Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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36 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />
Feld- und Missionskreuze in Rangendingen - L. Heck<br />
Unsere bäuerliche Bevölkerung hat sich seit jeher in gläubigem<br />
Vertrauen dem Willen Gottes untergeordnet und sich<br />
in seinem Schutz und Segen, in Glück und Unglück, geborgen<br />
gefühlt. Diese tiefe, in alle menschlichen Bereiche wirkende<br />
Gläubigkeit gaben ihr festenHalt u. innere Sicherheit, alleNöte<br />
ui. Drangsale menschlichen Schicksals zu überwinden. Die zahlreichen<br />
Feldkreuze, die auf unserer Markung an markanten<br />
Punkten hervortretend, inmitten von Ziersträuchern, Bäumen<br />
oder Baumgruppen in die Landschaft einpaßt stehen, zeugen<br />
vom frommen Sinn vorausgegangener Geschlechter. Zu den<br />
nächstgelegenen in den drei „Zeigen" zog man noch vor<br />
Jahren in feierlicher Prozession an den Bittagen, um durch<br />
inständiges Gebet Gottes Segen über Flur und Feld, über<br />
das Dorf und seine Bewohner herabzuflehen, was leider<br />
heute durch den ständig wachsenden Verkehr nur noch beschränkt<br />
möglich ist.<br />
Am weitesten vom Dorf gelegen steht das Lindachkreuz<br />
in einer weit sichtbaren Baumgruppe am Lindach-<br />
Raiteweg. Es wurde von Johannes Wild, Altvogt und<br />
dessen Ehefrau Anna Maria geb. Schwenk, im Jahre 1881<br />
gestiftet. Inschrift: „Im Kreuz allein ist Heil. Trägst du es<br />
ungern, SO' beschwerst du dich noch mehr und gleichwohl<br />
mußt du es doch tragen. Trägst du dein Kreuz gern, so: wird<br />
es auch dich tragen und zum Ziele führen, wo alle Leiden<br />
aufhören." Der Christuskörper ist sehr schadhaft und erneuerungsbedürftig.<br />
Im Schatten dieser Baumgruppe und in der<br />
Obhut dieses Kreuzes suchten früher Schnitter- und Schnitterinnen<br />
über die Mittagszeit wohlverdiente Rast und warteten<br />
oft mit sehnsüchtigen Blicken auf ihre Essenträger. Für<br />
uns Kinder war es immer ein besonderes Erlebnis, wenn<br />
wir dort mit den Erwachsenen Mittag machen durften. Aber<br />
auch bei plötzlich auftretenden Gewittern und bei einsetzendem<br />
Regen suchten mit Feldarbeit beschäftigte Bauern dort<br />
Schutz, den sie in zweifächer Hinsicht beim Lindachkreuz zu<br />
finden glaubten.<br />
An der Straße nach Haigerloch (Weggabel Harterweg-<br />
Lindachweg) steht das sogenannte „Goldene Kreuz"<br />
zwischen Lindenbäumen. Dieses wurde von Johannes<br />
Wannenmacher, Hafner und seiner Ehefrau J u d i t h a<br />
geb. Strobel, im Jahre 1870 gestiftet. Die Stifter sind Großeltern<br />
von Schulrat a. D. Wannenmacher und seiner Geschwister.<br />
Es mahnt uns: „Rette deine Seele!" Weitere Inschriften:<br />
„Es sei ferne von mir, daß ich mich rühme, außer im Kreuz<br />
Jesu Christi. Wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne<br />
er sich selbst, nehme sein Kreuz täglich auf sich und folge<br />
mir nach!" Im Jahre 1936 wurde dieses ehrwürdige Steinkreuz<br />
wie das im Hitzenried in der Nacht vom 8. zum 9.<br />
Mai von unbekannten Tätern umgeworfen und beschädigt.<br />
Zur Erinnerung an diese Schändung und an die Wiedererrichtung<br />
trägt es die Inschrift: „Aus Liebe wieder errichtet<br />
am 14. 7. 1936."<br />
Am Dorfausgang Haigerlocherstraße-Auweg steht ,,s' H ä fners<br />
Kreu z". Dieses Steinkreuz ist von einer Franziska<br />
Wiest im Jahre 1888 gestiftet worden. Die Stifterin<br />
ist nach Amerika ausgewandert. Inschrift :„Es ist vollbracht!<br />
Christue siegt, Christus regiert, Christus herrscht." Der Christuskörper<br />
ist ebenfalls schadhaft.<br />
Auf der Höhe Hochgesträß-Hirrlingen steht über der Landschaft<br />
erhaben ,,s' Pfeffers Kreu z", auch ,,s' H a u h<br />
Kreuz" genannt. Es ist ein Holzkreuz, welches von Pfarrer<br />
Bernhard Pfeffer, geb. 1816 in Rottweil, Pfarrherr<br />
hier in Rangendingen von 1857—1867, gestiftet wurde. Kurz<br />
nach seinem Wegzug nach Sibratsweiler wurde es von seinem<br />
Nachfolger, Pfarrer Eugen Brucker im Oktober 1867 feierlich<br />
benediziert. Im Jahre 1940 wurde das morsche Holzkreuz mit<br />
dem halbzerfallenen Christuskörper erneuert. Das jetzige<br />
Holzkeuz wurde von Wagner Xaver Strobel (im 2. Weltkrieg<br />
gefallen) gefertigt und der Christus von Bildhauer Josef<br />
Wannenmacher gearbeitet.<br />
Am alten Mühlweg ob der Mühle steht ein gut gepflegtes<br />
Steinkreuz zwischen Rotdorn und Akazien. Vom Weg aus führen<br />
einige Steintreppen zu ihm hinauf. Es ist ein Stiftungsdenkmal<br />
der Mühlenbesitzer Singele-Blickle. Am 7. Juli,<br />
dem 4. Sonntag nach Pfingsten, wurde es von Pfr. Bernhard<br />
Pfeffer im Jahre 1867 feierlich eingeweiht. Fast alle Pfarrangehörigen<br />
beteiligten sich in feierlicher Prozession an den<br />
Einweihungsfeierlichkeiten. Es trägt die Inschrift: „Denkmal<br />
für die Familien Singele-Blickle und deren Verstorbene.<br />
Betet für sie!" Seitlich ist der Spruch zu lesen: „Es gibt kein<br />
Heil, keine Hoffnung für das ewige Leben, außer dem<br />
Kreuz."<br />
Das Steinkreuz an der Talstraße zwischen Akazien stammt<br />
aus dem Jahre 1936 und wurde von Pfarrer Sickler eingesegnet.<br />
Es wurde von den ledigen Schwestern Franziska<br />
und Frieda Wiest, den Basen von Studiendirektor Wiest,<br />
Hechingen, gleichsam als Sühne für die bereits erwähnten<br />
Kreuzschändungen, gestiftet. Inschrift: „Sei heiliges Kreuz<br />
gegrüßt 1936". Das Material stammt aus dem Steinbruch im<br />
Weilenberg. Daraus wurde das Kreuz von Bildhauer Josef<br />
Wannenmacher gearbeitet.<br />
Auf der Höhe des Dorfes, am Wolfental-Kreidenrainweg,<br />
steht ebenfalls ein Steinkreuz zwischen Fliederbüschen und<br />
Akazien. Dieses ist eine Stiftung von den ledigen Schwestern<br />
Katharina und Magdalena Schäfer (Basen von<br />
Bürgermeister Schäfer). Es wurde kurz vor dem ersten Weltkrieg<br />
errichtet und trägt die Inschrift: „Im Zeichen des<br />
Kreuzes wirst du siegen. Durch das Zeichen des Kreuzes<br />
bewahre uns vor unseren Feinden." An dieser Stelle stand<br />
zuvor ein Holzkreuz und es muß seit sehr langer Zeit dort<br />
ein Kreuz gestanden haben. Dies geht aus einer Sage hervor:<br />
„AmRande der breitgelagerten Ortschaft Rangendingen führt<br />
ein Weg ins sogenannte Wolfental. Seit uralten Zeiten steht<br />
dort, wo ein Weg zu den Gipsbrüchen abzweigt, ein Kreuz.<br />
Von dieser Anhöhe aus hat man eine gute Sicht über die<br />
ganze Ortschaft. Dorthin begab sich einst der Nachtwächter,<br />
wenn er die Stunden ausgerufen hatte und ruhte unter dem<br />
Baum beim Kreuz aus. Von hier aus konnte er die ganze<br />
Ortschaft leicht überblicken und eine etwaige Feuersbrunst<br />
frühzeitig beobachten..."<br />
Das erste Steinkreuz an der Hechingerstraße vor dem von<br />
Gipsermeister Schenk in den 20er Jahren erbauten Wohnhaus<br />
wurde von Elias Schmid und dessen Ehefrau<br />
Pauline gestiftet und am Sonntag, den 8. Juli 1894 von<br />
Ortspfarrer Josef Pfister feierlich eingeweiht. Inschrift: „Im<br />
Kreuz allein ist das Heil der Seele. O ihr alle, die ihr an mir<br />
vorübergeht, sehet ob ein Schmerz dem meinen gleicht." Die<br />
Aufstellung dieses Kreuzes machte den Stiftern einige<br />
Schwierigkeiten, denn Schmid wollte es auf den erweiterten<br />
Gottesacker stellen lassen, wozu er aber seitens der Gemeinde<br />
keine Zustimmung fand, obwohl es der Ortspfarrer<br />
wünschte und erlaubte. Vom ehemaligen „Königlichen Landesbauamt"<br />
wurde ihm dann auf ein Bittgesuch der Platz,<br />
auf dem es ursprünglich stand, genehmigt. Es stand am Dorfeingang<br />
zwischen 2 stattlichen Linden. Diese standen unter<br />
Naturschutz, zum Teil brüchig geworden, wurden sie durch<br />
einen Gewittersturm stark beschädigt und daraufhin gefällt.<br />
Durch die einsetzende Bautätigkeit in diesem Ortsteil waren<br />
sie und das Kreuz an ihrem Standort sowieso hinderlich<br />
geworden, weshalb das Kreuz auf den jetzigen Platz versetzt<br />
wurde.<br />
An dem 2. Kreuz an der Hechingerstraße beim Fabrikgebäude<br />
der Fa. Mayer steht die Inschrift: „Es führt kein<br />
anderer Weg zum Leben und zum Frieden als der Weg des<br />
hl. Kreuzes. Im Kreuz ist Heil." Der obere Teil dieses Steinkreuzes<br />
iist im Jahre 1935 erneuert worden. Vom Missionskreuz<br />
auf dem Friedhof wurde das eigentliche Kreuz vom<br />
Sockel abgenommen und auf den Unterbau des 2. Kreuzes<br />
aufgesetzt. Es wurde gestiftet von den selig verstorbenen<br />
Martin Dieringer, Küfer und Ehefrau Walburga<br />
von hier, wohnhaft in Hechingen im Jahre 1882.<br />
Das 3. Steinkreuz an der Hechingerstraße wurde ebenfalls<br />
von den ledigen Schwestern Katharina und Magdalena<br />
Schäfer gestiftet. Es trägt die Inschrift: „Errichtet<br />
im Jubiläumsjahr des Sieges des Kreuzes Christi 1913." Damals<br />
feierte die Kirche die 1600 Jahrfeier über den Sieg des<br />
Kreuzes durch Kaiser Konstantin. Auf ihm sind noch weitere<br />
Inschriften zu lesen: „Christus herrscht, Christus siegt, Chritus<br />
regiert, Christus möge mein Volk von allem Uebel bewahren!"<br />
Die Schändung desselben ist der Nachwelt in folgendem<br />
Schrifttext überliefert: „Vom Haß zerstört am 8./9.<br />
Mai 1936, von der Liebe wieder errichtet am 10. 7. 1936.<br />
Sehet das Kreuz des Herrn, fliehet ihr feindlichen Mächte!<br />
Es siegt der König aus dem Stamme Juda."<br />
Das große Steinkreuz in der Mitte des Friedhofs an der<br />
Mauer und das an der Außenwand der Kirche in der Nähe<br />
des Haupteingangs angebrachte Holzkreuz erinnern an zwei<br />
Volksmissionen und sollen in diesem Zusammenhang nicht<br />
unerwähnt bleiben.<br />
Zur Erneuerung des religiösen Lebens wurde hier vom<br />
8.—16. September 1859 eine überaus starke besuchte Volksmission<br />
durch Jesuitenprediger abgehalten. Nach Aufzeich-