Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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50 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />
für ältere Leute ein willkommene Sitzgelegenheit, denn der<br />
Weg zum und vom Feld wurde zu Fuß gemacht, wenn keine<br />
Gelegenheit zum Aufsitzen war. Das Entladen der Garbenwagen<br />
war im Gegensatz zu heute sehr mühsam und zeitraubend.<br />
Das Anschlagen der Garben war Kinderarbeit und<br />
es war sehr ärgerlich, wenn der Vater, der die Garben auch<br />
mit hochzog, abnahm und ordnungsgemäß barnte, heruntersteigen<br />
und eine aufgegangene Garbe wieder binden mußte.<br />
Wenn das Korn eingebracht war, wurde die Sommerfrucht<br />
geerntet. Die Gerste, wenn sie aufrecht stand, wurde zunächst<br />
noch mit der Sichel geschnitten, denn sie galt im weitesten<br />
Sinne noch als Brotfrucht, während der Hafer mit dem<br />
„Schwoirer", bei Lagern auch mit der Grassense gemäht<br />
wurde. Mit dem Einheimsen der Sommerfrucht ließen sich<br />
die Bauern Zeit.<br />
Nach Beendigung der Ernte wurde „Sichelhenke" gehalten.<br />
In jedem Haushalt buk man zahlreiche „Beeten" und wohlschmeckende<br />
Küchle und im engen Familienkreis gab es<br />
zudem auch rote Würste für die Kinder, die tatkräftig in<br />
der Ernte mitgeholfen hatten. Die „Sichelhenke" wurde vom<br />
Gemeindebäcker bestimmt, und mit selbstgebackenen „Beeten"<br />
wurde im Wirtshaus bei fröhlicher Unterhaltung, bei<br />
Gesang und Tanz dieser ereignisreiche Tag gemeinsam gefeiert.<br />
Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Dank an den<br />
Herrgott im Gottesdienst öffentlich und sinnvoll zum Ausdruck<br />
gebracht.<br />
Ich überlasse es dem Leser, die Ernte als hochwichtige<br />
bäuerliche Tätigkeit einst und jetzt vergleichend zu betrachten.<br />
Der einschneidende Wandel, der sich auch auf diesem<br />
Gebiet vollzogen hat, hat auch sein Für und Wider und<br />
darf nicht nur nach materiellen Gesichtspunkten gesehen<br />
werden. L. H.<br />
Vorstehender Bericht dürfte von überörtlicher Bedeutung<br />
sein. Interessanterweise hatte man auf der Alb, z. B. in<br />
Ringingen (also nur ca. 25 km von Rangendingen entfernt)<br />
zum Teil andere Fachausdrücke. Das Knitten der Wieden hieß<br />
man K1 e (n) k a. Den Ausdruck Wiedboten hörte ich nie.<br />
Der Schwiebel heißt bei uns Lotterer, das Obadaloch da-<br />
gegen Oberta-Loch. Haigätter kannte man seit 1910, die<br />
man auch für Fruchtwägen benutzte. Wagentücher waren unbekannt<br />
und der B i e s b o m (Wiesbaum) hatte sich nur in<br />
der Erinnerung erhalten. Die Lägel mit dem Spunden und<br />
dem Rairle zum Trinken war allgemein im Gebrauch (griech.<br />
lagynos = Flasche; lat. lagella = Fäßchen). Unterhäspei war<br />
unbekannt. Gewannwege-öffnen nannte man Eschweag<br />
a u f t o a. Mit Sicheln wurde in Ringingen um 1910 nicht<br />
mehr geerntet, sondern nur noch gelegentlich Brennesseln<br />
und ähnliches Unkraut an Gartenzäunen geschnitten. Die<br />
Sichel war ersetzt durch die S ä a g e s s, den Wetzstein trug<br />
man imStoifuetter oder K u m p f. Alles Getreide schnitt<br />
man mit dem Habergeschirr (Name nachweisbar seit<br />
1780) und legte es gleich in Maden ab. Diese wurden nachher<br />
durch „Aufziehen" mittels Holzrechen gehäufelt und die<br />
Häufchen mit den Armen in die Wieden oder S o i 1 e „angetragen"<br />
und dann gebunden. „Sammelten" kannte man<br />
nicht. B außen (= Stoßen, Schlagen, vgl. Amboß) hieß das<br />
Abschlagen der Aehren der ungeöffneten Garben, wenn man<br />
dringend Saatgetreide oder Brot brauchte. B i (n) d n ä g e 1<br />
waren lange außer Gebrauch, lagen aber noch in Scheuern<br />
herum. Statt dem Grastuch, das viereckige mit 4 langen Bändeln<br />
zum Futtergrasholen diente, bediente man sich des<br />
O (n) s e r s oder Brotsacks, in dem Brot, Rauchfleisch, Käse,<br />
Gsälz, Most, Bier und teils auch Milch in Zwieselhäfen oder<br />
Flaschen ihren Platz fanden. Statt mit dem Wiesbaum spannte<br />
man nur mit 2 Seilen. Trotz „Anhebens" mittels Gabeln<br />
und mit der Hand hat mancher krumme Wagen „u m k e i t".<br />
Der große Holzrechen hieß Hansel bei der Getreideernte.<br />
Scharen von Aehrenlesern aus Burladingen und dem Killertal<br />
bevölkerten die Aecker, die frisch abgeerntet waren. Die<br />
Schnättera hatte wohl den Namen von dem Geräusch<br />
des hinten aus dem Leiterwagen herausstehenden Brettes.<br />
Auch Gerste und Haber schnitt man mit dem Habergeschirr,<br />
einer Sense mit Holzgestell, das fünf lange Holzzähne über<br />
dem Säagessen-Blatt enthielt. Den Stiel der Sense hieß man<br />
Säagessa-Warb, das Versäen des frischgemähten Grases<br />
„warben". Der Name „Schwoier" ist in Ringingen unbekannt,<br />
ebenso „Beeten", die man Kuchen nennt. Krs.<br />
Melchinger und Salmendinger Einwohner 1535<br />
Am 28. Juni 1535 wurde eine Urkunde ausgestellt über die<br />
Beendigung eines Zehntstreits zwischen Melchingen, das verschiedene<br />
Zehntherren hatte und dem fürstenbergischen Salmendingen.<br />
Nämlich es urkundeten Hans Schmidt, Schultheiß<br />
zu Willmandingen als Vertreter des Herzogs Ulrich von<br />
Wirtemberg, Jakob Massabach, Schultheiß zu Salmendingen<br />
als Anwalt des Grafen Friedrich von Fürstenberg, Hans<br />
Weber, Schultheiß zu Talheim im Auftrag des Junkers<br />
Eberhard von Karpfen, Jörg K r u s (Kraus), Schultheiß zu<br />
Melchingen als Anwalt der Priorin und des Convents von<br />
Offenhausen an der Lauter, genannt Gnadenzell, ferner die<br />
ehrsamen Stefan Gänkinger, Jakob Kuppinger und<br />
Hans G r e t e r als Bürger zu Ebingen und Pfleger des hl.<br />
Martin, des Husvatters der dortigen Pfarrkirche. Es heißt,<br />
es sei Streit gewesen, da etliche Aecker im Melchinger und<br />
Salmendinger Zwing und Bann mehr dann ohne am Ort den<br />
Zehnten gaben. Die Männer hätten daher die Felder besichtigt<br />
und beschrieben, was und wieviel jedem Zehntherrn<br />
zugehörig, damit die Zehntsammler desterbas wissen könnten,<br />
was jedem Zehntherrn zustehe. Folgende Aecker geben<br />
also den Zehnten an Ort und End, wie von Item zu Item folgt.<br />
Im Esch Hinderberg stoßen folgende Grundstücke<br />
einerseits auf den Steig gen Melchingen und unterhalb uf<br />
den gemeinen (gemeinsamen) Bühel und teilen den Zehnten<br />
wie folgt (zwischen Salmendingen und Melchingen: diese drei<br />
Wörter fehlen im Text und sind von mir ergänzt!) Conrad<br />
Viseis Acker teilt bis in Grund, Aberlin Dyepolds Acker teilt<br />
bis in Grund, Ludwig Vogels Acker teilt bis in Grund. Balthus<br />
Walchen Acker teilt bis in Grund. Claus Lochers Acker<br />
teilt bis in Grund. Hans Volken Acker teilt gar (also vollständig).<br />
Peter Hagen Acker teilt gar. Item sant Michaelis,<br />
Husvatters der Pfarrkirche zu Salmendingen Acker teilt gar.<br />
Mehr 1 Acker daran des genannten Heiligen, teilt gar. Baltus<br />
Nolharts Acker teilt gar. Mehr 1 Acker des Heiligen zu Salmendingen<br />
teilt gar, Hans Boschen des jungen Acker teilt gar.<br />
Grethen Emelins Acker teilt gar. Clausen Emelins Acker teilt<br />
gar. Mehr 1 Acker des Heiligen zu Salmendingen teilt gar.<br />
Im Esch in Bysental teilen gen Melchingen und Salmendingen:<br />
nämlich Jakob Walzen Acker teilt gar, Caspar<br />
Dietzen Acker, Peter Schmidts, Claus Locher, Antoni Emelin,<br />
Grethen Emelin, Ludwig Talmiller, Jakob Waltz, Gebhard<br />
Schlegel, Bastian Emelin, Wernher Rhein, Hans Rhein, Peter<br />
Schmidt, Jörg Arnold, Jörg Folck. Des Heiligen von Salmendingen<br />
Acker. Hans Schmids Acker anwandet uf Hansen<br />
Strubingers Anwander, teilt oben daran 1 Jauchart. Ludwig<br />
Viseis Acker stoßt auf Salmendinger Weg und teilt gar. Item<br />
Graf Friedrich von Fürstenbergs Acker stoßen auf Salmendinger<br />
Weg und teilen gar.<br />
AekerinNassa gelegen teilen also: Hans Gutbierers<br />
Acker streckt auf Ludwig Viseln und teilt gar. Bastian Emelins<br />
Acker anwandet uf Graf Friedrich von Fürstenbergs<br />
Acker und teilt gar. Ludwig Vogels Acker streckt auf Ludwig<br />
Kingolt. Item Graf Friedrich von Fürstenberg, Balthus Walzen<br />
Acker anwandet hinab uf Hans Strubinger. Der Acker<br />
Graf Friedrichs von Fürstenberg, der neun Furchen hat, Gebhard<br />
Schlegels Acker, alle teilen gar.<br />
Aeker im Unteren Esch teilen den Zehnten nach<br />
Melchingen, Salmendingen und an den von Karpfen in Talheim:<br />
Graf Friedrichs von Fürstenberg Aecker inhalb der<br />
Heerstraße am Weg hinein liegend, der auf die gemeine Egerten<br />
geht, anderseits Hans Kunkelin tretten uf die genannte<br />
Egert auf Schützen Bann. Ludwig Emelin, Bastian Emelin,<br />
Jakob Walz, Klaus Emelin, Hans Dieterlin, Hans Dietzen<br />
Acker anwandet auf den Talheimer Weg und teilen solche<br />
Acker im genannten Esch, wie oben steht. Item Ludwig<br />
Emelins Acker zinst nach Ringingen.<br />
Von dieser Beschreibung wurden zwei Exemplare gefertigt<br />
und da die Unterhändler kein eigenes Siegel führten, ersuchten<br />
sie den ehrenfesten Junker Felix Werdenberger, derzeit<br />
Vogt zu Trochtelfingen, die Urkunden zu siegeln. Gegeben<br />
uf Montag nach St. Johannis des Täufers Tag tausend fünfhundert<br />
dreißig und im fünften Jahr (28. Juni 1535).<br />
Felix Werdenbergers Siegel zeigt auf einem Dreiberg eine<br />
fünfblättrige Blume auf krummem Stiel, und als Helmzier<br />
den Dreiberg mit der Blume. Der Siegler war ein natürlicher<br />
Sohn des Grafen Ulrich von Werdenberg 1497, erscheint 1525<br />
bis 1535 als Vogt zu Trochtelfingen, 1538 solcher zu Hettingen,<br />
1544 wird ein jüngerer erwähnt, wohl Sohn des älteren.<br />
Während in der Urkunde das Kloster Offenhausen noch<br />
als existierend vorkommt, muß es bald darauf von Wirtemberg<br />
anektiert worden sein, zusammen mit seinen Melchinger<br />
Zehntrechten. (Hohz. <strong>Heimat</strong> 1953, 58, Staatsarchiv Stuttg.<br />
A 511. Urk. 55.) Krs.