Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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62 HOHKNZOLLKRISCHEHEIMAT Jahrgang 1967<br />
Die Laudiert (1267 Locha) hat noch im Elsaß bei Colmar<br />
westlich von Breisach eine Schwester „La Lauch (1259<br />
Louchach) und eine weitere in Lauche, die in der Schweiz<br />
der Murg zustrebt. Während Michel Buck 1881 in seinem<br />
Flurnamenbuch meinte, das Wort sei kaum deutsch, und Otto<br />
Springer es als W a 1 d b a c h erklären wollte (loh = Wald),<br />
stellen neuere Forscher das Wort zu den Wörtern Lauch,<br />
Schnittlauch (solchen gibt es als „Lauchelen" massenhaft im<br />
Quellgebiet der Lauchert am „Fürchtle" des Ringinger Talwieses)<br />
und Locke und somit zum indogermanischen 1 u k,<br />
lug, was biegen bedeutet (russisch 1 u k der Bogen, griechisch<br />
1 y g o s biegsamer Zweig). Lauchert wäre somit ein<br />
Wasserlauf mit vielen Biegungen, was wohl stimmen<br />
dürfte.<br />
Schwelher Hans, ein bisher unbekannter Bruder oder eher<br />
frühverstorbener Sohn des edlen Peter Schwelher von<br />
Straßberg siegelte laut freundl. Mitteilung des Herrn Staatsarchivrats<br />
Dr. Natale-Sigmaringen am 10. Juli 1500 zusammen<br />
mit Wolf von Bubenhofen eine Urfehde des Hans Zech<br />
von Laufen als „Hans Sweller". Sein Siegelschild ist fünfmal<br />
geteilt. (Stauffenbergarchiv im Sigm. Staatsarchiv II, Lautlingen<br />
d 54). Krs.<br />
Die Bischofsfigur an der Alpirsbacher Vorhalle, in der von<br />
mir (H. H. 1964, 54) der Kirchenpatron Nikolaus vermutet<br />
wurde, bringt P. Virgil Fiala in Zusammenhang mit der ehemaligen<br />
Abtskapelle zu Ehren des hl. Martin. So möchte er<br />
annehmen, daß es sich um einen hl. Martin handelt, der dann<br />
nachträglich hier an der Vorhalle angebracht worden sei<br />
(Zeitschrift für württ. Landesgesch. 1966, 375). Krs.<br />
Rugerus von Halberingen starb als Kirchenrektor von<br />
Herrlingen bei Ulm laut Grabsteinumschrift am 13. Februar<br />
1342. Halberingen scheint nicht bekannt zu sein. Wenn statt<br />
des anlautenden H ein ursprüngliches S vermutet werden<br />
könnte, handelte es sich um Salmendingen, das um jene Zeit<br />
als „Sälberingen" erscheint. Krs.<br />
Openwilare = Pfaffenweiler? Das Weindorf Pfaffenweiler<br />
bei Freiburg i. Brsg. feierte im Sommer 1967 sein 1250jähriges<br />
Bestehen, d. h. so viele Jahre seien seit der ersten urkundlichen<br />
Nennung verflossen. Das ist umso interessanter, als<br />
der Ort Openwilare in einer St. Galler Urkunde, die<br />
zwischen 716 und 720 zu datieren ist, früher auf Wolfenweiler<br />
gedeutet wurde. Der letzthin verstorbene Pfarrer<br />
Deichelbohrer von Pfaffenweiler hat jedoch überraschend<br />
Openwilare als Popenwilare erklärt, das sich in sprachlicher<br />
Gleichheit von Pope und Pfaffe zu Pfaffenweiler entwickelt<br />
habe! Es wurde ein Gedenkstein enthültt, auf dem<br />
steht: „Schon 716 lieferte Openwilare den Wein an das<br />
Kloster St. Gallen."<br />
Außerhalb Obses: Alles, was innerhalb der Ringmauer und<br />
„usserhalb Obsses wirt", erklärt die Zeitschr. f. Hohz. Gesch.<br />
2, 1966, S. 41 merkwürdigerweise als: „Was außerhalb der<br />
Dachtraufe wächst oder geboren wird." Beweis? Heißt es nicht<br />
einfach: Was innerhalb der Ringmauer wächst, ausgenommen<br />
das Obst?"<br />
Kästle-Kastelburg<br />
Die Flur Kästle auf dem Trochtelfinger Blatt 11 und<br />
17 (H. H. 1967, 45) bei den Namen Spitziger Berg und Hintere<br />
Burg scheint auf eine Befestigung hinzuweisen, vermutlich<br />
eben auf die Hintere Burg, als deren alten Namen man Haidegg<br />
gefunden hat. Es fällt nämlich auf, daß auch bei<br />
Ringingen die Ruine Ringelstein oder Aloises Schlößle sich<br />
am Abhang des Kästlesbühl findet und daß eine bedeutende<br />
Burgruine bei Waldkirch im Breisgau heute Kastelburg<br />
heißt. Während der Familienname Kast oder<br />
Kästle von Arbogast abgeleitet wird, dürfte bei obigem Burgennamen<br />
das lateinische Wort castellum (Befestigung, Burg)<br />
zugrunde liegen. Oder wer weiß eine bessere Erklärung? Ein<br />
norddeutscher Forscher leitet sogar den Stadtnamen Kassel<br />
von castellum ab und ein Tübinger Gelehrter möchte auch<br />
in bestimmten Fällen die Flur Kessel darauf zurückfühen,<br />
nämlich dann, wenn das Gelände dies nahelegt. Krs.<br />
170 Wohnplätze sind nach Feststellung eines <strong>Heimat</strong>freundes<br />
im heutigen Hohenzollern abgegangen, nämlich Dörfer,<br />
Weiler, Burgen, Höfe. Auch Pettenweiler von 851 dürfte<br />
in Nähe von Vilsingen (nicht bei Nusplingen, wie Dr. Jänichen<br />
wollte!) abgegangen sein, wo noch die Flur Weiler vorkommt.<br />
Dagegen bestehen in Hohenzollern noch 160 Siedlungen.<br />
Stadt und Statt<br />
Stadt und Statt waren ursprünglich gleichbedeutend:<br />
„wo etwas steht", (ahd. und mhd. „stat" = Ort, Stätte). Vor<br />
der mittelhochdeutschen Zeit wurde die Bedeutung von Stadt<br />
durch das Wort „Burg" ausgedrückt, z. B. in Offenburg, Freiburg,<br />
Straßburg. Im Melchinger Fleckenbuch von ca. 1450, das<br />
erst 1945 verloren ging, heißt es: „Das Dorf oder der Fleck<br />
Meldungen soll fürder in ewige Zeiten stett recht mit<br />
freien Märkten haben, wie schon bisher Gewohnheit war,<br />
dazu Stock und Galgen nach unsrer gnäd. Herrschaft. Item<br />
welcher alhie an den freien Märkten a i n statt (Platz,<br />
Standort, Marktstand) einnimmt, um fail zu haben, es seien<br />
Kramer, Gerber, Schuhmacher, und was sonst statt empfängt,<br />
gibt jeder 4 Heller zu Zoll und stattrecht! (Hohz.<br />
JHeft 1954, 172.) Eine Stadt galt somit damals als ein Platz,<br />
an dem Märkte stattfanden, ohne daß freilich Meldungen selber<br />
je das Stadtrecht im heutigen Sinne erlangte! Krs.<br />
Das Schloß zu Straßberg, das stolz über dem Schmeiental<br />
auf einem Berge thront, wurde diesen Sommer eingerüstet<br />
und im Einvernehmen mit dem Amt für Denkmalpflege außen<br />
renoviert. Es ist kürzlich vom fürstlichen Haus Hohenzollern<br />
käuflich an Dr. Ing. Laschimke - Sigmaringen<br />
übergegangen. Das „Denkmälerwerk" würdigte das Bauwerk<br />
eingehend und im Hohz. Jahresheft 1959, 1—184, wurde die<br />
Geschichte der ganzen Herrschaft Straßberg dargestellt. Eine<br />
Beschreibung des Schlosses um 1620 findet sich daselbst S.<br />
170. Sie stammt nicht aus einem Pfarr-Urbar von 1668, wie<br />
behauptet wurde. Im Jahre 1782 wurden nach einem Blitzschlag<br />
von der Abendseite drei, von der Morgenseite zwei<br />
Stockwerke abgetragen und das Ganze zu einem bequemen<br />
Wohnsitz für den „Schloßmeyer" eingerichtet. Krs.<br />
Als Benzinger Pfarrer wird am 14. April 1384,, Pfaff Heinrich<br />
der Leutpriester und Kammerer daselbst" erwähnt,<br />
ferner der Kirchherr zu Frohnstetten, namens Abel (Stuttg.<br />
Staatsarchiv B 476, Nr. 57). Letzterer fehlt in der Pfarrliste<br />
Frohnstettens im Hohenz. JHeft 1959, S. 78 f. Krs.<br />
Walger von Bisingen siegelte am 24. Mai 1381 dem Wernher<br />
von Rosenfeld, dem Sohn des Burkart von Schalksburg in<br />
einer Urkunde betr. ein Hofgut zu Pfeffingen (Staatsarch.<br />
Stuttg. B 476, Nr. 81): Ergänzung zum Bisinger <strong>Heimat</strong>buch<br />
Seite 5. Krs.<br />
Die Weiße Sammlung zu Rottweil bezog im Jahre 1554 vom<br />
Grafen Jos Nikiaus von Zollern je auf Michaelis 10 fl. Vom<br />
Jerg Bröchtlin von Stauffenberg jeweils auf Ostern 5 fl, (abgelöst<br />
1579); von Hans Eißelin zu Harthausen auf der Alb<br />
(Amt Gammertingen) je auf Martini seit 1548 fünf Gulden<br />
(später von Baschian Mayer zu Feldhausen). Von den Städten<br />
Hettingen, Gammertingen und dem Dorf Neufra je auf Mitfasten<br />
5 fl. Von der Gemeinde Burladingen je auf Mathäi des<br />
Apostels Tag 10 fl (noch 1594); Von Philipp Dietrich Speth<br />
von Zwiefalten zu Hettingen und Gammertingen je auf Lichtmeß<br />
seit 1578 sechzig Gulden (noch 1594). Vom gleichen auf<br />
Dreikönig seit 1584 je 20 Gulden (noch 1594). Endlich von der<br />
Gemeinde Straßberg je auf Martini (1554) fünfzehn Gulden,<br />
vorher von Hans Warter (Urbar H 232, Nr. 282, Seite 17a im<br />
Hauptstaatsarchiv Stuttgart). — Die Betreffenden hatten also<br />
bei den Dominikanerinnen zu Rottweil Darlehen erhalten, die<br />
sie mit den angegebenen Beträgen verzinsen mußten. Krs.<br />
Reginboto von Neuneck war 1161 Mönch in Reichenbach<br />
und wurde später im Chor der Kirche daselbst begraben.<br />
(Gabelkofer nach Schreiner Nr. 41, dessen Buch von uns in<br />
Hohenz. <strong>Heimat</strong> 1967, 46, zitiert ist). Nach Hans Rommels<br />
Freudestädter <strong>Heimat</strong>blättern ist dieser Reginboto der älteste<br />
Vertreter des Namens. Tatsächlich nennt Locher in seinen<br />
Neunecker Regesten das Geschlecht erst seit 1236 (Mitt. Hhz.<br />
XI. 1877, S. 71, was richtig 87 heißen müßte).<br />
Zoll- und Chauseegelder<br />
Das Chauseegeld im Fürstentum Hohenzollern-Hechingen<br />
bringt nach glaubwürdiger Nachricht 5 000 fl. und der Zoll<br />
24 000 fl. Dieser wirft in den beiden österreichischen Grafschaften<br />
Hohenberg jährlich 75 bis 100 000 fl. ab, zu deren Einbringung<br />
3 Haupt- und 62 Nebenzollstationen angelegt sind.<br />
Die beträchtlichste Zolleinnahme ist vom Getreide, das in die<br />
Schweiz geführt wird. Im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen<br />
ist auch ein österreichisches Zollamt und 14 Nebenzoll-<br />
Stationen.<br />
Nicolai, Reise durch Deutschland. 1781.