Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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52 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang 19(57<br />
Der Schnitt mißt 1.10 m. Diese Höhe ist als sogenannte<br />
Kulturschicht anzusprechen.<br />
Die Einteilung in 5 bzw. 4 Schichtgruppen (0—IV) ist<br />
gemacht worden, um eine gewisse Unterteilung zu bekommen.<br />
Die Kriterien sind die vorhandenen dünnen Schichten<br />
in denen Holzkohle bzw. Asche oder schwarze Branderde<br />
enthalten sind. Dies erklärt vier Perioden mit jeweiliger<br />
Vernichtung der Bebauung des Holzes, entweder des ganzen<br />
Baues oder der Bedachung. Die im 3. Abschnitt vorhandene<br />
Holzkohle dürfte zum Turmschaft gehörend bezeichnet<br />
werden. Der heutige Turmeingang weist auf eine<br />
romanische Sandsteineinfassung auf. Damit dürfte in der<br />
3. Periode ein Steinhaus mit romanischen Bauelementen<br />
vorhanden gewesen sein (vor 1320).<br />
In der Entfernung von ca. 8 m von der ehemaligen<br />
Kommunionbank aus gemessen, stieß man auf Mauerreste<br />
bzw. Fundamente. Diese hatten Fortsetzung sowohl in<br />
östlicher als auch nördlicher Fortsetzung.. Eine südliche<br />
Fortsetzung konnte nicht festgestellt werden. Dies dürfte<br />
die Umrisse der Urkirche ausmachen, in der Abmessung<br />
8 x 8 m und in nordöstlicher Anordnung der Turm, der<br />
evtl. als letzte Br.stion zu betrachten wäre (siehe Skizze).<br />
Wiederum in westlicher Richtung, ausgehend von der<br />
ehem. Kommunionbank, wurde eine weitere Fundamentation<br />
festgestellt. Dies war bei Marke 15,5 m. Die Stärke der<br />
Fundamentation machte etwa 1 m aus. Die gleiche Stärke<br />
wie die heutigen Ummauerungen. Dies dürfte die westliche<br />
Begrenzung der Kirche bis 1320 gewesen sein. Der Bau nach<br />
1451 stellt sich gleich mit der heutigen Ummauerung. Als<br />
Beweis hierfür bietet sich an, daß vom Schloß zur Kirche<br />
ein überdeckter Uebergang bestand. Eine kleinere Kirche<br />
hätte sich mit den anderen Gebäuden um Schloß und Kirche<br />
nicht in Zusammenhang bringen lassen.<br />
In Fortsetzung von der Marke 15,5 m bis zur heutigen Westmauer<br />
wurden Reihengräber gefunden. Die Gebeine hatten<br />
eine nord-südliche Ausrichtung. Auch dies ist ein Argument<br />
zur vorgehenden Feststellung. Wohl war bis 1501 der Fried-<br />
Abbildung Nr. 1<br />
St. Martinkirche Trochtelfingen<br />
Grabung Heizungskanal<br />
Tiefe ca. 1,10 m<br />
Ort: westlich vom Turm<br />
bei Marke 5—6<br />
Sommer 1964<br />
hof bei der Martinskirche. Die Errichtung des Langhauses<br />
in der heutigen Begrenzung erfolgte 1451. Gleichfalls wurden<br />
eine Unmenge Gebe'ne zwischen den Marken 8 m und<br />
15,5 m gefunden, wie die Grabenden anschließend sagten.<br />
Ueber die Lage, den Zusammenhang konnten keine Aufschlüsse<br />
mehr gegeben werden.<br />
Bei den Gebeinen im letzten Teil der Kirche wurde ein<br />
Messer gefunden — einen Aufschluß aus welcher Zeit es sei,<br />
konnte noch nicht gegeben werden.<br />
Bei diesen Grabungen wurden keine sensationellen Ergebnisse<br />
zu Tage gebracht, das möge auch nicht der Sinn<br />
dieser Aufzeichnung sein. Dennoch scheinen die Argumente,<br />
die Herr Landeskonservator Genzmer in der Ausgabe der<br />
Hohenzollerischen Geschichtsblätter anführt, widerlegt: „Eine<br />
systematische Grabung hätte sich bestimmt nicht gelohnt<br />
und wäre zum Zeit- und Kostenaufwand in keinem Verhältnis<br />
gestanden." Fachleute sollten mit solchen Urteilen<br />
vorsichtiger sein! In Sigmaringen oder Hechingen wäre dies<br />
bestimmt interessant gewesen! Es darf erwähnt werden, daß<br />
die Werdenberger Linie, die in Trochtelfingen mit einer<br />
Zweiglinie ihren Stammsitz hatte, eben auch in der Annahme<br />
von Dr. Schoss.", Tübingen und Pfarrer Kraus,<br />
Freiburg von den Tübinger Pfalzgrafen Trochtelfingen gegründet<br />
und zur Stadt erklärt wurde, doch ein bedeutender<br />
Platz war. Die Zeitläufe haben Trochtelfingen degradiert.<br />
Dieser Beitrag erhärtet die Auffassung von Pfarrer Kraus,<br />
der die Nennung im Lorscher Codex Laureshamensis aus<br />
dem Jahre 767 „Trogolfinger Marca" auf das Trochtelfingen<br />
Kreis Sigmaringen bezieht. Wohl wissen gelehrte württembergische<br />
Männer und Institutionen Argumente anzuführen,<br />
die bei der bisherigen Auffassung beharren, daß die „trogolfinger<br />
marca" das Trailfingen bei Münsingen sei. Eine<br />
Grabung kann nur eine Hilfe für eine Beweisführung darstellen,<br />
zudem wenn ein Laie dies tut! Vielleicht sagen<br />
Scherben, Estriche und Kohlenreste mehr als wissenschaftliche<br />
Sprachdeutungen. Doch müßte man sich daran machen,<br />
in Trailfingen auch Scherben zu suchen, dann wäre den<br />
Stuttgarter Staatsarchiv Argumenten zu zustimmen.