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Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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56 H O H E N Z O L L, E R I S C H E HEIMAT Jahrgang 1967<br />

(wohl mit Mehl) und zu beiden Seiten sind wieder Fässer aufgestapelt.<br />

Rechtes Feld: Eine Person mit einem Henkelkörbchen<br />

kommt zwischen zwei Stapeln Oelfässer hervor. Die<br />

Erklärung ergibt sich aus der Inschrift darunter:<br />

„DAS OHL IM KRVG SICH REICHLICH MEHRT,<br />

DER SOHN VOM TOD ZVM LEBEN KEHRT.<br />

INDEM SICH GOTTES GVT BEWEIST<br />

MIT WENIG BROD VIEL MENSCHEN SPEIST.<br />

4 REGYM AM 4. CAPITEL. ANNO 1697."<br />

Das Foto fertigte Joh. Dieter I in Ringingen. Die gleichen<br />

Gußplatten sind 73 cm breit und 68 cm hoch, die eine etwas<br />

deutlicher zu lesen. Im 4. Kapitel des 4. Buchs der Könige<br />

sind die Wundertaten des Propheten Elisäus<br />

erzählt: Oelvermehrung für die Witwe, Tod und Auferwekkung<br />

eines Knaben, Entgiftung der Speise und Brotvermehrung<br />

für Hunderte.<br />

Der frühere Landeskonservator Prof. Laur habe für den<br />

Ofen s. Zt. einen neuen setzen und den alten ins Museum auf<br />

den Zoller nehmen wollen. Aber H. H. Pfarrer Leibold in<br />

Thanheim, der aus dem Hause Nr. 40 stammte, willigte beim<br />

Graf Berthold<br />

Oswald Gabelkofer hat um 1580 in seinem im Staatsarchiv<br />

Stuttgart erhaltenen und von mir vor Jahrzehnten eingesehenen<br />

Collectaneen Seite 144a den Inhalt der Urkunde<br />

des Grafen Heinrich von Hättingen vom 7. Okt.<br />

1289C) angegeben und das Wappen des anhängenden Siegels<br />

beschrieben: „Drei Hirschhorn im Schild und auf dem Helm<br />

beiderseits eins." Er erkannte wohl, daß es sich um einen<br />

Veringer Grafen handelte und fuhr daher fort: „Danach ist<br />

die pictura (Malerei) in Zwiefalten falsch: In der Vorhalle<br />

dieser Kirche steht: Berthold Graf zu Hätingen, und<br />

dabei ein roter Löwe im gelben Feld".<br />

Auf diese Mitteilung Gabelkofers, die von mir selbst kaum<br />

richtig gewürdigt wurde, baute Dr. Burkarth seine interessante<br />

These über das Hettinger Grafenhaus und Gründung<br />

der Städte Gammertingen und Hettingenp). Graf Berthold<br />

von Hätingen, dessen Gedächtnis laut Mon. Germ. Nekrol. I.<br />

245 in Zwiefalten am 21. Februar gefeiert wurde, sieht er also<br />

mit guten Gründen für einen Abkömmling der Grafen von<br />

Gammertingen an, während H. M. Maurer ihn noch jüngst<br />

für Berthold von Neifen hielt( 3 ). Von dem Beisatz „hier begraben"<br />

ist trotz Maurer nichts im gedruckten Nekrolog zu<br />

finden. Es hängt also alles davon ab, ob das Gemälde in<br />

Zwiefalten, das seit dem barocken Neubau nicht mehr vorhanden<br />

ist, auf Richtigkeit beruhte. Tatsächlich lösen sich<br />

nach Burkarths These spielend die Schwierigkeiten der Stadtwappen<br />

Gammertingen und Hettingen, die seit 1473 bzw.<br />

1535 farbig nachzuweisen sind, wobei Hettingen inzwischen<br />

den ursprünglich roten Löwen in Gelb umänderte in „gelben<br />

Löwen in Grün". Freilich wäre gut, wenn man feststellen<br />

könnte, ob es sich bei den Wappen der Zwiefalter Kirche<br />

um solche von Wohltätern oder nur vor dort Beerdigten handelte.<br />

Auch sollte man sicher stellen, ob der Maler zu unbekannter<br />

Zeit nicht einfach das s. Zt. bestehende Wappen<br />

von Hettingen zu dem Grafennamen dazumalte. Otto von<br />

Alberti hält z. B. im Württbg. Adels- und Wappenbuch II<br />

den in Zwiefalten ebenfalls gemalt gewesenen Schild des<br />

Walther von Rüttehalde (mit rotem aufrechten Löwen in<br />

Grün) für „schwerlich authentisc h", wobei ich ihm<br />

Neubau des Hauses nicht ein. Damals vermutete man, der<br />

Ofen stamme aus dem Kloster Stetten, was unsicher bleibt,<br />

denn dort hatte man ja nur eine Wärmewand! Höchstens<br />

käme das Beichtigerhaus in Frage. Oefen mit religiösen Motiven<br />

sind in den württembergischen Gießereien Königsbronn<br />

(hier schon zu Klosterzeiten) und dann auch wohl in Christophstal,<br />

Ludwigstal und Wasseralfingen mit Vorliebe gegossen<br />

worden. Der unsere könnte von Königsbronn stammen.<br />

Unter dem Ofen befand sich die „Steig" für eine Turteltaube,<br />

oben drauf ein kleiner Aufsatz mit „Bratkachel".<br />

Deren Türchen war durchbrochen und zeigte in der Mitte<br />

einen halbrücklings liegenden nackten Jüngling, der auf<br />

einem Horn blies oder daraus trank. Der Ofen war von der<br />

Küche aus heizbar. Eine ganze Reisbuschel hatte bequem<br />

darin Platz. In der Glut pflegte man den krautgefüllten Dreifußhafen<br />

mittels einer Ofengabel zu postieren. Das ist längst<br />

vergangen und vergessen!<br />

Außer gußeisernen gibt es auch Kachelöfen, die man bei<br />

uns „kätene" heißt (von mittelhochdeutsch k a t, d. i. Lehm,<br />

Dreck). Das Wort Ofen ist schon althochdeutsch nachzuweisen<br />

und bedeutet, der ältesten Ofenform entsprechend, eigentlich<br />

Hafen oder Topf. J. A. Krs.<br />

von Hätingen<br />

nicht folgen möchte. Man müßte vor allem das von<br />

Alberti zitirte Manuskript dieser Zwiefalter<br />

Wappen, das in Stuttgart liegen muß, daraufhin<br />

nachprüfen! Was nun die Zimmerische<br />

ChronikC) von den in Zwiefalten (oft im Kapitelssaal!) beigesetzten<br />

Adeligen berichtet, erweckt ebenfalls einige Bedenken,<br />

die sich jedoch wohl lösen lassen. Graf Imfried ist<br />

wohl als Hunfried zu lesen, ein Graf Mangold von Gammertingen<br />

ist unbekannt, und den Grafen Ulrich nennt sie<br />

gar nicht. Hermann von Wartstein ist in der Chronik Bertholds<br />

nicht als dort beerdigt genannt, so wenig als Graf<br />

Berthold von Hätingen. Graf Ginos von Urach dürfte als<br />

Egino zu deuten sein, aber einen Grafen Ulrich von Neifen<br />

gab es m. W. gar nicht mehr. Der Freiherr Berchthold von<br />

Rockstein ist ebenfalls unbekannt. Vielleicht sollte er zur<br />

Gauselfinger Burg Leckstein gehört haben? Waren etwa<br />

einige der Namen und Wappen gar nicht mehr oder nicht<br />

gut zu erkennen, etwa Adelberts von Hettingen, oder hatte<br />

der Zimmerner seine Kenntnisse nur vom Hörensagen?<br />

Beachte: Die Wappen waren im 16. Jahrhundert in der Vorhalle<br />

zu sehen, die ältesten Gräber aber lagen im Kapitelssaal!<br />

So bestechend Burkarths These auch ist, sie sollte<br />

weiterhin mit Gründen gestützt werden. So z. B. der frühe<br />

Ansatz der Gründung der beiden Städte Gammertingen und<br />

Hettingen vor 1232, die man bisher erst um Mitte des 13.<br />

Jahrhunderts annahm. Auch ist die Annahme eines Bruders<br />

Berthold für den Gammertinger Anherrn Arnold etwas<br />

unsicher, und ernsthafte Interessenten wären für genaue<br />

Quellenangabe dankbar, weil sonst eine nötige Nachprüfung<br />

fast unmöglich wird.<br />

Wir alle aber sind auf weitere Forschungen und Ergebnisse<br />

auf dem Gebiet der engeren <strong>Heimat</strong>geschichte gespannt.<br />

Kraus<br />

Anmerkungen: i) Mitt. Hohz. 4, 1870, S. 3 und Wirtbg. UB 9, 301.<br />

2) Hohenzollerische <strong>Heimat</strong> 1967, S. 18 und 48.<br />

3) Maurer in Zeitschrift f. württ. Landesgesch. 1966, S. 94 u. 129.<br />

4) Zimmerische Chronik I, 220.<br />

Kalchbrunn-Kaltenbrunnen bei Vilsingen<br />

In der Nr. 3 der Hohenz. <strong>Heimat</strong> Seite 47 war die Frage<br />

gestellt, ob der Kalchbrunnen von 1499 identisch sei mit dem<br />

Griesenlochbrünnele. Herr Studienrat A. Teufel (Freiburg,<br />

Burgunderstraße 6), der in Engelswies aufwuchs, hatte die<br />

Freundlichkeit, unterm 20. 7. 67 mitzuteilen: „Es handelt<br />

sich bei dieser Quelle um den stets wasserspendenden<br />

Kaltenbrunnen auf der Gemarkung Vilsingen hart am<br />

Grenzstein gegen Engelswies. Dicht dabei steht die Verenakapelle,<br />

zu Engelswies gehörig. Das vermutete Kriesenlochbrünnele<br />

auf Langenharter Gemarkung bzw. an der<br />

Grenze gegen Gutenstein kann niemals in Frage kommen.<br />

Die Entfernung ist zu groß und keine der beiden Gemeinden<br />

Vilsingen und Inzigkofen grenzt an es. Dagegen liegt der<br />

ebenfalls erwähnte Sonderhartsbühl am Wege von<br />

Vilsingen und auch von Inzigkofen gegen Kaltenbrunnen<br />

hinaus."<br />

Nachdem so die Frage geklärt ist, darf noch ein Geschichtle<br />

der Zimmerischen Chronik von 1566 angeführt werden, die<br />

teils von Kalch-, von Kaltbrunnen oder Verenabrunnen<br />

spricht (Meersburger Ausgabe von Hermann II, 92 u. I, 440):<br />

„Der Bronn habe besonders gutes Wasser. Als einmal der<br />

Barbier des Grafen Gottfried Wernher von Zimmern dorthin<br />

kam, fand er ein altes häßliches Weib, das nackend und<br />

mit zerstrobeltem Haar wie eine Erinnye (griechische Rachegöttin)<br />

in dem Brunnen saß. Aus Zorn über die Verunreinigung<br />

des Trinkwassers packte er einen langen Stecken und<br />

schrie die Alte mit rauhen Worten an. Da zeigte sich das<br />

Wunderwerk des Brunnens: Das bisher halb lahme und hinkende<br />

Weible war plötzlich gesund und pfurrte aus dem<br />

Wasser und nackt davon durch den Wald, schneller als der<br />

staunende Barbier laufen konnte." Allerdings äußert der<br />

Chronist selber Zweifel, ob der Bronn und seine Tugenden<br />

oder die Furcht vor dem Stecken die Lahme gesund gemacht<br />

habe. Krs.

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