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Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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Jahrgang ¡967 H O H E N Z O LLE RI S C H E HEIMAT 51<br />

Grabungen in der St. Martinskirche in Trochtelfingen<br />

Im Frühjahr 1964 wurde die St. Martinskirche in Trochtelfingen<br />

dem Baustil und dem Konzil entsprechend einer sehr<br />

gründlichen, leider nicht konsequent durchgestandenen, Renovierung<br />

unterzogen. Dabei wurde der schadhafte und<br />

unebene Sandsteinboden in der ganzen Kirche herausgenommen,<br />

weil sowohl die Altarstufen, der gesamte Boden<br />

und die Heizung erneuert werden mußten.<br />

So mußte vom Ende des Chores durch das ganze Langhaufi<br />

ein Heizungskanal, ca 0.70 m tief und ca. 0.80 m breit gegraben<br />

werden.<br />

Einem Zufall ist es zu verdanken, daß die folgenden Aufzeichnungen,<br />

Entnahmen, Messungen und Fotoaufnahmen<br />

von mir gemacht werden konnten. Sie sind primitiv und<br />

unter die Stufe von Notgrabungen einzuordnen, dennoch<br />

scheinen sie m. A. wert festgehalten zu werden.<br />

Für wenige Stunden brachte dieses Aufreißen des Bodens<br />

einen Einblick in die bisher völlig unbekannte Geschichte<br />

der Kirche. Aeltere Urkunden vor 1320 sind von der<br />

Kirche nicht bekannt; damals sind sie verbrannt. Die Stellungnahme<br />

des Herrn Landeskonservators i. R. Genzmer,<br />

das hätte den Bauablauf unnötig aufgehalten und doch<br />

keine wesentlichen neuen Erkenntnisse gebracht —- er zog<br />

Vergleiche zu Esslingen etc. — können vielleicht durch diesen<br />

Bericht etwas entkräftet werden. Eine bescheidene Aufnahme,<br />

die in 3—4 Tagen hätte erfolgen können, hätte<br />

manches Rätsel lösen können.<br />

Das Hereinragen des Kirchturms in den Chor — er besteht<br />

im Unterbau aus kräftigem Bossenquadermauerwerk (Größe<br />

7 x 7 m über 2 m = 3,4) hat schon immer auf den Urbezirk<br />

der Kirche hingewiesen. Der Turmschaft hat auch den<br />

Brand von 1320 überstanden und könnte so ein höheres<br />

Alter haben, als von Armbruster „die Lindauer Heidenmauer<br />

unsere verkannten Römertürme" unter Trutztürme und Verwandtem<br />

ausgewiesen hat.<br />

So wurden große Steinquader und Mauerwerk in nordsüdlicher<br />

Richtung vom Turm ausgehend festgestellt (siehe<br />

Skizze). Anschließend an die großen Steinquader fand sich<br />

eine Stufe.<br />

Unter den großen Steinquadern fand sich eine Tönscherbe<br />

mit Strichen, ein Begrenzungsstein einer Feuerstelle, sowie<br />

eine schwarze Tonscherbe. Diese Teile wurden entnommen.<br />

Zeitlich sind diese Funde den Kelten zuzuordnen.<br />

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-•s<br />

TURM -4<br />

Johannes Martin Schoser<br />

TONSCHERBE + HOLZKOHLE<br />

MAUERFUNDAMENT<br />

R EUERSTELLE<br />

In Verlängerung nach Westen (etwa 2 m von den Steinquadern<br />

entfernt) fand sich ein gestörtes Grab in der Tiefe<br />

von ca. 0.70 m. Die vorgefundenen Gebeine deuten auf ein<br />

Kindergrab hin. In unmittelbarer Nähe wurden Reste von<br />

Eichendielen ca. 0.10 m dick gefunden.<br />

In der sehr knappen Zeit für die Aufnahme wurde versucht<br />

(siehe Abb. 1 und 2 sowie Skizze) an einer Stelle bis zum<br />

Mutterboden zu kommen. Dies wurde getan in unmittelbarem<br />

Anschluß an das gestörte Grab.<br />

Der Schnitt:<br />

IV ? cm Sandsteinplatten<br />

? cm Auffüllmaterial Sand<br />

20 cm aufgefüllt mit<br />

Kalksplit<br />

einheimischem<br />

10 cm schwarzer Boden<br />

III 3 cm fester Kalkestrich<br />

Farbe weiß (Probe entnommen)<br />

3 cm schwarzer Boden und Humus<br />

Holzkohlenreste<br />

3 cm, feiner brauner Humusboden<br />

2 cm festgestampfter Lehm<br />

II<br />

2 cm<br />

3 cm<br />

feiner brauner Humus<br />

schwarzer Humus<br />

(bemerkenswerter Flund: Zahn<br />

3 cm<br />

und kleine Scherben<br />

fester Kalkestrich<br />

Farbe rötlich, (Probe entnommen)<br />

14 cm fester Kalkestrich<br />

Farbe gelblich (Probe entnommen)<br />

12 cm Steinfundament mit Sand ausgefüllt<br />

(Steine etwa Faustgröße)<br />

3 cm schwarzer Humus<br />

4 cm<br />

Boden braun mit Holzkohlen<br />

(Holzkohlen entnommen)<br />

8 cm<br />

Steinfundament (kleinere Steine<br />

ausgefüllt mit Sand)<br />

20 cm<br />

schwarz-brauner Boden - gewachsen<br />

jedoch Reste von Kalk u. Holzkohle<br />

SAKRISTEI<br />

GROSSE<br />

ST. MARTINSKIRCHE<br />

TROCHTELFINGEN<br />

STEINQUADER<br />

SCHNITT<br />

> GESTORTES<br />

KINDERGRAB<br />

HEIZUNGSKANAL<br />

GRÄBER<br />

UR'KIRCHE<br />

BIS 1320<br />

NACH 1451<br />

(Lageplan und Einzeichnungen Martinskirche Trochtelfingen)

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