Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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8 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />
Nach der bisherigen Annahme wurde der Name Trochtelfingens,<br />
des hohenzollerischen Städtchens an der Seckach,<br />
erstmals im Jahre 1161 bei der Entscheidung eines Zehntstreites<br />
um Engstingen durch den Bischof Hermann von<br />
Konstanz erwähnt, trotzdem der Ort schon seines Namens<br />
und der großen Gemarkung wegen viel älter sein muß. Er<br />
reicht wahrscheinlich ins 4. oder 5. Jahrhundert nach Christus<br />
zurück. Besiedelt war freilich die Gegend und die Haid aber<br />
schon Jahrhunderte vor Christus, wie verschiedene Bodenfunde<br />
beweisen. Nun finden sich im Codex Laureshamensis,<br />
einem Kopial- bzw. Traditionsbuch des Klosters Lorsch an<br />
der Bergstraße aus dem 12. Jahrhundert, das den Inhalt der<br />
ältesten Urkunden des Klosters aufzeichnet, unterm 5. Nov.<br />
767 eine Schenkung eines Liupher in Trogolfinger<br />
Mark im Alemannengau ans genannte Kloster. Es heißt<br />
Nr. 3278: „In Christi Namen: Am 5. November des 16. Jahres<br />
des Königs Pippin schenkte ich Lipher an den hl. Märtyrer<br />
Nazarius, dessen Leib im Kloster Lorsch ruht, welchem der<br />
verehrungswürdige Gundeland als Abt vorsteht, alles was<br />
ich im Alemannengau in Trogolfinger Mark besitze und<br />
bestätige, daß dieses Geschenk durch rechtliche Uebergabe<br />
ewige Dauer habe. Geschehen im Kloster Lorsch." Nr. 3279<br />
„Schenkung eines Hecko in Trogolfinger Mark. In Christi<br />
Namen: Am 1. Oktober des siebenten Regierungsjahres des<br />
König Karl (des Großen) schenke ich Hecko zum Heil meiner<br />
Seele dem hl. Nazarius etc. (wie oben) all meinen Besitz im<br />
Alemannengau in Trogoffinger Mark. Geschehen im Kloster<br />
Lorsch zu der angegebenen Zeit" (775). Die beiden Männer<br />
Liupher (Lipher = Leipert?) und Heck sind nicht weiter<br />
bekannt.<br />
Gustav Bossert sen., der die Einträge des Lorscher Codex<br />
aus unserer Gegend für Band II. der „Württembergischen<br />
Geschichtsquellen" 1895 bearbeitete (obige zwei Einträge S.<br />
169), und dem auch Glöckler in der Neuausgabe der<br />
ganzen Quelle und alle andern ohne Bedenken oder Erweiterung<br />
folgten, wollten beide Einträge auf den Ort Trailfingen<br />
(3 km nördlich von Münsingen) beziehen, trotzdem<br />
Bossert selbst zugeben muß, daß dieser Ort mit 1 Kirche<br />
und der Münsinger Mark in seiner Edition S. 150 und S. 170<br />
als Dragolfingen bzw. Dragolvingen erscheint, sich also<br />
sowohl durch den Anfangsbuchstaben D als auch durch das<br />
A gegenüber dem O bedeutend unterscheidet. Zweifellos<br />
steht Trogolfingen unserm Trochtelfingen sprachlich wesentlich<br />
näher. Und wenn Bossert mit guten Gründen die<br />
„Hephinger Mark" des Codex ohne Bedenken mit „E r p f i ng<br />
e rM a r k" gleichsetzt, also ein R einschiebt, oder Hein-<br />
Gleich wie auf alabasterner Schale trägt der Abend die<br />
Ruhe ins Land.<br />
Bethlehems Bewohner und das Heer von Fremden, das<br />
seit Tagen die Stadt belagert, nehmen sie mit Würde entgegen.<br />
Der Abend fällt in die Nacht.<br />
In dem geräumigen Bau am Ende der Stadt geschieht die<br />
Zählung des Volkes. Der letzte Fremde tritt aus dem Hause<br />
in die Nacht, der Herberge zu.<br />
Die Ampeln verlöschen. In nüchterner Blässe liegt Haus<br />
an Haus. Bethlehem schläft.<br />
Mitternacht aber wirft ihr Feierkleid über. Und silberne<br />
Leuchten hält sie bereit.<br />
Die Schöpfung staunt ob der Fülle des Lichtes. Ein flüsterndes<br />
Ahnen geht um.<br />
Fächerpalmen breiten weit ihre Arme. Sie greifen nach<br />
dem Silber, als wollten sie ihm ein Ungekanntes entlocken.<br />
Terebinthen entsenden den süßen Duft wie zu froher Erwartung.<br />
Und Sträucher und Gräser halten voll Zartheit den<br />
perlenden Tau.<br />
Ueber welliges Gefilde geht das Schweigen, das Geheimnis<br />
hütend, das sie ahnen. Nahe der Stadt aber, auf sanftgrünen<br />
Auen wandelt das Schweigen sich zu einförmigen Lauten:<br />
Ein Maultier trabt noch willig seinen Weg. Es trägt die<br />
lieblichste Last, eine junge, werdende Mutter.<br />
Die Frauengestalt umschließt ein faltenreicher, blauer<br />
Mantel. Eng schmiegt sie ihn an sich, um der Kälte zu<br />
wehren, die empfindsam an ihren Körper rührt.<br />
Der Mann an ihrer Seite schreitet fürsorglich neben ihr<br />
aus. Traurigkeit hängt an seiner Seele, seit er mit seinem<br />
Weibe Bethlehem verlassen. Noch kann er es nicht verwinden,<br />
daß ihnen die Vaterstadt keine Herberge gab, daß ihr,<br />
der fast zu Tode ermüdeten, die Lagerstatt verweigert wurde.<br />
Maria, den Kummer Josefs wissend, spricht Worte des<br />
Trostes zu ihm.<br />
1200 Jahre Trochtelfingen<br />
Joh. AdamKraus<br />
^ a s 7 3 z a u t g a s c k a n k<br />
Weihnachtslegende von Maria F. F 1 a d<br />
gen als Ehingen an der Donau erklärt, dann zögern wir<br />
nicht, Trogolfingen als verhört aus Trogtolfingen aufzufassen,<br />
und dies ergibt mühelos unser Trochtelfingen, unbeschadet<br />
der Tatsache, daß es im Jahre 1161 als Truhdolfingen<br />
überliefert ist. Die Namen wurden ja rein<br />
nach dem Gehör von landfremden Mönchen<br />
geschrieben! Die Verfasser unseres Schenkungsverzeichnisses<br />
suchten geichklingende Orte gegendweise<br />
zusammenzufassen! Eutingen erscheint als Huodingen,<br />
Empfingen bzw. die Amphinger Mark hat neun Einträge.<br />
Dann folgen Schopfloch, Dornstetten, Mühlheim am Bach,<br />
oben genanntes Erpfingen, zwei Einträge betr. Burchinger<br />
Mark und Burladingen, Maigingen, Merioldingen (Flur Mertingen<br />
zwischen Melchingen und Stetten), Mälchingen (irrig<br />
als M u lichingen), Willmandingen, Genkingen, Gauselfingen.<br />
Einer Nummer betr. Mundelfingen folgen die beiden erwähnten<br />
Einträge betr. Trog(t)olfingen, worauf sich nochmal<br />
Dragolwingen anschließt, dann Glatten, Mössingen, Bisingen,<br />
Bissingen, Reistingen (abgeg. b. Herrenberg), Gültstein, Seeburg<br />
usw.<br />
Bosert bemerkt zu Trogolfingen, das er als Trailfingen<br />
ansieht: „Doch würde Trochtelfingen bei Gammertingen<br />
besser zu den vorangehenden Namenpassen,<br />
aber der Name Trochtelfingen setzt als älteste<br />
Form Troctulfingen voraus." Ich meine jedoch, sie kann<br />
ebenso gut Trogtolfingen gelautet haben, weil das U doch<br />
schnell zu O abgeschliffen worden wäre, und Trogolfingen<br />
(selbst ohne das einzuschiebende T) ist noch lange nicht<br />
gleich Dragolfingen! Vielmehr schrieb schon die 1909 erschienene<br />
Oberamtsbeschreibung von Urach des Statistischen<br />
Landesamtes uci iioiiÄugin S. 715 in Anmerkung: „Ob die<br />
S. 169 bei Bossert genannten Schenkungen in Trogolfinger<br />
marca und die (anschließende) in Dragolvinger marca hierher<br />
nach Trailfingen gehören, ist sehr zweifelhaft."<br />
Ich dagegen sage: nicht nur „sehr zweifelhaft", sondern<br />
bezüglich T r o g (t) o 1 f i n g e n ganz unwahrscheinlich,<br />
und ich stehe nicht an zu behaupten: In<br />
Trogolfingen ist ein T ausgefallen und es ist als Trochtelfingen<br />
an der Seckach zu erklären, wie ich schon vor Jahren<br />
in einem Schreiben an den Trochtelfinger <strong>Heimat</strong>forscher<br />
Hans Schoser mitteilte. Somit hätten wir als erste urkundliche<br />
Nennung von Trochtelfingen den 5. November 767, also<br />
vor 1200 Jahren. Später hat das Kloster Lorch seine Besitzungen<br />
in unserer Gegend, weil viel zu weit entlegen, schnell<br />
abgestoßen, worüber freilich keine Urkunden vorliegen.<br />
Ein felsiger Hügel tritt in der Einsamen Weg. Ihm klebt<br />
ein von Brettern erbauter Stall an. Volles Mondlicht hebt<br />
ihn aus der Nacht den Wanderern entgegen:<br />
„Siehe Josef!" spricht Maria innig, „dies ist der Ort, an<br />
dem wir rasten sollen! Die Hütte, die dir wertlos scheint,<br />
wird uns und aller Welt ein Tempel werden. Meine Stunde<br />
ist gekommen!"<br />
Rascher trabt das Maultier seinen Weg.<br />
Josef hat Mühe, ihm zu folgen.<br />
Vor der Hütte aber steht es still.<br />
Josef hebt Maria sacht zur Erde. Dann tritt er in den<br />
Stall. Unwirtliche Leere grinst aus ihm. Nur ein paar Krippen<br />
halten Futter für das Tier.<br />
Josef, in geschäftiger Eile, bereitet das Lager. Er ordnet<br />
und säubert. In seiner Seele wird es licht und lichter.<br />
Maria aber ruht. Ihre sonnigen Blicke folgen ihm. Schon<br />
prasselt ein lustiges Feuer. Und wohlige Wärme erfüllt den<br />
Raum:<br />
„Josef, laß mich allein!" bittet Maria den Geschäftigen.<br />
„Grüße das Heil, das zu den Menschen kommt!"<br />
Auf Josefs Antlitz legt sich die Sorge um das Weib. Doch<br />
schweigend verläßt er den Raum.<br />
Maria kniet an der Erde. Unter ihrem Herzen glüht es<br />
auf, gleich wie ein Rubin von Sonne durchdrängt.<br />
Das Gotteskind tritt in die Welt. —<br />
Das Siegel des Leibes der Jungfrau Maria hält unverletzt<br />
stand. — Marias Seele ist lautere Liebe und helles Frohlocken.<br />
Das wimmernde Kindchen drückt sie ans Herz.<br />
Josef vernimmt das Wimmern des Kindes. In seligem<br />
Jubel eilt er herbei. Er sieht nicht den ärmlichen Stall, die<br />
Wände, die Krippen, das Stroh. Er schaut nur das Eden,<br />
darin die bräutliche Jungfrau, die ihr Brautgeschenk hält<br />
an die Welt. —<br />
Er sinkt an die Erde und betet es an. —•