Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Jahrgang 1967 H O H EN Z O LLE RI S C H E HEIMAT 63<br />
Ein bisher unbekannter Brief des Erzbischofs Hermann von<br />
Vikari an Thomas Geiselhart<br />
Thomas Geiselhart, Gründer des Gymnasial-Konviktes St.<br />
Fidelishaus und des Waisenhauses Nazareth in Sigmaringen<br />
war schon als Gymnasiast in Konstanz mit Hermann von<br />
Vikari, dem späteren Erzbischof von Freiburg, bekannt geworden.<br />
Als dieser von der Armut des Gymnasiasten erfuhr,<br />
nahm er sich hilfreich seiner an. Geiselhart zeigte sich zeitlebens<br />
dankbar, nahm an den großen Sorgen des Erzbischofs<br />
innig Anteil und suchte ihn nach Kräften zu unterstützen.<br />
Als Kuratieverweser in Laiz-Inziigkofen (1851—1854) war ihm<br />
auch die Seelsorge für die fünf letzten Klosterfrauen des<br />
Augustinerklosters Inzigkofen übertragen. Sie hatten die<br />
Erlaubnis, in ihrem aufgehobenen Kloster zu leben und bezogen<br />
von der fürstlichen Verwaltung eine Pension. Um diese<br />
ersparten Gelder handelt es sich offenbar in nachfolgendem<br />
Brief. Auf ihre Bitte hatte der Erzbischof von Freiburg ihnen<br />
Geiselhart als geistlichen Beistand und Rechtsberater gegeben.<br />
Geiselhart berichtet dazu in seinem Tagebuch:<br />
„Ich meine, diesen Auftrag recht besorgt zu haben, habe<br />
ich doch genau ihren letzten Willen in einem gemeinsamen<br />
Testament verfaßt, bin beim Sterben aller fünf Frauen gewesen,<br />
habe für die Dienstboten und den Haushalt gesorgt.<br />
Am 31. Juli 1856 starb Frau Salesia Pfeiffer als letzte."<br />
[J. Wetzel: Thomas Geiselhart 1811—1891, M. Liehner-Sigmaringen.]<br />
Hochwürdiger, Innigst verehrtester Herr Stadtpfarrer!<br />
Sie haben mich mit Ihrem mit 114 Goldstücken belegtem<br />
Schreiben vom 23. vor(igen) Monats ganz überrascht; die<br />
edel gesinnnten Frauen von Inzikofen haben Solche vom<br />
Munde abgesparrt, um für die Ehre Gottes und das Seelenheil<br />
Jünglinge zu guten Priestern erziehen zu können im<br />
Seminario Puerorum, und wollen auch noch zu kirchlichen<br />
Zwecken die Ueberbleibsel verwendet wissen; dass kann<br />
nur der Allvergelter diesen Edlen ersetzen; ich nur kann und<br />
will jeden Monat für die noch lebenden und verstorbenen<br />
Antheilnehmerinnen eine hl. Messe lesen, dass der Allerbarmer<br />
die Lebenden in seiner vollen Gnade erhalte und die<br />
Verstorbenen in Himmel eingehen lassen wolle, wenn noch<br />
etwas lasten sollte, was aber bei solch wohlgesinnten nicht<br />
zu besorgen ist.<br />
Diese zur Ehre Gottes geschenkte reiche Gabe bestehet in<br />
ß7 Dukaten á 5 Gulden 36 Kreuzer 375 Gulden 12 Kreuzer<br />
40 Louisdor ä 11 Gulden 440 Gulden<br />
3 Doppellouisdor 66 Gulden<br />
4 Doppeldukaten 44 Gulden<br />
114 Stück betragen in Summa 925 Gulden 12 Kreuzer<br />
Gott vergelte es. —•<br />
Ueber den Verlust Ihrer braven Frauen bedaure ich Sie.<br />
Die Verstorbene Selbst ist jetzt besser daran, auch werde<br />
für Selbe opfern.<br />
Kommen Sie auch später zum Genuss der Trauben; bis<br />
anfangs September bin ich abwesend in Funktion, theils<br />
zu Weihungen, theils zu firmen. Ich habe noch viele harte<br />
unbillige Kämpfe zu bestehen.<br />
Leben Sie wohl, der Herr segne Sie alle; ich verbleibe<br />
in Verehrung und Liebe<br />
Ihr dankschuldigster Freund<br />
t Hermann<br />
Freiburg Erzbischof<br />
6. August 1852 Nikolaus Maier.<br />
Hohenzollerische Mönche und Laien sind aufgeführt in dem<br />
Werk von Klaus Schreiner „Sozial- und standesgeschichtliche<br />
Untersuchungen zu den Benediktinerkonventen im östlichen<br />
Schwarzwald (1964 Kohlhammerverlag. B / Forschungen 31:<br />
Fauler Stephan von Hettingen 1590, 1603 im Kloster<br />
Reichenbach Mönch; entschließt sich katholisch zu bleiben (S.<br />
222). Dietrich von Steinhilben 1343, Laie, ist Vormund<br />
der dementia geb. von Bellenstein und ihres Sohnes<br />
Hug von Thalheim (S. 213). Jakob von Steinhilben<br />
1474, 1490, 1509 Prior zum Kniebis (S. 290). Werner von<br />
Steinhilben 1296, Mönch und Kustos im Kl. Reichenbach;<br />
sein Verwandter ist Diemo von Steinhilben 1289 (S.<br />
210). Me nloch derHülwer (urspr. wohl von Steinhilben)<br />
1358 mit Geschwistern Elisabeth und Adelheid, Klosterfrauen<br />
zu Engeltal, und Heinz der Hülwer von Schenkenzell<br />
1361, 1388; und Dietrich der Hülwer 1388 (S. 213).<br />
Pirster Willibald aus Haigerloch (S. 299) machte 1627<br />
Profeß im Kl. Kniebis, hatte in Dillingen studiert, 1628 in<br />
Ochsenhausen, 1638 Vikar in Furtwangen, Prior von Amtenhausen<br />
1647—54, wo er starb. Seine Schwester Maria Jakobea<br />
war Nonne im Kl. Stetten b. Hech. 1644 nach Mones<br />
Quellensamml. II. 444. Wilhelm von Ringelstein,<br />
Heinrichs Sohn, ist 1452 zweiter Gatte der Ursula von Stetten<br />
i. R., deren erster Mann Reinhard Maiser von Berg 1408—43<br />
vorkommt (Stammtafel S. 146, 147). Sauter Fabian von<br />
Haigerloch, Konventual in Alpiersbach 1509, Prior 1523: wird<br />
1535 vom Hz. Ulrich von Wirtemberg durch ein Leibgeding<br />
von jährlich 40 Gulden abgefertigt (S. 281—282). Johann<br />
von Trocht'elfingen (Hohz.) 1307 Konventual in Reichenbach,<br />
niederadlig (S. 211). Laut Wappens ist sein Stammesgenosse<br />
Ulrich von Truchtelfingen (beachte u!)<br />
1339 Mönch in St. Georgen, Propst 1341, Abt 1347, 1359 abgesetzt,<br />
wieder Abt 1364, starb in Rottweil am 3. März 1368.<br />
Er hatte 1365 im Wappen einen stehenden Teufel wie der<br />
Laie Ulrich von Trochtelfingen 1418. Des Abtes<br />
Schwestermann war Erkenbold von Ortenberg 1379 (S. 225).<br />
Vgl. dazu Hohz. <strong>Heimat</strong> 1958, 28!<br />
Burkart der Zimmerer (wohl Heiligenzimmern) 1344 Mönch<br />
in St. Georgen, 1379 Propst in St. Marx, stiftet beim Klostereintritt<br />
für sich und seinen Bruder Dietrich, Konventbruder<br />
zu St. Georgen, ein Leibgeding mit Gütern zu Balgheim,<br />
Dürbheim und Zeysenheim (S. 235).<br />
Graf Felix von Werdenberg und die Stadt Scheer<br />
Anfangs August wurde in der Tagespresse vom Verkauf<br />
des Stadtschlosses zu Scheer sn der Donau durch den Fürsten<br />
von Thum und Taxis an einen Privatmann berichtet, der ein<br />
Museum darin einrichten wolle. Leider schlichen sich in die<br />
angefügten geschichtlichen Angaben einige Irrtümer ein, die<br />
berichtigt seien. Das Vorgehen des Grafen Felix von Werdenberg,<br />
der den Grafen von Sonnenberg im Jahre 1511 umbrachte,<br />
wurde niemals so gesühnt, wie es eigentlich geschehen<br />
sollte. Dr. K. Th. Zingeler hat über die ruchlose Tat<br />
und deren Folgen ausführlich in Mitt. d. Vereins f. Geschichte<br />
Hohenzollerns Jg. 17, 1883, S. 1—47 berichtet. Nur die Inschrift<br />
des Sühnebildes über dem Schloßeingang in Sigmaringen,<br />
das aus Laiz stammen soll, zeigt die Reue des Grafen an:<br />
„Mater dei memento mei = Mutter Gottes, gedenke meiner.<br />
Felix Graf zu Werdenberg und zu dem Hailigenberg 1526."<br />
Dieser Graf hat tatsächlich das Kloster Laiz 1522 bis 1527<br />
wieder aufgebaut, vielleicht als Sühne. Was jedoch von seinem<br />
Tod die Zeitung behauptete, er sei 1530 zu Augsburg im<br />
Bett erschlagen gefunden worden, ist reine Fabel. Die Zimmerische<br />
Chronik, der die Schauermär entnommen ist, schreibt<br />
an anderer Stelle, der Graf sei anscheinend in apoplexia, also<br />
am Schlag gestorben. Die Füssener Annalen von Gallus Knöringer<br />
bezeugen ganz eindeutig: „In Augsburg auf dem Reichstag<br />
starb der edle Graf Felix von Werdenberg. Abends spät<br />
fühlte er sich etwas krank und am Morgen (12.<br />
Juli 1530) fand man ihn tot." Keine der zahlreichen Chroniken<br />
jener Zeit weiß etwas von einem gewaltsamen Ende. Auch<br />
das Skelett in der Trochtelfinger Gruft zeigt keinerlei Spuren<br />
gewaltsamer Einwirkung. Und die Zimmerische Chronik<br />
schließt ihre Schauergeschichte: „Gott weißt die rechte Wahrheit,<br />
wie es ergangen." Man darf annehmen, daß der leidenschaftlich<br />
jähzornige Mann einer Herzattacke erlag.<br />
Was nun die Stadt Scheer angeht, dessen Schloß der Wohnsitz<br />
des Opfers des Grafen Felix vorher gewesen, so hat sie<br />
mit der Grafschaft S c h e r r a nichts weiter als den Namen<br />
gemeinsam, der nämlich von den Felszacken oder „Schären"<br />
(scerrae) genommen ist. Die Stadt kann auch niemals, soweit<br />
An das<br />
Postamt<br />
In