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Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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Jahrgang 1967<br />

Vagierens- verhängt Wörden sei; die „Conduite" sei also in<br />

Ordnung.<br />

Das- war wieder wichtig für die Aufnahme in Ungarn. Das<br />

Amt der Schloßhauptmannschaft in Preßburg hatte unterm<br />

18. 2. 39 und später nochmals unterm 4. 9. 39 die Ordnungsmäßigkeit<br />

des Kaufvertrags vom 13. 7. 38 bestätigt und hinzugefügt,<br />

Ausländer könnten rechtsmäßig nur Grundbesitz<br />

kaufen und sich seßhaft machen, wenn sie aus ihrer <strong>Heimat</strong><br />

entlassen sind. Nur unter dieser Bedingung sei die Kaufgenehmigung<br />

und die damit verknüpfte Aufnahme erteilt<br />

worden, wie sich dieser Vorbehalt auch aus der Aufnahmeurkunde<br />

vom 18. 2. 39 ergebe, die diesbezüglich nur vorläufigen<br />

Charakter habe. Mehr als diese bedingte Genehmigung<br />

zu erteilen sei die Grundherrschaft nicht befugt. Die<br />

Aufnahme erstrecke sich im übrigen nicht nur auf die Käufer,<br />

sondern auch auf deren Angehörigen, wenn solche eine<br />

gute Conduite haben.<br />

Danach hätten die Käufer die Familien Kleinmann, Kraft<br />

und Saible im Falle der Zahlung des Kaufpreises mitunterbringen<br />

können, soweit sie als Angehörige galten; bei den<br />

verwaisten Geschwistern wird man das ohne weiteres annehmen<br />

dürfen; die volljährigen Geschwister hätten aber<br />

ihre Entlassung beantragen müssen; Familie Koch wäre nicht<br />

miterfaßt gewesen. Außerdem befürchtete das Oberamt vielleicht<br />

auch, die Angehörigen könnten nur als Beisassen aufgenommen<br />

werden, nicht als Bürger. Dann hätten sie wieder<br />

nach Benzingen abgeschoben werden können.<br />

Inzwischen wurde in Preßburg der Verkäufer unruhig, als<br />

keine Anzahlung erfolgte, und ließ durch seinen Bruder Alois<br />

H a u s e r an das Oberamt Gammertingen schreiben. Der Brief<br />

verdeutlicht, wie dem Schreiber nicht ein entpersönlichtes<br />

Amt vor Augen stand, sondern eine bestimmte und bekannte<br />

Person, und schildert so anschaulich die damaligen Verhältnisse<br />

in Preßburg, daß ich ihn wörtlich bringe 10 ):<br />

„An den Hochwohlgeborenen und Hochverehrten Herr Herr<br />

Oberamtmann im Fürstenthum Sigmaringen Hohenzoller in<br />

Gammertingen — über Win, München, Ulm —<br />

(Erhalten 26. Juni 1839<br />

Hebele) Prestburg den 16ten Juni<br />

Hochwohlgeborener Hochverehster Herr Oberamtmann!<br />

Ich nehme die Freiheit an Sie zu schreiben wie es bei<br />

uns in Preßburg geht. Indem es jetzt Landtag ist geht<br />

es sehr lebhaft zu, den lten Juni sind die Landtagsherren,<br />

Fürsten und Grafen, auch die Edelleite von ganz Ungarn<br />

hier angekommen. Und der Kaiser am 5ten Juni. Es siend<br />

3 Regamenter Infanderie und Gawallerie aufgezogen und<br />

die Bürger der Stadt sind in der Uhneform ausgerückt, und<br />

101 Kanonenschuß hat man los gefeirt; die ganze Nacht<br />

ist die Stadt beleitet gewesen. Und die schöne Triejumfbögen<br />

die erlaubt worden sind, ist merkwirdig zum an<br />

schauen; das Jubeln und Viefat rufen, es lebe der Kaiser,<br />

von dem Bublikum wahr unbeschreilich.<br />

Der Verdienst ist sehr gut, und zu leben sehr wolfeil.<br />

Frucht und Wein wachts im Ueberfluß, aber Obst giebt es<br />

keines, die Würmer haben die Blüh und das Laub alles<br />

abgefressen. Was mich anbelangt bin ich immer gesund<br />

und es geht mir sehr gut.<br />

Ich hab erst vor ein paar Wochen wieder ein Haus gekauft<br />

um 700 Gulden WW 5 ), es sind 4 Zimmer darin, die<br />

tragen in einem Jahr 120 Hauszins, nebst dem anderen<br />

Haus mit 8 Zimmer, und der Wirtschaft, wo ich auch 400 fl<br />

Zins einnehme und von der Wirtschaft mich ernehren<br />

kann, ich brauche mich nicht so zu Plagen wie in Neifra 11 ).<br />

Auch den anderen, die ihn Oberusser angekauft haben,<br />

geht es gut und haben Arbeit genug. Der Christian<br />

Lebhertz, dem Glementz Lebhertz sein Sohn, befindet<br />

sich auch recht gut, nur möchte er Sie bitten, Schrengster<br />

Herr Oberamtmann, daß das Hochlöbliche Oberamt ihm<br />

sein Geld schicken möchte. Indem er schon 2 Jahr verheiradtet<br />

ist, wo er eine gute Bartie getroffen hat, er hat<br />

ein Haus verheiradet und ist als Untertan der Stadt angenommen,<br />

wie er die Aufnahme hinausgeschickt hat. Als<br />

Bürger kann er niemals angenommen werden, weil er<br />

keine Profession kann. Wenn er Bürger werden wollte,<br />

so müßte er wenigstens 6 000 fl besitzen, und ein jeder<br />

kann ja in einer so großen Stadt nicht Bürger werden.<br />

Und das Hochlöbliches Oberamt darf nicht zweifeln daran.<br />

Er hat keinen Taufschein gebraucht, sonder(n) mann (hat)<br />

ihn auf seinem Vater Schriften heiradten lassen, welches<br />

ich bezeige und für ihn gut stehen kann. Seine Frau glaubt<br />

immer, er bekomme nichts mehr von seinem Vater, das er<br />

sie nur vor einen Narren gehalten hat, weil er so lang<br />

nichts von Haus erhalten thut. Deswegen hat er mich ersucht,<br />

das ich es schreiben sollen und hat er eine sehr<br />

gute Aufführung und ist in einer Buchdruckerei als Hausmeister<br />

angestellt, und verdient Mohnatlich 30 fl und man<br />

HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 15<br />

hat ihn recht gern. Und die Benzinger sind alle aufgenommen,<br />

nur das Hochlöbliche Oberamt wird ersucht,<br />

das es die alte Aufnahme zurückschücken und nebstbei ein<br />

Schreiben wie die Aufnahme ausgeferdigt werden und so<br />

lange die Aufnahme nicht zurückgeschückt wird, so wird<br />

keine mehr geschrieben. So möchte ich Sie bitten, schrengster<br />

Herr Oberamtmann, das(s) Sie von der Güte sein<br />

möchten, und die Aufnahme wiederum zurückt senden,<br />

das die Sache einmahl auseinander gemacht wird, denn es<br />

ist schon mit einem großen Unkosten verbunden. Das Haus<br />

das diese schon im Jahr 1838 auf das Vermögenszeignis>,<br />

wo das Hochlöbliches Oberamt ausgestellt hat und die<br />

Schlossgrundische Herrschaft die Erlaubnis gegeben hat,<br />

das sie ankaufen können. Da haben diese meinem<br />

Bruder sein Haus abgekauft mit 16 Zimmer, die<br />

tragen jährlich 600 fl WW und ein Qulbel wo sie mit<br />

allem handeln können, wo schich eine ganze Vammilie auf<br />

dem Qulbel erhalten kann, um 1600 fl WW, wo schon jetz<br />

die ganze 5 Zimmer dann lehr stehen, der schaden gerechnet<br />

um 200 fl WW und haben diese noch ein Haus<br />

angekauft in Oberusser um 1000 fl WW wo eim schöner<br />

Obstgarten und ein Greitelgarten und das(s) man vor<br />

2 Kühe das ganze Jahr Futter machen kann, und Aeckern<br />

können sie genug kaufen, um ein wolfeiles Geld, wo sie<br />

sich gut fortbringen können, besonderlich mit Ihrem Professionen<br />

die sind recht angenehm und können sich Geld<br />

genug verdienen. Der Pius Kraft, Zimmermann, könnte<br />

sich gut verheiradten auf ein Haus, wenn er nur den Taufschein<br />

hätte, oder das(s) seine Eltern kommen möchten;<br />

er ist schon das ganze Jahr bei einem Zimmermeister in<br />

der Arbeit, und verdient sich viel, und der K o n r a d<br />

K 1 e i n m a n n desgleichen; der Siemon Kraft und<br />

die anderen haben die Häuser schon angetreten und betreiben<br />

die Sachen schon. Denn aufgenommen sind sie<br />

schon, und bei der Herrschaft haben sie die Aufnahme<br />

schon bezahlt und als Bürger und als Unterthanen angenommen.<br />

Geld haben sie aufgenommen, und mein Bruder<br />

ist dafür gutgestanden, das sie die Uhnkosten bezahlen<br />

haben können, die in dieser ganzen Zeit gemacht worden<br />

sind auf die Aufnahme. So bitte ich Sie, strengster Herr<br />

Oberamtmann, sind Sie von der Güte und übersenden<br />

Sie die Aufnahme, das(s) die Leite einmahl in die Ordnung<br />

kommen, dann seit in 7 Tagen ist die neue Aufnahme<br />

draußen, und wie Sie es verlangen wenn das Hochlöbliches<br />

Oberamt hereinschreiben tut, die Briefat Antworten nemt<br />

der Herrschaftliche Kiesgall nicht an. Nebenbei hat er<br />

ihnen zur Antwort gegeben, wo der Vamiliens-Vater aufgenommen<br />

ist, ist auch die ganze Vamilie angenommen,<br />

denn zurückgeschückt wird keines meh(r), wenn nur viele<br />

hereinkommen möchten. Denn Ungarn ist ein freies Land<br />

und wird jeder angenommen, wenn nur einer seine gute<br />

Schneiten hat, wo ich dafür gut stehen kann. Sollten die<br />

garnicht auswandern können, so belaufen sich die Unkosten<br />

schon auf 188 fl WW, wo bezahlt werden müssen,<br />

wenn sie nicht kommen. Kommen sie aber, so ist das<br />

Trankgeld schon bezahlt. Und so bitte ich Sie, strengster<br />

An das<br />

Postamt<br />

in

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