund Leibgeding aus Gütern<br />

zu Neuhausen. Sie ist Base der Klosterfrau Anna Tüfelin<br />

zu Eßlingen. Annas Bruder ist Hans, Hänslins sei. Sohn,<br />

Bürger zu Reutlingen. Ihr Aehne war Gerung Tüfelin. Zeuge:<br />

Erhard Tüfel... (U 850). (Vgl. 1441.)<br />

52.) 1429 März 29: Junker Ulrich der Truchsess (v. Neuhausen-Ringingen)<br />

zu Ehingen a. D. gesessen siegelt einen Revers<br />

des Jakob Sperlin gegen Junker Wolf von Stain zu<br />

Reichenstein betr. einen Hof zu Emerkingen, der U. Lb.<br />

Frauen Kapelle gehört. Das Truchsessensiegel beschädigt. Nebensiegler<br />

ist Hans von Stain zu Klingenstain, Diethelms<br />

Sohn (U 959).<br />

53.) 1431 März 13: Hans Schwelher ist letzter Zeuge bei<br />

Graf Friedrich von Helfenstein, der einen Streit entscheidet<br />

zwischen Kl. Zwiefalten und dem Trudisess Heinrich von<br />

Neuhausen(-Urach) und dessen Söhnen betr. Vogtei und<br />

Fischrecht zu Neuhausen: Vogtei, Gericht und halbe Fischenz<br />

gehören dem Truchsessen (U 851).<br />

54.) 1431 Mai 8: Truchsess Heinrich von Neuhausen(-Urach)<br />

verkauft dem Kl. Zwiefalten um 1200 fl seinen Teil des Dorfes<br />

Neuhausen (ausführlich). Bürgen: Ulrich Tachenhauser,<br />

Ulrich Schwelher zu Nürtingen etc. (U 853).<br />

Fortsetzung folgt.


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 39<br />

Verschiedene Möglichkeiten der künstlerischen Ausdrucksgestaltung<br />

Neuere Madonna aus Freiburg Burladinger Madonna, nachgebildet von Karl Volk-Jungnau<br />

Madonna von Gisela Bär Veringendorf: Taufsteindeckel von Gisela Bär-Pforzhelm<br />

Zum Veringendorfer Taufsteindeckel<br />

Die Besprechung der Veringendorfer Pfarrkirche (Hohz.<strong>Heimat</strong> 1967, 9) und speziell des Taufsteindeckels hat manche<br />

Gemüter erregt. Damit sich nun jeder selbst ein Urteil über die künstlerische Qualität bilden kann, bringen wir heute ein<br />

Bild des Mittelstückes „Christus mit Nikodemus" von Gisela Bär, sowie eine Madonna von ihr in einer anderen Kirche.<br />

Gegenstücke dazu bilden eine moderne Madonna aus Freiburg und die meisterhafte Nachbildung der um 1610 angesetzten<br />

Statue des Hochaltars der St. Georgskirche in Burladingen, die K. Volk vor etwa 30 Jahren schuf.


40 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

Im Kreis Balingen und den angrenzenden Bezirken wirkte<br />

in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts ein Bildschnitzer,<br />

dessen Namen noch unbekannt ist, der aber wegen<br />

seines persönlichen, originellen Stils Beachtung verdient. Man<br />

nennt ihn den „Meister von Weilen", weil in der Dorfkirche<br />

in Weilen unter den Rinnen 5 Figuren von ihm im Jahr<br />

1923 wieder zu einem Altar vereinigt wurden. Auch in Heinstetten<br />

stand bis zum Jahr 1910 ein großer Schnitzaltar mit<br />

sechs Schreinfiguren und zwei Reliefflügeln des Meisters bzw.<br />

seiner Werkstatt. Jetzt ist dieser Altar in einer Neufassung<br />

in der Blumenegg-Kapelle des Freiburger Münsters zu sehen.<br />

Nach diesem Werk wird unser Holzbildhauer auch „Meister<br />

des Heinstetter Altars" genannt. In Geislingen bei Balingen<br />

müssen ein oder zwei Altäre von ihm gestanden haben, eine<br />

Barbara und eine Katharina sind noch an der Emporenwand<br />

der neuen Kirche angebracht. Der Nachweis seiner Werke<br />

ist nur durch Stilvergleiche möglich, da jegliche Signatur an<br />

den Schnitzwerken fehlt. Vermutlich hat er in Balingen oder<br />

Rottweil seine Werkstatt gehabt und dort auch mehrere Gesellen<br />

beschäfigt, denn es sind nicht alle, seinem Stil zugehörigen<br />

Arbeiten, von gleicher Qualität.<br />

Der Meister von Weilen<br />

Ein schwäbischer Bildschnitzer der Spätgotik<br />

tritt in diesen Gewändern auf, es bauscht sich vielmehr der<br />

sprödere, taft- oder seidenartige Stoff und legt sich in lebendigem,<br />

vielfältigem Rhythmus um den Körper.<br />

Im Altar von Weilen ist die Zentralfigur eine Madonna. Sie<br />

tritt in sechs Varianten verschiedener Schaffensperioden im<br />

Werk des Meisters auf. Um sie gruppieren sich Ottilie, Katharina,<br />

Nikolaus und Johannes der Täufer. Diese Art der<br />

Aufstellung war aber sicher nicht die ursprüngliche. Diese<br />

Plastiken sind wohl das reifste Werk, das zwischen 1520 und<br />

1530 zu datieren ist, weil das Gewand der Katharina modische<br />

Merkmale der ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts<br />

zeigt. Noch reicher und schwungvoller ist die Gewandrapierung,<br />

noch stärker das Gegeneinander von Diagonal- und<br />

bauschigen Knitterfalten. Mimik und Geste sind freier und<br />

lebendiger, aber die Körper behalten ihre gedrungenen Gestalten<br />

und ihre runden Köpfe.<br />

Katharina von Alexandrien, die zu den 14 Nothelfern gehört,<br />

ist in fünf Beispielen erhalten. In Weilen zeigt sie sich<br />

als stattliche stolze Königstocher in üppigem Gewand. Das<br />

Schwert in ihrer Linken trifft einen Kopf mit Turban zu<br />

ihren Füßen. Er wird als der des Kaisers Maximin gedeutet,<br />

Katharina Neufra Madonna Neufra Katharina Böhringen Barbara Geislingen<br />

Wir finden außerdem Arbeiten des Meisters bzw. seiner<br />

Werkstatt in Neufra bei Gammertingen, in Neukirch und<br />

Böhringen, Kreis Rottweil, in Friedingen/Donau, in Schlatt im<br />

Starzeltal, in Kreenheinstetten (eine Madonna, die vielleicht<br />

aus Ebingen stammt) und verschiedene in der Lorenzkapelle<br />

in Rottweil, die von Geislingen und Schörzingen kommen —<br />

im ganzen ein Opus von bis jetzt 32 bekannten Skulpturen.<br />

Diese Schnitzwerke zeigen gedrungene Gestalten mit meist<br />

heiteren Gesichtern. Nase, Kinn, Mund und Wangen sind in<br />

weichen Formen gearbeitet. Die Haare fallen in Wellen oder<br />

Locken über die Schultern. Die gotische S- oder Gegen-S-<br />

Linie wird vielfach noch beibehalten. Stand- und Spielbein<br />

lassen sich wegen der reichen Gewanddrapierung kaum erkennen.<br />

Die Behandlung des Gewandes, vor allem die des<br />

Mantels, ist viel lebendiger als bei den meisten schwäbischen<br />

Bildschnitzern. Diese Skulpturen stehen der oberrheinischen<br />

Art dieser Zeit näher als der schwäbischen, mehr verhaltenen<br />

Gestaltungsweise.<br />

Knitterige, knorpelige Falten beleben die sonst in Geste<br />

und Mimik wenig lebendigen Körper und Gesichter zu einer<br />

nicht unsympathischen Unruhe. Die langgezogenen Diagonalfalten<br />

verstärken diese Wirkung der bauschigen Falten, die<br />

bis zum Boden reichen. Nicht die weich fallende Stofflichkeit<br />

der sie von ihrem Glauben abbringen wollte. Sie aber besiegte<br />

die von ihm beauftragten 50 Philosophen durch ihre<br />

Beredsamkeit und Klugheit und bekehrte sie zu Christen. —<br />

Einfacher und schlichter ist sie in Neufra zu sehen, wo Bescheidenheit,<br />

Demut und adlige Gesinnung sich vereinen zu<br />

einem sehr ansprechenden Wesen. Ottilie trägt das Kleid der<br />

Nonnen mit Skapulier und Schleier. In der Rechten hält sie<br />

ein Buch mit Augen darauf, in der Linken einen Kelch. Der<br />

Legende nach soll diese blindgeborene Herzogstochter bei<br />

ihrer Taufe im Kloster wieder sehend geworden sein. Sie ist<br />

Stifterin der Klöster Odilienberg und Neumünster im Elsaß.<br />

Als Landespatronin wird sie vor allem dort viel verehrt.<br />

Nikolaus, mit Mitra und Krummstab in der Rechten und<br />

dem Buch mit den drei goldenen Kugeln in der Linken, war<br />

Bischof von Myra in Lykien und soll, wie die Legende berichtet,<br />

drei Töchtern eines verarmten Edelmannes die drei<br />

goldenen Kugeln in ihre Kammer geworfen haben, damit sie<br />

ihre Aussteuer kaufen konnten. Der Geislinger Nikolaus<br />

stammt aus etwas früherer Zeit.<br />

Auch Johannes der Täufer zeigt die typischen Gewandmerkmale<br />

des Meisters. Mit lockigem Haupt, in ein Schafsfell<br />

gehüllt, trägt er zusätzlich noch einen bauschigen Mantel<br />

mit den eigenartigen Knorpelfalten. In der rechten Hand hält


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 41<br />

Madonna Fridingen<br />

er den Kreuzstab mit dem Spruchband: „Ecce Agnus Dei".<br />

Der Zeigefinger deutet auf das Lamm, das er mit dem Buch<br />

in der Linken trägt.<br />

Sehr nahe in der Gestaltung stehen sich die Madonna aus<br />

Neufra und Fridingen und die Barbara aus Geislingen. Sie<br />

gehörten sehr wahrscheinlich mit einer Katharina zusammen<br />

zu einem Altar. Gesichtsschnitt, Haarbehandlung und Gewanddrapierung<br />

zeigen weitgehende Parallelen. Barbara, die<br />

auch zu den 14 Nothelfern gehört, hält ihr Attribut, den<br />

Turm, auf der linken Seite. Sie wurde wegen ihrer Schönheit<br />

von ihrem Vater, wenn er abwesend war, in einen Turm<br />

gesperrt, der zwei Fenster hatte. Zu Ehren der hl. Dreifaltigkeit<br />

ließ sie ein drittes Fenster einbrechen und auf der<br />

Schwelle das Kreuzeszeichen anbringen. Unter Kaiser Maxi-<br />

1447 März 3 (Fr. v. Reminiscere)<br />

Jakob Hertter von Herttneck, Rudolf von Ehingen und<br />

Konrad von Bubenhofen, alle 3 Räte des Grafen Ludwig (I.)<br />

von Wirtemberg und Mömpelgard bekennen, daß der feste<br />

Werner von Tieringen, Vogt zu Hechingen, mit dem ehrbaren<br />

weisen Martin Holtzwart, Vogt zu Tübingen, von Amts<br />

wegen Streitigkeiten wegen Diensten und „anderen Sachen"<br />

gehabt und sie um deren Austrag gebeten hätten, wozu Graf<br />

Ludwig einer- und Graf Sigmund von Hohenberg sowie<br />

Junker Simon von Stoffeln, Freiherr zu Justingen, als Vormünder<br />

und Pfleger des unmündigen Grafen von Zollern<br />

anderseits ihr Einverständnis erklärt haben, und sie nun,<br />

nachdem sie auf beiderseitige Bitten und auf Befehl Graf<br />

Ludwigs den Austrag übernommen hätten, nach Anhörung<br />

beider Seiten und deren Kundschafter von Fall zu Fall so<br />

entscheiden:<br />

(1) In Hausen und anderen Orten im Killertal soll jede<br />

Partei den Ihren, unter wem sie auch sitzen, die Dienste selbst<br />

festsetzen, jedoch ohne der anderen Seite Eintrag zu tun, und<br />

zwar in dem Maß wie sie üblich waren, bevor Albrecht Hurnus<br />

sei., Altschultheiß zu Tübingen, im Auftrag der Frau von<br />

Mömpelgard sei., die damals Hechingen und anderen Besitz<br />

im Tal gehabt hatte, den Umfang der Dienste festgelegt hatte.<br />

Diese Regelung soll bis zur Mündigkeit des Grafen von Zollern<br />

gelten. Falls dann eine Partei eine Neuregelung anstrebt,<br />

soll die jetzige Regelung dem nicht im Wege sein. (2) Den<br />

Fladenmul soll der Vogt von Tübingen wegen der 6 fl vernehmen<br />

und dieser sich durch einen Fürsprech verantworten.<br />

Falls die Richter zu keinem Ergebnis kommen, sollen sie sich<br />

dahin wenden, wo sie ihr Recht holen. (3) In Sachen des<br />

Untergangs (Grenzbegehung) wegen der Weitraite zu Hausen<br />

Killertal 1<br />

Altar In Weilen Foto: Wedler<br />

min wurde sie gefoltert, und als sie das zweitemal vor den<br />

Richter kam, von ihrem eigenen Vater umgebracht.<br />

Außerdem erscheinen als Skulpturen des Meisters oder<br />

seiner Werkstatt die Heiligen: Margarete, Agathe, Christopherus<br />

und Dionysius, dann Johannes Evangelist und Andreas.<br />

Die vielfigurige Beweinung in Harthausen an der Scher<br />

wird sicher mit Unrecht auch dem Meister von Weilen zugerechnet.<br />

Eine solche spannungsgeladene Szenerie lag unserm<br />

Meister nicht. Der geistige Ausdruck der Geschichter<br />

und die Behandlung der Gewänder deuten auf einen ganz andern<br />

persönlichen Stil.<br />

Trotzdem müssen wir die Originalität des Meisters von<br />

Weilen anerkennen und dürfen ihn als eine Bereicherung im<br />

künstlerischen plastischen Schaffen der Spätgotik schätzen<br />

lernen, der die Unruhe der Zeitenwende in seinem individuellen<br />

Stil durch eine expressive Linienführung zum Ausdruck<br />

bringt. Seine Werke und auch die meisten seiner Werkstatt<br />

können sich im Reigen der spätgotischen Skulpturen wohl<br />

sehen lassen, wenn sie auch nicht zu den höchsten künstlerischen<br />

Leistungen gehören. Wedler, Kurt.<br />

dürfen beide Seiten den Untergängern Beweismittel und eingezogene<br />

Kundschaften vorbringen. Was die Untergänger nach<br />

Anhörung der Kundschafter und nach eigenem Erachten entscheiden,<br />

soll Rechtens sein. Die Kundschafter dürfen von der<br />

Sache selbst nicht berührt werden und ihre Zahl darf bei<br />

beiden Parteien 13 nicht überschreiten. (4) Wegen der beiden<br />

in Hechingen wohnhaften Töchter des Buchmüllers, Endlin<br />

des Bronbers und Aellin, Fritz Walckers Weib, und wegen<br />

des armen Mannes Konrad Bryol zu Starzein, der zur Zahlung<br />

von 30 fl angeleitet ist, wird entschieden: daß Konrad<br />

Bryol und Hans Binder der Sprengler von Tübingen Leibeigene<br />

des Herrn v. Wirtemberg, dafür aber die beiden Buchmüllerinnen<br />

Leibeigene des Herrn von Zollern werden sollen.<br />

Die 30 fl, zu deren Zahlung die Schwestern angeleitet sind,<br />

werden ihnen erlassen. Bryol soll dem Herrn von Zollern den<br />

Rest der 30 fl bezahlen. Die Verschreibung über 50 fl, die er<br />

nach dem Tod seines Vaters der Herrschaft Zollern gegeben<br />

hat, wird hinfällig und soll ihm durch den Vogt von Hechingen<br />

alsbald herausgegeben werden. Hans Sengler soll das<br />

Seine, das er in Hechingen besitzt, ausgefolgt werden. (5) Da<br />

der Baiinger die geforderten 10 fl dem Herrn von Wirtemberg<br />

schon bezahlt hat, soll es dabei bleiben. (6) Eigenleute der<br />

Herrschaft Zollern, die der Herrschaft Wirtemberg gehörende<br />

Eigengüter gekauft haben, und die der Vogt von Tübingen<br />

wie andere Herrenleute behandeln will, welches Recht ihm<br />

der Vogt von Hechingen bestreitet, besonders das Recht auf<br />

Erhebung des Landschadens (Steuer), soll der Vogt von Tübingen<br />

wie wirtembergische Untertanen behandeln. (7) Wegen<br />

des Rinds, das der Härin auf Befehl des Vogtes von<br />

Hechingen wegen ihres Erbteils an der Lehenschaft des Hofes<br />

zu Killer zu halten hat, was ihr der Vogt von Tübingen aber


42 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

verbietet, wird entschieden, daß diese Gebote nichtig sein sollen,<br />

und die gen. Härrin zusammen mit den anderen Erben<br />

einen Träger stellen soll, der dem Grafen von Zollern seine<br />

Zinsen und Gülten sammeln und geben soll und die Härrin<br />

wegen der Rinder und anderer Gebote wegen gehorchen soll,<br />

damit der Hof im rechten Bau bleibt. (8) Wegen der Hennen, die<br />

der Vogt zu Hechingen nach Meinung des Vogts zu Tübingen<br />

zu Unrecht im Todesfall von den wirtembergischen Eigenleuten<br />

zu Schlatt genommen habe, wogegen der Hechinger Vogt vorbringt,<br />

daß er das nicht speziell als zollerischer Vogt tun, sondern<br />

von jedem dort Wohnhaften eine Henne nehme, und<br />

das schon mehr als 50 Jahre geschehe, wird entschieden, daß<br />

die zollerischen Amtleute auch weiterhin von wirtb. Eigenleuten<br />

in deren Eigenschaft als Einwohner von Hausen die<br />

Hennen nehmen möge, doch unbeschadet der Rechte der<br />

Herrschaft Wirtemberg an ihnen als ihren Leibeigenen. (9)<br />

Wegen der Leibeigenen, die die Herrschaft Wirtemberg in<br />

Zollern bzw. die Herrschaft Zollern in Wirtemberg besitzt,<br />

wird entschieden, daß jede Seite der anderen gestatten soll,<br />

daß die Leibeigenen ihren Leibherren nach üblichem Brauch<br />

schwören, huldigen und Bürgschaft leisten und daß künftig so<br />

in Zwingen und Bännen des Killertals und in Schlatt verfahren<br />

werden soll. (10) Wegen des Almosens, das an die<br />

Frühmesse zu Killer gegeben ist, wird entschieden, daß der<br />

Herr von Zollern als Kastvogt der Kirche in Killer oder seine<br />

Vormünder und Pfleger dem Kirchherrn von Killer einen Termin<br />

zur Rechnungslegung über die Frühmesse geben und diesen<br />

Termin dem wirtembergischen Amtmann zu Jungingen<br />

und den Amtleuten im Tal rechtzeitig anzeigen soll, damit<br />

die Amtleute und die Untertanen, soweit sie oder ihre Vorfahren<br />

etwas an das Almosen vergabt haben, bei der Rechnungslegung<br />

zugegen sein und ihre Ansicht dartun können.<br />

Der Herr von Zollern oder seine Vormünder sollen dann erklären,<br />

das Almosen werde ganz im Sinne der Schenker zur<br />

Frühmesse geschlagen, doch dem Herrn von Zollern ohne<br />

Schaden an seiner Kastvogtei. (11) Die der Herrschaft Wirtemberg<br />

leibeigene Frau zu Boll, der in Jungingen ein Erbe<br />

zugefallen sei, dessen Annahme ihr der Vogt zu Tübingen<br />

wegen Ungenossenschaft — sie hat einen unter der Herrschaft<br />

Zollern sitzenden Mann geheiratet — nicht erlaubt hat, muß<br />

wegen der Ungenossenschaft dem Herrn von Wirtemberg 1<br />

Pfund Heller zahlen und darf dann das Erbe antreten. Sie<br />

und ihre Kinder müssen aber wie andere Eigenleute der<br />

Herrschaft Wirtemberg huldigen und schwören. (12) In jeder<br />

der beiden Herrschaften sollen künftig unbehindert Erbschaften<br />

von Erbberechtigten aus der anderen Herrschaft angetreten<br />

werden können. (13) Der Schuhmacher, der das<br />

Schütterlinsgut zu Jungingen gekauft hat, soll dem Herrn von<br />

Zollern 6 fl zahlen und darnach der Herr von Zollern mit<br />

dem Gut nichts mehr zu tun haben, unbeschadet der dem<br />

Heiligen zustehenden Zinsen. Drei fl. soll der Schuhmacher<br />

am 11. November 1448 („nächst Martini über ein Jahr"), weitere<br />

3 fl am 11. November 1449 zahlen. (14) Untertanen, die<br />

in Hausen auf Gütern des Herrn von Wirtemberg sitzen, beteiligen<br />

sich an der Abgabe des Raubhabers. Eine Aenderung<br />

kann erst nach Mündigwerden des Herrn von Zollern erfolgen.<br />

(15) Lücke Hamel zu Mössingen bleibt weiterhin Leibeigene<br />

des Herrn von Zollern und kann behühnert werden<br />

ohne Hinderung von Seiten Wirtembergs. (16) Ist Iienslin<br />

Meyer vor dem „Uebertrag" zwischen dem Herrn von Wirtemberg<br />

und Graf Ytelfritz von Zollern sei. von Mössingen<br />

nach Weilheim gezogen, gehört er weiterhin dem Herrn von<br />

Zollern; im andern Fall fällt er an die Herrschaft Wirtemberg.<br />

Siegler: die 3 Aussteller. Perg. Orig., 3 Siegel: 1, 2, 3.<br />

(Wirtemberg. Regesten Nr. 5072; Orig. im Hauptstaatsarchiv<br />

Stuttgart.)<br />

1473 Mai 8 (Sa. v. Jubilate)<br />

Killertal 2<br />

Ueber folgenden Tausch wurde verhandelt:<br />

Graf Eberhard (V. v. Wirtbg.) soll dem Gr. von Zollern<br />

Leute, Gülten, Güter und Gerechtigkeiten im Killertal, in<br />

Jungingen, Starzein, Killer, Hausen und Burladingen, samt<br />

Gülten, die aus anderen Orten ins Killertal gedient haben,<br />

übertragen und dafür von dem Gr. von Zollern Leute, Gülten,<br />

Güter und Gerechtigkeit in Schlaitdorf, Riet (?Altenried),<br />

Dörnach und Haslach erhalten. Der von Zollern soll Gr. Eberhard<br />

im Voraus den Mehrnutzen aus der Schönbuch-Gerechtigkeit<br />

gegenüber(?) den Wäldern im Killertal widerlegen.<br />

Von den Abgaben wird Pfund gegen Pfund und Sack Korn<br />

gegen Sack Korn gerechnet. Ein Unterschied bis zu 30 Personen<br />

bleibt beim Tausch der Eigenleute unberücksichtigt.<br />

Was darüber geht, muß widerlegt (ersetzt) werden. Entsteht<br />

Streit wegen des Ueberhangs an Leuten oder Gülten oder<br />

wegen der Vorleistungen des Gr. von Zollern, soll Gr. Eberhard<br />

einen Obmann unter Merk von Hailfingen, Wilhelm von<br />

Urbach, Kaspar Remp und Werner Schenk auswählen, dem<br />

beide Parteien je 2 Schiedleute beigeben. Die Entscheidung<br />

dieses Schiedsgerichts ist bindend. Pap. Orig.: Wü. Reg. 5081.<br />

Killertal 3<br />

1473 Juli 15 (15. Tag Höwmonats)<br />

Zur Vollendung des Tausches zwischen Gr. Eberhard (v.)<br />

von Wirtemberg und Graf Jos Nikiaus von Zollern hatten<br />

beide Grafen den festen Wilhelm von Urbach als Gemeinmann<br />

genommen, und als er den folgenden Beschluß nicht<br />

billigte, durch den festen Kaspar Remp ersetzt laut der Absprache,<br />

von der jede Partei einen „usgeschnitten zedel" hat.<br />

Zusätze Graf Eberhards sind Ludwig Hafenberg, Altvogt, und<br />

Johannes Kungot, neuer Vogt zu Urach; des Grafen Jos<br />

Niklas von Zoller Zusätze sind Balthasar von Bühl und Johannes<br />

Keller, Vogt zu Nürtingen. Gemeinmann und Zusätze<br />

entscheiden: 1) Gülten im Killertal, die Graf Eberhard dem<br />

Grafen Jos geben und fertigen soll: 33 Pfd. jährliche Steuer,<br />

1 Pfd. 15 ß Fleischsteuer; an jährlichen Zinsen 62 Pfd. 2 ß 1 hl;<br />

je 10 Malter 672 Vtl Dinkel u. Haber; 8 Malter 2 tl Vogthaber,<br />

alles Tübinger Maß, 2 Gänse, 154 Hühner, 1700 Eier, 1 Malter<br />

Aepfel; Aus Maygingen und Burladingen 4 Pfund 15 ß Hl, je<br />

7Va Scheffel Dinkel und Haber, Reutlinger Meß, 18 Hühner<br />

und 600 Eier als Gült. 2) Gülten, die Gr. Eberhard dem Gr.<br />

Jos geben, aber nicht fertigen soll: 13 Pfund 3 ß 4Hlr. Umgeld<br />

aus dem Killertal, 3 Pfund für das Wasser (Fischwasser);<br />

Ackergült nach der Zeig 3 Malter V2 Vtl, tut jährlich 2 Malter<br />

4 Vtl, ferner 77 Malter 2 Vtl von der Landgarbe und den<br />

Weitraiten. 3) Die nachgeschriebenen Gülten zu Schlaitdorf,<br />

Riet, Dörnach und Haslach soll Gr. Jos Nikiaus an Gr. Eberhard<br />

übergeben und fertigen: In Riet 3 Pfund Steuer, in<br />

Dörnach 5 Pfund Steuer und 3 Pfund 11 ß 10 hl jährlich Zins<br />

12 Fh (Fasanen?), 69 Hühner, 6V2 Scheffel Roggen, 7'/a Scheffel<br />

Dinkel, 16 V2 Scheffel Haber, alles Reutl. Meß; In Schlaitdorf<br />

5 Pfund Steuer und 30 Pfund Weidezins; In Sulz a. Neck.<br />

127s Pfund Hlr Geld, das Jakob Gut innegehabt hatte.<br />

4) Gülten, die Graf Jos Nikiaus an Gr. Eberhard übergeben<br />

hat und nicht fertigen soll: In Schlaitdorf 6 Pfund 16 ß 8 hl<br />

Umgeld und 34 Leibhühner. In Riet 11, in Häslach 7 und in<br />

Dörnach 7 Leibhühner. 5) Bei den Früchten soll Sack gegen<br />

Sack verglichen (verrechnet) werden. 6) wegen der Uebergilten,<br />

die Gr. Jos dem Gr. Eberhard widerlegen soll, hat<br />

man sich geeinigt: Graf Jos soll jedes Pfund Geld mit 22<br />

Pfund ablösen oder für Eberhard in dessen Land Gülten kaufen<br />

oder Leute zur Aufnahme von Gülten bringen, wobei 1<br />

Pfund Gült für 1 Pfund Gült angerechnet wird. 7) Für die<br />

Wälder im Killertal, die auf 600 Morgen angeschlagen werden,<br />

und die Frondienste (wie Holzen, Wilpretführen nach Tübingen,<br />

Hegen und Jagen, wozu die armen Leute von Schlaitdorf,<br />

Riet, Dörnach und Häslach den Grafen von Wirtemberg<br />

wegen des Schönbuchs verpflichtet waren) hat Gr. Jos Niklas<br />

das Dörflein Gniebel mit Zugehörde und Herrlichkeit sowie<br />

das Wasser zu Kirchentellinsfurt („Kirchen"), die Jakob Gut<br />

bis jetzt innehatte, gegeben. 8) Dafür daß Gr. Jos im Killertal<br />

mehr Handlohn und Weglösin bekommt, als Eberhard in<br />

den 4 gen. Dörfern, sowie für Atzung, die deren Einwohner<br />

bei manchen Zinszahlungen zu reichen ist, hat Gr. Jos zum<br />

Ausgleich für das Wasser im Killertal 3 Pfund Heller zu<br />

zahlen. 9) Beide Parteien sollen einander unverzüglich Leute,<br />

Gülten und Güter übergeben. Gr. Jos hat bis zum Martinitag<br />

die nicht widerlegten Gülten zu bezahlen. 10) Beide Parteien<br />

sollen den Tausch fertigen und alle Briefe, Register und was<br />

sonst sie haben, einander übergeben. 11) Für die gegenseitige<br />

Fertigung nach Landesgewohnheit hat jede Partei der andern<br />

2 Gewährsmänner und 2 Bürgen zu stellen. 12) Beide Partenen<br />

haben künftig ungehinderte Möglichkeit, alte Schulden<br />

in den ausgetauschten Orten einzutreiben. 13) Zur Beurkundung<br />

sind gleichlautende Zettel angefertigt, auseinandergeschnitten<br />

und jeder Partei einer gegeben worden.<br />

Pap. Orig. Unterschrift: „Mathias Horn prothonotarius opidi<br />

Urach hec scripsit manu propria."<br />

Wü. Reg. 5081 (im Hauptstaatsarchiv Stuttgart).<br />

Die Abschrift der langatmigen Urkunden verdanken wir<br />

der Freundlichkeit des Herrn Dr. Hans Jänichen in<br />

Tübingen.


Jahrgang 1967 H O H E N Z O L L, E R I S C H E HEIMAT 43<br />

Zu den Familien, die in unserem Ringingen (Hohz.) am<br />

längsten seßhaft nachgewiesen werden können, gehören die<br />

Maier, deren Name vor 1870 auch oft als Mayer erscheint.<br />

Er bedeutet eigentlich „Bauer" (vgl. Maierhof), d. h. Inhaber<br />

eines Lehenhofes. Noch im Fleckenbuch von 1530 werden die<br />

Bauern allgemein Maier genannt. Alle heutigen Träger des<br />

Namens Maier (mit i) dahier sind miteinander verwandt,<br />

gehen auf den einen Stammvater „Hans Mayer den alten"<br />

zurück, der von 1653 bis 1666 nachzuweisen war. Von dieser<br />

Abstammung ist unter der Bevölkerung nichts mehr bekannt.<br />

Wohl zu merken, daß Raphael Mayer (mit y) im Neuen Weg<br />

Nr. 206 nicht von diesem Stamme ist, sondern 1932 aus Gauselfingen<br />

hereinheiratete!<br />

Schon im Jahre 1524 erscheinen zu Ringingen Klaus und<br />

Hans Mayer, 1545 dann Kaspar und Hieronymus, 1578—84<br />

Ludwig, 1578—89 Michael, 1542—56 Balthas, 1542—56 Valentin<br />

des Hans. Im folgenden Jahrhundert begegnen uns Balthas<br />

Mayer 1608—15, Georg Mayer aus Wessingen 1622, Hans<br />

der ältere 1653 — 66, Hans der junge 1659—66, Kaspar<br />

1632—62, Kaspar der junge 1670—94; Matheis als Sohn<br />

des alten Hans 1675—94, Michael (wohl der obige) noch 1608,<br />

Ludwig (der obige) 1608. Obiger Hans Mayer, der alte, steht<br />

an der Spitze der heutigen Maiergenossen. Die Abstammung<br />

in 10 Generationen von ihm zeigt folgendes Schema, das eine<br />

Handreichung für die Familienforschung sein will, aber nicht<br />

vollständig sein kann, weil vor 1710 die Kirchenbücher fehlen,<br />

und nur das Toten- und Ehebuch bis 1660 zurückreichen.<br />

— 8<br />

5a 13<br />

10<br />

I<br />

11<br />

_!_<br />

12<br />

I<br />

14—15<br />

16 17 18 19<br />

I<br />

21—22<br />

I<br />

23 24<br />

I<br />

25 26<br />

I<br />

27 28<br />

35—36<br />

J_ L<br />

44<br />

I<br />

45 45<br />

37<br />

47<br />

38<br />

Die Familie Maier zu Ringingen<br />

61<br />

30—32 33 34<br />

62 63<br />

I I<br />

41 42 43<br />

1) Hans Mayer, der alte, 1653—1666.<br />

2) Matheiß von 1, 1675—94; heir. 1675 mit Maria Bayler,<br />

Lai 15.<br />

3) Johann von 2, gb. um 1676, starb 14. Dez. 1728, heir. 1708<br />

Anna Vogel des Johann (Hs. 123) u. der Maria geb. Rueß.<br />

4) Franz von 2, heir. 1723 die Witwe Rosina Baur, verwitwete<br />

4) Beck: Hs. 96 (Wanger-Franz).<br />

5) Felix von 3, heir. 1738 auf Hs. 123 mit Magdalena Beck.<br />

Er war Stiefsohn des Christian Heinzelmann, den die<br />

Mutter 1730 nach des Vaters Sohn geehelicht hatte. Der<br />

Sohn Martin Mayer (Nr. 5a) des Felix heir. 1775 in Hs. 123<br />

mit Walburga Ott des Oswald von Hs. 46, deren Tochter<br />

Elisabeth Mayer 1781—1857 heir. 1806 den Kaspar Dietz<br />

des Veit, 1777—1861 in Hs. 21.<br />

6) Franz von 3, Wagner, heir. 1745 aufs Hs. 15 mit Barbara<br />

Rueß des Matheuß und der Maria gb. Kraus. Der<br />

Sohn Franz Xaver (Nr. 6a) heir. 1781 mit Mar. Agatha<br />

Schneider des Pius. Ihr Kind hieß Josef (6b). Xaver war<br />

schon 1784 tot. Die Witwe heir. den Wagner Ignaz Buck<br />

aus Inneringen, 1757—1836, Haus 15 im Lai.<br />

7) Julius von 3, Wirt, gb. 1723, heir. Mar. Ursula Volk des<br />

Balthas ins Hs. 48. Des Julius Schwester Barbara (7a) sei<br />

nicht weiter verfolgt.<br />

J_<br />

39<br />

I<br />

54—58 59—60<br />

I<br />

48—53<br />

Von Joh. Adam Kraus<br />

20<br />

29<br />

40<br />

8) Johann von 3, 1726—1805, heir. am 4. Nov. 1749 ins Hs. 67<br />

im Bach mit Mar. Magdalena Kraus des Lorenz. Sie<br />

1729—72.<br />

9) Johann von 4, gb. 1726, heir. 1749 die Salome Bailer.<br />

Wohnte in Hs. 96.<br />

10) Thomas von 8, 1753—1830, heir. 1784 mit Anna Maria Dorn<br />

des Johann von Hs. 70: 1754—1821. Thomas erwarb 1786<br />

das Hs. 48 von seinem Vetter Julius.<br />

11) Leonhard von 8, 1770—1834, heir. 1811 die Magdalena<br />

Schmid des Raphael in Hl. 80 bei der Hilb. Sie 1776—1843.<br />

12) Theodor von 8, 1762—1834, in Hs. 67, heir. 1790 mit Justina<br />

Beck d. Joh., in Hs. 31. Sie 1763—1830.<br />

13) Basilius von 9, 1756—1791, heir. 1786 mit Veronika Straubinger<br />

von Salmendingen: 1738—1842. Ihr Kind hieß Marianne.<br />

Die Witwe heir. den Abraham Emele ins Hs. 57.<br />

14) Pelagius von 10, 1786—1859, heir. 1817 ins Hs. 48 mit<br />

Magdalena Hipp d. Johann von Hs. 50. Sie 1785—1835.<br />

15) Jakob von 10, Wagner, 1790—1863, heir. 1817 ins Hs. 96 mit<br />

Salome Emele d. Abraham. Sie 1795—1863.<br />

16) Bruno von 11, Zimmermann, in Hs. 80, 1803—68, heir.<br />

1832 Theresia Jochum von Hettingen, 1805—82.<br />

17) Viktoria von 12, 1782—1849, heir. 1825 mit Synes Kraus<br />

ins Hs. 116. Er 1791—1843, Glaser und Bauer.<br />

18) Augustin von 12, 1796—1862, heir. im Hs. 67 1830 mit<br />

Elisabeth Pfister d. Hilarius vom Nachbarhaus 68. Sie<br />

1801—68.<br />

19) Andreas von 12, heir. nach Meldungen.<br />

20) Titus von 12, Schneider, 1805—84, heir. .1839 ins .Hs. 143<br />

mit Anna M. Ott d. Lukas, 1814—69; kaufte 1Ö52 den<br />

„Adler" Nr. 58 und stockte ihn auf.<br />

21) Maria von 14, 1821—88, heir. 1859 den Witwer Sebastian<br />

Emele zur Sonne, 1814—94.<br />

22) Nikolaus von 14, 1818—80, heir. 1848 ins Hs. 48 die<br />

Franziska Rueß, 1826—52 und 1853 die Katharina Kraus<br />

d. Fridolin aus Hs. 7, die 1828—88 lebte.<br />

23) Johann Bapt. von 15, Schuster, 1824—67, heir. 1850 ins Hs.<br />

25 die Elisabeth Faigle d. Franz von Hs. 118, 1827—1904.<br />

Johann vertauschte sein Haus i. J. 1854 mit Nr. 119 des<br />

Wunibald Neser, Peitschenmacher, der nach Amerika<br />

ging und dort 1855 starb.<br />

24) Johann Georg von 15, Wagner in Hs. 96, 1820—86, heir.<br />

1848 Elisabeth Barth d. Kaspar, 1825—93.<br />

25) Nikolaus von 16, Zimmermann in Hs. 80, 1836—1923, heir.<br />

1868 Katharina Kraus d. Gottfried von Hs. 37, 1838—1906.<br />

26) Maria von 16, 1839—1917, heir. 1869 Franz Xaver Feßler,<br />

Schneider, in Hs. 92, 1845—1914. Söhne: Mathias in Hs. 81;<br />

Raphael Feßler in Hs. 41.<br />

27) Barbara von 18, 1832—1907, heir. 1863 den Lehrer Markus<br />

Dieter 1829—1904, Sohn d. Andreas von Hs. 86a. Sie<br />

brachte ihm das Hs. 67. Söhne: Andreas, Professor i. Sasbach,<br />

August in Hs. 67 und Karl Dieter in 15. Die Schwester<br />

Justina Mayer der Barbara blieb ledig.<br />

28) Bibiana von 18, 1835—1916, heir. 1873 Christian Bailer in<br />

Hs. 111 bei der Kirche, 1835—1913.<br />

29) Theodor von 20, Adlerwirt, 1842—98, heir. 1869 Kunigunde<br />

Emele des Sebastian u. d. Mar. Ann. gb. Honold z. Sonne.<br />

Sie 1848—1922.<br />

30) Theresia von 22, 1850—1900, heir 1879 Johann Dietz d.<br />

Jakob (Veitenkaspars) 1850—1918, Hs. 21.<br />

31) Barbara von 22, 1869—1933, heir. 1892 Sebastian Honer d.<br />

Balthas von Hs. 91, 1867—1918. Baute Hs. 13 an Hälschloch.<br />

Töchter: Katharina, Ottilie (Sr. Jukundina in Laudenbach<br />

bei Mergentheim), Maria.<br />

32) Konrad von 22, zog nach Stetten u. Holnstein und dann<br />

Mengen.<br />

32a) Magdalena von 22, 1849—81, heir. 1875 Balthas Bailer d.<br />

Konrad in Hs. 60. Er 1846—1923.<br />

33) Valentin von 22, 1863—1905 i. Hs. 48, heir. 1890 Rosina<br />

Kraus des Markus 1864—1940.<br />

34) Fridolin von 22, 1865—1922, Lehrer in Bingen u. a.; verh.<br />

mit Sophie Amann von Heudorf bei Meßkirch.<br />

35) Wilhelm von 23, Schuster, 1851—1923, heir. 1879 ins Hs. 23<br />

im Kreben mit Antonie Dorn des Michael von dort. Sie<br />

1844—1918.<br />

36) Georg von 23, Zimmermann, Polizei, Hs. 119, 1859—1927,<br />

heir. 1882 Agnes Pfister des Titus, 1856—1935.<br />

37) Balthas von 24 (Wangerbalthes) i. Hs. 96, 1853—1936, heir.<br />

1880 Notburga Dorn des Egide u. der Maria geb. Pfister<br />

von Hs. 16. Sie 1851—1919.<br />

37a) Josefine von 24, heir. 1879 Michael Wahl d. Johann in<br />

Hs. 10. Sie 1855—1926, er 1857—1904.


44 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang 19(57<br />

38) Jakob von 24, Wagner, 1862—1948, heir. 1895 Marianne<br />

Rieber des Sebastian von Burladingen ins Hs. 40; Sie<br />

1873—1911.<br />

39) Markus von 25, Zimmermann, 1882—1950, heir. 1906 ins<br />

Hs. 26 im Gäßle die Pauline Schmid des Balthas. Sie<br />

1882—1941.<br />

40) Titus von 29, Adlerwirt i. Haus 58, 1876—1906, heir. 1901<br />

Ursula Beck d. Lorenz v. Hs. 31 im Kreben. Sie 1877—1949.<br />

41) Nikolaus von 33, gb. 1891, Pfarrer und Dekan i. R. in<br />

Gammertingen, Geistl. Rat.<br />

41a) Markus von 33, 1893—1923, starb an einem Kriegsleiden.<br />

42) Katharina von 33, gb. 1895, Haushälterin bei ihrem geistl.<br />

Bruder.<br />

43) Rudolf von 34, Dr. Gymnasialprofessor u. Studienr. in Sigmaringen<br />

mit 2 Söhnen u. 2 Schwestern Martha u. Luise.<br />

44) Johann Bapt. von 35, 1879—1955, heir. ins Hs. 23 im J.<br />

1907 mit Maria Dehmer v. Stetten u. Holnstein, 1886—1962.<br />

Der Sohn Wilhelm (44a) ist im Hitlerkrieg vermißt.<br />

45) Johann von 36, 1883—1960, heir. 1920 die Witwe M. Anna<br />

Dietrich von Hs. 27. Kinderlos. Sie 1884—1963.<br />

45a) Elisabeth von 36, gb. 1900, heir. 1925 Johann Faigle d.<br />

Josef v. Hs. 17 ins Hs. 119. Organist, wie sein Sohn Georg.<br />

46) Luitgard von 36, 1894—1962, heir. 1920 ins Hs. 59 den Josef<br />

Pfister d. Mathias, Zimmermann, 1887—1959.<br />

47) Ambrosius von 37, Wagner i. Hs. 96, 1888—1951, heir. 1912<br />

Margaretha Bailer d. Balthas von Hs. 60. Sie 1885—1914.<br />

Schwestern des Hausvaters: 47a) Elisabeth 1881—1958,<br />

Maria 1888—1967, Marianne 1890—1951.<br />

48) Georg von 38 in Hs. 40, gb. 1900, heir. 1932 Maria Riescher<br />

d. Johann und der Anna gb. Hauser, gb. 1906. Ihre Adoptivtochter:<br />

Waltraut, verehel. Nadler.<br />

49) Kaspar von 38, Förster im Haus 47, gb. 1902, heir. ins 1929<br />

neugebaute Hs. 199 im Neuen Weg am 1. Juni 1931 mit<br />

Ringinger Grabungsbericht<br />

Burlafingen (bei Ulm), den 5. Mai 1929.<br />

Hochw. Herr Kaplan (Joh. A. Kraus, Bietigheim b. Rastatt)!<br />

Verzeihen Sie gütigst, wenn ich Ihr Schreiben vom 24.<br />

April erst heute beantworten kann, da ich auswärts in einer<br />

Kirche beschäftigt war. Ich bin nämlich nicht bloß Burgenforscher,<br />

sondern auch Kirchenmaler, bzw. Gemälde-Restaurator.<br />

Die Grabungen der Burg Ringingen auf dem Nehberg<br />

wären normal verlaufen, wenn die Arbeitskräfte etwas zuverlässiger<br />

gewesen wären. Ueber Verpflegung etc. kann ich<br />

nicht klagen. Die gleiche Unzuverlässigkeit ist mir an anderen<br />

Burgstellen schon öfters begegnet und ich habe mich<br />

bald daran gewöhnt. Wenn die Leute nicht gleich kostbare<br />

Funde machen, ist das Interesse schnell dahin, mit Ausnahme<br />

von einigen wenigen. Herr Karl Dietrich (Steinhauermeister)<br />

hat mit Begeisterung bis zum Schluß ausgeharrt, was anerkannt<br />

werden muß.<br />

Zu umfangreichen gründlichen Grabungen bildeten auch<br />

hier Waldbäume das Haupthindernis. Trotz der Schwierigkeiten<br />

konnte ich noch die Hauptgrundzüge der einstigen<br />

Burganlage feststellen. Ohne reiche Erfahrung wäre dies<br />

kaum möglich gewesen. Mancher hätte entmutigt die Sache<br />

bald aufgegeben. Die Grundmauern waren erbarmungslos bis<br />

auf die Fundamente gewaltsam zerstört (wohl nicht durch<br />

Belagerer, sondern nachträglich zur Gewinnung von Bausteinen.)<br />

An manchen Stellen waren auch die Fundamente<br />

entfernt, sodaß der Zusammenhang als folgerichtig rekonstruiert<br />

werden mußte.<br />

Der Turm bildet, wie Sie richtig meinen, kein ganz regelmäßiges<br />

Quadrat. Die nördliche Stirnseite mißt 8,5 m, die<br />

westliche 7,5 m, die südliche Seite 8 m und die Ostseite 7,75<br />

m. Der Innenraum bildet ein Rechteck von 2,95 zu 2,10 m.<br />

Der Konstruktion nach könnte der Turm noch aus dem 12.<br />

Jahrhundert stammen. (Erste Nennung: 1180 Ritter Otto und<br />

Dietrich von Ringingen) Die Entstehungszeit einer Burg kann<br />

übrigens nur in den seltensten Fällen genau festgestellt<br />

werden. Die Ringmauer ist, aus der Mauertechnik zu schließen,<br />

gleichzeitig mit dem Turm entstanden. (Doch läuft die<br />

Nordwestmauer in den Turm hinein, sodaß dieser an die schon<br />

bestehende Mauer an- und aufgebaut worden sein muß!) Auch<br />

der Palas dürfte bald an die Ringmauer eingeschlossen worden<br />

sein. Diese bildete zugleich die verstärkte Außenmauer,<br />

die anscheinend eine Stärke von 1,7 bis 1,8 m aufweist. Im<br />

hohenzollerischen Burgenwerk (von Zingeler-Buck 1906) heißt<br />

es über die Anschlüsse der Ringmauer, daß diese an der Ostseite<br />

des Turmes 1,2 m und auf der Nordwestseite 3,5 m hoch<br />

und 2 m stark sei. Das letztere Maß könnte einigermaßen<br />

Magdalena Feßler d. Mathias von Hs. 82, gb. 19. Jan. 1905.<br />

Nach der Hochzeit des Sohnes Mathias zog Kaspar mit<br />

Frau ins Hs. 47 am Enggaß-Eck.<br />

50) Sebastian v. 38, gb. 1906, Pfarrer i. d. Schweiz: Oberkirch.<br />

51) Balthas von 38, in Burladingen verheiratet.<br />

52) Elisabeth von 38, Haushälterin bei ihrem geistl. Bruder.<br />

53) Barbara von 38, gb. 1899, heir. 1925 Gregor Nadler des<br />

Mathäus ins Hs. 74. Er 1899—1959.<br />

54) Raphael von 39, gb. 1907, Maurer, Reichenau.<br />

55) Lorenz Markus von 39, gb. 1915, Sägerei am Stichle 218,<br />

heir. 1953 Gisela Kehl von Stuttgart.<br />

56) Balthas von 39, Flaschnermeister, in Killer verheiratet.<br />

57) Katharina von 39, 1909—60, heir. Alfons Thumm, gb. 1896:<br />

Hs. 216 im Gäßle.<br />

58) Maria von 39, gb. 1917, heir. Karl Dratz von Karlsruhe,<br />

gb. 1906, Hs. 217.<br />

59) Theodor von 40, gb. 1902, Oberfinanzpräsident i. Frankfurt/Main<br />

mit Familie.<br />

60) Karoline von 40, gb. 1903, heir. 1934 den Zimmermann<br />

Alex Hochsticher des Markus von Hs. 8. Er wird Adlerwirt:<br />

drei Töchter.<br />

61) Franz von 44, gb. 1924 (mit mehreren Geschwistern), heir.<br />

1960 Mar. Anna Kraus d. Christian u. d. Maria gb. Feßler<br />

von Hs. 68.<br />

62) Georg von 47, gb. 1914 in Hs. 96, heir. 1946 Theresia<br />

Nadler des Jakob von Hs. 189. Sie gb. 1916.<br />

63) Balthas von 47, gb. 1913, heir. 1946 ins Hs. 97 (neue Nr.<br />

215!) Anna M. Neser des Moritz von Hs. 34. Sie gb. 1911.<br />

64) Mathias von 49, heir. ins Haus 199 im Jahre 1958 Mathilde<br />

Pfister des Josef von Hs. 46.<br />

Etwaige Irrtümer, die bei den vielen Zahlen leicht möglich<br />

sind, möge man gütigst verbessern.<br />

des Burgenforschers 1929<br />

stimmen. Der Maueransatz an der Südostecke des Turmes<br />

scheint hoch oben (ca. 7 m) nur 1 bis 1,20 m stark zu sein.<br />

Diese Stärke kann sich aber nur auf den Wehrgang auf dieser<br />

Mauer beziehen, auf oder an dem wohl einst Wehrzinnen<br />

herumführten. Es ist undenkbar, daß gerade an der<br />

Angriffsseite die Mauer viel schwächer sein soll, als an der<br />

von der Natur aus geschützten westlichen Stelle. Da im allgemeinen<br />

an der gefährdetsten Stelle die Ringamauer am<br />

stärksten ausgebildet ist, dürfte zwischen dem (ca. 10 m<br />

breiten und noch 3—4 m tiefen) Halsgraben und dem Turm<br />

bzw. anstoßenden Ringmauer zur Verstärkung ohne Zweifel<br />

noch ein Zwinger vorgelegt gewesen sein, wie man aus dem<br />

vorhandenen Raum schließen kann. Außerdem lief noch ein<br />

Zwinger um die Burg herum. (Zwinger nennt man einen ummauerten<br />

Vorraum.) Der Palas (Wohnhaus) war ein langgestrecktes<br />

Gebäude im Süden. An diesen war an der Nordwestseite<br />

etwas angebaut in unregelmäßiger Dreieckform. Ob<br />

dieser Raum überbaut war (wie auf dem Plan angenommen<br />

ist), oder nur einen leeren Hof bildete, bleibt noch eine offene<br />

Frage. Der eigentliche Burghof bildete ein Fünfeck, in dessen<br />

nördliche Ecke der Bergfried eingebaut ist. Eine Nebenpforte<br />

war vermutlich an der nordwestlichen Ringmauer an der<br />

Stelle, wo diese einen ausspringenden Winkel macht (und<br />

ein alter 25prozentiger Weg heraufkommt). (Als Hauptgang<br />

ist eine Zugbrücke anzunehmen, die vom hinteren Vorhof<br />

über den Halsgraben in den Zwinger führte, und von hier<br />

ein zweites Tor nahe am Bergfried in den Burghof.) Im Burghof<br />

sieht man noch die (neu aufgedeckte) abgerundete Eingangsschwelle<br />

in den Palas. Der Keller ist ohne Zweifel im<br />

westlichen Teil des Palas anzunehmen. Der Brunnen war vermutlich<br />

im inneren Hof. Ein zweiter Brunnen könnte vielleicht<br />

noch im Zwinger gewesen sein? Auf Keller und Brunnen<br />

könnte man nur stoßen, wenn der metertiefe Schutt<br />

weggeräumt werden könnte. Einzelheiten über Turmeingang<br />

u.s.f. ist im genannten Burgenwerk enthalten. (Der Turmeingang<br />

liegt 6 m über dem Boden, ist 1,2 m breit, gewölbt,<br />

bis zum Widerlagerbalken 2,17 m, bis zum Scheitel 2,45 cm<br />

hoch. Das Loch für den ehemaligen Verschlußriegel der Einganstür<br />

ist links noch zu sehen. Er konnte nach Osten in die<br />

Mauerdicke zurückgeschoben werden. Das Stockwerk über<br />

dem Eingang ist durch ein Fenster beleuchtet. Das obere<br />

Stockwerk vom Mauerabsatz bis zur Mauerkrone 4 m hoch<br />

hat eine Lichtweite von 4,22 auf 4,50 M. Es ist nach der Nordwestseite<br />

um 1,25 m, nach den übrigen Seiten um 0,80 m abgesetzt<br />

und ebenfalls durch ein 13,10 m hoch liegendes Fenster<br />

beleuchtet. Die Mantelmauer des Turmes ist aus unregelmäßigen<br />

Kalksteinen, das Innere der Mauer in Grätenform<br />

gegossen, die Ecken aus großem Buckelquadern herge-


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 45<br />

stellt. Nach dem Bau ließ man die waagrecht liegenden Bengel<br />

des Gerüstes eingemauert und hat sie bloß abgehauen. Einige<br />

davon staken noch 1914 in der Mauerdicke.)<br />

In der südöstlichen Zwingerecke sind Spuren eines Wächterhäuschens<br />

und etwas mehr südlich ist ein Tor anzunehmen<br />

(auf das der jetzige Schloß weg führt). An beiden Enden des<br />

Halsgrabens sieht man vorspringende runde Hügel vom Grabenaushub.<br />

In großem Abstand zieht sich der äußere Wallgraben<br />

an der Ost- und Südseite um das östliche Gelände<br />

herum, einen großen Vorhof einschließend (1545 „Hinterer<br />

Vorhof"). Gegen Norden fällt der Nehberg steil ab. Die Beschaffenheit<br />

des Wallgrabens, der im Norden an der Halde<br />

aufhört, erinnert an vorgeschichtliche Anlagen, ähnlich wie<br />

Burg Eselsberg und Führheim b. Heidenheim. Ursprünglich ist<br />

Palisadenbefestigung hinter diesem Graben sehr wahrscheinlich.<br />

Ob im Mittelalter an dessen Stelle eine Ummauerung<br />

kam, konnte noch nicht genügend untersucht werden. (Die<br />

Mauerfundamente sind gut sichtbar, dort wo der Fußweg<br />

am Nordabhang diesen Hinteren Graben schneidet, dem übrigens<br />

in wenig Abstand noch ein zweiter vorgelagert gewesen<br />

zu sein scheint!) Die ganze Burganlage mit ihren Gräben<br />

und Wällen gehört zu den Abschnittburgen. Gegen eine Gipfelburg<br />

spricht der Umstand, daß gegen Osten ein großes ebenes<br />

Gelände (eben der 1545 sog. Hintere Vorhof) vorgelagert<br />

ist.<br />

Eineck (d. h. das Frundspürglin von 1545 auf dem Seeheimerberg)<br />

war sicherlich eine Ritterburg. Man sieht Spuren<br />

von zwei Gebäuden und Zwinger. Ein Turm scheint nicht<br />

vorhanden gewesen zu sein.<br />

Aloises Schlößle (der um 1930 wiederentdeckte Ringelstein)<br />

habe ich genau aufgenommen. Grabungen sind hier<br />

zwecklos, da alles auf nacktem Felsen aufgebaut ist. Die<br />

Mauern konnten noch an allen fünf Seiten ohne weiteres<br />

festgestellt werden. Dieses Bürgle denke ich mir ehemals als<br />

Wohnturm und diente wohl als eine Art Vorposten einer größeren<br />

Burg zur Vermittlung von Signalen in Zeiten der Gefahr.<br />

(Doch war Ringelstein nach Ausweis der Urkunden eine<br />

selbständige, wenn auch kleine Burg. Man sieht von ihm gut<br />

Trochtelfinger Flurnamen<br />

Der Schreiber sieht sich veranlaßt, die Flurnamen aus der<br />

Flurkarte, aufgenommen 1847, zu veröffentlichen, damit diese<br />

Freunden der <strong>Heimat</strong>kunde und evtl. der Sprachwissenschaft<br />

Anlaß zu Ueberlegungen gebe.<br />

Ortsbezirk Trochtelfingen: Neue Wiese, Mittelwiesen, Schutzengel,<br />

In der Bitze, Braike, beim Käpelle, Mühlgäßle,<br />

Eittingen, Tannenhart, am Talweg, Kressenberg, Hinter<br />

den Mauern.<br />

Blatt I: Haidbirken, äußerer Hühnerbühl, innerer Hühnerbühl.<br />

Blatt II: Großengstinger Grenze, Haid, Haidbirken, Finstere<br />

Birken, Beim Kreuzstein, Haid b. Großengstinger Fußweg.<br />

Blatt III: Finstere Birken, Auf Hinten, Brauninger Thal,<br />

Buch, Meidelstetter Oeschle, Spitzhäule.<br />

Blatt IV: Schopfenlocher Burren, Schopfloch.<br />

Blatt V: Innerer Hühnerbrühl, Im Zimmerloch, hinter Schopfloch,<br />

Schopfenloch, Mönchsbühl, vor der Stundtafel, Kutzhut,<br />

Haid, vor dem Klammberg, Birkschachen.<br />

Blatt VI: Haid, Schweikertsbühl, vor dem Klammberg, vor<br />

Schweikertsbühl, Haid am Großengstinger Fußweg, Hinterm<br />

Klammberg, Heiligental, Greifenwirtsbühl.<br />

Blatt VII: Haid am Großengstinger Fußweg, Braunings Thal,<br />

am Buch, Triebbuch, Mittelbuch, das hintere Buch, Wasserstein.<br />

Blatt VIII: Killberg, Rubenhäule — (oder Bubenhäule), Wasserstein,<br />

Ameisen Burren, Aiwiesen, Häulen, Dacherstein<br />

F. F. Herrschaftswald.<br />

Blat IX: Eichert, Sonnenthäle, beim äußeren Apfelbaum, Hohen<br />

Oesch, auf äußeren Kerren, auf Engstergert, Brosisberg,<br />

Schopflochburren.<br />

Blatt X: Mönchsbühl (kann auch Münchsbühl heißen), Schopfloch,<br />

hinter Gattenberg, Kutzhut, Gattenberg, Birkschachen,<br />

hinter Stumpbuch, in der Stumpbuch, Stumpbuch,<br />

Ziegelberg, Brosishag, Auf Engstergert, vor Gatten, auf<br />

der obern Thunsäure, Im Heuweg, vor Stumbuch, Heiligenbühl,<br />

Halbstundtafel, vorm Ziegelberg, Bottenhäle,<br />

hinter Spitzigenberg.<br />

Blatt XI: Birkschachen, vor dem Klammberg, Hasenthäle, hinter<br />

Ziegelberg, Ruprechtsberg, Greifenwirthsbühl, Rosbühl,<br />

Triebbuch, vor Ruprechtsberg, Ziegelberg, Bottenthal, hinter<br />

Spitzigenberg, Kästle, innerer Buchbühl, Goldberg.<br />

zur Burg Ringingen und zur namenlosen Burg auf dem Hausener<br />

Kapf!)<br />

Ich bin in Ringingen sehr gut aufgenommen worden. Ihr<br />

Herr Bruder hat mich am Bahnhof mit einem Fuhrwerk abgeholt.<br />

Mit Landeskonservator Prof. Laur habe ich mich gut<br />

verstanden. Er meinte, wenn etwas Ordentliches herauskomme,<br />

werde er den Plan für das Hohenzollerische Denkmälerwerk<br />

verwenden können. Der Plan ist 43 zu 25 cm groß<br />

und kann beliebig photographiert werden, wenn zuvor die<br />

Zeichnung in Tusche und Feder ausgeführt ist, was noch geschieht.<br />

Von den Steinabzügen kommt das Stück deshalb auf<br />

3 Mark, weil diese mit Wappen etwas von Hand koloriert<br />

werden sollten. Die Arbeit für auf den Stein zeichnen muß<br />

auch mit einkalkuliert werden. Ohne Farben kommt das<br />

Stück auf ca. 2 Mark. Billiger käme es nur, wenn einige<br />

hundert gedruckt würden. Bei kleinerer Zahl kommt nur<br />

Handabzug in Frage. Beginnen kann ich damit erst nach<br />

Pfingsten, indem ich zuvor noch in Upfingen die freigelegten<br />

Wandgemälde fertig machen muß. Im Augenblick habe ich<br />

eine größere Anzahl Oelgemälde zu restaurieren nach Iii er -<br />

tissen. Vom Burgenforschen allein kann ich nicht leben. So<br />

muß ich Gemälderestaurieren dazunehmen, um die Zeit auszufüllen.<br />

Falls Sie den Beschrieb mit der Schreibmaschine<br />

umschreiben, bevor dieser in Druck kommt, können Sie ruhig<br />

in der Satzstellung Verbesserungen vornehmen. Nur der Sinn<br />

sollte erhalten bleiben, obschon noch manches problematisch<br />

bleibt.<br />

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster<br />

Konrad Albert Koch."<br />

Nachschrift: Das Eingeklammerte ist von mir ergänzt.<br />

Die Ergebnisse der Burgenforschung wurden in den Blättern<br />

des Schwäb. Albvereins 1930, Sp. 205 ff. mit Bildern veröffentlicht.<br />

Eine weitere Beschreibung steht in „Hohenz. <strong>Heimat</strong>"<br />

1961 S. 6 und 23 mit allen Ergänzungen, Grundriß und<br />

Rekonstruktion. Ringelstein und Eineck (Frundspurglin) sind<br />

dann ebenda 1961, 40—42 beschrieben. Die Klischees liegen in<br />

der Hohenzoll. <strong>Heimat</strong>bücherei Hechingen. Joh. A. Kraus.<br />

der Flurkarte von 1847<br />

Blatt XII: Triebbuch, das vordere Buch, Mittelbuch, Wasserstein,<br />

Killberg, Eggenfrischer Burren, Eggenfrischerthal,<br />

Goldberg, Rubenhäule.<br />

Blatt XIII: Killberg, Rubenhäule, Wasserstein, Ameisen Burren,<br />

Aiwiesen, Haulen, Dacherstein F. F. Herrschaftswald,<br />

Wasserstein Stadtwald.<br />

Blatt XIV: auf Eichert, beim Bitzerthau, Bizerthau, Bitzert,<br />

in Schießbirken.<br />

Blatt XV: Auf Eichert, Sonnenthäle, beim äußeren Apfelbaum,<br />

auf äußeren Kerren, zwischen Kerren, Au, bei der<br />

runden Buch, Innere Kerren, Bizert, Säuren, Schießbirken,<br />

Michelbergsrain, Dirnenthal, innerer Heuweg, beim<br />

Eichele, Häbere.<br />

Blatt XVI: im Heuweg, innere Kerren, Grindel, Halbstundtafel,<br />

Hasenthal, Hinterspitzigberg, Hintere Burg, Ziegelhaus,<br />

Gaisbühl, Flachsbühl, Staigle, Hasenthal, Ehraus.<br />

Blatt XVII: Hinter Spitzigenberg, Kästle, vorderer Spitzigenberg,<br />

Hintere Burg, Staigle, Stekberg, Erbsenland, Lipetshorn,<br />

Aichelenberg, Goldberg, Roßbühl, bei Wezeisburg.<br />

Blatt XVIII: Goldberg, Lippertshorn, beim Aichelenberg,<br />

Bübenhäule, Ameisenberg, Bissingen, bei Wetzeisburg,<br />

Wetzeisburg, hinter Wetzeisburg, Altenmannshorn, Laien,<br />

hinter Bargen, Bargen.<br />

Blatt XIX: beschreibt einen Ausschnitt Steinhilber Gemarkung<br />

und deren Flurnamen.<br />

Blatt XX: Schießbirken, Wolfsbühl, Wilhelmsbühl, Nutenberg,<br />

Grafenthal, Schlegelswelze.<br />

Blatt XXI: Schießbirken, Frühmeßbühl, Schießbirken, Dirrenthal,<br />

Michelsbergersrain, Schwanberg, beim geschlagenen<br />

Kreuz, Häbere, beim Eichele, Dirrenthal, Dettenloch,<br />

Wilhelmsbühl, Melchingerweg, Nutenberg, Hinter<br />

Rukbein, Hofäcker, am Krähenbergle, Lettcngrüble.<br />

Blatt XXII.: Dettenloch, Wolfsstock, Sandgrube, am Grehenbergle,<br />

hinter Kallenberg, Kallenberg (müßte Galgenberg<br />

heißen!), an der Burg, hinter der Burg, Ehraus, Stekberg,<br />

Hagbronnen, Ehraus, Burg, an der Burg, Burgstall.<br />

Blatt XXIII: Stekberg, Hinterm Stekberg, Storkenhalde, auf<br />

Rieden, Burgstall, Roßbuckel, Rübteiläcker, Bargen, Wezelsburg,<br />

Rieden, Tiefental.<br />

Blatt XXIV: Wezelburg, vor Wezelburg, hinter Wezelburg.<br />

Blatt XXV: Schlegel Wälzle, Huttenberg, Grafenthal, Badersbergle,<br />

Eulenberg, Lange Halden.


46 H O H E N Z O L L E R I S C H E HEIMAT Jahrgang 1967<br />

Blatt XXVI: Nutenberg, Hinter Rukbein, Rukbein, Wannen,<br />

Klein Oeschle, in der Bitze, im mittleren Oeschle, auf<br />

langen Halde, Lange Halde, vor langen Halde, Langenhalde,<br />

bei der Kapelle, Mühltal, in krummen Acker,<br />

Aufzügen.<br />

Blatt XXVII: Kallenberg, an der Burg, Braike, zwischen den<br />

Mühlen, beim Kapelle, Eittingen, Burgstall, Katzenstaigle,<br />

Tannenhart, in der Bitze, im mittleren Oeschle, Aufhöfen,<br />

Mittelwiesen, Schutzengel, Mühlgäßle, am Thalweg, Neue<br />

Wiesen, Brühl, hinter den Mauern, Kressenberg, auf der<br />

Staig, Vogelberg, Aufzügen, Mühlthal, Degelberg.<br />

Blatt XXVIII: Rieden, Oberstetter Weg, Katzensteigle, auf<br />

Tannenhart, Tannenhart, Thalweg, auf der Staig, Vogelberg,<br />

Bahnholz, Harthauser Weg, am Steinhilber Todtenweg,<br />

bei Roßhart Schachen.<br />

Blatt XXIX: Oberstetterweg, Roßartschachen, hinter dem<br />

Bahnholz, Bahnholz.<br />

Blatt XXX: Langehalde, vor langen Halden, Winkelhau, in<br />

Krummenacker, im Winkel, in Aufzügen, in alten Rübteilen,<br />

Hennerstein.<br />

Franziskaner-Hochschule aufgelöst<br />

Sigmaringen. Die Theologisch-Philosophische Hochschule<br />

des Franziskanerordens in Sigmaringen wird wegen fehlenden<br />

Nachwuchses aufgelöst. Die thüringische Provinz der<br />

Franziskaner in Fulda wird in Zukunft ihre Novizen zusammen<br />

mit denen der bayerischen Provinz in München und<br />

in Fulda studieren lassen. Die Hochschule in Sigmaringen,<br />

eine vollgültige Hochschule mit zwei Fakultäten, wurde 1894<br />

in dem damals wiederbesiedelten Franziskanerkloster Gorheim<br />

in Sigmaringen eingerichtet. In ihr haben seither viele<br />

Hundert in Deutschland tätige Franziskaner der thüringischen<br />

Provinz, Japan-Missionare und zahlreiche Ausländer,<br />

darunter Japaner und andere Asiaten, studiert.<br />

Alle Patronatsrechte aufgehoben hat (laut Amtsblatt der<br />

Erzdiözese Freiburg vom 8. März 1967) der Papst Paul VI.<br />

durch Motu proprio vom 13. August 1966. Die hohenzollerischen<br />

Pfarreien, für die bisher die Fürsten von Hohenzollern<br />

und Fürstenberg die Seelsorger präsentierten, unterstehen<br />

also künftig nur noch dem Erzbischof zur freien Verleihung.<br />

Hohenzollerische Mönche und Laien sind aufgeführt in dem<br />

Werk von Klaus Schreiner „Sozial- und standesgeschichtliche<br />

Untersuchungen zu den Benediktinerkonventen im östlichen<br />

Schwarzwald (1964 Kohlhammerverlag. B/Forschungen 31):<br />

Fauler Stephan von Hettingen 1590, 1603 im Kloster<br />

Reichenbach Mönch; entschließt sich katholisch zu bleiben (S.<br />

222). Dietrich von Steinhilben 1343, Laie, ist Vormund<br />

der dementia geb. Bellenstein und ihres Sohnes Hug<br />

von Thalheim (S. 213). Jakob von Steinhilben 1474,<br />

1490, 1509 Prior zum Kniebis (S. 290). Werner von<br />

Steinhilben 1296, Mönch und Kustos im Kl. Reichenbach;<br />

sein Verwandter ist Diemo von Steinhilben 1289<br />

(S. 210). Menloch der Hülwer (urspr. wohl von Steinhilben)<br />

1358 mit Geschwistern Elisabeth und Adelheid, Klosterfrauen<br />

zu Engeltal, und Heinz der Hülwer von<br />

Schenkenzell 1361, 1388; und Dietrich der Hülwer 1388<br />

(S. 213). Pirster Willibald aus Haigerloch (S. 299)<br />

machte 1627 Profess im Kl. Kniebis, hatte in Dillingen studiert,<br />

1628 in Ochsenhausen, 1638 Vikar in Furtwangen, Prior<br />

von Amtenhausen 1647—54, wo er starb. Seine Schwester<br />

Maria Jakobea war Nonne im Kl. Stetten bei Hech. 1644<br />

nach Mones Quellensamml. II. 444. Wilhelm von Ringelstein,<br />

Heinrichs Sohn, ist 1452 zweiter Gatte der Ursula<br />

von Stetten i. R., deren erster Mann Reinhard Maiser<br />

vom Berg 1408—1443 vorkommt (Stammtafel S. 146, 147).<br />

Sauter Fabian von Haigerloch, Konventual in Alpirsbach<br />

1509, Prior 1523; wird 1535 vom Hz. Ulrich von Wirtemberg<br />

durch ein Leibgeding von jährl. 40 Gulden abgefertigt (S. 281<br />

bis 282). Johann von Trochtelfingen (Hohz.) 1307<br />

Konventual in Reichenbach, niederadlig (S. 211). Laut Wappens<br />

ist sein Stammesgenosse Ulrich von Truchtelfingen<br />

(beachte unten!), 1339 Mönch in St. Georgen,<br />

Abt 1347, 1359 abgesetzt, wieder Abt 1364, starb in Rottweil<br />

am 3. März 1368. Er hatte 1365 im Wappen einen stehenden<br />

Teufel wie der Laie Ulrich von Trochtelfingen<br />

1418. Des Abtes Schwestermann war Erkenbold von Ortenberg<br />

1379 (S. 225). Vgl. dazu „Hohz. <strong>Heimat</strong>" 1958, 28! BurkartderZimmerer<br />

(wohl Heiligenzimmern) 1344 Mönch<br />

in St. Georgen, 1379 Propst in St. Marx, stiftet beim Klostereintritt<br />

für sich und seinen Bruder Dietrich, Konventbruder<br />

zu St. Georgen, ein Leibgeding mit Gütern zu Balgheim,<br />

Dürbheim und Zeysenheim (S. 235). Krs.<br />

Blatt XXXI: in Aufzügen, in alten Rübteilen, Neu Wasser,<br />

Schelmenthal, Kressenberg, Vogelberg, Gritter, Buchschorren,<br />

Nussenhäule, Hünenstein, unter Wasser, Rothe<br />

Halde, auf der rothen Halde.<br />

Blatt XXXII: auf der Staig, Vogelberg, Kressenberg, Ziegel -<br />

häule, Grittier, Gmeinenmerk, auf der Sommerau, Langenhag,<br />

im Thäle, am Harthauser Weg, Bahnholz, hinter dem<br />

Bahnholz, im Brand, viereckige Schachen.<br />

Blatt XXXIII: Bahnholz, hinter dem Bahnholz, im Brand,<br />

viereckiger Schachen, vor Süssen, hinter Garbetsrain,<br />

Garbetsrain.<br />

Blatt XXXIV: Buchschorren, Nussenhäule.<br />

Blatt XXXV: Gemeinmerk, Schwarzhülb, auf der Sommerau,<br />

ob der Schwarzhülb, Süssen.<br />

Blatt XXXVI: Vor Süssen, Süssenwald, Garbetsrain, Herrenwäldle,<br />

Hinter Süssen.<br />

Die Flurnamen wiederholen sich, weil die verschiedenen<br />

Blätter wesentliche Ueberschneidungen aufweisen. Es ist beachtenswert,<br />

daß die Schreibweise von Blatt zu Blatt verschieden<br />

ist. Johannes Martin S c h o s e r.<br />

Erdöl wird seit einiger Zeit auch in Hohenzollern aus dem<br />

Boden gepumpt, nachdem seit fast 20 Jahren in der Pfullendorfer<br />

Gegend danach gebohrt wurde. So sieht man im südlichen<br />

Weithart bei Mottschieß und Magenbuch die<br />

gemächlich auf- und abnickenden Pumpen in Tätigkeit. Seit<br />

Januar 1967 begann auch auf Gemarkung Kloster Wald die<br />

Förderung des begehrten Oels aus 900 m Tiefe, während sonst<br />

meist 1500 m tief gebohrt werden mußte. Die Grundstückseigentümer<br />

sollten sich von vorn herein gewisse Prozente<br />

sichern. Krs.<br />

Besitz der Grafen von Zollern in Stetten bei Haigerlocli?<br />

Nach der Zwiefalter Chronik des Mönchs Berthold 1 ) schenkte<br />

die Gräfin Udilhild von Zollern, geborene von Urach (gest.<br />

um 1134) ans Kloster Zwiefalten u. a. „Kelch, Meßgewand und<br />

andere Kirchengeräte, obendrein noch eine Hube in Stetten,<br />

eine in Engstlatt, eine in Hart, eine in Streichen und<br />

zwei in Thanheim". Die Herausgeber der Chronik bemerken<br />

zu Stetten lediglich, es liege in Hohenzollern. Hans Josef<br />

Wollasch 2 ) deutete es als Stetten bei Haigerloch, weil dieser<br />

ganze Ort mit Ausnahme eines Mansus ans Kloster St. Georgen<br />

im Schwarzwald kam, und er einen Mansus als gleichbedeutend<br />

mit Hube oderBauerngut ansah. Auch wollte<br />

er aus dieser Vermutung auf eine Verwandtschaft des St.<br />

Georger Stifters Hesso mit den Zollergrafen schließen. Es<br />

blieb jedoch leere Vermutung, dieser Mansus habe in Stetten<br />

bei Haigerloch gelegen, zumal Rudolf Seigel den Mansus ltdiglich<br />

als „Hofstätte mit Wohnhaus und Wirtschaftsgebäuden"<br />

erklärt 3 ). Daß die Grafen von Zollern ausgerechnet in<br />

Stetten bei Haigerloch begütert gewesen seien, ist eine weitere<br />

unbewiesene Vermutung, wahrscheinlich erschlossen aus<br />

der irrigen Gleichsetzung der alten Grafen von Haigerloch-<br />

Wieseneck mit den Zollergrafen. Neuestens hat Hansmartin<br />

Schwarzmaier 4 ) die These Wollaschs wieder aufgegriffen und<br />

sie als „sorgfältige Beweisführung" bezeichnet. Ich selbst vermutete<br />

5 ) im fraglichen Stetten die Stiftung Udilhilds von<br />

Zollern das Dorf Stetten unter Zollern, wo natürlich<br />

dieser Mansus später mit ziemlicher Sicherheit ans jüngere<br />

Frauenkloster Stetten gekommen sein dürfte. Es stehen<br />

also Vermutung gegen Vermutung, wobei sicherlich<br />

die Grafen von Zollern eher in Stetten bei Hechingen<br />

bzw. unter Zollern, als bei Haigerloch, dem alten Gebiete der<br />

Haigerlocher Grafen, begütert gewesen sein werden! Schwarzmaier<br />

konnte sich nun nicht versagen, am angegebenen Ort<br />

zu bemerken, meine kritischen Notizen zu Wollachs Buch<br />

„gingen an dessen eigentlichem Anliegen völlig vorbei und<br />

erweckten den Anschein, es handle sich hierbei um eine in<br />

vielen Fällen anfechtbare besitzgeschichtliche Untersuchung;<br />

das tatsächliche Thema bleibe davon unberührt". Dies klingt<br />

merkwürdig, da laut Ueberschrift meines Aufsatzes mir das<br />

Anliegen Wollachs völlig nebensächlich war. Es ging nur<br />

um die Festlegung oder Lokalisierung des<br />

St. Georger Klosterbesitzes. Man kann sich des<br />

Eindrucks nicht erwehren, als ob es Schwarzmaier ungelegen<br />

kam, daß ein gewöhnlicher „Kärrner", und nicht ein approbierter<br />

„Doktor", zu diesen besitzgeschichtlichen Fragen Stellung<br />

genommen hatte. J. A. Kr aus.<br />

A merkungen: i) König-Müller, Die Zwiefalter Chroniken Ortliebs und<br />

Bertholds, Stuttgart 1941, S. 171. 2) Hans Josef Wollasch, Die Anfänge des<br />

Klosters St. Georgen im Schwarzwald, Freiburg 1964, S. 15, Anmerkung 52, und<br />

S. 65 u. 75. 3) Zeitschrift f. Hohenzollerische Geschichte 1966, S. 10. 4) Ebenda.<br />

S. 30. 5) Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 112, 1964, 533 f.


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 47<br />

Die Funde vom Gammertinger Alten Schloß an der Fehla<br />

(12. Jh.), die bei den Ausgrabungen der letzten Jahre zutage<br />

gekommen waren, haben ausnahmsweise wegen ihrer Seltenheit<br />

auch einen hohen materiellen Wert gezeitigt. Es handelt<br />

sich um sechs aus Bein geschnitzte Schachfiguren und<br />

fünf Spielsteine mit Tierdarstellungen, die vom Gemeinderat<br />

um 25 000 DM an das Württembergische Landesmuseum<br />

verkauft worden sind. An sich einfach gestaltet, gehören<br />

sie wegen ihres historischen Wertes in ein großes<br />

Museum, wo auch die notwendigen Sicherungsmaßnahmen<br />

getroffen sind, wie sie die Stadt Gammertingen niemals bieten<br />

könnte. Sie begnügt sich mit Kopien, die übrigens von den<br />

Originalen kaum zu unterscheiden sind! Krs.<br />

Wanderschulmeister<br />

Im Jahre 1768 wurde zu Ringingen (Hohz.) ein Johann<br />

LeonhardRupprecht aus Augsburg, ein „vagabund<br />

u s", als Schulmeister angenommen, der bis 1771 hier blieb.<br />

Die Bezeichnung vagabundus im Kirchenbuch bedeutet aber<br />

beileibe nicht Vagabund oder Landstreicher, sonder „Herumziehender"<br />

(nämlich Krämer und Schulmeister). Auch der 1725<br />

bis 1732 in Ringingen tätige Schulmeister und Krämer Thaddäus<br />

Seltner aus Geislingen bei Balingen erscheint dann<br />

als Lehrer im Killertal. Er war also ebenfalls ein „Wanderer".<br />

Solche Wanderschulmeister sind schon im Jahre 1517 in der<br />

Waldshuter Gegend nachzuweisen und haben im ganzen<br />

Lande mit Prospekten für sich geworben, also sich angetragen,<br />

die Bildung zu mehren. Ein derartiger Prospekt aus der<br />

Hand keines Geringeren als Holbeins des Jüngeren<br />

ist noch in Basel erhalten. Darin erbot sich einer: „falls jemand<br />

hier wäre, der gern weit lernen dütsch schriben und<br />

läsen", dazu Anleitung zu geben und versprach, „daß jeder<br />

drüwlich gelert wirt, allerdings umb ein zimblichen (agemessenen)<br />

Lon". In Waldshut war ein Großteil der Bevölkerung<br />

damals (1517) von den Lehrern nicht sehr begeistert. Die Einwohner<br />

sagten: „Die Schuelmaister, die dahie dütsch leren<br />

und allerhand Zeüg, sind wol guet für die patrizischen (vornehmeren)<br />

Leut. Unsereins aber soll zu sehen, daß die Kindt<br />

arbaiten lernen, das Handwerk begriffen und in der Kirch<br />

ufpassen. Wir bruchen kaine Schuelmeister. Auch die Kosten<br />

sind zu vill." Der gleichen Ansicht waren manche Waldshuter<br />

noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Lehrer längst<br />

nicht mehr wanderten: „Wozu brauchen wir soviele Lehrer.<br />

Sie kosten nur viel Geld. Sie züchten Intelligenz, die gefährlich<br />

werden kann!"<br />

Da die herumziehenden Schulmeister meist nicht lange am<br />

Ort zu bleiben pflegten, ist über sie auch nicht viel aufgeschrieben.<br />

In Ringingen kann man einen eingeborenen Lehrer<br />

erst seit 1701 nachweisen, darf jedoch annehmen, daß schon<br />

vorher schreibkundige Leute, vielleicht Wanderer, ihre Kunst<br />

gelehrt haben. Wenigstens konnten 1666 immerhin einige<br />

Männer, wenn auch nicht alle, nachweisbar ihren Namen<br />

schreiben. Krs.<br />

Salmendinger Inschrift: Auf dem linken Seitenaltar der<br />

Pfarrkirche, der 1750 vom Ringinger Schreiner Joseph Neser<br />

geschaffen wurde, und ein Gemälde „Josephs Tod" von Franz<br />

Jos. Spiegier von 1752 zeigt, sieht man eine vom Kunstdenkmälerwerk<br />

nicht beachtete Inschrift: „ex Inslgnl benefICIo<br />

Iosephl Dieter CaVponls agnl et Marlae annae relnln<br />

Vxorls eIVs" d. h. Aus besonderer Wohltat des Lammwirts<br />

Joseph Dieter und seiner Gattin Maria Anna Reinin". Das<br />

Merkwürdige ist, daß die römischen Zahlbuchstaben, die<br />

groß gemalt sind, zusammengezählt weder das Jahr der<br />

Entstehung des Altars, noch des Bildes, sondern 1 7 3 0 ergibt.<br />

Wer kann dieses Rätsel erklären? Handelt es sich um ein<br />

Versehen, wie bei der Inschrift auf dem Grabkreuz des<br />

Ringinger Pfarrers Johann Bapt. Maria Bitzenhofer, der am<br />

Melchinger Kirchturm begraben liegt? Dort ist das Geburtsjahr<br />

irrig mit 1669, statt richtig 1699 angegeben! Bei größeren<br />

Arbeiten mit hunderten von Namen und Zahlen sind Versehen<br />

sehr leicht möglich, was unerfahrene Leser oft übel<br />

nehmen. So z. B., wenn einmal in Ringingen der Meistertitel<br />

ungewollt vom Flaschner B. Maier auf den Zimmermann<br />

A. Hochsticher hinüberrutschte, oder wenn dem Setzer aus<br />

„Eselein" einmal lächerliche „Eseleien" wurden!<br />

Berichtigung: Gerne teilen wir den geneigten Lehern mit,<br />

daß laut freundlicher Mitteilung des Statistischen Landesamtes<br />

die neuesten Karten 1 :25000 seit 1947 auch wieder<br />

auf Blatt Trochtelfingen die Namen Haid und Hintere<br />

Burg (d. i. die neuentdeckte H a i d b u r g der vorigen Nummer)<br />

verzeichnen, was in den früheren Ausgaben nicht der<br />

Fall gewesen war.<br />

Kraus<br />

Vilsingen und Inzigkofen<br />

An Zinstag vor Maria Reinigung (Jan. 29) des Jahres 1499<br />

urkundete Graf Jörg von Werdenberg über eine Tagsatzung:<br />

Amtmann, Richter und Gemeinde Vilsingen klagten gegen die<br />

Bauernschaft zu Inzigkofen: Wiewohl Trieb und Tratt und<br />

Waidgang in der Schlichten, der Speck und dem Wylerholz<br />

ihnen und dem Dorf zustehen und sie diese mit ihrem Vieh<br />

beschlagen und genossen haben, so unterstehen sich die Inzigkofer,<br />

mit ihrem Zug- und Herdenvieh auch darein zu treiben.<br />

Inzigkofen antwortet: Sie und ihre Vorfahren hätten mit<br />

Zug- und Herdenvieh in der Schlichten, vor dem Sunderhart<br />

hinaus gen Kalchbrunnen, in der Oespan und im Wylerholz<br />

allweg gehalten und vermeinen, daselbst Trieb und Tratt zu<br />

haben. Vilsingen entgegnet: Die Inzigkofer seien nur gelegentlich<br />

mit ihrem Zugvieh in das Wylerholz gefahren, aber nur<br />

mit Vilsinger Erlaubnis und niemals mit dem Herdenvieh.<br />

Trieb und Tratt gehörten nur den Vilsingern. Nach Verhörung<br />

der Kundschaft und gepflogenem Rat fällte der Kommissar,<br />

nämlich der Sohn des Grafen Jörg, Christoph Graf zu Werdenberg,<br />

das Urteil: Die Inzigkofer müssen mit ihrem Herdenvieh<br />

die Vilsinger an ihrem Trieb und Tratt in der<br />

Schlichten, der Speck und Wylerholz ungeirrt lassen. Mit dem<br />

Zugvieh dürfen sie aber den Espan, an der Schlichten hinunter,<br />

durch das Wylerholz hinaus gen Kalchbrunnen einen<br />

Triebweg haben, doch nicht darin Halt machen. (Staatsarchiv<br />

Sigmaringen; ungenau im Fürstenbg. Urkb. 7, 191; Der Kalchbrunnen<br />

dürfte wohl das Kriesenlochbrünnele sein? Krs.<br />

Die Frühjahrsstürme im Februar und März haben auch in<br />

Hohenzollern in Wäldern größten Schaden verursacht. Die<br />

Gemeinde Gammertingen beziffert das Sturmholz auf 5000<br />

Festmeter in den Abteilungen Gamenloch, Keckental, Wiedenhau,<br />

Offenberg und Herdle.<br />

Mit Hätzen, Käuzen und Leimruten durfte man einst im<br />

Zollerischen den Vögeln nachstellen (Hohz. JHeft 1964, 203).<br />

Bergemann sagt dazu: „Die Bedeutung des Ausdruckes Hätzen<br />

ist fraglich. Es kann sich um eine besondere Jagdart, aber<br />

auch um eine Beizvogelart handeln." Letzteres dürfte wohl<br />

gemeint sein, da man in der Mundart unter Hätzen die<br />

Elstern (Pica) versteht.<br />

Gocke(n)hea(n)le heißen in Ringingen die rot und später<br />

blau blühenden Waldpflanzen der Platterbse (Latyrus).<br />

Nach H. Fischers Schwäb. Wörterbuch werden mit diesem<br />

Namen in Schwaben noch eine ganze Reihe erbsenähnlicher<br />

Pflanzen belegt. Warum gerade „Gockel und Hühnle"?<br />

Wegen der beiden Farben? Krs.<br />

K. II. Kiesinger, der Bundeskanzler, stammt aus einer<br />

Mischehe in Ebingen. Seine Ahnen gehen nach dem nahen,<br />

protestantischen Tieringen zurück. Sprachlich dürfte der<br />

Name Kiesinger mit dem Ort Kissingen zusammenhängen,<br />

oder mit dem Dorf Gisingen, dem heutigen Geisingen.<br />

An das<br />

Postamt<br />

in


48 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang 19(57<br />

Grimeus Jakob, nicht Primeus, steht tatsächlich 1581 in den<br />

Matrikeln der Universität Freiburg für den Veringer<br />

Studenten. Das ist natürlich verhört für Grineus, Griner,<br />

heute Gröner (Matrikel hgg. von J. Mayer I, 590 Nr. 8 und<br />

Hohenz. <strong>Heimat</strong> 1967, 10). H. H. Josef Schülzle aus Burladingen<br />

in Köln hat auf den vermutlichen Irrtum hingewiesen,<br />

und das Universitätsarchiv bestätigte den Flüchtigkeitsfehler.<br />

Krs.<br />

Kätene Oefen<br />

Kingingen. ..Kätene Oefen bleiben länger warm, als eiserne",<br />

pflegten die Alten zu sagen. In vielen Stuben standen<br />

große Kastenöfen aus gegossenen Platten, in anderen dagegen<br />

Kachelöfen, eben „k ä t e n e". Die Gauselfinger Häfner Klaiber<br />

haben noch vor wenigen Jahren solche selbst hergestellt,<br />

die Kacheln gebrannt, einige sogar mit dem hiesigen Ortswappen<br />

geschmückt, und dann kunstvoll mit Lehm aufgebaut.<br />

Was soll nun der Name kätene Oefen? Nach H.<br />

Fischers Schwäbischem Wörterbuch liegt das mittelhochdeutsche<br />

Wort k a t zugrunde, das verwandt ist mit dem<br />

norddeutschen Kot, und soviel bedeutet wie Dreck, Lehm,<br />

ja selbst Exkremente. Der Name stammt also aus einer Zeit,<br />

als die Oefen noch ganz aus Lehm hergestellt wurden. Das<br />

Wort Ofen selbst hieß im Althochdeutschen o v a n, angelsächsisch<br />

ofen. Es hat viele Verwandte in der indogermanischen<br />

Sprachsippe und bedeutet eigentlich, der altertümlichsten<br />

Form des Ofens entsprechend, Hafen oder Topf, der<br />

ja ursprünglich auch nur aus Lehm geformt war. Als letzte<br />

Erinnerung daran erscheint noch auf den Oefen des 16. Jahrhunderts<br />

ein kuppeiförmiger Aufsatz ähnlich einem umgestülpten<br />

Hafen. Im Schwarzwald war bis vor kurzem als<br />

Teil des Ofens eine Art Bank sehr beliebt, die miterwärmt<br />

wurde und den Namen „K u n s t" führte. Die Bedeutung<br />

dieses Wortes ist umstritten. Vermutlich bedeutet es „kunstvoll<br />

gebaut." Krs.<br />

Inzigkofen und Kalkofen haben angeblich mit Hof und<br />

Ofen nichts zu tun (Zeitschr. für Hohz. Gesch. 2, 1966 S. 246<br />

unten). Dies klingt nicht recht glaubhaft und hätte bewiesen<br />

werden sollen. Denn Kalkofen erinnert doch viel zu stark an<br />

einen Brennofen für Kalk, und Inzigkofens älteste Form lautete<br />

nach Ansicht der Namenforscher Inzing-hofen, war<br />

also eigentlich ein -Ingenort. Was eine „Kufen-(Einschnitt)<br />

-Rodung" sein soll, bleibt schleierhaft. Der häufige Name Espan,<br />

Aispen o. ä. wurde an dieser Stelle schon als E-spann<br />

erklärt (nach Schnetz), d. h. es bezeichnet einen Platz in Ortsnähe,<br />

auf dem rechtmäßig das Vieh „gespannt" (oder<br />

leicht an den Vorderfüßen gefesselt) und geweidet werden<br />

darf. Krs.<br />

Wer verschenkt ältere Nummern der „HOHENZOLLERI-<br />

SCHEN HEIMAT" an interessierten Historiker? Jede Nummer<br />

ist willkommen. Adresse: Werner Häberle, 78 Freiburg-<br />

St. Georgen, Am Dorfbach 28.<br />

BESTELL-SCOEIN<br />

zum Bezug der „Hohenzollerischen <strong>Heimat</strong>"<br />

Ich/wir bestelle(n) ab sofort zum laufenden Bezug<br />

durch die Post Stück „Hohenzollerische <strong>Heimat</strong>",<br />

Verlagspostamt Gammertingen, zum halbjährigen Be-<br />

zugspreis von DM 1.40.<br />

Vor- und Zuname<br />

Genaue Anschrift<br />

Dieser Bestellschein ist bei Neubestellung bzw. Nachbestellungen<br />

der nächsten Poststelle aufzugeben. Um<br />

deutliche Schrift wird gebeten.<br />

Berichtigungen zu H. H. 1967 Seite 17, Zeile 20 von unten:<br />

1012—1080. Zeile 15 v. u.: Die fünf Sternchen bei den Grafennamen<br />

sind irrig stehen geblieben, trotz der Korrektur durch<br />

den Verfasser. Es sollten Kreuzchen sein, also Todesjahre<br />

anzeigen. Seite 21 links: Heinrich von Haidek vermittelte 1240<br />

zwischen Kl. Weißenau (nicht Reichenau). Seite 26 Mitte<br />

links: Almandgasse (nicht Aland-). Seite 26 Mitte rechts Halde<br />

(nicht Hilde). Seite 27 links: Mettelhans Schwelher. Daselbst<br />

Zeile 33: „also genannt". Seite 18 Mitte links: Gattin Judith<br />

864 (nicht 1864). Seite 18 Zeile 16 v. u.: Im Zwiefalter Nekrolog,<br />

wenigstens in der Ausgabe der Monumenta Germaniae,<br />

stehen allerdings viele auswärtige Wohltäter und Freunde des<br />

Klosters, dabei unterm 21. Februar das Gedächtnis des Grafen<br />

Berthold von Hätingen, aber kein Wort davon,<br />

daß er „hic sepultus", d. h. in Zwiefalten begraben sei. Es<br />

muß ein Irrtum vorliegen! Zudem ist diese Angabe der Zimmernschen<br />

Chronik für die Frühzeit mit größter Vorsicht aufzunehmen.<br />

Dies ist der Grund, weshalb bisher niemand auf die<br />

originelle Hypothese kam, Graf Berthold von Hätingen sei ein<br />

Sproß des Gammertinger Grafenhauses gewesen. Im Uebrigen<br />

sind die Forschungen sehr zu begrüßen, damit man endlich<br />

über die im Hohz. Jahresheft 1950, S. 145 fg. gebotenen<br />

Ausführungen hinauskommt!<br />

Anmerkung zur Berichtigung<br />

.. Der Nekrologeintrag: Graf Berthold von Hettingen „hic<br />

sepultus" wurde zitiert nach H. M. Maurer, „Die hochadeligen<br />

Herren von Neuffen und Sperberseck im 12. Jahrhundert"<br />

(Zeitschrift für Württ. Landesgeschichte 1966). Maurer gibt<br />

als Quelle an: Necr. I. 245. Es ist richtig, daß die Angaben<br />

der Zimmerschen Chronik für die Frühzeit mit Vorsicht zu<br />

betrachten sind. Hier handelt es sich aber offensichtlich um<br />

einen Augenzeugenbericht des Chronisten über die alten<br />

Adelsgräber, die im 16. Jahrhundert in Zwiefalten zu sehen<br />

waren. Wie käme er sonst z. B. auf den Grafen Arnold von<br />

Gammertingen, der vom Chronisten Berthold ein einziges Mal<br />

in einem Nebensatz erwähnt wird (Zimmersche Chronik Barack<br />

221; 23).<br />

Nachdem Berthold von Hettingen wegen des Löwenwappens<br />

nicht mit Berthold von Neuffen identisch sein kann,<br />

war die Idee, ihn einer anderen Familie zuzuordnen, keineswegs<br />

originell. Kraus hat schon 1950 versucht, ihn mit Berthold<br />

von Ronsberg gleichzusetzen (Hohenz. Jahreshefte 1950).<br />

Da der Ronsberger aber nicht in Zwiefalten, sondern in Ottobeuren<br />

begraben wurde, kann auch er nicht Berthold von<br />

Hettingen sein. Nachdem es seit Adalbert I. von Gammertingen,<br />

Hettingen und Achalm eine Hettinger Grafenlinie gab,<br />

lag es nahe, Berthold dieser Familie zuzuordnen. Auch das<br />

Wappen (Hettingen roter Löwe in Gold, Gammertingen<br />

blauer Löwe in Silber) drängt diese Verbindung geradezu<br />

auf.<br />

Baldenstein<br />

In dieser Zeitschrift wurde schon öfters nach der Lage von<br />

Baldenstein gefragt. Der Zwiefalter Chronist Berthold berichtet,<br />

daß die Nonne Adelheid, eine Tochter des Grafen Ulrich<br />

(II.) von Gammertingen, dem Kloster 4 Huben und eine Mühle<br />

in Baldenstein schenkte. Das war das halbe Dorf. Die andere<br />

Hälfte des Dorfes, 6 Huben, schenkte Gepa von Dietfurt.<br />

Nach Sulger soll Baldenstein zwischen Inneringen und Jungnau<br />

gelegen haben. Auf den Markungen Inneringen, Hochberg<br />

und Jungnau gibt es jedoch nicht den geringsten Anhalt<br />

für einen Flurnamen Baldenstein. Baldenstein findet man<br />

aber in allernächster Umgebung, nämlich auf Markung<br />

Veringenstadt. Hier gab es noch lange Zeit einen Baldensteiner<br />

Hof. Zusammen mit einigen anderen Höfen bildete<br />

er den Weiler Veringerfeld, der zur Pfarrei Deutstetten gehörte.<br />

Der Weiler erstreckte sich südlich der Straße Veringenstadt—Inneringen<br />

auf der Höhe bis zur Markungsgrenze<br />

Inneringen. In den „Kunstdenkmälern Hohenzollerns" (Bd.<br />

II S. 389) heißt es: „Baldenstein. Abgegangener Hof auf der<br />

Höhe links über dem Tal. 1329 erhält Graf Heinrich von<br />

Veringen den Hof vom Kloster Zwiefalten auf 6 Jahre Nutzung."<br />

Hier ist also nicht nur der Name, sondern auch der<br />

Zwiefalter Besitz erwähnt. Zur Zeit der Schenkung war Baldenstein<br />

ein stattliches Dorf mit 10 Huben und einer Mühle<br />

und 1329 nur noch ein Hof. Was ist in der Zwischenzeit vor<br />

sich gegangen? Allem Anschein nach, sind die Bewohner von<br />

Baldenstein im Anfang des 13. Jahrhunderts in die neugegründete<br />

Stadt Veringen gezogen, ebenso wie die Bewohner<br />

von Deutstetten, Trebstetten und anderer kleiner<br />

Weiler und Höfe in der Umgebung. Von dem Platz, wo Baldenstein<br />

stand, zieht sich ein Trockental zur Lauchert<br />

herunter. Hier bei der Jungeies Wies (Neue Volksschule von<br />

Veringenstadt) dürfen wir die Baldensteiner Mühle vermuten.<br />

Sicherlich mußte sie dem Stadtbau weichen und bekam eine<br />

Nachfolgerin in der Veringer Stadtmühle. Dr. Burkarth


HohenzoDerisehe <strong>Heimat</strong><br />

Vierteljahresblätter für Schule und Haus<br />

Schriftleitung:<br />

Fritz S c h o d e r, Hauptlehrer<br />

7451 Rangendingen, Mühlweg 22<br />

4 P 3828 F<br />

Preis halbjährlich 1.40 DM<br />

Druck und Verlag:<br />

Buchdruckerei S. A c k e r, Gammertingen<br />

Postscheckkonto Stuttgart 35 892<br />

Bank: Hohenz. Landesbank Gammertingen 15<br />

Nummer 4 Gammertingen, Oktober 1967 j17. Jahrgang<br />

Vergangen ist des Sommers hohe Zeit. Die wogenden Fruchtfelder<br />

harrten unter brütender Sommerhitze der Ernte. Erwartungsvoll<br />

sah der Bauer wie seit eh und je derselben entgegen.<br />

Aber wie ganz anders ist heute ihr Vollzug und ihr<br />

Verlauf gegenüber früher. Die Wirtschaftsform im Getreideanbau<br />

blieb zwar dieselbe; die Dreifelderwirtschaft hat sich<br />

trotz des Zeitenwandels erhalten und der Anbau von Weizen,<br />

Gerste und Hafer (bzw. Mischfrucht) in einem Winter-<br />

Sommer-Brachösch wechselt auf unserer Ackerflur in derselben<br />

Folge wie vor Jahrhunderten. Zwar ist der Brachösch<br />

mit Klee und anderen Futterpflanzen, mit Kartoffeln,<br />

Rüben und vereinzelt auch mit Ackerbohnen bebaut. Die<br />

einst gelbblühenden und honigduftenden Rapsfelder und die<br />

blaublühenden Flachsfelder sind verschwunden, desgleichen<br />

hat das Korn (Dinkel), das uns früher so gutes Brot, Küchle<br />

und Bauernspätzle lieferte, dem ertragreicheren Weizenanbau<br />

weichen müssen.<br />

Nachstehende Ausführungen über den Ablauf der Ernte in<br />

früherer Zeit sollte nicht nur die Erinnerung an die Vergangenheit<br />

wachrufen, sondern in einem Beitrag den grundlegenden<br />

Wandel in allen Lebensbereichen zur Industrieund<br />

Massengesellschaft mit aufzeigen. Noch vor Jahrhunzehnten<br />

war Rangendingen ein Kleinbauerndorf. Die Existenzgrundlage<br />

seiner Bewohner bildete in der Hauptsache<br />

der Ackerbau und die Viehzucht. In Ermangelung landw.<br />

Maschinen und motorisierter Zug- und Transportmittel war<br />

der bäuerliche Mensch auf seine eigene Arbeitskraft und auf<br />

die seiner Zugtiere angewiesen. Zwischen ihm, seinem Grund<br />

und Boden, der Natur und dem Herrgott bestanden sehr<br />

enge Beziehungen und die Ernte, die die Ernährung sicherte,<br />

war ein großes gemeinsames Anliegen unserer Bevölkerung.<br />

In einer gewissen Ruhepause zwischen Heuet und Ernte<br />

trafen unsere Väter vielseitige und umfangreiche Erntevorbereitungen.<br />

Zunächst mußte auf dem Fruchtbarn Platz<br />

für die neue Ernte geschaffen werden. Die Mäh- und Erntegeräte<br />

waren auszubessern und teilweise durch neue zu ersetzen.<br />

Das Schneiden der Wieden und diese zum Binden<br />

bereit zu machen, nahm einige Tage in Anspruch. Im Walde<br />

suchten die Bauern schlanke Laubholzschößlinge, schnitten<br />

sie mit dem „Häple", banden sie in Büscheln und ersetzten<br />

damit die fehlenden Garbenbänder. Bereits gebrauchte vom<br />

Vorjahr wurden zum Weichmachen ins Wasser oder in die<br />

Jauchegrube gelegt, damit sie geschmeidig und biegsam wurden.<br />

Im Schopf oder in der Scheune, wo es kühl und schattig<br />

war, saßen die Bauern und machten die frischen Wieden<br />

bindebereit. Das „Knitten" derselben war eine interessante<br />

Tätigkeit und erforderte Geschick und Erfahrung. Stückweise<br />

abgezählt und in Büscheln gebunden standen sie dann<br />

für die Ernte griffbereit. Auch das zum Binden erforderliche<br />

Schaubstroh, das angenetzt auf den Acker gebracht wurde,<br />

wurde bereitgelegt. Hiervon nahm man zum Binden jeder<br />

Garbe einen Wisch und befestigte diesen am oberen Ende der<br />

Wiede, um den der „Wiedboten" gedreht und dann untergeschoben<br />

wurde. Der Schwiebel zum Aufziehen der Garben<br />

durchs „Obadaloch" war zu schmieren und in Ordnung<br />

zu bringen. Ferner waren die Leiterwagen aufzubauen und<br />

leicht gangfähig zu machen und die Gatter, das Spannseil,<br />

die Wellen und Wagentücher wurden angebracht und auf<br />

einwandfreien Gebrauch überprüft. Sogar das Wasserfäßchen<br />

(Lägel) fand unter dem Hinterteil des Wagens seinen Platz.<br />

Für einen einwandfreien Ablauf der Ernte mußte noch an<br />

vieles gedacht werden, wenn man „Unterhäspei" vermeiden<br />

wollte. Kurz vor der Ernte überprüften die Bauern ihre<br />

Fruchtäcker auf Schnittreife. Nach ortsüblicher Bekanntgabe<br />

durch Schellenruf waren die Gewandwege zu öffnen, damit<br />

Die Ernte in früherer Zeit<br />

jedermann ungehindert und ohne Schaden zu verursachen zu<br />

seinem Acker gelangen konnte, und der Feldschütz hatte<br />

darüber zu wachen, daß die alten Ueberfahrtsrechte gewahrt<br />

blieben. Mit Beginn der Ernte zogen schon am frühen Morgen<br />

Männer, Frauen und Jugendliche mit geschärften Sicheln und<br />

mit dem Wetzgeschirr umgürtet zum Schneiden des Brotgetreides<br />

aus. Den Haushalt und den Stall versorgten vielfach<br />

alte Leute und größere Kinder und um die Mittagszeit brachte<br />

man den Schnittern auf weit vom Dorfe abgelegene Aecker<br />

in Körben das Essen und frischen Trank. Mit geübter Hand<br />

wurde die Frucht mit der Sichel geschnitten und jeder armvoll<br />

Getreide in „Sammelten" sorgfältig auf den Acker ausgebreitet,<br />

und oft erst am Abend kehrten die Schnitter müde<br />

und von der Sonne und Hitze fast wie ausgedörrt, aber über<br />

das geleistete Tagwerk, einen Acker geschnitten zu haben,<br />

erfreut, nach Hause. Wenn dann Vater und Mutter zu Hause<br />

einen einigermaßen geordneten Haushalt und einen versorgten<br />

Stall antrafen, ohne noch groß Hand anlegen zu müssen,<br />

waren sie sichtlich erfreut.<br />

Reges Leben herrschte auf den Aeckern beim Binden und<br />

Einbringen der Garben. Mancher Kleinbauer wartete mit<br />

Sehnsucht auf die ersten Garben, besonders dann, wenn der<br />

Mehltrog leer war, und der Fruchtvorrat keine „Mühlefahrt"<br />

mehr gab. In solchen Fällen wurde zum Flegel gegriffen, um<br />

die fehlende Fruchtmenge durch Dreschen oder „Abbausen"<br />

zu gewinnen, denn Mehl und Brot brauchte man in den<br />

Hauptarbeitszeiten in jedem Haushalt mehr als sonst, weil<br />

das oft mehrere Tage hintereinander ausgefallene Mittagessen<br />

durch das Vesper ersetzt werden mußte. Jeder kleinbäuerliche<br />

Betrieb bot für das Einbringen der Ernte — nur<br />

größere Betriebe hatten Knechte oder Mägde oder vorübergehend<br />

eingestellte Erntehelfer zur Verfügung — die gesamte<br />

Mannschaft auf; auch die Kinder mußten sich hierbei,<br />

manchmal über ihre Kräfte hinaus, irgendwie nutzbar<br />

machen. Mit Sicheln wurde die Frucht von den „Sammelten"<br />

in die bereitgelegten Wieden eingetragen und von den Bindern<br />

mit dem Bindnagel zu Garben geknüpft. In der Zwischenzeit<br />

wurden die Zugtiere eingespannt und die Leiterwagen<br />

fahrbereit gemacht, die Zugtiere mit Bremsenöl anzustreichen<br />

durfte so wenig vergessen werden als das Grastuch,<br />

das an der Leiter hing, in dem Essen und Getränke<br />

für die auf dem Acker Beschäftigten in Gras oder Klee möglichst<br />

frischhaltend verstaut war. Wagen an Wagen, schwer<br />

beladen oder leer, rollten über die Straßen und Feldwege<br />

feld- oder heimwärts. Die gebundenen Garben wurden auf<br />

dem Acker gezählt und zu Hause im Bauernkalender aufgeschrieben<br />

und dann sorgfältig auf den Wagen geladen,<br />

„Gleg" um „Gleg". Das Spannen der Wagenladung mit dem<br />

Wiesbaum war eine sehr wichtige Tätigkeit, denn es ging<br />

oft über holperige und einseitig abhängende Feldwege und<br />

nicht selten mußten die Garbenwagen bei der Ausfahrt vom<br />

Acker in den Fahrweg mit Gabeln gestützt werden — man<br />

mußte „Draheba" —, damit sie nicht umfielen. Das „Umkeien"<br />

war ein sehr unliebsamer, hemmender und nicht selten vorkommender<br />

Zwischenfall. Als man noch keine „Bohle" - breite<br />

Rechen - hatte, mußten die Kinder die zurückgebliebenen<br />

Halme und die abgefallenen Aehren sauber auflesen, denn<br />

ehrfürchtig achtete man die Frucht als Gottesgabe. Zwei<br />

zusammengekoppelte Wagen schafften die Zugtiere vom „Judenwinkel"<br />

über das Lindach und die Steigung vom Bruckbach<br />

herauf meistens nicht, weshalb letzterer an Steigungen<br />

abgehängt und nachgeholt werden mußte, was den Arbeitsablauf<br />

unliebsam störte. Wenn wir auf der Heimfahrt auf<br />

den Erntewagen sitzen durften, freuten wir uns besonders.<br />

Auch das verlängerte Wagenbrett (Schnätter) bot besonders


50 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

für ältere Leute ein willkommene Sitzgelegenheit, denn der<br />

Weg zum und vom Feld wurde zu Fuß gemacht, wenn keine<br />

Gelegenheit zum Aufsitzen war. Das Entladen der Garbenwagen<br />

war im Gegensatz zu heute sehr mühsam und zeitraubend.<br />

Das Anschlagen der Garben war Kinderarbeit und<br />

es war sehr ärgerlich, wenn der Vater, der die Garben auch<br />

mit hochzog, abnahm und ordnungsgemäß barnte, heruntersteigen<br />

und eine aufgegangene Garbe wieder binden mußte.<br />

Wenn das Korn eingebracht war, wurde die Sommerfrucht<br />

geerntet. Die Gerste, wenn sie aufrecht stand, wurde zunächst<br />

noch mit der Sichel geschnitten, denn sie galt im weitesten<br />

Sinne noch als Brotfrucht, während der Hafer mit dem<br />

„Schwoirer", bei Lagern auch mit der Grassense gemäht<br />

wurde. Mit dem Einheimsen der Sommerfrucht ließen sich<br />

die Bauern Zeit.<br />

Nach Beendigung der Ernte wurde „Sichelhenke" gehalten.<br />

In jedem Haushalt buk man zahlreiche „Beeten" und wohlschmeckende<br />

Küchle und im engen Familienkreis gab es<br />

zudem auch rote Würste für die Kinder, die tatkräftig in<br />

der Ernte mitgeholfen hatten. Die „Sichelhenke" wurde vom<br />

Gemeindebäcker bestimmt, und mit selbstgebackenen „Beeten"<br />

wurde im Wirtshaus bei fröhlicher Unterhaltung, bei<br />

Gesang und Tanz dieser ereignisreiche Tag gemeinsam gefeiert.<br />

Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Dank an den<br />

Herrgott im Gottesdienst öffentlich und sinnvoll zum Ausdruck<br />

gebracht.<br />

Ich überlasse es dem Leser, die Ernte als hochwichtige<br />

bäuerliche Tätigkeit einst und jetzt vergleichend zu betrachten.<br />

Der einschneidende Wandel, der sich auch auf diesem<br />

Gebiet vollzogen hat, hat auch sein Für und Wider und<br />

darf nicht nur nach materiellen Gesichtspunkten gesehen<br />

werden. L. H.<br />

Vorstehender Bericht dürfte von überörtlicher Bedeutung<br />

sein. Interessanterweise hatte man auf der Alb, z. B. in<br />

Ringingen (also nur ca. 25 km von Rangendingen entfernt)<br />

zum Teil andere Fachausdrücke. Das Knitten der Wieden hieß<br />

man K1 e (n) k a. Den Ausdruck Wiedboten hörte ich nie.<br />

Der Schwiebel heißt bei uns Lotterer, das Obadaloch da-<br />

gegen Oberta-Loch. Haigätter kannte man seit 1910, die<br />

man auch für Fruchtwägen benutzte. Wagentücher waren unbekannt<br />

und der B i e s b o m (Wiesbaum) hatte sich nur in<br />

der Erinnerung erhalten. Die Lägel mit dem Spunden und<br />

dem Rairle zum Trinken war allgemein im Gebrauch (griech.<br />

lagynos = Flasche; lat. lagella = Fäßchen). Unterhäspei war<br />

unbekannt. Gewannwege-öffnen nannte man Eschweag<br />

a u f t o a. Mit Sicheln wurde in Ringingen um 1910 nicht<br />

mehr geerntet, sondern nur noch gelegentlich Brennesseln<br />

und ähnliches Unkraut an Gartenzäunen geschnitten. Die<br />

Sichel war ersetzt durch die S ä a g e s s, den Wetzstein trug<br />

man imStoifuetter oder K u m p f. Alles Getreide schnitt<br />

man mit dem Habergeschirr (Name nachweisbar seit<br />

1780) und legte es gleich in Maden ab. Diese wurden nachher<br />

durch „Aufziehen" mittels Holzrechen gehäufelt und die<br />

Häufchen mit den Armen in die Wieden oder S o i 1 e „angetragen"<br />

und dann gebunden. „Sammelten" kannte man<br />

nicht. B außen (= Stoßen, Schlagen, vgl. Amboß) hieß das<br />

Abschlagen der Aehren der ungeöffneten Garben, wenn man<br />

dringend Saatgetreide oder Brot brauchte. B i (n) d n ä g e 1<br />

waren lange außer Gebrauch, lagen aber noch in Scheuern<br />

herum. Statt dem Grastuch, das viereckige mit 4 langen Bändeln<br />

zum Futtergrasholen diente, bediente man sich des<br />

O (n) s e r s oder Brotsacks, in dem Brot, Rauchfleisch, Käse,<br />

Gsälz, Most, Bier und teils auch Milch in Zwieselhäfen oder<br />

Flaschen ihren Platz fanden. Statt mit dem Wiesbaum spannte<br />

man nur mit 2 Seilen. Trotz „Anhebens" mittels Gabeln<br />

und mit der Hand hat mancher krumme Wagen „u m k e i t".<br />

Der große Holzrechen hieß Hansel bei der Getreideernte.<br />

Scharen von Aehrenlesern aus Burladingen und dem Killertal<br />

bevölkerten die Aecker, die frisch abgeerntet waren. Die<br />

Schnättera hatte wohl den Namen von dem Geräusch<br />

des hinten aus dem Leiterwagen herausstehenden Brettes.<br />

Auch Gerste und Haber schnitt man mit dem Habergeschirr,<br />

einer Sense mit Holzgestell, das fünf lange Holzzähne über<br />

dem Säagessen-Blatt enthielt. Den Stiel der Sense hieß man<br />

Säagessa-Warb, das Versäen des frischgemähten Grases<br />

„warben". Der Name „Schwoier" ist in Ringingen unbekannt,<br />

ebenso „Beeten", die man Kuchen nennt. Krs.<br />

Melchinger und Salmendinger Einwohner 1535<br />

Am 28. Juni 1535 wurde eine Urkunde ausgestellt über die<br />

Beendigung eines Zehntstreits zwischen Melchingen, das verschiedene<br />

Zehntherren hatte und dem fürstenbergischen Salmendingen.<br />

Nämlich es urkundeten Hans Schmidt, Schultheiß<br />

zu Willmandingen als Vertreter des Herzogs Ulrich von<br />

Wirtemberg, Jakob Massabach, Schultheiß zu Salmendingen<br />

als Anwalt des Grafen Friedrich von Fürstenberg, Hans<br />

Weber, Schultheiß zu Talheim im Auftrag des Junkers<br />

Eberhard von Karpfen, Jörg K r u s (Kraus), Schultheiß zu<br />

Melchingen als Anwalt der Priorin und des Convents von<br />

Offenhausen an der Lauter, genannt Gnadenzell, ferner die<br />

ehrsamen Stefan Gänkinger, Jakob Kuppinger und<br />

Hans G r e t e r als Bürger zu Ebingen und Pfleger des hl.<br />

Martin, des Husvatters der dortigen Pfarrkirche. Es heißt,<br />

es sei Streit gewesen, da etliche Aecker im Melchinger und<br />

Salmendinger Zwing und Bann mehr dann ohne am Ort den<br />

Zehnten gaben. Die Männer hätten daher die Felder besichtigt<br />

und beschrieben, was und wieviel jedem Zehntherrn<br />

zugehörig, damit die Zehntsammler desterbas wissen könnten,<br />

was jedem Zehntherrn zustehe. Folgende Aecker geben<br />

also den Zehnten an Ort und End, wie von Item zu Item folgt.<br />

Im Esch Hinderberg stoßen folgende Grundstücke<br />

einerseits auf den Steig gen Melchingen und unterhalb uf<br />

den gemeinen (gemeinsamen) Bühel und teilen den Zehnten<br />

wie folgt (zwischen Salmendingen und Melchingen: diese drei<br />

Wörter fehlen im Text und sind von mir ergänzt!) Conrad<br />

Viseis Acker teilt bis in Grund, Aberlin Dyepolds Acker teilt<br />

bis in Grund, Ludwig Vogels Acker teilt bis in Grund. Balthus<br />

Walchen Acker teilt bis in Grund. Claus Lochers Acker<br />

teilt bis in Grund. Hans Volken Acker teilt gar (also vollständig).<br />

Peter Hagen Acker teilt gar. Item sant Michaelis,<br />

Husvatters der Pfarrkirche zu Salmendingen Acker teilt gar.<br />

Mehr 1 Acker daran des genannten Heiligen, teilt gar. Baltus<br />

Nolharts Acker teilt gar. Mehr 1 Acker des Heiligen zu Salmendingen<br />

teilt gar, Hans Boschen des jungen Acker teilt gar.<br />

Grethen Emelins Acker teilt gar. Clausen Emelins Acker teilt<br />

gar. Mehr 1 Acker des Heiligen zu Salmendingen teilt gar.<br />

Im Esch in Bysental teilen gen Melchingen und Salmendingen:<br />

nämlich Jakob Walzen Acker teilt gar, Caspar<br />

Dietzen Acker, Peter Schmidts, Claus Locher, Antoni Emelin,<br />

Grethen Emelin, Ludwig Talmiller, Jakob Waltz, Gebhard<br />

Schlegel, Bastian Emelin, Wernher Rhein, Hans Rhein, Peter<br />

Schmidt, Jörg Arnold, Jörg Folck. Des Heiligen von Salmendingen<br />

Acker. Hans Schmids Acker anwandet uf Hansen<br />

Strubingers Anwander, teilt oben daran 1 Jauchart. Ludwig<br />

Viseis Acker stoßt auf Salmendinger Weg und teilt gar. Item<br />

Graf Friedrich von Fürstenbergs Acker stoßen auf Salmendinger<br />

Weg und teilen gar.<br />

AekerinNassa gelegen teilen also: Hans Gutbierers<br />

Acker streckt auf Ludwig Viseln und teilt gar. Bastian Emelins<br />

Acker anwandet uf Graf Friedrich von Fürstenbergs<br />

Acker und teilt gar. Ludwig Vogels Acker streckt auf Ludwig<br />

Kingolt. Item Graf Friedrich von Fürstenberg, Balthus Walzen<br />

Acker anwandet hinab uf Hans Strubinger. Der Acker<br />

Graf Friedrichs von Fürstenberg, der neun Furchen hat, Gebhard<br />

Schlegels Acker, alle teilen gar.<br />

Aeker im Unteren Esch teilen den Zehnten nach<br />

Melchingen, Salmendingen und an den von Karpfen in Talheim:<br />

Graf Friedrichs von Fürstenberg Aecker inhalb der<br />

Heerstraße am Weg hinein liegend, der auf die gemeine Egerten<br />

geht, anderseits Hans Kunkelin tretten uf die genannte<br />

Egert auf Schützen Bann. Ludwig Emelin, Bastian Emelin,<br />

Jakob Walz, Klaus Emelin, Hans Dieterlin, Hans Dietzen<br />

Acker anwandet auf den Talheimer Weg und teilen solche<br />

Acker im genannten Esch, wie oben steht. Item Ludwig<br />

Emelins Acker zinst nach Ringingen.<br />

Von dieser Beschreibung wurden zwei Exemplare gefertigt<br />

und da die Unterhändler kein eigenes Siegel führten, ersuchten<br />

sie den ehrenfesten Junker Felix Werdenberger, derzeit<br />

Vogt zu Trochtelfingen, die Urkunden zu siegeln. Gegeben<br />

uf Montag nach St. Johannis des Täufers Tag tausend fünfhundert<br />

dreißig und im fünften Jahr (28. Juni 1535).<br />

Felix Werdenbergers Siegel zeigt auf einem Dreiberg eine<br />

fünfblättrige Blume auf krummem Stiel, und als Helmzier<br />

den Dreiberg mit der Blume. Der Siegler war ein natürlicher<br />

Sohn des Grafen Ulrich von Werdenberg 1497, erscheint 1525<br />

bis 1535 als Vogt zu Trochtelfingen, 1538 solcher zu Hettingen,<br />

1544 wird ein jüngerer erwähnt, wohl Sohn des älteren.<br />

Während in der Urkunde das Kloster Offenhausen noch<br />

als existierend vorkommt, muß es bald darauf von Wirtemberg<br />

anektiert worden sein, zusammen mit seinen Melchinger<br />

Zehntrechten. (Hohz. <strong>Heimat</strong> 1953, 58, Staatsarchiv Stuttg.<br />

A 511. Urk. 55.) Krs.


Jahrgang ¡967 H O H E N Z O LLE RI S C H E HEIMAT 51<br />

Grabungen in der St. Martinskirche in Trochtelfingen<br />

Im Frühjahr 1964 wurde die St. Martinskirche in Trochtelfingen<br />

dem Baustil und dem Konzil entsprechend einer sehr<br />

gründlichen, leider nicht konsequent durchgestandenen, Renovierung<br />

unterzogen. Dabei wurde der schadhafte und<br />

unebene Sandsteinboden in der ganzen Kirche herausgenommen,<br />

weil sowohl die Altarstufen, der gesamte Boden<br />

und die Heizung erneuert werden mußten.<br />

So mußte vom Ende des Chores durch das ganze Langhaufi<br />

ein Heizungskanal, ca 0.70 m tief und ca. 0.80 m breit gegraben<br />

werden.<br />

Einem Zufall ist es zu verdanken, daß die folgenden Aufzeichnungen,<br />

Entnahmen, Messungen und Fotoaufnahmen<br />

von mir gemacht werden konnten. Sie sind primitiv und<br />

unter die Stufe von Notgrabungen einzuordnen, dennoch<br />

scheinen sie m. A. wert festgehalten zu werden.<br />

Für wenige Stunden brachte dieses Aufreißen des Bodens<br />

einen Einblick in die bisher völlig unbekannte Geschichte<br />

der Kirche. Aeltere Urkunden vor 1320 sind von der<br />

Kirche nicht bekannt; damals sind sie verbrannt. Die Stellungnahme<br />

des Herrn Landeskonservators i. R. Genzmer,<br />

das hätte den Bauablauf unnötig aufgehalten und doch<br />

keine wesentlichen neuen Erkenntnisse gebracht —- er zog<br />

Vergleiche zu Esslingen etc. — können vielleicht durch diesen<br />

Bericht etwas entkräftet werden. Eine bescheidene Aufnahme,<br />

die in 3—4 Tagen hätte erfolgen können, hätte<br />

manches Rätsel lösen können.<br />

Das Hereinragen des Kirchturms in den Chor — er besteht<br />

im Unterbau aus kräftigem Bossenquadermauerwerk (Größe<br />

7 x 7 m über 2 m = 3,4) hat schon immer auf den Urbezirk<br />

der Kirche hingewiesen. Der Turmschaft hat auch den<br />

Brand von 1320 überstanden und könnte so ein höheres<br />

Alter haben, als von Armbruster „die Lindauer Heidenmauer<br />

unsere verkannten Römertürme" unter Trutztürme und Verwandtem<br />

ausgewiesen hat.<br />

So wurden große Steinquader und Mauerwerk in nordsüdlicher<br />

Richtung vom Turm ausgehend festgestellt (siehe<br />

Skizze). Anschließend an die großen Steinquader fand sich<br />

eine Stufe.<br />

Unter den großen Steinquadern fand sich eine Tönscherbe<br />

mit Strichen, ein Begrenzungsstein einer Feuerstelle, sowie<br />

eine schwarze Tonscherbe. Diese Teile wurden entnommen.<br />

Zeitlich sind diese Funde den Kelten zuzuordnen.<br />

N«-<br />

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A.<br />

Y<br />

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TURM -4<br />

Johannes Martin Schoser<br />

TONSCHERBE + HOLZKOHLE<br />

MAUERFUNDAMENT<br />

R EUERSTELLE<br />

In Verlängerung nach Westen (etwa 2 m von den Steinquadern<br />

entfernt) fand sich ein gestörtes Grab in der Tiefe<br />

von ca. 0.70 m. Die vorgefundenen Gebeine deuten auf ein<br />

Kindergrab hin. In unmittelbarer Nähe wurden Reste von<br />

Eichendielen ca. 0.10 m dick gefunden.<br />

In der sehr knappen Zeit für die Aufnahme wurde versucht<br />

(siehe Abb. 1 und 2 sowie Skizze) an einer Stelle bis zum<br />

Mutterboden zu kommen. Dies wurde getan in unmittelbarem<br />

Anschluß an das gestörte Grab.<br />

Der Schnitt:<br />

IV ? cm Sandsteinplatten<br />

? cm Auffüllmaterial Sand<br />

20 cm aufgefüllt mit<br />

Kalksplit<br />

einheimischem<br />

10 cm schwarzer Boden<br />

III 3 cm fester Kalkestrich<br />

Farbe weiß (Probe entnommen)<br />

3 cm schwarzer Boden und Humus<br />

Holzkohlenreste<br />

3 cm, feiner brauner Humusboden<br />

2 cm festgestampfter Lehm<br />

II<br />

2 cm<br />

3 cm<br />

feiner brauner Humus<br />

schwarzer Humus<br />

(bemerkenswerter Flund: Zahn<br />

3 cm<br />

und kleine Scherben<br />

fester Kalkestrich<br />

Farbe rötlich, (Probe entnommen)<br />

14 cm fester Kalkestrich<br />

Farbe gelblich (Probe entnommen)<br />

12 cm Steinfundament mit Sand ausgefüllt<br />

(Steine etwa Faustgröße)<br />

3 cm schwarzer Humus<br />

4 cm<br />

Boden braun mit Holzkohlen<br />

(Holzkohlen entnommen)<br />

8 cm<br />

Steinfundament (kleinere Steine<br />

ausgefüllt mit Sand)<br />

20 cm<br />

schwarz-brauner Boden - gewachsen<br />

jedoch Reste von Kalk u. Holzkohle<br />

SAKRISTEI<br />

GROSSE<br />

ST. MARTINSKIRCHE<br />

TROCHTELFINGEN<br />

STEINQUADER<br />

SCHNITT<br />

> GESTORTES<br />

KINDERGRAB<br />

HEIZUNGSKANAL<br />

GRÄBER<br />

UR'KIRCHE<br />

BIS 1320<br />

NACH 1451<br />

(Lageplan und Einzeichnungen Martinskirche Trochtelfingen)


52 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang 19(57<br />

Der Schnitt mißt 1.10 m. Diese Höhe ist als sogenannte<br />

Kulturschicht anzusprechen.<br />

Die Einteilung in 5 bzw. 4 Schichtgruppen (0—IV) ist<br />

gemacht worden, um eine gewisse Unterteilung zu bekommen.<br />

Die Kriterien sind die vorhandenen dünnen Schichten<br />

in denen Holzkohle bzw. Asche oder schwarze Branderde<br />

enthalten sind. Dies erklärt vier Perioden mit jeweiliger<br />

Vernichtung der Bebauung des Holzes, entweder des ganzen<br />

Baues oder der Bedachung. Die im 3. Abschnitt vorhandene<br />

Holzkohle dürfte zum Turmschaft gehörend bezeichnet<br />

werden. Der heutige Turmeingang weist auf eine<br />

romanische Sandsteineinfassung auf. Damit dürfte in der<br />

3. Periode ein Steinhaus mit romanischen Bauelementen<br />

vorhanden gewesen sein (vor 1320).<br />

In der Entfernung von ca. 8 m von der ehemaligen<br />

Kommunionbank aus gemessen, stieß man auf Mauerreste<br />

bzw. Fundamente. Diese hatten Fortsetzung sowohl in<br />

östlicher als auch nördlicher Fortsetzung.. Eine südliche<br />

Fortsetzung konnte nicht festgestellt werden. Dies dürfte<br />

die Umrisse der Urkirche ausmachen, in der Abmessung<br />

8 x 8 m und in nordöstlicher Anordnung der Turm, der<br />

evtl. als letzte Br.stion zu betrachten wäre (siehe Skizze).<br />

Wiederum in westlicher Richtung, ausgehend von der<br />

ehem. Kommunionbank, wurde eine weitere Fundamentation<br />

festgestellt. Dies war bei Marke 15,5 m. Die Stärke der<br />

Fundamentation machte etwa 1 m aus. Die gleiche Stärke<br />

wie die heutigen Ummauerungen. Dies dürfte die westliche<br />

Begrenzung der Kirche bis 1320 gewesen sein. Der Bau nach<br />

1451 stellt sich gleich mit der heutigen Ummauerung. Als<br />

Beweis hierfür bietet sich an, daß vom Schloß zur Kirche<br />

ein überdeckter Uebergang bestand. Eine kleinere Kirche<br />

hätte sich mit den anderen Gebäuden um Schloß und Kirche<br />

nicht in Zusammenhang bringen lassen.<br />

In Fortsetzung von der Marke 15,5 m bis zur heutigen Westmauer<br />

wurden Reihengräber gefunden. Die Gebeine hatten<br />

eine nord-südliche Ausrichtung. Auch dies ist ein Argument<br />

zur vorgehenden Feststellung. Wohl war bis 1501 der Fried-<br />

Abbildung Nr. 1<br />

St. Martinkirche Trochtelfingen<br />

Grabung Heizungskanal<br />

Tiefe ca. 1,10 m<br />

Ort: westlich vom Turm<br />

bei Marke 5—6<br />

Sommer 1964<br />

hof bei der Martinskirche. Die Errichtung des Langhauses<br />

in der heutigen Begrenzung erfolgte 1451. Gleichfalls wurden<br />

eine Unmenge Gebe'ne zwischen den Marken 8 m und<br />

15,5 m gefunden, wie die Grabenden anschließend sagten.<br />

Ueber die Lage, den Zusammenhang konnten keine Aufschlüsse<br />

mehr gegeben werden.<br />

Bei den Gebeinen im letzten Teil der Kirche wurde ein<br />

Messer gefunden — einen Aufschluß aus welcher Zeit es sei,<br />

konnte noch nicht gegeben werden.<br />

Bei diesen Grabungen wurden keine sensationellen Ergebnisse<br />

zu Tage gebracht, das möge auch nicht der Sinn<br />

dieser Aufzeichnung sein. Dennoch scheinen die Argumente,<br />

die Herr Landeskonservator Genzmer in der Ausgabe der<br />

Hohenzollerischen Geschichtsblätter anführt, widerlegt: „Eine<br />

systematische Grabung hätte sich bestimmt nicht gelohnt<br />

und wäre zum Zeit- und Kostenaufwand in keinem Verhältnis<br />

gestanden." Fachleute sollten mit solchen Urteilen<br />

vorsichtiger sein! In Sigmaringen oder Hechingen wäre dies<br />

bestimmt interessant gewesen! Es darf erwähnt werden, daß<br />

die Werdenberger Linie, die in Trochtelfingen mit einer<br />

Zweiglinie ihren Stammsitz hatte, eben auch in der Annahme<br />

von Dr. Schoss.", Tübingen und Pfarrer Kraus,<br />

Freiburg von den Tübinger Pfalzgrafen Trochtelfingen gegründet<br />

und zur Stadt erklärt wurde, doch ein bedeutender<br />

Platz war. Die Zeitläufe haben Trochtelfingen degradiert.<br />

Dieser Beitrag erhärtet die Auffassung von Pfarrer Kraus,<br />

der die Nennung im Lorscher Codex Laureshamensis aus<br />

dem Jahre 767 „Trogolfinger Marca" auf das Trochtelfingen<br />

Kreis Sigmaringen bezieht. Wohl wissen gelehrte württembergische<br />

Männer und Institutionen Argumente anzuführen,<br />

die bei der bisherigen Auffassung beharren, daß die „trogolfinger<br />

marca" das Trailfingen bei Münsingen sei. Eine<br />

Grabung kann nur eine Hilfe für eine Beweisführung darstellen,<br />

zudem wenn ein Laie dies tut! Vielleicht sagen<br />

Scherben, Estriche und Kohlenreste mehr als wissenschaftliche<br />

Sprachdeutungen. Doch müßte man sich daran machen,<br />

in Trailfingen auch Scherben zu suchen, dann wäre den<br />

Stuttgarter Staatsarchiv Argumenten zu zustimmen.


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 53<br />

Abbildung Nr. 3<br />

St. Martinkirche Trochtelfingen<br />

Grabung Heizungskanal<br />

Ort: südlich vom Turm<br />

Chorvorraum<br />

Tiefe ca. 0,60 m<br />

Sommer 1964<br />

In alten Zeiten hatte das kleine Gotteshaus andere Patrone.<br />

Im 14. Jahrhundert war es der Märtyrer Pankratius, einer<br />

der Eisheiligen, dem die Kapelle geweiht war. Am 29. August<br />

1312 vergibt Otto von Wurmlingen, zu Tübingen gesessen,<br />

einen Weinberg zu Wendelsheim dem Gotteshaus, „das da<br />

liegt in dem Dorf zu Kaiseringen, da Hauswirt ist St. Pankratius"<br />

(Schmid, Urkundenbuch Nr. 230). Schon im folgenden<br />

Jahrhundert weicht der einzelne Martyrerheilige der<br />

Gesamtheit von „Allen Heiligen", welchen nunmehr die<br />

Schutzherrschaft über das kleine Gotteshaus u. die Gemeinde<br />

anvertraut ist. In einer Verkaufsurkunde aus dem Jahre 1433,<br />

nach welcher der Ebinger Kaplan Konrad Lott Güter an die<br />

Kapelle abgibt, tritt zum ersten Male das Allerheiligenpatronat<br />

auf, das auch heute noch besteht. Woher der Wechsel des<br />

Patronates kommt, verdient noch eine Untersuchung. Daß die<br />

Kapelle schon in alten Zeiten allen Heiligen geweiht war, bezeugt<br />

der reizvolle Altar, der dem 1. Viertel des 16 Jh. angehört.<br />

Maria wird gekrönt und gesegnet von Gott Vater und<br />

Christus u. dem Hl. Geist, sie ist umgeben von Heiligen, welche<br />

in Halbfiguren die Mittelgruppe umziehen. Die Gerechten des<br />

Alten Bundes sind vertreten durch Moses und David, die<br />

Apostel durch Petrus und Paulus. Der Chor der Märtyrer<br />

durch Laurentius und Barbara, die Bekennerschar durch Anna<br />

selbdritt und Elisabeth. Durch die Wappen der Grämlich und<br />

Homburg am unteren Rande des Schreines ist der Altar als<br />

eine Stiftung der genannten Familie gekennzeichnet, welche<br />

am Anfang des 16. Jahrhunderts Kaiseringen als Lehen des<br />

Stiftes Buchau in Händen hatten. (Das Hirschgeweih in Gold<br />

Abbildung Nr. 2<br />

Von der Kapelle in Kaiseringen<br />

St. Martinkirche Trochtelfingen<br />

Grabung Heizungskanal<br />

Tiefe ca. 1,10 m<br />

Ort wie Abbildung 1<br />

Sommer 1964<br />

deutet auf Wolf von Homburg. Der Steinbock in Silber auf<br />

desen Gemahlin Afra, Tochter des Gremiich von Krauchenwies.<br />

1508—1532.) (Vergl. „Der Zoller" Hechingen Nr. 226/1920.)<br />

Die Kirche in Kaiseringen gilt als Wallfahrtsort. Eine eindrucksvolle<br />

Pieta, um 1620 entstanden, ist Mittelpunkt der<br />

Wallfahrt. Die Statue stand schon 1793 in dem angeblich baufälligen<br />

Gotteshaus auf dem Altar, der 1811 von Lukas Flöß<br />

von Inneringen neu gemalt wurde. Bildhauer Alois Dürr von<br />

Ueberlingen lieferte um 3 Gulden 39 Kreuzer ein Altarkreuz.<br />

Leider hat man bei der Renovation Anno 1811 die Votivtafeln<br />

pietätlos von den Wänden herabgenommen und sie<br />

öffentlich versteigert, meistens zwei bis drei Stück zusammen.<br />

Es waren 41 Tafeln, ein Kruzifix, ein Marienbild, zwei<br />

Antipendien. „Die Allerheiligen", das heutige Altarbild waren<br />

also in jener Zeit beiseite gedrückt, sie sollten auf einem<br />

Pfeiler angebracht werden. Das Bild war ganz oben in die<br />

Mauer eingelassen, davor ein Fenster mit vielen Scheiben,<br />

von unten habe man es gar nicht erkannt. Im Vorbeigehen<br />

betete man „O heiligste Dreifaltigkeit". Der Schmerzensfreitag<br />

ist schon 1792 großer Wallfahrtstag. 200 bis 300 Pilger<br />

kamen zusammen.<br />

Die Kirchenrechnung 1772 heißt: „Schmerzhafte Mutter<br />

Gottes und Allerheiligen zu Kaiseringen." Bemerkenswert ist,<br />

daß außer Geld auch Naturalien, z. B. Schmalz geopfert<br />

wurde, das man nachher verkaufte. 1893 hat der Landeskonservator<br />

Professor Laur in den edlen Formen der<br />

Frühgotik das jetzige schöne Gotteshaus gebaut. Kunstmaler<br />

Hermann Anton Bantle malte nach dem ersten Weltkrieg den<br />

Innenraum mit großer Liebe aus. Nikolaus Maier.


54 H O H E N Z O L L E R I S C H E HEIMAT Jahrgang 19(57<br />

Vor 40 Jahren schrieb der damalige Kaplan von Straßberg,<br />

Nikolaus Maier, heute Geistlicher Rat und Ehrendekan in<br />

Gammertingen, in der Hechinger Tageszeitung „Der Zoller"<br />

(1927, Nr. 45 und 46) einen Aufsatz über altmodische Oefen<br />

in den Bauernstuben, der so viel Kulturgeschichte enthält,<br />

daß wir ihn hier in der Hauptsache wiederholen wollen.<br />

Herr Karl Wahl am Landratsamt Hechingen hatte die große<br />

Güte, den Aufsatz aus dem „Zoller"exemplar der Hohenzollerischen<br />

<strong>Heimat</strong>bücherei zu besorgen:<br />

„Gelegentlich geziemt es sich, daß die Leser demjenigen<br />

Gegenstand in der Stube einmal ihre Aufmerksamkeit zuwenden,<br />

der in der kälteren Jahreszeit die behagliche Wärme<br />

ausstrahlt, dem Ofen. Und zwar gelten diese Zeilen dem<br />

gußeisernen Ofen.<br />

In der Bauernstube ist er zuweilen noch ein Erbstück aus<br />

alter Zeit, meistens leider das einzige. Alles haben die<br />

„Kunsthändler" den Bauern abgeschwätzt: die alten Statuen<br />

aus dem Tischeck und die Unterglasbilder, wenn sie nicht<br />

noch hinter dem Trog (Truhe) in der Kammer verborgen und<br />

vergessen liegen. Auch das alte Porzellangeschirr aus dem<br />

Stubenkasten und die Zinnteller, ja selbst dlie Uhr und der<br />

schöngeschmiedete „Pfannenknecht" und das „Kerzenscherle",<br />

alles, was nicht angenagelt war, ist verschwunden. Manchmal<br />

sagte man dem Bauern noch, er könne froh sein, für das<br />

alte Zeug jetzt etwas Neues zu bekommen. Leider hatten<br />

auch Besitzer die Achtung vor dem Erbstück verloren und<br />

tauschten es gern in der Stadt um in klingende Münze, ja<br />

in der Inflationszeit um einen Papierschein. Auch manche<br />

neumodische junge Frau mag schuld sein, daß das Alte aus<br />

der Stube und aus dem Hause kam.<br />

Alte Oefen mit Bildern und Wappen<br />

Doch der auf dem Dorf meist gußeiserne Ofen blieb bisher<br />

der Stube treu, auch wenn er den Besitzern heute manchmal<br />

zu behäbig und breit dasteht und sogar, wie mancher<br />

Mann äußerte, unwert ist. Aber darf er nicht etwas mehr<br />

Platz beanspruchen als so ein modernes Fabrikstück? Er<br />

sah deinen Vater, deinen Ehne und Urehne schon als Kinder<br />

in der Stube spielen. Er kannte noch die Leute, deren Grabsteine<br />

längst verschwunden sind, in der alten malerischen<br />

Tracht. Geschlechter kamen und gingen, er aber blieb. Er<br />

war Zeuge glücklicher Stunden. Aber auch Unglück und<br />

Krankheit haben sich manchmal Hausrecht bei ihm in der<br />

Stube angeeignet. Manchen Sarg hat man am Ofen vorbeigetragen.<br />

Für die Familie kamen schwere Zeiten. Schulden<br />

drückten die junge Witwe. Der Wucherer kam oft ins Haus<br />

damals, als es noch keine „Spar- und Leihkasse" gab. (Die<br />

vielen mit einem Faden zusammengehefteten Zettel in der<br />

Schublade im alten „Kästle" sind noch aus jener Zeit.) Der<br />

Ofen weiß das alles noch gut. Er könnte aber auch ein Lied<br />

singen vom Gottvertrauen deiner Vorfahren. Er hörte ja die<br />

Gespräche, er hörte jeden Tag den Chor der täglichen Gebete,<br />

bei denen Jung und Alt vor dem Herrgottswinkel standen<br />

und andächtig mitmachten. Er hörte, wie an den Winterabenden<br />

auß der dicken Heiligenlegende von einem Schulkinde<br />

das Heiligenleben vom folgenden Tag vorgelesen<br />

wurde, während die Frauen strickten oder das Spinnrädle<br />

schnurren ließen und ab und zu einen gedörrten Apfelschnitz<br />

in den Mund nahmen, um diesen feucht zu halten.<br />

Nur wenn ein Rädle nicht geschmiert war, verstand man<br />

die klare Kinderstimme nicht gut. Ein armseliges Aempele<br />

erhellte die „Lichtstube" notdürftig. Euer Ofen weiß auch<br />

viel von Sorgen und Aengsten des Krieges. Wie spannend<br />

hat der Urgroßvater, in dem „Ohrenstuhl" sitzend, den Kindern<br />

erzählt, was er mit seinen Kameraden auf den Eisfeldern<br />

Rußlands mitgemacht hat. Und sind in jener Zeit<br />

nicht gar oft Truppen durchmarschiert, bald Oesterreicher,<br />

bald Franzosen? Und als 1813 gar die Kosaken kamen. Bei<br />

Nachts wars. Mutter und Kinder hatten Todesangst. Man<br />

ging nicht ins Bett. Das brennende Licht stellten sie ins<br />

Ofenröhrle, daß der Schein nicht auf der Straße zu sehen<br />

war. Auch das traurige Hungerjahr 1817 sah der Ofen. Eiweiß<br />

auch noch von der Aufregung im Revolutionsjahr 1848.<br />

Ja, was hat denn dein Stubenofen nicht schon alles erlebt,<br />

immer als treuer Freund deiner Voreltern. Er verdiente<br />

darum, mit einer Art Ehrfurcht angeschaut und mit Liebe<br />

und Schonung behandelt werden.<br />

Sicherlich hast Du dir die Platten eures Ofens schon als<br />

Bub angeschaut, als du dir die Füße wärmtest nach dem<br />

Schlittschuhfahren. Weißt du aber auch, was die Figuren<br />

auf dem Ofen bedeuten? Es bietet sich natürlich für gewöhnlich<br />

keine erstklassige Kunst dar. Meist sind die Stücke<br />

jedoch eine Zierde der Stube. Drei Platten sind nötig für<br />

den Heizraum des Ofens, der von der Küche aus mit Holz<br />

gespeist wird. Die schmale Stirnplatte hat vielfach ein Wappen,<br />

die Seitenplatten gewöhnlich eine Szene oder ein Ornament.<br />

Der Tragstein der Platten ist oft kunstvoll behauen.<br />

Zuweilen erfüllen auch zwei eiserne Stützen diesen Dienst<br />

oder ein Mauerstück, besonders wenn nach altem Brauch<br />

der Wohnort der Turteltaube unter dem Ofen war.<br />

Ueber die Herkunft der Platten schreibt Konservator Dr.<br />

Karl Gröber—München, in einem Aufsatz: Die Ofenwand<br />

im altwürttembergischen Schwarzwald: „Die Eisenplatten<br />

lieferten die einheimischen Gießereien und bei der Haltbarkeit<br />

des Materials werden bei neuen Ofenbauten meist die<br />

alten Platten wieder verwendet. Vom 16. Jahrhundert bis<br />

herauf ins 19. waren es die Erzeugnisse der Hütten des<br />

Brenztales in Württemberg, besonders die Gießereien der<br />

um 1550 aufgehobenen Abtei Königsbronn (so unter Abt<br />

Melchior Ruff 1513—1539), die das ganze Schwaben bis ins<br />

Allgäu versorgten. Im 19. Jahrhundert verdrängten die Erzeugnisse<br />

der Wässeralfinger Gießerei allmälich alles andere.<br />

Die Platten des 17. Jahrhunderts zeigten meist Szenen biblischen<br />

Inhalts oder Wappen der Herrschaften, für<br />

deren Gebiet sie bestimmt waren. Damit wurde es allerdings<br />

nie sehr genau genommen, denn das wohl am meisten hergestellte<br />

Wappen des Hauses Württemberg findet sich öfters<br />

in Teilen Oberschwabens, die erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />

württembergisch wurden . .. ."<br />

Unsere Gegend wurde auch vom Laucherthaler Hüttenwerk<br />

versorgt (mitgeteilt von H. Dr. Hebeisen- Sigmaringen), wo<br />

1708 der Schmelzofen neu erbaut wurde, und wohl auch von<br />

Tiergarten, wo das Hüttenwerk 1671 vom Fürstenbergischen<br />

Haus in Betrieb gesetzt war (Stehle, Hohenzollern 434 und<br />

450). In Straßberg kenne ich nur einen Ofen mit biblischen<br />

Szenen. Er steht in der großen Stube auf dem Schloß und<br />

zeigt die Jahreszahl 1695, dazu ein Kreuz und auf der andern<br />

Platte die hl. Familie auf der Wanderung nach Aegypten. Der<br />

Ofen soll übrigens vom Hettinger Schlosse stammen. In Kaiseringen<br />

trägt ebenfalls ein Ofen das Kreuz. In Ringingen<br />

sieht man auf einer Platte die Hochzeit zu Kana. (Siehe unter<br />

II.) .. .<br />

Besonders bei der Jugend beliebt sind die Szenen der spielenden<br />

Kinder, Jagdbilder usw., die gewöhnlich an den beiden<br />

Seitenplatten zu sehen sind. Entwürfe, die auf Figürliches<br />

verzichten und nur Rokoko- oder Empire-Ornamente<br />

enthalten, gefallen weniger. Fast ganz ratlos stehen wir aber<br />

oft den Wappen gegenüber auf der Stirnseite des Ofens. Zur<br />

Erleichterung des Verständnisses sei einmal versucht, die<br />

einzelnen Zeichen zu erklären. Da sehr oft auch bei uns<br />

württembergische Wappen zu finden sind, sei mit diesen begonnen.<br />

Meist zeigen sie nur einen Schild, gelegentlich dabei<br />

noch die sogenannte Helmzier und aus der Zeit des Königreichs<br />

sah ich Ofenwände mit den schildhaltenden Tieren.<br />

Der älteste Teil des württembergischen Schildes, die drei<br />

Hirschstangen (Geweihe) untereinander, ist auf allen Wappen<br />

vertreten. Er stammt übrigens von den Grafen von Veringen.<br />

Durch die Erwerbung Mömpelgards kamen zwei Barben<br />

(Fische) ins Wappen, etwa seit 1450. Seit dem Jahr 1495 führte<br />

Graf Eberhard im Bart nach der Belehnung durch den Kaiser<br />

I F ' ^ f<br />

: # r é L * £ s ä f.''**. i<br />

K&r v - ->'-7 M£r v^fr* < ¿)¡ * * «$¿<br />

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V/under des Propheten Elisäus (Foto: J. Dieter 1. 1967)


Jahrgang 1967 H O H E N Z O L L E Ii ISCHE H E I M A T 55<br />

Maximilian die Wecken von Teck (Schild schwarz-gold geweckt,<br />

Rhombusformen) und die Reichssturmfahne mit dem<br />

Adler. Württemberg war berechtigt, im Krieg und bei besonderen<br />

Anlässen diese Fahne voran zu tragen. 1693 kam in<br />

den Titel und ins Wappen der „Herr in Heidenheim", das<br />

Brustbild eines bärtigen Heiden mit gestülpter Mütze. Nun<br />

wurden die Hirschstangen, also das Stammwappen, in die<br />

Mitte der vier anderen Wappen gelegt, d. h. zum Herzschild<br />

gemacht.<br />

Gelegentlich finden wir über diesem Schild die Helmzier<br />

dieser Einzelwappen: Hiefhorn (Jagdhorn), Weibsrumpf mit<br />

den Barben statt der Arme, Adler und den „Heiden" von Heidenheim.<br />

Ich kann mich nicht erinnern, auf Oefen ausführlichere<br />

Wappen gesehen zu haben. Da aber da und dort doch<br />

vielleicht solche Exemplare vorhanden sind, seien auch die<br />

späteren Wappenteile genannt: 1751 kam Justingen, 1782<br />

Limburg, 1784 Bönnigheim zu Württemberg. Ersteres hatte<br />

einen gedornten Schrägbalken von links oben nach rechts<br />

unten und als Helmschmuck einen Schwanenhals mit Pfauenspiegeln.<br />

Limburgs Wappen ist geviert: Die Felder 1 und 4<br />

zeigen die fränkischen weiß-roten Heerspitzen, 2 und 3 die<br />

weißen Streitkolben oder Schippen in Blau der Grafen von<br />

Limburg und als Zier 2 weiß-rote Büffelhörner. Bönnigheim<br />

zeigt die Mondsichel an. Im Jahre 1803 wurde Herzog Friedrich<br />

II. Kurfürst. Die Erwerbungen vom Reichsdep.-Hauptschluß<br />

kamen ins Wappen: nämlich die Bischofsmütze der<br />

Propstei Ellwangen, Kreuz und Schwurhand von Schwäbisch<br />

Hall und schwarzer Adler der Reichsstädte. Schon 1806 war<br />

die Erhebung Württembergs zum Königreich. Dessen Wappen<br />

zeigt als Herzschild links vom Beschauer die 3 Hirschstangen,<br />

rechts 3 schwarze Leoparden übereinander als Wappen der<br />

staufischen Herzöge, dies wegen des Erwerbs der großen<br />

oberschwäbischen Gebiete durch Württemberg. Das Feld des<br />

Hauptschildes ist dreimal geteilt: 1. Reihe: Teck und rote<br />

Kirchenfahne der Pfalzgrafen von Tübingen in Gold, 2. Reihe:<br />

Ellwangen und Mömpelgard. 3. Reihe: Reichsturmfahne und<br />

Justingen. 4. Reihe: wie die dritte im kurfürstlichen Wappen.<br />

Der Herzschild trägt außerdem die Königskrone. Als Schildhalter<br />

kommen hinzu schwarzer gekrönter Löwe und goldener<br />

Hirsch, je das Reichsbanner haltend.<br />

Von 1817 an finden wir nur noch Löwe und Hirsch ais<br />

Schildhalter und je 3 Hirschstangen und 3 Leoparden im<br />

Schild. Diese Art ist noch auf vielen Oefen zu finden. Die<br />

lateinischen Buchstaben über dem Wappen bedeuten den damaligen<br />

Herzog von Württemberg. Sie seien hier angeführt:<br />

Friedrich Karl 1677—1693; Eberhard Ludwig 1693—1733; Carl<br />

Alexander 1733—1737; Carl Eugen 1737—1793; Ludwig Eugen<br />

1793—1795; Friedrich Eugen 1795—1797; Kurfürst und König<br />

Friedrich 1797—1816; König Wilhelm 1816—1864. (Vgl. Alberti,<br />

Württbg. Adels- und Wappenbuch.)<br />

Es sei noch bemerkt, daß gelegentlich die Zahlen nicht genau<br />

mit den Herrscher jähren übereinstimmen. Ob dabei dem<br />

Ofenfabrikanten ein Irrtum unterlief oder ob Geschäftsinteressen<br />

eine Rolle spielten, wird sich schwer entscheiden lassen.<br />

Vermutlich benützten sie eben noch die alten Mödel!<br />

Das Hohenzollerische Wappen fand ich seltener an Oefen<br />

vertreten. Es besteht aus dem weiß (silbernen) und schwarz<br />

viergeteilten Zollerschild, der auf den mir bekannten Oefen<br />

immer die 1. und 4. Stelle einnimmt, wobei die Felder 2. und<br />

3. den Sigmaringer Hirsch zeigen. Das Herzwappen in der<br />

Mitte enthält die 2 kreuzweise übereinander gelegten Zepter.<br />

Im Jahre 1505 hatte nämlich der Graf Eitel Friedrich<br />

das Erb-Kämmereramt mit diesem Wappenschild erhalten.<br />

Zum vollständigen hohenzollerischen Wappen gehören außerdem<br />

der Nürnberger schwarze Löwe in goldenem<br />

Schild mit rotweiß gestückter Einfassung, Haigerloch mit<br />

weiß und rot quergeteiltem Schild, Veringen: drei rote<br />

Hirschstangen in Gold. Grafschaft Berg (kam 1781 an Hohenzollern-Sigmaringen)<br />

roter Löwe in silbernem Schild, dessen<br />

schwarzer Rand 11 goldene Kugeln trägt. Das Wappen<br />

halten die beiden Bracken (Hunde). (Näheres bei Zingeler:<br />

das fürstl. hohenz. Wappen.)<br />

In einem Hause Straßbergs sah ich als öteiliges Ofenwappen:<br />

einköpfigen gekrönten Adler im Herzschild mit Wolkenrand.<br />

Auf dem 1. und 4. Feld ist die werdenbergische Fahne.<br />

Der im 2. und 3. Feld sichtbare dreimal stufenweise gebrochene<br />

Schrägbalken deutet auf die Grafschaft Heiligenberg.<br />

Das Ganze ist das Fürstenbergische Wappen, stammt<br />

also wohl aus Tiergarten.<br />

Von Zizenhausen stammend weist sich laut Inschrift<br />

ein anderer Ofen aus, den je 1 Hirsch und 1 Löwe im Walde<br />

schmücken,<br />

Es ist selbstverständlich, daß hier kaum alle Ofenfirmen<br />

genannt sind, die für unsere Gegend in Betracht kommen. In<br />

anderen Gemeinden werden, entsprechend ihrer Geschichte,<br />

wohl noch andere Wappen vorkommen. Nur wenn man anfängt,<br />

die Aufmerksamkeit auf diese oft verachteten Stücke<br />

zu richten und das, was man findet bekannt macht, kann<br />

eine Uebersicht gewonnen werden.<br />

Mit einer kleinen Anregung möchte ich schließen. Ich fand<br />

derartige Ofenplatten schon oft in Museen, und das mit<br />

Recht. Ich fand sie aber auch schon vor Stallungen über<br />

Jauchegruben. Ich meine, wenn man schon den Ofen außer<br />

Dienst setzen muß, dann könnten die Platten in der Stube<br />

irgendwo an der Wand befestigt werden und gäben da, gut<br />

geschwärzt und geglänzt, nicht nur einen würdigen Wandschmuck,<br />

sondern auch einen Anschauungsunterricht für die<br />

Jugend, die <strong>Heimat</strong> und das Ererbte zu lieben, das Alte und<br />

das Alter zu achten und zu ehren". Soweit N. Maier, 1927.<br />

II.<br />

Der alte Kastenofen, der schon vor Jahren im Haus Nr. 40<br />

zu Ringingen bei Familie Georg Maier des Jakob einem modernen<br />

weichen mußte, wird hier in zwei Bldern vorgestellt.<br />

Die ungleiche Größe derselben möge nicht irre machen, sie<br />

geht auf Konto der Photographen! Die Platten des Ofens waren<br />

ungefähr gleich groß. Die eine Gußplatte der Stirnseite<br />

zeigt die Hochzeit zu Kana: In zwei Räumen mit<br />

Kreuzgewölben sieht man links sechs Personen am Tisch und<br />

einen Diener, der aus einem Gefäß Wein in einen Krug gießt.<br />

Rechts der Mittelsäule ist Jesus dargestellt, der zwei Dienern<br />

den Auftrag gibt: „Füllet die Krüge mit Wasser! Hier sieht<br />

man nur 5 Krüge (einen undeutlich). Darunter steht in einer<br />

Linie:<br />

„CHRISTVS MACHT WASSER ZV WEIN. JOHAN AM 2.<br />

(Kapitel)." Ferner liest man in einer Kartusche: „DAS IST<br />

DAS ERSTE ZEICHEN - DAS IHESUS THET. GESCHE-<br />

HEN ZV CANA IN G ALI LEA. JOHAN AM 2. (Kapitel)."<br />

Diese Ofenplatte wurde leider vor etlichen Jahren veräußert.<br />

Das Foto stammt von S. Maier 1927.<br />

Erhalten sie die beiden anderen gleichen Platten, die drei<br />

festliche vorhanggeschmückte gewölbte Räume zwischen gewundenen<br />

Säulen zeigen. Im linken Feld bringt ein Bub von<br />

rechts auf dem Kopfe ein Gefäß, während eine Frau (?) aus<br />

einer Kanne etwas in einen hohen Krug gießt. Unten sind<br />

beiderseits zwei Reihen Fässer aufgestapelt. Mittelfeld: Links<br />

und rechts steht je eine Person mit einem Henkelkörbchen in<br />

der Hand, zwischen ihnen eine Frau, die Oel aus einer Kanne<br />

in ein Gefäß schüttet. Vor der Frau steht ein großer Bottich<br />

Die Hochzeit zu Kana (Foto: S. Maier 1927)


56 H O H E N Z O L L, E R I S C H E HEIMAT Jahrgang 1967<br />

(wohl mit Mehl) und zu beiden Seiten sind wieder Fässer aufgestapelt.<br />

Rechtes Feld: Eine Person mit einem Henkelkörbchen<br />

kommt zwischen zwei Stapeln Oelfässer hervor. Die<br />

Erklärung ergibt sich aus der Inschrift darunter:<br />

„DAS OHL IM KRVG SICH REICHLICH MEHRT,<br />

DER SOHN VOM TOD ZVM LEBEN KEHRT.<br />

INDEM SICH GOTTES GVT BEWEIST<br />

MIT WENIG BROD VIEL MENSCHEN SPEIST.<br />

4 REGYM AM 4. CAPITEL. ANNO 1697."<br />

Das Foto fertigte Joh. Dieter I in Ringingen. Die gleichen<br />

Gußplatten sind 73 cm breit und 68 cm hoch, die eine etwas<br />

deutlicher zu lesen. Im 4. Kapitel des 4. Buchs der Könige<br />

sind die Wundertaten des Propheten Elisäus<br />

erzählt: Oelvermehrung für die Witwe, Tod und Auferwekkung<br />

eines Knaben, Entgiftung der Speise und Brotvermehrung<br />

für Hunderte.<br />

Der frühere Landeskonservator Prof. Laur habe für den<br />

Ofen s. Zt. einen neuen setzen und den alten ins Museum auf<br />

den Zoller nehmen wollen. Aber H. H. Pfarrer Leibold in<br />

Thanheim, der aus dem Hause Nr. 40 stammte, willigte beim<br />

Graf Berthold<br />

Oswald Gabelkofer hat um 1580 in seinem im Staatsarchiv<br />

Stuttgart erhaltenen und von mir vor Jahrzehnten eingesehenen<br />

Collectaneen Seite 144a den Inhalt der Urkunde<br />

des Grafen Heinrich von Hättingen vom 7. Okt.<br />

1289C) angegeben und das Wappen des anhängenden Siegels<br />

beschrieben: „Drei Hirschhorn im Schild und auf dem Helm<br />

beiderseits eins." Er erkannte wohl, daß es sich um einen<br />

Veringer Grafen handelte und fuhr daher fort: „Danach ist<br />

die pictura (Malerei) in Zwiefalten falsch: In der Vorhalle<br />

dieser Kirche steht: Berthold Graf zu Hätingen, und<br />

dabei ein roter Löwe im gelben Feld".<br />

Auf diese Mitteilung Gabelkofers, die von mir selbst kaum<br />

richtig gewürdigt wurde, baute Dr. Burkarth seine interessante<br />

These über das Hettinger Grafenhaus und Gründung<br />

der Städte Gammertingen und Hettingenp). Graf Berthold<br />

von Hätingen, dessen Gedächtnis laut Mon. Germ. Nekrol. I.<br />

245 in Zwiefalten am 21. Februar gefeiert wurde, sieht er also<br />

mit guten Gründen für einen Abkömmling der Grafen von<br />

Gammertingen an, während H. M. Maurer ihn noch jüngst<br />

für Berthold von Neifen hielt( 3 ). Von dem Beisatz „hier begraben"<br />

ist trotz Maurer nichts im gedruckten Nekrolog zu<br />

finden. Es hängt also alles davon ab, ob das Gemälde in<br />

Zwiefalten, das seit dem barocken Neubau nicht mehr vorhanden<br />

ist, auf Richtigkeit beruhte. Tatsächlich lösen sich<br />

nach Burkarths These spielend die Schwierigkeiten der Stadtwappen<br />

Gammertingen und Hettingen, die seit 1473 bzw.<br />

1535 farbig nachzuweisen sind, wobei Hettingen inzwischen<br />

den ursprünglich roten Löwen in Gelb umänderte in „gelben<br />

Löwen in Grün". Freilich wäre gut, wenn man feststellen<br />

könnte, ob es sich bei den Wappen der Zwiefalter Kirche<br />

um solche von Wohltätern oder nur vor dort Beerdigten handelte.<br />

Auch sollte man sicher stellen, ob der Maler zu unbekannter<br />

Zeit nicht einfach das s. Zt. bestehende Wappen<br />

von Hettingen zu dem Grafennamen dazumalte. Otto von<br />

Alberti hält z. B. im Württbg. Adels- und Wappenbuch II<br />

den in Zwiefalten ebenfalls gemalt gewesenen Schild des<br />

Walther von Rüttehalde (mit rotem aufrechten Löwen in<br />

Grün) für „schwerlich authentisc h", wobei ich ihm<br />

Neubau des Hauses nicht ein. Damals vermutete man, der<br />

Ofen stamme aus dem Kloster Stetten, was unsicher bleibt,<br />

denn dort hatte man ja nur eine Wärmewand! Höchstens<br />

käme das Beichtigerhaus in Frage. Oefen mit religiösen Motiven<br />

sind in den württembergischen Gießereien Königsbronn<br />

(hier schon zu Klosterzeiten) und dann auch wohl in Christophstal,<br />

Ludwigstal und Wasseralfingen mit Vorliebe gegossen<br />

worden. Der unsere könnte von Königsbronn stammen.<br />

Unter dem Ofen befand sich die „Steig" für eine Turteltaube,<br />

oben drauf ein kleiner Aufsatz mit „Bratkachel".<br />

Deren Türchen war durchbrochen und zeigte in der Mitte<br />

einen halbrücklings liegenden nackten Jüngling, der auf<br />

einem Horn blies oder daraus trank. Der Ofen war von der<br />

Küche aus heizbar. Eine ganze Reisbuschel hatte bequem<br />

darin Platz. In der Glut pflegte man den krautgefüllten Dreifußhafen<br />

mittels einer Ofengabel zu postieren. Das ist längst<br />

vergangen und vergessen!<br />

Außer gußeisernen gibt es auch Kachelöfen, die man bei<br />

uns „kätene" heißt (von mittelhochdeutsch k a t, d. i. Lehm,<br />

Dreck). Das Wort Ofen ist schon althochdeutsch nachzuweisen<br />

und bedeutet, der ältesten Ofenform entsprechend, eigentlich<br />

Hafen oder Topf. J. A. Krs.<br />

von Hätingen<br />

nicht folgen möchte. Man müßte vor allem das von<br />

Alberti zitirte Manuskript dieser Zwiefalter<br />

Wappen, das in Stuttgart liegen muß, daraufhin<br />

nachprüfen! Was nun die Zimmerische<br />

ChronikC) von den in Zwiefalten (oft im Kapitelssaal!) beigesetzten<br />

Adeligen berichtet, erweckt ebenfalls einige Bedenken,<br />

die sich jedoch wohl lösen lassen. Graf Imfried ist<br />

wohl als Hunfried zu lesen, ein Graf Mangold von Gammertingen<br />

ist unbekannt, und den Grafen Ulrich nennt sie<br />

gar nicht. Hermann von Wartstein ist in der Chronik Bertholds<br />

nicht als dort beerdigt genannt, so wenig als Graf<br />

Berthold von Hätingen. Graf Ginos von Urach dürfte als<br />

Egino zu deuten sein, aber einen Grafen Ulrich von Neifen<br />

gab es m. W. gar nicht mehr. Der Freiherr Berchthold von<br />

Rockstein ist ebenfalls unbekannt. Vielleicht sollte er zur<br />

Gauselfinger Burg Leckstein gehört haben? Waren etwa<br />

einige der Namen und Wappen gar nicht mehr oder nicht<br />

gut zu erkennen, etwa Adelberts von Hettingen, oder hatte<br />

der Zimmerner seine Kenntnisse nur vom Hörensagen?<br />

Beachte: Die Wappen waren im 16. Jahrhundert in der Vorhalle<br />

zu sehen, die ältesten Gräber aber lagen im Kapitelssaal!<br />

So bestechend Burkarths These auch ist, sie sollte<br />

weiterhin mit Gründen gestützt werden. So z. B. der frühe<br />

Ansatz der Gründung der beiden Städte Gammertingen und<br />

Hettingen vor 1232, die man bisher erst um Mitte des 13.<br />

Jahrhunderts annahm. Auch ist die Annahme eines Bruders<br />

Berthold für den Gammertinger Anherrn Arnold etwas<br />

unsicher, und ernsthafte Interessenten wären für genaue<br />

Quellenangabe dankbar, weil sonst eine nötige Nachprüfung<br />

fast unmöglich wird.<br />

Wir alle aber sind auf weitere Forschungen und Ergebnisse<br />

auf dem Gebiet der engeren <strong>Heimat</strong>geschichte gespannt.<br />

Kraus<br />

Anmerkungen: i) Mitt. Hohz. 4, 1870, S. 3 und Wirtbg. UB 9, 301.<br />

2) Hohenzollerische <strong>Heimat</strong> 1967, S. 18 und 48.<br />

3) Maurer in Zeitschrift f. württ. Landesgesch. 1966, S. 94 u. 129.<br />

4) Zimmerische Chronik I, 220.<br />

Kalchbrunn-Kaltenbrunnen bei Vilsingen<br />

In der Nr. 3 der Hohenz. <strong>Heimat</strong> Seite 47 war die Frage<br />

gestellt, ob der Kalchbrunnen von 1499 identisch sei mit dem<br />

Griesenlochbrünnele. Herr Studienrat A. Teufel (Freiburg,<br />

Burgunderstraße 6), der in Engelswies aufwuchs, hatte die<br />

Freundlichkeit, unterm 20. 7. 67 mitzuteilen: „Es handelt<br />

sich bei dieser Quelle um den stets wasserspendenden<br />

Kaltenbrunnen auf der Gemarkung Vilsingen hart am<br />

Grenzstein gegen Engelswies. Dicht dabei steht die Verenakapelle,<br />

zu Engelswies gehörig. Das vermutete Kriesenlochbrünnele<br />

auf Langenharter Gemarkung bzw. an der<br />

Grenze gegen Gutenstein kann niemals in Frage kommen.<br />

Die Entfernung ist zu groß und keine der beiden Gemeinden<br />

Vilsingen und Inzigkofen grenzt an es. Dagegen liegt der<br />

ebenfalls erwähnte Sonderhartsbühl am Wege von<br />

Vilsingen und auch von Inzigkofen gegen Kaltenbrunnen<br />

hinaus."<br />

Nachdem so die Frage geklärt ist, darf noch ein Geschichtle<br />

der Zimmerischen Chronik von 1566 angeführt werden, die<br />

teils von Kalch-, von Kaltbrunnen oder Verenabrunnen<br />

spricht (Meersburger Ausgabe von Hermann II, 92 u. I, 440):<br />

„Der Bronn habe besonders gutes Wasser. Als einmal der<br />

Barbier des Grafen Gottfried Wernher von Zimmern dorthin<br />

kam, fand er ein altes häßliches Weib, das nackend und<br />

mit zerstrobeltem Haar wie eine Erinnye (griechische Rachegöttin)<br />

in dem Brunnen saß. Aus Zorn über die Verunreinigung<br />

des Trinkwassers packte er einen langen Stecken und<br />

schrie die Alte mit rauhen Worten an. Da zeigte sich das<br />

Wunderwerk des Brunnens: Das bisher halb lahme und hinkende<br />

Weible war plötzlich gesund und pfurrte aus dem<br />

Wasser und nackt davon durch den Wald, schneller als der<br />

staunende Barbier laufen konnte." Allerdings äußert der<br />

Chronist selber Zweifel, ob der Bronn und seine Tugenden<br />

oder die Furcht vor dem Stecken die Lahme gesund gemacht<br />

habe. Krs.


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 57<br />

Das Leben eines geschätzten, aufrechten und braven Mannes<br />

hat sich erfüllt. Kreisarchivar Kurt Ro ckenbach,<br />

weit über die Grenzen des von ihm seit vielen Jahren heimatpflegerisch<br />

betreuten Landkreises Balingen hinaus bekannt,<br />

ist am 3. Juli 1967 für immer heimgegangen.<br />

Seit über 20 Jahren lebte er in dem kleinen und liebenswerten<br />

mittelalterlichen Städtchen Rosenfeld, in der Nähe<br />

des kleinen Heubergs. Kurt Rockenbach hätte keinen passenderen<br />

Ort für sich und seine Arbeit finden können. Hierher<br />

gehörte er so richtig, alles paßte zu ihm und er paßte so gut<br />

zu diesem Ort, wenn er mit Stock und Fotoapparat, Karte<br />

und Zeichenblock sowie seinem Dackel „Wulli" an der Leine<br />

auf der Hauptstraße mitten durch den Ort dahinschritt, um<br />

einen seiner vielen Beobachtungspunkte zu erreichen. So oft<br />

einem Kurt Rockenbach in seiner hageren Gestalt begegnete,<br />

konnte man sicher sein, daß er mit einem bestimmten Ziel<br />

vor Augen unterwegs war. Sei es, daß er seine Wetterstation<br />

kontrollierte, bei einem Umbau oder einer Renovierung<br />

seinen denkmalpflegerischen Rat erteilte (auch wenn er so<br />

manches mal nicht dazu aufgefordert worden war), bei Ausschachtungen<br />

die nötige Spurensicherung der Vorzeit durchführte<br />

oder einem sonstigen geologisch, botanisch oder kulturgeschichtlich<br />

wichtigen Punkte zusteuerte. Immer aber,<br />

wenn Kurt Rockenbach im „Gelände" war, wie er dies selbst<br />

zutreffend bezeichnete, galt es zu erhalten, zu erforschen<br />

oder für die Zukunft zu sichern. Dann griff Kurt Rockenbach<br />

auch gelegentlich zum Zeichenstift und umriß mit wenigen,<br />

dafür aber treffsicheren Strichen jenes für ihn Wichtige.<br />

Damit nicht genug. Seiner Hand entstammen eine Reihe<br />

bedeutender Rekonstruktionszeichnungen und ausgesprochen<br />

lieblicher Skizzen. Kurt Rockenbach war auch schriftstellerisch<br />

tätig. So arbeitete er entscheidend an der 1960/1961<br />

r.eu erschienenen Baiinger Kreisbeschreibung mit und veröffentlichte<br />

verschiedenes historisch wertvolle Material in<br />

den „<strong>Heimat</strong>kundlichen Blättern". Besonders bemüht war er<br />

um die Erhaltung, den Ausbau und die Vervollständigung der<br />

Stadt- und Gemeindearchive des Kreises wie überhaupt um<br />

alles <strong>Heimat</strong>kundliche. Ein privates <strong>Heimat</strong>museum in Rosenfeld<br />

ist seiner Initiative zu verdanken.<br />

Kurt Rockenbach war ein äußerst naturverbundener<br />

Mensch. Galt seine Liebe der Botanik, seinen gefiederten<br />

Freunden und all den kleinen hilflosen Lebewesen, so war<br />

seine Freude die Geologie und eng damit verbundene Archäologie<br />

im heimatlichen Kreis. Schöne und anerkannte Erfolge<br />

55.) 1432 Febr. 19: Ulrich Truchsess zu Pflummern ist neben<br />

Hans von Hornstein zu Schatzberg, Hans von Grafeneck,<br />

Gerwig von Sulmentingen, Wolf von Stain-Klingenstain,<br />

Eberhard von Landau Bürge für Jörg Kaib von Hohenstein<br />

(bei Oberstetten) und seine Frau Anna von Wöllwart und<br />

Schwester Magdalena betr. Wälder zu Sunderbuch. Kaibs<br />

Mutter war Elz Truchsessin von Höfingen gewesen (U 1042).<br />

56.) 1433 Aug. 13: Truchsess Heinrich von Ringingen beurkundet<br />

mit Jörg Kaib von Hohenstein, Vogt auf dem Bussen,<br />

einen Vergleich Zwiefaltens mit dem Ritter Wolf von Stain<br />

von Reichenstain betr. Kapelle zu Reichenstein (Büschel 183).<br />

57.) 1433 Juli 4: Edelknecht Ulrich Truchsess von Ringingen<br />

ist Zeuge bei Lehenentfremdung eines Gutes zu Bach (U 243).<br />

58.) 1438 Febr. 3: Heinrich Truchsess von Ringingen bürgt<br />

u. a. für Jörg Kaib von Hohenstein, Vogt auf Bussen, der<br />

das Burgstall Hohenstain mit Oberstetten an Albrecht Späth,<br />

seinen Vetter, verkauft (U 885). 1439 erscheint ein Heinrich<br />

Späth mit dem Beinamen Zahnreff (U 856).<br />

59.) 1441 März 6: Hans Sachs von Esslingen verkauft seine<br />

Güter zu Neuhausen ans Kl. Zwiefalten um 140 rh. Gulden<br />

und 10 Pfund Leibgeding für die Schwestern Anna und Ursula<br />

Teufel, Klosterfrauen zu Stetten bei Hechg. unter Bürgschaft<br />

seiner Brüder Ulrich Sachs, Bürger zu Esslingen und<br />

Jörg Sachs, Bürger zu Reutlingen (Dok. Buch 6, 48b).<br />

60) 1442 Nov. 26: Fritz Schwelher zu Straßberg verkauft<br />

ans Kl. Zwiefalten sein Haus, Hofraite und Gesäß zu Reutlingen<br />

in der neuen Stadt zwischen des Pfarrers und des<br />

Raten Häusern, am Zwiefalter Hof, wie er es von seinem<br />

Vater Hans Schwelher dem älteren ererbt, um 85 rh. Gulden.<br />

Er siegelt mit seinem Schwäher Heinrich Boß zu Grüningen<br />

(U 993).<br />

In memoriam Karl Rockenbach<br />

von Ferdinand Furtmeier, München<br />

Zollerisches aus Zwiefalter Urkunden<br />

haben ihm dies des öfteren bewiesen. In seiner bescheidenen<br />

Art machte er aber nie großes Aufhebens daraus.<br />

Seine ruhige und besonnene Art, seine vielseitige Begabung<br />

und seine ideellen Neigungen waren es, die Kurt Rockenbach<br />

zu einem liebenswerten Menschen machten. Große Geselligkeiten<br />

lagen ihm nicht. Im kleinen Freundeskreise fühlte er<br />

sich wohl. Dort kamen dann sein geschulter Geist, verbunden<br />

mit seinem feinen Humor, zum Tragen. Seine bescheidene<br />

Lebensführung ohne jeglichen Aufwand vervollständigt seine<br />

Persönlichkeit. Es ging Kurt Rockenbach immer nur um die<br />

Sache. Wenn er eine solche als wichtig erkannt hatte, setzte<br />

er sich rast- und selbstlos dafür ein. Viele Beispiele bestätigen<br />

dies. Noch in seinen letzten Lebensjahren, bereits von<br />

dem unheilbaren Leiden erfaßt, das ihn schließlich niederwarf<br />

und von dem er und seine engsten Freunde wußten, war<br />

er noch unaufhaltsam tätig. So überwachte er wochenlang die<br />

Straßenverbreiterungsarbeiten um Rosenfeld aus kulturgeschichtlicher<br />

Sicht, führte Notgrabungen im Bubenhofer-Tal<br />

durch und leistete Entscheidendes bei der endgültigen Festlegung<br />

des Verlaufes der alten Römerstraßen im Kreis Balingen.<br />

Sein letztes Werk aber dürfte die Renovierung des<br />

Marktbrunnens der Stadt Rosenfeld gewesen sein, die ihn<br />

— wie er sagte — noch zu Tode plagen würde. In dieser<br />

wohlgelungenen Wiederinstandsetzung des Rosenfelder Marktbrunnens<br />

hat sich Kurt Rockenbach selbst ein bleibendes<br />

Denkmal gesetzt.<br />

Kurt Rockenbach wurde am 28. Juni 1899 in Nürnberg<br />

geboren. Seine Studienjahre verbrachte er in Hamburg. An<br />

der dortigen Universität war er später wissenschaftlicher<br />

Assistent für Geologie und Biologie. 1947 kam er nach Rosenfeld,<br />

das ihm von seinem Vater und seiner Großmutter, die<br />

aus Trichtigen stammte, bekannt war. Anfang dieses Jahres<br />

mußte Kurt Rockenbach in das Kreiskrankenhaus Balingen<br />

eingeliefert werden. Noch bei meinem Besuch zu Pfingsten<br />

sah es für ihn recht hoffnungsvoll aus. Leider aber verstarb<br />

er schon wenige Wochen später. Am 3. Juli 1967 wurde Kurt<br />

Rockenbach von seinem langen und schweren Leiden erlöst.<br />

Unter größter Anteilnahme aller Bevölkerungsschichten ist<br />

er am 5. Juli 1967 auf dem Rosenfelder Friedhof zur letzten<br />

Ruhe gebettet worden.<br />

Der Kreis Balingen hat einen überzeugten und ehrlichen<br />

Sachwalter aller seiner heimatkundlichen Belange, die Stadt<br />

Rosenfeld eine ihrer markantesten Persönlichkeiten, wir<br />

aber einen guten Freund verloren, den wir immer vermissen<br />

werden.<br />

61.) 1442 Dez. 23: Hans Späth erhält die Hälfte von Aichelau<br />

als württembergisches Lehen. Sein Bruder ist Albrecht Späth<br />

(Dok.Buch III, 84).<br />

62.) 1449 April 12: Heinrich Boss verkauft dem Hans<br />

Schwelher genannt Mettelhans die Sandwiese an der Brücke<br />

zu Daugendorf um 130 Pfund (U 351).i<br />

63.) 1449 Mai 31: Wilhelm von Stain von Jungingen<br />

verkauft an Jörg Burggraf einen Hof zu Kirchen bei Mochental-Munderkingen,<br />

Lehen Wilhelms von Gundelfingen,<br />

um 88 fl (U 672). Ob unser Jungingen? Vgl. Mitt. Hohz. 63,<br />

16 Anmerk.)<br />

64) 1450 Nov. 2: Ritter Burkart von Hainburg (Homburg?)<br />

und seine Frau Anna vom Stain, bekennen, daß ihr Streit<br />

mit Wilhelm von Stain von Jungingen über den Nachlaß<br />

der Barbara von Stain geborener von Reischach, Annas<br />

Mutter, wegen des Hofes zu Kirchen beigelegt ist. Siegler:<br />

Aussteller und seine Frau, Ritter Sigmund von Stain und<br />

Eberhard von Stain zu Emerkingen (U 673).<br />

65.) 1554 März 14: Hans Krausenbarth, Burger zu Trochtelfingen,<br />

und seine Frau Anna Holzelfing verkaufen an Pfaff<br />

Konrad, den Dekan zu Stetten u. Holstein ihre Wiese zu<br />

Stetten u. H. um 11 Pfund Heller (Dok.Buch V, 281). Am 22.<br />

Februar 1487 schenkte Pfaff Konrad diese Wiese zu einem<br />

Seelgerät ans Kl. Zwiefalten (ebenda V, 282).<br />

66.) 1456 März 18: Konrad Hermann von Riedlingen verkauft<br />

an Junker (Mettel-)Hans Schwelher ein Pfund Heller<br />

Zins aus einer Wiese zu Daugendorf um 20 Pfund. Siegler:<br />

Truchsess Heinrich von Ringingen und Benz Flur d. ältere zu<br />

Riedlingen (U 356). Schon am 9. März hat er 1 Pfund Hlr.<br />

aus der Haldenwiese um 20 Pfund an denselben veräußert<br />

(Dok.Buch II, 60b).


58 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang 19(57<br />

67.) 1458 Febr. 25: Die Junker (Mettel-)Hans Schwelher und<br />

Heinrich Truchsess von Ringingen, beide zu Riedlingen wohnhaft,<br />

siegeln dem Ulrich Müli von Unterstadion, der Zinsen<br />

ans Kl. Zwiefalten veräußert (U 1111). Die Siegel fehlen heute.<br />

68.) 1458 März 9: Hans Mayer genannt Fiel und seine Frau<br />

Greta Stoll zu Trochtelfingen verkaufen an die Heiligenpflege<br />

Maria und Georg in Wilsingen Wiesen und ein Hanfgärtlein<br />

um 19 Pfund Heller. Siegel der Stadt Trochtelfingen fehlt<br />

heute (U 1146).<br />

69.) 1458 Dez. 11: Schultheiß Benz Uelin zu Trochtelfingen<br />

siegelt für Hans Weißhaar zu Wilsingen. Siegel erhalten<br />

(U 1147).<br />

70) 1459 Jan. 8: Junker Heinrich Truchsess von Ringingen<br />

siegelt für den Gomaringer Kirchherrn Bartholomäus Jocher<br />

(früher in Gammertingen) und dessen Bruder Matthäus, Konventual<br />

zu Marchtal, betr. Hof zu Daugendorf (U 358). Ebenso<br />

siegelt er 1460 Nov. 11 für Anna Bachmaier betr. Güter zu<br />

Daugendorf und ist am 13. Mai 1461 zu Riedlingen seßhaft<br />

(U 359 und 360).<br />

71) 1462 Febr. 6: Vogt Konrad Braitnower zu Gammertingen<br />

verkauft an Georg Löser zu Zwiefalten seinen Hof zu<br />

Kirchen bei Munderkingen um 140 fl. Siegler: Junker Heinrich<br />

Truchsess (von Ringingen) und Junker Wolf Speth.<br />

Siegel erhalten (U 678).<br />

72.) 1463 Sept. 29: Jörg Truchsess von Ringingen entscheidet<br />

mit Abt Johannes von St. Georgen und Junker Jakob von<br />

Falkenstein einen Streit zwischen Kl. Zwiefalten und Peter<br />

Betzmann von Rottweil betr. Güter zu Bach (U 245).<br />

73) 1464 Dez. 3: Margaretha Bergerin, Witwe des (Mettel-)<br />

Hans Schwelher, verkauft an Johannes Werntz, Konventbruder<br />

zu Zwiefalten, und die Pfleger der Nikolauskapelle zu<br />

Mochental eine Wiese an der Donau. Siegler: Truchseß Heinrich<br />

von Ringingen (U 797).<br />

74.) 1466 April 27: Junker Heinrich Truchsess von Ringing'en<br />

siegelt dem Konrad Sindelin von Altheim b. Riedlingen,<br />

der Zinsen an die 11 000 Mägde der Kapelle Ensmad verkauft<br />

(U 539).<br />

75.) 1466 Mai 23: Siegel des Gammertinger Vogts Konrad<br />

Braitnower erhalten: U 435. Ein Jakob Berner (Biener!) sitzt<br />

zu Dürrenwaldstetten.<br />

76.) 1468 Juni 30: Margaretha Bergerin, Witwe des Mettelhans<br />

Schwelher von Ringingen, stiftet einen Jahrtag nach<br />

Zwiefalten für sich, ihren Mann, ihre Eltern, ihren ersten<br />

Mann Burkart von Sachsenheim mit Zustimmung ihres Sohnes<br />

Hans von Sachsenheim, nämlich die Kastenvogtei des<br />

Kirchensatzes mit Widdum und halbem Zehnten zu Willmandingen<br />

und 1 Scheuer daselbst, vorbehaltlich der Einlagerung<br />

ihrer Frucht und der Hälfte der Scheuer. Sie siegelt<br />

neben ihrem Sohne Hans (U 1279).<br />

77.) 1469 Febr. 3: Junker Heinrich Truchsess von Ringingen<br />

zu Riedlingen siegelt für Ulrich Pur von Daugendorf, der<br />

einen Acker verkauft (U 365).<br />

78.) 1469 Febr. 16: Heinrich Späth ist Bürge für die Brüder<br />

Wolf und Ludwig Späth, als sie an Hans Truchsess von Bichishausen<br />

den älteren ihr Dorf Kirchen bei Munderkingen<br />

um 3000 fl verkaufen, daneben bürgen Heinrich und Konrad<br />

von Reischach zu Dietfurt.<br />

79.) 1469 Juli 24: Jodokus Fuler (Fauler), Kaplan des Johannes<br />

Evang. Altars zu Niederveringen (Veringendorf) und<br />

die Pfleger desselben verkaufen an Johannes Werntz, Konventherrn<br />

zu Zwiefalten, und die Pfleger des Nikolausaltars<br />

zu Mochenwangen ein Gütlein zu Dürrenwaldstetten um 25 fl.<br />

Siegel der Stadt Veringen fehlt (U 437).<br />

80.) 1473 Febr. 23: Jörg Mürlin, Bürger zu Trochtelfingen,<br />

belehnt den Martin Schneider von Pfronstetten mit einem<br />

Gütle daselbst, das er von seinem Schwäher Benz Uelin geerbt<br />

hat. Zeugen: Benz Uelin, Vogt zu Trochtelfingen, Heinz<br />

Schimpfer aus Feldhausen, Hans Beringer von Pfronstetten<br />

und Klaus Schneider, Martins Bruder. Siegler: Hans Murer,<br />

Schultheiß zu Trochtelfingen. Siegel fehlt heute (U 141).<br />

81.) 1474 März 1: Hans von Sachsenheim (Stiefsohn des<br />

verst. Mettelhans Schwelher) bestätigt die Stiftung seiner<br />

Mutter in Willmandingen (Nr. 76), nachdem er zuerst die des<br />

halben Zehnten und der Scheuer bestritten gehabt, da diese<br />

als Beweisung und Widerlegung nach ihrem Tod den Erben<br />

des Mettelhans Schwelher (von Ringingen) heimgefallen und<br />

von ihm denselben abgekauft seien. Siegler: Aussteller, Konrad<br />

Uelin als Burgermeister zu Reutlingen, Johann Stählin<br />

als Stadtschreiber daselbst u. Werner Urach, Richter (U 1280).<br />

82) 1476 Januar 29: Benz Uelin, Vogt zu Trochtelfingen und<br />

Heinz Späglin, genannt Hosser daselbst, belehnen den Konrad<br />

Acker mit ihrem Hof zu Wilsingen. Siegel der Stadt<br />

Trochtelfingen erhalten (U 1149, 1150).<br />

83.) 1476 Dez. 6: Truchseß Konrad von Ringingen zu Neuhausen<br />

siegelt für die Gemeinde daselbst (Dok.Buch 6, 54b).<br />

84.) 1478 Apr. 8: Burkart von Freyberg zu Neusteußlingen<br />

entscheidet zwischen Landhofmeister Hans von Bubenhofen<br />

(wegen der Leute von Feldhausen, Harthausen und Kettenacker)<br />

und dem Kl. Zwiefalten (wegen seiner Leute zu Tigerfeld)<br />

über ein Recht im Hart und Attentat (U 1080).<br />

85) 1479 März 15: Junker Konrad Truchsess von Ringingen<br />

zu Neuhausen siegelt eine Verkaufsurkunde des Hans Egen<br />

des älteren von Dettingen im Urachertal betr. Güter zu Dettingen<br />

(U 430).<br />

86) 1481 März 2: Junker Fritz Schenk, Pfleger zu Wartstein<br />

an der Lauter siegelt (Siegel aufrechte Hirschstange)<br />

(U. 247). (Im Jahre 1507 gab Graf Eitelfritz von Zollern die<br />

verbrannte Burg Wartstein an Hans Späth von Granheim gegen<br />

ein Viertel am Dorf Ringingen.)<br />

87.) 1484 Nov. 5: Anna Diem zu Dietfurt verkauft an Anna<br />

Dietz zu Ittenhausen ihren Hof hierselbst um 295 Pfund, der<br />

nach Hettingen vogtbar ist. Siegler: Junker Hans von Mulfingen,<br />

Vogt zu Sigmaringen, und Junker Marquard von<br />

Ramsperg zu Dietfurt (U 636).<br />

88) 1491 April 19: Mathis Schmid von Veringen verkauft<br />

Gülten ans Kirchlein der 11 000 Mägde zu Ensmad. Siegler:<br />

Vogt Hans Klenck und Michel Kastner, beide zu Gammertingen<br />

(U 541).<br />

89.) 1493 Juli 2: Hans Mur, Schultheiß zu Sigmaringen und<br />

Jörg Laußer des Gerichts zu Zwiefalten, schlichten einen<br />

Streit zwischen den Pfarreien Laiz und Bingen über den<br />

Zehnten zu Hargarten (wo?) (U. 308).<br />

90) 1495 Dez. 7: Die Brüder Reinhard, Georg und Hans Spät<br />

von Schülzburg, Wolfs Söhne, verkaufen an Hans Kaspar von<br />

Bubenhofen die Dörfer Oberstetten Oedenwaldstetten, Aichenloch<br />

(Aichelau) und den Hof Maßhalderbuch um 9 500 fl<br />

(U 210). Im Jahre 1497 verkauft er alles an Zwiefalten um<br />

9 350 fl mit Siegeln des Hans Heinrich von Bubenhofen des<br />

Ausstellers und seines Bruders Wolf (U 241).<br />

91.) 1504 Mai 7: Peter Schmid, genannt von Stetten, ist zu<br />

Gönningen seßhaft. Siegel der Stadt Trochtelfingen abgegangen<br />

(U 1155).<br />

92.) 1506 Dez. 25: Hans Späth zu Granheim (Gronau) gesessen,<br />

ebenso 1509. (Derselbe hat ein Viertel Ringingens an<br />

Zollern gegeben: 1507.) Ein Großhans Späth erscheint 1511<br />

als Sohn des Heinrich Späth, der um Martini 1506 starb;<br />

wohl identisch mit Hans (Pfeilsticker, Neues württbg. Dienerbuch<br />

Nr. 1576; erschien 1957 ff.).<br />

93.) 1507 Mai 3: Konrad Mürlin zu Trochtelfingen verkauft<br />

1 Gütlein zu Wilsingen an die Heiligenpflege St. Jörgen daselbst.<br />

Siegel der Stadt Trochtelfingen abgegangen (U 1156).<br />

94.) 1507 Juni 2: Obervogt Michel Käß zu Trochtelfingen<br />

siegelt (U 1157).<br />

95.) 1517 Febr. 28: Konrad Mürlin zu Trochtelfingen verkauft<br />

an Klaus Scherer von Gammertingen das Eigentum<br />

seines Hofes zu Pfronstetten um 80 Pfund Heller unter dem<br />

Siegel des Burkart Fattlin, Schultheißen zu Trochtelfingen<br />

(U 944).<br />

96.) 1513 Jan. 12: Hans Murr zu Urach verkauft an Thomas<br />

Brälin, Pleban zu Oberstetten, seine Hälfte des Acker'schen<br />

Erblehens zu Wilsingen um 78 rh. Gulden weniger 10 Schilling<br />

Heller (U 1159).<br />

97) 1514 Okt. 30: Meister Berthold Mürlin, Kirchherr zu<br />

Trochtelfingen, verkauft an Abt Sebastian vom Kl. Zwiefalten<br />

sein Recht an Konrad Eberlins Gut zu Oberstetten. Siegel<br />

des Michael Keß, Vogt zu Trochtelfingen, abgegangen (U 892).<br />

98) 1532 Mai 20: Felix Werdenberger, Vogt zu Trochtelfingen,<br />

vergleicht als Gemeinmann die Gemeinden Harthausen<br />

und Wilsingen über Trieb und Tratt, und siegelt (U 1163).<br />

99.) 1608 erscheint zu Trochtelfingen der fürstenbergische<br />

Untervogt Andreas Wey (U 1173), zu Wilsingen ein Georg<br />

Zeiler (U 1172), Wey auch 1609. Im Jahr drauf heißt er Vogt<br />

(U 1176). Vom 8. Februar 1610 datiert eine Urkunde mit Siegel<br />

des Anton Bregenzer, Pfarrers zu Trochtelfingen (U 1175).<br />

100.) 1616 Mai 4: Pfarrer Martin Sauter zu Langenenslingen<br />

(schon 1613 dort) verkauft mit Zustimmung des Grafen<br />

Ernst Georg von Hohenzollern an Johannes Haß, Pfarrer zu<br />

Dürrenwaldstetten, eigene Grundstücke um 105 fl. Siegel des<br />

Dr. Joachim Rassler, hohz. Rat und Advokat der Grafschaft<br />

Veringen (U 548).<br />

101.) 1701 Febr. 11: Protokoll über den beabsichtigten<br />

Tausch des großen Zehnten zu Oberstetten samt Patronatsrecht<br />

von Seiten Hohenzollern-Hechingen ans Kloster Zwiefalten,<br />

gegen die diesem verpfändeten Orte Stetten und<br />

Hörschwag (Büschel 173),


Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 59<br />

Aus dem Sterberegister der Pfarrei Gammertingen<br />

Manche Pfarrer haben die laufenden Einträge im Totenbuch<br />

liebevoll mit einigen charakteristischen Beiworten ausgeschmückt.<br />

Außer dem Sterbetag steht oft der Beruf, das<br />

Alter des Verschiedenen. Wichtig für den Seelsorger ist die<br />

Mitteilung, ob der Verstorbene noch die hl. Sakramente der<br />

Buße, der Krankenölung und Wegzehrung empfangen hat,<br />

oder ob dies bei plötzlichem Tod nicht mehr möglich war.<br />

Tabellenartige Vordrucke waren bis etwa 1850 noch nicht in<br />

Uebung. Sie wurden aber von Geistlichen schon früher nach<br />

irgend einem Muster eingezeichnet. Bis dahin hat man die<br />

Einträge im fortlaufenden Text getätigt.<br />

Im folgenden werden Auszüge aus dem Totenbuch ab 1800<br />

dargeboten, die kulturell oder aus anderen Gründen von besonderem<br />

Interesse sind. Es sind Uebersetzungen, da in jener<br />

Zeit die lateinische Sprache in Uebung war, wie es das Rituale<br />

vorschrieb.<br />

Gammertingen gehörte bis 1806 den Freiherrn von Speth zu<br />

Zwiefalten („Die Herrschaft"). Die Landeshoheit über unser<br />

Gebiet ging damals an das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen<br />

über. Den gesamten Besitz und die verbliebenen Reste<br />

kaufte 1827 Fürst Anton Alois von Hohenzollern-Sigmaringen.<br />

— Das herrschaftliche Spital, eine Stiftung der Barone von<br />

Speth, wurde erst nach dem 2. Weltkrieg abgebrochen. (Heute<br />

am Fidelisweg). Es war außen mit Blumen und Sprüchen bemalt,<br />

die erst beim Abbruch unter der Tünche hervorkamen.<br />

— Die Todesfälle in Wien und anderen Orten Oesterreichs<br />

lassen eine engere Verbindung nach dort ahnen, die besonders<br />

auch wirtschaftlich begründet war. — Maler Ambrosius Reiser<br />

war tätig 1782 an der Stiftskirche in Hechingen, 1788 in<br />

Melchingen. Anton Reiser malte ebenfalls an der Kirche in<br />

Melchingen. Zum Eintrag 1814: Josef Anton Reiser, Obervogt,<br />

malte das ehemalige Hochaltarbild in der Pfarrkirche Gammertingen,<br />

das heute über dem Taufstein hängt, auch das<br />

Deckenbild im Treppenhaus des Schlosses dürfte von ihm<br />

stammen.<br />

1805 1. Juni Herr Fidelis Fauler, Oberschultheiß und durch<br />

30 Jahre Vorsteher der herrschaftlichen Oekonomie. Mit<br />

allen Sakramenten versehen.<br />

29. November Johannes Bugg, Der älteste in der ganzen<br />

Nachbarschaft, da er 1710 geboren ist. Ein vortrefflicher<br />

Mann und durch mehrere Jahre zweiter Consul. Versehen,<br />

sei es in der Kirche, sei es in seinem Hause. Oftmals.<br />

1806 Valentinus Burkhart, den ich als fleißigsten Mann kennenlernte:<br />

denn von ihm aus Ackersteinen und Bruchsteinen<br />

errichtete Mauern beweisen es. Für das Heil<br />

seiner Seele war er noch mehr besorgt als für den Leib.<br />

Ueber 70 Jahre alt, starb er mit allen Sakramenten<br />

versehen.<br />

15. November Herr Johann Peter Bieler, in kaufmännischen<br />

Diensten, wurde er hier im Gasthaus zur Krone<br />

vom Schlage gerührt. Mit der hl. Oelung allein ausgerüstet<br />

starb er, wie seine Papiere ausweisen 55 Jahre<br />

alt und wurde hier begraben.<br />

1807 Herr Franz Josef Sidler, ledig, aus der Unteren Mühle<br />

entstammend, Candidat der Philosophie, durch 40 Jahre<br />

Kammerer im Dienste des Hochw. Rom. Kaiserl. Fürsten<br />

und Abtes von St. Blasien und sein Sekretär. Er<br />

wurde hier vom Schlagfluß erfaßt, starb nach Empfang<br />

der hl. Oelung im 63. Lebensjahr.<br />

11. Dezember Franz Xaver Reiser, Dragoner unter dem<br />

landesfürstlichen, d. h. Sigmaringischen Militär, in einem<br />

Feldlazarett in Zieser im Brandenburgischen im<br />

28. Lebensjahr an Brustwassersucht.<br />

1808 11. Juli Frau Maria Agatha Geggel, Vorsteherin der<br />

Post. Mit allen Sakramenten versehen.<br />

15. August Franz Xaver Geiger von hier. Von unheilbarem<br />

Krebs angesteckt und nach 50 Jahren auf einem<br />

Wagen wiederum hierher ins Spital gebracht, von allen<br />

vernachlässigt. Da der Pfarrer nichts davon wußte,<br />

starb er ohne Sakramente.<br />

1810 12. Januar: Heute wurde durch einen überbrachten<br />

Brief aus Lindenmark in Oberösterreich mitgeteilt, daß<br />

dort am 24. Mai vergangenen Jahres Johanne Steinhart,<br />

Flickschneider, gestorben ist.<br />

17. Januar: Ignaz Sauter, Gardist des Herzogs von<br />

Württemberg durch 40 Jahre, starb 77 Jahre alt.<br />

1810 6. Juni Katharina Singerin, ein Mädchen von zirka 22<br />

Jahren, ohne Wohnsitz, die vor 8 Tagen in einem Reise-<br />

wagen hierher gebracht wurde (Rheda procaria). Sie ist<br />

seiner Zeit in Hermentingen geboren und wurde dort<br />

getauft und starb hier im Spital nach Empfang der hl.<br />

Sakramente.<br />

20. August Ein Brief aus Wien in Oesterreich bezeugt,<br />

daß der hier vor etwa 50 Jahren geborene und aus der<br />

Unteren Mühle stammende Herr Johann Nepomuck<br />

Sidler, von Jugend an im Dienste Hausmeister der Durchlauchtigen<br />

Prinzessin von Esterhazy, gestorben ist.<br />

13. November Anton Reiser, Maler, starb 70jährig.<br />

1811 18. Mai Die wohledle Frau Maria Anna von Wanner,<br />

geborene von Majerhofen, aus Scheer, von einem plötzlichen<br />

Streckfluß erfaßt; sie wurde bedingungsweise<br />

absolviert und bekam die hl. Oelung, ist im 58. Lebensjahr<br />

gestorben.<br />

1. Oktober Frau Maria Agatha Schmid, geb. Ott, aus<br />

Inneringen, Vorsteherin der Post, starb 35jährig vor<br />

ihrer Entbindung an Nervenfieber.<br />

1812 10. Februar starb in Neu Lerchenfeld bei Wien in<br />

Oesterreich Anton Sauter/Güetler, 34 Jahre alt.<br />

30. März starb hier der wohledle und gestrenge Herr<br />

Georg Gross von Würzburg. Hier 7 Jahre hindurch<br />

Obervogt, 38 Jahre alt.<br />

23. September In der Stadt Voeringen starb der hier<br />

geborene und verbürgerte Herr Evaristus Steinhart,<br />

Dr. der Medizin und Chirurgie, 51 Jahre alt.<br />

1813 6. März Michael Bayler, Kaminfeger.<br />

25. August Balthasar Binder, herrschaftlicher Kastenknecht.<br />

1814 8. Februar Herr Josef Anton Reiser, Maler und Obervogt,<br />

im 56. Lebensjahr gestorben.<br />

Emerentia Reiser, Tochter des Kreüzwirts, und Haushälterin<br />

im Pfarrhaus Seefelden bei Rottweil beim dortigen<br />

Pfarrer, der ein Bruder ihrer Mutter ist, 16 J. alt.<br />

9. Oktober Josef Reiser, Chirurg, 80 Jahre alt.<br />

1815 18. März Marquard Eisele von Bronnen, Soldat im<br />

württembergischen Heer, starb im Vorjahr im Feldkrankenhaus<br />

in Tettnang an Entkräftigung.<br />

Ambrosius Reiser, Maler, einst Oberbürgermeister, starb<br />

am 7. Oktober mit allen Sakramenten versehen, fast<br />

90 Jahre alt.<br />

10. Oktober Johannes Baptista Beck, genannt „Der<br />

Wiener", Chirurg, nicht ganz 50 Jahre alt.<br />

14. September In Lebenzona in Italien starb Philipp<br />

Göggel, Laienbruder der Fürstabtei in Einsiedeln, noch<br />

nicht 50j ährig.<br />

1813 starb in Wien in Oesterreich am 3. Januar Bierbrauer<br />

Josef Göggel von hier.<br />

28. Juni Sophie, Gräfin von Sickingen, starb, vorschriftsmäßig<br />

versehen, eines frommen Todes. Sie<br />

wurde im Schiff der Kirche direkt unter den Stufen<br />

beerdigt.<br />

14. Mai Karl Anton Reiser, Pfarrer und früherer Kamerer,<br />

mit allen Sakramenten versehen ,beendete sein<br />

Leben im 70igsten Jahre.<br />

21. September Franz Xaver Behr, herrschaftlicher Bote.<br />

In Würzburg stirbt das Kind Rudolfina des Franz Ludwig<br />

von Speth-Gammertingen, und der Freifrau Kreszentia<br />

geb. Gräfin v. Sickingen-Hohenburg, 13 Jahre alt.<br />

In Nesselhausen am 13. Oktober 1837 die Tochter Euphenia,<br />

17 Jahre alt, von denselben Eltern.<br />

Die Todesanzeige der letzten Baronin Speth lautete:<br />

Freifrau Josephine Zobel von Giebelstadt/Darstadt, geb.<br />

Freiin von Speth-Zwiefalten auf Gammertingen und<br />

Freifrau Maria Zobel von Giebelstadt-Darstadt, geborene<br />

Freiin von Speth-Zwiefalten auf Gammerdingen<br />

geben geziemend Nachricht, von dem höchstbetrüblichen<br />

Hinscheiden ihrer geliebten Mutter, der hochwohlgeborenen<br />

Frau<br />

Freifrau Creszentia von Speth-Zwiefalten auf Gammerdingen,<br />

geborenen Gräfin zu Sickingen-Hohenburg,<br />

Sternkreuzordensdame und Ehrendame des St. Thereresienstiftes.<br />

Sie starb zu Würzburg am 3. Juni 1865 im<br />

85. Lebensjahr infolge eines Herzleidens.<br />

31. Dezember 1841 starb in Mustapha in Algier Ludwig<br />

Stehle von Gammertingen im Militärhospital.<br />

Nikolaus Maier.


60 H O H E N Z O L L E R I S C H E HEIMAT Jahrgang 1967<br />

Der Name Daigger (Daiker o. ä.) wird als Teiger erklärt<br />

(Mann, der mit Teig umgeht, Bäcker). Im 16. Jahrhundert<br />

erscheint er im Zollerischen als Toeker und vielleicht sogar<br />

Decker, wenn das c nicht aus i verlesen wurde. Die Ringinger<br />

Familie läßt sich zurückverfolgen bis 1590.<br />

1) Melchior D e u g k e r, des Wendelins Sohn, zu Starzein<br />

1590. Er heiratete 1595 mit Anna Schmid von Ringingen<br />

und zog von Starzein fort. Er ist 1609 zu Ringingen herrschaftlicher<br />

Ochsenknecht, und wohnte in Hs. 89 unterm<br />

Nähberg „im Khai".<br />

2) Christian, Sohn von 1, ist 1622 im Hs. 89 nachweisbar.<br />

3) Jakob, starb 1663.<br />

4) Martin, wohl von 1, in Hs. 34 im J. 1666. Er hatte 1656<br />

die Ursula Quintlin geheiratet und starb 1675 an der Pest.<br />

4a) Mathias, wohl Sohn von 2, starb 1667.<br />

5) Michael von 2 in Hs. 90, heir. 1648 die Maria Gfrörer von<br />

Stetten b. Hechg. und 1656 eine andere Ursula Quintlin;<br />

beide starben 1675.<br />

6) Christian von 2, in Hs. 89, heir. 1658 mit Barbara Vogel<br />

und lebt noch 1714.<br />

6a) Maria von 2, heir. 1671 den Johann Martin in Hs. 25.<br />

7) Jakob von 4 in Hs. 30, heir. 1672 die Elisabeth Frey von<br />

Hs. 68 und 1675 die Katharina Kraus, Witwe des Friedrich<br />

Beck.<br />

8) Christian von 5, in Hs. 90a; er ist noch 1714 und 1728<br />

erwähnt.<br />

9) Johann von 5 in Hs. 90, gb. 1658, heir. 1683 die Margaretha<br />

Böhler (Bailer), Tochter d. Jakob. Haben 5 Kinder.<br />

10) Michael von 6, in Hs. 90, heir. 1684 die Anna Werner, ist<br />

1693—1700 Mesner. Kinder: Christina, Maria und Josef.<br />

11) Christian von 6, Gabelmacher i. Hs. 89, heir. 1688 die<br />

Maria Dorn.<br />

12) Andreas von 6, gb. 1664, starb 1745, heir. 1687 die Maria<br />

Beck in Hs. 25.<br />

13) Augustin von 6, in Hs. 90, heir. 1697 die Anna Mar. Bailer<br />

des Jakob jun.; Augustin starb 1723, war 1701 Lehrer<br />

bzw. Schulmeister.<br />

14) Michael von 9, i. Hs. 84, heir. 1717 die Magdalena Frey<br />

und 1718 die Maria Stelzle und 1728 die Maria Stopper.<br />

15) Josef von 10, in Hs. 95, Mesner, heir. 1720 die Regina<br />

Nadler und 1725 die Theresia Brunner und 1735 die Anna<br />

Mar. Widmann. Er starb 1763 als Bettler.<br />

16) Andreas von 11, in Hs. 89, heir. 1713 Barbara Maier, wird<br />

1724 mit 5 Kindern gefirmt.<br />

17) Josef von 11, gb. 1699, heir. 1735 in Hs. 89 mit Eleonore<br />

Nadler des Mich. Josef starb 1758 mit 60 Jahren.<br />

18) Josef von 12.<br />

19) Didakus von 12, heir. 1742 ins Hs. 23 die Cäcilia Dietz<br />

des Josef von Hs. 21.<br />

19a) Anna von 12, heir. 1735 den Witwer Christian Dorn in<br />

Hs. 74.<br />

20) Susanna von 12, heir. 1767 den Nizetas Kramer, Hs. 121.<br />

21) Johann von 13, i. Hs. 73, Weber, heir. 1724 Franziska<br />

Stopper des Franz und starb 1758.<br />

22) Georg von 13 i. Hs. 79, gb. 1702, heir. 1728 Anna Mar.<br />

Wahl und 1743 die Juliana Rueß. Ist 1745—61 Schultheiß<br />

und starb 1771.<br />

23) Aurelius von 13, in Hs. 40, Lehrer, heir. 1736 die Anna M.<br />

Pfister d. Josef.<br />

24) Augustin (oder Josef?) von 13.<br />

25) Paul von 15 i. Hs. 93, gb. 1735, heir. 1772 Kordula Kohler<br />

d. Jud. Thadd. und 1794 die Barbara Schenzle.<br />

26) Peter von 15, i. Hs. 95, gb. 1737, heir. 1765 Monika Kaus<br />

von Bechtoldsweiler.<br />

27) Josef von 15, vielleicht 1763 gestorben, wo wenigstens<br />

einer dieses Namens im Totenbuch steht.<br />

28) Kaspar von 21, gb. 1739, Weber i. Haus 52, heir. 1764<br />

Theresia Kraus des Franz Xaver. Sie 1720—92.<br />

29) Augustin von 21, i. Hs. 90, gb. 1727, heir. 1757 Katharina<br />

Dorn. Ihr Kind hieß Margaretha. Er heir. wieder 1772 mit<br />

Anna Mar Dietz.<br />

30) Augustin von 22, gb. 1731.<br />

30a) Michael von 22, i. Haus 79, heir. 1773 Elisabeth Stecher<br />

des Gregor von der Seemühle.<br />

31) Gregor von 22, i. Hs. 24, gb. 1748, heir. 1767 Anna M.<br />

Nadler des Michael und 1777 mit Afra Dorn des Johann.<br />

Gregor ist Schultheiß 1791—1806.<br />

32) Katharina von 23, heir. 1782 Josef Beck i. Hs. 40.<br />

33) Jakob von 23, heir. 1771 Anna Neser des Josef.<br />

34) Agnes von 25, 1780—1818, heir. 1800 den Franz Wahl des<br />

Joachim i. Hs. 93. Franz lebte 1773—1847.<br />

Die Daigger (Dayker) zu Ringingen<br />

Von J. A. K r a u s<br />

35) Josef von 26, Weber i. Hs. 94, 1769—1815, heir. 1794 Mar.<br />

Ursula Ott d. Joh. und der Anna gb. Kraus des Markus.<br />

Sie lebte 1762—1834.<br />

36) Kaspar von 28, i. Hs. 52, gb. 1739, heir. 1764 Theresia<br />

Kraus d. Xav. 1720—1792 und zum zweitenmal 1794 Franziska<br />

Ott von Sigmaringen und ein drittes Mal Sophie<br />

Bailer des Sebastian.<br />

37) Georg von 30, i. Hs. 79, 1780—1838, heir. 1810 Dorothea<br />

Rueß d. Josef und d. Rosina gb. Neser, 1779—1860.<br />

37a) Regula von 30, 1781—1833 mit ill. Sohn von Johann<br />

Kraus namens David Kraus, der nach Straßberg heiratete.<br />

38) Longin von 35, i. Hs. 94, 1794—1869, heir. 1828 Johann<br />

Hascher des Andreas, 1798—1869.<br />

39) Christian von 36, i. Hs. 52, 1809—1839, heir. 1831 Judith<br />

Dietz d. Alex und der Klara gb. Dorn, 1810—71, die in 2.<br />

Ehe den Christian Dorn d. Eugen heiratete, der 1803—76<br />

lebte.<br />

40) Josef von 37 i. Hs. 79, 1811—84, heir. 1834 Ottilie Beck d.<br />

Anton, 1812—90.<br />

41) Benjamin von 38, heir. 1860 nach Schlatt, 1838—1898.<br />

42) Kunigunde von 38, i. Hs. 94, 1834—1907, heir. 1860 Johann<br />

Faigle d. Franz (von Hs. 118). Er ging nach Amerika,<br />

ohne sie!<br />

43) Josef von 38, ledig, Mesner um 1895, lebte 1830—99.<br />

43a) Sophie von 39, gb. 1832, heir. 1851 nach Hausen i. Kill.<br />

44) Sebastian von 39, 1838—1894, in Hs. 52, heir. 1864 Emma<br />

Dietz d. Ignaz, 1837—88. Sebastian stürzte in der Scheune<br />

zu Tode.<br />

45) Michael von 40, i. Hs. 79, 1834—1902, heir. 1868 Franziska<br />

Faigle d. Fridolin von Hs. 117. Sie 1843—1926.<br />

45a) Anton von 40, gb. 1837, starb 1878 in Amerika.<br />

45b) Georg von 40, gb. 1839, ging nach St. Louis in Amerika.<br />

45c) Patrize von 40, gb. 1841, ging nach Amerika.<br />

45d) Dorothea von 40, 1844—1902, heir. 1864 den Andreas<br />

Emele i. Hs. 4, 1839—1898. Deren Kinder: 1) Lidwina<br />

1865—1923, heir. Anton Dieter; 2) Josef Emele 1867—1947,<br />

heir. 1893 Franziska Räch, i. H. 106. Sie 1866—1960. 3) Ottilie<br />

Emele 1872—1957, heir. 1898 Sebastian Ott d. Makkar.<br />

45e) Benedikt von 40, gb. 1846; ging nach Amerika.<br />

45f) Sara von 40, gb. 1849, gestorben dahier am 27. Mai<br />

1935. Ihre Tochter von Maurer Selg von Oberzell<br />

bei Ravensburg hieß Sophie, gb. 1875, heir. 1897 den<br />

Gottfried Kraus. Sie starb 1945, Hs. 37.<br />

45g) Judith von 40, 1853—1938, heir. 1873 den Metzger Josef<br />

Neser, 1849—1924, kinderlos, Hs. 122.<br />

45h) Anna Maria von 40, 1858—84, heir. 1881 mit Schuster<br />

Anton Dieter, 1857—1904. Dessen zweite Frau war Lidwina<br />

Emele d. Andreas 1865—1923, Hs. 4.<br />

46) Johann Bapt. von 31 i. Hs. 24, 1783—1863, heir. 1804 Maria<br />

Bailer des Johann von Hs. 98, 1783—1840.<br />

47) Christian von 44, i. Hs. 52, 1865—1949, heir. 1895 Johanna<br />

Bailer des Michael von Hs. 106, 1872—1959.<br />

48) Ignaz von 44, 1870—1936, Kaufmann in München.<br />

49) August v. 44, 1872—1945, Postamtmann in Bad Cannstatt.<br />

50) Konrad v. 44, 1875—1943, Kaufmann in Landau i. d. Pfalz.<br />

51) Josef von 45, i. Hs. 79, 1877—1933, heir. 1901 Theresia Rist<br />

des Gottlieb von Hs. 134, kinderlos. Sie 1875—1966.<br />

52) Anton von 45, i. Hs. 74, gb. 19. Januar 1880, gest. Mettwinkel<br />

24. November 1907.<br />

53) Michael von 46, i. Hs. 24, 1805—64, heir. 1840 Agnes<br />

Pfister des Hilari von Hs. 68, 1806—77.<br />

54) Georg von 46; 1815—89 i. Hs. 120, heir. 1856 Franziska<br />

Hipp des Baltas von Hs. 50, 1830—1902.<br />

55) Christina von 46; heir. 1835 den Witwer Mathias Beck<br />

in Haus 109.<br />

56) Gregor von 47, i. Hs. 52, gb. 1902, heir. 1932 Rosa Hochsticher<br />

des Marks.<br />

57) Josef von 47, gb. 1905, heir. 1929 ins Hs. 134 die Barbara<br />

Rist des Jakob.<br />

58) Johann von 54, i. Hs. 120, 1857—1905, heir. 1890 Anna M.<br />

Maier von Hs. 96, 1870—1929.<br />

59) Michael von 54, i. Hs. 120, 1876—1939, heir. 1906 die genannte<br />

Witwe Anna M. gb. Maier.<br />

60) Gregor von 57, i. Hs. 120, gb. 1903, heir. 1933 Mechtilde<br />

Daigger von Meldungen, gb. 1903. Zwei Brüder Gregors<br />

sind im 1. Weltkrieg gefallen.<br />

61) Elisabeth von 58, gb. 1906, heir. 1934 ins Hs. 35 mit Christian<br />

Schmid d. Karl von Hs. 111, gb. 1907.<br />

Diese Zusammenstellung macht keinen Anspruch auf Vollständigkeit,<br />

will nur im Großen den genealogischen Zusammenhang<br />

zeigen. Interessenten könnten noch manche Einzelheit<br />

dazu ergänzen. Siehe folgende Seite!


Jahrgang [967 HOHENZOL.LERISCHE HEIMAT 61<br />

Nach einer Urkunde vom 13. Oktober 1457 haben Heinz<br />

Rüsch von Ringingen („Ringen"!) und seine Gattin Anna<br />

Schuolerin, derzeit Pfründner im Kloster zu Pfullingen, um<br />

ihres besseren Nutzens willen dem Frauenkonvent Pfullingen<br />

(st. Clauren Ordens) ihren Hof zu Mähringen uf den Härdern<br />

(7 Km südöstlich von Tübingen) verkauft. Den Hof bebaute<br />

derzeit Ital Rieh. Ferner veräußerten die beiden ihren Teil<br />

und ihre Rechte an der Vogtei daselbst mitsamt der Wiese<br />

im Brühl in Größe von 2 Mannsmahdt und allen Zubehör,<br />

wie sie alles von Werner Urrich dem älteren erworben gehabt,<br />

samt lVa Juchart Acker daselbst, den sie vom genannten<br />

Ital Rieh erwarben. Der Erlös betrug dritthalbhundert und<br />

vierzig (290!) rheinische Gulden. Der Hof warf jährlich 1<br />

Pfund 5 Schilling Heller ab, als Gilt. Als Siegler erbaten<br />

die Verkäufer den vesten und weisen Junker Hans von<br />

Mälchingen und Eberhard Becht- einen Richter von Reutlingen.<br />

Der Brief war ausgestellt am nächsten Dornstag vor<br />

St. Gallentag, da man zählte tausendvierhundertfünfzig und<br />

sieben Jahre. (Staatsarch. Stuttgart: Pfullingen A 514, Nr. 262).<br />

Dieser Hans von Mälchingen wird 1462 letztmals erwähnt<br />

(Mitt. Hohz. 33, 8). Von der Familie Rüsch weiß niemand<br />

mehr. Entweder war sie kinderlos, oder ihre Kinder waren<br />

schon versorgt. Offenbar hatten sie schon länger die Alb<br />

verlassen und sich im Unterland niedergelassen. Die Frau als<br />

geborene Schuolerin dürfte aus dem Killertal gestammt haben.<br />

Die beiden, die ziemlich begütert gewesen sein müssen,<br />

hatten sich im Klarissenkloster Pfullingen zur Ruhe gesetzt.<br />

Der Name Ringingen erscheint in der Urkunde als<br />

Ringen, wie auch 1291 Jungingen zu Jungen zusammengezogen<br />

wurde. Der Familienname Rüsch dürfte mit dem<br />

schweizerischen Ort Rüsch zusammenhängen, auf den wohl<br />

auch die längere Form Rüscher-Riescher zurückgeht. Krs.<br />

a) Nachtrag zu den Daigger in Ringingen und Melchingen:<br />

Die 1804 heiratenden Eheleute Johann B. Daigger 1783—1863<br />

und Maria Bailer 1783—1840 zu Ringingen hatten fünf Kinder:<br />

a) Michael 1805—64, heir. 1840 Agnes Pfister d. Hilari<br />

1806—77. b) Alois 1808—97, heir. nach Melchingen mit der<br />

Lehrerstochter Klara Faigle von dort, c) Christina 1811—66,<br />

heir. 1835 mit Mathias Beck in R. d) Georg 1815—89, heir.<br />

1856 Franziska Hipp, e) Afra 1822—77, heir. 1848 den Johann<br />

Adam Hipp des Jakob, 1825—83. Deren Tochter Maria heiratete<br />

nach Kaiseringen einen Bantle und leitete dort<br />

Namen Afra weiter. — Kinder des Alois Daigger zu<br />

Melchingen: a) Gottlieb 1843—1919, heiratete 1868 Theresia<br />

Maichle. b) Katharina, ledig. Kinder des Gottlieb in Melchingen:<br />

a) Klara, verehelichte Faigle. b) Alois 1870—1949,<br />

heir. 1899 Mathilde Emele 1875—1956. c) Maria, heir. den<br />

Dreher Dorn in M. d) Oskar, starb als Arzt 1910 ledig in<br />

Staufen i. Brsg. und wurde nach Melchingen überführt,<br />

e) Eugenie, heir. einen Maichle. f) Katharina, heiratete den<br />

Lehrer Abt, der dann in Ostrach wirkte. Kinder des Alois<br />

in M.: a) Julius, geb. 1898, heir. Brigitte Schanz, b) Theresia,<br />

geb. 1900, heir. einen Barth, c) Mechtilde, geb. 19. Sept. 1903,<br />

heir. nach Ringingen zurück den Gregor Daigger des Johann<br />

1934. Deren 1935 geborene Tochter Anna heir. in Ringingen<br />

den Johann Emele des gefallenen Josef. (Frdl. Auskünfte von<br />

H. H. Pfr. Höll-Salmendingen und Frau Mechtild Daigger-<br />

Ringingen.)<br />

b) Nachtrag zu Schloß Straßberg: Der bisherige Bewohner<br />

Dr. Schneider-Leyer hat inzwischen das Schloß Scheer gekauft,<br />

während Dr. Ing. Laschimke, Metallurge zu Lauchertal,<br />

bisher in Sigmaringen, das Schloß Straßberg erwarb.<br />

Baldensteins Lage ist unbekannt<br />

Leider! Zwar nach den Ausführungen in H. H. 1967, 48,<br />

könnte man meinen, dies sei nicht der Fall. Allein mit Beweisen<br />

oder auch nur Anhaltspunkten für die Richtigkeit<br />

der Behauptung, der Ort finde sich zwischen Veringenstadt<br />

und Inneringen auf dem sog. Veringerfeld ist es sowohl dort<br />

als bei Dr. E. Zillenbiller im Veringer <strong>Heimat</strong>buch sehr<br />

schlecht bestellt. Beweise werden überhauptnichtversucht,<br />

kein diesbezüglicher Flurname angegeben und auch<br />

nicht gesagt, daß diese Lokalisierung (als Versuch!) nicht neu,<br />

sondern von Seb. Locher stammt und in den Mitteilungen des<br />

Hohz. <strong>Geschichtsverein</strong>s Jg. 4, 1870, Seite 35, ohne jeden Beweis<br />

zu lesen ist und von König-Müller bei der Herausgabe<br />

der Zwiefalter Chroniken einfach übernommen wurde. Der<br />

Historiker Arsenius Sulger nennt in seinen Annalen von<br />

Zwiefalten 1698 den Ort Baldenstein S. 77, 81, 313 und sucht<br />

ihn (außer bei Inneringen) S. 276 auch bei Wimsen ! Er<br />

war somit selbst sehr im Unklaren. Die Angabe des hohenzollerischen<br />

Kunstdenkmälerwerks II, S. 389 geht auf Locher<br />

zurück und beweist somit gar nichts. Nebenbei gesagt irrt<br />

sich Zillenbiller in der Angabe, das abgegangene O s t h e i m<br />

habe auch auf dem genannten Veringerfeld gestanden. Es ist<br />

am Oesterberg bei Riedlingen abgegangen (OA.-Beschr. Riedlingen<br />

S. 618).<br />

Reine Vermutung dürfte es sein, die Mühle Baldenstein<br />

habe in der Nähe der heutigen Volksschule Veringenstadt<br />

bei Jungeiis Wiese an der Laudiert gestanden. Das wären<br />

ja mehr als 2,5 bis 3 km vom Veringerfeld entfernt, wo<br />

der Weiler und spätere Hof Baldenstein gesucht werden will.<br />

Dies klingt im höchsten Grade unwahrscheinlich und erregt<br />

schwerste Bedenken! Beweise sucht man vergebens! Zwar<br />

nennt das Habsburger Urbar von ca. 1316—13 bei Veringen<br />

viele (mindestens vier) Mühlen, aber keine mit Namen Baldenstein.<br />

Nach der Urkunde vom 4. Juli 1329 erhielt der Graf<br />

Heinrich von Veringen vom Kloster Zwiefalten den H o f zu<br />

Baldenstein, darauf er Vogt und Herr war, auf die nächsten<br />

sechs Jahre zur Nutznießung für die gewöhnliche Jahresgilt.<br />

Wollte er diese nicht entrichten, so sollten dem Kloster dafür<br />

seine Vogtrechte über diesen Hof, sowie über den Hof und die<br />

Mühle zu Wimsen (Wimsheim) zufallen (Zwiefalter Urkunde<br />

Nr. 466 in Stuttgart, was in H. H. 1967, S. 37 Nr. 8 vom<br />

Drucker irrig weggelassen wurde samt dem Zusatz: „Im<br />

Repertorium Zwiefalten II. 678 heißt es: Baldensteinist<br />

bei Wimsen abgegangen").<br />

Wieso aus dem Wortlaut der Urkunde die Lage Baldensteins<br />

bei Veringenstadt hervorgehen soll, ist völlig<br />

unerklärlich. Eher ist eine solche bei Wimsen anzunehmen.<br />

Der Name Baldenstein deutet auf einen bedeutenden Stein<br />

oder Felsen und die dortige Mühle des 12. Jh. auf einen<br />

Wasserlauf. Solange also keine näheren Gegenbeweise<br />

vorliegen, haben wir es mit dem Verfasser des Stuttgarter<br />

Repertoriums zu halten: Baldenstein ist mit seiner Mühle bei<br />

Wimsen oberhalb Zwiefaltens abgegangen! Krs.<br />

Uf dem Grinig unter der Linde zu Kirchzarten fand nach<br />

dem Rodel von 1395 das Ding-Gericht statt. Man durfte kein<br />

Wasser aus dem Grinig schlagen, an den viele Grundstücke<br />

grenzten. Fünf Schilling Strafe zahlte der, auf dessen Gütern<br />

man es fand (Festbuch Kirchzarten zur Zwölfjahrhundertfeier<br />

1967 S. 182, 206, 257). Der Bearbeiter Dr. Max Weber<br />

kann das Wort Grinig (1418 Gryning) nicht erklären, wohl<br />

aber innerhalb des Dorfes lokalisieren. Er meint, wegen des<br />

„Wasserschlagens" sei dort ein Brunnen gewesen oder ein<br />

Bach geflossen, was schwerlich stimmt. „Die Wasserschläge"<br />

heißt im nahen Littenweiler ein Walddobel, in dem Quellen<br />

zur Wasserleitung gefaßt sind. Wasserschlagen scheint also<br />

soviel zu meinen, als „Wasser ergraben und ableiten". Nach<br />

M. R. Bucks Flurnamenbuch bedeutet Grien soviel wie<br />

Gries, Sand, Kies-Bank. Daß solche im Dreisamtal auch<br />

Wasser enthalten, liegt nahe. Grinig dürfte eine erweiterte<br />

Form von Grien, K i e s b a n k, darstellen. Krs.<br />

Interessante Funde machte man neulich bei Hüfingen in<br />

einem Begräbnisplatz der Merowingerzeit. Dort kamen im<br />

Holzkistengrab eines adeligen Kriegers aus dem siebten<br />

Jahrhundert zwei schöne Metallscheiben mit geprägten Darstellungen<br />

eines Reiterheiligen und der Madonna zum Vorschein,<br />

also unzweifelhaft christliche Bilder. Schon vor einigen<br />

Jahren fand man in Württemberg (m. W. in Steinheim)<br />

ein sog. Goldplattkreuz, das am Schnittpunkt der Balken<br />

einen Christuskopf zeigt.<br />

Die Ziegler wurden 1489 in Tuttlingen ebenso beaufsichtigt,<br />

wie die Müller, Becken, Wirte und Metzger. Die Ziegelschauer<br />

mußten geloben bei ihrer Treue an Eides Statt: Wenn<br />

der Ziegler einen Brand fertig und die Ware aus dem Ofen<br />

getragen hat, müssen sie die Arbeit beschauen. Falls sie keine<br />

Gewähr zu bieten scheint, sollen sie dieselbe auf ihren wahren<br />

Wert schätzen und dabei nichts anderes walten lassen als<br />

Ehrlichkeit, ohne jede Hinterlist. Die Ziegelhütte wurde vom<br />

Schultheiß und Gericht folgendermaßen verliehen: Wenn der<br />

Ziegler einen Brand tut, soll er ihn der Stadt acht Tage lang<br />

zur Verfügung halten. Dabei hat er das Tausend „Ziegel unter<br />

Dach" um 1 Pfund 2 Schilling und 1 Tausend Oberziegel um<br />

1 Pfund Heller zu geben und 1 Fuder Kalk um 9 Schilling.<br />

Er hat die Hütte mit Ziegel zu decken. Falls ers nicht tut, und<br />

die Hütte wird geschädigt, so hat er den Schaden den Bürgern<br />

zu ersetzen. Der Herausgeber des Stadtbuchs, Prof. Dr. Eimer,<br />

verstand unter „Ziegeln unter Dach" die Backsteine,<br />

was jedoch nicht so ganz sicher ist. Man könnte auch an<br />

Oberdach- und Unterdachziegel denken, also Hohlziegel mit<br />

der Höhlung nach oben („Münch") und nach unten „Nonnen").<br />

Letztere brauchten eine Nase zum Aufhängen und waren daher<br />

teurer. Das Wort Ziegel kommt vom lat. tegula, tegere =<br />

decken. Drei Mödel, ein Hebeisen, 1 Ber- oder Formeisen,<br />

1 Bickel, 2 Hauen, 1 Hammer und anderes Ziegelwerkzeug in<br />

der Hütte gehören den Bürgern. Krs.


62 HOHKNZOLLKRISCHEHEIMAT Jahrgang 1967<br />

Die Laudiert (1267 Locha) hat noch im Elsaß bei Colmar<br />

westlich von Breisach eine Schwester „La Lauch (1259<br />

Louchach) und eine weitere in Lauche, die in der Schweiz<br />

der Murg zustrebt. Während Michel Buck 1881 in seinem<br />

Flurnamenbuch meinte, das Wort sei kaum deutsch, und Otto<br />

Springer es als W a 1 d b a c h erklären wollte (loh = Wald),<br />

stellen neuere Forscher das Wort zu den Wörtern Lauch,<br />

Schnittlauch (solchen gibt es als „Lauchelen" massenhaft im<br />

Quellgebiet der Lauchert am „Fürchtle" des Ringinger Talwieses)<br />

und Locke und somit zum indogermanischen 1 u k,<br />

lug, was biegen bedeutet (russisch 1 u k der Bogen, griechisch<br />

1 y g o s biegsamer Zweig). Lauchert wäre somit ein<br />

Wasserlauf mit vielen Biegungen, was wohl stimmen<br />

dürfte.<br />

Schwelher Hans, ein bisher unbekannter Bruder oder eher<br />

frühverstorbener Sohn des edlen Peter Schwelher von<br />

Straßberg siegelte laut freundl. Mitteilung des Herrn Staatsarchivrats<br />

Dr. Natale-Sigmaringen am 10. Juli 1500 zusammen<br />

mit Wolf von Bubenhofen eine Urfehde des Hans Zech<br />

von Laufen als „Hans Sweller". Sein Siegelschild ist fünfmal<br />

geteilt. (Stauffenbergarchiv im Sigm. Staatsarchiv II, Lautlingen<br />

d 54). Krs.<br />

Die Bischofsfigur an der Alpirsbacher Vorhalle, in der von<br />

mir (H. H. 1964, 54) der Kirchenpatron Nikolaus vermutet<br />

wurde, bringt P. Virgil Fiala in Zusammenhang mit der ehemaligen<br />

Abtskapelle zu Ehren des hl. Martin. So möchte er<br />

annehmen, daß es sich um einen hl. Martin handelt, der dann<br />

nachträglich hier an der Vorhalle angebracht worden sei<br />

(Zeitschrift für württ. Landesgesch. 1966, 375). Krs.<br />

Rugerus von Halberingen starb als Kirchenrektor von<br />

Herrlingen bei Ulm laut Grabsteinumschrift am 13. Februar<br />

1342. Halberingen scheint nicht bekannt zu sein. Wenn statt<br />

des anlautenden H ein ursprüngliches S vermutet werden<br />

könnte, handelte es sich um Salmendingen, das um jene Zeit<br />

als „Sälberingen" erscheint. Krs.<br />

Openwilare = Pfaffenweiler? Das Weindorf Pfaffenweiler<br />

bei Freiburg i. Brsg. feierte im Sommer 1967 sein 1250jähriges<br />

Bestehen, d. h. so viele Jahre seien seit der ersten urkundlichen<br />

Nennung verflossen. Das ist umso interessanter, als<br />

der Ort Openwilare in einer St. Galler Urkunde, die<br />

zwischen 716 und 720 zu datieren ist, früher auf Wolfenweiler<br />

gedeutet wurde. Der letzthin verstorbene Pfarrer<br />

Deichelbohrer von Pfaffenweiler hat jedoch überraschend<br />

Openwilare als Popenwilare erklärt, das sich in sprachlicher<br />

Gleichheit von Pope und Pfaffe zu Pfaffenweiler entwickelt<br />

habe! Es wurde ein Gedenkstein enthültt, auf dem<br />

steht: „Schon 716 lieferte Openwilare den Wein an das<br />

Kloster St. Gallen."<br />

Außerhalb Obses: Alles, was innerhalb der Ringmauer und<br />

„usserhalb Obsses wirt", erklärt die Zeitschr. f. Hohz. Gesch.<br />

2, 1966, S. 41 merkwürdigerweise als: „Was außerhalb der<br />

Dachtraufe wächst oder geboren wird." Beweis? Heißt es nicht<br />

einfach: Was innerhalb der Ringmauer wächst, ausgenommen<br />

das Obst?"<br />

Kästle-Kastelburg<br />

Die Flur Kästle auf dem Trochtelfinger Blatt 11 und<br />

17 (H. H. 1967, 45) bei den Namen Spitziger Berg und Hintere<br />

Burg scheint auf eine Befestigung hinzuweisen, vermutlich<br />

eben auf die Hintere Burg, als deren alten Namen man Haidegg<br />

gefunden hat. Es fällt nämlich auf, daß auch bei<br />

Ringingen die Ruine Ringelstein oder Aloises Schlößle sich<br />

am Abhang des Kästlesbühl findet und daß eine bedeutende<br />

Burgruine bei Waldkirch im Breisgau heute Kastelburg<br />

heißt. Während der Familienname Kast oder<br />

Kästle von Arbogast abgeleitet wird, dürfte bei obigem Burgennamen<br />

das lateinische Wort castellum (Befestigung, Burg)<br />

zugrunde liegen. Oder wer weiß eine bessere Erklärung? Ein<br />

norddeutscher Forscher leitet sogar den Stadtnamen Kassel<br />

von castellum ab und ein Tübinger Gelehrter möchte auch<br />

in bestimmten Fällen die Flur Kessel darauf zurückfühen,<br />

nämlich dann, wenn das Gelände dies nahelegt. Krs.<br />

170 Wohnplätze sind nach Feststellung eines <strong>Heimat</strong>freundes<br />

im heutigen Hohenzollern abgegangen, nämlich Dörfer,<br />

Weiler, Burgen, Höfe. Auch Pettenweiler von 851 dürfte<br />

in Nähe von Vilsingen (nicht bei Nusplingen, wie Dr. Jänichen<br />

wollte!) abgegangen sein, wo noch die Flur Weiler vorkommt.<br />

Dagegen bestehen in Hohenzollern noch 160 Siedlungen.<br />

Stadt und Statt<br />

Stadt und Statt waren ursprünglich gleichbedeutend:<br />

„wo etwas steht", (ahd. und mhd. „stat" = Ort, Stätte). Vor<br />

der mittelhochdeutschen Zeit wurde die Bedeutung von Stadt<br />

durch das Wort „Burg" ausgedrückt, z. B. in Offenburg, Freiburg,<br />

Straßburg. Im Melchinger Fleckenbuch von ca. 1450, das<br />

erst 1945 verloren ging, heißt es: „Das Dorf oder der Fleck<br />

Meldungen soll fürder in ewige Zeiten stett recht mit<br />

freien Märkten haben, wie schon bisher Gewohnheit war,<br />

dazu Stock und Galgen nach unsrer gnäd. Herrschaft. Item<br />

welcher alhie an den freien Märkten a i n statt (Platz,<br />

Standort, Marktstand) einnimmt, um fail zu haben, es seien<br />

Kramer, Gerber, Schuhmacher, und was sonst statt empfängt,<br />

gibt jeder 4 Heller zu Zoll und stattrecht! (Hohz.<br />

JHeft 1954, 172.) Eine Stadt galt somit damals als ein Platz,<br />

an dem Märkte stattfanden, ohne daß freilich Meldungen selber<br />

je das Stadtrecht im heutigen Sinne erlangte! Krs.<br />

Das Schloß zu Straßberg, das stolz über dem Schmeiental<br />

auf einem Berge thront, wurde diesen Sommer eingerüstet<br />

und im Einvernehmen mit dem Amt für Denkmalpflege außen<br />

renoviert. Es ist kürzlich vom fürstlichen Haus Hohenzollern<br />

käuflich an Dr. Ing. Laschimke - Sigmaringen<br />

übergegangen. Das „Denkmälerwerk" würdigte das Bauwerk<br />

eingehend und im Hohz. Jahresheft 1959, 1—184, wurde die<br />

Geschichte der ganzen Herrschaft Straßberg dargestellt. Eine<br />

Beschreibung des Schlosses um 1620 findet sich daselbst S.<br />

170. Sie stammt nicht aus einem Pfarr-Urbar von 1668, wie<br />

behauptet wurde. Im Jahre 1782 wurden nach einem Blitzschlag<br />

von der Abendseite drei, von der Morgenseite zwei<br />

Stockwerke abgetragen und das Ganze zu einem bequemen<br />

Wohnsitz für den „Schloßmeyer" eingerichtet. Krs.<br />

Als Benzinger Pfarrer wird am 14. April 1384,, Pfaff Heinrich<br />

der Leutpriester und Kammerer daselbst" erwähnt,<br />

ferner der Kirchherr zu Frohnstetten, namens Abel (Stuttg.<br />

Staatsarchiv B 476, Nr. 57). Letzterer fehlt in der Pfarrliste<br />

Frohnstettens im Hohenz. JHeft 1959, S. 78 f. Krs.<br />

Walger von Bisingen siegelte am 24. Mai 1381 dem Wernher<br />

von Rosenfeld, dem Sohn des Burkart von Schalksburg in<br />

einer Urkunde betr. ein Hofgut zu Pfeffingen (Staatsarch.<br />

Stuttg. B 476, Nr. 81): Ergänzung zum Bisinger <strong>Heimat</strong>buch<br />

Seite 5. Krs.<br />

Die Weiße Sammlung zu Rottweil bezog im Jahre 1554 vom<br />

Grafen Jos Nikiaus von Zollern je auf Michaelis 10 fl. Vom<br />

Jerg Bröchtlin von Stauffenberg jeweils auf Ostern 5 fl, (abgelöst<br />

1579); von Hans Eißelin zu Harthausen auf der Alb<br />

(Amt Gammertingen) je auf Martini seit 1548 fünf Gulden<br />

(später von Baschian Mayer zu Feldhausen). Von den Städten<br />

Hettingen, Gammertingen und dem Dorf Neufra je auf Mitfasten<br />

5 fl. Von der Gemeinde Burladingen je auf Mathäi des<br />

Apostels Tag 10 fl (noch 1594); Von Philipp Dietrich Speth<br />

von Zwiefalten zu Hettingen und Gammertingen je auf Lichtmeß<br />

seit 1578 sechzig Gulden (noch 1594). Vom gleichen auf<br />

Dreikönig seit 1584 je 20 Gulden (noch 1594). Endlich von der<br />

Gemeinde Straßberg je auf Martini (1554) fünfzehn Gulden,<br />

vorher von Hans Warter (Urbar H 232, Nr. 282, Seite 17a im<br />

Hauptstaatsarchiv Stuttgart). — Die Betreffenden hatten also<br />

bei den Dominikanerinnen zu Rottweil Darlehen erhalten, die<br />

sie mit den angegebenen Beträgen verzinsen mußten. Krs.<br />

Reginboto von Neuneck war 1161 Mönch in Reichenbach<br />

und wurde später im Chor der Kirche daselbst begraben.<br />

(Gabelkofer nach Schreiner Nr. 41, dessen Buch von uns in<br />

Hohenz. <strong>Heimat</strong> 1967, 46, zitiert ist). Nach Hans Rommels<br />

Freudestädter <strong>Heimat</strong>blättern ist dieser Reginboto der älteste<br />

Vertreter des Namens. Tatsächlich nennt Locher in seinen<br />

Neunecker Regesten das Geschlecht erst seit 1236 (Mitt. Hhz.<br />

XI. 1877, S. 71, was richtig 87 heißen müßte).<br />

Zoll- und Chauseegelder<br />

Das Chauseegeld im Fürstentum Hohenzollern-Hechingen<br />

bringt nach glaubwürdiger Nachricht 5 000 fl. und der Zoll<br />

24 000 fl. Dieser wirft in den beiden österreichischen Grafschaften<br />

Hohenberg jährlich 75 bis 100 000 fl. ab, zu deren Einbringung<br />

3 Haupt- und 62 Nebenzollstationen angelegt sind.<br />

Die beträchtlichste Zolleinnahme ist vom Getreide, das in die<br />

Schweiz geführt wird. Im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen<br />

ist auch ein österreichisches Zollamt und 14 Nebenzoll-<br />

Stationen.<br />

Nicolai, Reise durch Deutschland. 1781.


Jahrgang 1967 H O H EN Z O LLE RI S C H E HEIMAT 63<br />

Ein bisher unbekannter Brief des Erzbischofs Hermann von<br />

Vikari an Thomas Geiselhart<br />

Thomas Geiselhart, Gründer des Gymnasial-Konviktes St.<br />

Fidelishaus und des Waisenhauses Nazareth in Sigmaringen<br />

war schon als Gymnasiast in Konstanz mit Hermann von<br />

Vikari, dem späteren Erzbischof von Freiburg, bekannt geworden.<br />

Als dieser von der Armut des Gymnasiasten erfuhr,<br />

nahm er sich hilfreich seiner an. Geiselhart zeigte sich zeitlebens<br />

dankbar, nahm an den großen Sorgen des Erzbischofs<br />

innig Anteil und suchte ihn nach Kräften zu unterstützen.<br />

Als Kuratieverweser in Laiz-Inziigkofen (1851—1854) war ihm<br />

auch die Seelsorge für die fünf letzten Klosterfrauen des<br />

Augustinerklosters Inzigkofen übertragen. Sie hatten die<br />

Erlaubnis, in ihrem aufgehobenen Kloster zu leben und bezogen<br />

von der fürstlichen Verwaltung eine Pension. Um diese<br />

ersparten Gelder handelt es sich offenbar in nachfolgendem<br />

Brief. Auf ihre Bitte hatte der Erzbischof von Freiburg ihnen<br />

Geiselhart als geistlichen Beistand und Rechtsberater gegeben.<br />

Geiselhart berichtet dazu in seinem Tagebuch:<br />

„Ich meine, diesen Auftrag recht besorgt zu haben, habe<br />

ich doch genau ihren letzten Willen in einem gemeinsamen<br />

Testament verfaßt, bin beim Sterben aller fünf Frauen gewesen,<br />

habe für die Dienstboten und den Haushalt gesorgt.<br />

Am 31. Juli 1856 starb Frau Salesia Pfeiffer als letzte."<br />

[J. Wetzel: Thomas Geiselhart 1811—1891, M. Liehner-Sigmaringen.]<br />

Hochwürdiger, Innigst verehrtester Herr Stadtpfarrer!<br />

Sie haben mich mit Ihrem mit 114 Goldstücken belegtem<br />

Schreiben vom 23. vor(igen) Monats ganz überrascht; die<br />

edel gesinnnten Frauen von Inzikofen haben Solche vom<br />

Munde abgesparrt, um für die Ehre Gottes und das Seelenheil<br />

Jünglinge zu guten Priestern erziehen zu können im<br />

Seminario Puerorum, und wollen auch noch zu kirchlichen<br />

Zwecken die Ueberbleibsel verwendet wissen; dass kann<br />

nur der Allvergelter diesen Edlen ersetzen; ich nur kann und<br />

will jeden Monat für die noch lebenden und verstorbenen<br />

Antheilnehmerinnen eine hl. Messe lesen, dass der Allerbarmer<br />

die Lebenden in seiner vollen Gnade erhalte und die<br />

Verstorbenen in Himmel eingehen lassen wolle, wenn noch<br />

etwas lasten sollte, was aber bei solch wohlgesinnten nicht<br />

zu besorgen ist.<br />

Diese zur Ehre Gottes geschenkte reiche Gabe bestehet in<br />

ß7 Dukaten á 5 Gulden 36 Kreuzer 375 Gulden 12 Kreuzer<br />

40 Louisdor ä 11 Gulden 440 Gulden<br />

3 Doppellouisdor 66 Gulden<br />

4 Doppeldukaten 44 Gulden<br />

114 Stück betragen in Summa 925 Gulden 12 Kreuzer<br />

Gott vergelte es. —•<br />

Ueber den Verlust Ihrer braven Frauen bedaure ich Sie.<br />

Die Verstorbene Selbst ist jetzt besser daran, auch werde<br />

für Selbe opfern.<br />

Kommen Sie auch später zum Genuss der Trauben; bis<br />

anfangs September bin ich abwesend in Funktion, theils<br />

zu Weihungen, theils zu firmen. Ich habe noch viele harte<br />

unbillige Kämpfe zu bestehen.<br />

Leben Sie wohl, der Herr segne Sie alle; ich verbleibe<br />

in Verehrung und Liebe<br />

Ihr dankschuldigster Freund<br />

t Hermann<br />

Freiburg Erzbischof<br />

6. August 1852 Nikolaus Maier.<br />

Hohenzollerische Mönche und Laien sind aufgeführt in dem<br />

Werk von Klaus Schreiner „Sozial- und standesgeschichtliche<br />

Untersuchungen zu den Benediktinerkonventen im östlichen<br />

Schwarzwald (1964 Kohlhammerverlag. B / Forschungen 31:<br />

Fauler Stephan von Hettingen 1590, 1603 im Kloster<br />

Reichenbach Mönch; entschließt sich katholisch zu bleiben (S.<br />

222). Dietrich von Steinhilben 1343, Laie, ist Vormund<br />

der dementia geb. von Bellenstein und ihres Sohnes<br />

Hug von Thalheim (S. 213). Jakob von Steinhilben<br />

1474, 1490, 1509 Prior zum Kniebis (S. 290). Werner von<br />

Steinhilben 1296, Mönch und Kustos im Kl. Reichenbach;<br />

sein Verwandter ist Diemo von Steinhilben 1289 (S.<br />

210). Me nloch derHülwer (urspr. wohl von Steinhilben)<br />

1358 mit Geschwistern Elisabeth und Adelheid, Klosterfrauen<br />

zu Engeltal, und Heinz der Hülwer von Schenkenzell<br />

1361, 1388; und Dietrich der Hülwer 1388 (S. 213).<br />

Pirster Willibald aus Haigerloch (S. 299) machte 1627<br />

Profeß im Kl. Kniebis, hatte in Dillingen studiert, 1628 in<br />

Ochsenhausen, 1638 Vikar in Furtwangen, Prior von Amtenhausen<br />

1647—54, wo er starb. Seine Schwester Maria Jakobea<br />

war Nonne im Kl. Stetten b. Hech. 1644 nach Mones<br />

Quellensamml. II. 444. Wilhelm von Ringelstein,<br />

Heinrichs Sohn, ist 1452 zweiter Gatte der Ursula von Stetten<br />

i. R., deren erster Mann Reinhard Maiser von Berg 1408—43<br />

vorkommt (Stammtafel S. 146, 147). Sauter Fabian von<br />

Haigerloch, Konventual in Alpiersbach 1509, Prior 1523: wird<br />

1535 vom Hz. Ulrich von Wirtemberg durch ein Leibgeding<br />

von jährlich 40 Gulden abgefertigt (S. 281—282). Johann<br />

von Trocht'elfingen (Hohz.) 1307 Konventual in Reichenbach,<br />

niederadlig (S. 211). Laut Wappens ist sein Stammesgenosse<br />

Ulrich von Truchtelfingen (beachte u!)<br />

1339 Mönch in St. Georgen, Propst 1341, Abt 1347, 1359 abgesetzt,<br />

wieder Abt 1364, starb in Rottweil am 3. März 1368.<br />

Er hatte 1365 im Wappen einen stehenden Teufel wie der<br />

Laie Ulrich von Trochtelfingen 1418. Des Abtes<br />

Schwestermann war Erkenbold von Ortenberg 1379 (S. 225).<br />

Vgl. dazu Hohz. <strong>Heimat</strong> 1958, 28!<br />

Burkart der Zimmerer (wohl Heiligenzimmern) 1344 Mönch<br />

in St. Georgen, 1379 Propst in St. Marx, stiftet beim Klostereintritt<br />

für sich und seinen Bruder Dietrich, Konventbruder<br />

zu St. Georgen, ein Leibgeding mit Gütern zu Balgheim,<br />

Dürbheim und Zeysenheim (S. 235).<br />

Graf Felix von Werdenberg und die Stadt Scheer<br />

Anfangs August wurde in der Tagespresse vom Verkauf<br />

des Stadtschlosses zu Scheer sn der Donau durch den Fürsten<br />

von Thum und Taxis an einen Privatmann berichtet, der ein<br />

Museum darin einrichten wolle. Leider schlichen sich in die<br />

angefügten geschichtlichen Angaben einige Irrtümer ein, die<br />

berichtigt seien. Das Vorgehen des Grafen Felix von Werdenberg,<br />

der den Grafen von Sonnenberg im Jahre 1511 umbrachte,<br />

wurde niemals so gesühnt, wie es eigentlich geschehen<br />

sollte. Dr. K. Th. Zingeler hat über die ruchlose Tat<br />

und deren Folgen ausführlich in Mitt. d. Vereins f. Geschichte<br />

Hohenzollerns Jg. 17, 1883, S. 1—47 berichtet. Nur die Inschrift<br />

des Sühnebildes über dem Schloßeingang in Sigmaringen,<br />

das aus Laiz stammen soll, zeigt die Reue des Grafen an:<br />

„Mater dei memento mei = Mutter Gottes, gedenke meiner.<br />

Felix Graf zu Werdenberg und zu dem Hailigenberg 1526."<br />

Dieser Graf hat tatsächlich das Kloster Laiz 1522 bis 1527<br />

wieder aufgebaut, vielleicht als Sühne. Was jedoch von seinem<br />

Tod die Zeitung behauptete, er sei 1530 zu Augsburg im<br />

Bett erschlagen gefunden worden, ist reine Fabel. Die Zimmerische<br />

Chronik, der die Schauermär entnommen ist, schreibt<br />

an anderer Stelle, der Graf sei anscheinend in apoplexia, also<br />

am Schlag gestorben. Die Füssener Annalen von Gallus Knöringer<br />

bezeugen ganz eindeutig: „In Augsburg auf dem Reichstag<br />

starb der edle Graf Felix von Werdenberg. Abends spät<br />

fühlte er sich etwas krank und am Morgen (12.<br />

Juli 1530) fand man ihn tot." Keine der zahlreichen Chroniken<br />

jener Zeit weiß etwas von einem gewaltsamen Ende. Auch<br />

das Skelett in der Trochtelfinger Gruft zeigt keinerlei Spuren<br />

gewaltsamer Einwirkung. Und die Zimmerische Chronik<br />

schließt ihre Schauergeschichte: „Gott weißt die rechte Wahrheit,<br />

wie es ergangen." Man darf annehmen, daß der leidenschaftlich<br />

jähzornige Mann einer Herzattacke erlag.<br />

Was nun die Stadt Scheer angeht, dessen Schloß der Wohnsitz<br />

des Opfers des Grafen Felix vorher gewesen, so hat sie<br />

mit der Grafschaft S c h e r r a nichts weiter als den Namen<br />

gemeinsam, der nämlich von den Felszacken oder „Schären"<br />

(scerrae) genommen ist. Die Stadt kann auch niemals, soweit<br />

An das<br />

Postamt<br />

In


64 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang 19(57<br />

Adelheid, Gräfin von Gammertingen 22<br />

Alte Lieder 32<br />

Alte Fachwerkhäuser in Hausen i. K. 21<br />

Altes Rathaus in Haigerloch 22<br />

Alte Oefen mit Bildern und Wappen 54<br />

Anfänge von Habsburg und Zollern 17<br />

Baldenstein 48, 62<br />

Benzingen, Vaganten-Familien 13<br />

Bericht eines Auswanderers<br />

vom Jahre 1852 3<br />

Besitz der Grafen von Zollern<br />

in Stetten b. Haigerloch 46<br />

Burg Haideck: bei Trochtelfingen 20<br />

Burladinger Marienkapelle 35<br />

Christian Großbayer 5<br />

Daigger (Dayker) zu Ringingen 60<br />

Das Brautgeschenk 8<br />

Das große Wappen des Fürsten<br />

von Hohenzollern 31<br />

Das „Häusle" 28<br />

Der Meister von Weilen 40<br />

Erdöl 46<br />

Ernte in früherer Zeit 49<br />

Familie Maier in Ringingen 43<br />

Feld- und Missionskreuze<br />

in Rangendingen 36<br />

Franziskaner-Hochschule aufgelöst 4G<br />

Funde v. Gammertinger Alten Schloß 47<br />

Fürstäbtissin Maria Franziska<br />

von Buchau 12<br />

Gammertingen,<br />

190 Jahre Reichspoststation 27<br />

Gammertingen,<br />

Aus dem Sterberegister der Pfarrei 59<br />

Gammertingen,<br />

Zur Geschichte der Kaplanei 4<br />

Gebhard von Pleitingau 9<br />

wir Kunde haben, der Hauptort der Grafschaft gewesen sein,<br />

die ja nicht in die alemannische Zeit, sondern die Periode<br />

Karls des Großen zurückreichte. Ihre östliche Grenzlinie lief<br />

der Starzel-Fehla-Lauchert entlang bis unterhalb Jungnau,<br />

dann nach Gorheim-Vilsingen-Emmingen ab Egg. Das Gebiet<br />

des heutigen Kreises Saulgau wurde also nicht berührt. Krs.<br />

Ein Glatter Klösterlein, das völlig vergessen scheint, wird<br />

in dem Buch „Kaltbrunn-Wittichen" von Albert Hiss (Gemeindeverwaltung<br />

1967) zum Jahr 1548 erwähnt. Es heißt<br />

dort Seite 73/74 urkundlich: „Zwei Klosterfrauen in der<br />

Sammlung zu Glatt unter Herr Renhart von Neuneck wollen<br />

gern gen Wittichen unter die Regel der hl. Klara kommen",<br />

wo damals Schwesternmangel herrschte. Renhart von Neuneck<br />

starb 1551. Sammlung nannte man damals eine klösterliche<br />

Gemeinschaft. Krs,<br />

BESTELL-SCHEIN<br />

zum Bezug der „Hohenzollerischen <strong>Heimat</strong>"<br />

Ich/wir bestelle(n) ab sofort zum laufenden Bezug<br />

durch die Post Stück „Hohenzollerische <strong>Heimat</strong>",<br />

Verlagspostamt Gammertingen, zum halbjährigen Be-<br />

zugspreis von DM 1.40.<br />

Vor- und Zuname<br />

Genaue Anschrift<br />

Dieser Bestellschein ist bei Neubestellung bzw. Nachbestellungen<br />

der nächsten Poststelle aufzugeben. Um<br />

deutliche Schrift wird gebeten.<br />

Sachregister des Jahrgangs 1967<br />

Gliederung der Zollerngrafschaft<br />

im 16. Jahrhundert 31<br />

Glockengießer Johann Bapt. Algeyer 30<br />

Grabungen in der<br />

St. Martinskirche in Trochtelfingen 51<br />

Grafen von Hettingen 18<br />

Graf Berthold von Hätingen 56<br />

Graf Felix von Werdenberg<br />

und die Stadt Scheer 63<br />

Grimeus Jakob 48<br />

Hans Murer 64<br />

Hätzen 47<br />

<strong>Heimat</strong>literatur 16<br />

Hermentinger Pfarrer 20<br />

Hettinger Seelsorger 19<br />

Hexenwahn in Hohenzollern 1<br />

Hohenz. <strong>Heimat</strong>erinnerungen 34<br />

Hohenz. Mönche 46<br />

Hohenz. Studenten an der<br />

Universität in Freiburg 10<br />

Hörschwager Heiligeneinkommen 1544 26<br />

In memoria Karl Rockenbach 57<br />

Inzigkofen und Kalkofen 48<br />

Johann Evangelist Stauß 6<br />

Kalchbrunn-Kaltenbrunn b. Vilsingen 56<br />

Kapelle in Kaiseringen 53<br />

Kätene Oefen 48<br />

Killertal 1, 2, 3 41, 42<br />

Kirche in Veringendorf 24<br />

Klaiber als Familienname 31<br />

Klause in Rangendingen 32<br />

Knaupp Kaspar 31<br />

Patronatsrechte 46<br />

Prokopoe und Ferdinand 11<br />

Magnusstab im Breisgau 32<br />

Melchinger und<br />

Salmendinger Einwohner 1535 50<br />

Raine 32<br />

Ravenna-Schlucht 64<br />

Rätselhafte Inschriften 32<br />

Rechtsbestimmungen früherer Zeit 30<br />

Reginboto von Neuneck 63<br />

Ringinger Grabungsbericht<br />

des Burgenforschers 1929 44<br />

Salmendinger Inschrift 47<br />

Schloß Sigmaringen 31<br />

Sigmaringen, 120 Jahre<br />

Fürst-Carl-Landeskrankenhaus 33<br />

Statuten des Landkapitels Ebingen 24<br />

1200 Jahre Trochtelfingen 8<br />

Trochtelfinger Flurnamen 45<br />

Trochtelfinger Naturschutzgebiet 7<br />

Veringendorfer Michaelskirche 9<br />

Veringendorfer Taufsteindeckel 39<br />

Vilsingen und Inzigkofen 47<br />

Wanderschulmeister 47<br />

Wolf vom Stein von Jungingen 30<br />

Zollerisches aus Zwiefalter Urkunden 37<br />

Interessante Funde 61<br />

Die Ziegler 61<br />

Die Laudiert 62<br />

Schwelher Hans 62<br />

Die Bischofsfigur 62<br />

Rugerus von Halberingen 62<br />

Openwilare - Pfaffenweiler 62<br />

Außerhalb Obses 62<br />

Kästle-Kastelburg 62<br />

Stadt und Statt 62<br />

Das Schloß zu Straßberg 62<br />

Als Benzinger Pfarrer 62<br />

Walger von Bisingen 62<br />

170 Wohnplätze 62<br />

Die Weiße Sammlung 62<br />

Ein bisher unbekannter Brief<br />

an Thomas Geiselhart 63<br />

„Mein guet Veder" vermachte 1384, wie früher mitgeteilt,<br />

Verena von Klingenberg nach Diessenhofen. Das Register des<br />

8. Bandes des Thurgauischen Urkundenbuchs erklärt Veder<br />

als flaumiges Pelzwe rk. Es irrt jedoch, wenn es zur<br />

Testamentbestimmung „In 8 Klausen auf der Scherr je 10<br />

Schilling" sagt, — die Scherr liege im Krs. Saulgau. Gemeint<br />

ist der Forst auf der Scheer zwischen Starzeln-Lauchert<br />

und Spaichingen-Vilsingen usw. Auch stammte der alte<br />

Swenger von Liechtenstein schwerlich aus Oesterreich,<br />

sondern vermutlich von unserem Liechtenstein bei<br />

Neufra/Fehla. Auch ist Hornstein keine Burgruine bei<br />

Hornberg im Schwarzwald, sondern liegt an der Laudiert<br />

unweit Sigmaringen. Auch ist „Ave Maria" nicht nur der<br />

Name des Glockengeläutes bei Sonnenaufgang! Sondern<br />

unser „Betläuten". Doch mindern diese kleine Schönheitsfehler<br />

keineswegs das herrliche Werk des Urkundenbuchs<br />

!<br />

Wechsel der Schriitleitung der<br />

„Hohenzollerischen <strong>Heimat</strong>"<br />

Infolge vermehrter Arbeit als Lehrer und Chorleiter ist es<br />

mir nicht mehr möglich, die Schriftleitung der „Hohenzollerischen<br />

<strong>Heimat</strong>" zu übernehmen. Mit der Oktober-Nummer<br />

des Jahrgangs 1967 gebe ich die Schriftleitung ab und danke<br />

auf diesem Wege allen Mitarbeitern und Lesern, welche der<br />

<strong>Heimat</strong>zeitung während der Jahre 1966 und 1967 diie Treue<br />

gehalten haben. Neuer Schriftleiter ist Herr Hauptlehrer<br />

Gerhard Deutschmann, 7471 S t r a ß b e r g/Hohenz.,<br />

Bohlstraße 341. Die Herren Mitarbeiter mögen bitte ihre<br />

Beiträge u. Aufsätze für die Januar-Nummer 1968 an Herrn<br />

Deutschmann senden! Abschließend wünsche ich dem neuen<br />

Schriftleiter viel Erfolg bei seiner Arbeit und der „Hohenzollerischen<br />

<strong>Heimat</strong>" ein langjähriges Fortbestehen.<br />

Fritz Schoder, Hauptlehrer.

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