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Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 27<br />

die Summe des Verzeichnisses von 1591 nicht überein 25 ) die<br />

hier mit 16 Pfund 9 ß und 3 3 /4 hl angegeben wird.<br />

II.<br />

Ein Vergleich mit dem Zinsrodel der Hörschwager Kapelle<br />

vom Jahre 1483 legt sich nahe 2 "). Dr. Elmar Blessing gibt als<br />

Datum den 2. Juli an, wovon jedoch nichts im Original steht.<br />

Dort heißt es nur: „Zu Burladingen uf Sonntag Petri und<br />

Pauli apost. anno domini 1486". Da jedoch Peter und Paul<br />

in diesem Jahr auf einen Donnerstag fiel, was Blessing<br />

nicht beachtete, muß nach dem Wort Sonntag ein Wörtlein<br />

(vor oder nach) ausgefallen sein. Der Sonntag vorher wäre<br />

der 25. Juni, der Sonntag nachher der 2. Juli gewesen. Eine<br />

archivalische Aktennotiz des 19. Jh. nimmt den letzteren Fall<br />

an. Dann hat Blessing die Nachtragsnamen allesamt zu früh<br />

datiert, nämlich spätestens 1516. Ein Vergleich mit unserem<br />

Verzeichnis zeigt, daß Michel Louchers Witwe identisch ist<br />

mit Michel Lorchen Witwe von 1544. Der Eglinger 27 ) ist sicher<br />

nicht schon um 1500 nachgetragen, sondern wohl zusammenhängend<br />

mit dem Trochtelfinger Vogt Josua Eglinger 1536—53.<br />

Der Urban „Zwing" hieß in Wirklichkeit Urban Gering<br />

zu Trochtelfingen und erscheint in unserem Verzeichnis als<br />

Nachtrag nach 1544, nicht schon 1516, ebenso Konrad Huser,<br />

Hans Stockmayer, Heinz Wernher, Jerg Schnait usw., letzterer<br />

zu Stetten wohnhaft 1544! Dagegen sind Jakob Sesselmacher,<br />

Benz Herzog, Hans Frech und die Swälherin vor<br />

das Jahr 1486 anzusetzen. Letzteres ist Margaretha Bergerin,<br />

verwitwete von Sachsenheim, die Gattin des Mettelhans<br />

Scwelher zu Holnstein 28 ). Steckmaier heißen sonst Stockmaier.<br />

Die Namen Rätt und Käß von 1486 sind vielleicht als<br />

Rautt und Kauß zu lesen, wenn die beiden Strichlein über<br />

dem a als u zu deuten wären. Der Geberhart Weher Blessings<br />

entpuppt sich bei uns als Gebhard Träyer = Dreher, ebenso die<br />

Wörtlein „bonenacker also gut", als „also g e n a n n " S.<br />

292). Unverständlich bleibt Blessings Angabe in Note 8, der<br />

Nachtrag betreffe die Jahre 1500/1501, da im Original deutlich<br />

steht: „anno XVC und XVI", d. h. 1500 und 16" (das C<br />

ist hochgestellt und klein, von Blessing als O verlesen).<br />

Der Junker „Jörg von Ow von Zimmern" 29 ) gehörte leider<br />

nicht nach Zimmern bei Hechingen, sondern nach Marschalkenzimmern!<br />

30 ).<br />

Ueber die Flurnamen sagt Blessing außer ihrer Aufzählung<br />

nichts. Nur vom Wyler (S. 292) behauptet er, und illustriert<br />

es auch durch eine Phantasie-Skizze, es handle sich um den<br />

westlich der Laudiert gelegenen Ortsteil von Hörschwag, was<br />

jedoch nicht stimmt. Eine Flur Weiler liegt auf Markung<br />

Erpfingen, 4 km nordöstlich von Höschwag, ein anderer Wei-<br />

ler wird 1538 bei Neufra erwähnt und meint wohl Freudenweiler.<br />

Man möchte mit dem Wyler an einen Hörfehler des<br />

Schreibers statt W y g e r = Weiher denken, wie einer am<br />

südlichen Ortsausgang von Stetten lag! Bruogel meint Brühl,<br />

nasse Wiesen, ist jedoch nicht mehr bekannt. Der Bohnenacker<br />

deutet auf Acker- oder Saubohnen. Der 1486 (S. 293)<br />

genannte Name Uf Feiding am Wolfental erscheint 1580 als<br />

Fellins-äcker 31 ) und bis 1850 kannte man dort Vellingäcker<br />

und einen Vellingschachen 32 ). Den Langen Weg sah Blessing<br />

als Flurnamen an, es heißt jedoch: „die Wiese stoßt den langen<br />

Weg hinaus . . . ", also „der Länge nach". Die Flur I n<br />

Rieb dürfte ebenfalls vom Schreiber verhört sein statt unserem<br />

„Im Riedt". Es gibt in Höschwag ein Oberes und ein<br />

Unteres Ried und auch Riedäcker am Ringinger Weg 32 ).<br />

1 fl oder Gulden war gleich IV2 Pfund Heller, gleich 30 ß<br />

(oder Schilling). Im Jahre 1486 hatte ein Pfund Heller etwa<br />

den Wert von 59.20 Goldmark, im Jahre 1544 dagegen nur<br />

noch 55.20 Goldmark.<br />

Anmerkungen: l) Fürstl. Hohenzoll. Domänenarchiv Sigmaringen.<br />

Die Benützung verdanke ich Herrn Archivrat Dr. R. Seigel.<br />

2) Mm, Mannmahd. 3) Gemeindegasse. 4) wohl der heutige Flurname<br />

Bonkert? 5) rechtmäßigen. 6) Wolfental, zieht sich südlich<br />

von Hörschwag von der Laudiert gegen Burladingen hin. 7) Gemeindegut,<br />

oft Weide. 8) Die Apostel Petrus u. Paulus. ») Leuhele,<br />

Laile, entweder von Lehen (geliehenes Gut) oder Lai, Grabhügel<br />

abzuleiten. io) u. Lb. Frau und Silvester zu Stetten, n) hieß im<br />

Jahre 1486 Outen- oder Uotenstaig, vielleicht von Uohta-Morgenweide.<br />

12) Der Trochtelfinger Pfarrer Anton Beck, 1523 investiert,<br />

noch 1537 erwähnt, heißt dann 1542 „gewester Pleban"; macht 1548<br />

sein Testament (Mitt. a. d. Fürstenbg. Archiv I, Nr. 650). 13) Herdle<br />

von Hart, Weidewald. 14) Hausen a d. Laudiert. 15) Kreuter von<br />

Ge-raute, roden. 16) Anwander, d. h. auf einer Breitseite des Ackers<br />

anwanden andere Aecker, deren Besitzer auf ihm selbst den Pflug<br />

wenden dürfen, 17) sonst auch als Feilen vorkommend. Entweder<br />

zu faul (Wasser) oder zu (Weide-)Feld. 16) "kls erster -des Namens<br />

erscheint 1454 ein „Hans von Lorch" zu Hausen a. d. Laudiert. 1 ») ob<br />

verschrieben für Lorch oder Locher? 20) von uohta-Morgenweide.<br />

21) Prädikatur = Predigerpfründe. 22) sonst Binger geschrieben.<br />

23) wohl im Killertal zu suchen. „Gemauerter Weg" deutet auf eine<br />

Römerstraße, vielleicht am Burladinger Kastell? 24) <strong>Heimat</strong>klänge<br />

des „Zoller", 1934, 67. 25) Erzb. Archiv Freiburg Ha 82, Seite 456 f.<br />

26) Zeitschrift für hohenzoll. Geschichte 1965, Jg. I, Seite 291—297.<br />

2") Blessing a. a. O. Seite 293, Note 5. 28) Hohenz. JHeft 1938, 113<br />

und 138. 29) wie Note 26: Seite 297, Note 27. 30) OA-Beschr. Rottenburg<br />

IX, 1900, S. 296. si) Hohenz. JHeft 1955, 104. 32) Frdl. Mitteilung<br />

von Herrn Bgmstr. Max Heinzelmann, Hörschwag.<br />

190 Jahre Reichspoststation Gammertingen<br />

Die Veröffentlichung von Herrn Dr. Reum, Meiningen,<br />

über „Thum- und Taxis'sche Postjubiläum im Kj. 1966" im<br />

„Rhein-Lahn-Boten" 2/66 ist der Anlaß zu diesem kleinen<br />

Beitrag. Unter anderem ist angeführt, daß Gammertingen<br />

vor 190 Jahren eine Reichspoststation erhielt. Thele nimmt in<br />

„Geschichte des Postwesens in den hohenzollernschen Landen",<br />

Sonderdruck aus dem Archiv für Post und Telegraphie<br />

Nr. 11 bis 13 vom Jahre 1912 zu dieser postalischen Begebenheit<br />

wie folgt Stellung:<br />

„Die lebhaften Verkehrsbeziehungen der Hechinger Einwohnerschaft<br />

mit dem württembergischen Oberlande, besonders<br />

der Gegend von Riedlingen und Ulm, hatten bei der<br />

Regierung zu Hechingen den Wunsch aufkommen lassen, mit<br />

jener Gegend durch einen Postkurs in Verbindung gesetzt zu<br />

werden. Bereits bei Verhandlungen über die Einrichtung der<br />

Poststation hatte die Regierung vorgeschlagen, von Hechingen<br />

aus einen Kurs über Gammertingen nach Riedlingen<br />

anzulegen und ihn in der anderen Richtung über die Reichsstädte<br />

Rottenburg a. N., Weil der Stadt nach Pforzheim weiterzuführen.<br />

Dadurch würde nicht nur eine gute Verbindung<br />

zwischen den beiden Hauptpostlinien Schaffhausen-Hechingen-Stuttgart<br />

und Schaffhausen-Riedlingen-Ulm geschaffen,<br />

sondern auch eine bedeutende Beschleunigung des Briefverkehrs<br />

nach dem südlichen Württemberg und Bayern erzielt<br />

worden sein, der sonst auf dem Umweg über Cannstatt angewiesen<br />

war. Nach Errichtung der Station in Hechingen<br />

wurden die Verhandlungen in diesem Sinne weitergeführt.<br />

Der Plan wurde durch den Reichsfreiherrn von Spaeth, dessen<br />

Herrschaft Gammertingen noch keine Postverbindung<br />

besaß, lebhaft unterstützt. Der Fürst von Thum und Taxis<br />

lehnte aber die Einrichtung ab, weil ihm der Kurs von<br />

Hechingen über Gammertingen nach Riedlingen eine jährliche<br />

Ausgabe von mindestens 450 fl. verursachen würde, der<br />

von Alfred Rist, Sigmaringen<br />

keine genügenden Einnahmen gegenüberständen. Im Jahre<br />

1776 fand er sich schließlich bereit, in Gammertingen eine<br />

Relaisstation für den Extrapostverkehr auf der Straße von<br />

Hechingen nach Riedlingen einzurichten, die sich aber nicht<br />

mit der Annahme von Briefen befaßte."<br />

Selbstverständlich war die Eröffnung einer Posthalterei<br />

und die damit vollzogene Einsetzung eines Posthalters mit<br />

der Ausstellung und Aushändigung einer entsprechenden Ernennungs-<br />

und Bestallungsurkunde durch das fürstliche Haus<br />

von Thum und Taxis an den jeweiligen Posthalter verbunden.<br />

Leider ist das Dokument über die Bestallung des<br />

ersten Posthalters von Gammertingen Franz Xaver Gökel<br />

aus dem Jahre 1776 nicht mehr vorhanden. Jedoch ist aus<br />

einer Abbildung der Bestallungsurkunde des Nachfolgers von<br />

Franz Xaver Goekel aus dem Jahre 1787 zu ersehen, wie dieser<br />

öffentliche Brief ausgeführt war und welchen interessanten<br />

Inhalt er vorwies.<br />

Als weiteres ist der genaue Wortlaut des Textes dieser<br />

Urkunde angefüh i.. Wenn uns auch die Schreibweise und der<br />

Satzbau, wie er vor 179 Jahren üblich war, heute sonderbar<br />

vorkommt, so ist der Briefinhalt doch verständlich. Eine<br />

Uebertragung in das heutige Schriftdeutsch ist deshalb unterblieb.en<br />

Wir von Gottes Gnaden Karl Anselm,<br />

des heil. Rom. Rc'dis Fürst von Thum und Taxis, gefürsteter<br />

Graf zu, Friedberg Scheer, Graf zu Vallasina, Freyherr<br />

zu Impden, Herr der Reichs Herrschaft Eglingen und<br />

der freyen Herrschaften: Dischingen, Demmingen, Balmertshofen,<br />

auch zum Bußen, Roßum und Meußeghen, der souverainenen<br />

Provinz Dennegau, Erbmarschall, Ritter des goldenen<br />

Vlieses, Ihrer Römisch. Kaiserl. Majestät würklicher<br />

geheimer Rath und Principal Commissarius bey der allgemeinen<br />

Reichs-Versammlung, auch Erb-General-Postmeister

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